Willst du vernünftig über Religion reden?
„ETWAS, worüber ich nie diskutiere, ist Religion.“ Hast du das auch schon gesagt? Viele Leute sprechen sich stundenlang über Politik oder Sport oder andere Fragen aus, um andere von der Klugheit ihrer Ansichten zu überzeugen, wollen aber nie über Religion reden. „Diese Sache ist zu sehr umstritten“, sagen sie. Ist aber nicht auch die Politik ein umstrittenes Gebiet? Ist es denn wichtiger, die richtige Ansicht über Politik zu haben als über Religion?
Ein wirklicher Grund, weshalb viele Leute nicht über Religion diskutieren wollen, liegt wahrscheinlich darin, daß sie so wenig davon wissen. Es gibt Leute, die nicht einmal bestimmt wissen, was die Konfession, die sie unterstützen, eigentlich lehrt. Ohne Tatsachen zur Unterstützung ihrer Glaubensansichten zu kennen, können sie diese nicht befriedigend verfechten, daher geraten sie in Zorn oder fühlen sich persönlich beleidigt, wenn jemand an ihrer Glaubensüberzeugung eine Unvollkommenheit nachweist. Im allgemeinen sind die Menschen begierig, über Dinge zu reden, über die sie gut unterrichtet sind.
Bekundet man Haß, wenn man mit jemandes Religionslehren nicht übereinstimmt? Weit davon entfernt! Eine vernünftige Besprechung kann sehr segensreich sein. Manchmal mag sogar eine gewisse Meinungsverschiedenheit ganz gut sein, da sie zu einer näheren Untersuchung anspornt. Allzuwenig Leute haben ihre Religion wirklich etwas näher untersucht. Wie hast du deine Religion gewählt? Hast du bloß die Religion angenommen, die deine Eltern schon hatten, oder hast du die bezüglichen Tatsachen selbst geprüft? Besitzest du eine ererbte Religion oder eine Religion, von der du selbst überzeugt bist? Es kann zwischen diesen zweien ein großer Unterschied bestehen.
Wie aber kannst du sagen, ob eine Religion die richtige ist? Durch Untersuchung und vernünftiges Beurteilen dessen, was sie lehrt, indem du die eine sichere Wegleitung über Religion benutzt, das Buch, das uns darüber Licht gibt, was wahre Religion war, ehe sie in so viele verschiedene Konfessionen zersplittert wurde. Dieses Buch, die Bibel, ist dein Leitbuch, dein Wegweiser, dein Buch der Anweisungen, was Religion betrifft.
Bist du aber mit der Bibel vertraut? Kannst du das, was du glaubst, aus ihren Blättern beweisen? Es ist wichtig, daß du imstande bist, dies zu tun. Denkst du, die Bibel sei zu tief für dich, um sie verstehen zu können, während du doch recht viel über weit schwierigere, aber lange nicht so wichtige Dinge weißt? Wohl stimmt es, daß gewisse Religionsführer sich bemüht haben, die Bibel geheimnisvoll erscheinen zu lassen und den Gedanken zu vermitteln, nur wer Theologie studiert habe, könne sie verstehen. Aber ihre Theorie stimmt nicht. Jeder Christ sollte imstande sein, die Bibel zu gebrauchen und sollte bereit sein, seinen Glauben damit zu verteidigen, denn sein Glaube ist nur von Wert, wenn er diesem Buche entspricht, das Jehova Gott in barmherziger, liebender Weise zu unserem Nutzen beschafft hat.
Er, der die Bibel inspirierte, legte den Grundsatz dar: „Kommt denn und laßt uns miteinander rechten.“ (Jes. 1:18) Gesundes Rechten erfordert systematisches Denken und ein Sichstützen auf genaue Tatsachen. Es erfordert, daß wir über Gottes Wort unterrichtet seien. Die Schrift sagt uns, „allezeit bereit [zu sein] zu einer Verteidigung vor jedermann, der von euch einen Grund fordert für die Hoffnung, die in euch ist, doch tut dies mit Milde und hoher Achtung“. Die Wahrheit frei herauszusagen ist höchst wichtig. Könnte man annehmen, daß Jesu Apostel gesagt hätten: „Ich diskutiere nie über Religion“, oder könnte man wähnen, die eifrigen, begeisterten Christen des ersten Jahrhunderts seien unfähig gewesen, ihre Glaubensansichten mit der Heiligen Schrift zu stützen? Nun, die ersten Christen waren so voll Feuer für ihre Botschaft, daß man sie beschuldigte, ‚den Erdkreis aufzuwiegeln‘! Hast du eine solche Glaubensüberzeugung? Wenn nicht, was besaß das Urchristentum, das deine Religion dir nicht verleiht? Vielleicht Erkenntnis? Eifer? Christliche Reife? — 1. Pet. 3:15, NW; Apg. 17:6.
