„Die Niederschrift richtiger Worte der Wahrheit“
„Der Versammler suchte die gefälligen Worte und die Niederschrift richtiger Worte der Wahrheit zu finden.“ — Pred. 12:10, NW.
1. Wann ist eine Geschichte für uns von größtem Nutzen?
WER hört oder liest nicht gern eine interessante Geschichte? Wenn sie dazu noch in gutgewählte, treffende Worte gefaßt ist, haben wir einen um so größeren Genuß. Handelt es sich dabei um einen Erlebnisbericht, so haben wir den größten Nutzen, wenn er unverfälscht und ohne jede Übertreibung, korrekt und unparteiisch mit „Worten der Wahrheit“ wiedergegeben wird. Auf diese Weise erfahren wir die unanfechtbare, unumstößliche Wahrheit, die von wirklichem Wert für uns ist.
2. Worüber freut sich ein Erzähler selbst, und was sollte bei der Übermittlung einer schriftlichen Botschaft der Fall sein, die für ihre Empfänger ewiges Leben bedeutet?
2 Auch der Erzähler freut sich, die Geschichte mit Worten wiederzugeben, die ihm gefallen. Da er die Wahrheit liebt und da er seine Zuhörer, die seiner Erzählung gespannt folgen, erfreuen möchte, bemüht er sich bewußt, seine Geschichte mit „Worten der Wahrheit“ richtig wiederzugeben. Er sollte beim Erzählen richtige „Worte der Wahrheit“ verwenden. Wenn dies schon bei einer Erzählung der Fall ist, wieviel mehr müßte es dann bei einer schriftlichen Botschaft der Fall sein, die für ihre Empfänger ewiges Leben bedeutet!
3. Warum kann von Salomo gesagt werden, er sei ein solch aufrichtiger Erzähler gewesen?
3 Der weiseste König der alten Zeit, Salomo von Jerusalem, war solch ein aufrichtiger Erzähler und Übermittler von Botschaften. Hast du schon einmal seine unzähligen Sprüche gelesen, die im Bibelbuch „Sprüche“ enthalten sind? Kennst du seine wunderschöne Liebesgeschichte, die im „Hohenlied“ wiedergegeben ist? Hast du je seine weisen Äußerungen im Bibelbuch „Prediger“ gelesen, die für Menschen geschrieben sind, die den Sinn des Lebens kennenlernen möchten, das in den meisten Fällen nichtig und sinnlos zu sein scheint? Wenn du diese Bibelbücher gelesen hast, dann weißt du, welche vortrefflichen Worte Salomo gewählt hat, um seine vortrefflichen Gedanken wiederzugeben. Von welcher Schönheit oder Lebensweisheit sind doch seine Sprüche, wie trefflich seine Ratschläge!
4. Was muß Salomo gewesen sein, und was muß er getan haben, obwohl er inspiriert war, und wo erwähnte er dies?
4 Er war allerdings von Gottes Geist inspiriert, als er seinen Teil der Bibel schrieb. Dennoch muß er sehr wahrheitsliebend gewesen sein, und er muß sich sehr bemüht haben, die Wahrheit auf eine gefällige Weise, mit Worten, die die richtige Bedeutung wiedergaben, darzulegen. Die richtigen Worte fielen ihm nicht automatisch oder von selbst ein. Er mußte Dinge zu sagen oder niederzuschreiben suchen, die der Wahrheit entsprachen, und mußte sich bemühen, sie in entsprechende Worte zu kleiden. Wie sehr er sich in dieser Hinsicht bemühte, kommt am Ende des Buches Prediger zum Ausdruck. Er sagt über sich selbst: „Der Versammler suchte die gefälligen Worte und die Niederschrift richtiger Worte der Wahrheit zu finden.“ — Pred. 12:10, NW.
5. (a) Wie nannte sich Salomo, und wozu verpflichtete dies ihn? (b) In welcher Hinsicht können wir uns an ihm ein Beispiel nehmen?
