Wettlaufen, ohne zu straucheln
„Jeder, der in seinem Herzen stolz ist, ist für Jehova ein Abscheu … Stolz geht einem Zusammenbruch voraus und ein hochmütiger Geist dem Fallen (Straucheln).“ — Spr. 16:5, 18, NW.
1. Warum legt Jehova gewisse Regeln in seinem Worte fest, und welche Regel erscheint wiederholt darin?
Jehova hat in seinem Wort die Regeln für den Wettlauf bekanntgegeben. „Über den Weg der Weisheit will ich dich belehren, will dich auf rechten Bahnen einhergehen lassen; wenn du wandelst, wird dein Schritt nicht gehemmt sein, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.“ Um Christen Hilfe zu bieten, damit sie nicht straucheln, hat er in der Bibel wiederholt Regeln oder Vorschriften niederlegen lassen. Eine davon betrifft die Vorschrift, den Stolz abzulegen, da er zum Straucheln Anlaß gibt, ja ihn abzulegen, wie man eine drückende Last abwirft, etwas, das den Fortschritt im christlichen Wettlauf erschwert oder unmöglich macht. „Laßt uns“, so sagte Paulus, „alles Beschwerende ablegen.“ — Spr. 4:11, 12; Heb. 12:1, NW.
2, 3. (a) Weshalb ist es heute an der Zeit, zu erkennen, warum Jehova Personen verabscheut, die Stolz im Herzen hegen? (b) Was ist dieser Stolz, den die Bibel verurteilt, und wie beeinträchtigt Stolz den Wettlauf eines Christen?
2 Es ist in dieser „Zeit des Endes“ angebracht, daß wir zu verstehen suchen, weshalb der Stolz für Jehova so abscheulich und warum er im Wettlauf, das heißt „im rechten Kampf des Glaubens“, ein Stein des Strauchelns ist. Ja gerade in dieser „Zeit des Endes“ gibt es eine Menge Leute, die „selbstliebend“, „hochmütig“ und „durch Einbildung aufgeblasen“ sind. — 1. Tim. 6:12; 2. Tim. 3:1-4, NW.
3 Was ist der Grund für Stolz, der jemanden zum Straucheln veranlaßt? Der Betreffende denkt von sich zu hoch und läuft in einer Richtung, die derjenigen entgegengesetzt ist, die der Apostel vorschreibt: „Ich sage … jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken notwendig ist.“ „Werdet nicht klug in den eigenen Augen.“ Der Gedanke, er sei selbst sehr wichtig, steigt ihm in den Kopf und berauscht ihn irgendwie. Ein stolzer Mensch ist trunken vor Eigenlob und Eigendünkel. Einer solchen Person fällt der christliche Wettlauf „nach den Regeln“ ebenso schwer, wie es einem Betrunkenen schwerfällt, geradeaus zu laufen, ohne zu straucheln, denn „vor einem Zusammenbruch wird des Menschen Herz hochmütig“. — Röm. 12:3, 16; 2. Tim. 2:5; Spr. 18:12, NW.
4. Wie sehen Jehova und Christus eine stolze Person an? mit welchem Ergebnis?
4 „Stolz geht einem Zusammenbruch voraus“, weil Jehova einen Stolzen haßt. Er verabscheut ihn und widersteht ihm. „Gott widersteht den Hochmütigen.“ Zu den sieben Dingen, von denen gesagt wird, sie seien Jehovas Seele ein Abscheu, gehören auch „hochmütige Augen“. Christus Jesus, die personifizierte Weisheit, sagt: „Selbsterhöhung und Stolz, den schlechten Weg und den verkehrten Mund habe ich gehaßt.“ Als Christus auf Erden war, gab er die unbiegsame Regel bekannt: „Wer auch immer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“ Personen, die sich im Stolz selbst erhöhen, müssen als Folge dieses Stolzes Widerstand von seiten Jehovas und Christi und schließliche Erniedrigung erwarten. — Jak. 4:6; Spr. 6:16, 17; 8:13; Matth. 23:12, NW.
WARUM FÜR JEHOVA EIN ABSCHEU
5, 6. Weshalb ist die Person, die Stolz im Herzen hegt, für Jehova ein Abscheu?
