Reicht dar zu eurem Ausharren Gottergebenheit
„Reicht dar zu eurem Glauben ... Ausharren, zu eurem Ausharren Gottergebenheit“ (2. PETRUS 1:5, 6).
1, 2. (a) Was geschah von den 30er Jahren an mit Zeugen Jehovas in den von den Nationalsozialisten beherrschten Ländern, und warum? (b) Wie erging es Jehovas Dienern angesichts dieser brutalen Behandlung?
ES WAR ein finsterer Abschnitt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Von den 30er Jahren an wurden Tausende von Zeugen Jehovas in den von den Nationalsozialisten beherrschten Ländern zu Unrecht verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Warum? Weil sie es wagten, neutral zu bleiben und den Hitlergruß zu verweigern. Wie wurden sie behandelt? „Keine Häftlingskategorie ist ... dem Sadismus der SS-Soldaten in einer solchen Weise ausgesetzt gewesen wie die Bibelforscher [Zeugen Jehovas]; ein Sadismus, der durch eine derartige nicht abreißende Kette physischer und seelischer Quälereien gekennzeichnet war, die keine Sprache der Welt wiederzugeben imstande ist“ (Karl Wittig, ein ehemaliger Beamter der deutschen Regierung).
2 Wie erging es den Zeugen? Dr. Christine E. King schrieb: „Nur gegen die Zeugen [im Gegensatz zu anderen religiösen Gruppen] war die [NS-]Regierung machtlos“ (The Nazi State and the New Religions: Five Case Studies in Non-Conformity). Ja, Jehovas Zeugen als Gesamtheit hielten stand, obwohl bei Hunderten von ihnen das Ausharren so weit ging, daß sie den Tod auf sich nahmen.
3. Was befähigt Zeugen Jehovas, in schweren Prüfungen auszuharren?
3 Was befähigte Zeugen Jehovas, in solchen Prüfungen auszuharren, und zwar nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland, sondern in der ganzen Welt? Ihr himmlischer Vater half ihnen wegen ihrer Gottergebenheit auszuharren. „Jehova weiß Menschen von Gottergebenheit aus der Prüfung zu befreien“, erklärte der Apostel Petrus (2. Petrus 2:9). Zuvor hatte Petrus in seinem Brief Christen den Rat gegeben: „Reicht dar zu eurem Glauben ... Ausharren, zu eurem Ausharren Gottergebenheit“ (2. Petrus 1:5, 6). Das Ausharren steht somit in enger Verbindung mit der Gottergebenheit. Damit wir bis zum Ende ausharren können, müssen wir sogar ‘nach Gottergebenheit jagen’ und sie offenbaren (1. Timotheus 6:11). Doch was ist Gottergebenheit eigentlich?
Was Gottergebenheit ist
4, 5. Was ist Gottergebenheit?
4 Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ (eusébeia) könnte man buchstäblich mit „Gut-Verehrung“ wiedergeben (2. Petrus 1:6, Kingdom Interlinear Translation).a Es zeigt ein herzliches, inniges Empfinden Gott gegenüber an. Gemäß W. E. Vine bezeichnet das Adjektiv eusebḗs, das buchstäblich „gut verehrend“ bedeutet, „die Kraft, die, von heiliger Ehrfurcht vor Gott geleitet, ihren Ausdruck in ergebener Tätigkeit findet“ (2. Petrus 2:9, Int).
5 Der Ausdruck „Gottergebenheit“ bezieht sich daher auf die Ehrfurcht oder Ergebenheit Jehova gegenüber, die uns veranlaßt, das zu tun, was ihm wohlgefällig ist. Daran halten wir selbst angesichts schwieriger Prüfungen fest, weil wir Gott von ganzem Herzen lieben. Es ist eine loyale, persönliche Bindung an Jehova, die in unserer Lebensführung zum Ausdruck kommt. Wahre Christen werden aufgefordert, darum zu beten, daß sie „ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit“ (1. Timotheus 2:1, 2). Gemäß den Lexikographen J. P. Louw und E. A. Nida „könnte ... [eusébeia] in 1 Tim 2,2 in einer Reihe von Sprachen passenderweise mit ‚so leben, wie Gott möchte, daß wir leben‘ oder ‚so leben, wie Gott gesagt hat, daß wir leben sollen‘ wiedergegeben werden“.
