LUKAS
Studienanmerkungen zu Kapitel 18
veranschaulichte: Siehe Anm. zu Mat 13:3.
warum es so wichtig ist, immer zu beten: Die Veranschaulichung in Vers 2 bis 8 kommt nur im Lukasevangelium vor und ist ein weiterer Beleg dafür, dass Lukas das Gebet besonders in den Mittelpunkt rückt (Luk 1:10, 13; 2:37; 3:21; 6:12; 9:28, 29; 11:1; 18:1-8; 22:39-46; 23:46).
Richter: Jesus hatte offenbar einen Richter oder Polizeimagistrat im Sinn, wie er von den Römern eingesetzt wurde, denn im jüdischen Gerichtswesen mussten einem Gericht mindestens drei Richter angehören. Hinzu kommt, dass der beschriebene Richter keine Gottesfurcht hat und auch keinen Respekt vor irgendeinem Menschen. Ihm ist es egal, was andere denken.
keinen Respekt vor Menschen: Gemeint ist, dass sich der Richter nicht von der öffentlichen Meinung unter Druck setzen lässt und nicht viel darauf gibt, was andere denken. (Siehe Anm. zu Luk 18:2.)
mir mit ihrer Forderung zusetzt: Oder „mich durch Schläge ins Gesicht bezwingt“. Wtl. „mich bis zum Ende unter [das Auge] schlägt“. Das entsprechende griechische Verb hypōpiázō wird definiert als „ins Gesicht schlagen“ oder „ein blaues Auge schlagen“. Hier ist es offenbar übertragen zu verstehen und bedeutet, jemandem ständig auf die Nerven zu gehen oder zur Verzweiflung zu treiben. Laut einigen Bibelwissenschaftlern könnte auch der Gedanke mitschwingen, den Ruf von jemandem zu schädigen. In diesem Kontext beschreibt hypōpiázō die Gefühle des Richters, der auf die Bitten der Witwe erst nicht eingehen will, aber sich wegen ihrer Hartnäckigkeit doch dazu entschließt (Luk 18:1-4). Jesus sagte mit dieser Veranschaulichung nicht, dass Gott wie der ungerechte Richter ist. Vielmehr stellte er Gott dem Richter gegenüber. Wenn schon dieser ungerechte Richter letztendlich doch das Richtige tut, wie viel mehr dann Gott! Seine Diener müssen so wie die Witwe sein und ihn beharrlich um seine Hilfe bitten. Gott ist gerecht und wird ihre Gebete erhören, indem er ihnen zu ihrem Recht verhilft (Luk 18:6, 7).
solch einen Glauben: Oder „diesen Glauben“. Wtl. „den Glauben“. Der griechische bestimmte Artikel vor dem Wort „Glaube“ deutet an, dass Jesus nicht von Glauben allgemein sprach, sondern von einem ganz bestimmten Glauben, wie ihn die Witwe in seiner Geschichte hat (Luk 18:1-8). Dazu gehören der Glaube an die Macht des Gebets und das Vertrauen, dass Gott seinen Auserwählten zu ihrem Recht verhilft. Jesus ließ seine Frage unbeantwortet. Die Jünger sollten offenbar darüber nachdenken, wie stark ihr eigener Glaube war. Die Geschichte über Gebet und Glauben war schon allein deswegen passend, weil Jesus gerade Prüfungen beschrieben hatte, die auf seine Jünger zukommen würden (Luk 17:22-37).
Gerechtigkeit: Siehe Worterklärungen.
Tempel: Die Gläubigen, die im Tempel beteten, taten das in einem der Vorhöfe, nicht im Heiligen oder Allerheiligsten. Die beiden Juden in dem Beispiel kann man sich also so vorstellen, dass sie in einem der Vorhöfe stehen. (Siehe Anh. B11.)
Erpresser: Unter der römischen Herrschaft gab es viele jüdische Steuereinnehmer, die sich der Erpressung schuldig machten. Ihre Position bot ihnen zahlreiche Gelegenheiten, sich selbst (und zweifellos auch ihre römischen Vorgesetzten) auf Kosten des Volkes zu bereichern. Darauf könnte Jesus angespielt haben, als er beschrieb, wie sich der selbstgerechte Pharisäer vor Gott rühmt, kein Erpresser zu sein.
faste zwei Mal in der Woche: Der Begriff „fasten“ kommt im mosaischen Gesetz nicht vor. Nach allgemeiner Auffassung war das Fasten jedoch in dem Gebot eingeschlossen, sich am jährlichen Sühnetag „in Betrübnis [zu] beugen“ (3Mo 16:29, Fn.; 4Mo 29:7, Fn.; Ps 35:13). Später wurden nach und nach weitere jährliche Fastentage zur Erinnerung an nationale Katastrophen eingeführt. Die Pharisäer hatten die Gewohnheit, „zwei Mal in der Woche“ (am zweiten und fünften Tag) zu fasten. Sie wollten, dass alle sahen, wie fromm sie waren (Mat 6:16). Es gibt Hinweise darauf, dass sie dafür extra die großen Markttage auswählten, weil dann viele Leute in der Stadt waren. Sie fasteten außerdem anlässlich von besonderen Synagogengottesdiensten und wenn das Ortsgericht tagte.