5 Es ist leicht verständlich, weshalb Personen, in deren Herz Stolz wohnt, „für Jehova ein Abscheu“ sind. Sie suchen weder Gott noch die Wahrheit, die von ihm kommt. „Gemäß seinem Hochmut stellt der Gesetzlose keine Nachforschungen an. Alle seine Gedanken sind: ‚Es gibt keinen Gott.‘“ Die Gedanken solcher Menschen sind darauf gerichtet, Wege zu finden, auf denen sie sich selbst erhöhen können. Sie bringen Jehova nicht Lobpreis und Ruhm dar. — Ps. 10:4, NW.
6 Stolz, Arroganz und Hochmut — sie alle sind Charakterzüge der Gesetzlosen. „Hochmut hat ihnen als Halsgeschmeide gedient.“ „Hochmütige Augen und ein arrogantes Herz, die Leuchte der Gesetzlosen — all dies ist Sünde.“ Die Personen, die im Herzen stolz sind, verfehlen nicht nur, Gott zu suchen, sondern sie widerstehen Gott und seinen Dienern. Dieser Widerstand erzeugt einen Verfolgergeist. „In seinem Hochmut verfolgt der Gesetzlose den Bedrängten hitzig.“ Der stolze Pharao verfolgte die Israeliten hitzig und mußte dann unter den Folgen seines hochmütigen Vorgehens leiden. Stolz ist die Grundlage für Bosheit von aller Art, auch für die verwerfliche Schlechtigkeit, eine falsche Religion zu lehren. „Wenn jemand eine andere Lehre lehrt und nicht beistimmt den gesunden Worten, jenen unseres Herrn Jesus Christus, noch den Lehren, die mit der Gottergebenheit übereinstimmen, der ist vor Stolz aufgeblasen und versteht nichts, sondern ist infolge von Streitfragen und Wortzänkereien geistig krank. Daraus entspringen Neid, Streit, Lästerreden, böse Verdächtigungen, heftige Zänkereien auf Grund von Nichtigkeiten.“ Kein Wunder, daß stolze, durch Einbildung aufgeblasene Menschen für Jehova ein Abscheu sind. Die Einstellung solcher Personen ist selbst für Menschen anstößig, wieviel mehr also für Gott! — Ps. 73:6; Spr. 21:4; Ps. 10:2; 1. Tim. 6:3-5, NW.
7. Warum sollten die Warnungen, die wir in der Bibel in bezug auf Stolz finden, den christlichen Wettläufer interessieren, und wer veranschaulicht treffend die Tatsache, daß Stolz einem Zusammenbruch vorausgeht?
7 Weshalb aber so viele Warnungen vor Stolz, wenn er doch ein Charakterzug der Bösen ist? Was geht dies den christlichen Wettläufer an? Die Antwort ist, daß selbst in einem Christen Stolz aufkommen und dies sich als unheilvoll erweisen kann, weil Stolz ein Teil der „alten Persönlichkeit“ ist. Er muß vom christlichen Wettläufer abgelegt werden, wenn dieser „nach den Regeln“ laufen will. Auch darf ein Neubekehrter für das Amt eines Aufsehers nicht empfohlen werden, damit er sich nicht — wie der Apostel sagt — „vor Stolz aufbläht und unter das Gerichtsurteil kommt, das über den Teufel gefällt ist“. Allerdings nahm das Geistgeschöpf, das jetzt der Teufel ist, einen guten Anfang, aber Stolz führte zu seinem Sturz; ein demütigender Zusammenbruch wartet seiner in Harmagedon. „Dein Herz hat sich erhoben ob deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht wegen deines Glanzes; ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen.“ — 1. Tim. 3:6, NW; Hes. 28:17.
