Gewalt — Du kannst dich schützen
DAS britische Innenministerium hat kürzlich eine neuartige Schulung für Gefängnispersonal eingeführt, die sich „Kontrolle und Überwältigung“ nennt und drei Themenkomplexe umfaßt:
◼ Kontrolle und Überwältigung eines einzelnen durch Zusammenarbeit
◼ Fluchttechniken für Angehörige des Personals, die allein sind
◼ Verhalten bei Gemeinschaftsaggressionen wie z. B. Aufstände
Der Kurs soll, wie ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, „nicht zu einer aggressiven Form des unbewaffneten Kampfes ermuntern“. „Zuerst sollte jede andere Möglichkeit, die Lage unter Kontrolle zu bringen und zu entschärfen, genutzt werden.“ Anders ausgedrückt: Vermeide Konfrontationen! Von welchem Wert ist diese Einstellung?
Was ist über Selbstverteidigung zu sagen?
Auch wenn oft fernöstliche Kampfsportarten befürwortet werden, so sind sie doch den meisten nicht als Abwehrmittel gegen Kriminelle zu empfehlen. In der Veröffentlichung Violence—A Guide for the Caring Professions (Gewalt — Anleitung für Aufsichtspersonal) wird erklärt:
„Eine umfassende Ausbildung in Selbstverteidigung wird im allgemeinen kaum unterstützt, und das nicht nur, weil das eigentliche Ziel der Schulung das Vorbeugen ist, sondern auch, weil Selbstverteidigung häufig unklug ist. ... Außerdem lassen sich solche Techniken kaum anwenden, wenn man nicht viel freien Platz hat. Oft kommt es beim Training zu weit mehr Schäden und Verletzungen als durch Angriffe während der gesamten Berufstätigkeit.“
In dem Buch Self Defence in Action (Selbstverteidigung in Aktion) geht Robert Clark, Nationaltrainer der britischen Jiu-Jitsu-Vereinigung, noch weiter: „Wie alles, was man anfängt zu lernen, erfordern sie [die Kampfsportarten] anfangs sehr viel Anstrengungen, bevor die Bewegungen in Fleisch und Blut übergehen. Wenn man angegriffen wird, hat man einfach keine Zeit, sich zu überlegen, welche Bewegung als nächste kommen müßte.“
Die Suzy-Lamplugh-Stiftung (die zum Gedenken an eine 25jährige Frau ins Leben gerufen wurde, die 1986 in London auf mysteriöse Weise von ihrer Arbeitsstelle verschwand) empfiehlt ebenfalls Selbstverteidigung nur als letzten Ausweg.
Wenn Kampfsport kein Mittel ist, einem unerwarteten tätlichen Angriff zu begegnen, was dann?
Verhalten gegenüber Straßenräubern
Das wichtigste in Verbindung mit Straßenraub ist, daß man sich erst gar nicht der Gefahr aussetzt. Ein Polizeiinspektor in Leeds (England) bemerkte: „Man darf nicht vergessen, daß Straßenraub ein Gelegenheitsdelikt ist.“ Sei daher wachsam, wenn die Umstände von dir verlangen, dich in einer unsicheren Gegend aufzuhalten. Gib Räubern keine Gelegenheit. Handle gemäß dem biblischen Grundsatz: „Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich; aber die Einfältigen tappen hinein und müssen es büßen“ (Sprüche 22:3, Schlachter-Bibel).
Beobachte ständig die Straße vor dir, und schau gelegentlich hinter dich. Achte bewußt auf mögliche Gefahren, bevor du ein Gebäude betrittst. Vermeide es wenn möglich, im Dunkeln allein unterwegs zu sein. Wenn du mit anderen zusammen bist und nach Hause gehen möchtest, warte, bis einer deiner Bekannten ebenfalls geht und dich begleiten kann. Vergewissere dich, daß beim Autofahren alle Türen verriegelt sind, sonst könnte leicht ein Verbrecher einsteigen, wenn du z. B. an einer Ampel hältst.
Doch was, wenn du dich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen plötzlich jemandem gegenübersiehst, der ein Messer oder eine Pistole hat? Vergiß nie: Dein Leben hat Vorrang. Kein Besitz kann wertvoller sein. Will der Angreifer also Geld, dann gib es ihm. In gefährlichen Gegenden tragen einige Leute immer etwas Geld in einer Brieftasche oder Geldbörse bei sich, um einen Räuber zufriedenzustellen.
Bleibe ruhig. Sprich mit fester Stimme und normaler Lautstärke. Sieh dem Angreifer in die Augen, und versuche, seinem Blick standzuhalten. Reagiere nicht mit Drohungen und Beleidigungen. Befolge den Rat der Bibel, in der es heißt: „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ und die empfiehlt, „gegen alle sanft“ zu sein (Sprüche 15:1; 2. Timotheus 2:24). Sei bereit, dich zu entschuldigen, selbst wenn es gar nichts gibt, wofür du dich entschuldigen müßtest.
