„Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln“
„Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in Verbindung mit dem Herrn. Fahrt fort, als Kinder das Lichts zu wandeln“ (Eph. 5:8).
1. Wie bringt Johannes in seinem Evangelium Leben und Licht miteinander in Verbindung, und auf welchen Gegensatz zwischen Licht und Finsternis weist er hin?
DER Apostel Johannes war ohne Zweifel davon überzeugt, daß Leben und Licht Hand in Hand gehen. Er betonte diese Tatsache sowohl in seinem Evangelium als auch in seinem ersten Brief. Zu Beginn seines Evangeliums stellt er das „Wort“ (das heißt Jesus in seiner vormenschlichen Existenz) vor und erwähnt das vertraute Verhältnis, das zwischen dem „Wort“ und Gott bestand. Dann sagt er: „Was ins Dasein gekommen ist durch ihn [das Wort], war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht überwältigt.“ Mit diesen Worten weist Johannes unmittelbar auf den Kampf zwischen Licht und Finsternis hin, zeigt aber gleichzeitig, daß die Finsternis den „Hauptvermittler“ Gottes, durch den die Menschen Leben und Licht empfangen, nicht besiegen konnte (Joh. 1:1-5; Apg. 3:15).
2. (a) Wem sollte das wahre Licht zugänglich sein? (b) Wer nahm Jesus als Lichtträger an und wer nicht?
2 Dann führt Johannes einige aufschlußreiche Punkte an, die denen helfen werden, die vielleicht noch nicht genau wissen, welche Schritte sie unternehmen sollten, um dem Reich der Finsternis unter der Gewalt Satans zu entfliehen. Er zeigt, daß unsere Einstellung und unsere Reaktion, nicht unsere Herkunft, unsere Erfahrung oder unsere natürliche Veranlagung der ausschlaggebende Faktor dafür ist, daß wir aus dem Licht Nutzen ziehen. Nach den Worten des Johannes könnten wir aufgrund unserer Herkunft sogar die besten Voraussetzungen haben, das Licht aber trotzdem nicht annehmen. Nach seinem Hinweis darauf, daß das Licht unterschiedslos allen zugänglich sein sollte, sagt er: „Das wahre Licht, das jeder Art von Menschen Licht gibt, war im Begriff, in die Welt zu kommen.“ Dann erwähnt er, daß die Menschheit im allgemeinen ‘Jesus nicht erkannte’ oder ihn nicht als das annahm, was er war, und fügt hinzu: „Er [Jesus] kam in sein Eigenes [sein Eigentum, Einheitsübersetzung], aber sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Befugnis, Kinder Gottes zu werden, weil sie Glauben an seinen Namen ausübten“ (Joh. 1:9-13).
3. (a) Welche Verantwortung lastete auf jener Generation der Juden? (b) Inwiefern wurden diejenigen, die Jesus annahmen, gesegnet, und wie wurde dies möglich?
3 Welch vortreffliche Beschreibung der Sachlage! Jene Generation der Juden hatte aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Erfahrung die besten Voraussetzungen, Jesus als den ihr vom Himmel gesandten Messias, als denjenigen, auf den das Gesetz hinwies, anzunehmen (Röm. 10:4). Durch seine Geburt als Mensch war er einer von ihnen, er war gewissermaßen in ihr Eigentum gekommen, wurde aber von den meisten von ihnen verworfen. Die schlechte Einstellung der Mehrheit stand in krassem Gegensatz zu der guten Einstellung derer, die ihn aufnahmen und die erkannten, daß er „voll unverdienter Güte und Wahrheit“ war. Beachtenswert ist auch, daß er denen, die ihn aufnahmen, „Befugnis [gab], Kinder Gottes zu werden, weil sie Glauben an seinen Namen ausübten“, das heißt, weil sie Glauben an das ausübten, wofür sein Name bürgte, ja Glauben an den, der für „die Erlösung [von der Verurteilung] durch Loskauf mittels des Blutes dieses einen“ gesorgt hatte, und weil sie „Glauben an sein Blut“ ausübten (Joh. 1:12, 14; Eph. 1:5-7; Röm. 3:25; Apg. 4:12).
4. Was sagte Jesus über die Vorkehrung, die Gott für die Menschheit getroffen hat, und unter welcher Voraussetzung kann man daraus Nutzen ziehen?
