Kapitel 3
Wenn man ein Mann wird
1—6. Nenne einige Einzelheiten unserer Entwicklung in der Zeit bis zur Geburt. Gibt es jemand, dem die Ehre dafür zusteht? (Psalm 139:13-18).
ES LOHNT sich, darüber nachzudenken, wie wir alle als Mensch begannen. Jeder von uns war einmal eine einzige befruchtete Eizelle, kleiner als der Punkt am Ende dieses Satzes. Aus diesem kleinen Anfang sind wir im Leib unserer Mutter herangewachsen. Nach einiger Zeit war unser Körper fertig: Er hatte ein Gehirn zum Denken, Augen zum Sehen, Ohren zum Hören und viele andere erstaunliche Organe. Wie kam es zu diesem Wachstum?
2 Nicht, daß unsere Eltern die Entwürfe gezeichnet hätten, nach denen wir gemacht sind. Dies alles lief in der Eizelle ab, die von einer Samenzelle unseres Vaters im Schoße unserer Mutter befruchtet worden war. Es dauerte nur wenige Minuten, bis im Innern dieser winzigen Zelle die Pläne für den ganzen neuen Menschen fertiggestellt worden waren, der wir schließlich wurden.
3 Die gesamten Informationen, die gebraucht werden, um uns hervorzubringen, sind in der DNSa jener befruchteten Eizelle enthalten. Die DNS ist der Hauptbestandteil der Zehntausende von Genen in jeder Zelle, und diese Gene sind auf dreiundzwanzig Chromosomenpaare aufgeteilt. Jede Zelle ist mit Informationen so vollgestopft, daß man ein ganzes Zimmer voll Bücher brauchen würde, um sie in unserer Sprache niederzuschreiben. Vielleicht noch erstaunlicher aber ist, daß jede neue Körperzelle dieselben umfangreichen Informationen mitbekommt. In jeder Zelle ist also dieselbe Information enthalten wie in der ursprünglichen befruchteten Eizelle.
4 Vielleicht fragst du dich, wie es die DNS fertigbringt, nur die Information abzurufen, die sie zum Aufbau des jeweiligen Körperteils gerade braucht. Wie sucht sie sich beispielsweise nur die Anweisungen aus, die zum Aufbau des Auges gebraucht werden? Und wie unterdrückt sie dabei zum Beispiel die Informationen zum Aufbau der Ohren, der Nieren und der Leber?
5 Das ist ein Geheimnis, das die Menschen noch nicht enträtselt haben. Es zeigt den Entwurf eines großartigen Schöpfers. Das Wissen, das einer der Bibelschreiber über den menschlichen Körper hatte, veranlaßte ihn, zu Gott zu sagen: „Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, wie meine Seele es sehr wohl weiß“ (Psalm 139:14). Fühlst du dich davon genauso angesprochen?
6 Innerhalb von nur neun Monaten wurde die eine befruchtete Eizelle, mit der wir unseren Anfang nahmen, ein voll entwickeltes Baby, bestehend aus über 200 Millionen Zellen, die erstaunlich kompliziert angeordnet waren. Nie wieder sind wir so schnell gewachsen! Im Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren aber beginnt eine weitere Zeit schnellen Wachstums. Während dieser Zeit wird der Junge zu einem Mannb. Diese Übergangszeit, die als Pubertät oder Reifezeit bekannt ist, dauert mehrere Jahre. Sie endet mit Erreichen der körperlichen Reife, im allgemeinen zwischen dem zwanzigsten und dreiundzwanzigsten Lebensjahr. Dieser Zeitabschnitt ist für einen Menschen nicht einfach, aber er ist von allergrößter Wichtigkeit. Während dieser Zeit werden die Weichen für seine weitere Entwicklung gestellt.
VERÄNDERUNGEN WÄHREND DER PUBERTÄT
7—12. (a) Welche Veränderungen gehen in einem Jungen während der Reifezeit vor sich? Sollte man über diese Veränderungen beunruhigt sein? (b) Wie weiß ein junger Mann, daß sich seine Geschlechtsorgane so weit entwickelt haben, daß er Kinder zeugen kann?
7 Während der ersten Phase der Pubertät kommt es zum Auftreten der geschlechtlichen Reifezeichen. Im allgemeinen setzt man dafür bei Jungen das Alter von vierzehn Jahren und bei Mädchen das Alter von zwölf Jahren an. Es kann jedoch große Abweichungen davon geben. Jemand kann mit elf oder zwölf Jahren in die Pubertät eingetreten sein, er kann aber auch fünfzehn oder sechzehn sein, und seine geschlechtliche Reifung hat immer noch nicht eingesetzt. Das ist aber nichts Ungewöhnliches, und darum sollte man sich darüber keine Gedanken machen. Mit welchen Schwierigkeiten muß man während dieser Phase der Pubertät rechnen?