8. Was mag eine Person für Stolz anfällig machen, und wie bestätigt das die Geschichte?
8 Das Beispiel Satans, des Teufels, und die Warnung, einen Neubekehrten nicht als Aufseher einzusetzen, zeigen uns, daß jemand durch Autorität und Verantwortung für Stolz empfänglich werden kann. Der stolze, mächtige Haman kam durch seinen Stolz zu Fall. (Esther 3:5; 7:9) Und der stolze Nebukadnezar verlor seine Vernunft, als er, glühend vor Stolz, sagte: „Ist das nicht das große Babel, welches ich zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner Herrlichkeit?“ (Dan. 4:30) Zum stolzen König Belsazar sagte Daniel: „Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt.“ (Dan. 5:22) Belsazar verlor ein Königreich und sein Leben. Ferner denke man an den Stolz eines Herodes. Er maßte sich selbst Ruhm und Ehre an, statt sie Gott zu zollen, und wurde dann „von Würmern zerfressen“. (Apg. 12:21-23, AB) In der Tat, die Geschichte ist ein langer Bericht über den Zusammenbruch mächtiger Menschen und Nationen und bezeugt die Tatsache, daß „Stolz einem Zusammenbruch vorausgeht“.
VERMESSENHEIT GEHT DER SCHANDE VORAUS
9. Welche untreue Tat beging König Ussia, und was bewog ihn, diese Torheit zu begehen?
9 Wenn ein Mensch Reichtümer besitzt, so wird er für Stolz anfälliger. „Ein Reicher ist in den eigenen Augen weise“, erklärt Gottes Wort. Betrachte, was dem König Ussia von Juda zustieß. Er war ein treuer Anbeter Jehovas gewesen, kam aber zu Fall, als Stolz in seinem Leben Einzug hielt. In seinen späteren Jahren wurde er stark und hatte Gelingen. „Und sobald er stark geworden war, wurde er in seinem Herzen hochmütig, bis zu dem Punkt, da er Verderben anrichtete, so daß er gegen Jehova, seinen Gott, treulos handelte und in den Tempel Jehovas trat, um auf dem Räucheraltar zu räuchern.“ Der von Stolz aufgeblasene König Ussia hatte keinen Auftrag, dies zu tun. Deshalb tadelten ihn die Priester mit den Worten: „Gehe aus dem Heiligtum hinaus; denn du hast treulos gehandelt, und es wird dir vor Jehova Gott nicht zur Ehre gereichen.“ Zog König Ussia Nutzen aus diesem Tadel? Nein. „Ussia wurde zornig, während er in seiner Hand ein Räucherfaß hielt, um zu räuchern, und als er seinen Zorn an den Priestern ausließ, kam der Aussatz an seiner Stirn zum Ausbruch, vor den Priestern im Hause Jehovas.“ Der Aussatz erschien an seiner Stirn! Und er blieb aussätzig bis zum Tage seines Todes und durfte seinen königlichen Pflichten nicht mehr nachkommen, und sein Sohn regierte an seiner Statt. Welch trauriger Zusammenbruch! Und das widerfuhr einem Manne, der Jehova viele Jahre lang treu gedient hatte. Ja, es gibt eine sichere Regel; sie lautet: „Kommt Vermessenheit, so kommt auch Schande.“ — Spr. 28:11; 2. Chron. 26:16-21; Spr. 11:2, NW.
10. Wie können wir aus der Erfahrung Ussias Nutzen ziehen?
10 Jehovas Diener von heute, auch Personen, die keine Stellung von Verantwortung einnehmen, können aus der Erfahrung Ussias Nutzen ziehen. Pflege nicht Umgang mit Personen, die sich nie von etwas überzeugen lassen, es sei denn, sie hätten es selbst erfahren. Es besteht kein Grund, selbst einen Zusammenbruch zu erfahren, der als Folge des Stolzes kommt. Wie kann jemand aus jenen Erfahrungen Nutzen ziehen? Indem er sich vor vermessenen Taten hütet, indem er es vermeidet, Dinge zu sagen oder zu tun, die die Wichtigkeit seines Ichs betonen und die zu sagen nicht seine Sache ist. Bleibe in der theokratischen Organisation an deinem Platz und laß nie zu, daß Stolz dich veranlaßt, einen falschen Weg zu verfolgen, der zu deinem Zusammenbruch führt.
STOLZ BRINGT JEMANDEN UM DEN SEGEN EINER ZURECHTWEISUNG
11, 12. Woraus zog König Ussia zufolge von Stolz keinen Nutzen, und welche Lektion sollten wir daraus lernen?