4 Inwiefern hilft uns das, die richtigen Schritte zu unternehmen, um aus der Finsternis in das Licht und die Freiheit des messianischen Königreiches Gottes zu fliehen? Diese Frage läßt sich am besten durch eine weitere Betrachtung des Johannesevangeliums beantworten. Aus den Worten, die Jesus gemäß Johannes 3:16-21 zu Nikodemus sprach, erfahren wir weitere Einzelheiten. Wir lesen zunächst: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ Also nicht nur Licht, sondern auch „ewiges Leben“ sollte der Menschenwelt zuteil werden. Das wurde aber nur dadurch möglich, daß Gott und sein geliebter Sohn zu großen Opfern bereit waren. Um aus dieser Vorkehrung Nutzen zu ziehen, mußte auch eine bestimmte Voraussetzung erfüllt werden. Man mußte ‘Glauben ausüben’, das heißt die richtige Einstellung bekunden und richtig reagieren. Wer versäumte oder sich sogar weigerte, Glauben auszuüben, wurde von Gott verurteilt, besser gesagt, Gottes Urteil blieb für ihn bestehen (Joh. 3:16, 18, 36).
5. Welchen wichtigen Grundsatz äußerte Jesus, und wie wirkt er sich aus?
5 Danach äußerte Jesus einen wichtigen Grundsatz. Er sagte: „Dies nun ist die Grundlage für das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, aber die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“ Dieser Grundsatz gilt heute noch genauso wie zu der Zeit, als er zum erstenmal geäußert wurde, und er wirkt sich heute noch genauso aus wie damals. Wer willentlich „schlechte Dinge treibt“, sagte Jesus, „haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht gerügt werden“. Darum ‘nahm ihn sein eigenes Volk nicht auf’. Den Juden — besonders ihren Führern, die sich als „blinde Leiter“ erwiesen — gefiel es nicht, daß sie wegen ihrer Vorliebe für die Tradition und wegen ihrer Heuchelei bloßgestellt oder angegriffen wurden. Heute ist die Situation ähnlich, besonders in der Christenheit (Joh. 1:11; 3:19-21; Matth. 15:7-9; 23:16-26).
6. Welche Schritte sollte jemand ungeachtet seines früheren Lebens unternehmen?
6 Möglicherweise erkennst du aber immer noch nicht richtig, was du tun solltest. Vielleicht denkst du, dein früheres Leben halte einer Beurteilung nicht stand. Doch wie hast du reagiert, als du zum erstenmal etwas von Gottes großer Liebe zur Menschheit gehört hast, von „seiner Güte und Nachsicht und Langmut“? Vielleicht hast du wie Saulus nicht ein „reueloses Herz“, sondern eine gute Herzenseinstellung geoffenbart. Wenn ja, dann hast du bestimmt ehrlich und in aller Demut zugegeben, unrein zu sein, in mancher Hinsicht vielleicht sogar sehr unrein. Das hat dich dann veranlaßt, deine frühere Lebensweise aufrichtig zu bereuen. Dadurch hast du der Tatsache entsprochen, „daß Gottes gütige Wesensart dich zur Reue zu führen“ suchte. Das war der erste Schritt: die Reue. Die nächsten Schritte erwähnte Paulus, als er zu König Agrippa sagte: „[Ich brachte ihnen] die Botschaft, daß sie bereuen und zu Gott umkehren sollten, indem sie Werke verrichten, die der Reue entsprechen.“ Mit anderen Worten: Echter Reue muß die Bekehrung, eine Abkehr von der früheren Handlungsweise, folgen. Der Bekehrung folgt dann der Schritt der Hingabe an Gott, um seinen Willen zu tun, das heißt, man wendet sich ihm zu, um ihm mit ganzer Seele ergeben zu sein. Auf diese Weise ‘übt man Glauben aus’, man setzt ihn in die Tat um (Röm. 2:4, 5; Apg. 26:20).
7. Wie bekennt man öffentlich, daß man sich Gott hingegeben hat, und was sagte Jesus zur Ermunterung derer, die seine Nachfolger werden?
7 Hast du diese Schritte getan und deine Hingabe an Gott öffentlich bekannt, indem du dich hast taufen lassen, wie das bei Jehovas christlichen Zeugen üblich ist? Wenn ja, dann kann mit Recht gesagt werden, daß du ein echter Jünger oder Nachfolger Jesu bist. Er sagte zu unserer Ermunterung: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird keineswegs in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens besitzen“ (Joh. 8:12).