8 Man wird sich vielleicht etwas ungelenk vorkommen und meinen, man könne mit seinen Gliedmaßen nichts mehr anfangen. Das liegt daran, daß die Knochen wachsen und die Muskeln sich mit ihnen strecken müssen. Dabei hat es den Anschein, als ob einige Körperteile sehr schnell wachsen würden, während andere zurückblieben. Doch etwaige Unbeholfenheit wird vorübergehen. Man braucht sich darüber keine großen Sorgen zu machen, wiewohl es bestimmt angebracht ist, besonders auf sich aufzupassen, um sich vor Unfällen zu bewahren.
9 Auch die Stimmbänder werden länger. Dadurch wird die Stimme tiefer. Während dieser Zeit des Stimmbruchs kann es aber oft vorkommen, daß die Stimme versagt, das heißt urplötzlich, wenn man es am wenigsten erwartet, einen hohen Ton hervorbringt. Auch das gehört mit zu den „Wachstumsschmerzen“ der Reifezeit. Wenn daher so etwas eintritt und andere sich darüber amüsieren, sollte man einfach mit ihnen lachen, und man kommt über seine Verlegenheit hinweg.
10 Hervorgerufen werden diese körperlichen Veränderungen durch die Drüsen, darunter die Schilddrüse, die Nebennieren und die Keimdrüsen (Geschlechtsdrüsen). Sie rufen auch noch weitere Veränderungen hervor. Dazu gehört das Wachsen der Haare um die Fortpflanzungsorgane herum, auch in den Achselhöhlen und auf der Brust. Das Ausmaß des Haarwuchses ist von Mensch zu Mensch verschieden und ist daher kein Gradmesser für die „Männlichkeit“. Auch im Gesicht beginnt der Haarwuchs, gewöhnlich zuerst auf der Oberlippe. Auch wenn es vorerst nur ein Flaum ist, so rückt doch der Zeitpunkt, da man Bekanntschaft mit dem Rasieren machen wird, immer näher.
11 Die Veränderung, die einen heranwachsenden Jungen wohl am stärksten bewegt, ist die, die mit den Fortpflanzungsorganen (den Genitalien) zu tun hat. Während der Pubertät erreichen sie nicht nur ihre volle Größe, sondern beginnen auch zu arbeiten. In 3. Mose 15:16, 17 erwähnt die Bibel ‘Samenergüsse’. Haben die Eltern darüber nicht mit dem Jugendlichen gesprochen, kann die erste Samenentleerung für ihn ein beunruhigendes Erlebnis sein. Wodurch kommt es zu einer solchen Entleerung?
12 Wenn ein Junge so weit herangereift ist, daß er Kinder zeugen kann, sondert sein Geschlechtsorgan eine Flüssigkeit ab, die Samen genannt wird. Diese Flüssigkeit ist schwerer als Wasser und enthält, obwohl nicht viel davon produziert wird, Millionen winziger Samenzellen. Jede dieser Samenzellen kann eine Eizelle einer Frau befruchten, so daß ein Kind heranwächst. Der Körper stößt diese Samenflüssigkeit mehr oder weniger regelmäßig aus. Gewöhnlich findet der Erguß während des Schlafes beim Träumen statt.
DER ZWECK DER SEXUALITÄT
13—15. (a) Zu welchem Zweck hat Gott die Sexualität geschaffen? Weshalb hat er sie durch Gebote geregelt? (Hebräer 13:4). (b) Wo bekommt man wahrscheinlich die zuverlässigste Antwort auf Fragen über die Sexualität? (Sprüche 6:20).
13 Die Sexualität stammt von unserem Schöpfer. Sie ist dafür gedacht, daß ein Mann zeigen kann, wie sehr er eine Frau liebt, und damit sie gemeinsam Kinder zeugen können. Gott legte aber Regeln in bezug auf die Sexualität fest, die besagen, daß ein Mann und eine Frau nur dann Geschlechtsbeziehungen haben dürfen, wenn sie miteinander verheiratet sind. Dies deshalb, weil Gott wollte, daß jedes Kind, das auf die Welt kommt, sowohl einen Vater als auch eine Mutter haben sollte, die die volle Verantwortung dafür übernehmen würden, es aufzuziehen. Aus diesem Grund ist es in Gottes Augen verkehrt, wenn Menschen, die nicht miteinander verheiratet sind, Geschlechtsbeziehungen haben.
14 Für Verheiratete aber bieten die Geschlechtsbeziehungen eine wundervolle Möglichkeit, ihre Liebe zueinander zu zeigen. Dabei legt sich der Mann so eng an seine Frau, daß sich sein Geschlechtsorgan ganz natürlich in ihre Geburtswege einfügt. Beide können dadurch tiefe Freude empfinden. Während der Vereinigung verlassen die Samenzellen den Körper des Mannes durch sein Geschlechtsorgan und ergießen sich in die Geburtswege seiner Frau. Die Geschlechtszellen wandern durch diese Wege, und wenn sie dort auf eine Eizelle stoßen, verbindet sich eine Samenzelle des Mannes mit dieser Eizelle, worauf sich die befruchtete Zelle zu einem Kind zu entwickeln beginnt. Gott schuf die Geschlechtsorgane demnach zu einem heiligen Zweck, nämlich zu dem Zweck, Leben weiterzugeben. Darum ist es auch angebracht, sie gemäß den von Gott aufgestellten Regeln zu gebrauchen.