6. Welche Verbindung besteht zwischen Ausharren und Gottergebenheit?
6 Wir können nun besser verstehen, welche Verbindung zwischen Ausharren und Gottergebenheit besteht. Weil wir so leben, wie Gott möchte, daß wir leben — in Gottergebenheit —, ziehen wir uns den Haß der Welt zu, was unweigerlich zu Glaubensprüfungen führt (2. Timotheus 3:12). Doch wir würden uns bestimmt nicht veranlaßt fühlen, in solchen Prüfungen auszuharren, wenn wir keine persönliche Bindung an unseren himmlischen Vater hätten. Außerdem bewirkt unsere von Herzen kommende Ergebenheit eine Reaktion von seiten Jehovas. Stellen wir uns nur einmal vor, wie er empfinden muß, wenn er von den Himmeln herabschaut und diejenigen beobachtet, die sich bemühen, ihm trotz der verschiedensten Anfeindungen wohlzugefallen, weil sie ihm ergeben sind. Kein Wunder, daß er sich veranlaßt fühlt, „Menschen von Gottergebenheit aus der Prüfung zu befreien“!
7. Warum muß Gottergebenheit entwickelt werden?
7 Wir werden jedoch weder mit Gottergebenheit geboren, noch übernehmen wir sie automatisch von gottesfürchtigen Eltern (1. Mose 8:21). Sie muß statt dessen entwickelt werden (1. Timotheus 4:7, 10). Wir müssen daran arbeiten, zu unserem Ausharren und zu unserem Glauben Gottergebenheit darzureichen. Das erfordert, wie Petrus sagte, „ernsthaftes Bemühen“ (2. Petrus 1:5). Wie können wir also Gottergebenheit erlangen?
Wie erlangen wir Gottergebenheit?
8. Was ist gemäß dem Apostel Petrus der Schlüssel für das Erlangen von Gottergebenheit?
8 Der Apostel Petrus erklärte, was der Schlüssel für das Erlangen von Gottergebenheit ist. Er sagte: „Unverdiente Güte und Frieden sei euch gemehrt durch eine genaue Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn, insofern als seine göttliche Macht uns alles, was Leben und Gottergebenheit betrifft, durch die genaue Erkenntnis dessen geschenkt hat, der uns durch Herrlichkeit und Tugend berufen hat“ (2. Petrus 1:2, 3). Damit wir zu unserem Glauben und zu unserem Ausharren Gottergebenheit darreichen können, müssen wir somit an genauer, das heißt an vollständiger Erkenntnis Jehovas und Jesu Christi zunehmen.
9. Wie könnte man veranschaulichen, daß eine genaue Erkenntnis Gottes und Christi mehr umfaßt, als lediglich zu wissen, wer sie sind?
9 Was bedeutet es, eine genaue Erkenntnis Gottes und Christi zu haben? Es umfaßt eindeutig weit mehr, als lediglich zu wissen, wer sie sind. Ein Beispiel: Wir wissen wahrscheinlich, wer neben uns wohnt, und grüßen den Betreffenden mit Namen. Würden wir ihm jedoch eine größere Summe Geld leihen? Bestimmt nur, wenn wir wirklich wüßten, was für ein Mensch er ist. (Vergleiche Sprüche 11:15.) Jehova und Jesus genau oder gründlich zu kennen bedeutet ebenfalls mehr, als nur zu glauben, daß sie existieren, und ihre Namen zu kennen. Die Bereitschaft, um ihretwillen in Prüfungen auszuharren, und das selbst angesichts des Todes, setzt voraus, daß wir sie wirklich so gut kennen, daß wir ein vertrautes Verhältnis zu ihnen haben (Johannes 17:3). Was schließt das ein?
10. Welche zwei Bereiche schließt es ein, eine genaue Erkenntnis Jehovas und Jesu zu besitzen, und warum?
10 Eine genaue oder vollständige Erkenntnis Jehovas und Jesu zu besitzen schließt zweierlei ein: 1. sie als Personen kennenzulernen — ihre Eigenschaften, ihre Empfindungen und ihre Handlungsweise — und 2. ihr Beispiel nachzuahmen. Zur Gottergebenheit gehört eine tiefempfundene persönliche Bindung an Jehova, die wir durch unsere Lebensführung zum Ausdruck bringen. Wir können Gottergebenheit daher nur erlangen, wenn wir Jehova persönlich kennenlernen und mit seinem Willen und seinen Wegen so gründlich vertraut werden, wie das für Menschen möglich ist. Diese Erkenntnis müssen wir anwenden und uns bemühen, wie Jehova zu sein, wenn wir ihn, in dessen Bild wir erschaffen wurden, wirklich kennen wollen (1. Mose 1:26-28; Kolosser 3:10). Und da Jesus in dem, was er sagte und tat, Jehova vollkommen nachahmte, ist eine genaue Erkenntnis Jesu eine wertvolle Hilfe, Gottergebenheit zu entwickeln (Hebräer 1:3).