8. Wie macht die Bibel einen Unterschied zwischen denen, die eine himmlische Hoffnung haben, und denen, die unter Gottes Königreich auf der Erde zu leben hoffen?
8 Von Pfingsten des Jahres 33 u. Z. an wurde den Nachfolgern Jesu „eine neue Geburt zu einer lebendigen Hoffnung“ auf ein himmlisches Erbe zuteil, durch die sie „Teilhaber an der göttlichen Natur“, an der Unsterblichkeit, wurden. Sie bilden die „kleine Herde“, deren Glieder mit Christus Jesus auf seinem himmlischen Thron sitzen werden (1. Petr. 1:3, 4; 2. Petr. 1:4; Luk. 12:32; 1. Kor. 15:54; Offb. 3:21). Doch Jesus sagte einmal: „Und ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muß ich bringen, . . . und sie werden e i n e Herde werden unter e i n e m Hirten.“ Diesen „anderen Schafen“ steht ewiges Leben auf der Erde unter dem himmlischen Königreich in Aussicht. Sie entsprechen den „Schafen“, die gemäß dem Gleichnis aus Matthäus 25:31-46 (einem Gleichnis, das sich heute erfüllt) den geistigen Brüdern Christi Gutes tun. Sie entsprechen auch der „großen Volksmenge“, die in Offenbarung 7:9-17 erwähnt wird, nachdem die aus 144 000 Gliedern bestehende himmlische Klasse beschrieben worden ist (Joh. 10:16).
9. Inwiefern entsprechen Jehovas Zeugen heute der von Jesus erwähnten ‘e i n e n Herde von Schafen’?
9 Jehovas Zeugen — heute über zwei Millionen an der Zahl — sind ein lebendiger Beweis für die Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes. Unter ihnen befindet sich eine Minderheit, ein Kern, der die Hoffnung hegt, in den Himmel zu kommen. Um diese kleine Gruppe schart sich die ständig wachsende Menge derer, die unter der Regierung des Königreiches Gottes auf der Erde zu leben hoffen und die die „Brüder“ Christi freudig und nach bestem Vermögen unterstützen (Matth. 25:40). Beide Gruppen bilden „e i n e Herde . . . unter e i n e m Hirten“. Jesus sagte von allen seinen Schafen: „Meine Schafe hören auf meine Stimme, und ich kenne sie [mit Namen], und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen ewiges Leben.“ Da sie alle in Gottes Familie aufgenommen worden sind, können sie als „Kinder Gottes“ bezeichnet werden und erfreuen sich des „Lichtes des Lebens“ (Joh. 10:3, 27, 28; Röm. 8:19-21).
WANDLE IM LICHT, UND DU WIRST NICHT STRAUCHELN!
10. Was empfiehlt Johannes denen, die mit Gott und Christus teilhaben möchten?
10 Der erste Brief des Johannes enthält, wie wir nun sehen werden, vortrefflichen und unmißverständlichen Rat für Menschen, die sich Gott zugewandt, sich ihm hingegeben und begonnen haben, den Fußstapfen Jesu zu folgen. Wie in seinem Evangelium, so schreibt Johannes auch in diesem Brief zuerst über Jesus, bezeichnet ihn diesmal aber als das „Wort des Lebens“. Auch erwähnt er eine „Teilhaberschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“. Dann fügt er in seinem gewohnten nachdrücklichen Stil die Worte hinzu: „Gott [ist] Licht . . ., und in Gemeinschaft mit ihm gibt es gar keine Finsternis. Wenn wir erklären: ,Wir haben mit ihm teil‘ und wir trotzdem in der Finsternis weiterwandeln, so lügen wir und handeln nicht nach der Wahrheit“ (1. Joh. 1:1-7).
11. (a) Welche Verantwortung bringt eine Erkenntnis der Wahrheit mit sich? (b) Inwiefern helfen uns die Worte aus Sprüche 4:23-27, unserer Verantwortung gerecht zu werden?
