Gilead — eine Schule, die von ihren Schülern geliebt wird
„ICH habe die Schule nicht allzusehr geliebt“, sagte Curtis im Gedanken an die High-School. „Auch auf dem College gefiel es mir nicht. Aber damals war ich noch kein Zeuge Jehovas.“ Seine Frau Kathy erklärte den Grund: „In der High-School lernt man Dinge, die einem zu der Zeit gar nicht nützlich erscheinen. Und wer so schüchtern ist wie ich, muß sich ganz allein durchschlagen. Ich hatte wirklich das Gefühl, um 12 Jahre Schulzeit betrogen worden zu sein.“
Doch Curtis (31) und Kathy (32) haben kürzlich eine andere Schule absolviert — die Wachtturm-Bibelschule Gilead. „Auf der Gileadschule war es ganz anders“, sagte Kathy. „Die Lehrer kümmerten sich wirklich um uns und waren an jedem Schüler persönlich interessiert. Diese Schule war für mich sehr nützlich, da sie mir half, mein Lebensziel zu verwirklichen.“
Ähnlich empfanden Michael und Sheryl (beide 27), zwei andere Gileadabsolventen. „Die High-School fördert in Wirklichkeit den Konkurrenzkampf“, sagte Michael, „und nicht das Lernen. Für mich war es eine harte Zeit, und ich war froh, als sie vorüber war.“ „Der Grund“, sagte Sheryl, „besteht darin, daß vielen in der Schule heute tatsächlich alles egal ist. Oft möchten die Lehrer wie die Schüler sein, und wer anders ist, paßt einfach nicht hinein.“ „Auf der Gileadschule“, fügte Michael hinzu, „hat man ein Ziel. Sie soll einem helfen, die Tätigkeit zu verrichten, die man liebt. Man lernt, wie man Menschen besser Hilfe leisten und sich um sie kümmern kann. Ich wollte immer im Vollzeitpredigtdienst stehen, und im Gileadschulkurs wurde hervorgehoben, wie man Jehova voll und ganz dienen kann, ungeachtet dessen, was andere tun.“
Beiden Ehepaaren war der Unterricht in der Gileadschule noch frisch im Sinn, denn sie gehörten zu den 38 Absolventen, deren Abschlußfeier am Sonntag, dem 11. September, in Anwesenheit von 2 023 Personen im Kongreßsaal der Zeugen Jehovas in Queens (New York) stattfand. Das Programm wurde durch Mikrowellen in das Brooklyner Bethel übertragen, so daß es noch weitere Hunderte hören und auf dem Bildschirm verfolgen konnten.
Aber um was für eine Schule handelt es sich bei der Gileadschule? Und warum wird sie von den Schülern so geliebt?
Was für eine Schule es ist
Wie der Unterweiser Jack Redford sagte, „handelt es sich bei der Gileadschule um eine Schule, die von der Watchtower Bible and Tract Society of New York eingerichtet worden ist und unterhalten wird, um Personen auszubilden, die den Auslandsmissionardienst aufnehmen möchten. Das Hauptlehrbuch des fünfmonatigen Kurses ist die Bibel, und die Studenten, die bereits in der Bibel bewanderte, erfahrene Prediger sind, erhalten eine intensive Schulung hinsichtlich eines besseren Verständnisses des Wortes Gottes und besserer Lehrmethoden sowie praktischer Themen, die mit dem täglichen Leben in einem fremden Land zu tun haben.“ Für die Studenten ist diese Unterweisung sowie die Verpflegung und die Unterkunft kostenlos.
Es wird in fünf Fächern unterrichtet: Hebräische Schriften, Griechische Schriften, Theokratische Organisation, Grundlagen biblischer Geschichte und Missionardienst. „In den Fächern Hebräische Schriften und Griechische Schriften wird jedes Bibelbuch grundlegend besprochen“, sagte Jack Redford. „In dem Fach Grundlagen biblischer Geschichte werden die Religionsgeschichte und bestimmte Hintergründe behandelt, die die Weltgeschichte liefert und die für die Studenten eine Hilfe zum Verständnis biblischer Prophezeiungen sind. In dem Fach Theokratische Organisation wird die Geschichte der Organisation Gottes von ihren Anfängen in alter Zeit bis heute verfolgt. Bei dem Fach Missionardienst geht es um allgemeine Probleme, die für Missionare entstehen können, wenn sie in einem fremden Land leben.“
Insgesamt haben bis heute 6 067 Studenten in 75 Klassen die Gileadschule seit ihrer Eröffnung im Februar 1943 absolviert. Sie kamen aus vielen Ländern und sind in Länder gesandt worden, in denen Missionare benötigt wurden. Gewiß sind diese Missionare dem Gebot Jesu Christi nachgekommen: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen ..., und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe“ (Matthäus 28:19, 20).
