Sprich aus einem guten Herzen!
„Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor, während der böse Mensch aus seinem bösen Schatze Böses hervorbringt. Ich sage euch, daß die Menschen von jedem nutzlosen Wort, das sie reden, Rechenschaft geben werden am Tage des Gerichts; denn durch deine Worte wirst du gerechtfertigt werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden.“ — Matth. 12:34-37, NW.
1. Wem verdankt der Mensch seine Redefähigkeit, und wie sollte er sie betrachten?
INTELLIGENTES Sprechen gibt es, seitdem die Menschheit besteht. Von dem Tage an, da der Mensch erschaffen war, war ihm auch die Fähigkeit, zu reden, als eine der Gaben Jehovas eigen. Das ist in Wahrheit ein großer Schatz. Welch gesegnetes Los, daß die Menschen auf Grund ihrer Redefähigkeit so leicht miteinander verkehren können! Das ist für sie etwas so Gewohntes, daß viele es für selbstverständlich halten und niemals daran denken, dem großen Schöpfer für das wunderbare Vorrecht, sprechen zu können, zu danken. Wie schwierig wäre es indes, unserer täglichen Arbeit nachzugehen, wenn wir nicht reden könnten! Wenn man nur einen Augenblick an die Probleme der Taubstummen denkt, so wird man sich schnell dessen bewußt, daß Jehova die höchste Form der irdischen Schöpfung, den Menschen, mit großer Weisheit und Intelligenz erschaffen hat. Jeden Tag sollten wir Jehova für die Fähigkeit, zu reden, danken.
2. (a) Wie sollte der menschliche Körper zu gutem Reden beitragen? (b) Welche Erklärung für gutes und welche für böses Reden finden wir in der Bibel?
2 Jehova schuf den Mund, die Zunge und die Kehle des Menschen, so daß er gute Dinge reden kann. Diese Organe des menschlichen Körpers funktionieren in Verbindung miteinander und sind von anderen Körperteilen abhängig. Wenn sie dazu gebraucht werden sollen — wie Jehova es bestimmt hat —, gute Dinge zu reden, müssen andere Teile des Körpers mitwirken. Der rechte Gebrauch der Redefähigkeit hängt von dem ab, was Herz und Sinn eines Menschen bewegt. Wenn wir einen Menschen zum Preise des Schöpfers Gutes reden hören, so ist das ein Zeichen davon, daß er Herz und Sinn in Übereinstimmung mit Gottes Wort geschult hat. Er verwahrt die Wahrheit in seinem Innern so gut, wie jemand einen kostbaren Schatz verwahrt. Nicht alle Menschen reden Gutes, und Jesus gibt dafür die Begründung: „Entweder macht ihr den Baum edel und seine Frucht edel, oder ihr macht den Baum faul und seine Frucht faul, denn an seiner Frucht erkennt man den Baum. Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor, während der böse Mensch aus seinem bösen Schatze Böses hervorbringt. Ich sage euch, daß die Menschen von jedem nutzlosen Wort, das sie reden, Rechenschaft geben werden am Tage des Gerichts; denn durch deine Worte wirst du gerechtfertigt werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden.“ — Matth. 12:33-37, NW.
3. (a) Warum reden die Menschen Böses? (b) Welches Licht wird durch die Worte Jesu, die in Matthäus 15:1-11 aufgezeichnet sind, darauf geworfen?