11 Sei nicht wie Ussia. Er zog aus einem Tadel und einer Zurechtweisung keinen Nutzen. Er hätte den Tadel der Priester annehmen und das Heiligtum sogleich verlassen können. Dadurch hätte er sich zweifellos seinen demütigenden Zusammenbruch erspart. Aber er ließ sich durch Stolz daran hindern, einen Tadel anzunehmen. „Hast du jemand gesehen, der in den eigenen Augen weise ist? Für einen einfältigen Menschen gibt es mehr Hoffnung als für ihn.“ In seiner Aufgeblasenheit achtete Ussia den Tadel gering, ja wurde zornig darüber. Stolz verblendete ihn, so daß er den Segen der Zurechtweisung nicht erkannte. — Spr. 26:12, NW.
12 Da allen Dienern Jehovas Zurechtweisung und Zucht zuteil werden, müssen wir uns an die Worte des Paulus erinnern, die er an die Hebräer richtete: „Ihr habt die Ermahnung gänzlich vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: ‚Mein Sohn, achte die Zucht von Jehova nicht gering, noch gib es auf, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst; denn wen Jehova liebt, nimmt er in Zucht, ja, er geißelt einen jeden, den er als Sohn aufnimmt.‘“ Wenn ein Christ die Zucht, die ihm von Jehova durch seine Organisation zukommt, geringachtet und wenn er den Tadel, der mit Gottes Wort in Einklang ist, zurückweist, dann gleicht er Ussia; er läßt zu, daß Stolz ihn um den Segen der Zurechtweisung bringt. „Allerdings“, erklärt der Apostel, „scheint keine Zucht für die Gegenwart erfreulich zu sein, sondern betrüblich; nachher aber bringt sie für jene, die durch sie geschult worden sind, eine friedsame Frucht hervor, nämlich Gerechtigkeit.“ Wenn jemand also durch Jehovas Organisation zurechtgewiesen wird, so suche er daraus Nutzen zu ziehen. Laß nicht zu, daß dir der Stolz gleich einem Koloß im Wege steht! Wenn Züchtigung auch zuerst betrüblich ist, zeitigt sie doch die friedsamen Früchte: Gerechtigkeit und Leben. „Halte an der Zucht fest, laß nicht von ihr ab, bewahre sie, denn sie selbst ist dein Leben.“ „Die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg zum Leben.“ — Heb. 12:5, 6, 11; Spr. 4:13; 6:23, NW.
13. Wie kann Stolz zu Mißverständnissen und zum Straucheln führen?
13 Es ist nicht überraschend, daß Stolz zuweilen Mißverständnisse in einer christlichen Versammlung verursacht. Wo Stolz vorhanden ist, sind wahrscheinlich auch die Schößlinge des Stolzes da: Zorn, Streitsucht, Empfindlichkeit, Neid usw. „Wer in (seiner) Seele arrogant ist, erregt Streit.“ Stolz bildet eine Sperre gegen Frieden und Einheit. Mißverständnisse sind leicht zu beseitigen, wenn dem Stolz nicht freie Bahn gelassen wird. Es ist so leicht möglich, durch Stolz überempfindlich zu werden. Wenn eine überempfindliche Person das Gefühl hat, ihr Stolz sei verletzt worden, ist es möglich, daß sie Dinge tut, die sie zu Fall bringen, also ihren Zusammenbruch herbeiführen. Zum Beispiel kommt es vor, daß jemand, der sich als ein Diener Gottes ausgibt, seine so notwendige Verbindung mit Gottes Organisation dadurch löst, daß er aufhört, die Versammlungen zu besuchen. Und weshalb? Oft geschieht das, weil sich jemand durch eine ungehörige Tat eines anderen in seinem Stolz verletzt fühlt. Es mag in Wirklichkeit nur ein eingebildetes Unrecht sein, aber Stolz wird die ganze Sache zu einem Schwulst von Mißverständnissen aufblähen. Aber wenn auch ein anderer Diener Jehovas nicht „nach den Regeln“ gelaufen ist, selbst wenn er in der Versammlung ein Diener sein sollte, so laßt euch nie durch Stolz aus dem Wettlauf hinausdrängen. Ist der Preis, das ewige Leben, denn weniger wert als der Stolz des Ichs? Sinne ein wenig über diese Frage nach. Wann immer wir zulassen, daß Stolz uns am Laufen hindert, stehen wir vor dem Sturz. „Stolz geht einem Zusammenbruch voraus und ein hochmütiger Geist dem Fallen (Straucheln).“ — Spr. 28:25; 16:18, NW.
