Mein Leben war vom Tod beherrscht
„LEGEN Sie mich einfach in eine Holzkiste. Mir ist egal, was nach dem Tod mit mir geschieht.“ „Lassen Sie meine Leiche verbrennen.“ Das sind Äußerungen, die ich mir von Zeit zu Zeit anhören muß. Der witzelnde Unterton spielt auf meinen Beruf an, der es mit sich bringt, daß ich mich um die Leichen von Freunden, Verwandten und anderen kümmere. Ja, ich bin Leichenbestatter.
Du magst dich fragen: Wie empfindet man, wenn man ständig von Toten umgeben ist? Wie balsamiert man eine Leiche? Warum scheuen die Leute keine Mühe und keine Kosten für einen Toten?
Meine persönliche Erfahrung
In den Vereinigten Staaten nehmen sich sogenannte Bestattungsleiter der Toten an. Es war mein Ziel, einen solchen Beruf zu erlernen. Im zweiten Jahr an der High-School begann ich, den Grundstein dafür zu legen, indem ich Kurse wählte, in denen ich etwas über Leichenbestattung lernte. Nach dem Abschluß der High-School besuchte ich eine große Universität im Mittleren Westen der USA und erwarb mir einen akademischen Grad in der Begräbniswissenschaft. Ich wurde graduierter Leichenbestatter. Nun war ich qualifiziert, Leichen zu balsamieren, Trauerfeiern zu leiten und Leichen zu beerdigen sowie zu gewährleisten, daß die notwendigen gesetzlichen Bestimmungen erfüllt werden.
Vielleicht denkst du, ich sei dadurch, daß ich immer vom Tod umgeben bin, in bezug auf den Tod — den größten Feind des Menschen — gefühllos geworden, abgestumpft oder verhärtet. Das ist aber nicht der Fall. Besonders hart war es für mich, den Tod kleiner Kinder und Personen meines Alters zu akzeptieren. Der Tod junger Leute erinnerte mich daran, daß das Leben sehr kurz sein kann. Ja, wir sind wie „ein Dunst, der für eine kleine Weile erscheint und dann verschwindet“ (Jakobus 4:14).
Der Tod von Kindern, denen noch das ganze Leben bevorstand, trieb mir immer Tränen in die Augen. Der Glaube, diese kleinen Verstorbenen würden im Himmel als Engel bei Jesus weilen, vermittelte mir etwas Trost. Allerdings fragte ich mich: „Wenn Gott so liebevoll und gütig ist, warum verursacht er dann so viel Trauer, indem er ein kleines Kind sterben läßt?“ Diese Frage verwirrte mich, bis ich ein gründliches Studium der Bibel begann. Ich erfuhr, daß der Tod nicht zu Gottes ursprünglichem Vorsatz gehörte, als er den Menschen erschuf, und somit eigentlich unnatürlich ist.
Balsamieren
Das Balsamieren oder Einbalsamieren ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Es wird sogar in der Bibel viermal erwähnt (1. Mose 50:2, 3, 26). Jakob und sein Sohn Joseph wurden balsamiert, damit ihr Leichnam auf dem langen Transport zur Begräbnisstätte nicht verweste. Die Ägypter verwendeten beim Balsamieren Gewürze, Öle, Harze und andere Materialien und tauchten den Körper in Natron (Natriumkarbonat). Der Prozeß dauerte mehrere Wochen, und der Leichnam blieb über Jahre, ja über Jahrhunderte erhalten.
Beim arteriellen Einbalsamieren, das heute angewandt wird, wird in eine Arterie nahe der Haut ein Einschnitt gemacht und eine verwesungshemmende Lösung injiziert. Durch diese in die Arterien eingespritzte Flüssigkeit wird das Blut aus den Venen herausgedrückt. Danach kann die Neugestaltung der Leiche beginnen. Dazu gehört die Wiederherstellung von Körperteilen, die zerstört worden sind, wie zum Beispiel bei einem Unfallopfer. Mit Hilfe von Wachsen, Kosmetika und speziellen Stichen mit Nadel und Faden kann die Wunde getarnt werden. Mir wurde in der Schule beigebracht, dies würde den Hinterbliebenen helfen, die Realität des Todes zu akzeptieren. Ich verbrachte oft viele Stunden damit, einen Leichnam so wiederherzustellen, daß er einen „lebensähnlichen“ Eindruck erweckte. Das war eine Herausforderung, und ich war stolz darauf, einen abgezehrten oder verstümmelten Leichnam so wiederherzustellen, daß er den Anschein einer lebenden und gesunden Person erweckte. Der Erfolg dieser Arbeit erfüllte mich mit Befriedigung.
Kosten
Die Menschen sind heute auf vielfältige Weise vom Tod betroffen. Bei den meisten gehören die Ausgaben für eine Bestattung zu den größten ihres Lebens. Der Betrag, den du dafür ausgibst, und der Aufwand der Bestattung sind Familienangelegenheiten und sollten nicht kritisiert werden, vorausgesetzt, du verletzt keine christlichen Grundsätze.