3 Aus welchem Grunde sind die Menschen so verschieden, daß einige Gott lobpreisen und andere ihn schmähen? Die Geschichte der Menschheitsfamilie gibt auf diese Frage Antwort. Der Unterschied besteht seit der Rebellion, also schon seit der Zeit, da Satan, der Teufel, im Garten Eden als Gegner Gottes redete und als Adam und Eva das Gebot Gottes übertraten und ebenfalls zu Gegnern des Willens Gottes wurden. Ihr Herz und ihr Sinn wurden von den Lügen und falschen Gedanken angesteckt, und dieses Erbe ist den Menschen bis heute überliefert worden. Es gibt Menschen, die sich den Anschein zu geben suchen, sie redeten Gutes, doch sind ihre Motive nicht gut, wie ihre Früchte es zeigen. Sie verdrehen die Worte, trachten nach eigenem Vorteil und suchen Ehre unter den Menschen zu erlangen. Solche sind Heuchler wie die Pharisäer und Schriftgelehrten, denen Jesus bei Jerusalem begegnete. „Dann kamen Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem zu Jesus, die sagten: ‚Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Menschen früherer Zeiten? Zum Beispiel waschen sie ihre Hände nicht, bevor sie eine Mahlzeit einnehmen.‘ Er gab ihnen zur Antwort: ‚Warum übertretet ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Zum Beispiel sagte Gott: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, und: „Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes sterben.“ Ihr aber sagt: „Wer irgend zu seinem Vater oder zu seiner Mutter spricht: ‚Was immer ich habe, wodurch du Hilfe von mir bekommen könntest, ist eine für Gott bestimmte Gabe‘, der braucht seinen Vater gar nicht zu ehren.“ Und so habt ihr das Wort Gottes wegen eurer Überlieferung ungültig gemacht. Ihr Heuchler, trefflich hat Jesaja von euch prophezeit, wenn er sagte: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich zollen sie mir fortwährend Respekt, da sie als Lehren Menschengebote lehren.“‘ Dann rief er die Menge herzu und sprach zu ihr: ‚Hört und erfaßt den Sinn davon: Nicht was in den Mund eingeht, verunreinigt einen Menschen, sondern was aus seinem Munde ausgeht, das verunreinigt einen Menschen.‘“ — Matth. 15:1-11, NW.
4. (a) Wodurch wird ein Mensch in Verbindung mit dem Sprechen verunreinigt? (b) Wie ändert man sich, gemäß Römer 12:1, 2, um nicht mehr so zu handeln, wie unreine Weltmenschen handeln?
4 Damit der Mensch rechte Dinge reden kann, muß sein Herz, wie Jesu Worte es zeigen, mit Gott in Harmonie sein. Gegenwärtig kann man viele Lehren und Philosophien hören. Befremdende Theorien werden von sogenannten Gelehrten der Wissenschaft und der Bildungsanstalten vorgebracht und werden durch alle modernen Propagandamittel in die Welt hinausposaunt. Solche Reden müssen gesiebt werden. Wir hören vieles, was gesagt wird, aber nur auf Grund der genauen Erkenntnis, die Gottes Wort enthält, können wir feststellen, was gut und annehmbar und was das Gegenteil ist. Etwas Böses zu hören verunreinigt uns noch nicht, aber böse Dinge wiederzuerzählen oder böse Dinge zu treiben ist bestimmt unrecht. Da unsere Umwelt, in die wir hineingeboren worden sind, böse ist, müssen wir mit Entschlossenheit ihren Einfluß meiden und unsere Redefähigkeit auf rechte Weise gebrauchen. Für uns unvollkommene Menschen ist es nicht selbstverständlich, daß wir automatisch nur Gutes reden. Wir müssen Herz und Sinn schulen und uns völlig dem Urheber alles Guten, Jehova Gott, hingeben. Nur dann haben wir eine Grundlage, auf der wir Gutes reden und Gutes tun können. Der Apostel Paulus beschrieb dies in den Worten: „Folglich ermahne ich euch, Brüder, auf Grund der Erbarmungen Gottes, eure Leiber als ein Schlachtopfer darzubringen, das lebendig, heilig, vor Gott annehmbar ist — ein heiliger Dienst kraft eurer Vernunft. Und formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neu gestaltet, damit ihr euch selbst von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen mögt.“ — Röm. 12:1, 2, NW.
5. Welche geistigen Gewohnheiten müssen, gemäß Philipper 4:6-8, herangebildet werden, und was ergibt sich daraus?
5 Wie können wir dies tun? Wir müssen entschlossen sein, große Anstrengungen zu machen, und müssen Hilfe erhalten, damit wir unsere Geisteskräfte stärken und unsere Zunge zum Gutestun gebrauchen können. Wir müssen die Hilfe des Schöpfers suchen. „Seid nicht um irgend etwas in Sorge, sondern laßt in allem durch Gebet und Flehen und mit Danksagung eure Bitten vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der alles Denken übertrifft, wird eure Herzen und eure Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten. Schließlich, Brüder, was irgend wahr, was irgend von ernstem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt: diese Dinge betrachtet weiterhin.“ (Phil. 4:6-8, NW) Durch die richtige Schulung können wir wahre Weisheit erlangen und in unseren Herzen rechte Beweggründe entwickeln, die uns antreiben werden, recht zu reden. „Das Herz des Weisen veranlaßt seinen Mund, Einsicht zu bekunden, und es fügt seinen Lippen die Kraft der Überzeugung hinzu.“ — Spr. 16:23, NW.
