Gottes Wort ist lebendig
Der reiche Mann und Lazarus — Welche Lehre ziehen wir daraus?
JESUS CHRISTUS erteilte oft eine Lehre, indem er eine Geschichte erzählte. Er begann eine seiner Geschichten folgendermaßen: „Ein gewisser Mensch aber war reich, und er pflegte sich Purpur und Leinwand umzulegen und lebte Tag für Tag fröhlich und in Prunk. Ein gewisser Bettler aber namens Lazarus, der voller Geschwüre war, wurde jeweils an sein Tor gelegt und begehrte, sich mit dem zu sättigen, was vom Tisch des Reichen fiel. Ja auch die Hunde kamen und beleckten seine Geschwüre.“
Jesus sagte einfach, daß ein gewisser Mann reich war, daß er kostbare Kleider trug und gut aß, während Lazarus hungrig war, viele Geschwüre hatte und von Hunden beleckt wurde. Berichtet diese Geschichte von wirklichen Personen? Nein. Die katholische Jerusalemer Bibel erklärt in einer Fußnote, daß es sich um eine „Beispielerzählung“ handelt „ohne irgendeinen geschichtlichen Bezug“. Beachte, wie dies aus den folgenden Worten hervorgeht:
„Nun starb im Laufe der Zeit der Bettler, und er wurde von den Engeln an den Busenplatz Abrahams getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Und im Hades erhob er seine Augen, da er in Qualen war, und er sah Abraham von ferne und Lazarus am Busenplatz bei ihm. Da rief er und sprach: ‚Vater Abraham, habe Erbarmen mit mir und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in diesem lodernden Feuer‘“ (Lukas 16:19-24).
Wie du siehst, sagte Jesus nichts davon, daß der reiche Mann ein liederliches Leben geführt und daher eine feurige Strafe verdient hätte; sein Versäumnis hatte darin bestanden, daß er den Armen nichts zu essen gegeben hatte. Außerdem teilte Jesus nichts darüber mit, daß Lazarus Gutes getan hatte, wodurch er eindeutig eine himmlische Belohnung verdient hätte; das verstehen nämlich einige Kirchen unter dem Busenplatz Abrahams. Des weiteren war Abraham wie David tot und lag im Grab, so daß Engel Lazarus nicht buchstäblich zu ihm tragen konnten (Apostelgeschichte 2:29, 34; Johannes 3:13). Und wenn der reiche Mann in einem buchstäblichen Feuer gewesen wäre, hätte ihm Lazarus sicherlich nicht mit nur einem Tropfen Wasser Erleichterung bringen können.
Wen stellten also der reiche Mann und Lazarus dar? Was wurde durch ihren Tod vorgeschattet? Der reiche Mann stellte die überheblichen religiösen Führer dar, die es versäumten, das Volk geistig zu ernähren, und Lazarus versinnbildete das einfache Volk, das an Jesus Christus glaubte. Ihr jeweiliger Tod wies auf eine Änderung ihrer Lage hin.
Diese Änderung, das heißt der Tod bezüglich der früheren Situation des reichen Mannes und der des Lazarus, trat ein, als Jesus die vernachlässigten mit Lazarus vergleichbaren Menschen geistig ernährte. So gelangten sie in die Gunst des größeren Abraham, Jehovas. Gleichzeitig „starben“ die überheblichen jüdischen religiösen Führer im Hinblick auf Gottes Gunst und litten nun wegen der Lehren Christi und seiner Nachfolger Qualen. Als Stephanus sie zum Beispiel öffentlich bloßstellte, „ging es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie begannen mit den Zähnen gegen ihn zu knirschen ... und hielten sich mit den Händen die Ohren zu“. Ja, sie litten Qualen (Apostelgeschichte 7:51-57).
Jesu Geschichte lehrt also keine feurige Höllenqual nach dem Tod, sondern beschreibt eine Änderung, die seine Lehren bei zwei Klassen von Menschen bewirkten, eine Änderung ihrer Situation.
[Bilder auf Seite 8]
Wen stellt „Lazarus“ dar?
Wen stellt „der Reiche“ in Qualen dar?