Den Samen der guten Botschaft in einer vom Krieg heimgesuchten Welt säen
„Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört, die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt“ (Kol. 1:5, 6).
1. Welche zwei Arten von Samen werden heute weltweit gesät, und von wem?
ZWEI Arten von Samen werden heute auf der ganzen Erde gesät — der Same der guten Botschaft von einem dauerhaften Frieden und der Same der Kriegspropaganda. Der Same der Kriegspropaganda wird von der Mehrheit gesät, der Same der guten Botschaft dagegen von einer Minderheit.
2. (a) Welches Gesetz über das Säen wirkt sich nicht nur auf dem Gebiet des Ackerbaus, sondern auch auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen aus? (b) Welche von Paulus niedergelegte Regel trifft auf das Säen des Samens der guten Botschaft zu?
2 Die bewaffneten Nationen sind damit beschäftigt, den Samen der Kriegsbereitschaft zu säen. Sowohl auf dem Gebiet des Ackerbaus als auch auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen bewahrheitet sich stets der Grundsatz, daß das, was gesät wird, sich vermehrt und seine eigene Art hervorbringt. Dies hat sich schon als wahr erwiesen, als der erste Mensch anfing, das Land zu bebauen (1. Mose 3:17-19; 4:1, 2; 1:11, 12; 9:20). Dieses Gesetz ist auch unbarmherzig im Leben der Nationen wirksam. Die folgende göttliche Prophezeiung hat sich an vielen Nationen bewahrheitet, nicht nur am alten Israel: „Wind ist es, was sie ständig säen, und Sturmwind ist es, was sie ernten werden“ (Hos. 8:7). Da die Mehrheit der Menschen damit beschäftigt ist, den Samen der Kriegsbereitschaft zu säen, wie verhält es sich dann mit dem Samen der friedlichen guten Botschaft? Kann er wachsen und Frucht hervorbringen und sich vermehren? Ja, denn immer wieder hat sich der Ausspruch „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ als eine unfehlbare Regel erwiesen (Gal. 6:7). So hat es der Schöpfer des Menschen festgelegt.
3. (a) Wann begann dieses Werk, durch das der Same der friedlichen guten Botschaft ausgesät wurde? (b) Vor welcher Entscheidung stehen wir diesbezüglich in dem vom Krieg heimgesuchten zwanzigsten Jahrhundert?
3 Heute setzen diejenigen, die den Samen der guten Botschaft von einem dauerhaften Frieden säen, in Wirklichkeit ein Werk fort, das schon vor neunzehnhundert Jahren begann. Sie setzen dieses Werk jetzt in einem solchen Umfang fort, daß es von der Welt einfach beobachtet werden muß. Was diejenigen erlebten, die diesen Samen damals, im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, säten, das erleben auch diejenigen, die diesen Samen heute, in dem vom Krieg heimgesuchten zwanzigsten Jahrhundert, säen. Menschen, die einen dauerhaften Frieden auf Erden lieben, sollten sich für dieses Werk interessieren. Aber wir alle müssen uns entscheiden, ob wir Kriegspropaganda oder ob wir die friedliche gute Botschaft säen wollen, und müssen dann auch die Folgen unserer Entscheidung tragen.
4, 5. (a) Welche Katastrophe, die die religiösen Gefühle der Juden erschütterte, stand in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts u. Z. bevor? (b) Was erwähnte Jesus, das einen Juden angesichts dieser Katastrophe trösten konnte, sofern er es annahm?