5 Beachten wir, daß Salomo sich als der „Versammler“ bezeichnete, nicht nur als der „Prediger“. Wovon war Salomo ein „Versammler“? Er versammelte sein Volk, die Versammlung Gottes, Gottes auserwählte Nation der alten Zeit. Das auferlegte Salomo eine um so größere Verantwortung, denn diese Versammlung verdiente es ganz besonders, daß das, was ihr gesagt und für sie geschrieben wurde, die Wahrheit war. Um dem Namen, den er sich selbst zugelegt hatte (hebräisch Qoheleth, deutsch „Versammler“), entsprechend zu leben, bemühte er sich, sein Volk zu einer Einheit zusammenzubringen. Als König mußte Salomo so sprechen, schreiben und lehren, daß sein Volk vereint den einen wahren Gott, den er Jehova nannte, anbetete. Salomo wußte, von welcher Bedeutung Worte sind und welche verborgene Macht sie haben. Darum bemühte er sich bei allem, was er sagte, schrieb und lehrte, „gefällige Worte“, die „richtigen Worte“ auszudenken. Es gelang ihm auch vorzüglich, und wir können uns in dieser Hinsicht an ihm ein Beispiel nehmen.
6, 7. (a) Von welcher Bedeutung sind Worte für das Denken, und von wem erhielt der Mensch das Denkvermögen? (b) Welcher Bericht in der Bibel zeigt, daß diese Feststellung nicht nur ein überliefertes menschliches Phantasieprodukt ist?
6 Könntest du überhaupt denken ohne Worte? Nein! Die Tiere — von den Vögeln, Fischen und Insekten bis zu den Landtieren — denken nicht; sie folgen dem Instinkt und reagieren auf das, was sie hören, sehen und fühlen. Denken ist an die Sprache gebunden. Um durch die Sprache Gedanken oder Vorstellungen zum Ausdruck bringen zu können, sind grammatisch geordnete Worte notwendig. Der Mensch kann denken. Woher hat er diese Fähigkeit? Nicht von einer gehirnlosen, vernunftlosen lebenden Zelle, die auf chemischem Weg ins Dasein gekommen ist und die sich über die Stufenleiter des Lebens zu einem Mann oder einer Frau entwickelt hat. Er muß sie von einer außerhalb befindlichen Quelle empfangen haben. Sie muß von einem Denker stammen, von jemandem, der sich auf das Denken versteht, der weiß, wie es vor sich geht, der ein Gehirn erschaffen hat. Das Denkvermögen muß von außerhalb gekommen sein. Es ist eine Gabe! Woher oder von wem stammt es? Von niemand anders als vom Schöpfer, von Gott. Diese Feststellung ist nicht nur überliefertes menschliches Phantasieprodukt. Es ist darüber ein schriftlich festgehaltener Bericht vorhanden, der, in heutiges Deutsch übersetzt, wie folgt lautet:
7 „Und Gott sprach weiter: ‚Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis; und sie sollen sich untertan halten die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel und die Haustiere und die ganze Erde und alles sich regende Getier, das sich auf der Erde regt.‘ Und Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn; männlich und weiblich erschuf er sie. Auch segnete Gott sie, und Gott sprach zu ihnen: ‚Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt.‘“ — 1. Mose 1:26-28, NW.
8. (a) Wieso wissen wir, ob Gott, als er sich über die Erschaffung des Menschen äußerte, zu sich selbst redete oder nicht? (b) Wieso bewies Gott dadurch, daß er der Schöpfer der Sprechfähigkeit, der Sprache und der Grammatik ist?
8 Dieser Bericht zeigt, daß Gott denkt und spricht und daß er der Schöpfer des vernunftbegabten Menschen ist. Bevor Gott sprach, indem er sagte: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis“, dachte er. Das setzte voraus, daß er sich gedankentragende Worte in den Sinn rief. Bevor er irgendein vernunftbegabtes Geschöpf erschuf, dachte er; er brauchte niemand, der ihm Gesellschaft leistete. Er führte keine Selbstgespräche, obwohl er in gedankentragenden Worten dachte. Als er die in 1. Mose 1:26 wiedergegebenen Worte sprach: „Lasset uns ... machen“, redete er nicht zu sich selbst, um seinen Entschluß zum Ausdruck zu bringen. Er sprach mit mindestens einer weiteren Person. Wie die Bibel an anderer Stelle zeigt, war dieser Jemand seine erste Schöpfung, ein himmlisches Geschöpf, sein erster Geistsohn, den er ohne jede Mithilfe geschaffen hatte. Gott beabsichtigte, mit diesem Sohn zu sprechen. Darum stattete er ihn mit der Fähigkeit zu denken und mit der damit verbundenen Fähigkeit zu sprechen aus. Dieser Sohn konnte sogleich sprechen; er konnte Wörter bilden und sie grammatisch richtig zusammensetzen. Folglich ist Gott der Schöpfer der Sprache oder Sprechfähigkeit, und da die Sprache eine Grammatik voraussetzt, schuf er die Grammatik.