ACHTUNG AUF DIE ZUNGE!
6. Was sagen uns die einleitenden Verse in Jakobus 3 über die großen Probleme der Beherrschung der Zunge?
6 Die Tatsache, daß jemand ein Christ ist und seinen Leib samt seiner Verstandeskraft als ein lebendiges Opfer dargestellt hat, das vor Gott heilig und annehmbar ist, bedeutet noch nicht, daß er seine Zunge automatisch zügeln kann. Das Zähmen der Zunge ist schon seit den Tagen des Urchristentums ein Problem. Der Jünger Jakobus weist in Kapitel 3, Vers 2, darauf hin: „Denn wir alle straucheln oft. Wer nicht im Worte strauchelt, dieser ist ein vollkommener Mann, fähig, auch seinen ganzen Leib zu zügeln.“ Dann geht er weiter und zeigt, wie der Mensch gelernt habe, Pferde mit einem Zaum zu zügeln oder große Schiffe mit einem kleinen Steuerruder zu lenken, daß aber die kleine Zunge im Leibe ein größeres Problem als dies darstelle. Sie ist wie ein kleines Feuer, das einen großen Wald verzehren kann. „Denn jede Art von wildlebenden Tieren wie auch von Vögeln und kriechenden Tieren und Meertieren wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist von ihr gezähmt worden. Aber die Zunge kann kein Mensch zähmen. Ein unbändiges, schädliches Ding ist sie, voll tödlichen Giftes. Mit ihr segnen (preisen) wir Jehova, ja den Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die doch ‚nach Gottes Ebenbild‘ ins Dasein gekommen sind. Aus demselben Munde gehen Segen und Fluch hervor.“ — Jak. 3:7-10, NW.
7. (a) Wie wissen wir, daß Jakobus nicht will, daß wir den Versuch, unsere Worte zu beherrschen, aufgeben? (b) Was ist erforderlich, um, gemäß Jakobus 3:13-18, das Rechte zu sprechen?
7 Meint Jakobus vielleicht, wir sollten die Flinte ins Korn werfen oder unseren Kampf zur Beherrschung der Zunge aufgeben? Verlieren wir den Kampf ja sowieso? Lohnt es sich überhaupt, zu kämpfen? Wenn es nichts nützen würde, hätte Jakobus seine Folgerungen kaum fortgesetzt, wenn er folgendes sagt: „Es ist nicht recht, meine Brüder, daß diese Dinge so weiter geschehen. Eine Quelle sprudelt nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervor, oder? Meine Brüder, ein Feigenbaum kann nicht Oliven noch ein Weinstock Feigen hervorbringen, nicht wahr? Auch kann eine Salzquelle nicht süßes Wasser spenden.“ (Jak. 3:10-12, NW) In der Tat, es ist nicht richtig, daß die Menschen ihre Redefähigkeit mißbrauchen, indem sie anderen Menschen fluchen oder übel von ihnen reden. Mann kann das Problem nur dadurch lösen, daß man sich der Weisheit anpaßt, die von oben herabkommt. Um diese Weisheit in sich aufzunehmen, bedarf man der Sanftmut und muß ein Verlangen haben, sich richtig zu betragen. Lügen, prahlen, fluchen oder ein anderer falscher Gebrauch der Redefähigkeit — das alles ist irdischen oder dämonischen Ursprungs. Nur die Weisheit, die von oben kommt, kann die unrechten Neigungen überwinden, die dem unvollkommenen Menschen angeboren sind. Man muß nach der Weisheit trachten, die aus dem Studium des Wortes Gottes kommt, wenn man will, daß die Zunge das rede, was rein, friedsam und gerecht ist. (Lies Jakobus 3, Vers 13 bis 18.)
