Das Kleinod der Zufriedenheit
EIN Kleinod ist etwas Schönes, Kostbares, etwas, was man pflegen sollte. Aber nicht jedes Kleinod ist ein greifbarer, buchstäblicher Edelstein. Zum Beispiel ist die Zufriedenheit ein Kleinod; auch sie ist etwas Schönes und Kostbares und sollte gepflegt werden.
Doch wird dieses Kleinod der Zufriedenheit heute immer seltener. Je mehr die Menschen haben, desto unzufriedener scheinen sie zu sein. Der amerikanische Präsident Nixon klagte über sein Volk: „Noch nie scheint eine Nation mehr gehabt und sich weniger daran erfreut zu haben“ (New York Times Magazine, 21. November 1971).
Diese Tatsache wurde in einem Fernseh-Dokumentarfilm hervorgehoben, der Ende 1971 von einem führenden Sendernetz in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde und den Titel hatte: „... Und wenn der Traum wahr wird?“ Darin wurde „die Unzufriedenheit einer amerikanischen Familie“ geschildert und auf realistische Weise ein wohlhabender angelsächsischer langjähriger Vizepräsident einer Bank dargestellt, der mit seiner Frau und mit drei Kindern in einem reichen Vorort von Detroit wohnte. Gemäß der Darstellung hatten sie „eine Liebschaft mit den guten Dingen des Lebens — gutes Essen, schöne Kleider, die beste Ausbildung“. Aber waren sie zufrieden, glücklich? Nein, denn die Kinder hatten „für all das kein Empfinden und langweilten sich“. Und obwohl der Vater sagte, sie hätten „ein tolles Haus, ein schönes Haus“, und es tue ihm leid auszuziehen, zogen sie in einen noch reicheren Vorort. Kein Wunder, daß der Erzähler die Frage stellte: „Träumen auch Sie davon, mehr zu erwerben?“
Ihr Traum hatte sich erfüllt, und doch waren sie unzufrieden, unglücklich. Warum? In dem Dokumentarfilm hieß es: „Liebe und Ideale sind gut und schön, aber mit Liebe und Idealen gewinnt man keine Meisterschaft“, das heißt, man sollte sie nicht ernst nehmen.
Was hilft, diese weitverbreitete Unzufriedenheit zu bekämpfen, und ermöglicht es, das Kleinod der Zufriedenheit zu besitzen?
Vernünftig zu sein kann einem helfen, zufrieden zu sein. Das sieht man daran, daß sehr viele Menschen unzufrieden sind, weil sie unvernünftige Erwartungen hegen. Zum Beispiel erwähnte ein führender amerikanischer Verhaltensforscher, daß es in vielen anscheinend guten Ehen zufolge unvernünftiger Erwartungen zu Unzufriedenheit komme. So seien einige Ehepaare in ihrer Ehe unzufrieden, weil sie dächten, andere Ehen seien glücklicher oder erfolgreicher als ihre. Wieder andere seien unzufrieden, weil ihre Ehe keine gleichbleibende Befriedigung mit sich bringe.
Aber wie kann ein Ehepaar das Eheglück eines anderen Ehepaares beurteilen, wenn es doch all dessen verborgene Probleme nicht kennt? Ist es überhaupt vernünftig, zu erwarten, daß alle Ehepaare in ihrer Ehe in gleichem Maße Erfolg haben? Und wie können unvollkommene Menschen, die die Ungewißheiten des Lebens hinnehmen müssen, erwarten, daß eine Ehe gleichbleibende Befriedigung mit sich bringt? Hierin vernünftig zu sein trägt viel zur Zufriedenheit bei.