11 Wie aus diesen Worten hervorgeht, bringt eine genaue Erkenntnis der Wahrheit über Jehova und seinen Vorsatz nicht nur Segen und ein besseres Verständnis mit sich, sondern auch eine Verantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Es geht nicht so sehr darum, eine genaue Erkenntnis der Wahrheit zu besitzen, als darum, wie wir in unserem Herzen auf die Wahrheit reagieren, und das zeigt sich darin, wie wir in der Öffentlichkeit und auch im Privatleben handeln. Unsere Herzenseinstellung, der verborgene innere Mensch, ist ausschlaggebend dafür, wie wir eine Situation oder gewisse Möglichkeiten beurteilen und zu welcher Handlungsweise wir uns entschließen. Gottes Wort sagt: „Mehr als alles sonst, was zu behüten ist, behüte dein Herz, denn aus ihm sind die Quellen des Lebens. . . . Was deine Augen betrifft, geradeaus sollten sie schauen . . . Ebne die Bahn deines Fußes, und all deine eigenen Wege seien gefestigt. . . . Entferne deinen Fuß von dem, was schlecht ist“ (Spr. 4:23-27).
12. (a) Wie und warum könnte das „Licht“ in uns „Finsternis“ werden? (b) Wer war in den Tagen Jesu hierfür ein Beispiel?
12 Würden wir aber die Erkenntnis der Wahrheit oder unsere Zugehörigkeit zu Jehovas Volk zu unserem eigenen Vorteil auszunutzen suchen, hätten wir also schlechte oder unlautere Beweggründe, so würden wir die Dinge in einem falschen Licht sehen, und wir erhielten ein entstelltes oder verzerrtes Bild davon. Wir wären, ohne uns dessen vielleicht bewußt zu sein, nicht in der Lage, in geistiger Hinsicht geradeaus zu blicken. Jesus sagte: „Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge lauter [in seinem Blick ungeteilt, richtig eingestellt] ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn in Wirklichkeit das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß ist diese Finsternis!“ (Matth. 6:22, 23). Wäre das, was die ‘Augen unseres Herzens’ aufnehmen, Finsternis statt Licht, so könnten wir sogar über das straucheln, was zu unserem Vorteil wäre, wenn wir es richtig sehen würden. Ein gutes Beispiel hierfür waren die geistlichen Führer in den Tagen Jesu. Hätten sie ihn als den für Gottes Einrichtung bestimmten „Haupteckstein“ angenommen, so wären sie reich gesegnet worden. Statt dessen verwarfen sie ihn. Sie strauchelten über ihn und kamen zu Fall. Sie lehnten ihn so entschieden ab und entwickelten einen solch mörderischen Haß auf ihn, daß sie von Gott deswegen aufs schärfste verurteilt wurden. Jesus sagte: „Der, welcher auf diesen Stein fällt, [wird] zerschmettert werden. Auf wen aber irgend er fällt, den wird er zu Staub machen“ (Matth. 21:42-44; siehe ferner Römer 9:32, 33).
13. Worauf sollten wir in bezug auf den Einfluß, den wir auf andere ausüben, achten?
13 Wichtig ist aber auch, darauf zu achten, wie wir andere beeinflussen. Paulus schrieb an die Korinther: „Alle Dinge sind erlaubt; aber nicht alle Dinge erbauen. Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Aus seinen weiteren Worten geht hervor, daß wir uns besonders in Fragen, bei denen es um das Gewissen geht, und zwar ‘nicht um unser eigenes, sondern um das des anderen’, davor hüten sollten, jemandem „Anlaß zum Straucheln zu geben“. Darüber hinaus gab er den Römern den Rat: „Trefft . . . diese eure Entscheidung: einem Bruder keine Ursache des Strauchelns zu geben noch ihm einen Fallstrick zu legen.“ Ja, wenn unser Verhalten bewirkt, daß ‘unser Bruder betrübt wird, so wandeln wir nicht mehr gemäß der Liebe’ (1. Kor. 10:23-33; Röm. 14:13-15).
14. (a) Welche beiden Aussprüche Jesu zeigen, von welcher Tragweite und wie gefährlich es ist, einen anderen zum Straucheln zu veranlassen? (b) Wie äußerte sich Johannes hierüber?