14, 15. Wieso kann Stolz zu „Fäulnis in den Gebeinen“ führen, und was sollten wir in Anbetracht der Folgen des Stolzes tun?
14 Stolz mag zu einem gefährlichen Konkurrenzgeiste führen und mag der Grund sein, daß wir andere beneiden, die höhere Gaben haben mögen als wir. Neid wiederum führt zu Kälte und zur Störung der Eintracht. So „laßt uns nicht ichsüchtig werden, indem wir uns gegenseitig zu Wettbewerbsleistungen antreiben und einander beneiden“. Wenn wir uns daran erinnern, daß Eifersucht wie ‚Knochenfraß‘ (Zunz) ist, werden wir nicht zulassen, daß Stolz unser starkes geistiges Knochengerüst zerfresse, so daß wir den christlichen Wettlauf, der uns vorgeschrieben ist, nicht beenden können. Und wer könnte mit Fäulnis in den Gebeinen gut laufen? — Gal. 5:26; Spr. 14:30, NW.
15 Wenn du nun siehst, welche bösen Schößlinge der Stolz treibt, wie gefährlich er für den christlichen Wettläufer ist und wie Jehova stolze Menschen verabscheut, so hüte dich vor Stolz. Wie aber kann man sich vor Stolz hüten? Gottes Wort weist den Weg.
DEN STOLZ DURCH LIEBE UND DEMUT AUSTREIBEN
16. Weshalb ist Liebe stark genug, Stolz zu überwinden, und was für eine Liebe braucht jemand, um demütig zu bleiben?
16 Die Liebe ist mächtig genug, den Stolz samt all seinen üblen Schößlingen zu beseitigen. „Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, ist nicht auf ihre eigenen Interessen bedacht, läßt sich nicht (zum Zorn) reizen. Sie trägt eine Beleidigung nicht nach.“ Liebe wird den Stolz besiegen, wenn wir jene Liebe in uns haben, auf die Jesus hinwies, als er die Frage: „Welches ist das größte Gebot im Gesetz?“ Wie folgt beantwortete: „‚Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.‘ Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite, ihm gleiche, ist dieses: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“ Liebe von dieser Art wird bestimmt den Stolz besiegen, weil sie zu wahrer Demut führt. — 1. Kor. 13:4, 5; Matth. 22:36-39, NW.
17. Was für ein Kleidungsstück benötigen wir für den Wettlauf, um den Preis zu gewinnen, und warum?
17 In welchem Gegensatz zueinander stehen doch Demut und Stolz! „Vor einem Zusammenbruch wird des Menschen Herz hochmütig, und der Ehre geht Demut voraus.“ Stolz führt zu einem Zusammenbruch, Demut zur Ehre. Um den herrlichen Preis, das Leben, zu gewinnen, müssen wir demütig sein, Wir brauchen diese Eigenschaft, um gut laufen zu können. Demut ist also das Kleidungsstück, das christliche Wettläufer tragen sollen. „Gürtet euch aber alle mit der Demut des Sinnes, einer dem anderen gegenüber, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte. Demütigt euch daher unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur fälligen Zeit.“ — Spr. 18:12; 1. Pet. 5:5, 6, NW.
18. Was verstehen viele Weltmenschen unter „Demut“?
18 Was ist denn diese Demut, die der Ehre und der Erhöhung vorausgeht? In der heutigen Welt weiß man kaum noch, was Demut ist, und man findet auch selten Beispiele dafür. Viele Weltmenschen halten nicht viel von Demut. Sie verwechseln diese Eigenschaft mit Feigheit und Schwäche und sagen, sie sei eine Tugend der Schwachen und Feiglinge. Auch denkt man, Demut sei ein Deckmantel, unter dem jemand seinen Mangel an Energie oder Fähigkeiten verberge.
