Die Identität des heiligen Geistes
IST uns bewußt, daß der heilige Geist das Leben eines jeden von uns beeinflußt? Und erkennen wir, daß er sich sehr positiv auf unser Leben auswirken kann? Das mag manch einen überraschen. Vielleicht fragen wir uns sogar: „Wer oder was ist der heilige Geist überhaupt?“
Wer einer Kirche der Christenheit angehört, hat wahrscheinlich schon miterlebt, wie ein Geistlicher ein Baby „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft hat (Matthäus 28:19, Einheitsübersetzung). Fragt man Geistliche nach dem heiligen Geist, antworten die meisten sofort: „Der heilige Geist ist die dritte Person der Dreieinigkeit und ist in jeder Hinsicht Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus gleich.“
Diese Auffassung wurde in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung allerdings nicht vertreten. Ein Beispiel: Etwa drei Jahrhunderte nach dem Tod der Apostel Jesu Christi schrieb Gregor von Nazianz: „Die einen halten ... [den heiligen Geist] für eine Kraft (energeia), die anderen für ein Geschöpf, einige für einen Gott, andere können sich nicht entscheiden.“
Heute vertreten die meisten Kirchen die trinitarische Ansicht über den heiligen Geist. Wird diese jedoch von der Bibel gestützt? Oder beruht sie lediglich auf der Tradition? Die Bibel spricht vom heiligen Geist tatsächlich nie in der gleichen Weise wie von Gott oder von Jesus. So hat der heilige Geist gemäß der Bibel beispielsweise keinen Eigennamen.
Ist das nur ein unbedeutendes Detail? Nein, Namen sind in der Bibel etwas Wichtiges. Gott betont die Bedeutung seines Eigennamens, wenn er sagt: „Ich bin Jehova. Das ist mein Name; und keinem sonst werde ich meine eigene Herrlichkeit geben noch meinen Lobpreis gehauenen Bildern“ (Jesaja 42:8). Die Bedeutung des Namens Jesu Christi wurde dadurch unterstrichen, daß bereits vor seiner Geburt ein Engel zu Maria sagte: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben“ (Lukas 1:31). Warum hat der heilige Geist keinen Eigennamen, wenn der Name des Vaters und der des Sohnes so wichtig sind? Allein schon wegen dieser Einzelheit sollte man sich fragen, ob der heilige Geist wirklich dem Vater und dem Sohn gleich ist.
Die Bibel und der heilige Geist
In den Hebräischen Schriften oder dem „Alten Testament“ gibt es Bezugnahmen auf den „heiligen Geist“ und auf „meinen [Gottes] Geist“ (Psalm 51:11; Joel 2:28, 29). Wir lesen, daß der heilige Geist eine Person erfüllen, über sie kommen und sie einhüllen kann (2. Mose 31:3; Richter 3:10; 6:34). Etwas von Gottes heiligem Geist kann von einer Person genommen und einer anderen gegeben werden (4. Mose 11:17, 25). Der heilige Geist kann über jemandem wirksam werden und ihn befähigen, übermenschliche Dinge zu tun (Richter 14:6; 1. Samuel 10:6).
Worauf lassen solche Aussagen vernünftigerweise schließen? Sicher nicht, daß der heilige Geist eine Person ist. Wie könnte ein Teil einer Person von einem Menschen genommen und einem anderen gegeben werden? Außerdem fehlt jeglicher Beweis dafür, daß treue Juden zu Jesu Lebzeiten den heiligen Geist als eine Person betrachteten, die dem Vater gleich war. Sie beteten den heiligen Geist ganz gewiß nicht an. Ihre Anbetung war statt dessen allein auf Jehova ausgerichtet, den Jesus selbst ‘mein Vater’ und ‘mein Gott’ nannte (Johannes 20:17).
Wie das sogenannte Alte Testament sagt auch der Teil der Bibel, der als die Christlichen Griechischen Schriften oder das „Neue Testament“ bezeichnet wird, daß der heilige Geist eine Person ‘erfüllen’ oder „auf“ ihr sein kann (Apostelgeschichte 2:4; Lukas 2:25-27). Der heilige Geist wurde ‘gegeben’, „ausgegossen“ und ‘ausgeteilt’ (Lukas 11:13; Apostelgeschichte 10:45; Hebräer 2:4). Zu Pfingsten 33 u. Z. erhielten die Jünger „etwas von“ Gottes Geist (Apostelgeschichte 2:17). Die Bibel spricht auch von der Taufe und der Salbung mit heiligem Geist (Matthäus 3:11; Apostelgeschichte 1:5; 10:38).
Diese biblischen Erklärungen beweisen, daß der heilige Geist keine Person ist. Bestätigt wird die Schlußfolgerung noch dadurch, daß der heilige Geist zusammen mit anderen unpersönlichen Dingen aufgeführt wird. Die Bibel sagt beispielsweise, daß Stephanus ein „Mann voll Glaubens und heiligen Geistes“ war (Apostelgeschichte 6:5). Und der Apostel Paulus empfahl sich „durch sittliche Reinheit, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Güte, durch heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe“ als Diener Gottes (2. Korinther 6:4-6).
Zugegeben, manchmal wird der heilige Geist in der Bibel tatsächlich personifiziert. Jesaja sagte zum Beispiel, daß gewisse Rebellen ‘Gottes heiligen Geist verletzten’ (Jesaja 63:10). Wie Paulus zeigte, kann er „betrübt“ werden (Epheser 4:30). Und aus einer Reihe von Schriftstellen geht hervor, daß der heilige Geist lehrt, leitet, verkündet und ein Zeugnisträger ist (Johannes 14:26; 16:13, 14; 1. Johannes 5:7, 8). Aber die Bibel personifiziert beispielsweise auch die Weisheit, den Tod und die Sünde (Sprüche 1:20; Römer 5:17, 21). Das entspricht lediglich der lebendigen Ausdrucksweise, deren sich die Bibel mitunter bedient.
Wir tun ja heute etwas Ähnliches, wenn wir davon sprechen, daß die Bibel etwas sagt oder eine Lehre vertritt. Damit meinen wir schließlich auch nicht, daß die Bibel eine Person ist. Genausowenig will die Heilige Schrift mit solchen Formulierungen andeuten, der heilige Geist sei eine Person.
Doch was ist der heilige Geist dann? Er ist keine Person, sondern Gottes eigene wirksame Kraft, deren er sich bedient, um seinen Willen auszuführen (1. Mose 1:2). Aber inwiefern wird unser Leben vom heiligen Geist beeinflußt? Und wie können wir aus seiner Wirksamkeit größeren Nutzen ziehen?