Eine jungfräuliche Ehegemeinschaft?
VIELE Maler und Bildhauer wollen die angeblich ständige Jungfräulichkeit Marias und ihre Ehe mit Joseph in Einklang bringen und stellen Joseph deshalb als einen Mann im vorgerückten Alter dar. Nach ihrer Überlegung war Joseph für Maria mehr ein Beschützer als ein Ehemann. Aber Papst Johannes Paul II. hat kürzlich eine andere Ansicht geäußert. Er nimmt an, daß Joseph damals „noch kein alter Mann war, sondern daß seine innere Vollkommenheit, eine Frucht der Gnade, ihn dazu brachte, mit jungfräulicher Liebe die eheliche Beziehung zu Maria zu leben“.
Warum verlobte sich Maria, wenn sie beabsichtigte, immer jungfräulich zu bleiben? „Man darf annehmen“, so der Papst, „daß zwischen Josef und Maria bei ihrer Verlobung ein Einvernehmen über das Vorhaben eines jungfräulichen Lebens bestand.“
In der Bibel wird die Sache jedoch anders dargestellt. Im Bericht des Matthäus heißt es von Joseph, daß er seine Frau zu sich nahm, „ohne sich ihr ehelich zu nahen, bis sie ihren Sohn gebar“ (Matthäus 1:25, katholische Übersetzung von Otto Karrer, 1977; Kursivschrift von uns). Nach der Geburt Jesu blieb die eheliche Gemeinschaft Josephs und Marias keineswegs jungfräulich. Ein Beweis besteht darin, daß es im Evangelienbericht von Jesus später heißt, er habe Brüder und Schwestern (Matthäus 13:55, 56).
Somit war Maria gemäß der Bibel zwar eine Jungfrau, als sie Jesus gebar, doch gibt es keine Grundlage für die Behauptung, sie sei für den Rest ihres Lebens mit Joseph eine Jungfrau geblieben.