Ein Brief von Bruder Knorr
Meine Lieben, Ihr hattet eine Frage?
Nachdem der Königreichsdienst für Oktober Hinweise über den Betheldienst enthielt, mögt Ihr Euch gefragt haben: „Was ist das Bethel überhaupt, und was wird dort getan?“
Um die Antwort auf den ersten Teil dieser Frage zu erhalten, nämlich was das Bethel eigentlich ist, könntet Ihr die Seite 254 in dem Buch Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben durchlesen. In dem Teil von Brooklyn, der an der New York Bay den Hochhäusern Unter-Manhattans gegenüberliegt und der als Brooklyn Heights bekannt ist, hat die Watchtower Society ihre Zentrale. Hier gibt es eine Anzahl großer Gebäude. Zwei davon, die den Bethelmitarbeitern als „124“ und „107“ bekannt sind, beherbergen rund je 500 Personen, und in einigen anderen in der Nähe davon sind 200 bis 250 Personen untergebracht. Neben ausgezeichneten Wohnräumen haben wir noch viele andere sehr schöne Räume, zum Beispiel einen großen modernen Königreichssaal, vier Speisesäle mit insgesamt rund 1 500 Plätzen, Bibliotheken, Empfangsräume, eine eigene Wäscherei, eine Bügelstube, eine Schuhreparaturwerkstatt; es gibt einen Zahnarzt, einen praktischen Arzt und einige Sanitätsschwestern, die sich um die gesundheitlichen Bedürfnisse kümmern. Das Bethel ist ein großes Heim voll Gott hingegebener Personen.
Nun zur nächsten Frage: „Was wird dort getan?“ Das Bethelleben fördert die geistige Einstellung der Glieder der Bethelfamilie. Wir leben nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht. Unser tägliches Programm ist in geistiger Hinsicht sehr auferbauend. Jedem Glied der Bethelfamilie ist ein bestimmter Platz in einem der verschiedenen Speisesäle des Heims zugeteilt, und um sieben Uhr kommt die Familie zusammen. Wir besprechen gemeinsam den Tagestext. Die Glieder der Familie nehmen daran teil, und die Brüder, die in der leitenden Körperschaft dienen, geben der Reihe nach jeweils während einer Woche den zusammenfassenden Kommentar. Für neue Glieder der Familie gibt es ein ausgezeichnetes achtmonatiges Programm. Es schließt acht besondere Vorträge ein. Dann findet während 26 Wochen am Montagabend Unterricht in einer Klasse statt, und am Mittwochabend werden Vorträge gehalten. Der Klassenunterricht ist in zwei Teile aufgeteilt: 1. „Die Herde Gottes hüten“ und 2. „Lehren, die unser Leben formen“.
Außerdem sind alle Glieder der Bethelfamilie einer der 218 Versammlungen in New York City zugeteilt. Wir genießen dieselben Dienstvorrechte wie jeder andere Versammlungsverkündiger. Das schließt also Predigtdienst, Heimbibelstudien und die Beteiligung an den Zusammenkünften der Versammlung ein. Jemand kann auch als Ältester oder Dienstamtgehilfe dienen, falls die örtliche Versammlung der leitenden Körperschaft eine solche Empfehlung unterbreitet.
Mit so vielen Brüdern und Schwestern zusammen zu wohnen unterscheidet sich sehr von dem Leben in einer kleinen Familie mit Vater, Mutter und einem Bruder oder einer Schwester. Die Bethelfamilie ist eine große Familie mit einer ganzen Anzahl Brüder und Schwestern, und jeder ist hier mit seiner ihm zugeteilten Arbeit äußerst beschäftigt.
Wir kamen ins Bethel, um Jehova zu dienen und unseren Brüdern weltweit durch die Herstellung von Literatur für ihren Predigtdienst zu helfen. Wir alle schätzen die guten Dinge, die wir von der Wachtturm-Zentrale in Form von Bibeln, Büchern, Zeitschriften, Traktaten, Briefen und jeden Monat durch den Königreichsdienst erhalten. Diese Veröffentlichungen werden nicht nur in Englisch, sondern in vielen weiteren Sprachen herausgegeben. Bestimmt würdet Ihr diese Veröffentlichungen nicht zu einem so niedrigen Preis erhalten, wenn diese von einer weltlichen Firma gedruckt würden.