4 Während der sechziger Jahre des ersten Jahrhunderts u. Z. herrschte eine spannungsgeladene Atmosphäre, und erbitterte Gefühle richteten sich gegen das Römische Reich. Das traf besonders in der im Nahen Osten gelegenen römischen Provinz Judäa zu. Gegen die Besetzung und Beherrschung dieses Landes durch die römischen Armeen unter einem heidnischen römischen Verwalter braute sich eine Rebellion zusammen. Das gewaltsame Ende der heiligen Stadt Jerusalem rückte näher. Als Zentrum der jüdischen Anbetung befand sich jene Stadt in ihrer Zeit des Endes. Die Generation der Juden, an die sich Jesus Christus während seines öffentlichen Dienstes auf Erden gerichtet hatte, war die Generation, von der er sagte, sie werde nicht vergehen, bis Jerusalem und sein prächtiger Tempel zerstört wären (Matth. 24:34, 1-22). Geschichtsberichte zeigen, daß diese schreckliche Zerstörung in dem traurigen Jahr 70 u. Z. kam. Gab es irgend etwas, was die Juden davor bewahren konnte, wegen dieser ihre religiösen Gefühle erschütternden Vernichtung von Kummer übermannt zu werden? Ja, das gab es! Es gab nur eines, was das Herz eines Juden trösten konnte, vorausgesetzt, daß sein Herz es annehmen würde. Was war das? Jesus Christus erwähnte es, als er dort im Nahen Osten seine wunderbare Prophezeiung über den Abschluß des jüdischen Systems der Dinge äußerte. Es war etwas Erfreuliches und Herzerwärmendes, und er sprach davon, nachdem er die Verfolgung vorhergesagt hatte, die über seine treuen Jünger kommen würde. Er sagte:
5 „Wer aber bis ans Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden. Und diese GUTE BOTSCHAFT vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matth. 24:13, 14).
6. Was für eine Botschaft verkündigte Jesus, und von welcher Regierung handelte sie?
6 Die verhängnisvolle Zerstörung Jerusalems und seines Tempels war für die Juden auf der ganzen Welt, die diese irdische Stadt immer noch als ihr religiöses Zentrum ansahen, eine erschütternde Botschaft. Es war für sie die schlimmste aller Botschaften. Aber das, was Jesus Christus während seines irdischen Dienstes verkündete, war eine GUTE BOTSCHAFT, ein Evangelium! Doch auf welches Königreich bezog sich diese gute Botschaft? Sie bezog sich nicht auf eines der Königreiche, die Jesus Christus erwähnte, als er sagte, Königreich werde sich gegen Königreich erheben, während sich gleichzeitig Nation gegen Nation erheben würde — ein Ereignis, das von Hungersnöten, Seuchen und Erdbeben an einem Ort nach dem anderen begleitet würde. Sie bezog sich auf das einzige Königreich, das Jesus befürwortete und verkündete, auf das Königreich, das er in der gleichen Prophezeiung erwähnte und das er „das Königreich der Himmel“ nannte (Matth. 24:7; 25:1). Er sagte die Zeichen seiner Nähe voraus, und in der gleichen Prophezeiung heißt es dann: „Ebenso auch ihr, wenn ihr diese Dinge geschehen seht, erkennt, daß das Königreich Gottes nahe ist“ (Luk. 21:10, 31).
7. (a) Welches Werk sollten die Jünger Christi vor der Zerstörung Jerusalems durchführen? (b) Warum erschütterte die Zerstörung Jerusalems die Christen nicht so, daß sie ohne jede Hoffnung gewesen wären?
7 Somit sollte schon vor der Zerstörung des irdischen Jerusalem (70 u. Z.), die wegen der Rebellion gegen das Römische Reich über diese Stadt kam, „diese gute Botschaft“ von Gottes Königreich, dem Königreich der Himmel, auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis, und zwar den Nationen innerhalb und auch außerhalb des Römischen Reiches. Mit welcher Wirkung? Nun, wenn die römischen Legionen Jerusalem und seinen Tempel niederrissen, würde dies die christlichen Gläubigen, auch die christianisierten Juden, nicht erschüttern. Tatsächlich erwarteten sie diese Zerstörung. Die christianisierten Juden in Jerusalem und in der ganzen übrigen Provinz Judäa beachteten den Rat, den Jesus in seiner Prophezeiung gegeben hatte; sie flohen aus Judäa und aus Jerusalem, so schnell sie konnten, nachdem die römischen Armeen im Jahr der jüdischen Revolte, im Jahre 66 u. Z., Jerusalem vorübergehend belagert hatten (Matth. 24:15-22; Luk. 21:20-24; Mark. 13:14-20). Sie wußten, daß die Verwüstung Judäas und Jerusalems nicht die Vernichtung des „Königreiches der Himmel“, des „Königreiches Gottes“, bedeutete. Für sie vertrat keine irdische Stadt mehr Gottes Königreich. Sie setzten ihre Hoffnung auf Gottes himmlisches Königreich, das kommen sollte und an dem sie einen Anteil haben sollten.
8. (a) Hinsichtlich welcher Regierung wurden die Christen mehr denn je mit Zuversicht erfüllt, und wie zeigte sich dies bis zum Ende des ersten Jahrhunderts? (b) Wofür diente dies als Vorbild?
