Nach welchem System richtet sich deine Familie aus?
SCHEINBAR besteht ein himmelweiter Unterschied darin, einer Familie vorzustehen und ein Land zu regieren. Das eine scheint viel komplizierter zu sein als das andere. Bei einer genaueren Untersuchung kann man aber viele Ähnlichkeiten feststellen, denn Nationen waren ursprünglich Familiengruppen, die immer größer wurden (1. Mose 10:5). Zwischen vielen heutigen Staatsformen und modernen Familien bestehen gewisse Ähnlichkeiten. Eine genaue Betrachtung dieser Ähnlichkeiten kann für uns von Nutzen sein.
Die meisten westlichen Länder haben eine Demokratie oder Volksherrschaft. Unter dieser Staatsform wird viel Wert auf die persönliche Freiheit gelegt. Einige Leute führen Protestmärsche durch und streiken und stören somit das Leben anderer, nur um ihrem Recht auf Redefreiheit Geltung zu verschaffen und ihre Forderungen durchzusetzen. In manchen Familien geht es ähnlich zu. Jedes Glied besteht darauf, das machen zu können, was es will, und erhebt lauthals Einspruch, wenn ihm das, was ihm seiner Meinung nach zusteht, vorenthalten wird.
Kommt dir das bekannt vor? Wenn ja, dann ist dir bestimmt aufgefallen, daß solch ein Zustand nicht zum Glück und zur Einheit der Familie beiträgt. Man empfindet aber tiefes Glück, wenn man an den anderen Familiengliedern interessiert und auf ihr Wohl bedacht ist.
Viele demokratische Länder haben eine Regierungskoalition. Eine Koalition wird dann notwendig, wenn die größte Partei nicht über die absolute Mehrheit der Stimmen verfügt und sich daher mit einer kleineren Partei verbünden oder sozusagen mit ihr „eine Vernunftehe“ eingehen muß. Die kleinere Partei der Koalition hat sogar das Vetorecht. Ohne ihre Zustimmung kann kein Gesetz erlassen werden. Sie hat auch die Macht, die Regierungspartei zu stürzen, indem sie ihre Stimme für die Oppositionspartei abgibt.
In einigen Ehen sieht es ähnlich aus. Der Ehemann trifft zwar die Entscheidungen, doch die Frau legt gegen alles, was ihr nicht behagt, ein Veto ein oder erhebt dagegen Einspruch. Wenn er etwas plant, was ihr und den Kindern nicht gefällt, mögen sie sich gemeinsam gegen ihn stellen. Es kann dann soweit kommen, daß der Mann keine Initiative mehr zeigt. Unter diesen Umständen mag die Frau feststellen, daß ihr Mann gewissen Verpflichtungen, wie zum Beispiel der Erziehung der Kinder, nicht mehr nachkommt. Sie erkennt aber nicht, daß sie vielleicht zum großen Teil selbst schuld ist an dieser Situation. Die christliche Ehefrau sollte die Autorität ihres Mannes nicht untergraben, sondern sich ihm unterwerfen. Der Ehemann andererseits sollte seine Frau weiterhin lieben und sich nicht gegen sie erbittern lassen (Kol. 3:18, 19). Dadurch werden die Familienbande gefestigt, was für alle nützlich ist.
Eine Frau kann aber auch leicht die Rolle der „Opposition“ übernehmen, indem sie ihrem Mann vorhält, was er alles hätte tun sollen. Zum Beispiel hätte er das Dach und das Auto reparieren, das Haus streichen und den Rasen mähen sollen. Sie weiß, daß diese Arbeiten natürlich nicht die Aufgaben einer Frau sind. Wenn sie ihn weiterhin an seine Fehler und Versäumnisse erinnert, wird es bald soweit kommen, daß er denkt, sie habe kein Vertrauen zu ihm. Eine Ehe ist aber ein zu kostbares Verhältnis, als daß man so damit umgehen könnte. In einer Familie muß jeder dem anderen vertrauen. Es gibt so vieles, was man tun kann, um einander zu erbauen. Deshalb ist es unnötig, sich ständig gegenseitig die Schwächen vorzuhalten. Das würde einen Mangel an Liebe verraten. Wenn du nach Fehlern suchst, dann nach solchen, an denen du etwas ändern kannst — an deinen eigenen (Spr. 14:1).