14 Auch Jesus betonte dies ausdrücklich. Er sagte, wenn etwas an uns selbst uns zum Straucheln veranlassen könnte, sollten wir es entfernen. Über unser Verhalten anderen Jüngern gegenüber sagte er: „Wer immer . . . einen dieser Kleinen, die an mich glauben, straucheln macht, für den ist es nützlicher, daß ihm ein Mühlstein . . . um den Hals gehängt und er ins weite, offene Meer versenkt werde.“ Des weiteren sagte er: „Es [ist] bei meinem Vater, der im Himmel ist, nicht erwünscht, daß eines von diesen Kleinen zugrunde geht“ (Matth. 18:6-10, 14). Wenn die ‘Augen deines Herzens’ tatsächlich „erleuchtet“ sind, so daß du siehst, wie wertvoll „einer dieser Kleinen“ in Jehovas Augen ist, wirst du auch die eindringlichen Worte des Johannes verstehen: „Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und in seinem Fall gibt es keine Ursache zum Straucheln. Wer aber seinen Bruder haßt [wenn auch nur einen], ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis, und er weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.“ Johannes wurde durch seine ungeteilte Liebe und Loyalität veranlaßt, solche Worte niederzuschreiben. Liebe und Loyalität sind Herzenseigenschaften, die unsere Einstellung und unsere Handlungsweise bestimmen und zu der „neuen Persönlichkeit“ gehören, die „nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (1. Joh. 2:10, 11; Eph. 1:18; 4:24).
15. Mit welchen ernsten Worten sagt uns Paulus, wie wir wandeln sollen?
15 Paulus ermahnt uns ferner mit den ernsten Worten: „[Wandelt] nicht mehr so weiter . . ., wie auch die Nationen wandeln . . ., während sie wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Gefühllosigkeit ihres Herzens in geistiger Finsternis und dem Leben, das Gott gehört, entfremdet sind.“ Später beleuchtet er die positive Seite mit den Worten: „Werdet Nachahmer Gottes als ‘ geliebte Kinder, und wandelt weiterhin in der Liebe . . . Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln, denn die Frucht des Lichts besteht aus jeder Art von Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Ist das nicht eine vortreffliche und verlockende Frucht? Paulus kommt zu dem Schluß: „So wacht denn streng darüber, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise“ (Eph. 4:17, 18; 5:1, 2, 8-15).
DAS LICHT AUFNEHMEN UND WIDERSTRAHLEN
16. (a) Müssen wir, um unser Licht leuchten zu lassen, weiter nichts tun, als ein anständiges Leben zu führen? (b) Welche wichtige Frage wurde erörtert, als Jesus vor Pilatus stand?
16 Bei den bisher behandelten Bibeltexten ging es hauptsächlich um unser persönliches Verhalten als Kinder des Lichts sowie um unsere Verantwortung anderen gegenüber. Gottes Wort hebt aber noch einen anderen Gesichtspunkt hervor. Jesus sagte: „Ich bin das Licht der Welt“, und Paulus sprach davon, daß Christus Jesus Licht verkündigt habe (Joh. 8:12; Apg. 26:23). Wie geschah dies? Nur dadurch, daß Jesus ein vorbildliches, moralisch einwandfreies Leben führte? Viele angebliche Christen sind der Meinung, das sei alles, was sie tun müßten, um ihr Licht leuchten zu lassen. Wurde Jesus aber aus diesem Grund — wegen seiner guten und edlen Taten — verhaftet und Pilatus vorgeführt? Nein! Bei der Frage, die geklärt werden sollte, ging es um Herrschaft und Königreichsgewalt, und Jesus bildete dabei den Mittelpunkt. Das ist aus der Frage des Pilatus ersichtlich: „Bist du der König der Juden?“ Jesus gab ohne weiteres zu, ein Königreich zu haben und ein König zu sein. Pilatus brauchte aber deswegen nicht beunruhigt zu sein, denn Jesus sagte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. . . . mein Königreich [ist] nicht von daher“ (Joh. 18:33-36).
17. (a) Was war das Hauptthema der Lehre und der Botschaft Jesu? (b) Auf welche Weise ließ Jesus dieses Licht bis zum Ende leuchten? (c) Welche Schrifttexte dienten Jesus in dieser Hinsicht als Richtschnur und Ermunterung?
