Fußnote
a Siehe The Bible Students Monthly, Band VI, Nr. 7, in dem unter dem Titel „Rabbi Wise gibt den Kirchen die Schuld am Krieg“ folgendes gesagt wurde: „ ‚Das Versagen der Kirchen und Synagogen, das Volk weiterhin zu leiten, war die Ursache des gegenwärtigen Krieges‘, sagte Rabbi Stephen S. Wise gestern in der Freien Synagoge der Carnegie Hall. Rabbi Wise charakterisierte die gegenwärtige Haltung der Kirchen als ,kraftlos, zaudernd, hinkend und zaghaft‘. Er sagte, der Staat habe die Kirche besiegt und sie folge nun der öffentlichen Meinung, statt ihr Führer zu sein.
,Man hat an Stelle Gottes einen Kriegsteufel auf den Thron erhoben‘, sagte er. ,Die Kirchen nehmen sich nicht ernst. Sie geben sich damit zufrieden, bloß ein Teil der Gesellschaftsordnung zu sein und ihre Länder und Herrscher zu verteidigen — ob es nun gerecht oder ungerecht sei. Die Kirche wird mundtot gemacht und gedrosselt, so daß sie sich unterwirft. Sie gleicht einem stummen Hund, der alt und zahnlos geworden ist und nicht mehr beißen kann.
Viele von uns erwarteten, daß die sozialistische Macht einen solchen Krieg verhüten würde, und wurden von den Sozialisten Europas bitter enttäuscht, als sie das zu tun verfehlten. Niemals aber blickten wir zu den Kirchen, den Moscheen und den Synagogen auf in der Hoffnung, daß diese den Krieg verhindern würden. Keiner von uns erwartete etwas Derartiges von ihnen, und wir wissen, was mit irgendeinem Führer der anglikanischen Kirche geschehen könnte, der es wagen würde, seine Stimme gegen die Teilnahme seines Landes am gegenwärtigen Krieg zu erheben.
Franz Josef beobachtet eine leere Form, wenn er jedes Jahr zu Ostern die Füße von einem Dutzend Pilgern wäscht, und die Kirche ist mit ihm zufrieden. Der Zar ist am Sonntag das Haupt seiner Kirche und während der Woche das Haupt seiner Armee.
Und als sich die Nationen zu diesem Krieg rüsteten, befragten sie nie die Kirchen, weil sie wußten, daß sie sich, ebenso wie sie sich auf ihre Sanitätskorps und ihre Proviantmeister verlassen konnten, auch darauf verlassen konnten, daß die Kirchen sie unterstützten.
Missionare täten besser daran, zuerst zu Hause das Christentum zu lehren.’
Der Rabbi schloß mit den Worten:
,Es tut uns in der Seele weh, von der Zerstörung der Kathedralen in Reims und anderswo zu lesen, aber diese Kathedralen waren schon lange zuvor zerstört, und nur ihre äußeren Mauern sind jetzt gefallen.
Kriegsgötter, Geldgötter und Machtgötter haben diese Gebäude Jahrhundert um Jahrhundert zerstört‘ “ (New York American, 12. Oktober 1914, Seite 4)