Kann man daraus schließen, daß der Ehemann unumschränkte Autorität ausüben und tun und lassen kann, was er will? Nein, das geht aus der Bibel nicht hervor. Sie sagt zwar, daß der Ehemann das Haupt der Familie ist (Eph. 5:22, 23). Das bedeutet aber nicht, daß er ein Regiment wie ein Diktator führen kann, wie dies einige Herrscher zu tun versuchen, denn die Autorität des Ehemannes ist begrenzt. Ein christlicher Ehemann untersteht der Ortsbehörde und dem Staat, den Ältesten der Versammlung und, was am wichtigsten ist, Gott und Christus (1. Kor. 11:3; Tit. 3:1; Hebr. 13:17). Außerdem wird in der Bibel von einem christlichen Ehemann und Vater verlangt, ein liebevolles Haupt zu sein (Eph. 5:25-30, 33; 6:4).
In der modernen Gesellschaft ist der Gedanke, sich unterordnen zu müssen, vielen Frauen unangenehm, doch eine ausgeglichene Ansicht darüber kann dem abhelfen. Wer die Stellung als Haupt einnimmt, hat auch eine größere Verantwortung und deshalb mehr Probleme als derjenige, der eine untergeordnete Stellung innehat. Ein Kind untersteht zum Beispiel seinen Eltern. Das bedeutet aber nicht, daß es ihm schlechtgeht. Es sind die Eltern, die dafür sorgen müssen, daß das Kind Nahrung, Kleidung und eine Ausbildung erhält. Dadurch, daß das Kind seinen Eltern untersteht, hat es also mehr Freiheit. Wer sich in einer übergeordneten Stellung befindet, muß vielen Verpflichtungen nachkommen. Eine Mutter nimmt zum Beispiel ihrem Kind gegenüber eine übergeordnete Stellung ein. Wenn der Säugling aber krank ist und unaufhörlich weint, ist sie verpflichtet, sich vermehrt um ihn zu kümmern. Als ein anderes Beispiel könnte der Ehemann angeführt werden. Er ist zwar das Haupt der Familie, doch muß er deshalb vielen Verpflichtungen nachkommen und viele Forderungen erfüllen. Natürlich sollte er nicht meinen, daß durch das, was er für seine Frau und seine Kinder tut, seine Autorität untergraben wird. Der Stärkere ist verpflichtet, dem Schwächeren zu helfen (Röm. 15:1, 2).
Die Regierungsform, die für Familien, Nationen und für die ganze Welt am besten ist, ist die Theokratie oder Gottesherrschaft. Bis Gottes Königreich die Macht über die ganze Erde übernimmt, müssen Christen ihrer Landesregierung bedingt untertan sein, ganz gleich, um welche Regierungsform es sich dabei handeln mag. Sie versuchen nicht, eine Änderung herbeizuführen oder die bestehende Regierung durch eine andere zu ersetzen (Röm. 13:1, 2). Ein Christ, dessen Familienhaupt keine biblischen Grundsätze befolgt, sollte ebensowenig versuchen, gewaltsam etwas zu ändern. Die christliche Ehefrau und die Kinder sollten in allem, was nicht gegen Gottes Gesetz verstößt, unterwürfig sein (Apg. 5:29; 1. Petr. 3:1). Sie handeln im Einklang mit Gottes Willen, wenn sie geduldig und demütig sind und sich bedingt unterordnen. Dadurch, daß sie den ihnen von Gott gegebenen Platz ausfüllen, zeigen sie, daß sie Jehova vertrauen. Und ein Ehemann, der ein liebevolles Haupt ist, läßt erkennen, daß er sich Gott unterwirft.
Nach welchem System richtet sich also deine Familie aus? Ist deine Familie eine „Minidiktatur“, oder geht jeder seinen eigenen Interessen nach? Kommt der Mann seinen ihm von Gott aufgetragenen Aufgaben in einer liebevollen Weise nach? Unterstützen ihn dabei die anderen Glieder der Familie, indem sie ihn respektieren? Folgst du persönlich dem Beispiel Christi? Wenn innerhalb deiner Familie alles nach Gottes Anweisungen geschieht, dann wird zweifellos auch deine Familie geeint und glücklich sein.