Die Absolventen der 75. Klasse waren aus Kanada, Finnland, Frankreich, Ghana, Neuseeland, Schweden, aus den Vereinigten Staaten und aus Venezuela eingeladen worden. Zwei Studenten werden in ihr Heimatland zurückkehren, die übrigen sind in 15 verschiedene Länder gesandt worden, um dort den besonderen Dienst als Missionare durchzuführen. Curtis und Kathy sind zum Beispiel der Karibikinsel Dominica zugeteilt worden. Michael und Sheryl warten gespannt darauf, ihren Dienst auf Taiwan anzutreten, wo sie zunächst an einem Schnellkurs in Mandarin teilnehmen werden.
Früher und heute von den Schülern geliebt
Die Gileadschule ist so sehr beliebt, daß die Studentin Leena aus Finnland fragte: „Könnte man die Schule nicht ein paar Wochen verlängern?“ Was sie besonders schätzte, war die Möglichkeit, viele frühere Absolventen der Schule zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten, als sie im vergangenen Jahr auf dem Weg zu den Bezirkskongressen der Zeugen Jehovas bzw. auf dem Rückweg über Brooklyn kamen. „Es war einfach begeisternd!“ sagte sie. „Allein schon das Gespräch mit all den Missionaren, die hierherkamen, trug dazu bei, uns auf unsere Auslandszuteilung vorzubereiten.“ Und diese früheren Absolventen der Gileadschule, von denen viele schon eine beträchtliche Anzahl Jahre in ihrer Zuteilung verbracht haben, erinnern sich immer noch gern an die Schule, die sie so sehr liebten.
„Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als wir 1945 in der Gileadschule waren“, sagte Dora. Sie absolvierte gemeinsam mit ihrer Missionarpartnerin Dorothea die 4. Klasse, die aus 104 Studenten bestand und im Februar jenes Jahres ihre Abschlußfeier hatte. „Der Studienplan sah damals ein bißchen anders aus“, sagte Dora rückblickend. „Aber die Lehrer waren einfach wunderbar! Sie hatten wirklich Interesse an jedem einzelnen von uns.“ Erwies sich das, was sie in dem damaligen Kurs gelernt hatten, in den fast 40 Jahren, die sie beide als Missionare in Chile verbracht haben, als praktisch? „O ja“, sagte Dorothea. „Wir lernten, wie man besser mit den Leuten zurechtkommt. Man hat uns geschult, wie wir reden und uns ausdrücken sollten und wie wir selbständig studieren und lernen konnten. Und wir haben dieselben Methoden angewandt, als wir andere in der Bibel unterwiesen.“
„Die Gileadschule ist eine wunderbare Einrichtung“, sagte Jessica, eine Niederländerin, die als Missionarin in Ecuador dient. „Alles in der Gileadschule war von Nutzen. Man wird so sehr gestärkt, daß man bereit ist, es mit jeder Schwierigkeit aufzunehmen und alle Probleme zu überwinden, die auftreten mögen.“ Ollie, dessen Zuteilung Obervolta ist, pflichtete bei: „Es ist ein sehr realistischer Kurs. Man empfängt viel Hilfe und Ermunterung. Und wenngleich man Tausende von Meilen entfernt ist, ist die Gesellschaft dennoch sehr an einem interessiert und hilft einem liebevoll, in seiner Zuteilung zu bleiben.“
Trotz der anspruchsvollen Aufnahmebedingungen warten immer noch Hunderte von Bewerbern und hoffen, zum Besuch der Gileadschule eingeladen zu werden. Viele Absolventen hatten sich im Laufe der Jahre mehrmals beworben, bevor sie schließlich angenommen wurden. Aber das ist auch von einer Schule zu erwarten, die von ihren Schülern geliebt wird.
[Bilder auf Seite 20]
Wachtturm-Bibelschule Gilead 75. Klasse, September 1983
In der nachstehenden Liste sind die Reihen des Gruppenbildes von vorn nach hinten numeriert, und die einzelnen Namen werden von links nach rechts angegeben.
(1) Schavers, L.; McLeod, G.; McLenithan, S.; Kardell, K.; Eaton, T.; Shewkenek, S. (2) Sebenik, E.; Nelson, J.; Hobby, M.; Maves, V.; Van Doorn, A.; Aho, L.; Burnett, B. (3) Saakwa, K.; Longa, R.; Johansson, T.; Speegle, J.; Mulford, D.; Johansson, E.; McCray, K.; Dawson, P. (4) Curiel, J.; McLenithan, M.; Aho, H.; Shewkenek, G.; Eaton, W.; Young, B.; Schavers, I.; Burnett, M. (5) DiGregorio, M.; Sebenik, T.; Speegle, C.; McLeod, J.; Maves, G.; Reed, G.; McCray, C.; Van Doorn, H.; Tagliabue, D.