Die Wechseljahre der Frau
Dieser Artikel wendet sich besonders an Frauen, die in den Wechseljahren sind oder die wissen möchten, was für Probleme diese Jahre mit sich bringen. Der darin enthaltene Aufschluß ist aber auch für Männer, Kinder, Verwandte und Freunde nützlich.
EINIGE Sonnenstrahlen stahlen sich durch die halb zugezogenen Vorhänge. Draußen jubilierten die Vögel. Es war wirklich ein wunderschöner Morgen.
Und doch schien er für die Frau, die noch im Bett lag, irgendwie anders zu sein. Sie starrte mit traurigen Augen zur Zimmerdecke empor. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund hätte sie am liebsten geweint.
Sie hörte ihren Mann lustig pfeifend über den Flur gehen. Aber selbst das fiel ihr irgendwie auf die Nerven.
„Aufstehen!“ rief er heiter. Als sie nicht antwortete, trat er an das Bett und zog schelmisch an ihrer Decke. „Komm, Schatz! Es ist Zeit zum Aufstehen.“
Plötzlich setzte sie sich im Bett auf und sagte zornig: „Laß mich in Ruhe!“
Bevor der überraschte Ehemann wußte, was geschah, vergrub sie das Gesicht im Kissen und schluchzte, als wäre für sie eine Welt zusammengebrochen.
Die Wechseljahre
Die Frau, die in den Wechseljahren war, hatte einen schlechten Tag. Meistens spielen sich zwar keine solch drastischen Szenen ab, aber wenn es vorkommt, wirkt es sich auf die ganze Familie aus. Der Mann weiß nicht recht, was er tun soll; den Kindern mag es bange werden. Doch die Mutter leidet am meisten.
Für alle Beteiligten ist es nützlich, etwas über die Wechseljahre zu wissen; denn es wird ja so vieles darüber erzählt. Eine Frau, die diese Zeit gerade hinter sich hatte, meinte: „Meist fürchtet man sich mehr vor dem, was die Leute über die Wechseljahre sagen, als vor diesen Jahren selbst.“ Keiner, der richtig darüber aufgeklärt ist, braucht sich jedoch davor zu fürchten.
Manche sagen anstatt „Wechseljahre“ „Zeit der Lebenswende“. Aber mit diesem Ausdruck sind nicht alle zufrieden. Warum nicht? Weil er die Vermutung nahelegt, daß sich das Leben von diesem Zeitpunkt an völlig verändert. Doch das ist nicht unbedingt so. Allerdings sind einige Frauen traurig darüber, daß sie nun keine Kinder mehr haben können. Aber in bezug auf andere Aspekte des Lebens wie Arbeit, Ehe, Sport und Freizeit wird sich kaum etwas verändern, ja in mancher Hinsicht mag sich sogar einiges bessern.
Und der Ausdruck „der Wechsel“ vermittelt den Gedanken, daß es im Leben der Frau nur diesen Wechsel gebe. Doch das stimmt nicht. Die Frauen erleben viele dramatische Wechsel, zum Beispiel den Beginn der Pubertät, die Eheschließung und die Geburt eines Kindes. Die Wechseljahre, auch Klimakterium oder Menopause genannt, sind nur einer von mehreren Wechseln. Was sind nun einige der Tatsachen, die wir über die Wechseljahre der Frau wissen sollten?
● Was sind sie?
Sie sind die Zeit, in der die monatliche Blutung bei der Frau allmählich aufhört und damit auch die Gebärfähigkeit. Das ist der Sinn des Wortes „Menopause“, das sich aus zwei griechischen Wörtern zusammensetzt, die „Monat“ und „aufhören“ bedeuten.
● Was sind sie nicht?
Es stimmt nicht, daß mit den Wechseljahren der Alterungsvorgang einsetzt. Dieser beginnt schon viel früher. Bereits mit 25 Jahren fängt der Spannungszustand der Muskeln an nachzulassen. Mit 30 beginnen wir, an Muskel- und Knochengewebe zu verlieren, und wir mögen schon graue Haare bekommen. Dieser Vorgang setzt sich während der Menopause fort und mag dadurch beschleunigt werden, aber ausgelöst wird er dadurch nicht. Eine 40- oder 50jährige Frau in den Wechseljahren ist noch lange nicht alt.
Die Wechseljahre sind auch keine Krankheit, obschon die Symptome gelegentlich diesen Eindruck vermitteln mögen.
● Was führt dazu?
Der Körper paßt sich einer neuen Situation an. Wenn die Pubertät einsetzt, beginnt der Körper eines jungen Mädchens Hormone zu bilden, die bewirken, daß in einem der beiden Eierstöcke jeweils regelmäßig ein Ei zur Reife kommt.
In den Wechseljahren geschieht das Gegenteil. Der Körper der Frau hört auf, diese Hormone zu produzieren, und allmählich reifen keine Eier mehr. Eines der Eierstockhormone ist das Östrogen. Bei einer allmählichen Verminderung dieses Hormons mögen die Wechseljahre wenig Beschwerden verursachen. Läßt die Hormonausschüttung dagegen plötzlich nach, kommt es in der Regel zu größeren Störungen.
