1. TIMOTHEUS
Studienanmerkungen zu Kapitel 4
Die inspirierten Worte: Wtl. „Der Geist“. Im vorliegenden Vers steht zwei Mal das griechische Wort pneuma, das meistens mit „Geist“ übersetzt wird. Je nach Zusammenhang kann es aber auch anders wiedergegeben werden. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Hier ist pneuma mit „die inspirierten Worte“ übersetzt, weil es sich auf eine Aussage bezieht, die durch Gottes heiligen Geist eingegeben wurde. (Siehe Anm. zu irreführende inspirierte Aussagen in diesem Vers.)
einige vom Glauben abfallen werden: Wie Paulus ankündigt, würden sich einige Christen nicht mehr an die von Gott kommenden Lehren der Bibel halten und die wahre Anbetung aufgeben. Das griechische Verb für „abfallen“ bedeutet wtl. „sich entfernen“ und kann auch mit „sich zurückziehen“, „aufhören, etwas zu tun“ wiedergegeben werden (Apg 19:9; 2Ti 2:19; Heb 3:12). Es ist mit dem griechischen Substantiv für „Abtrünnigkeit“ verwandt. (Siehe Anm. zu 2Th 2:3.)
irreführende inspirierte Aussagen: Wtl. „irreführende Geister“. Das griechische Wort pneuma („Geist“) steht hier im Plural und bezieht sich auf Aussagen von Personen, die angeblich Eingebungen von Gott oder aus einer göttlichen Quelle haben. Die Aussagen werden als „irreführend“ bezeichnet und zusammen mit „Lehren von Dämonen“ aufgeführt. Dahinter stecken also in Wirklichkeit der Teufel und die Dämonen (Joh 8:44; 1Jo 4:1-6; Off 16:13, 14). Diese bösen Engel gebrauchen „Menschen …, die lügen“, um falsche Lehren zu verbreiten (1Ti 4:2; 2Ko 11:14, 15). Wer sich mit ihren Lügen beschäftigt, läuft Gefahr, seinen Glauben zu verlieren. (Vgl. Anm. zu 2Th 2:2.)
deren Gewissen wie mit einem Brandeisen versengt ist: Oder „die in ihrem Gewissen gebrandmarkt sind“. Paulus verwendet hier eine Form des griechischen Verbs kaustēriázomai (wtl. „mit einem Brandmal versehen werden“). In alter Zeit brannte man mit einem glühenden Eisen ein Zeichen in die Haut von Nutztieren, um sie als Eigentum zu markieren. Die Stelle vernarbte und wurde gefühllos. Vielleicht wollte Paulus mit dem Sprachbild ausdrücken, dass das Gewissen von jemandem, der immer wieder verkehrt handelt, abstumpft bzw. gefühllos wird. So jemand hat weder Hemmungen, Schlechtes zu tun, noch hat er hinterher Gewissensbisse. (Vgl. Anm. zu Eph 4:19.) Wie einige Bibelwissenschaftler meinen, könnte das Brandmal auf dem Gewissen auch ein Bild dafür sein, dass der Betreffende Eigentum des Teufels und der Dämonen ist.
Sie verbieten zu heiraten: Bei dieser Lehre von Abtrünnigen handelt es sich um eine raffinierte Verdrehung und Fehlinterpretation christlicher Lehren. Es stimmt zwar: Jesus empfahl das Ledigsein und bezeichnete es als „Gabe“ (Mat 19:10-12, Fn.). Und auch Paulus erklärte unter Inspiration, dass es von Vorteil sein kann, unverheiratet zu bleiben, weil man sich besser auf den Dienst für Jehova konzentrieren kann (1Ko 7:32-35). Doch weder Jesus noch Paulus verboten zu heiraten. Im Gegenteil, Jesus bekräftigte Gottes ursprünglichen Maßstab für die Ehe (Mat 19:3-6, 8). Und Paulus räumte ein, dass es unter Umständen besser ist zu heiraten (1Ko 7:2, 9, 28, 36). Wie er erwähnt, waren manche Apostel verheiratet (1Ko 9:5 und Anm.). Außerdem schrieb er, welche Erwartungen Gott an Ehemänner und Ehefrauen hat und dass man die Ehe schützen und in Ehren halten sollte (Eph 5:28-33; Heb 13:4). Wie Paulus im vorliegenden Vers zeigt, gehört erzwungene Ehelosigkeit (der Zölibat) zu den „Lehren von Dämonen“ (1Ti 4:1).