9. Was tat Gott dann durch diesen Sohn, wodurch er wiederum bewies, daß er der Schöpfer der Sprache und der größte Grammatiker ist?
9 Welche Sprache Gott mit seinem ersten Sohn sprach, wissen wir nicht. (Offb. 3:14; Kol. 1:15-18) Durch diesen Sohn erschuf er dann andere Geistgeschöpfe, Cherubim, Seraphim und Engel. Er entwickelte für sie eine Sprache, die ihren Fähigkeiten entsprach. Er befähigte sie, diese Sprache nach dem ihr eigenen grammatischen Stil zu sprechen. Er entwickelte eine Grammatik für sie. Gott ist der größte Grammatiker. Diese Geistgeschöpfe verstanden Gott, wenn er mit ihnen sprach, und sie konnten ihm auf verständliche Weise antworten. — Ps. 103:20.
10. (a) Welche Sprache ist den Sprachwissenschaftlern unbekannt, und warum? (b) Was hätte der Apostel Paulus, selbst wenn er diese Sprachen beherrscht hätte, haben müssen, um nicht nur Töne hervorzubringen?
10 Unter den der heutigen Sprachwissenschaft bekannten Sprachen finden wir keine Engelsprache, denn Menschen haben diese Sprache noch nie gehört und wissen auch nicht, wie sie aufgebaut ist. Sprachwissenschaftler mögen darüber lachen. Doch der christliche Apostel Paulus, der im ersten Jahrhundert lebte und der auf diesem Gebiet viel Erfahrung hatte, wußte von einer Engelsprache, denn er schrieb: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede, aber nicht Liebe habe, bin ich ein tönendes Stück Erz oder eine schallende Zimbel geworden.“ (1. Kor. 13:1) Paulus konnte mehrere Sprachen sprechen, mindestens das Hebräisch und das Griechisch des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Er sprach keine Engelsprache, und wahrscheinlich hätte er auch keine lernen können, da die Engel ganz andere Sprechfähigkeiten haben als der Mensch. Doch selbst wenn Paulus eine Engelsprache hätte sprechen können, sein Reden und Handeln aber nicht von einer gottgefälligen Liebe ausgegangen wäre, dann wäre er genauso wie ein tönendes Stück Erz oder wie eine schallende Zimbel gewesen, wie Satan, der Teufel, und seine Geistdämonen, die zwar die Sprache der Engel beherrschen, die aber keine Liebe haben, sondern von mörderischem Haß erfüllt sind.
11. (a) In welcher Sprache redete der Engel Gottes mit Abraham, und was verhieß er ihm, nachdem er seine Bereitschaft, Isaak zu opfern, bewiesen hatte? (b) In welchen Sprachen ist die Bibel ursprünglich geschrieben worden, und durch wessen Nachkommen?
11 Wenn Gott daher Engel aussandte, die mit Menschen sprechen sollten, dann sprachen sie in der Sprache des- oder derjenigen, mit denen sie redeten, nicht in der Sprache, die sie im Himmel unter sich sprechen. Wir haben Berichte, aus denen hervorgeht, daß Engel mit Menschen, denen sie in Menschengestalt oder in Visionen erschienen, in Hebräisch, Aramäisch und in dem im ersten Jahrhundert üblichen Griechisch, den Sprachen, in denen die Bibel geschrieben wurde, redeten. Zu Abraham, dem Hebräer, sagte Gott zum Beispiel durch seinen Engel, nachdem Abraham bewiesen hatte, daß er bereit war, ihm seinen Sohn Isaak zu opfern: „Ich [werde] dich reichlich segnen und deinen Samen sehr mehren ..., wie die Sterne des Himmels ...; und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde: darum, daß du meiner Stimme gehorcht hast.“ (1. Mose 22:17, 18) Abraham verstand, was der Engel zu ihm sagte, und er freute sich in der Hoffnung, daß durch seine Nachkommenschaft eines Tages alle Nationen der Erde gesegnet würden. Es ist interessant festzustellen, daß die Bücher der Bibel, die Menschen aus allen Nationen zu ihrem ewigen Nutzen lesen und verstehen sollten, von Nachkommen Abrahams geschrieben worden sind.
