Wie Weltfrieden möglich ist
ALLEIN durch Abrüstungsbemühungen und Friedensverträge kann Weltfrieden nicht herbeigeführt werden, selbst dann nicht, wenn allen kalten und heißen Kriegen ein Ende gemacht würde. Sogar Befürworter des Friedens erklären heute, daß für Frieden eine Grundlage im Gemeinwesen und auch in der Familie vorhanden sein müsse. James Laue, der für eine nationale Friedensakademie in den USA eintritt, sagt: „Unsere Beobachtungen, wie man innerhalb eines Gemeinwesens Frieden schaffen kann, erlauben uns, zu definieren, was Frieden ist. Die ständige Entwicklung von Methoden, um die alltäglichen zu Hause oder in der Schule entstehenden Konflikte zu lösen, kann dazu beitragen, Frieden zwischen den Nationen herbeizuführen.“
Dies läßt sich aber nur sehr schwer verwirklichen. In der Zeitschrift To the Point International beschreibt George Mikes unter der Überschrift „Ja, Weltfrieden ist jedermanns Sache“ seine Beobachtungen:
„Man hat uns gelehrt, den Nächsten zu lieben — eine äußerst schwierige und ermüdende Sache. Fast jeden kannst du lieben, nur deinen Nächsten nicht. Vor allem ist jedermanns Nächster ein widerwärtiger, unausstehlicher und aufdringlicher Zeitgenosse, während der Mann, der ein paar Türen weiter wohnt, ein liebenswürdiger, freundlicher und sympathischer Mensch ist. Wenn du in Chelsea wohnst, hast du keinen Streit mit den Bewohnern von Turnham Green und kommst mit den Leuten von Crouch End [entfernten Orten] glänzend aus. Ähnlich können die Briten die Australier und die Neuseeländer — am anderen Ende der Welt — gut leiden, haben aber nicht immer die Franzosen oder die Deutschen gemocht.“
Es kann also keinen Weltfrieden geben, wenn wir nicht zuerst mit unserem Nächsten auskommen. Gibt es aber tatsächlich eine „Methode“, um dieses Ziel zu verwirklichen? Nein. Der Mensch ist zwar sehr intelligent und besonders begabt, Methoden zu entwickeln. Diese wendet er überall an, auch, um Frieden zu schaffen. So hat er im allgemeinen auf fast jedem Gebiet — Wissenschaft, Politik, Handel, Verkauf und Werbung — Erfolge zu verzeichnen. Nur Frieden zu schaffen, was die engsten menschlichen Beziehungen mit einbezieht, ist ihm nicht gelungen. Mit Methoden lassen sich hier keine Erfolge erzielen. Warum nicht? Weil Frieden, der in Wahrheit zu Hause beginnt, dem Herzen entspringen muß. Frieden heißt mehr als nur Toleranz oder ein Gleichgewicht der Kräfte. Nein, er bedeutet, einer anderen Person, Familie, Gemeinschaft oder Nation ungeachtet der Rasse, Religion oder sozialen Stellung echte Liebe und Verständnis entgegenzubringen.
Läßt sich dies überhaupt verwirklichen? Nun, heute handeln nur wenige so. Diese wenigen jedoch können ungeachtet der Weltlage Frieden haben. Sie können in ihrem eigenen Wirkungsbereich den Frieden fördern. Doch wie?
WIE JEMAND FRIEDEN ERLANGEN KANN
Der erste Schritt, den jemand tun muß, um Frieden mit Gott zu schließen, ist, sich mit der Bibel zu befassen, um festzustellen, welche Vorkehrung Gott getroffen hat, damit man sich ihm nahen kann. Man erreicht dies nicht durch oberflächliches Studieren. Man muß forschen, ‘sich aller Dinge vergewissern’ und ‘an dem festhalten, was vortrefflich ist’ (1. Thess. 5:21).
