Das Wasserwerk der Erde
Was würdest du denken, wenn dir jemand ein Glas Wasser anbieten und sagen würde, daß es schon einmal benutzt worden sei? „Widerlich“, magst du sagen. Aber in Wirklichkeit ist jeder Tropfen Wasser, den du trinkst oder gebrauchst, schon oft benutzt worden. Alles Wasser, das es gibt, besteht seit Jahrtausenden und hat sich in seiner Menge so gut wie nicht verändert. Dasselbe Wasser kommt immer wieder in Umlauf — ein Prozeß, der alle Lebewesen auf der Erde erhält.
Wieviel Wasser gibt es?
Wasser ist so reichlich vorhanden, daß man es in Kubikkilometern angeben kann. Ein Kubikkilometer entspricht 1 000 000 000 000 Litern, und es gibt 1 335 000 000 Kubikkilometer Wasser auf der Erde.
Abgesehen von 3 Prozent dieser riesigen Menge, befindet sich alles Wasser in den gewaltigen Ozeanen. Mehr als zwei Drittel dieser 3 Prozent Süßwasser sind im Eis der Polkappen und in den Gletschern gebunden. Die Wassermenge, die für Haushaltungen, Landwirtschaft und Industrie zur Verfügung steht, beträgt also weniger als zwei Drittel von einem Prozent des gesamten Wasservorkommens auf der Erde.
Siebenundneunzig Prozent dieses kleinen Bruchteils kommen als Grundwasser vor, das bis in fünf Kilometer Tiefe reicht. Somit macht das Wasser in all den Strömen, Flüssen, Teichen, Seen und Binnenmeeren der Welt weniger als ein Fünfzigstel von einem Prozent des Gesamtvorkommens aus.
Wieviel Wasser ist im Umlauf?
Die Sonne läßt jedes Jahr 390 000 Kubikkilometer Wasser verdunsten — 330 000 Kubikkilometer von den Ozeanen und 60 000 Kubikkilometer vom Land. Das entspricht 13,7 Milliarden Litern pro Sekunde. In nur sieben Sekunden „pumpt“ die Sonne mehr Wasser als alle öffentlichen Wasserwerke der USA in 24 Stunden. All das kehrt schließlich in Form von Regen, Schnee, Graupeln, Hagel, Frost und Tau zur Erde zurück. Das meiste davon fällt direkt in den Ozean, aber 100 000 Kubikkilometer, also etwa ein Viertel, fallen auf die Landmasse. Diesen Zahlen kannst du entnehmen, daß das Land mehr Wasser zurückerhält, als verdunstet. Der Überschuß bewirkt, daß die Flüsse und Ströme „in Gang bleiben“, und das auch während der trockenen Jahreszeit.
Wieviel Regen fällt?
Wenn der Regen, der in einem Jahr fällt, auf einmal käme, wäre die ganze Erde fast einen Meter hoch mit Wasser bedeckt. In Wirklichkeit wird der Regen jedoch sehr ungleichmäßig verteilt. Die jährliche Niederschlagsmenge reicht von 0,8 mm bei Arica in Nordchile bis zu 26 440 mm bei Cherrapunji in Indien. Doch der Wassermangel, der große Bevölkerungsteile in Mitleidenschaft zieht, wird durch die Abweichungen zwischen den einzelnen Jahren hervorgerufen.
Insgesamt geht auf das Land in einem Jahr mehr als 10mal soviel Wasser nieder, als der Obere See (der größte der fünf Großen Seen in den USA) faßt. Es reicht aus, jeden Erdbewohner mit 65 000 Liter Süßwasser pro Tag zu versorgen — eine großzügige und überreiche Menge. Wie in so vielen Dingen brauchen wir nicht m e h r Wasser, sondern nur eine bessere Verwaltung dessen, was wir bereits haben.