19. Wofür hielten gewisse Heiden in alter Zeit den Stolz, und wie ließen sich einige Christen unter den Kolossern offenbar durch Scheindemut täuschen?
19 Es ist nichts Neues, wenn der Begriff Demut heute falsch verstanden wird und unpopulär ist. Schon in den Tagen des Paulus wurde wahre Demut von Weltmenschen weder verstanden noch gepflegt. Man verherrlichte entweder Stolz oder eine Scheindemut. Unter den Tugenden, die von Aristoteles aufgezählt werden, sind Stolz und Hochmut als „die Krone der Tugenden“ bezeichnet worden. Andere lehrten, materielle Dinge seien an sich schlecht. Es scheint, daß sich Christen in Kolossä durch eine Form der Scheindemut hatten täuschen lassen, durch ein Asketentum, das eine schwere Last bedeutete. Das brachte sie in doppelte Gefahr: fürs erste bewirkte es, daß man glaubte, der Preis des Lebens werde denen gewährt, die den rein negativen Brauch pflegten, auf materielle Dinge zu verzichten. Zweitens erzeugte es eine raffinierte Form des Materialismus, da durch die Verbote, die ein Asket sich stellt, sein Interesse und seine Aufmerksamkeit auf materielle Dinge gelenkt werden. Folglich wurde durch die asketische Lebensauffassung gerade der Zweck vereitelt, dem sie dienen soll, indem sie veranlaßte, daß man sich in erster Linie auf das konzentrierte, was man angeblicherweise verachtete, auf „Dinge, die alle durch die Benutzung zur Vernichtung bestimmt sind“. Um die Kolosser vor dieser Art von Demut zu warnen, da sie dadurch zu Fall kommen und des Preises, nämlich des Lebens, verlustig gehen konnten, schrieb Paulus: „Laßt euch nicht um den Siegerpreis bringen von jemandem, der an einer Scheindemut Gefallen hat, an einer strengen Behandlung des Leibes.“ Nein, wahre Demut bedingt kein Asketentum. — Kol. 2:18-23, NW.
20. Was ist Demut, und zu welchem Ergebnis führt eine falsche Ansicht darüber?
20 Das Wort „Demut“ kommt vom Althochdeutschen diomuotī und bezeichnet die „Gesinnung eines Dienenden“, also Dienstwilligkeit. (Das entsprechende englische Wort humility ist entfernt verwandt mit dem lateinischen Wort humus, was „Boden“ oder „Erde“ bedeutet. Humility bedeutet buchstäblich „Niedriggesinntsein“.) Das Wort Demut bezeichnet also eine Eigenschaft, die Christen gleich einem Kleidungsstück tragen müssen. „Als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte kleidet euch mit der zarten Zuneigung des Mitleids, mit Freundlichkeit, Demut des Sinns.“ Demut ist also das Gegenteil von Hochmut. Doch hat „Demut“ (oder „Niedriggesinntsein“) nichts mit Kriecherei, knechtischer Gesinnung, Feigheit oder Mangel an Energie gemein. Der falsche Gedanke, Demut sei Schwäche, beraubt den so Denkenden des reichen Segens der wahren Demut. Laßt uns nun sehen, wie wahre Demut gepflegt wird. — Kol. 3:12, NW.