Wer dies tut, kommt vor allem zu der Erkenntnis, daß er ein Sünder ist und Hilfe braucht. Er muß anerkennen, daß er von sich aus nicht die Kraft hat, gottgefällige Werke zu tun, und nicht die Weisheit besitzt, wahren, dauerhaften Frieden mit irgend jemand zustande zu bringen. Die einzige Möglichkeit, Frieden mit Gott zu erlangen, ist, das Hindernis, das sich dem Frieden entgegenstellt, aus dem Weg zu räumen — die eigene Sünde. Das ist nicht schwer. Es erfordert keine große Weisheit oder Fähigkeit, sondern ganz einfach Glauben an Gott und an seine Verheißungen. Das wird sehr deutlich im 5. Kapitel des Bibelbuches Römer gezeigt, wo wir lesen:
„Denn in der Tat, Christus ist, während wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch. Gott aber empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren. Desto mehr werden wir somit, da wir jetzt durch sein Blut gerechtgesprochen worden sind, durch ihn vor dem Zorn gerettet werden. Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt wurden, so werden wir vielmehr jetzt, da wir versöhnt worden sind, durch sein Leben gerettet werden“ (Röm. 5:6-10).
Diese Versöhnung führt zum Frieden mit Gott. Der Apostel Paulus schreibt: „Darum laßt uns, da wir nun zufolge des Glaubens gerechtgesprochen worden sind, uns des Friedens mit Gott erfreuen durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm. 5:1). Es handelt sich nicht bloß um einen Waffenstillstand oder einen vorübergehenden Frieden, noch werden nur die vergangenen Sünden übersehen. Nein, dieser Frieden, dessen wir uns mit Gott durch Christus erfreuen können, ist von Dauer. Dem einzelnen wird geholfen, fortan auf eine Weise zu leben, daß der Frieden erhalten bleibt. Gott wird zum besten Freund des Betreffenden. (Vergleiche Johannes 15:15.)
Jesus beschrieb seinen Aposteln diesen Frieden, als er sagte: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe ihn euch nicht so, wie die Welt ihn gibt“ (Joh. 14:27). Die Welt gibt ein gewisses Maß an Frieden, und zwar durch einige wenige Freunde, durch Vergnügen, Reichtum, Ruhm, berufliches Vorwärtskommen und durch eine gewisse Heiterkeit sowie durch ihre Philosophie und ihre falsche Religion. Aber der Frieden, den Christus demjenigen verleiht, der wirklich an sein Sühnopfer glaubt, ist etwas ganz anderes. Eine solche Person erlangt vor allem ein reines und ruhiges Gewissen, einen wahren inneren Frieden, einen Herzensfrieden, ja eine Friedfertigkeit, die ihn gut mit anderen auskommen läßt; auch sieht er einen tieferen Sinn im Leben und erhält eine konkrete Hoffnung für die Zukunft.
Doch wie geht dies vor sich? Nun, wenn jemand an die „gute Botschaft“ glaubt, sich Gott hingibt und getauft wird, ist — wie der Apostel Petrus sagt — diese Taufe eine „an Gott gestellte Bitte um ein gutes Gewissen“ (1. Petr. 3:21). Aufgrund der ererbten Sündhaftigkeit hatte der Betreffende in der Vergangenheit ein schlechtes Gewissen, das ihn bedrückte. Jesus bezog sich darauf, als er sagte: „Glücklich sind die [über ihren geistigen Zustand] Trauernden, da sie getröstet werden“ (Matth. 5:4). An alle läßt er die Einladung ergehen: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken“ (Matth. 11:28).
Wie erquickend ist es doch, sich am Verkündigen der Königreichsbotschaft zu beteiligen! Jesus führte dieses Predigtwerk ein, als er auf der Erde lebte, und schulte seine Jünger darin. Gemäß seinen Worten würde es am Abschluß des Systems der Dinge, also heute, seinen Höhepunkt erreichen (Matth. 4:17; 9:35; 10:7; 24:3, 14). Gottes Willen auf diese Weise zu tun ist geistig erbauend, es befriedigt und hilft einem, sich den Frieden mit Gott zu erhalten. Während Jehovas Zeugen diesen Dienst fortsetzen, ihre „Füße beschuht mit der Ausrüstung der guten Botschaft des Friedens“, können sie in jeder Situation seines Beistandes und Schutzes sicher sein (Eph. 6:14-16).