17 Dieses Königreich war das Thema oder der Hauptgegenstand, die wichtigste Wahrheit der Botschaft und der Lehre Jesu. Matthäus berichtet, daß Jesus, nachdem Johannes der Täufer festgenommen worden war, „zu predigen und zu sagen [anfing]: ,Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.‘ “ Matthäus weist interessanterweise auch darauf hin, daß sich damals die Prophezeiung erfüllte: „Das Volk, das in Finsternis saß, sah ein großes Licht, und denen, die in einer Gegend des Todesschattens saßen: Licht ging ihnen auf“ (Matth. 4:12-17; Jes. 9:1, 2). Jesus hatte die Verpflichtung, von dieser überaus wichtigen Wahrheit Zeugnis abzulegen, klar erkannt, denn er sagte zu Pilatus: „Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh. 18:37). Jesus hatte das Wort seines Vaters völlig in sich aufgenommen und klar erkannt, daß sich Jehovas Vorsatz um das Königreich drehte, dessen verheißener König er war. Als Gottes einziggezeugter Sohn wußte er, daß sich die Prophezeiungen aus Psalm 2:4-8 und Jesaja 9:6, 7, in denen von einem „Sohn“ die Rede war, auf ihn bezogen und daß sie sich an ihm erfüllen würden. Er wußte auch, daß er es war, den Jehova durch den Propheten Jesaja als „mein Knecht“ angesprochen und von dem er gesagt hatte: „Ich werde dich . . . zum Licht der Nationen [geben], damit du die blinden Augen auftuest, aus dem Kerker den Gefangenen herausführest, aus dem Haus der Haft die in Finsternis Sitzenden“ und: „Ich [Jehova] habe dich auch zu einem Licht der Nationen gegeben, damit meine Rettung bis an das äußerste Ende der Erde gelange“ (Jes. 42:1, 6, 7; 49:6). Jesus wußte, daß einige dieser Schrifttexte bereits zitiert und auf ihn angewandt worden waren, als der Engel Gabriel seine Mutter Maria besucht hatte, um ihr seine Empfängnis anzukündigen, und als seine Eltern ihn als kleines Kind in den Tempel gebracht hatten und dort Simeon begegnet waren (Luk. 1:31-33; 2:25-32).
18. (a) Welche wichtige Wahrheit beleuchtet das Mustergebet Jesu? (b) Was geschah, nachdem Jesus als Lichtträger anscheinend beseitigt worden war?
18 Jesus strahlte alles, was er aufgenommen hatte, treu wider. Das ersehen wir aus dem ersten Teil des Mustergebets, wo er das Königreich mit der Heiligung des Namens Gottes verknüpfte, indem er sagte: „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt. Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matth. 6:9, 10). Solange Jesus tätig war, breitete sich die Botschaft von diesem Königreich aus wie ein strahlendes Licht. Als aber Jesus tot an dem Marterpfahl hing, an dem er öffentlich hingerichtet worden war, schien es, als wäre dieses Licht in den durch die religiöse Gegnerschaft hervorgerufenen Sturmwolken völlig verschwunden. Doch was geschah dann? Am einundfünfzigsten Tag danach, zu Pfingsten, sprach Petrus öffentlich zu einer großen Volksmenge in Jerusalem und erklärte ihr, daß der ausgegossene heilige Geist ein Beweis dafür sei, daß Gott seinen Sohn tatsächlich von den Toten auferweckt und zu seiner Rechten erhöht habe, wodurch sich das erfüllt habe, was in den heiligen Schriften vorhergesagt worden sei (Apg. 2:22-36).
19. Was zeigt, daß die Christenversammlung des ersten Jahrhunderts das wahre Licht widerstrahlte?
19 Von da an leuchtete dieses Licht noch stärker, und sein Strahl breitete sich über ein noch größeres Gebiet aus, besonders als die Königreichsbotschaft auch den Nationen überbracht wurde, was mit der Bekehrung des Kornelius begann (Apg., Kap. 10). Alle, die diese Botschaft annahmen und Herz und Sinn damit erfüllten, strahlten dieses Licht wider. Sie erinnerten sich an den Auftrag, den ihnen Jesus erteilt hatte, als er sagte: „Ihr seid das Licht der Welt. . . . Laßt euer Licht vor den Menschen leuchten“ (Matth. 5:14-16). Die Apostelgeschichte ist dafür ein untrügliches Zeugnis. Selbst in den letzten Worten wird noch davon berichtet, daß Paulus „von dem Königreich gründlich Zeugnis ablegte“ und dabei auf eine weitere Erfüllung prophetischer Aussprüche Jesajas hinwies (Apg. 28:23-28). Auch Petrus hob diese besondere Verpflichtung der Christenversammlung hervor, als er schrieb: „Ihr . . . seid ,. . . ein Volk zum besonderen Besitz, damit ihr die Vorzüglichkeiten‘ dessen ,weit und breit verkündet‘, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“ (1. Petr. 2:9).