Vergewaltigung und Sicherheit im Haus
„Viele Täter sind überrascht, wie leicht es ist, eine Frau zu vergewaltigen“, schreibt Ray Wyre in dem Buch Women, Men and Rape. „Ihre lähmende Angst wird als fehlender Widerstand gedeutet, womit dann viele Täter die eigentliche Tat zu entschuldigen versuchen.“ Füge dich nie! Mache dem Angreifer klar, daß du nicht nachgeben wirst. Du kannst zu jedem verfügbaren Mittel greifen, um den Geschlechtsverkehr zu verhindern. Selbst wenn du keine starke Kämpferin bist, hast du eine sehr wirksame Waffe — deine Stimme.
Schreie, so laut du kannst. Das ist in Übereinstimmung mit dem Rat der Bibel (5. Mose 22:23-27). Eine Jugendliche, die in eine abgelegene Parkecke gezerrt wurde, schrie laut und leistete Widerstand, so daß der erschreckte Angreifer wegrannte. Schreien kann einen Angreifer entnerven und dir so die Gelegenheit bieten zu entkommen, oder andere können dadurch zu Hilfe gerufen werden.a
In Großbritannien werden die meisten Vergewaltigungen in Gebäuden verübt, sehr oft in der Wohnung des Opfers und immer häufiger in Verbindung mit Einbrüchen. Es ist daher vernünftig, sich zu vergewissern, daß die Wohnung so sicher wie möglich ist. Was kannst du in dieser Beziehung tun?
Du solltest alle Zugangsmöglichkeiten sichern, entweder mit starken Fensterverschlüssen oder mit Sicherheitsschlössern. Schließe mit dem Schlüssel ab, wenn du weggehst, und verriegle das Schloß, wenn du zu Hause bist. Es mag klug sein, zusätzlich eine Kette an der Tür zu haben. Doch denke daran, daß diese nur so stark ist wie der Türrahmen und die Befestigung.
Eine weitere sinnvolle Vorsichtsmaßnahme ist es, sich von jedem Fremden den Personalausweis und den Dienstausweis, den Auftrag oder ähnliche Papiere zeigen zu lassen.
Die Gewalt wird nicht weniger; die Statistiken aus der ganzen Welt lassen erkennen, daß sie ansteigt. Es ist zwar vernünftig, alles zu tun, was wir können, um uns und unsere Lieben zu schützen, aber das Problem als solches wird dadurch nicht gelöst. Was ist die wirkliche Lösung?
[Fußnote]
a Umfassendere Abhandlungen über dieses Thema sind in den Erwachet!-Ausgaben vom 22. Mai 1986, 8. Mai 1984 und 8. Oktober 1980 zu finden.
[Kasten auf Seite 7]
Was du tun kannst
◼ Plane so, daß du, besonders bei Dunkelheit, nicht durch unbeleuchtete oder einsame Straßen gehen mußt. Denke auch daran, daß du in flachen Schuhen schneller laufen kannst als in hochhackigen.
◼ Laß dich nie von einem Fremden mitnehmen, und laß dich nie unter irgendeinem Vorwand aus deinem Fahrzeug locken. Alle Reparaturen sollten von jemandem, den du kennst, an einem sicheren Ort ausgeführt werden und nicht von einem Fremden am Straßenrand.
◼ Gehe nahe am Bordstein, möglichst weit weg von Gebäuden, wo ein Angreifer in einem Eingang oder Durchgang auf der Lauer liegen könnte.
◼ Siehst du vor dir eine verdächtig wirkende Gruppe, so wechsle die Straßenseite oder ändere die Richtung. Wenn du verfolgt wirst, gehe auf die Fahrbahn. Renne davon, oder rufe um Hilfe, sobald es bedrohlich wird.
◼ Steige nicht in einen Fahrstuhl, wenn du das Gefühl hast, daß von den Mitbenutzern Gefahr ausgehen könnte. Stehe im Fahrstuhl neben dem Bedientableau. Steigt jemand zu, der dir verdächtig vorkommt, wäre es besser auszusteigen.
◼ Trage Kreditkarten und andere Wertsachen gesondert am Körper; wird dir die Handtasche oder das Portemonnaie gestohlen, ist der Verlust nicht ganz so groß.
[Kasten auf Seite 10]
Achtung, Jugendbanden!
In Großbritannien gibt es einen neuen Trend: Größere Gruppen von Jugendlichen stürmen in ein Geschäft, einen Bus oder einen Zug und schüchtern die Kunden bzw. Fahrgäste ein. Man hat dafür den Begriff „steaming“ (dampfen, brausen) geprägt. Sie drohen und stehlen, manchmal mit Gewalt, wobei sie allein auf ihre große Anzahl bauen. Es ist daher weise, keine Schmucksachen oder anderen Wertgegenstände zu tragen, die gut zu sehen und leicht zu stehlen sind. Nimm eine Brieftasche oder Geldbörse mit etwas Geld mit (Papiere und Kreditkarten gehören natürlich woandershin), und sei bereit, sie den Räubern zu geben. Wenn du ihnen bereitwillig etwas gibst, lassen sie vielleicht von dir ab und gehen schnell weiter.
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Wirst du darum kämpfen, dein Geld zu behalten, und so vielleicht dein Leben verlieren?
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Das Beste, was eine Frau tun kann, wenn ihr jemand Gewalt antun will, ist SCHREIEN
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Gute Schlösser sind für die Sicherheit deiner Wohnung sehr wichtig
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Bevor du jemanden hereinläßt, sieh dir erst seine Ausweispapiere an