Da wir das Bethelheim und die Druckereien haben, die im Laufe von 60 Jahren gebaut wurden, ist es der Bethelfamilie möglich, sich nicht nur Angelegenheiten anzunehmen, die mit Briefverkehr zu tun haben, sondern auch Druckschriften herzustellen. Bethelmitarbeiter bedienen Linotype-Maschinen, stellen Druckplatten her, arbeiten an Druckpressen und in der Buchbinderei oder sind sonstwie an der Herstellung von Druckschriften beteiligt. Andere verrichten Schreiner-, Schlosser-, Malerarbeiten usw. All das gehört zu den umfangreichen Aufgaben, die mit der Herstellung von Literatur verbunden sind, und diese Literatur wird zur Unterstützung des Predigtdienstes, den Jehovas Zeugen weltweit durchführen, benötigt. Keine andere Gesellschaft auf der Erde ist in der Lage, eine Veröffentlichung wie das Wahrheits-Buch zu einem Preis von 1 DM herauszubringen.
Wir im Bethel erachten es als ein großes Vorrecht, daß wir Literatur zu so niedrigen Kostensätzen herstellen und sie in so vielen Sprachen in die ganze Welt versenden können. Es ist in der Tat eine Ehre, ein Glied der Bethelfamilie zu sein. Während es jedoch eine Ehre ist, im Bethel zu dienen, ist damit auch eine Menge harter Arbeit verbunden, für die jemand, der seine Dienstvorrechte schätzt, willig seine Zeit und Kraft zur Verfügung stellt. Der Apostel Paulus arbeitete ebenfalls hart, indem er in seiner Tätigkeit des Evangelisierens in viele Teile der Erde reiste. Jesus arbeitete angestrengt. Unsere Brüder im Missionardienst verbringen viele Stunden im Predigtdienst und leisten dabei harte Arbeit. Versammlungsverkündiger und Pioniere sind im Predigtwerk auf der ganzen Erde emsig beschäftigt. Alle strengen sich bei ihrer Tätigkeit an.
Die Arbeit im Bethel unterscheidet sich etwas davon, da von 8 Uhr morgens bis 17.40 Uhr nachmittags — für das Mittagessen ist eine Stunde Pause vorgesehen — größtenteils manuelle Arbeit geleistet wird. Als wir ins Bethel kamen, haben wir verstanden, daß wir hierherkamen, um das zu tun, was uns zugeteilt wurde, und in Verbindung mit dem Drucken des Wortes Gottes zu lernen, was auch immer die Organisation Gottes wünschte, daß wir es lernten. Angesichts der Bedeutung, die unserer Arbeit im Bethel zukommt, hat sie gegenüber jeder anderen Tätigkeit den Vorrang.
Es handelt sich um harte Arbeit, und deshalb laden wir junge Menschen ein, entweder ledige Personen oder Ehepaare, die gesund, kräftig und ohne Verpflichtungen sind, ein Glied der Bethelfamilie zu werden. Kommt jemand ins Bethel, so hoffen wir, daß er wenigstens vier Jahre hier bleibt. Für viele kann der Betheldienst eine Laufbahn werden. Auf viele Glieder der Bethelfamilie trifft dies zu. So gibt es Brüder und Schwestern im Bethel, die bereits dreißig, vierzig, fünfzig oder mehr Jahre hier dienen. Sie arbeiten immer noch jeden Tag und freuen sich darüber.
Es kommt viel darauf an, wie man das Leben betrachtet. Ist es Dein Wunsch, in einer kleinen Familie, die aus Ehemann, Ehefrau und Kindern besteht, zu leben? Oder möchtest Du als junger Mann bei den übrigen Familiengliedern zu Hause bleiben, Dein eigenes Auto haben und kommen und gehen, wann es Dir gefällt? Oder möchtest Du Dich gern dem Dienst Jehovas ganzherzig zur Verfügung stellen und Dein Leben damit verbringen, für andere Menschen etwas zu tun? Gerade das haben sich die Glieder der Bethelfamilie zu tun erwählt. Sie arbeiten für viele andere Menschen, nicht nur für sich selbst oder für den engeren Personenkreis um sich herum.
Einige mögen Dir sagen, daß sie im Bethel gewesen sind und daß die Arbeit monoton sei. Irgend etwas, womit man beschäftigt ist, kann monoton werden, sobald man es nicht mehr gern tut. Ein Landwirt erfreut sich jedoch an seiner Arbeit, wenngleich einige Leute sagen könnten, diese Arbeit sei monoton. Er pflanzt und erntet, und er tut es sein ganzes Leben lang. Ist das nicht zu monoton? Aber Du ißt auch gern etwas, nicht wahr? Betrachte daher einmal, was Glieder der Bethelfamilie tun. Einige sind Köche oder arbeiten im Haushalt oder im Büro. Andere stellen Bücher her, und wieder andere versenden sie. Überlege nun einmal: Als Bethelmitarbeiter ernten wir den Segen, indem wir ein großes Einsammlungswerk beobachten dürfen, weil Menschen Gottes Wort mit Hilfe der Veröffentlichungen lesen und studieren. Hunderttausende kommen herzu und verbinden sich mit Jehovas Organisation. Würdest Du das als monoton bezeichnen?