8 Die Zerstörung Jerusalems erfüllte sie mehr denn je mit Zuversicht hinsichtlich des wahren messianischen Königreiches Gottes. Die Tatsachen zeigen, daß sie die gute Botschaft von diesem Königreich bis zum Ende des ersten Jahrhunderts verkündeten, und das trotz der erbitterten Verfolgung durch das Römische Reich. Der christliche Apostel Johannes, der um das Jahr 100 u. Z. starb, empfing die Offenbarung (die im letzten Buch der Heiligen Schrift zu finden ist) kurz vor seinem Tod. Im einleitenden Kapitel schreibt er: „Ich, Johannes, euer Bruder und ein Teilhaber mit euch an der Drangsal und am Königreich und am Ausharren in Gemeinschaft mit Jesus, gelangte auf die Insel, die Patmos genannt wird, weil ich über Gott gesprochen und von Jesus Zeugnis abgelegt hatte“ (Offb. 1:9). Bis zu dieser Zeit war die „gute Botschaft vom Königreich“ in einem noch größeren Ausmaß auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, gepredigt worden, als sie vor dem Ende Jerusalems (70 u. Z.) gepredigt worden war. Somit war Jesu Prophezeiung über das weltweite Predigen der guten Botschaft von Gottes messianischem Königreich nicht unerfüllt geblieben. Dies diente als Vorbild für ein ähnliches Predigen „dieser guten Botschaft vom Königreich“ während des gegenwärtigen Abschlusses des Systems der Dinge, der den Höhepunkt in der Erfüllung der Prophezeiung Jesu bildet.
„IN DER GANZEN WELT“
9, 10. (a) Von wem und wie wurde das weltweite Werk des Predigens der guten Botschaft vor der Zerstörung Jerusalems bezeugt? (b) Wie zeigte Paulus in seinem Brief an die Kolosser, daß er an dieser ihm unbekannten Versammlung interessiert war?
9 Daß das vorhergesagte Werk des Predigens der guten Botschaft vom Königreich vor der Zerstörung Jerusalems (70 u. Z.) durchgeführt wurde, wurde schon Jahre vor jenem Unheil, das über die Juden kam, bezeugt. Von wem wurde es bezeugt? Von dem christlichen Apostel Paulus. Um das Jahr 60 oder 61 u. Z. befand er sich in einem Privathaus in Rom in römischem Gewahrsam, und er war in Ketten. Während seiner zwei oder mehr Jahre Hausarrest in Rom schrieb er inspirierte Briefe an Christenversammlungen in Griechenland und Kleinasien. Einer dieser Briefe war an die Versammlung in der Stadt Kolossä in Kleinasien gerichtet, und diese Stadt lag in der Nähe von Laodicea und Hierapolis, wo es ebenfalls Christenversammlungen gab. Diese Orte gehören heute zur Türkei. Der Apostel Paulus sandte seinen Brief in seinem Namen und im Namen des Timotheus, eines Missionargefährten. Paulus hatte die Versammlung in Kolossä nicht gegründet, und aus seinem Brief geht hervor, daß er nie dort war. Aber durch einen Mitchristen, der ihn besuchte, hörte Paulus von der Versammlung in Kolossä. Dieser Bericht, der von Epaphras übermittelt wurde, bewegte ihn so sehr, daß er sich veranlaßt fühlte, diesen Brief an Christen, die ihm unbekannt waren, zu schreiben. Er führt sich mit den Worten ein:
10 „Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten, da wir von eurem Glauben in Verbindung mit Christus Jesus gehört haben und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbehalten ist. Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört, die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt, so wie auch unter euch, seit dem Tage, da ihr gehört und die unverdiente Güte Gottes in Wahrheit genau kennengelernt habt. Das ist es, was ihr von Epaphras, unserem geliebten Mitsklaven, gelernt habt, der ein treuer Diener des Christus zu unseren Gunsten ist, der uns auch eure Liebe in geistiger Hinsicht enthüllt hat“ (Kol. 1:3-8).
11. (a) Inwiefern geht aus Kolosser 1:23 hervor, daß ein weltweites Predigen gemeint war? (b) In welchem Sinne traf dies damals auf das Predigen zu?