20. (a) Besteht die Möglichkeit, daß Satan oder seine Diener das Licht Jehovas verdrängen? (b) Was beweist die Geschichte des neuzeitlichen Volkes Jehovas im Hinblick auf das, was Jehova durch Jesaja vorhergesagt hat?
20 Wie sieht es nun heute, nach den Jahrhunderten des sogenannten finsteren Mittelalters, aus? Zugegeben, es ist den Dienern Satans sehr gut gelungen, das Licht zu verdunkeln, indem sie „die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit“ annahmen. Doch das war für Jehova kein Problem, denn er blieb stets Herr der Lage. Ja für ihn könnte „die Finsternis . . . ebensogut das Licht sein“ (2. Kor. 11:14, 15; Ps. 139:11, 12). Uns mag die Nacht endlos erscheinen, dennoch kann nichts die Morgendämmerung aufhalten. Die Strahlen der aufgehenden Sonne fallen zuerst auf die höchsten Berge und Hügel sowie auf eine hochgelegene Stadt oder einen hochgelegenen Tempel. So war es auch mit der in den 1870er Jahren beginnenden Wiederherstellung gewisser Grundwahrheiten und der damit verbundenen Tätigkeiten — sie glich dem Aufgehen der Morgensonne. Nach einer kurzen, stürmischen Zeit der Prüfungen (von 1914 bis 1918) schenkte Gott seinen Treuen im Jahre 1919 wieder seine Gunst, die wie wohltuende Sonnenstrahlen auf sie wirkte. Seit dieser Zeit ist ihr Pfad tatsächlich „heller und heller“ geworden (Spr. 4:18). Sie erleben das, was Jehova vorhersagte, als er zu Zion, seiner Organisation, die Worte sprach: „Stehe auf, o Weib, leuchte, denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jehovas selbst ist über dir aufgeleuchtet. Denn siehe! Finsternis, sie wird die Erde bedecken und dichtes Dunkel die Völkerschaften; aber über dir wird Jehova aufleuchten, und seine eigene Herrlichkeit wird über dir zu sehen sein. Und Nationen werden bestimmt zu deinem Lichte gehen und Könige zum Glanz deines Aufleuchtens“ (Jes. 59:20; 60:1-3; 62:1-3; siehe ferner Jesaja 2:2, 3).
21. Aus wem setzt sich heute Jehovas „Knecht“ zusammen, und wie strahlen die Betreffenden seine Herrlichkeit wider?
21 Jehovas „Knecht“ setzt sich heute offensichtlich aus denen zusammen, die Jehova in Verbindung mit Christus Jesus, ihrem Haupt, dienen. Sie bilden eine aus „Zeugen“ bestehende Knechtsklasse, das geistige Israel. Zu ihnen sagt Jehova: „Ihr seid meine Zeugen . . ., mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennen und an mich glauben . . . mögt“ (Jes. 43:10-12). Sie beteiligen sich zusammen mit ihren vielen schafähnlichen Gefährten an der weltweiten Verkündigung des Königreiches. Sie nehmen das ständig zunehmende Licht des Verständnisses, das ihnen aus Gottes Wort entgegenstrahlt, dankbar an. Wie einst Moses, so strahlen daher auch die geistigen Israeliten „wie Spiegel die Herrlichkeit Jehovas“ wider, und zwar nicht nur durch ihr persönliches Verhalten, sondern auch dadurch, daß sie „diese gute Botschaft vom Königreich . . . auf der ganzen bewohnten Erde . . . allen Nationen zu einem Zeugnis“ verkünden (2. Kor. 3:4-6, 16-18; Matth. 24:14).
22. Worum beten Jehovas treue Diener heute, und was tun sie dementsprechend?
22 Der Überrest des geistigen Israel und seine Gefährten setzen das ihnen von Gott aufgetragene Werk, durch das das Königreich gepredigt wird und Jünger gemacht werden, weiterhin freudig fort. Ihr Gebet zu Jehova, durch das sie auch andere einladen möchten, sich an diesem Werk zu beteiligen, kommt in Psalm 43:3, 4 treffend zum Ausdruck: „Sende dein Licht und deine Wahrheit aus. Mögen diese selbst mich leiten. Mögen sie mich zu deinem heiligen Berg und zu deiner großartigen Wohnstätte bringen. Und ich will zu dem Altar Gottes kommen, zu Gott, meiner Jubelfreude. Und ich will dich lobpreisen auf der Harfe, o Gott, mein Gott.“