verlangen, dass man bestimmte Speisen nicht isst: Das mosaische Gesetz untersagte den Israeliten, etwas zu essen, das als unrein galt (3Mo 11:4-7). Der Tod Jesu bedeutete jedoch „das Ende des Gesetzes“ (Rö 10:4; Kol 2:14); es war also nicht mehr in Kraft, als Paulus den 1. Timotheusbrief schrieb (um 61–64 u. Z.). Mehr als zehn Jahre zuvor hatte die leitende Körperschaft in Jerusalem klargestellt, welche Essensvorschriften für Christen gelten: Das Essen darf kein Blut enthalten und darf nicht im Rahmen der Anbetung falscher Götter gegessen werden (Apg 15:28, 29; vgl. Apg 10:10-16). Natürlich steht es Christen frei, zu fasten oder auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten (Mat 6:16-18), doch davon hängt ihre Rettung nicht ab (Rö 14:5, 6; Heb 13:9). Paulus zeigt hier mit Nachdruck: Wer verlangt, „dass man bestimmte Speisen nicht isst“, widerspricht der genauen Erkenntnis und fördert stattdessen „Lehren von Dämonen“ (1Ti 4:1 und Anm.).
es wird durch Gottes Wort … geheiligt: Da die Essensvorschriften des mosaischen Gesetzes nicht mehr gelten, betrachten Christen alle Nahrungsmittel als heilig bzw. rein. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:3.) Wenn Jehova sagt, dass etwas rein ist, dann ist es auch rein. Petrus wurde in einer Vision angewiesen: „Hör auf, das als verunreinigt zu bezeichnen, was Gott gereinigt hat“ (Apg 10:10-15).
durch Gebet: Nahrungsmittel werden nicht nur „durch Gottes Wort“ geheiligt, sondern auch durch Gebet. Wer betet, erkennt an, dass das Essen ein Geschenk von Gott ist. Christen müssen sich keine Sorgen machen, dass sie durch bestimmte Nahrungsmittel vor Gott unrein werden (1Mo 1:29; 9:3; Mat 14:19; Luk 9:16).
Diener von Christus Jesus: Siehe Anm. zu 1Ko 3:5.
ernährt: Das entsprechende griechische Verb bezieht sich auf Kinder und kann auch mit „füttern“ oder „erziehen“ übersetzt werden. Timotheus war „seit frühester Kindheit“ mit „den heiligen Schriften“ sozusagen gefüttert worden (2Ti 3:14-17). Als Christ ernährte er sich mit den Worten des Glaubens – der Gesamtheit der christlichen Lehren. Im vorliegenden Brief ermuntert Paulus ihn, seinen Glauben durch geistige Nahrung weiterhin stark zu erhalten (1Ti 4:16). So wäre Timotheus als Aufseher und Hirte der Versammlung in der Lage, andere im Glauben zu stärken und zu schützen (1Ti 1:3-7, 18; 4:1).
respektloses, unwahres Altweibergeschwätz: Wtl. „unheilige und altweiberhafte Mythen“. Zur Zeit von Paulus kursierten unwahre Geschichten (griechisch mýthos). Sie waren „respektlos“ (oder „gottlos“, „unheilig“), weil sie Gottes reine Maßstäbe verletzten und den „gesunden“, heiligen Wahrheiten widersprachen (1Ti 6:20; 2Ti 1:13). Die Geschichten basierten nicht auf Tatsachen, sondern waren frei erfunden und damit wertlos. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:4.)
Altweibergeschwätz: Das griechische Adjektiv, das in diesem Ausdruck steckt (wtl. „altweiberhaft“), war offenbar Teil einer bekannten Redewendung, mit der etwas Dummes oder Absurdes bezeichnet wurde. Die Wortwahl von Paulus darf jedoch nicht so verstanden werden, dass er Vorurteile gegenüber älteren Menschen – insbesondere Frauen – hatte. Im nächsten Kapitel weist er Timotheus an, Ältere liebevoll wie Väter oder Mütter zu behandeln (1Ti 5:1, 2).