Warum sind die meisten Bestattungen weitaus aufwendiger und kostspieliger, als der Verstorbene gewollt hätte? Der Verstorbene hat seine Wünsche vielleicht nicht kundgetan. Die meisten Leute würden sagen, daß sie für eine einfache, preiswerte Bestattung sind. Liegt jedoch nichts Schriftliches vor, haben die Hinterbliebenen die Qual der Wahl. Selbst in biblischen Zeiten wurden Bestattungsvorkehrungen persönlich vereinbart. Als Jakob im Sterben lag, sagte er zu seinem Sohn Joseph: „An meiner Grabstätte, die ich mir im Lande Kanaan ausgehoben habe, dort sollst du mich begraben“ (1. Mose 50:5).
Von gewissen Einschränkungen abgesehen, kannst du mit deinen Angehörigen frei entscheiden, welchen Bestattungsservice du wünschst. Manches kann man schon planen, bevor der Tod eintritt. Überdenke, welche Entscheidungen zum Zeitpunkt des Todes nötig sein werden.
Ist ein Balsamieren nötig? In den Vereinigten Staaten ist es gesetzlich vorgeschrieben für den Fall, daß der Leichnam von einem Transportunternehmen befördert wird. Manche Bundesstaaten schreiben es vor, wenn die endgültige Beseitigung der Leiche nicht nach einer bestimmten Anzahl von Stunden erfolgt oder wenn der Tod auf eine ansteckende Krankheit zurückzuführen ist.
Welche Kosten könnten anfallen? Die Särge, die ich jeweils den Familien zeige, gibt es in allen Preisklassen — von billigen Holzausführungen bis zu sehr teuren Metallsärgen, die Tausende von Dollar kosten. Weitere Ausgaben erfordern der Transport, die Grabstelle, die Blumen, die Miete der Leichenhalle und der Kauf eines Grabsteins.
Sollte eine Bestattungsfeier abgehalten werden? Viele Dienstleistungen für die Verstorbenen, die ich anbiete, gelten als allgemein üblich. Gewöhnlich werden keine Alternativen angeboten, aber häufig gibt es solche. Manche möchten eine sehr einfache Erd- oder Feuerbestattung, auf die vielleicht eine Gedenkfeier folgt, um auf diese Weise das Balsamieren, die Neugestaltung und die Aufbahrung der Leiche, eine Totenbahre und sogar die Kosten für einen Sarg und eine Grabstelle zu sparen. Andere sind für teure Bestattungen, ähnlich wie viele Leute teure Autos oder teure Häuser haben möchten. Nicht jeder wünscht oder bevorzugt genau das gleiche. Bestattungsunternehmer wissen das und bieten daher Dienstleistungen und Waren verschiedener Preisklassen an.
Wie steht es mit den Verwandten und mit anderen? Ziehe die persönlichen Wünsche der Angehörigen in Betracht, aber vergiß nicht, daß auch andere berücksichtigt werden müssen. Christen, die in kleinen Gemeinden wohnen, müssen die Traditionen der Gemeinde im Sinn behalten. Persönliche Bedürfnisse, die finanzielle Lage und andere Umstände bestimmen, für welche Dienstleistungen man sich entscheidet. Hält man sich jedoch an Bräuche und Traditionen — sofern sie biblisch einwandfrei sind —, so kann ein besseres Zeugnis gegeben werden.
Triff weise Entscheidungen
Gewöhnlich kommt in einer Familie nicht sehr oft ein Todesfall vor. Wenn es jedoch passiert, kann es ein sehr erschütterndes Erlebnis sein. Doch eines Tages wird der Tod der Vergangenheit angehören (Offenbarung 21:3, 4). Bis dahin wird es nach wie vor die Gesetze, Leichenhallen, Friedhöfe, Leichenbestatter und Bestattungsfeierlichkeiten geben. Aber ein Todesfall wird uns nicht mehr so aus der Fassung bringen, wenn wir uns im voraus mit einigen Einzelheiten vertraut machen, die dann im Ernstfall erledigt werden müssen.
Genauso, wie du dir nicht ein Haus kaufen würdest, ohne es dir erst anzusehen, solltest du auch die Regeln des gesunden Menschenverstandes beherzigen, wenn du dir überlegst, was einmal mit deinem Leichnam geschehen soll. Wofür du dich auch immer entscheidest, ein angesehenes Bestattungsinstitut sollte bereit sein, dir bei den einzelnen Erledigungen zu helfen. Ebenso können dir Sterbevereine dabei behilflich sein, eine würdige und preiswerte Bestattung vorzubereiten. Sich mit diesem Thema jetzt schon zu beschäftigen ist kein Zeichen von Krankhaftigkeit. Vielmehr beweist es weise Voraussicht und liebevolle Rücksicht gegenüber den Angehörigen.
Seit ich eine genaue Erkenntnis der Bibel mit ihrer wunderbaren Verheißung auf ewiges Leben erlangt habe, kümmere ich mich mehr um die Lebenden als um die Toten. Mein Leben wird nicht mehr vom Tod beherrscht. (Eingesandt.)