11. (a) Wie können wir eine genaue Erkenntnis Gottes und Christi erlangen? (b) Warum ist es wichtig, über das, was wir lesen, nachzusinnen?
11 Aber wie können wir eine solche genaue Erkenntnis Gottes und Christi erlangen? Dadurch, daß wir eifrig die Bibel und biblische Veröffentlichungen studieren.b Doch damit wir durch unser persönliches Bibelstudium tatsächlich Gottergebenheit erlangen, müssen wir uns unbedingt Zeit zum Nachsinnen nehmen, das heißt uns über das Gelesene Gedanken machen oder darüber nachdenken. (Vergleiche Josua 1:8.) Warum ist das so wichtig? Erinnern wir uns daran, daß die Gottergebenheit ein herzliches, inniges Empfinden Gott gegenüber ist. In der Bibel wird das Nachsinnen wiederholt mit dem sinnbildlichen Herzen — dem inneren Menschen — in Verbindung gebracht (Psalm 19:14; 49:3; Sprüche 15:28). Wenn wir voller Wertschätzung über das nachdenken, was wir gelesen haben, dringt es in den inneren Menschen ein; auf diese Weise werden unsere Gefühle angesprochen, und unser Denken wird beeinflußt. Nur dann kann das Studium unsere persönliche Bindung an Jehova stärken und uns veranlassen, trotz schwieriger Umstände oder schwerer Prüfungen so zu leben, wie es Gott gefällt.
Zu Hause Gottergebenheit pflegen
12. (a) Wie kann ein Christ gemäß den Worten des Paulus zu Hause Gottergebenheit pflegen? (b) Warum kümmern sich wahre Christen um ihre an Jahren fortgeschrittenen Eltern?
12 Gottergebenheit sollte zuerst zu Hause gepflegt werden. So sagte der Apostel Paulus: „Wenn ... irgendeine Witwe Kinder oder Enkel hat, so laß diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Timotheus 5:4). Sich um die an Jahren fortgeschrittenen Eltern zu kümmern ist, wie Paulus feststellte, ein Ausdruck der Gottergebenheit. Wahre Christen nehmen die Betreuung ihrer Eltern nicht lediglich aus Pflichtgefühl auf sich, sondern aus Liebe zu ihnen. Darüber hinaus wissen sie, wieviel Wert Jehova darauf legt, für die Angehörigen zu sorgen. Ihnen ist völlig bewußt, daß es gleichbedeutend damit wäre, ‘den christlichen Glauben zu verleugnen’, würde man seinen Eltern in Zeiten der Not den Rücken kehren (1. Timotheus 5:8).
13. Warum kann es eine echte Herausforderung sein, zu Hause Gottergebenheit zu pflegen, aber welche Befriedigung bereitet einem die Betreuung der Eltern?
13 Es ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, zu Hause Gottergebenheit zu pflegen. Die Familienmitglieder mögen durch beträchtliche Entfernungen voneinander getrennt sein. Vielleicht haben die erwachsenen Kinder selbst Kinder und müssen sehen, wie sie mit dem Geld zurechtkommen. Die Art oder das Maß der Hilfeleistung, die die Eltern benötigen, kann die körperliche, geistige und psychische Gesundheit derjenigen, die sie betreuen, ziemlich strapazieren. Doch das Bewußtsein, daß die Betreuung der Eltern nicht nur „eine gebührende Vergütung“ ist, sondern auch Gott erfreut, „dem jede Familie im Himmel und auf Erden ihren Namen verdankt“, kann echte Befriedigung bereiten (Epheser 3:14, 15).
14, 15. Nenne ein Beispiel dafür, wie sich Kinder in gottgefälliger Weise um ihre Eltern kümmern.