8. Welche Beziehungen bestehen zwischen der Beherrschung der Zunge und der reinen Anbetung?
8 Wenn Jakobus den Gedanken gehabt hätte, der Versuch, die Zunge zu zügeln, nütze nichts, weil man das unmöglich tun könne, so könnten wir ebensogut der Zunge ihren freien Lauf lassen, denn der Versuch, mit Gott zusammenzuwirken, wäre umsonst. Das sagte Jakobus aber nicht. Er verknüpfte in seinen Gedanken die Beherrschung der Zunge mit der reinen Anbetung und gab folgenden Ansporn: „Wenn jemand die äußerliche Form der Anbetung zu beachten meint, aber nicht seine Zunge zügelt, sondern fortfährt, sein eigenes Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig. Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: für Waisen und Witwen in ihrer Drangsal sorgen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.“ — Jak. 1:26, 27, NW.
9. (a) Was für Motive verursachen Reden, die zu Uneinigkeit führen, und weshalb sollten solche vermieden werden? (b) Wer empfängt, nach 1. Petrus 3:8-12 zu urteilen, den Segen?
9 Damit jemand also seine Anbetung vor Gott unbefleckt bewahren kann, muß er lernen, Selbstbeherrschung zu üben und in Übereinstimmung mit Gottes Gerechtigkeit zu reden. Er darf nicht aus einem zornerfüllten Herzen sprechen, weil dies Uneinigkeit stiften würde. „So wißt denn, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn, denn eines Menschen Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.“ (Jak. 1:19, 20, NW) Jene, an die Jakobus schrieb, bekämpften sich gegenseitig und redeten stolze, prahlerische Worte widereinander. Die Notwendigkeit, daß sie ihre Zunge beherrschten und den Frieden der Versammlung bewahrten, mußte ihnen gezeigt werden. Nur wer schlechte Beweggründe im Herzen nährt, läßt sich zu übler Nachrede hinreißen. Jakobus erwähnte Eifersucht, Streitsucht, Prahlerei und Lügen und zeigte, daß all dies zu Unordnung führt. Wenn jemand Haß gegen seinen Bruder hegt, so wird sich das in seinen Worten zeigen. Wenn er einen anderen um seine Vorrechte und Segnungen beneidet oder den Wunsch hat, selbst angesehen zu werden oder prominent zu sein, mag es sein, daß er umhergeht und die Achtung, die sein Mitmensch genießt, zu zerstören sucht. Einige mögen das Empfinden haben, man beachte sie nicht genug, und sie wollen sich hervortun; daher streuen sie Beschuldigungen oder Verleumdungen aus und stiften Streit. Sie erweisen sich als unreif, als „Nichtsnutze“. „Ein Belialsmann [Nichtsnutz, NW] gräbt nach Bösem, und auf seinen Lippen ist es wie brennendes Feuer. Ein verkehrter Mann [ein Intrigant, NW] streut Zwietracht aus, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute.“ (Spr. 16:27, 28) Statt daß also jemand, der Streit sät, Beachtung findet und statt daß andere zu ihm aufblicken, wird er in den Augen reifer Christen alle Achtung verlieren. Jehova segnet die Friedensstifter. — 1. Pet. 3:8-12.
DEN FRIEDEN BEWAHREN
10. Was verursacht unter Brüdern Zank?
10 Nachdem Jakobus über das Zähmen der Zunge gesprochen hat, spricht er von Kämpfen und Streitigkeiten unter Brüdern. Es muß ein Geist fortwährender Revanche bestanden haben, sonst hätte es keine „Kriege“ geben können. Einer allein kann nicht streiten. Zum Streiten braucht es mindestens zwei. Hätte es nur eine einzige Person gegeben, die ein schlechtes Herz hatte und ihre Zunge nicht zügelte, so wäre es kaum nötig gewesen, daß Jakobus so schrieb, wie er es tat. Es wäre möglich gewesen, diesen Zustand unter den Brüdern zu vermeiden, indem man die Sache dadurch, daß man dem Frieden nachgegangen wäre, richtig geregelt hätte.
11, 12. (a) Welches gute Beispiel gab David in bezug auf Selbstbeherrschung? (b) Erkläre das Rezept zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten, das Jesus laut Matthäus 18:15-17 gegeben hat?