Übe dich: In Vers 7-10 gebraucht Paulus mehrfach Begriffe aus der Welt des Sports. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:8, 10.) Hier verwendet er das griechische Verb gymnázō („sich üben“, „trainieren“). Damit beschrieb man häufig das intensive Training von Athleten für die damaligen Sportwettkämpfe. So ein Training erforderte Selbstdisziplin, Anstrengung und Entschlossenheit. (Siehe Anm. zu 1Ko 9:25.) Mit seiner Wortwahl unterstreicht Paulus, dass man sich um Gottergebenheit ernsthaft bemühen muss.
Gottergebenheit: Das griechische Substantiv eusébeia vermittelt den Gedanken, dass man Gott verehrt und tiefe Ehrfurcht vor ihm hat. Ein Christ zeigt seine Gottergebenheit, indem er Gott treu dient und in allem auf ihn hört. Bei eusébeia schwingt auch das Motiv dahinter mit: loyale Liebe und eine persönliche Bindung zu Gott. Ein Nachschlagewerk fasst den Grundgedanken dieses Wortes folgendermaßen zusammen: „so leben, wie Gott es möchte“. Wie Paulus zeigt, ist Gottergebenheit nicht angeboren. Er legt Timotheus ans Herz, an dieser Eigenschaft so intensiv zu arbeiten wie ein Athlet, der für einen Wettkampf trainiert. Schon zuvor in seinem Brief erinnert er Timotheus daran, wer das herausragendste Beispiel für Gottergebenheit ist: Jesus Christus. (Siehe Anm. zu 1Ti 3:16.)
Training: Paulus führt das Sprachbild aus dem vorigen Vers fort, wo er das griechische Verb gymnázō verwendet, das wtl. „sich üben“, „trainieren“ bedeutet. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:7.) Hier gebraucht er das Subtantiv gymnasía, womit körperliches Training oder Sport gemeint ist. Zur Zeit von Paulus bezeichnete man die Trainingsstätte von Athleten als Gymnasium (griechisch gymnásion). In den verschiedenen Städten des Römischen Reiches spielten diese öffentlichen Orte eine wichtige Rolle für das soziale Leben. Viele legten damals großen Wert auf körperliches Training. Andere dagegen hielten es für unpassend oder überflüssig. Paulus vertritt unter Inspiration einen ausgewogenen Standpunkt. Er räumt ein, dass Sport einen gewissen Nutzen hat. Da der Effekt aber nicht von Dauer ist, nützt Sport nur wenig. Gleichzeitig betont Paulus, dass es ein viel wertvolleres Ziel gibt, für das es sich zu trainieren lohnt: Gottergebenheit (1Ti 4:7).
Gottergebenheit: Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ wird in der Anm. zu 1Ti 4:7 näher erklärt; siehe auch Anm. zu 1Ti 2:2.
in jeder Hinsicht nützlich: Paulus macht deutlich, dass Gottergebenheit viel wertvoller ist als körperliches Training. (Siehe Anm. zu Training in diesem Vers.) Aus eigener Erfahrung wusste er, dass Gottergebenheit im gegenwärtigen Leben „in jeder Hinsicht nützlich“ ist. Zum Beispiel half sie ihm, an „der genauen Erkenntnis der Wahrheit“ festzuhalten (Tit 1:1, 2). Das bewahrte ihn davor, auf die Lügen, irreführenden inspirierten Aussagen und respektlosen, unwahren Geschichten hereinzufallen, vor denen er Timotheus zuvor warnt (1Ti 4:1, 2, 7). Mit Jehovas Hilfe blieb Paulus trotz persönlicher Schwächen stark, trotz Schwierigkeiten glücklich und trotz schlechter Behandlung liebevoll (2Ko 6:12; 12:10, 15; Php 4:13; Kol 1:24). Weil er an seiner Gottergebenheit festhielt, blieb auch seine Hoffnung auf das „künftige Leben“ stark. Er freute sich darauf, mit Christus im Himmel zu regieren. Selbst kurz vor seiner Hinrichtung empfand Paulus Freude, weil er voller Hoffnung dem ewigen Leben entgegenblickte (2Ti 2:12; 4:6-8).
arbeiten wir hart und strengen uns an: Dadurch, dass Paulus hier zwei griechische Verben mit ähnlicher Bedeutung verwendet, verleiht er seinen Worten besonderes Gewicht. (Vgl. Kol 1:29.) Das mit „hart arbeiten“ übersetzte Verb kann sich auf mühsame oder schwere Arbeit beziehen (Luk 5:5; 2Ti 2:6). Das mit „sich anstrengen“ wiedergegebene Verb beschreibt eher, wie sehr sich jemand bei einer Arbeit anstrengt oder bemüht. (Siehe Anm. zu Luk 13:24.)