hab mit mir … Erbarmen: Oder „sei mir … gnädig“. Das entsprechende griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur zwei Mal vor und beinhaltet den Gedanken von Sühne oder Versöhnung. In Heb 2:17 wurde es übersetzt mit „ein Sühnopfer darbringen“ oder „Sühne leisten“ (Fn.).
kleinen Kinder: Oder „Säuglinge“, „Babys“. Das griechische Wort bréphos bezeichnet ganz kleine und sogar ungeborene Kinder (Luk 1:41; 2:12; Apg 7:19; 2Ti 3:15, „früheste Kindheit“; 1Pe 2:2). In den Paralleltexten Mat 19:13 und Mar 10:13 steht ein anderes griechisches Wort, nämlich paidíon. Es wird ebenfalls für Neugeborene und kleine Kinder verwendet (Mat 2:8; Luk 1:59), aber auch für die zwölfjährige Tochter von Jairus (Mar 5:39-42). Dass die Evangelienschreiber bei der Schilderung dieses Ereignisses verschiedene griechische Wörter gebrauchten, könnte darauf hindeuten, dass die Kinder unterschiedlich alt waren. Lukas konzentrierte sich offensichtlich auf die ganz Kleinen.
wie ein Kind: Siehe Anm. zu Mar 10:15.
Guter Lehrer: Siehe Anm. zu Mar 10:17.
Eins fehlt dir noch: Jesus sah, wie ernst es der Vorsteher meinte, und „empfand Liebe für ihn“ (Mar 10:21). Doch wahrscheinlich merkte er, dass der Mann noch opferbereiter werden musste, um sein Jünger werden zu können. Deshalb riet er ihm: „Verkauf alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen.“ Aber im Gegensatz zu Petrus und anderen, die alles aufgegeben hatten, um Jesus nachzufolgen, schaffte es der junge Mann nicht, sich von seinem Besitz zu trennen (Mat 4:20, 22; Luk 18:23, 28).
leichter für ein Kamel, durch das Öhr einer Nähnadel zu gehen: Durch diese Hyperbel veranschaulichte Jesus folgenden Punkt: Genauso wenig wie ein Kamel durch das Öhr einer Nähnadel gehen kann, kann ein Reicher in Gottes Königreich kommen, solange ihm sein Reichtum wichtiger ist als sein Verhältnis zu Jehova. Jesus wollte jedoch nicht sagen, dass keiner, der wohlhabend ist, ins Königreich kommen würde, denn er fügte hinzu: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich“ (Luk 18:27). Das hier verwendete griechische Wort belónē (mit „Nähnadel“ wiedergegeben) kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur an dieser Stelle vor. Manchmal wurde es auch für eine Operationsnadel gebraucht. In den Paralleltexten Mat 19:24 und Mar 10:25 steht das Wort rhaphís („Nadel“). Es ist von einem Verb abgeleitet, das „nähen“ bedeutet.
im kommenden Weltsystem: Oder „in der kommenden Ära“. Das griechische Wort aiṓn hat die Grundbedeutung von „Ära“, „Zeitalter“. Es kann sich auf Zustände oder Merkmale beziehen, die einen bestimmten Zeitabschnitt, eine Epoche oder ein Zeitalter kennzeichnen. Jesus spricht hier von dem kommenden Weltsystem unter Gottes Königreich, in dem treue Menschen ewiges Leben bekommen (Mar 10:29, 30; siehe Worterklärungen zu „Weltsystem; Systeme“).
hinauf nach Jerusalem: Siehe Anm. zu Mat 20:17.
anspucken: Siehe Anm. zu Mar 10:34.
Jericho: Die erste kanaanitische Stadt westlich des Jordan, die von den Israeliten erobert wurde (4Mo 22:1; Jos 6:1, 24, 25). Das alte Jericho wurde irgendwann aufgegeben. Aber nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft bauten die Juden an dieser Stelle wieder eine Stadt, weil es dort eine ergiebige Wasserquelle (En es-Sultan) gab. Zur Zeit Jesu gab es knapp 2 km südlich des jüdischen Jericho eine neue, von den Römern erbaute Stadt. Das könnte erklären, warum es in Matthäus und Markus heißt, dass Jesus „von Jericho wegging“ (Mat 20:29; Mar 10:46), wogegen in Lukas steht, dass er sich Jericho näherte. Vielleicht heilte er den Blinden, als er die jüdische Stadt verließ und sich der römischen Stadt näherte. (Siehe Anh. B4 und B10.)
ein Blinder: Matthäus schreibt, dass es sich um zwei blinde Männer handelte (Mat 20:30). Markus und Lukas konzentrieren sich offenbar nur auf einen der beiden Blinden (Mar 10:46). Markus erwähnt als Einziger, dass der Mann Bartimäus hieß.
Sohn Davids: Dadurch, dass der blinde Mann Jesus als „Sohn Davids“ bezeichnete, erkannte er ihn offen als den Messias an. (Siehe Anm. zu Mat 1:1, 6.)