DIE GRUNDLAGE DER DEMUT
21. Womit beginnt Demut, und worauf beruht sie?
21 Demut gründet sich auf Erkenntnis, Liebe und Gottesfurcht. Sie wird aus der Erkenntnis heraus geboren, daß wir winzig klein sind im Vergleich zu der Größe Gottes. Demut schlägt dann Wurzeln, wenn ein Geschöpf erkennt, daß es nur der glimmende Docht einer Kerze ist, während Gott, „der ewige König“, an Herrlichkeit strahlender als die Sonne im Mittagsglanze ist. (Jer. 10:10) Ja, Demut fußt darauf, daß man sich der eigenen Nichtigkeit bewußt wird. Ein solches Bewußtsein erwächst aus Erkenntnis, und zwar aus Erkenntnis von der Art, wie sie Jehova Hiob verlieh und worüber wir im Buche Hiob, in den Kapiteln 38 bis 41, lesen können. Diese Erkenntnis half Hiob, sich „unter die mächtige Hand Gottes“ zu demütigen. Wir brauchen Erkenntnis von dieser Art. Sie befähigt uns, uns in das richtige Verhältnis mit Gott zu bringen und den Worten zu gehorchen, die in Jakobus 4:10 (NW) aufgezeichnet sind: „Demütigt euch vor den Augen Jehovas, und er wird euch erhöhen.“
22. Auf welcher Grundlage beruht die demütige Einstellung gegeneinander, und wie wird diese Demut dem Christen in seinem Wettlauf eine Hilfe sein?
22 Wenn wir uns vor den Augen Jehovas demütigen, legen wir damit auch die Grundlage für Demut gegenüber unseren Mitmenschen, denn wahre Demut gegenüber den Menschen beruht letzten Endes auf der wahren Demut vor Gott. Durch die wahre Demut erlangt man die Fähigkeit, sich so zu sehen, wie man wirklich ist, und auch zu sehen wie andere wirklich sind. Da man es nicht nötig hat, ihre Fähigkeiten und Erfolge geringzuachten, kann man das, was sie sind und tun, von Herzen wertschätzen. Auf Grund der Demut denkt man dann auch nicht höher von sich als sich zu denken gebührt. Obwohl „Erkenntnis aufbläht“, wird doch wahre Demut selbst Personen mit höherer Bildung davor bewahren, aufgeblasen zu werden und zufolge von Stolz zu straucheln. Der Christ, der wahrhaft demütig ist, kann den Wettlauf gemäß den Regeln laufen, „indem ihr nichts aus Streitsucht oder Ichsucht tut, sondern in Demut (des Sinns) die anderen höher achtet als euch selbst“. — 1. Kor. 8:1; Phil. 2:3, NW.
DIE ANSICHTEN DER WELT ÜBER DEMUT SIND FALSCH
23, 24. Wie stellt Christus die falsche Ansicht der Welt über Demut bloß, und welche Ansicht sollten also wir haben?
23 Wie verzerrt ist doch die Ansicht der Welt über Demut, wenn sie denkt, Demut sei Schwäche oder ein Deckmantel zur Verhüllung von Schwäche! In Wirklichkeit macht Stolz schwach, und Demut macht stark. Christus Jesus war der demütigste Mensch, der je auf Erden wandelte. Dennoch war er der stärkste der Starken, der mutigste der Mutigen, der weiseste der Weisen, der einzige Mann, der keine Schwachheit oder Sünde an sich kannte. Welch große Werke tat er doch, und doch gab er sich dafür nicht selbst die Ehre! (Joh. 5:19) Gab es denn je einen Führer, der so groß gewesen wäre wie er und der dennoch die Füße seiner Jünger wusch und sagen konnte: „Ich habe euch das Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“? Und welche Autorität besaß er doch, wenn er sagte: „Alle Dinge sind mir von meinem Vater übergeben worden.“ Aber wie demütig war er. „Denn ich bin mildgesinnt und von Herzen demütig.“ — Joh. 13:15; Matth. 11:27, 29, NW.
24 Weit davon entfernt, ein Deckmantel für einen Mangel an Intelligenz oder Energie zu sein, macht Demut wahrhaft stark und gesund. Sie ist das Trittbrett zur Ehre. „Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber erniedrigt, wird erhöht werden.“ „Hochmut wird einen Menschen erniedrigen; wer aber demütigen Geistes ist, wird Ehre erlangen.“ — Luk. 18:14: Spr. 29:23, NW.