Wir haben nämlich unsere Hoffnung auf einen lebendigen Gott gesetzt: Paulus bezeichnet Jehova als „lebendigen Gott“ und stellt damit heraus, dass er den leblosen Göttern, die man damals verehrte, absolut überlegen ist (Apg 14:15; 1Ko 12:2; 1Th 1:9; siehe Anm. zu 1Ti 3:15). Als lebendiger Gott hat Jehova die Macht, seine treuen Diener für ihren Einsatz zu belohnen (2Ch 16:9; Jer 32:19; 1Pe 3:12; 1Jo 3:22). Er hat versprochen, sie zu retten und ihnen ewiges Leben zu geben (Rö 2:6, 7; 1Ti 1:16; Tit 1:2). Paulus und anderen Christen war klar: Sie dienten einem lebendigen und mächtigen Gott und hatten somit eine sichere Hoffnung. Das motivierte sie dazu, hart zu arbeiten und sich anzustrengen.
ein Retter: Siehe Anm. zu 1Ti 1:1.
Menschen aller Art: Siehe Anm. zu 1Ti 2:4.
besonders von treuen: Damit sind Menschen gemeint, die zum Glauben an den „lebendigen Gott“ gekommen sind und fest zu ihm halten (Apg 14:22; 1Th 3:5 und Anm., 7). Jehova ist „ein Retter von Menschen aller Art“, weil er durch das Lösegeld allen Menschen die Möglichkeit gibt, gerettet zu werden. Dazu muss man allerdings an Jesus glauben und Gott treu dienen (Joh 3:16, 36; 1Ti 6:12).
deiner Jugend: Damals war Timotheus schon mindestens zehn Jahre von Paulus geschult worden und wahrscheinlich über 30 Jahre alt. Paulus (Saulus) war vermutlich im gleichen Alter, als er das erste Mal im Bibelbericht erwähnt wird. Lukas bezeichnet ihn in Apg 7:58 als „einen jungen Mann“ und verwendet dafür ein griechisches Wort, das mit dem vorliegenden Ausdruck für „Jugend“ verwandt ist. Dasselbe Wort für „Jugend“ kommt auch in der Septuaginta vor und bezieht sich dort an manchen Stellen auf verheiratete Erwachsene (Spr 5:18; Mal 2:14, 15; LXX). In der griechisch-römischen Gesellschaft galten selbst Männer in ihren Dreißigern manchmal als relativ jung und unerfahren. Timotheus dürfte jünger gewesen sein als einige, denen er Rat geben musste oder die er zu Ältesten ernannte. Deshalb könnte es ihm schwergefallen sein, mit Autorität aufzutreten (1Ti 1:3; 4:3-6, 11; 5:1, 19-22). Die Worte „Niemand soll wegen deiner Jugend jemals auf dich herabsehen“ stärkten mit Sicherheit sein Selbstbewusstsein.
Werde … ein Vorbild für die Treuen: Paulus erklärt Timotheus, wie er verhindern konnte, dass andere wegen seiner Jugend auf ihn herabsahen. Timotheus hatte zwar von Gott Autorität erhalten, aber deswegen durfte er nicht über andere bestimmen oder ihren Respekt einfordern. Paulus selbst tat das auch nicht. (Siehe Anm. zu 2Ko 1:24.) Was er hier rät, war viel effektiver: Timotheus sollte weiter mit gutem Beispiel vorangehen. In der Folge zählt Paulus fünf Bereiche auf, in denen Timotheus „ein Vorbild für die Treuen“ sein konnte, und zwar im Reden, im Verhalten, auf dem Gebiet der Moral, in der Liebe und im Glauben. Das würde andere treue Christen motivieren, selbst an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten (Heb 13:7, 17).