Im Bethel zu dienen ist etwas Schönes. In Briefen bringen die Brüder oft zum Ausdruck, wie sehr sie sich über ihre Dienstvorrechte als Glieder der Bethelfamilie freuen. Ein junger Bruder schrieb kürzlich: „Es ist vielleicht das größte Dienstvorrecht, das jungen Menschen offensteht. Ich glaube, daß es der schönste Ort ist, Jehova in der heutigen Zeit zu dienen. Hätte ich mich nicht entschlossen zu heiraten, so wäre ich zweifellos noch längere Zeit im Bethel geblieben.“
Ein junger Mann, der heiraten möchte, nachdem er vier Jahre im Bethel gedient hat, steht oft vor dem gleichen Problem, über das auch dieser Bruder schrieb. Wie dankbar war er jedoch für die im „Haus Gottes“ erhaltene Schulung! Viele Brüder kehren, nachdem sie vier Jahre hier gedient haben, mit ihrer Frau in den Pionierdienst zurück, und andere besuchen die Gileadschule und nehmen den Missionardienst auf. Wieder andere werden vortreffliche Aufseher in einer Versammlung. Häufig werden Ehepaare, die früher bereits Erfahrungen im Betheldienst gesammelt haben, wieder ins Bethel gerufen, wenn sie sich bewerben. Viele haben den Betheldienst auch als Ledige zu ihrer Laufbahn gemacht.
Das Bethel ist ein wunderbarer Ort, an dem man den Interessen des Königreiches dienen kann. Wenn man das Leben im Bethel von den verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet, erkennt man, welch ein Segen es ist. Man hat nichts mit den Lebenssorgen zu tun, mit denen andere fertig werden müssen. Weil wir unsere Bürden auf Jehova werfen, sorgt er seinerseits für unsere Bedürfnisse. Wir wissen, daß das, was wir tun, zum Lobpreis und zur Ehre des Namens Jehovas gereicht.
Beständig gemeinsam unter Brüdern zu leben ist, als ob man sich auf einem Kongreß befindet. Man mag sagen, es sei monoton, Tag für Tag einen Kongreß zu besuchen. Wir bezweifeln jedoch sehr, daß es Jesus monoton fand, jeden Tag mit den Zwölfen den Menschen zu predigen, die sich um sie versammelten. Es war Jesu Lebensaufgabe. Ebenso denken wir über unsere Arbeit im Bethel. Sie ist unsere Lebensaufgabe, und wir ermuntern Euch zu erwägen, ob Ihr Euch nicht ebenfalls um den Betheldienst bewerben wollt. Wenn Ihr den Betheldienst als eine Laufbahn betrachtet und ihn zu Eurer Lebensaufgabe macht, könnt Ihr unbeschreiblichen Segen und wirkliche Befriedigung empfangen, während Ihr Eure Jugend in den Dienst Jehovas stellt.
Wir glauben, daß das Bethel der Treffpunkt der Welt ist, denn hier treffen Berichte und Erfahrungen aus allen Teilen der Welt ein, und viele davon werden der Bethelfamilie erzählt.
Wir hoffen, daß Ihr dadurch einen Überblick habt, was das Bethel eigentlich ist und was wir hier tun. Kurz gesagt, wird hier hart gearbeitet, und jeder dient seinen Brüdern und anderen. Vielleicht möchtet Ihr gern an dieser großartigen Tätigkeit einen Anteil haben. Wir haben Bethelheime in Toronto (Kanada), London (England), Wiesbaden (Deutschland), in Japan, auf den Philippinen, in Australien, in Südafrika und an anderen Orten überall auf der Erde wie auch in Brooklyn. Bewerber müssen Bürger des Landes sein, in dem sich das Bethel befindet. Bittet daher nicht darum, in ein anderes Land gesandt zu werden. Vielleicht werdet Ihr, nachdem Ihr dieserhalb zu Jehova gebetet habt, sagen: „Hier bin ich. Gebrauche mich!“
Denkt über die Laufbahn nach, die Ihr wählen wollt. Ist es der Betheldienst, so schreibt an das Büro des Präsidenten oder an ein Zweigbüro und bittet um eine Bewerbung. Stellt Euch freiwillig für den Betheldienst zur Verfügung!
Bleibt im Werke Jehovas beschäftigt. Kauft die Zeit aus. Macht weisen Gebrauch davon, denn die Tage sind böse.
Mit Euch verbunden, die gute Botschaft zu predigen und zu lehren,
N. H. Knorr