Hatte es wirklich einen Anfang?
IN ALLEN Jahrhunderten haben viele den leuchtenden sternenübersäten Nachthimmel bestaunt. Die unermeßliche Weite und die beeindruckende Schönheit des Weltalls sind geradezu unfaßbar. Wer oder was steht hinter alldem? Weshalb ist das Weltall da? Hat es schon immer existiert, oder hatte es einen Anfang?
David L. Block, Professor der Astronomie, schrieb: „Daß das Universum nicht immer existiert hat — daß es einen Anfang hatte —, war nicht immer die allgemeine Ansicht.“ In den letzten Jahrzehnten kamen jedoch die meisten, die sich mit dem Studium des Universums befaßten, nicht umhin, zu glauben, daß es wirklich einen Anfang hatte. „Praktisch alle Astrophysiker folgern heute“, so berichtete 1997 die Zeitschrift U.S.News & World Report, daß „das Universum mit einem Urknall begann, bei dem Materie in alle Richtungen geschleudert wurde“.
Diese allgemein akzeptierte Folgerung kommentierte Robert Jastrow, Professor für Astronomie und Geologie an der Columbia-Universität, wie folgt: „Nur wenige Astronomen hätten damit gerechnet, daß dieses Ereignis — die plötzliche Entstehung des Universums — eine bewiesene wissenschaftliche Tatsache würde, doch Himmelsbeobachtungen mit Teleskopen haben sie zu dieser Schlußfolgerung gezwungen.“
Ist „die plötzliche Entstehung des Universums“ wirklich „eine bewiesene wissenschaftliche Tatsache“? Betrachten wir die historischen Beweise, die zu genau dieser Schlußfolgerung führten.
Beweise für einen Anfang
Aus Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie, die 1916 publiziert wurde, folgte, daß das Universum entweder expandiert oder kontrahiert. Der Gedanke widersprach allerdings völlig der damals geltenden Ansicht, daß das Universum statisch sei, was auch Einstein damals glaubte. Deswegen führte er in seine Berechnungen die „kosmologische Konstante“ ein. Er nahm diese Korrektur in dem Bemühen vor, seine Theorie der allgemeinen Auffassung anzupassen, wonach das Universum statisch und unveränderlich sei.
In den 1920er Jahren häuften sich jedoch Beweise, die Einstein schließlich veranlaßten, seine Revision der Relativitätstheorie als seine „größte Eselei“ zu bezeichnen. Ein riesiges 2,5-Meter-Teleskop, das man auf dem Mount Wilson in Kalifornien aufgestellt hatte, ermöglichte es, an solche Beweise heranzukommen. Die Beobachtungen, die man mit diesem Teleskop in den 1920er Jahren machte, belegten, daß sich das Weltall ausdehnt.
Zuvor vermochte man mit den größten Teleskopen nur einzelne Sterne unserer Milchstraße zu erkennen. Zwar hatten Beobachter unscharfe Lichtflecken bemerkt, die als Spiralnebel bekannt sind, aber man hielt sie im allgemeinen für Spiralen aus gasförmiger Materie in unserer Galaxis. Mit Hilfe des leistungsfähigeren Mount-Wilson-Teleskops erkannte Edwin Hubble jedoch in diesen Nebeln einzelne Sterne. Schließlich identifizierte man diese unscharfen Lichtflecken als Galaxien, die unserer Milchstraße ähneln. Heute schätzt man die Zahl der Galaxien auf immerhin 50 bis 125 Milliarden, wobei jede Galaxie Hunderte von Milliarden Sternen besitzt.
Ende der 1920er Jahre entdeckte Hubble außerdem, daß diese Galaxien von uns zurückweichen, und das um so schneller, je weiter sie von uns entfernt sind. Astronomen bestimmen die Fluchtgeschwindigkeit einer Galaxie, indem sie mit einem Spektrographen das Spektrum des Lichts messen, das stellare Objekte aussenden. Dabei leitet man das Licht ferner Sterne durch ein Prisma, das es in die verschiedenen Farbbestandteile zerlegt.
Entfernt sich ein Objekt vom Beobachter, dann ist das Licht rötlich; es unterliegt einer Rotverschiebung. Licht eines Objekts, das auf uns zukommt, hat eine Blauverschiebung. Bezeichnenderweise weisen die Spektrallinien aller bekannten Galaxien, abgesehen von wenigen nahen Galaxien, eine Rotverschiebung auf. Wissenschaftler stellen somit fest, daß sich das Universum gesetzmäßig ausdehnt. Die Expansionsrate wird aus der gemessenen Rotverschiebung der Spektrallinien berechnet.