12. In welcher Sprache redete ein Engel mit Daniel, und mit welchen Worten erklärte er eine Vision vom Königreich?
12 Der Prophet Daniel, der Jahrhunderte später lebte, gehörte ebenfalls zu den Nachkommen Abrahams, die sich inzwischen stark vermehrt hatten. Ihm erschien in der Stadt Babylon am Euphrat ein Engel in „Visionen bei Nacht“ und sprach mit ihm in aramäischer Sprache. Der aramäisch sprechende Engel erklärte Daniel die Visionen, die er gehabt hatte, mit den Worten: „Und das Königreich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter allen Himmeln wurden dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben. Ihr Königreich ist ein auf unabsehbare Zeit dauerndes Königreich, und alle Herrschaften werden ihnen dienen und gehorchen.“ (Dan. 7:1-4, 23, 27, NW) Daniel schrieb diese Visionen in Aramäisch nieder.
13. Welche durch laute Stimmen im Himmel erfolgte Bekanntmachung, das Königreich betreffend, hörte Johannes, und in welcher Sprache?
13 In der Offenbarung, die dem christlichen Apostel Johannes um das Jahr 96 u. Z. zuteil wurde und die im letzten Buch der Bibel festgehalten ist, hörte er laute Stimmen im Himmel sagen: „Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird als König herrschen für immer und ewiglich.“ (Offb. 11:15) Johannes schrieb diese Worte in der griechischen Umgangssprache des ersten Jahrhunderts nieder.
DIE EINFÜHRUNG VIELER SPRACHEN UNTER DEN MENSCHEN
14, 15. (a) Welche Frage erhebt sich heute, da wir doch alle Nachkommen derer sind, die ursprünglich ein und dieselbe Sprache hatten? (b) Welche Friedensbotschaft übermittelte Gottes Engel den Überlebenden der Sintflut, und in welcher Sprache?
14 Heute gibt es außer Hebräisch und Aramäisch sowie der griechischen Umgangssprache — den Sprachen, in denen Gottes Wort, die Bibel, geschrieben wurde — noch viele weitere Sprachen. Ein wichtiger Faktor, der weitgehend dazu beiträgt, daß wir keinen weltweiten Frieden haben, sind die vielen Sprachen, denn sie sind daran schuld, daß wir uns gegenseitig nicht direkt verständigen können. Warum sprechen wir nicht alle die gleiche Sprache wie der erste Mann und die erste Frau, die Gott im Garten Eden erschuf, wenn wir doch alle von ihnen abstammen? Der Prophet Noah und seine sieben Mitpassagiere, die vor viertausenddreihundert Jahren die Sintflut überlebten, redeten in der Arche, in der sie am Leben blieben, alle dieselbe Sprache. Es war die Sprache, die das erste Menschenpaar gesprochen hatte, nur war ihr Wortschatz in den 1 656 Jahren, die von der Erschaffung des ersten Menschen bis zur Sintflut vergangen waren, erweitert worden. Als Noah und seine Mitüberlebenden nach der Flut die Arche auf dem Berg Ararat in Südwestasien verließen, sprach Gott durch seinen Engel zu ihnen. Er bewirkte, daß ein Sinnbild des Friedens, der Regenbogen, erschien, und verkündete ihnen eine Botschaft des Friedens. Er sagte zu ihnen in ihrer gemeinsamen Sprache:
15 „Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde; ... Meinen Bogen setze ich in die Wolken, und er soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und der Erde. Und es wird geschehen, wenn ich Wolken über die Erde führe, so soll der Bogen in den Wolken erscheinen, und ich werde meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch ist und jedem lebendigen Wesen, von allem Fleische; und nicht mehr sollen die Wasser zu einer Flut werden, alles Fleisch zu verderben.“ — 1. Mose 9:1, 13-15.
16. Ungefähr wie lange hatte die Menschheit weiterhin ein und dieselbe Sprache, und wer beschloß, diese in verschiedene Sprachgruppen aufzuteilen, um warum?