11 Als Paulus diesen Brief schrieb, bezeugte er als unterrichteter, weitgereister Missionar, daß die gute Botschaft damals in der ganzen Welt gepredigt wurde, wie dies aus der obigen Einleitung seines Briefes zu entnehmen ist. Er schreibt von der „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft ..., die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt“ (Kol. 1:5, 6). Daß Paulus damit ein weltweites Predigen meint, bekräftigt er einige Sätze später, indem er sie davor warnt, „von der Hoffnung dieser guten Botschaft [abgetrieben zu werden], die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist. Ich, Paulus, bin ein Diener dieser guten Botschaft geworden“ (Kol. 1:23). Das bedeutete natürlich nicht, daß jeder einzelne auf der Erde, die unter dem Himmel ist, persönlich erreicht worden war. Es bedeutete, daß die gute Botschaft in allen Teilen der bewohnten Erde, die unter dem Himmel ist, gepredigt wurde und daß die ganze menschliche Schöpfung, ungeachtet der Sprache, der Hautfarbe, der Rasse oder der Nationalität, die Gelegenheit erhielt, die Königreichsbotschaft zu hören. Es gab keine Grenzen. In dem Brief, den Paulus früher an die Versammlung in Rom (um das Jahr 56 u. Z.) geschrieben hatte, äußerte er seine Absicht, die gute Botschaft nach Spanien zu bringen. Vom amerikanischen Kontinent, der noch weiter westlich liegt, wußte er damals noch nichts (Röm. 15:24).
12. Erfüllten sich damals die Prophezeiungen über das Predigen der guten Botschaft vollständig, oder was sollte noch geschehen?
12 Das Werk des Predigens „dieser guten Botschaft vom Königreich“, das die damals kleine Gruppe von Jüngern Christi während des ersten Jahrhunderts in Asien, Europa und Afrika durchführte, war eine Erfüllung biblischer Prophezeiungen (Matth. 24:14; Mark. 13:10; Apg. 1:8). Aber es war keine vollständige Erfüllung dieser Prophezeiungen. Es sollte nach der Entdeckung Amerikas durch Europäer und vor der Vernichtung des gegenbildlichen rebellischen Jerusalem, der neuzeitlichen Christenheit, in der Zeit ihres Endes, die 1914 u. Z. begann, in einem weltweiten Ausmaß wiederholt werden und in einem Höhepunkt gipfeln.
13. Wie wirkte sich die Ausbreitung der Königreichshoffnung gemäß den Worten des Apostels Paulus zum Beispiel auf die Versammlung in Kolossä aus?
13 Die Auswirkungen, die diese Ausbreitung der Königreichshoffnung heute in geistiger Hinsicht hat, sollten die gleichen sein wie in den Tagen der Apostel Jesu Christi, im ersten Jahrhundert u. Z. Wir wollen daher einmal betrachten, was der Apostel Paulus über die Auswirkungen in bezug auf die Versammlung dort in Kolossä (Kleinasien) sagt. Er spricht zu den Kolossern über die „Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft ..., die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt, so wie auch unter euch“ (Kol. 1:5, 6). Somit war es offensichtlich, daß die „Verkündigung“ des Wortes „der Wahrheit von dieser guten Botschaft“ auf der ganzen Erde, auch in Kolossä, ‘Frucht trug’.
14, 15. (a) Womit verglich Paulus die gute Botschaft, die den Kolossern wahrheitsgemäß verkündigt worden war? (b) Welchem Gleichnis Jesu entspricht dieses Bild?
14 Der Apostel Paulus vergleicht hier die „gute Botschaft“, die den Kolossern wahrheitsgemäß verkündigt worden war, mit Samen, der ausgesät wurde. Der Boden oder die Erde ist gut und vortrefflich, und der Same faßt Wurzel und geht auf und bringt Frucht hervor, eine Frucht von seiner eigenen Art. Dieses Bild entspricht dem Gleichnis Jesu Christi über die Ertragfähigkeit von vier verschiedenen Bodenarten. Er sagte:
15 „Siehe! Ein Sämann ging aus, um zu säen; und als er säte, fielen einige Samenkörner den Weg entlang, und die Vögel kamen und fraßen sie auf. Andere fielen auf die felsigen Stellen, wo sie nicht viel Erde hatten, und sogleich schossen sie auf, weil sie keine tiefe Erde hatten. Als aber die Sonne aufging, wurden sie versengt, und weil sie keine Wurzel hatten, verdorrten sie. Wieder andere fielen unter die Dornen, und die Dornen wuchsen auf und erstickten sie. Noch andere fielen auf den vortrefflichen Boden, und sie begannen Frucht zu tragen, dieses hundertfach, jenes sechzigfach, das andere dreißigfach.