Der Apostel Paulus spricht davon, daß das Herz wahrer Christen „durch Besprengung vom bösen Gewissen gereinigt“ ist. Dem ist so, weil Gott gesagt hat: „Ihrer Sünden und ihrer gesetzlosen Taten werde ich keinesfalls mehr gedenken“ (Hebr. 10:17, 22). Mit einem erleichterten Gewissen kann sich der Christ eines wahren inneren Friedens, eines Herzensfriedens, erfreuen. Er macht sich weniger Sorgen wegen der Weltverhältnisse. Selbst der Gedanke an Krankheit und Tod hat von seinem Schrecken verloren. Zu wissen, daß es eine Auferstehung gibt, läßt eine solche Furcht verblassen (1. Thess. 4:13, 14).
MIT ANDEREN FRIEDEN SCHLIESSEN
Der Gott hingegebene, getaufte Christ erfüllt die Voraussetzung, mit anderen Frieden zu schließen. Was immer er seinen Nächsten betreffend tut, muß in Liebe geschehen. Nie darf Selbstsucht, Habgier, Stolz, Eifersucht oder der Drang nach Rache sein Motiv sein. Die Menschen erkennen Aufrichtigkeit, Gastfreundschaft und echte Liebe an und reagieren darauf, indem sie ähnliche Eigenschaften bekunden. Jesus stellte einen Grundsatz auf, der zeigt, wie man den Frieden fördern kann. Er sagte: „Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden“ (Luk. 6:38).
Wenn dieses Geben in Liebe geschehen und wirklichen Frieden fördern soll, darf man dabei nicht einseitig, parteiisch oder voreingenommen sein. Wir müssen allen Menschen, unter denen wir uns befinden, ungeachtet ihrer Religion, Nationalität, Hautfarbe oder sozialen Stellung wahre Nächste sein. Der Apostel Paulus wies darauf hin, daß dies ein christliches Erfordernis ist. Er sagte: „Jaget dem Frieden nach mit allen“ und: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden“ (Hebr. 12:14; Röm. 12:18). Jesus äußerte einmal eindringliche Worte, die zeigen, wie wichtig es ist, jedem ein guter, liebevoller, hilfsbereiter Nächster zu sein und sich die Zeit zu nehmen, allen die „gute Botschaft“ mitzuteilen, sowie alles daranzusetzen, auch durch materielle Güter anderen in der Not zu helfen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Welch großen Wert er darauf legte, zeigte er besonders dadurch, daß er ausgerechnet einen Samariter als den guten Nächsten bezeichnete. Im allgemeinen herrschte nämlich zwischen Juden und Samaritern Feindschaft (Luk. 10:29-37).
Was aber, wenn eine solche Nächstenliebe nicht erwidert wird? Der Christ kann dies nicht erzwingen, doch kann er selbst friedlich bleiben. Wenn jemand den Frieden stören oder einen Streit vom Zaun brechen will, sollte der Christ Gott um Hilfe bitten, damit er nicht die Beherrschung verliert oder auf Vergeltung sinnt. Die Bibel gibt den Rat: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. ... Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum“ (Röm. 12:17-19). Sollte wirklich Gefahr drohen, vertraut der Christ darauf, daß Gott nicht zulassen wird, daß er dauernden Schaden davonträgt. Dieses Vertrauen kommt in den Worten des Apostels Paulus zum Ausdruck, als er sagte: „Ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, noch Engel, noch Regierungen, ... noch Mächte, ... noch irgendeine andere Schöpfung imstande sein wird, uns von Gottes Liebe zu trennen, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8:38, 39).