11 Wie kann der Friede bewahrt werden, wenn jemand verletzend redet? Als erstes sollte man an den Grundsatz denken, daß man beim Reden nicht Gleiches mit Gleichem vergelten darf. Wenn ein Bruder dich als Einzelperson verletzt, kannst du entschlossen dieselbe Selbstbeherrschung üben wie David, der schrieb: „Ich sprach: Ich will meine Wege bewahren, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinen Mund mit einem Maulkorbe verwahren, so lange der Gesetzlose vor mir ist.“ (Ps. 39:1) Das ist ein guter Grundsatz, dem man folgen soll, sei es im Umgang mit bösen Weltmenschen oder mit Brüdern, die uns verletzen. Wir müssen unseren Geist beherrschen und dürfen nicht zulassen, daß ein plötzlicher Zorn oder Widerwille in uns aufsteige und uns aus dem Gleichgewicht werfe. Selbstbeherrschung ist ein Zeichen geistlicher Reife. Meistens ist es möglich, die Dinge dadurch zu regeln, daß man — ohne viel Zeit verstreichen zu lassen — persönlich zu dem Beleidiger, dem Übertreter, hingeht. Das ist das Rezept, das Jesus laut Matthäus 18:15-17 für die Lösung vieler Probleme gegeben hat.
12 Wenn ein Beleidiger, ein Übertreter, guten Herzens ist und seinen Fehler einsieht, wird er sich entschuldigen und den, den er verletzt hat, um Verzeihung bitten. Als Diener Gottes sollten wir in der Tat bereitwillig vergeben. Jakobus ermuntert zu einer solchen Vergebung, indem er zeigt, daß wir alle mit der Zunge fehlen können und daß keiner von uns vollkommen ist. Wenn eine Sache zwischen zwei Personen geregelt werden kann und der eine sich entschuldigt und der andere ihm vergibt, wird sie nicht weitergehen, und es wird kein Grund dafür bestehen, sie vor Glieder der Versammlung zu bringen, und daher wird sie auch nicht Anlaß zu unangenehmen Gefühlen oder zu Parteiungen geben. Nur wo ein Sünder, ein Beleidiger, nicht hören will, wird man als letzte Zuflucht den Rat der Diener in der Versammlung suchen müssen, um vielleicht durch sie noch zu dem Beleidiger zu sprechen.
13. Auf welche Weise müssen Christen ihre Zunge in Verbindung mit Vergehen, die Brüder verübt haben, beherrschen?
13 Eine weitere Gelegenheit, die Zunge aus Respekt vor dem Frieden und der Einheit der Versammlung zu zügeln, bietet sich in dem Fall, wo ein Glied der Christenversammlung irgendein Gesetz Gottes übertreten hat. Wenn wir hören, daß sich jemand vergangen oder sich sogar unsittlich benommen hat, ist es nicht am Platze, schnell ein Geschwätz darüber in Umlauf zu setzen und eine Aufregung heraufzubeschwören. Dinge von dieser Art sind Sache der Versammlungsdiener, die die Versammlung vertreten, und man wird mit beherrschter Zunge zu ihnen darüber sprechen. Man sollte nicht dadurch hervorragen wollen, daß man jedem alles, was man weiß, erzählt, sondern mit gebührender Demut ziehe man die Interessen der Versammlung als Ganzes in Betracht. Möge das Versammlungskomitee entscheiden, welche Schritte unternommen und welche Mitteilung der Versammlung gemacht werden sollten. Wer etwas gehört hat, was tatsächlich unrecht ist, und dann hingeht und es ausbreitet, gerät in die Klasse der Verleumder. „Wer als Verleumder umhergeht, deckt das Geheimnis [die vertrauliche Rede, NW] auf; wer aber treuen Geistes ist, deckt die Sache zu.“ — Spr. 11:13.
14. Wie wird jemand, dessen Herz mit Liebe erfüllt ist, in bezug auf disziplinierte Übertreter sprechen?
14 Wenn eine Sache mit einem persönlichen Beleidiger geregelt wurde oder wenn die Versammlung hinsichtlich eines Vergehens Schritte unternahm, die eine Bewährungsfrist oder den Gemeinschaftsentzug eines Versammlungsgliedes verlangten, und nach einiger Zeit der Bruder oder eine Schwester wieder aufgenommen worden ist, so erwächst niemandem Segen, wenn er beständig wieder an das Vergehen erinnert. Wo ist die Liebe zu Brüdern, wenn jemand auf diese Art redet? Wenn etwas erledigt und vergeben worden ist, so lasse man die Sache ruhen. „Wer Liebe sucht, deckt die Übertretung zu; wer aber eine Sache immer wieder anregt, entzweit Vertraute.“ — Spr. 17:9.
