Vögel in Frack und weißer Weste
PINGUINE können mit Recht als Vögel in Frack und weißer Weste bezeichnet werden. Wenn diese flugunfähigen Vögel mit schwarzem Rücken und weißer Bauchseite aufrecht stehen, sehen sie aus wie kleine Männer, angezogen für eine Abendgesellschaft.
Auf dem Land bewegen sich die Pinguine ziemlich schwerfällig, aber im Wasser bieten sie ein ganz anderes Bild. Selbst große Pinguine springen gern in flachem Bogen etwa zwei Meter weit über die Wasseroberfläche. Pinguine sind ausgezeichnete Schwimmer. Man hat die Zahl ihrer Flügelschläge gezählt und die Geschwindigkeit unter Wasser auf 40 km/st berechnet. Ihre langen, verhältnismäßig schmalen Flügel dienen ihnen als Flossen. Beim Schwimmen stoßen sie sich damit kraftvoll vorwärts, und die nach hinten ausgestreckten, mit großen Schwimmhäuten versehenen Füße wirken beim Steuern mit.
Erstaunlich ist auch die Fähigkeit der Pinguine, sich unter Wasser zu orientieren. Im Jahre 1963 machte man im Zoologischen Garten in San Francisco Versuche, die ergaben, daß Pinguine zwischen dem Geräusch, das ihr Körper im Wasser erzeugt, und dem Geräusch, das Fische erzeugen, unterscheiden können. Man warf in einen Wasserbehälter, der schallschluckende Wände hatte, so daß keine Echos entstehen konnten, zwei Fische. In dem Augenblick, in dem vier Pinguine ins Wasser sprangen, machte man das Licht aus, und es wurden weitere Fische im ganzen Tank verstreut. In dreißig Sekunden hatten die Pinguine alle Fische vertilgt! Wie gelang es ihnen, ihre Beute zu finden? Das ist heute noch ein Geheimnis.
Eine weitere erstaunliche Fähigkeit der Pinguine hängt mit ihren Wanderungen zusammen. Vor mehreren Jahren sind an der öden Küste der Antarktis vierzig Adeliepinguine gefangen und beringt worden. Dann flog man sie fast 2 500 Kilometer weit zum Ross-Schelfeis und ließ sie dort frei. Zwei Jahre später trafen drei von ihnen in ihrer Nistkolonie ein, und zwar genau zur Brutzeit. Sie hatten die weite Entfernung zurückgelegt, indem sie an der Küste entlangschwammen und über das Packeis schritten oder auf dem Bauch rutschten. Keine geringe Leistung für einen flugunfähigen Vogel ohne Kompaß!
Werbung, Paarung und Brüten
Besonders interessant ist das Ritual der Werbung und der Paarung bei den Pinguinen. Es ist von Art zu Art verschieden und dient dazu, die Arten getrennt zu halten.
Besonders der Adeliepinguin tut sich durch Liebesbezeigungen während der Balz hervor. Das Männchen erzeugt ein lautes trommelndes Geräusch, erhebt langsam Kopf und Schnabel zum Himmel empor und schlägt ruckweise mit den Flossen. Das Weibchen antwortet mit einer Verbeugung, hält den Kopf aber abgewandt. Das bedeutet Erhörung. Dann verbeugt sich auch das Männchen. Man beobachtet zuweilen, daß ein Pinguin dem anderen einen Stein hinträgt. Der Naturforscher R. L. Penney wirft die Frage auf: „Ist es immer das Männchen, das der Auserwählten einen Stein zu Füßen legt, so daß man also an diesem Verhalten erkennen kann, welches Tier ein Männchen und welches ein Weibchen ist?“ Darauf antwortet er: „Das ist ein reizender Gedanke, aber er ist unkorrekt. Sowohl Männchen als Weibchen tun das.“
Ein ausgewachsenes Pinguinpaar bleibt gewöhnlich sein Leben lang zusammen. Lucy Kavaler berichtet in ihrem Buch Freezing Point, daß ein Paar, das man beringt hatte, fünf Brutperioden nacheinander zusammenhielt. Die jungen Männchen kehren gewöhnlich wieder an den Ort zurück, wo sie ihr Weibchen im Vorjahr getroffen haben. Viele der jungen Weibchen dagegen kehren nicht zurück, sondern suchen sich einen neuen Partner. Aber wenn sie älter werden, nehmen auch sie es mit der Treue genauer.