14 Betrachten wir ein wirklich rührendes Beispiel. Ellis und fünf seiner Brüder und Schwestern stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihren Vater zu Hause zu betreuen. „Unser Vater erlitt 1986 einen Schlaganfall und ist seitdem völlig gelähmt“, berichtet Ellis. Die sechs Kinder kümmern sich abwechselnd um die Bedürfnisse ihres Vaters, angefangen vom Baden bis zum regelmäßigen Umdrehen, damit er sich nicht wundliegt. „Wir lesen ihm vor, sprechen mit ihm, spielen ihm Musik vor. Wir sind nicht sicher, ob er sich dessen bewußt ist, was um ihn herum vor sich geht, aber wir behandeln ihn so, als würde er alles mitbekommen.“
15 Warum kümmern sich die Kinder in dieser Weise um ihren Vater? Ellis erzählt weiter: „Nach dem Tod unserer Mutter im Jahre 1964 zog uns unser Vater allein groß. Zu jener Zeit waren wir zwischen 5 und 14 Jahre alt. Er war damals für uns da; heute sind wir für ihn da.“ Es ist für seine Kinder gewiß nicht leicht, ihn so zu betreuen, und sie sind manchmal entmutigt. „Aber uns ist bewußt, daß der Zustand unseres Vaters ein vorübergehendes Problem ist“, sagt Ellis. „Wir blicken der Zeit entgegen, wenn unser Vater gesundheitlich wiederhergestellt sein wird und wir wieder mit unserer Mutter vereint sein können“ (Jesaja 33:24; Johannes 5:28, 29). Eine solche hingebungsvolle Betreuung der Eltern muß denjenigen von Herzen freuen, der Kindern gebietet, ihre Eltern zu ehren (Epheser 6:1, 2).c
Gottergebenheit und der Predigtdienst
16. Was sollte der Hauptgrund für das sein, was wir im Predigtdienst tun?
16 Wenn wir Jesu Einladung annehmen, ‘ihm beständig zu folgen’, stehen wir unter dem göttlichen Gebot, die gute Botschaft vom Königreich zu predigen und Jünger zu machen (Matthäus 16:24; 24:14; 28:19, 20). In den gegenwärtigen „letzten Tagen“ ist es eindeutig eine christliche Verpflichtung, sich am Predigtdienst zu beteiligen (2. Timotheus 3:1). Unser Beweggrund für das Predigen und Lehren muß allerdings über ein reines Pflichtgefühl hinausgehen. Unsere tiefe Liebe zu Jehova muß der Hauptgrund für das sein, was wir im Predigtdienst tun und in welchem Umfang wir ihn verrichten. „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“, sagte Jesus (Matthäus 12:34). Ja, wenn unser Herz vor Liebe zu Jehova überfließt, fühlen wir uns gedrängt, anderen über ihn Zeugnis zu geben. Ist unser Beweggrund Liebe zu Gott, dann wird unser Predigtdienst ein echter Ausdruck unserer Gottergebenheit sein.
17. Was wird uns veranlassen, den Predigtdienst aus dem richtigen Beweggrund durchzuführen?
17 Was wird uns veranlassen, den Predigtdienst aus dem richtigen Beweggrund durchzuführen? Denken wir einmal ganz bewußt über drei Gründe nach, Jehova zu lieben, Gründe, die er uns selbst liefert. 1. Wir lieben Jehova wegen der Dinge, die er bereits für uns getan hat. Er hätte durch nichts größere Liebe beweisen können als durch die Beschaffung des Lösegelds (Matthäus 20:28; Johannes 15:13). 2. Wir lieben Jehova wegen der Dinge, die er heute für uns tut. Wir besitzen Freimut der Rede Jehova gegenüber, und er erhört unsere Gebete (Psalm 65:2; Hebräer 4:14-16). Da wir den Königreichsinteressen den Vorrang einräumen, erhalten wir das Lebensnotwendige (Matthäus 6:25-33). Uns wird ein stetiger Vorrat an geistiger Speise zur Verfügung gestellt, die uns hilft, mit unseren Problemen fertig zu werden (Matthäus 24:45). Und wir sind damit gesegnet, zu einer weltweiten christlichen Bruderschaft zu gehören, wodurch wir uns von der übrigen Welt deutlich unterscheiden (1. Petrus 2:17). 3. Wir lieben Jehova auch wegen der Dinge, die er noch für uns tun wird. Aufgrund seiner Liebe können wir „das wirkliche Leben fest ergreifen“ — das künftige ewige Leben (1. Timotheus 6:12, 19). Wenn wir über die Liebe Jehovas uns gegenüber nachdenken, fühlen wir uns sicher von Herzen veranlaßt, anderen eifrig von ihm und seinen herrlichen Vorsätzen zu erzählen. Niemand wird uns sagen müssen, was oder wieviel wir im Predigtdienst tun müssen. Unser Herz wird uns drängen, das zu tun, was wir können.
18, 19. Welches Hindernis mußte eine Schwester überwinden, bevor sie den Predigtdienst aufnahm?