WELTFRIEDEN
Jemand mag nun fragen: „Wie kann es aber je zu einem WELTFRIEDEN kommen, wenn doch nur wenige so friedlich leben?“ Das friedliche Leben an sich, das wir als einzelne führen, wird diesen Frieden auch nicht herbeiführen können. Der Gott der Christen ist jedoch „der Gott, der Frieden gibt“, und Christus Jesus ist der „Fürst des Friedens“ (Röm. 16:20; 1. Kor. 14:33; Jes. 9:6). Die, die absolut keinen Frieden wollen, die ständig den Frieden stören, die keinen Frieden halten können, bis sie an die Macht kommen, müssen von der Erde entfernt werden. Gott sagt, er werde die „verderben, die die Erde verderben“, wie er es einst durch die weltweite Flut der Tage Noahs tat (Offb. 11:18; 1. Mose 6:12, 13). Frieden hat aber seinen Preis. In der Bibel wird gesagt, worin er besteht: „Der Böse ist ein Lösegeld für den Gerechten, und der treulos Handelnde nimmt den Platz der Rechtschaffenen ein“ (Spr. 21:18). Gott wird also alle Bösen vernichten.
Der Fürst des Friedens, der von Gott eingesetzte König über die ganze Erde, wird allen nationalen Konflikten ein Ende machen. Genauso, wie Gott in alter Zeit sein Volk Israel beschützte, so wird er durch seinen eingesetzten König stets sein Volk überall beschützen. Im 46. Psalm wird beschrieben, wie Gott das von feindlichen Nationen umgebene Jerusalem schützte. Dies veranschaulicht, was er zugunsten aller Friedsamen tun wird. In dem Psalm heißt es: „Jehova der Heerscharen ist mit uns; der Gott Jakobs ist uns eine sichere Höhe. ... Kommt, seht die Taten Jehovas, wie er erstaunliche Ereignisse auf der Erde hat einsetzen lassen. Kriege läßt er aufhören bis an das äußerste Ende der Erde. Den Bogen zerbricht er, und den Speer zersplittert er; die Wagen [für den Krieg] verbrennt er im Feuer“ (Ps. 46:7-9).
Wenn Frieden und Harmonie auf der Erde herrschen, können Werke, die für die Menschen von Nutzen sind, ohne Behinderung durchgeführt werden; öffentliche Gelder werden nicht mehr für Kriegszwecke verschwendet werden. Überhaupt wird man Nachdruck auf nützliche Projekte legen. Die reichen Bodenschätze werden nicht mehr vergeudet werden. Jeder einzelne kann seine Talente entfalten und seine Fähigkeiten entwickeln und viel zum Wohlergehen anderer beitragen. Nur durch einen mit Gott geschlossenen Frieden kann wahrer Weltfrieden herbeigeführt und auch erhalten werden. Ein solch harmonisches Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen wird im 85. Psalm wie folgt beschrieben: „Was liebende Güte und Wahrhaftigkeit betrifft, sie sind einander begegnet; Gerechtigkeit und Friede — sie haben sich geküßt. Wahrhaftigkeit, sie wird aus der Erde selbst sprossen, und Gerechtigkeit, sie wird aus den Himmeln selbst herniederblicken. Auch wird Jehova seinerseits geben, was gut ist, und unser eigenes Land wird seinen Ertrag geben“ (Ps. 85:10-12).
Wenn du den Frieden liebst, kannst du dich bereits heute des Friedens mit Gott und deinen Mitchristen sowie eines gewissen Friedens mit anderen erfreuen. Dies ist ein Vorgeschmack des vollkommenen Friedens, der in naher Zukunft in Gottes neuer Ordnung herrschen wird. Der Frieden mit Gott ist also die Grundvoraussetzung, um mit Glaubensbrüdern und mit anderen Menschen, soweit es von einem selbst abhängt, in Frieden zu leben. Gott versichert, daß er den vollkommenen, dauernden Frieden zu seiner Zeit herbeiführen wird. Dies wird bald geschehen, nachdem er die vernichtet haben wird, „die die Erde verderben“ (Offb. 11:18).
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Die Bibel zeigt den Weg zum Frieden mit Gott
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Wir können mit unseren Nachbarn über die „gute Botschaft des Friedens“ sprechen.