15, 16. (a) Was bedeutet es, einem Übertreter zu verzeihen, und wie bewies Jesus die Notwendigkeit, wahre Vergebung zu üben? (b) Wie zeigte Paulus die Notwendigkeit der Demut und Vergebung?
15 Das mag nicht dem Maßstab der Welt entsprechen, aber es entspricht dem Maßstab liebender Christen. Als Jesus das Mustergebet lehrte, das wir in Matthäus 6:9-13 finden, lehrte er wesentliche Dinge, und wir sollten durch das, was er sagte, erfassen lernen, wie wichtig es ist, einem Übertreter wirklich zu vergeben und dem Frieden mit allen Menschen nachzujagen. „Denn wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Übertretungen nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Übertretungen nicht vergeben.“ (Matth. 6:14, 15, NW) Vergibst du den Personen wirklich, die sich einer Übertretung schuldig machen, oder denkst du nur, du vergebest? Webster (ein amerik. Wörterbuch) sagt: „Vergebung schließt ein, daß man nicht nur jeden Anspruch auf Vergeltung oder Heimzahlung aufgibt, sondern auch jeden Groll oder jeden Wunsch nach Revanche.“ Hegst du, nachdem du in eine Sache verwickelt wurdest und dann bereit warst, jemandem, der sich gegen dich vergangen hatte, zu vergeben, immer noch Groll, oder kannst du den Bruder grüßen und ihn als einen Bruder behandeln, und zwar so, als ob er dich gar nicht beleidigt hätte? Es mag eine große Prüfung deiner Liebe sein, aber wenn noch Groll oder ein Rachegefühl zurückgeblieben ist, so hast du ihm nicht wirklich vergeben. Auch wenn du zu der betreffenden Zeit großen Zorn empfunden haben magst, so hättest du doch, wenn du den Geist der Selbstbeherrschung besäßest, daran gedacht, daß auch du dich einmal vergehen könntest, und du hättest deine Zunge gezügelt.
16 Paulus sagte zu den Galatern (6:1, NW): „Brüder, wenn auch ein Mensch einen Fehltritt begeht, ehe er es gewahr wird, so sucht ihr, die geistlich Befähigten, ihn im Geiste der Milde zurechtzubringen, wobei du auf dich selbst achtgibst, damit du selbst nicht versucht werdest.“ Und zu den Ephesern (4:31, 32, NW) sagte er: „Möge alle boshafte Bitterkeit, mögen Zorn, Wut, Geschrei und lästerndes Reden von euch weggetan sein, mit allem, was schadet. Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, bereitwillig einander vergebend, gleichwie Gott auch euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ Wenn Jehova und Christus Jesus, die keine Sünden begehen, in Liebe die Übertretungen anderer restlos vergeben können, können dann nicht auch wir unvollkommene Menschen, sofern wir die rechte Demut haben, es lernen, einander wahrhaft zu vergeben?
ANDERE VERGEHEN DER ZUNGE
17, 18. (a) Weshalb stehen schlüpfrige Reden einem christlichen Prediger nicht an? (b) Was für Gespräche führen reife Christen? (c) Wie kann man sich erklären, daß jemand überhaupt den Wunsch haben sollte, über unzüchtige Dinge zu reden?
17 Was in dieser Welt beliebt ist, ist oft nicht recht. Während die Welt immer schlechter wird, entarten auch die Sitten und die allgemeinen ethischen Grundsätze der Menschen. Deshalb werden wir ermahnt, uns nicht mehr nach diesem System der Dinge zu formen, sondern dadurch umgewandelt zu werden, daß wir unseren Sinn neu gestalten. Das Beispiel so vieler hervorragender weltlicher Unterhaltungskünstler und populärer Redner sowie die Tendenz der Gespräche in Vereinen, bei geselligen Zusammenkünften und selbst in den Schulen unter den Kindern gehen darauf hinaus, durch schlüpfrige Reden jemanden prominent und populär zu machen. Jugendliche, die andere beobachten, werden zu der Meinung verleitet, zu fluchen und unzüchtige Reden zu führen sei ein Zeichen davon, daß man erwachsen und männlich sei; aber in Wirklichkeit beweist dies nur eine weltliche Gesinnung. Seit mehr als neunzehnhundert Jahren haben Christen den inspirierten Rat des Apostels Paulus besessen: „Hurerei und Unreinigkeit von jeder Art oder Habgier sollen unter euch gar nicht erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt, auch nicht schändliches Benehmen, noch törichte Reden, noch unzüchtige Spaße, Dinge, die sich nicht schicken, sondern vielmehr Danksagung.“ — Eph. 5:3, 4; Kol. 3:5-8, NW.