15 Wenn man Fragen über die Geschlechtsreifung hat, ist es am besten, seine Eltern zu fragen, besonders den Vater. Der Vater hat selbst all das erlebt, was in einem Jungen vor sich geht, und noch vieles mehr. Andere Jugendliche vermitteln vielleicht nur Informationen, die bloß zur Hälfte stimmen, bei denen einige wenige Tatsachen mit einer Menge wirrer Ideen vermischt sind. Doch der Vater ist in der Lage, Auskunft zu geben, die dem Jungen hilft und ihm zum besten dient. Ist der Vater nicht in der Lage, Auskunft oder Rat zu erteilen, der sich auf Gottes Wort stützt, wäre es doch wertvoll zu erfahren, was Gottes Wort darüber sagt. Die Ältesten in einer Versammlung der Zeugen Jehovas sind dabei gern eine Hilfe.
SICH ALS VERANTWORTUNGSBEWUSST ERWEISEN
16—18. (a) Was haben deine Eltern getan, um dich dazu anzuregen, bis zu einem gewissen Grad selbständig zu sein? Wie kann sich die Art, wie du diese Freiheiten gebrauchst, darauf auswirken, daß du weitere Freiheiten eingeräumt bekommst? (b) Warum schließen sich junge Leute Banden an? Wozu kann das führen? (1. Korinther 15:33).
16 Es ist etwas ganz Natürliches, daß jemand, der zu einem Mann heranwächst, ein Verlangen nach Eigenständigkeit verspürt, weil er sich selbst als Persönlichkeit erlebt. Auch ein Verlangen nach einem gewissen Grad von Unabhängigkeit ist etwas Natürliches. Die Eltern werden den Jungen wahrscheinlich auf die Zeit vorzubereiten beginnen, in der er auf eigenen Füßen stehen kann. Auf welche Weise?
17 Sie werden dir wahrscheinlich immer mehr Verantwortung übertragen und dich bei Entscheidungen mitwirken lassen. Sie können dich bitten, ihnen deine Vorstellungen und Wünsche bezüglich der Ausbildung und Berufswahl mitzuteilen. Vielleicht erlauben sie dir, einiges für den persönlichen Gebrauch selbst zu kaufen. Was die Eltern aber in dieser Hinsicht auch immer für angebracht halten, es liegt an dem Jugendlichen, sich dieser Verantwortung als würdig zu erweisen. Handelt er kindisch oder wird „dickköpfig“, müssen sie seine Freiheiten vielleicht so lange wieder beschneiden, bis er sich mehr als Mann benimmt.
18 Mit diesem Verlangen nach größerer Eigenständigkeit und einer gewissen Unabhängigkeit treten auch noch andere natürliche Wünsche auf. Man will als Persönlichkeit respektiert und mit seinen Fähigkeiten anerkannt werden. Manche junge Menschen schließen sich einer Bande an, um dadurch ihr Bedürfnis nach Eigenständigkeit zu erfüllen und um sich irgendwo zugehörig zu fühlen. Solche Banden stellen aber im allgemeinen ihre eigenen Verhaltensregeln auf, und die Tatsachen zeigen, daß dies fast immer zu Gesetzesübertretung führt, manchmal sogar zu schweren Verbrechen. Daher ist wahrscheinlich schlechte Gesellschaft mehr als jeder andere Faktor die Ursache, wenn junge Menschen auf Abwege geraten.
19, 20. Warum ist ein gutes Verhältnis zu den Eltern wichtig? Wodurch kann es nachteilig beeinflußt werden? (Sprüche 23:24, 25).
19 Während dieses Lebensabschnitts beginnt sich der junge Mann schon eine Vorstellung zu machen, wie er als erwachsener Mann aussehen wird. Er sollte aber auch immer mehr darüber nachdenken, wie sein Inneres aussehen wird, das, was die Bibel „die verborgene Person des Herzens“ nennt (1. Petrus 3:4). In diesem Abschnitt seines Lebens ist es nicht an der Zeit, sich durch das Verlangen nach größerer Unabhängigkeit irgendwie von den Eltern und den übrigen Familienangehörigen trennen zu lassen. Der Jugendliche bedarf während der Pubertät noch mehr ihrer Liebe und ihres ausgleichenden Einflusses, da er Veränderungen durchzumachen hat und das neue Verlangen, das er verspürt, beherrschen lernen muß.
20 Statt sich also von seinen Eltern zurückzuziehen und eine Kluft zwischen sich und ihnen entstehen zu lassen, sollte man sich, während man zum Mann heranwächst, noch enger an sie halten und von ihnen lernen, soviel man kann. Man wird es nie bereuen. Das wird auch den Eltern Freude bereiten, so daß sie auf ihren Sohn stolz sein können.
[Fußnoten]
a DNS ist die Abkürzung für Desoxyribonukleinsäure.
b Das nächste Kapitel behandelt den Übergang vom Mädchen zur Frau.
[Bild auf Seite 19]
In nur neun Monaten wird aus einer einzigen Zelle ein Baby.