16 Während zweier Generationen oder rund hundertachtzig Jahre nach der Sintflut gab es keine andere Sprache als die Sprache Noahs und seiner Nachkommen. Nach der in der Bibel festgehaltenen „Niederschrift richtiger Worte der Wahrheit“ hatte „die ganze Erde ... weiterhin e i n e Sprache und einerlei Wortschatz“. (Pred. 12:10; 1. Mose 11:1, NW) Beschlossen denn die Menschen damals, ein akademisches oder wissenschaftliches Werk zu vollbringen und verschiedene Sprachen ins Leben zu rufen? Nein! Wieso sollten sie auf den Gedanken kommen, dies zu tun? Nicht sie, sondern Gott beschloß, unter den Menschen neue Sprachen einzuführen. Er wußte im voraus, welch entzweiende Wirkung eine Sprachverwirrung unter den Menschen haben würde. Er hielt es für richtig, ihre Sprache zu verwirren, damit verschiedene Sprachgruppen entstehen würden, wodurch die gegenseitige Verständigung und das Zusammenleben erschwert würde.
17. An welchem Bauvorhaben arbeiteten die Menschen in der Ebene Sinear, und wie bewirkte Gott, daß dieses Vorhaben einen schweren Rückschlag erfuhr?
17 Die Nachkommen Noahs, die in die Ebene Sinear in Mesopotamien hinabgezogen waren, beteiligten sich damals gemeinsam an einem Werk, das dem ausdrücklichen Gebot, das Gott Noah und seinen Söhnen nach der Sintflut gegeben hatte, widersprach. Diese Rebellen, die alle die allgemein verständliche Sprache redeten, beschlossen, dort eine Stadt mit einem Turm, der bis an den Himmel reichen sollte, als religiösen Mittelpunkt zu erbauen und sich dadurch einen berühmten Namen zu machen. Um diesem Vorhaben entgegenzuwirken, beschloß Gott, der Allmächtige, ihr gemeinsames Unternehmen zu sprengen, indem er neue Sprachen schuf und sie ihnen eingab. Das bewirkte, daß sie ihre frühere gemeinsame Sprache völlig vergaßen. Plötzlich, während sie einträchtig an dem Bau, der eine Herausforderung an Gott war, arbeiteten, begannen sie, unterschiedliche Sprachen zu reden. Sie gerieten in eine solche Verwirrung, daß sie sich gezwungen sahen, ihre Verbindungen abzubrechen und sich zu trennen. Offenbar blieb nur eine Sprachgruppe unter Nimrod in der unvollständigen Stadt mit ihrem religiösen Turm zurück.
18. (a) Was beweist, daß dieses Ereignis nicht von Menschen bewirkt worden war, sondern ein göttliches Wunder war? (b) Warum war das Sprachenwunder unter den Jüngern Christi zu Pfingsten ein noch erstaunlicheres Wunder?
18 Wie hätte so etwas plötzlich geschehen können, wenn nicht durch Gott, den Allmächtigen? Er gab jeder Gruppe eine andere Sprache mit ihrem eigenen Wortschatz, und daher wurden diese neuen Sprachen von Anfang an perfekt gesprochen. Diese neuen Sprachen waren keine menschliche Erfindung. Gott hatte durch dieses Wunder bewiesen, daß er der größte Grammatiker ist. Dieses Ereignis war kein Vorläufer dessen, was am Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. geschah, als Gottes heiliger Geist auf die in Jerusalem versammelten 120 Jünger Jesu Christi ausgegossen wurde und sie plötzlich in verschiedenen Sprachen, die sie nie erlernt oder studiert hatten, zu sprechen begannen. Was damals in der Ebene Sinear geschah, war jedoch ein Beispiel, das zeigte, was Gott, der Allmächtige, an jenem Pfingsttag in Jerusalem tun konnte. Erstaunlich war, daß jene Jünger Jesu Christi, obwohl sie plötzlich die neuen Sprachen sprechen konnten, ihre ursprüngliche Sprache, das Hebräische, nicht vergaßen. So gerieten sie nicht in Verwirrung und trennten sich nicht. Der auf ihnen ruhende Geist Gottes bewirkte, daß sie vereint blieben und sein Königreich predigten. — Apg. 2:1-21.
19. (a) Was bedeutet der Name, der der Stadt gegeben wurde, und wovon war sie der Ausgangspunkt, außer von neuen Sprachen? (b) Wessen Sprache wurde nicht verändert, und warum nicht?
