Beeinflußt der Mond unser Leben?
SEIT Tausenden von Jahren glauben Menschen, der Mond beherrsche bestimmte Bereiche des Lebens auf der Erde. Man denkt, daß sich die Mondphasen auf Pflanzen, Tiere und sogar Menschen auswirken. Einige dieser seit langem gehegten Ansichten sind von der modernen wissenschaftlichen Forschung widerlegt worden, andere halten sich dagegen hartnäckig bis heute. Was zeigen die Fakten?
Manche sind davon überzeugt, daß zwischen den Mondphasen und dem Wachstum der Pflanzen ein Zusammenhang besteht. Darum konsultieren sie Kalender und Almanache, um zu entscheiden, wann sie Blumen pflanzen, Dünger ausbringen, Wein abfüllen oder Obst und Gemüse einmachen. Dem zugrunde liegt folgender Glaube: Erfolgen bestimmte Arbeiten in der falschen Mondphase, leidet darunter die Qualität des Produkts. In einer Quelle wird Gärtnern geraten: „Gemüse, das man frisch verzehren möchte, sollte im allgemeinen bei zunehmendem Mond geerntet werden, wohingegen Einmachgemüse bei abnehmendem Mond geerntet werden sollte.“ Gibt es dafür eine wissenschaftliche Grundlage?
Einige Studien scheinen das Wachstum von Pflanzen mit dem Mondrhythmus in Verbindung zu bringen. Viele Wissenschaftler sind davon jedoch nicht überzeugt. Sie weisen darauf hin, daß die Mondzyklen sehr komplex und nicht völlig gleichmäßig und ihre Auswirkungen nicht deutlich erkennbar sind, so daß es schwierig ist, Experimente, auf denen die Studien basieren, zu wiederholen.
Bestimmte Einflüsse des Mondes sind allerdings erwiesen. Zum Beispiel ist belegt, daß Aktivität, Ernährung, Fortpflanzung und Biorhythmus vieler lebender Organismen mit den Gezeiten zusammenhängen, die ihrerseits direkt von der Anziehungskraft des Mondes beeinflußt werden.
Manche behaupten, wenn der Mond die Gezeiten beeinflusse, müsse er auch eine Wirkung auf den Menschen haben, weil der menschliche Körper größtenteils aus Wasser bestehe. Und wie steht es mit dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen den Mondphasen und Geisteskrankheiten, dem Zeitpunkt der Geburt und sogar dem Menstruationszyklus der Frau, der in etwa dem Zyklus des Mondmonats entspricht?
Im Bereich der Psychiatrie, Psychologie und Gynäkologie sind etliche Studien angestellt worden, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Man kam jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis. Manche Forscher glauben, eine Wechselbeziehung zwischen den Aktivitäten des Menschen und dem Mondrhythmus entdeckt zu haben, andere weisen einen solchen Zusammenhang dagegen scharf zurück. Wenn die Mondzyklen wirklich einen gravierenden Einfluß auf die Geburt von Menschen hätten, so argumentieren sie, müßte der Zusammenhang bereits seit langem klar erwiesen sein. Und was noch weit bedeutender ist, keine der vorgelegten Theorien, die den vermeintlichen Einfluß des Mondes auf den Menschen erklären sollen, war für Wissenschaftler generell überzeugend.a
Die Wissenschaft hat zwar bewiesen, daß der Mond einen gewissen Einfluß auf verschiedene Lebensformen auf der Erde hat, aber bis zu welchem Grad das der Fall ist, läßt sich nicht so ohne weiteres bestimmen. Unser Universum ist komplex, und viele der einzigartigen Mechanismen, die es steuern, bleiben uns — zumindest bis jetzt — verborgen.
[Fußnote]
a Einige dieser Theorien drehen sich um Mondlicht, Schwerkraft, geomagnetische Kräfte und Elektromagnetismus.
[Bild auf Seite 19]
Die Göttin Selene, von den alten Griechen und Römern als Personifizierung des Mondes verehrt
[Bildnachweis]
Musei Capitolini, Roma