16. Wie erklärte Jesus dieses Gleichnis selbst?
16 Ihr nun, hört das Gleichnis von dem Manne, der säte. Wo jemand das Wort vom Königreich hört, aber dessen Sinn nicht erfaßt, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät worden ist; dieser ist es, der an den Weg gesät wurde. Was den betrifft, der auf die felsigen Stellen gesät wurde, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden annimmt, doch hat er keine Wurzel in sich, sondern bleibt bloß eine Zeitlang, und nachdem Drangsal oder Verfolgung wegen des Wortes entstanden ist, bringt ihn dies sogleich zum Straucheln. Was den betrifft, der unter die Dornen gesät wurde, dieser ist es, der das Wort hört, doch die Sorgen dieses Systems der Dinge und die trügerische Macht des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. Was den betrifft, der auf den vortrefflichen Boden gesät wurde, dieser ist es, der das Wort hört und dessen Sinn erfaßt, der wirklich Frucht trägt und hervorbringt, dieser hundertfach, jener sechzigfach, der andere dreißigfach“ (Matth. 13:3-8, 18-23).
17. (a) Wie was, das Jesus in seinem Gleichnis erwähnte, war das Herz der Kolosser, und wer hatte den Samen unter ihnen gesät? (b) Was ist mit dem „Samen“ gemeint, und was geschieht damit?
17 Nach dem, was der Apostel Paulus von seinem Besucher Epaphras gehört hatte, hatten die Glieder der Christenversammlung in Kolossä ein Herz, das wie der „vortreffliche Boden“ war, den Jesus beschrieben hatte. Daher trug das „Wort vom Königreich“, das in ihr Herz gesät worden war, Frucht und brachte unterschiedliche Erträge hervor, gleichsam hundertfach, sechzigfach oder dreißigfach. Nicht der Apostel Paulus hatte den Königreichssamen in das Herz der Kolosser gesät, sondern offensichtlich hatte Epaphras aus Kolossä dies getan, denn Paulus spricht von ihm in dem Brief an die Kolosser als von „Epaphras, der aus eurer Mitte ist, ein Sklave Christi Jesu“. Paulus schreibt ihnen auch: „Das ist es, was ihr von Epaphras, unserem geliebten Mitsklaven, gelernt habt, der ein treuer Diener des Christus zu unseren Gunsten ist, der uns auch eure Liebe in geistiger Hinsicht enthüllt hat“ (Kol. 4:12; 1:7, 8; Philem. 23). Dieser „Diener des Christus“ handelte lediglich als ein Vertreter des großen Sämannes, Jesus Christus. Jesus sagte: „Der Same ist das Wort Gottes“ (Luk. 8:11). Es ist das „Wort vom Königreich“. Aber dieser Same lagert nicht in einem Vorratshaus, sondern er wird „gesät“, das heißt, Gottes „Wort vom Königreich“ wird gepredigt, verkündigt und gelehrt.
18. (a) Wie fuhr Paulus, selbst als er in Rom in Gewahrsam war, fort, den „Samen“ zu säen? (b) Was birgt dieser „Same“ in sich, und was ist notwendig, damit er im Herzen eines Menschen Wurzel fassen kann?
18 Die Jünger, die sich unter dem großen Sämann, Jesus Christus, vereinigen, um das „Wort vom Königreich“ zu säen, das heißt zu predigen, zu verkündigen und zu lehren, sind, wie der Apostel Paulus sie nennt, „meine Mitarbeiter für das Königreich Gottes“ (Kol. 4:11). Selbst als Paulus in Rom in Gewahrsam war, tat er mehr, als nur Briefe wie den an die Kolosser zu schreiben. „Er nahm alle freundlich auf, die [wie Epaphras] zu ihm hereinkamen, predigte ihnen das Königreich Gottes und lehrte sie ungehindert und mit dem größten Freimut der Rede die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen“ (Apg. 28:30, 31). Da dieser geistige „Same“ das „Wort Gottes“, das „Wort vom Königreich“, ist, birgt er in sich eine gute Botschaft, eine Botschaft der Hoffnung, eine Botschaft von einer großartigen Regierung, die zum Segen der ganzen Menschheit dienen wird, nämlich von Gottes messianischem Königreich. Diese Botschaft, die der „Same“ in sich birgt, ist etwas, was der Empfänger des „Samens“ verstehen und schätzen muß. Er muß die Bedeutung, den Sinn, der Botschaft mit seinem Herzen erfassen Auf diese Weise wird der „Same“ in seinem Herzen Wurzel fassen.