Die Kaiserpinguine brüten während des harten antarktischen Winters. Ihre Jungen schlüpfen zu einer Zeit, da es Tag und Nacht dunkel ist und eisige Stürme toben.
Wenn das Weibchen das Ei gelegt hat, übergibt es dieses dem Männchen. Das Pinguinmännchen rollt es in seine Hautfalte am Bauch. Dort liegt es über seinen Füßen und unterhalb des Fettpolsters seines Bauches weich und warm eingehüllt. Selbst wenn das Thermometer auf 65 Grad unter Null sinkt, ist das Ei vor der Kälte geschützt. Da der Pinguin im Stehen schläft, besteht keine Gefahr, daß das Ei herausrollt. Während Stürmen drücken sich die Pinguinväter dicht aneinander. Nach einiger Zeit dürfen die Tiere an der Außenseite in die Mitte, und einige, die in der Mitte stehen, müssen eine Zeitlang an die kalte Außenseite. Während die Pinguinmännchen brüten, hungern sie. Ein fünfzehn Kilogramm schwerer Kaiserpinguin kann dabei fünf Kilogramm seines Gewichts verlieren.
Und was macht das Weibchen? Während der Pinguinvater das Ei hütet, kehrt es ins Meer zurück und futtert sich dort heraus. Nach zwei Monaten kehrt es mit vollem Kropf zurück. Selbst wenn er nicht mehr an dem gleichen Platz steht, an dem er stand, als das Weibchen ihn verließ, findet es ihn. Es erkennt ihn an der Stimme. Das Weibchen kommt zurück, wenn das Junge schlüpft. Sobald das Weibchen zurückgekehrt ist, überläßt das Männchen ihm die Sorge um den Sprößling und sucht das Meer auf, um sich dort satt zu fressen.
Das Pinguinküken sitzt auf den Füßen der Mutter und wird unter ihrer Hautfalte am Bauch warm gehalten. Wenn das Junge hungrig ist, schaut es unter der Hautfalte hervor und pfeift. Darauf würgt die Mutter etwas Fisch heraus und gibt es ihm zu fressen. Sobald das Männchen zurückkehrt, wechseln sich Männchen und Weibchen bei der Betreuung des Kükens ab.
Gefahren
Viele Pinguinküken fallen Stürmen und der Kälte zum Opfer. Robert Ardrey schreibt in seinem Buch The Territorial Imperative: „Es gibt auf unserem Planeten keine Naturgewalt, die den Umweltbedingungen gleichkommt, welche das Leben des Kaiserpinguinkükens gefährden.“
Eine ständige Gefahr für die Adeliepinguine sind Raubvögel wie der Riesensturmvogel und die Skua oder Raubmöwe. Im Leben des Pinguinkükens spielt die Zucht daher eine wichtige Rolle. Wenn ein Küken sich nur dreißig Zentimeter vom Nest entfernt, beißen es die Eltern im Nachbarnest fast unbarmherzig in Rücken, Kopf und Flossen, während es verzweifelt versucht zu entkommen. Dieses Vorgehen mag hart erscheinen, aber es dient dazu, das Küken vor dem sicheren Tod zu bewahren, denn würde es sich von der Kolonie entfernen, so fiele es bestimmt einer Skua zum Opfer.
Auf dem Land haben die Kaiserpinguine außer dem Menschen keine Feinde. Aber im Wasser lauern ihnen Seeleoparden und Schwertwale auf. Wenn der Kaiserpinguin verfolgt wird, kann er sich bis 1,50 Meter hoch aus dem Wasser emporschnellen, um sicher auf einer Eisscholle zu landen. Pinguine fühlen sich in der Menge sicherer. Nur die Tiere, die sich absondern, fallen Feinden zum Opfer.
Den schwersten Tribut fordert jedoch der Hunger ab. Wenn ein natürlicher Lebensraum die Pinguine nicht mehr ernährt, sinkt ihre Zahl. Wird das Nahrungsangebot reichlicher, wächst sie.
Obschon die Pinguine Frack und weiße Weste tragen, führen sie kein bequemes Leben. Besonders der Kaiserpinguin lebt unter schwierigsten Bedingungen. Doch ist er diesen Verhältnissen in bewunderungswürdiger Weise angepaßt — ein großartiges Zeugnis zu Ehren seines meisterhaften Schöpfers, Jehovas Gottes!