Dann gibt es wiederum Menschen, die einfach deshalb unzufrieden sind, weil sie nicht realistisch sind. Sie versuchen die schlichte Wahrheit außer acht zu lassen: „Es heißt niemals dies UND das, sondern dies ODER das.“ Zum Beispiel mag ein junger Mann, der erwartungsvoll den Freuden und Segnungen der Ehe entgegengeblickt hat, bald nach seiner Heirat feststellen, daß sich Unzufriedenheit einschleicht. Warum? Wahrscheinlich, weil er unrealistisch ist. Er denkt, er müßte die Segnungen der Ehe und die Freiheit eines Ledigen genießen. Die Ehe und das Ledigsein haben jeweils ihre eigenen Segnungen. Welche Segnungen man vorzieht, sollte man vor der Ehe entscheiden.
Eine weitere große Hilfe, damit man das Kleinod der Zufriedenheit besitzt, ist die Wertschätzung für die Segnungen, die einem begegnen. Hast du ein Zuhause? Hast du liebe Angehörige, einen Ehepartner, Eltern oder Kinder oder Geschwister? Das sind bestimmt Segnungen, die dir, wenn du sie schätzt, helfen werden, zufrieden zu sein. Hast du das materiell Notwendige? Wenn ja, dann ist auch dies ein Grund, zufrieden zu sein, wie es der christliche Apostel Paulus zeigt: „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und wir können auch nichts mit hinaustragen. Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein.“ Warum hiermit zufrieden sein? Weil dies das darstellt, was wir wirklich benötigen. — 1. Tim. 6:7, 8.
Eine weitere Hilfe, zufrieden zu sein, ist die Selbstzucht oder Selbstbeherrschung. Insbesondere mußt du lernen, deine Gedanken in Zucht zu nehmen, Wunschdenken und Träumereien zu verbannen. Sei sorgfältig bei der Auswahl dessen, worauf du dein Herz richtest. Menschen, die zulassen, daß sie dem Alkohol, Rauschgiften, dem Glücksspiel oder anderen Lastern verfallen, können offensichtlich nicht zufrieden sein.
Vor allem wird es dir durch das Vertrauen auf Gott möglich, das Kleinod der Zufriedenheit zu besitzen. Gottes Wort gibt uns den Rat: „Eure Lebensweise sei frei von Geldliebe, indem ihr mit den vorhandenen Dingen zufrieden seid. Denn er [Gott] hat gesagt: ,Ich will dich keineswegs im Stiche lassen noch dich irgendwie verlassen.‘“ — Hebr. 13:5.
Wenn wir wirklich auf Gott vertrauen werden wir ihn beim Wort nehmen und den Rat der Bibel befolgen, ‘uns Schätze im Himmel aufzuhäufen’, indem wir seinen Willen tun und ‘zuerst sein Königreich und seine Gerechtigkeit suchen’. (Matth. 6:20, 33) Daß ein solches Vertrauen zu Gott zum Glück führt, kann von mehr als eineinhalb Millionen christlichen Zeugen Jehovas bestätigt werden. Typisch ist der Fall einer Frau, die in einem vornehmen Viertel einer der bedeutendsten Städte von Tennessee (USA) wohnt und die früher ein aktives Kirchenmitglied war. Sie sagt: „Ich hatte materiellen Reichtum, genoß Ansehen und machte Karriere in der Musik, doch irgend etwas fehlte mir. ... Ich suchte regelmäßig einen Psychiater auf und verließ mich auf Beruhigungsmittel, um irgendwie mit dem Alltagsleben fertig zu werden.“
Dann wurde sie eines Tages von einem christlichen Zeugen Jehovas angetroffen, und nach wenigen Monaten wurde sie selbst eine getaufte Zeugin Jehovas, so daß sie sagen konnte: „Welch eine Veränderung doch mit mir vorging, als ich immer mehr lernte. ... Ich war zufrieden und war dabei, die Eigenschaften zu entwickeln, die uns jetzt Leben und die Hoffnung auf ein Leben in der kommenden neuen Ordnung geben.“ Ja, in auffallendem Gegensatz zu jener „unzufriedenen amerikanischen Familie“ haben Jehovas Zeugen Zufriedenheit gefunden, weil sie „die Liebe und die Ideale“ der Bibel ernst nehmen. Möchtest auch du diese Zufriedenheit haben? Sie werden dir gern helfen, sie zu erlangen.