19 Wegen der damals in der Ebene von Sinear entstandenen Sprachverwirrung erhielt die Stadt, deren Bauprogramm dadurch einen schweren Rückschlag erfuhr, den Namen Babel. Dieser Name war sehr passend, denn er bedeutet „Verwirrung“. Griechisch nannte man sie Babylon. (1. Mose 11:2-9) Dies geschah in den Tagen Nimrods, des Urenkels Noahs. Nimrod wurde „ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova“ genannt, und aus 1. Mose 10:8-10 (NW) geht hervor, daß dieser mächtige Jäger der erste König von Babel war, denn „der Anfang seines Königreiches wurde Babel“. Von dieser Stadt, deren Bau eingestellt worden war, nahmen die nach ihrer Sprache zusammengeschlossenen Bauleute die falsche, babylonische Religion in die verschiedenen Gebiete der Erde mit, in die sie nach ihrer Zerstreuung zogen. Die Menschheitsfamilie war nun polyglott oder vielsprachig geworden. Der Prophet Noah und sein gottesfürchtiger Sohn Sem hatten beim Bau der Stadt Babel und ihres Turms nicht mitgeholfen. Ihre Sprache hatte sich daher nicht verändert. Sie sprachen miteinander weiterhin die ursprüngliche Sprache. — 1. Mose 9:26-29, NW.
20. (a) Welcher neue Beruf kam dann auf, und wer bediente sich während einer Hungersnot im alten Ägypten eines Vertreters dieses Berufes? (b) Bei wem konnte von inspirierten Übersetzungen gesprochen werden?
20 Wegen der Sprachverwirrung, die Gott in Babel ausgelöst hatte, entwickelte sich ein neuer Beruf: der des Dolmetschers oder Übersetzers. Darum bediente sich ein Nachkomme Sems, nämlich Joseph, der Urenkel Abrahams, zu seiner Zeit einmal eines Dolmetschers. Seine eifersüchtigen Brüder hatten ihn als Sklaven nach Ägypten verkauft. Dreizehn Jahre später veranlaßte Gott aber, daß Joseph Erstminister und Nahrungsmittelverwalter von Ägypten wurde, da eine weltweite Hungersnot vorhergesagt worden war. Als dann während dieser Hungersnot Josephs Brüder nach Ägypten kamen, um Nahrungsmittel zu kaufen, erkannten sie Joseph nicht, und zwar unter anderem deshalb nicht, weil er mit ihnen nicht hebräisch sprach, sondern einen ägyptisch-hebräischen Dolmetscher benutzte. Der Bericht in 1. Mose 42:23 lautet: „Ein Dolmetscher war zwischen ihnen.“ Das war im 18. Jahrhundert v. u. Z. Seither hat es viele Dolmetscher gegeben. Diese Dolmetscher waren nicht inspiriert. Nur den Gliedern der Christenversammlung, die in den Tagen der Apostel Christi die übernatürliche Gabe erhalten hatten, in fremden Sprachen zu sprechen, wurde auch die übernatürliche Gabe des Übersetzens verliehen. — 1. Kor. 14:13-28.
DIE ÜBERSETZUNG DER BIBEL
21. (a) Was ist für eine genaue Übersetzung notwendig, und unter welcher Voraussetzung wäre eine absolut vollkommene Übersetzung möglich? (b) Wann wurden die in Hebräisch und Aramäisch geschriebenen heiligen Schriften übersetzt, und wie wurde diese erste Übersetzung genannt?
21 Eine genaue, wahrheitsgetreue Übersetzung setzt den Gebrauch der Worte aus der einen Sprache voraus, die den in der Sprache benutzten Worten entsprechen, aus der man übersetzt. In den Tagen der christlichen Apostel müssen die Übersetzungen derer, die die übernatürliche Gabe der Auslegung oder des Übersetzens empfangen hatten, vollkommen, absolut richtig gewesen sein, da sie inspiriert waren. (1. Kor. 12:4-11, 27-30) Das wichtigste Schriftgut, das es zu übersetzen gibt, ist die Heilige Schrift, die Bibel. Bis zum 5. Jahrhundert v. u. Z. waren die von Gott inspirierten Schriften in Form der heute anerkannten neununddreißig Bücher in Hebräisch und Aramäisch vorhanden. Nachdem im darauffolgenden Jahrhundert die griechische Umgangssprache die internationale Sprache geworden war, begannen griechisch sprechende Juden in Alexandria (Ägypten) mit einer Übersetzung dieser heiligen Schriften vom Hebräischen ins Griechische. Diese Übersetzung wurde als die Septuaginta oder LXX bekannt, weil nach der Überlieferung etwa siebzig jüdische Übersetzer ursprünglich daran beteiligt gewesen sein sollen. Septuaginta bedeutet „siebzig“.