25. Welche geistige Einstellung hatte Christus, was war die Folge, und was sollten wir daher tun?
25 Alles, was die Bibel über Demut sagt, wird durch das eine große Beispiel, durch Christus Jesus, veranschaulicht und bestätigt. Nach ihm müssen wir unseren Sinn und unser Leben ausrichten. Dies ist von solcher Wichtigkeit, daß der Apostel gebietet: „Bewahrt euch diese geistige Einstellung, die auch in Christus Jesus war.“ Welche Einstellung? „Er demütigte sich selbst und wurde gehorsam, selbst bis zum Tode, ja bis zum Tode an einem Marterpfahl. Eben darum hat ihn Gott in eine übergeordnete Stellung erhoben.“ Eben „darum“, nämlich weil sich Christus demütigte und diese Demut bekundete, indem er Gott untertan war und ihm Gehorsam darbrachte, ist er auf den höchsten Platz erhoben worden, den ein Geschöpf im Universum einnehmen kann. Wie zutreffend sind doch die Worte, daß „der Ehre Demut vorausgeht“! — Phil. 2:5, 8, 9; Spr. 15:33, NW.
26. Wie belohnt Gott den demütiggesinnten Menschen, und was verliert der Stolze?
26 Jawohl, Demut macht stark. Sie verleiht Kraft von der Art, wie wir sie für den uns vorgeschriebenen Wettlauf brauchen. Gott verleiht nur dem Demütigen Kraft. „Doch auf diesen Menschen will ich blicken: auf den Demütigen und den, der zerknirschten Geistes ist und der vor meinem Worte zittert.“ „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig Thronende, dessen Name Heiliger ist: In der Höhe und als Heiliger wohne ich, und die, die zerknirscht und demütigen Geistes sind — neu beleben will ich den Geist Demütiger.“ Wie töricht also, wenn sich ein Wettläufer durch Stolz der belebenden Kraft Gottes beraubt! Wie kann der Stolze von Gottes Kraft empfangen? Selbst wenn er betet, sind seine Gebete behindert, wie Jesus es im Falle des Pharisäers zeigte, dessen Gebet den Stolz widerspiegelte, der aus seiner Selbstgerechtigkeit kam. — Jes. 66:2, NW; 57:15, Kautzsch; Luk. 18:10-14.
27. Was zu tun, wird Demut uns befähigen, und woran sollten diejenigen denken, die nach einem Aufseheramt trachten?
27 Der Wettlauf gemäß den Regeln ist keine Last, wenn jemand wahrhaft demütig ist. Der wahrhaft Demütige ist lernbereit; er zieht Nutzen aus einem Tadel. Er erkennt, daß von den Laufenden keine Wettbewerbsleistungen gefordert werden, sondern daß alle gemeinsam laufen sollen, um den Lohn zu erlangen, den ihnen Gottes Liebe bietet. So helfen und ermuntern sie denn einander. Demut befähigt sie, ‚das Wort zu predigen‘, und zwar allen Menschen und unter allen Umständen. Es befähigt sie, sich für den Königreichsdienst zu schulen, aus den Ratschlägen, die in der Predigtdienstschule gegeben werden, Nutzen zu ziehen und zu lernen, wie sie die gute Botschaft von Haus zu Haus verkündigen können. Demut befähigt jene, die Stellungen von Verantwortung einnehmen, sich so wie Jesus zu verhalten, demütig und stets zugänglich. Wenn jemand nach dem Amt eines Aufsehers trachtet, so denke er daran, daß Stolz ihn daran hindert, für größere Dienstvorrechte in Gottes Organisation geeignet und brauchbar zu sein, denn Gott verabscheut die Stolzen und widersteht ihnen. Er denke daran, daß ‚der Ehre Demut vorausgeht‘. Er erinnere sich der Worte Jesu: „Wer von euch auch immer groß werden will, soll euer Diener sein, und wer immer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ — Matth. 20:26, 27, NW.
28. Wie kleidet sich der christliche Läufer für den Wettlauf, und wie wird der Ausgang sein?
28 Fort also mit dem Stolz, mit der Last, die jemanden zu Fall bringt! Kleidet euch so, wie es für den Wettlauf angebracht ist. „Gürtet euch mit Demut des Sinns gegeneinander.“ „Kleidet euch“, gebietet Paulus, mit „Demut des Sinns“. In diesem Kleide wird man im Wettlauf nicht straucheln, denn „der Demut [und] der Furcht Jehovas folgen Reichtum, Ehre und Leben“. — Spr. 22:4, NW.