Johannes sagte: „So bringet denn der Reue gemäße Frucht.“ (Luk. 3:8, 9, NW) Bringt denn jener Frucht hervor, der nie seinen Glauben verficht? der ihn nicht mit Beweisen aus der Schrift verteidigen kann? Kann er anderen helfen, wenn er nur sagt: „Mein Glaube ist schon recht“, aber den Grund dafür nicht angeben kann?
Niemand kann verneinen, daß vom Christen erwartet wird, solches zu wissen. Paulus schrieb an die Hebräer, daß sie reife Lehrer, nicht Kleinkinder sein sollten. Er sagte: „Die feste Speise aber gehört Gereiften, jenen, die durch Gebrauch ihr Wahrnehmungsvermögen geübt haben, um zu unterscheiden zwischen recht und falsch.“ (Heb. 5:14, NW) Schult einer sein Wahrnehmungsvermögen, der denkt, die rechte Anbetung sei nicht so wichtig wie die laufende politische Lage oder der Stand seines Lieblings-Sport-Teams? der nicht einmal weiß, was für Religionslehren er vertritt? der nie über Religion reden und nie mit anderen darüber vernünftig diskutieren will?
Jene aber, die die Bibel verwerfen, die sie nicht als zuverlässige Wegleitung betrachten und nicht wissen, was sie sagt, sind nicht die einzigen, die der göttlichen Anweisung, miteinander zu „rechten“, nicht gehorchen. Es gibt noch eine andere Gruppe, die laut und kraftvoll ihren Glauben an die Bibel kundtut, schnell Schrifttexte anführt, sehr bereitwillig ist, ein Argument über Religion aufzugreifen, und dennoch nicht mit anderen über Gottes Wort vernünftig spricht. Sie ist mehr daran interessiert, zu beweisen, daß sie selbst recht hat, als die Wahrheit festzustellen. Sie verläßt sich eher auf Gefühlsschwärmerei als auf Logik, auf Zank als auf Diskussion über Dinge, über die man unterrichtet ist. Sie beschimpft Gott, indem sie nicht den Verstand oder die Intelligenz seiner Geschöpfe anspricht, sondern nur ihre Gefühlsregungen.
Der Prediger, der brüllt und schwärmt, wendet sich eher an die Gefühle als an die Vernunft. Wenn er eher an Vorurteile appellieren muß, als Tatsachen vorzubringen, wenn er seine Zuhörer durch den Ton seiner Stimme und die Anziehungskraft seiner Persönlichkeit statt mittels der Wahrheit seiner Behauptung hinreißen muß, wenn er seine Beweisführung eher auf solche Dinge stützt, statt auf eine solide, schriftgemäße Grundlage, dann gehorcht er bestimmt nicht der Anweisung, über Gottes Wort zu rechten.
Die Wahrheit des Wortes Gottes ist logisch. Sie bewegt sich auf hoher Ebene, denn sie vertritt die größte Intelligenz im Universum. Aber gerade ihre Logik macht sie so einfach, daß jeder, der es wünscht, sie verstehen kann. Sie kann in Ruhe und mit Klarheit besprochen werden, weder mit Gefühlsüberschwang noch mit Zank. Der wahre Christ ist begierig, über Gottes Wort vernünftig zu reden, um andere von seiner Wahrheit zu überzeugen. Er interessiert sich für Religion und ist darüber unterrichtet. Er weiß, was er glaubt und warum er es glaubt. Er ist begierig, über seine Anbetung zu sprechen, weil sie so wichtig ist. So ziehe dich nicht zurück, lehne es nicht ab, darüber zu diskutieren, sondern komm und laß uns miteinander rechten, nämlich über die Wahrheit aus Gottes Wort!