22. (a) War diese erste Übersetzung inspiriert, und stand sie im Gegensatz zu Gottes Willen und Gottes Geist? (b) Wie zitierten die Jünger Christi aus den Hebräischen Schriften als sie die inspirierten Griechische Schriften schrieben, und warum?
22 Diese griechische Übersetzung der Hebräischen Schriften war nicht von Gottes Geist inspiriert worden, stand aber dennoch nicht im Gegensatz zu Gottes Geist. Nach Gottes Willen sollte sein inspiriertes Wort in möglichst viele Sprachen der Welt übersetzt werden, bevor sein Königreich durch Jesus Christus die Herrschaft über die ganze Erde endgültig übernehmen würde. Die vier Apostel und die vier anderen Jünger Christi, die die siebenundzwanzig Bücher der inspirierten Griechischen Schriften abfaßten, zitierten Hunderte von Malen aus den inspirierten Hebräischen Schriften. Manchmal zitierten sie direkt aus der Septuaginta, und manchmal übersetzten sie gewisse Stellen selbst direkt aus den Hebräischen Schriften. Dadurch wollten sie zeigen, daß die Hebräischen Schriften wirklich Gottes „Worte der Wahrheit“ waren und daß diese sich in Verbindung mit der Christenversammlung und ihrem Werk, durch das Gottes Königreich gepredigt wurde, erfüllten.
23. (a) Wie deutete Jesus Christus indirekt an, daß die Bibel in viele Sprachen übersetzt werden müsse? (b) Wann erkannten seine Jünger die Bedeutung seiner Worte, und was taten sie in dieser Hinsicht?
23 Als Jesus Christus, der Sohn Gottes, nach seiner Auferstehung von den Toten und einige Tage vor seiner Rückkehr in den Himmel mit seinen Jüngern sprach, deutete er an, daß die Heilige Schrift, die Bibel, in viele Sprachen übersetzt werden müsse. Er sagte: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden. Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, indem ihr sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes tauft und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ (Matth. 28:18-20) Schon früher hatte er die prophetischen Worte geäußert: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ (Matth. 24:14) Nachdem zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. Gottes heiliger Geist auf die Jünger Christi ausgegossen worden war, verstanden sie die Bedeutung dieser Worte, und sie begannen, die Heilige Schrift in die Sprachen der Nationen zu übersetzen, unter denen sie Gottes Königreich predigten und Jünger machten. Wie berichtet wird, schrieb der Apostel Matthäus sein Evangelium zuerst in Hebräisch und übertrug es dann ins Griechische.
24. (a) Was bemühten sich gewissenhafte Übersetzer zu tun, da sie die Bibel als literarisches Meisterwerk betrachteten? (b) Welche Fortschritte wurden auf dem Gebiet der Bibelübersetzung gemacht, und welche Gesellschaft gehört heute zu den führenden Gesellschaften für die Herstellung und Verbreitung von Bibeln?
24 Innerhalb kurzer Zeit wurde die Heilige Schrift in die damals bekanntesten Sprachen, ins Lateinische, Syrische, Äthiopische, Arabische, Persische usw., übersetzt. Die Übersetzer wußten, daß die Bibel ein literarisches Meisterwerk ist, und bemühten sich, ihren Inhalt in „gefälligen Worten“ und in „richtigen Worten der Wahrheit“, das heißt dem Sinn der inspirierten Schriften entsprechend, wiederzugeben. Trotz des gewaltigen Widerstandes der einflußreichsten Religionsgemeinschaft der Christenheit ist die Bibel bis auf den heutigen Tag in die Volkssprachen übersetzt worden. Zur Zeit ist die Bibel ganz oder teilweise in mindestens 1 337 Sprachen erhältlich. Es sind Gesellschaften für die Herstellung und Verbreitung von Bibeln gegründet worden. Eine der führendsten dieser Gesellschaften ist die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania, die in vierundneunzig Ländern und Inselgebieten ihre Zweigbüros hat.
[Bild auf Seite 109]
Die Erbauer des Turmes von Babel, der eine Herausforderung an Gott war, begannen plötzlich, in anderen Sprachen zu sprechen. Dadurch gerieten sie in Verwirrung und zerstreuten sich.