Was schließt man daraus, daß sich das Universum ausdehnt? Nun, ein Wissenschaftler schlug vor, den Prozeß in umgekehrter Richtung zu betrachten. Mit anderen Worten, man solle sich vorstellen, daß ein Film vom expandierenden Universum rückwärts laufe, so daß der Zuschauer in die Geschichte des Universums zurückblicken würde. Aus dieser Sicht würde das Universum kontrahieren oder sich zurückziehen. Letztlich würde es zu einem einzigen Ausgangspunkt zurückkehren.
In dem 1993 veröffentlichten Buch Black Holes and Baby Universes and Other Essays kam der bekannte Physiker Stephen Hawking zu dem Schluß, daß „die Wissenschaft vorhersagen könnte, daß das Universum einen Anfang gehabt haben muß“.
Noch vor wenigen Jahren glaubten allerdings viele nicht, daß das Universum einen Anfang hatte. Fred Hoyle war ein berühmter Wissenschaftler, welcher der Auffassung widersprach, das Universum entstamme dem, was er etwas abwertend als „Urknall“ bezeichnete. Unter anderem führte Hoyle ins Feld, daß, wenn es einen solch dynamischen Anfang gegeben hätte, auch eine Spur von diesem Ereignis für uns im Universum erhalten geblieben sein sollte. Es müßte sozusagen eine Art fossile Strahlung vorhanden sein, ein schwaches Nachleuchten im All. Was hat die Suche nach einer solchen Hintergrundstrahlung ergeben?
Die New York Times vom 8. März 1998 schrieb, daß um 1965 „die Astronomen Arno Penzias und Robert Wilson die allgegenwärtige Hintergrundstrahlung entdeckten, das Relikt des primordialen Explosionsblitzes“. In dem Artikel hieß es weiter: „Die [Urknall-]Theorie schien unter Dach und Fach zu sein.“
In den Jahren nach der Entdeckung von Penzias und Wilson warf man indes die Frage auf: Warum sind — wenn das Urknallmodell wirklich richtig ist — nicht winzige Unregelmäßigkeiten der Strahlungsintensität beobachtet worden? Damit sich Galaxien hätten bilden können, hätte das Universum kühlere und dichtere Bereiche benötigt, in denen Materie hätte verschmelzen können. Bei den Versuchen, die Penzias und Wilson von der Erdoberfläche aus durchführten, konnten sie jedoch solche Unregelmäßigkeiten nicht nachweisen.
Im November 1989 wurde daher der Satellit Cosmic Background Explorer (COBE) von der US-amerikanischen Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) ins All befördert. Seine Entdeckungen wurden als revolutionär bezeichnet. Professor Block erklärte: „Bei den vom differentiellen Mikrowellen-Radiometer an Bord von COBE gemeldeten Unregelmäßigkeiten handelte es sich exakt um die dem Kosmos aufgeprägten Schwankungen, die vor Milliarden Jahren zur Bildung von Galaxien führten.“
Rückschlüsse aus den Beweisen
Was läßt sich daraus ableiten, daß das Universum einen Anfang hatte? Robert Jastrow sagte: „Sie können es den Urknall nennen, aber Sie können es auch den Moment der Schöpfung nennen.“ Arno Penzias, Mitentdecker der Hintergrundstrahlung im All, bemerkte: „Die Astronomie führt uns zu einem einzigartigen Ereignis, zur Entstehung eines Universums aus dem Nichts.“ Und der Leiter des COBE-Teams, George Smoot, sagte: „Wir haben nichts anderes als den Beweis für die Geburt des Universums gefunden.“
Ist die Folgerung vernünftig, daß ein Urheber oder Schöpfer des Universums existiert, wenn es einen Anfang oder eine Schöpfung des Universums gab? Viele sind dieser Meinung. Smoot sagte in bezug auf die Entdeckungen, die mit Hilfe von COBE gemacht wurden: „Es kommt Ihnen so vor, als sähen Sie Gott.“
Natürlich haben Millionen Menschen auch ohne die wissenschaftlichen Beweise der letzten Jahrzehnte Glauben in die einleitenden Worte der Bibel gesetzt: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1:1).
Doch nicht jeder möchte diese einfache Aussage der Bibel anerkennen. „Vielen Wissenschaftlern gefällt die Idee nicht, daß das Universum einen Augenblick der Schöpfung hatte“, betonte der Physiker Stephen Hawking. Ihnen „mißfielen die außerwissenschaftlichen Folgerungen aus der Theorie“, schrieb Michael J. Behe, „und sie bemühten sich um die Entwicklung von Alternativen“.
Die Fragen lauten also: Ist das Universum im Grunde genommen von allein ins Dasein gekommen? Ist es einfach zufällig da, oder wurde es von einem intelligenten Schöpfer erschaffen? Die nachstehenden Beweise sind bestimmt aufschlußreich.
[Bilder auf Seite 4, 5]
Das Mount-Wilson-Teleskop, mit dessen Hilfe gezeigt wurde, daß das Universum einen Anfang hatte
[Bildnachweis]
The Observatories of the Carnegie Institution of Washington