GLAUBE UND LIEBE IM HERZEN
19. (a) Was bewirkte gemäß den Worten des Apostels Paulus die Verkündigung der guten Botschaft im Herzen der Kolosser? (b) Warum müssen sich nach dem Säen des Samens im Herzen Glauben und Liebe entwickeln?
19 Was bewirkte die „gute Botschaft“, die den Gliedern der Versammlung in Kolossä wahrheitsgemäß verkündigt worden war, in ihrem Herzen? Sie hatte eine solche Wirkung, daß sich Paulus, nachdem er davon gehört hatte, veranlaßt fühlte, ihnen einen ausgezeichneten Brief zu schreiben. Paulus erwähnt, was die gute Botschaft in ihrem Herzen bewirkt hatte: „... Glauben in Verbindung mit Christus Jesus ... [und die] Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt“, „eure Liebe in geistiger Hinsicht“ (Kol. 1:4, 8). Dieser Glaube und diese Liebe mußten in ihrem Herzen gepflegt werden, damit der „Same“ des „Wortes Gottes“ nach unten Wurzel schlagen und nach oben sprossen und nach außen in Erscheinung treten und somit neue, lebende Samenkörner hervorbringen konnte, dreißig-, sechzig- oder hundertmal soviel wie ursprünglich gesät worden war. Erst muß diese Entwicklung im Herzen vor sich gehen, bevor etwas nach außen in Erscheinung tritt, wodurch das hervorgebracht wird, was ins Herz gesät wurde.
20. (a) Warum erforderte es von seiten der Heiden besonders Glauben, den „Samen“ anzunehmen? (b) Welche wichtigen Tatsachen in bezug auf Jesus mußten jene Kolosser, ob sie Juden oder Heiden waren, anerkennen?
20 Von seiten der Heiden, der Nichtjuden, von denen es viele in der Versammlung der Kolosser gab, hatte es Glauben erfordert, den „Samen“ des „Wortes Gottes“ anzunehmen. Sie mußten die vielen griechischen und römischen Götter aufgeben, denen sie ergeben waren, und mußten nun an den allein wahren und lebendigen Gott, dessen Name Jehova ist, an den Schöpfer des Himmels und der Erde und aller Dinge im Universum, glauben. Doch ganz gleich, ob jene Kolosser unbeschnittene Heiden oder gebürtige Juden waren, mußten sie auch an Jesus Christus glauben und daran, daß dieser Jesus, der Nachkomme König Davids von Jerusalem, der verheißene Messias oder Christus war. Sie mußten glauben, daß dieser der „Erstgeborene aller Schöpfung“ war. Sie mußten glauben, daß er auch der „Erstgeborene von den Toten“ war, weil Jehova Gott ihn von den Toten zu unsterblichem Leben in den Himmeln auferweckt hatte. Außerdem mußten sie glauben, daß Jesus Christus das „Haupt des Leibes, der Versammlung“, ist, zu der sie gehören wollten. Auch mußten sie glauben, daß in ihm „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sorgsam verborgen“ sind, und das bedeutete, daß sie nicht mehr an ihren heidnischen Philosophien oder an den von Menschen geschaffenen religiösen Überlieferungen festhalten durften (Kol. 1:15-18; 2:3, 8; Apg. 14:11-18).
21. (a) Was mußten die Kolosser mit dem „Wort“ tun, das ihnen in den Mund gelegt worden war, und warum? (b) Was mußten sie mit dem Herzen üben, damit sie eine öffentliche Erklärung ablegen konnten?