18 Zurückkommend auf die Worte in Jakobus 3:11, kann unsere Redequelle beides zugleich, süßes und bitteres Wasser, hervorsprudeln? Welche Erklärung gibt es dafür, wenn jemand zu irgendwelcher Zeit über unzüchtige oder böse Dinge sprechen möchte, auch wenn dies in Verbindung mit Weltmenschen während der weltlichen Arbeit geschähe? Ist man nur dann ein christlicher Diener, wenn man sich in einer Zusammenkunft der Versammlung befindet? Wovon sprichst du, wenn du mit anderen zusammen bist? Sprichst du stets über weltliche Dinge, oder machst du es dir zur Gewohnheit, die Unterhaltung auf ein höheres Niveau zu heben, indem du über geistliche oder aufbauende Dinge sprichst? Sprecht ihr, wenn ihr eine Gelegenheit habt, mit Brüdern zusammen zu sein, über die neusten Filme oder Sportereignisse, über das Tagesgeschwätz oder über Skandale? Diesbezüglich gibt uns Christus Jesus in Matthäus 15:18-20 (NW) folgende Antwort: „Doch die Dinge, die aus dem Munde ausgehen, kommen aus dem Herzen, und diese Dinge verunreinigen einen Menschen. Zum Beispiel kommen aus dem Herzen böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Diese Dinge verunreinigen einen Menschen.“ Solche Dinge ergeben sich aus dem, was jemanden tief in seinem Herzen bewegt. Was ihn wirklich interessiert, ist das, wovon er immer wieder mit Wohlbehagen sprechen wird.
19. (a) Wie muß man die Art und Weise, in der jemand seine Redefähigkeit gebraucht, im Lichte von Galater 5:16-26 ansehen? (b) Weshalb ist es wichtig, daß das Herz mit guten Dingen erfüllt ist und auch davon spricht?
19 Analysieren wir die Sachlage: Jemandes Gebrauch seiner Redefähigkeit hängt davon ab, ob er Werken des Fleisches nachjagt oder das Zeugnis hat, daß er Früchte des Geistes hervorbringt. Unrechtes Reden kommt davon, daß jemand sein Herz auf Dinge richtet wie Hurerei, Unreinheit, Haß, Eifersucht, Trunkenheit, Ausschweifung, Selbstsucht, Stolz und persönlichen Gewinn. Jene, die von Gottes gerechtem Gesetz nichts wissen und ihm auch nicht zu folgen suchen, bedienen sich übler Worte und reden fortwährend von fleischlichen Dingen. Das ist der Einfluß, der heute in der Welt herrscht. Wessen Herz und Sinn aber dem Einfluß des Geistes Gottes offenstehen und wer seinen Sinn umgestaltet hat, bei dem stellen wir fest, daß er von geistlichen Dingen spricht. Er hat Selbstbeherrschung, nämlich eine Frucht des Geistes, erlangt, und er denkt, ehe er spricht. Er läßt sich nicht zur Wut hinreißen, noch redet er ohne Überlegung, sondern ist langmütig und freundlich und spricht mit Milde. Das bedeutet nicht, daß er Schlechtigkeit nicht entschieden verurteilen könnte, aber er tut es in derselben würdigen Art, wie Jesus Christus gegen Bosheit, irreführende Traditionen und Heuchelei zu sprechen pflegte. Die Zähmung der Zunge und die Unterwerfung des Ichs unter die leitende Macht des Geistes Gottes und seines Wortes sind eng miteinander verwandt. Jehova richtet nicht auf Grund der äußeren Erscheinung, sondern sieht auf das, was ein Herz erfüllt. Daher sollte jede gottesfürchtige Person ihr Herz mit geistigen Dingen erfüllen, damit sie ein gutes Herz habe, um andere zu erquicken und zu segnen, und damit sie wie ein kühler Brunnen werde, der an einem Sommertag beständig „süßes Wasser“ hervorsprudelt. Rechtes Reden führt zur Rettung. — 1. Sam. 16:7; Off. 2:23; Matth. 23:1-17; Gal. 5:16-26.