18 Selbst angesichts schwieriger Umstände wird sich ein Herz, das von Gottergebenheit angetrieben wird, gedrängt fühlen zu reden. (Vergleiche Jeremia 20:9.) Das wird am Beispiel Stellas deutlich, einer äußerst schüchternen Christin. Zu Beginn ihres Bibelstudiums dachte sie: „Ich werde nie von Haus zu Haus gehen können!“ Sie berichtet: „Ich war immer sehr still. Es lag mir nicht, andere anzusprechen, um ein Gespräch zu beginnen.“ Im Verlauf des Studiums nahm ihre Liebe zu Jehova zu, und sie entwickelte den brennenden Wunsch, mit anderen über ihn zu sprechen. „Ich kann mich noch erinnern, daß ich zu der Schwester, die mit mir die Bibel studierte, sagte: ‚Ich möchte so gern predigen, aber ich kann einfach nicht, und das quält mich wirklich.‘ Ich werde nie vergessen, was sie darauf erwiderte: ‚Stella, sei dankbar, daß du predigen möchtest.‘“
19 Bald gab Stella ihrer Nachbarin Zeugnis. Dann tat sie einen für sie gewaltigen Schritt — sie beteiligte sich zum erstenmal am Haus-zu-Haus-Dienst (Apostelgeschichte 20:20, 21). Sie erzählt: „Ich hatte mir meine Darbietung aufgeschrieben. Aber ich hatte solche Angst, daß ich zu nervös war, um auf meine Notizen zu schauen, obwohl ich sie direkt vor mir hatte!“ Heute, 35 Jahre später, hat Stella immer noch ein sehr schüchternes Wesen. Doch sie liebt den Predigtdienst und hat nach wie vor einen bedeutenden Anteil daran.
20. Welches Beispiel zeigt, daß nicht einmal Verfolgung oder Haft treuen Zeugen Jehovas den Mund verschließen kann?
20 Nicht einmal Verfolgung oder Haft kann treuen Zeugen Jehovas den Mund verschließen. Nehmen wir zum Beispiel Ernst und Hildegard Seliger aus Deutschland. Beide verbrachten wegen ihres Glaubens zusammengerechnet über 40 Jahre in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und kommunistischen Gefängnissen. Selbst im Gefängnis fuhren sie unbeirrt fort, anderen Gefangenen Zeugnis zu geben. Hildegard berichtete: „Die Zuchthausverwaltung stufte mich als besonders gefährlich ein, da ich, wie eine Beamtin sagte, den ganzen Tag nur von der Bibel sprechen würde. Ich kam daher in eine Kellerzelle.“ Nachdem Bruder und Schwester Seliger wieder in Freiheit waren, setzten sie ihre ganze Zeit für den christlichen Predigtdienst ein. Beide dienten treu, bis sie starben, Bruder Seliger 1985 und seine Frau 1992.
21. Was müssen wir tun, um zu unserem Ausharren Gottergebenheit darzureichen?
21 Wenn wir Gottes Wort eifrig studieren und uns die Zeit nehmen, voller Wertschätzung über das Gelernte nachzusinnen, werden wir an genauer Erkenntnis Jehovas, unseres Gottes, und Jesu Christi zunehmen. Das wird wiederum dazu führen, daß wir die wertvolle Eigenschaft der Gottergebenheit in noch vollerem Maße erlangen. Ohne Gottergebenheit ist es unmöglich, in den verschiedenen Prüfungen auszuharren, die über uns als Christen kommen. Beherzigen wir daher den Rat des Apostels Petrus, und fahren wir fort, ‘zu unserem Glauben Ausharren und zu unserem Ausharren Gottergebenheit darzureichen’ (2. Petrus 1:5, 6).
[Fußnoten]
a William Barclay bemerkt zu eusébeia: „Die Silbe seb bedeutet Verehrung oder Anbetung. Eu ist das griechische Wort für gut; so bedeutet eusebeia rechte Anbetung, echte Verehrung“ (Begriffe des Neuen Testaments).
b Eine Abhandlung darüber, wie wir studieren sollten, um unsere Erkenntnis des Wortes Gottes zu vertiefen, ist im Wachtturm vom 15. August 1993, Seite 12—17 zu finden.
c Eine ausführliche Abhandlung darüber, wie man gegenüber seinen an Jahren fortgeschrittenen Eltern Gottergebenheit üben kann, ist im Wachtturm vom 1. Juni 1987, Seite 13—18 zu finden.
Wie lautet deine Antwort?
◻ Was ist Gottergebenheit?
◻ Welche Verbindung besteht zwischen Ausharren und Gottergebenheit?
◻ Was ist der Schlüssel für das Erlangen von Gottergebenheit?
◻ Wie kann ein Christ zu Hause Gottergebenheit pflegen?
◻ Was muß der Hauptgrund für das sein, was wir im Predigtdienst tun?
[Bild auf Seite 18]
Zeugen Jehovas im Konzentrationslager Ravensbrück bekundeten Ausharren und Gottergebenheit