in moralischer Reinheit: Oder „in der Keuschheit“. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:2.)
konzentriere dich weiter auf: Oder „befasse dich mit“. Timotheus war ein erfahrener Prediger und Aufseher (Php 2:20-22; 1Th 3:2). Trotzdem fordert Paulus ihn auf, sich besonders auf das Vorlesen, Ermahnen und Lehren zu konzentrieren. Dafür musste Timotheus tiefgründig studieren und sich gut vorbereiten. Das griechische Verb steht hier im Präsens, womit eine fortlaufende Handlung ausgedrückt wird: Timotheus sollte nicht aufhören, Zeit und Mühe in diese Bereiche seines Dienstes zu investieren.
Vorlesen: Lautes Vorlesen aus den heiligen Schriften war ein wichtiger Bestandteil der Gottesdienste in jüdischen Synagogen (Luk 4:16 und Anm.; Apg 13:15 und Anm.). Bei christlichen Zusammenkünften wurde ebenfalls vorgelesen – zunächst aus den Hebräischen Schriften und mit der Zeit auch aus den Büchern der Christlichen Griechischen Schriften. Verantwortliche Männer in der Christenversammlung schrieben außerdem Briefe, die bei Zusammenkünften vorgelesen wurden (Apg 15:22, 23, 30, 31; 16:4, 5; Kol 4:16; 1Th 5:27; Off 1:3). Da es nur wenige Abschriften gab und einige der Anwesenden wahrscheinlich nicht lesen konnten, war es wichtig, dass vorgelesen wurde. Um flüssig zu lesen und den Sinn verständlich zu machen, musste sich der Leser gut vorbereiten. (Vgl. Ne 8:8.) Eine zusätzliche Herausforderung war, dass es in griechischen Manuskripten keine Wortzwischenräume und so gut wie keine Satzzeichen gab. Deshalb schätzte Timotheus sicherlich den Rat von Paulus und gab ihn an andere weiter.
Ermahnen: Oder „Ermutigen“. Wer andere ermahnt, möchte sie zum Handeln bewegen. Das entsprechende griechische Wort schließt jedoch auch den Gedanken ein, zu trösten und Mut zu machen. Genauso wie sich Timotheus auf das Vorlesen und Lehren gut vorbereiten musste, sollte er sich auch Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wie er seine Brüder trösten und ermutigen konnte. (Siehe Anm. zu Rö 12:8; Php 2:1.)
Vernachlässige die Gabe in dir nicht: Paulus bezieht sich hier auf eine Gabe, die Timotheus von Jehova durch heiligen Geist erhalten hatte. Dabei ging es offenbar darum, dass Timotheus in der Christenversammlung besondere Verantwortung übernehmen sollte. Wahrscheinlich empfing er die Gabe, als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in Lystra war. Damals wurde „eine Prophezeiung“ über die künftigen Aufgaben von Timotheus geäußert. Eine Zeit lang war er reisender Aufseher; er diente auch länger als Ältester in Ephesus (1Ti 1:3). Paulus war klar: Eine Gabe nicht zu nutzen wäre Verschwendung. Deshalb legt er Timotheus ans Herz, dieses kostbare Geschenk nicht ungenutzt zu lassen. Er wollte, dass Timotheus seine Gabe wertschätzte und sich voller Eifer um seine Aufgaben kümmerte. (Siehe auch 2Ti 1:6 und Anm.)
durch eine Prophezeiung: Gemeint ist offenbar eine der Prophezeiungen, die über Timotheus gemacht wurden, als Paulus während seiner zweiten Missionsreise in Lystra war. Die Prophezeiungen betrafen anscheinend die Aufgaben, die Timotheus künftig in der Christenversammlung übernehmen sollte. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:18.) Dadurch wurde deutlich, dass Jehovas Geist den Weg vorgab, den Timotheus einschlagen sollte. Deshalb waren die Ältesten in Lystra einverstanden, dass Timotheus besondere Dienstaufgaben erhielt und Paulus begleitete (Apg 16:1-5).