● Wann beginnen sie?
In unseren Breiten beginnen die Wechseljahre gewöhnlich etwa zwischen dem 45. und dem 55. Lebensjahr. Bei einigen Frauen treten sie bereits vor dem 40. Lebensjahr ein und bei ganz wenigen erst, wenn sie schon über 60 sind. Nach einer Unterleibsoperation oder bei schlechtem Gesundheitszustand kann die Menopause früher als normal einsetzen.
Gewöhnlich kündet sie sich durch unregelmäßige Regelblutungen an. Bei manchen Frauen werden sie immer unregelmäßiger, bis sie schließlich ganz ausbleiben. Nur bei wenigen Glücklichen versiegen die Blutungen plötzlich. Bei anderen werden sie häufiger als normal, oder sie sind einmal schwach und einmal stark, bis sie endlich ganz ausbleiben.
● Wie wirken sie sich auf die Frau aus?
Die Frauenärztin Dr. Johanna Perlmutter schreibt: „Es ist beruhigend, zu wissen, daß die Mehrzahl der Frauen die Wechseljahre ohne oder mit relativ geringen Beschwerden erlebt“ (The Menopause Book). Das ist eine gute Nachricht. Was aber, wenn du zu den Frauen gehörst, die unter Beschwerden leiden, die man nicht mehr als „relativ gering“ bezeichnen kann? Dr. Perlmutter schreibt: „Den meisten Frauen mit größeren klimakterischen Beschwerden kann der Arzt helfen.“ Was sind einige dieser „größeren klimakterischen Beschwerden“?
Eine häufige Beschwerde sind die Hitzewallungen: ein plötzlich einsetzendes Wärmegefühl, besonders in der oberen Körperhälfte; dabei rötet sich das Gesicht, und manchmal kommt es anschließend zu einem Schweißausbruch. Solche Hitzewallungen mögen oft — täglich Dutzende von Malen — auftreten. Eine Wallung kann etwa eine Sekunde bis mehrere Minuten anhalten. Viele Frauen werden auch nachts davon geplagt; oft wachen sie dann naßgeschwitzt auf.
Noch kennt man die physische Ursache der Hitzewallungen nicht genau. Sind sie traumatisch? In den meisten Fällen sind sie es nicht. Die Frauen beschreiben sie nur als „lästig“ oder „unangenehm“ oder als etwas, was einen „ärgert“.
Weitere Symptome, die auftreten mögen, sind Schlaflosigkeit, plötzliche Müdigkeit, Einschlafen der Gliedmaßen, Schwindel, Übelkeit, Herzklopfen, Rückenschmerzen, Schmerzen in der Brust, Kopfschmerzen, Trockenheit der Scheide oder ein Brennen darin. Erschreckt dich diese Liste? Nun, du kannst dich trösten. Bei den meisten Frauen kommt es nicht zu solchen Störungen oder nur zu einigen wenigen. Und selbst wenn du klimakterische Beschwerden hast, gibt es gewöhnlich Möglichkeiten, dir Erleichterung zu verschaffen.
● Kommt es auch zu Depressionen?
Ja, es gibt Frauen, die während des Klimakteriums depressiv werden — doch die Depressionen sind gewöhnlich so leicht, daß Außenstehende gar nichts davon merken. Solche Frauen mögen völlig grundlos anfangen zu weinen. Oder sie können Mann und Kinder, die sie am Tag zuvor noch innig geliebt haben, plötzlich nicht mehr ausstehen; sie sind ihnen lästig. Eine normalerweise gutorganisierte Frau mag zeitweise vergeßlich und unorganisiert sein. Oder sie mag unerklärliche Angstgefühle haben.
Wenn es dir auch so ergeht, dann denke daran, daß gewöhnlich biologische Gründe dafür verantwortlich sind. Befürchte nicht gleich, du würdest die Kontrolle über dich verlieren. Gib dir Zeit. Solche Symptome, obwohl sie frustrierend oder zermürbend sein mögen, klingen meist wieder ab. Entspanne dich, und die Mißempfindungen werden schwinden.a
[Fußnote]
a Wenn ein Ehemann bemerkt, daß der depressive Zustand seiner Frau längere Zeit andauert, oder wenn Symptome wie Verlust der Selbstachtung oder Selbstmordgedanken dazukommen, würde er guttun, sie zu ermuntern, den Facharzt aufzusuchen. Manchmal können die Wechseljahre eine Depression auslösen, die ihren Ursprung in einem anderen Problem im Leben der Frau hat.
[Herausgestellter Text auf Seite 17]
Mit den Wechseljahren beginnt noch lange nicht das Alter.
[Bilder auf Seite 16]
„Ich verliere meine jugendliche Frische.“
„Ich büße meine Leistungsfähigkeit ein.“
„Werde ich meinen Mann verlieren?“