21 Das waren einige der wichtigen Dinge, die in der „Wahrheit von dieser guten Botschaft“ enthalten waren, und daran mußten sie mit ihrem Herzen glauben. Es war geradeso, wie der Apostel Paulus einige Jahre zuvor an die Römer geschrieben hatte: „... das ,Wort‘ des Glaubens, das wir predigen. Denn wenn du dieses ,Wort in deinem eigenen Munde‘, daß Jesus Herr ist, öffentlich verkündest [oder bekennst] und in deinem Herzen Glauben übst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen übt man Glauben zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber legt man eine öffentliche Erklärung ab zur Rettung“ (Röm. 10:8-10). Da das Herz der Kolosser wie ‘vortrefflicher Boden’ war, übten sie mit ihrem Herzen Glauben und nahmen den „Samen“ des „Wortes vom Königreich“, des „Wortes Gottes“, an, ließen ihn in ihrem Herzen Wurzel fassen und schließlich in Erscheinung treten.
22, 23. (a) Welche offizielle Stellung Jesu mußten jene Kolosser anerkennen, und welcher Herrschaft unterstanden sie deshalb? (b) Welche Stellung hatten sie wie Paulus, der Schreiber des Briefes, unter jener Regierung inne, und an der Erfüllung welchen Auftrages Jesu beteiligten sie sich?
22 In Verbindung mit ihrem Glauben, daß Jesus der Messias oder Christus war, mußten sie auch glauben, daß Jehova Gott ihn zu seiner Rechten gleichsam als einen König-Priester eingesetzt hatte, der durch Melchisedek, der in alter Zeit König von Salem war, vorgeschattet worden war. Infolgedessen unterstanden sie nun dem geistigen Königreich Christi. Ja sie mußten glauben, daß Gott ‘sie von der Gewalt der Finsternis befreit und sie in das Königreich des Sohnes seiner Liebe versetzt hatte’ (Kol. 1:13). Doch sie unterstanden nicht nur dem bereits bestehenden Königreich des Sohnes der Liebe Gottes, sondern waren in Verbindung mit Gottes Vorhaben, durch Christus ‘eine Welt mit sich zu versöhnen’, auch „Gesandte an Christi Statt“ (2. Kor. 5:19, 20). Als Paulus im Gefängnis war, von wo aus er seinen Brief an die Kolosser schrieb, sprach er von dem ‘Freimut der Rede, das heilige Geheimnis der guten Botschaft bekanntzumachen, für die ich als ein Gesandter in Ketten amte’ (Eph. 6:19, 20). Wie der Apostel Paulus ein Gesandter war, war die Versammlung in Kolossä eine Körperschaft von Gesandten für das „heilige Geheimnis der guten Botschaft“. Sie war verpflichtet, an der Erfüllung der Prophezeiung Jesu aus Matthäus 24:14 einen Anteil zu haben:
23 „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis.“
24. (a) Zu welcher Nation gehörten jene Kolosser nun, und welche Früchte mußten sie hervorbringen? (b) Was brachte der „Same“, der in ihr Herz gesät worden war, hervor?
24 Dadurch, daß die Kolosser als Gesandte für das messianische Königreich Gottes tätig waren, brachten sie die Früchte des Königreiches hervor. Sie erwiesen sich als ein Teil der „Nation ..., die dessen Früchte hervorbringt“. Das „Königreich“, das von der Nation des natürlichen, beschnittenen Israel genommen worden war, war nun der Nation des geistigen Israel, zu der diese Christen aus Kolossä gehörten, gegeben worden (Matth. 21:43). Der symbolische „Same“ des „Wortes vom Königreich“, „des Wortes Gottes“, war in ihr Herz gesät worden, und da sich ihr Herz als vortrefflicher Boden erwiesen hatte, brachten sie das gleiche hervor, was in ihr Herz gesät worden war. Das heißt, auch sie brachten das „Wort vom Königreich“ hervor, indem sie anderen, Personen außerhalb der Versammlung in Kolossä, predigten und sie lehrten (Matth. 13:19; Luk. 8:11, 15).
25. Welche Frage in bezug auf unser vom Krieg heimgesuchtes zwanzigstes Jahrhundert erhebt sich angesichts des Beispiels der Kolosser, und wofür danken wir Gott?
25 In Verbindung mit der Christenversammlung in Kolossä (Kleinasien) wurde damals, im ersten Jahrhundert u. Z., ein ausgezeichnetes, nachahmenswertes Beispiel geschaffen. Wird dieses Beispiel heute, in diesem vom Krieg heimgesuchten zwanzigsten Jahrhundert, nachgeahmt? Wenn ja, dann werden wir wie der Apostel Paulus Ursache haben, ‘Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, allezeit zu danken’, wenn wir zu ihm hinsichtlich der religiösen Situation beten.