die Ältestenschaft: Das entsprechende griechische Wort presbytérion ist mit dem griechischen Wort für „Ältester“ verwandt und bezeichnet hier eine Gruppe von Ältesten. (Siehe Worterklärungen zu „Ältester; älterer Mann“.) In Luk 22:66 (siehe Anm.) und Apg 22:5 (siehe Anm.) ist presbytérion mit „Versammlung der Ältesten“ übersetzt. Dort bezieht es sich wahrscheinlich auf den Sanhedrin, den jüdischen Ältestenrat. Anscheinend wurde es auch auf die Männer angewandt, die den einzelnen jüdischen Gemeinden überall im Römischen Reich vorstanden. Wie der vorliegende Vers zeigt, übernahmen die Christen den Begriff. Sie bezeichneten damit die verantwortlichen Männer bzw. die Ältesten einer Versammlung. Auch aus anderen Textstellen geht hervor, dass es in einer Versammlung gewöhnlich mehr als einen Ältesten gab. (Siehe Anm. zu Apg 14:23; 20:17; Php 1:1.)
dir … die Hände auflegte: Siehe Anm. zu Apg 6:6.
Denk über all das nach: Oder „Durchdenke all das“. Paulus betont, wie wichtig das Nachdenken ist. Mit „all das“ könnte er entweder die Hinweise aus den vorigen Versen gemeint haben, die das Verhalten, das Lehren und den Dienst von Timotheus betrafen (1Ti 4:12-14), oder seinen gesamten Brief. Auch in den Hebräischen Schriften wird immer wieder unterstrichen, wie wichtig es für Diener Gottes ist, über ihr Verhalten und ihre Beziehung zu Jehova nachzudenken (Ps 1:2 und Fn.; 63:6; 77:12; 143:5). Zum Beispiel gab Jehova Josua die Anweisung, „Tag und Nacht mit leiser Stimme“ im Gesetzbuch zu lesen. Das hebräische Verb in diesem Vers vermittelt den Gedanken, so langsam zu lesen, dass man dabei tief nachdenken kann (Jos 1:8 und Fn.). In der Septuaginta steht dafür dasselbe griechische Verb, das Paulus im vorliegenden Vers verwendet. Wie Josua sollte sich auch Timotheus jeden Tag intensiv mit den heiligen Schriften befassen. Dadurch würde er im Glauben wachsen und könnte seine Aufgaben bestmöglich erfüllen.
geh darin auf: Wtl. „sei darin“. Gemeint ist, sich ganz und gar in etwas zu vertiefen. Ein Nachschlagewerk kommentiert diesen Ausdruck wie folgt: „So wie der Körper von der Luft, die er atmet, umgeben und durchdrungen ist, soll man in diese Dinge gedanklich eintauchen.“
damit alle deinen Fortschritt deutlich sehen können: Paulus wollte, dass Timotheus in den zuvor erwähnten Bereichen weiter Fortschritte machte. Dadurch könnte Timotheus andere motivieren und ihr Vertrauen gewinnen (1Ti 4:12-16). Es sollte ihm nicht darum gehen, im Mittelpunkt zu stehen oder andere zu beeindrucken, sondern darum, der Versammlung zu helfen (Rö 12:3; 1Ko 4:7; 13:4).
Achte immer auf dich selbst: Paulus lag sehr am Herzen, dass Timotheus im Glauben fest blieb. Nichts sollte seine Aussicht auf ewiges Leben gefährden. Einige Jahre zuvor hatte Paulus den Ältesten aus Ephesus etwas Ähnliches geraten: „Gebt acht auf euch selbst.“ Er betonte damit, wie wichtig es für Älteste ist, ihren Glauben stark zu erhalten und nicht auf sich selbst zu vertrauen (Apg 20:17, 28 und Anm.).
Halte an alldem fest: In 1Ti 4:6-16 gibt Paulus Timotheus Hinweise, wie er „ein guter Diener von Christus Jesus“ sein kann. Die Worte in Vers 15 und 16 bilden einen kraftvollen Abschluss. Paulus nennt vier konkrete Dinge, die Timotheus tun soll: 1. nachdenken, 2. in dem aufgehen, was er gelernt hat, 3. auf sich und sein Lehren achten und 4. an alldem festhalten. In einem Bibelkommentar heißt es zu diesem väterlichen Rat: „Die beiden Verse enthalten … die vielleicht persönlichsten Worte im ganzen Brief.“