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GenerationEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Mit dem Ausdruck „Generation“ kann auch eine Gruppe gemeint sein, das heißt Personen, die sich durch bestimmte Eigenschaften oder einen bestimmten Zustand auszeichnen. Die Bibel spricht von der „Generation des Gerechten“ (Ps 14:5; 24:6; 112:2) und von einer „verkehrten und verdrehten Generation“ (5Mo 32:5, 20; Spr 30:11-14). Als Jesus Christus auf der Erde war, sprach er von der damaligen jüdischen Nation ähnlich. Auch der Apostel Paulus wandte solche Ausdrücke auf die damalige Welt an, die im Allgemeinen Gott entfremdet war (Mat 12:39; 16:4; 17:17; Mar 8:38; Php 2:14, 15).
Ein hebräisches Wort für „Generation“ lautet dōr und entspricht dem aramäischen dar (Da 4:3, 34). dōr leitet sich von einem Wurzelverb her, das den Sinn von „in einem Kreis schichten“ oder „umhergehen“ hat (Hes 24:5; Ps 84:10) und somit die Grundbedeutung „Kreis“ besitzt. Das verwandte Wort dur bedeutet „Ball“ (Jes 22:18). Die griechische Entsprechung lautet geneá und stammt von einer Wurzel, die „(geboren) werden“ bedeutet.
tōle·dhṓth, ein anderes hebräisches Wort, wird manchmal mit „Generationen“ oder „Geschlechterfolge“ (4Mo 3:1; Ru 4:18, EÜ) wiedergegeben, ferner mit „Nachkommen“ oder „Familien“ (1Ch 5:7; 7:2, 4, 9) sowie mit „Geschichte“ oder „Entstehung“ (1Mo 2:4; 5:1; 6:9; vgl. EB, NW, RSt, ZB und andere Übersetzungen).
Zeitraum. Wenn der Ausdruck „Generation“ auf die zu einer bestimmten Zeit lebenden Menschen angewandt wird, kann die Dauer dieses Zeitraums nicht genau festgelegt, sondern nur angemessen eingegrenzt werden. Diese Grenzen würden durch die Lebensspanne der Menschen oder der Bevölkerung der jeweiligen Zeit bestimmt. Die Lebensspanne der zehn Generationen von Adam bis Noah betrug durchschnittlich über 850 Jahre (1Mo 5:5-31; 9:29). Aber nach Noah sank die Lebensspanne der Menschen drastisch. Abraham z. B. lebte nur 175 Jahre (1Mo 25:7). Wie zur Zeit Mose erreichen die Menschen heute unter günstigen Bedingungen mitunter 70 oder 80 Jahre. Moses schrieb: „Die Tage unserer Jahre an sich sind siebzig Jahre; und wenn sie zufolge besonderer Kraft achtzig Jahre sind, geht ihr Drang doch nach Ungemach und schädlichen Dingen; denn es wird bestimmt schnell vorübergehen, und hinweg fliegen wir“ (Ps 90:10). Einige wenige mögen länger leben, aber Moses beschrieb den Normalfall. Moses selbst, der 120 Jahre lebte, war eine Ausnahme, ebenso sein Bruder Aaron (123 Jahre), Josua (110 Jahre) und einige andere, die außergewöhnlich kräftig und vital waren (5Mo 34:7; 4Mo 33:39; Jos 24:29).
„Diese Generation“ in den Prophezeiungen Christi. Wenn in der biblischen Prophetie von „dieser Generation“ die Rede ist, muss man den Kontext in Betracht ziehen, um deren Bedeutung zu ermitteln. Als Jesus Christus die geistlichen Führer der Juden verurteilte, sagte er abschließend: „Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über diese Generation kommen.“ Die Geschichte zeigt, dass jene Generation etwa 37 Jahre später (im Jahr 70 u. Z.), wie vorhergesagt, die Zerstörung Jerusalems erlebte (Mat 23:36).
Etwas später am selben Tag gebrauchte Jesus nochmals fast die gleichen Worte, indem er sagte: „Wahrlich, ich sage euch, dass diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen“ (Mat 24:34). Jesus beantwortete hier eine Frage bezüglich der Verwüstung Jerusalems und seines Tempels sowie des Zeichens seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge. Seine Worte über „diese Generation“ bezogen sich demnach auf die Zeit bis 70 u. Z. Er gebrauchte das Wort „Generation“ aber auch in Bezug auf Menschen, die von den vorausgesagten Ereignissen während seiner Gegenwart berührt werden würden (Mat 24).
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Genesis (1. Mose)Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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GENESIS (1. MOSE)
Das erste Buch des Pentateuchs (gr. „fünf Schriftrollen“ oder „Fünfband“). „Genesis“ („Ursprung [Entstehung]“, „Geburt“), die Bezeichnung für das erste dieser Bücher, stammt aus der Septuaginta, während sein hebräischer Titel Bereʼschíth („Im Anfang“) dem ersten Wort seines einleitenden Satzes entspricht.
Wann und wo geschrieben. Die Genesis oder das erste Buch Mose gehörte offensichtlich zu den ursprünglichen Schriften (der Thora) und wurde wahrscheinlich im Jahr 1513 v. u. Z. von Moses in der Wildnis Sinai vollendet. Nach den ersten beiden Versen (1:1, 2), die von der Erschaffung des Himmels und der Erde berichten, behandelt das Buch einen Zeitraum von Tausenden von Jahren, die für die Vorbereitung der Erde als Wohnstätte des Menschen nötig waren (siehe SCHÖPFUNG; TAG). Danach schildert es die Zeit von der Erschaffung des Menschen an bis zum Tod Josephs im Jahr 1657 v. u. Z. (Siehe CHRONOLOGIE [Von der Erschaffung des Menschen bis zur Gegenwart].)
Schreiber. Der früher von Skeptikern erhobene Einwand, in den Tagen Mose sei das Schreiben noch unbekannt gewesen, wird heute allgemein zurückgewiesen. P. J. Wiseman führt in seinem Buch Die Entstehung der Genesis (1957, S. 38) aus, dass archäologische Forschungen Folgendes hinreichend bewiesen haben: „Solange wir die Geschichte der Menschheit zurückverfolgen können, vermag der Mensch zu schreiben.“ Heute geben so gut wie alle Gelehrten zu, dass das Schreiben schon lange vor der Zeit Mose (im zweiten Jahrtausend v. u. Z.) bekannt war. Aussprüche wie der in 2. Mose 17:14: „Schreibe dies zum Gedenken in das Buch“, beweisen sehr deutlich, dass das Schreiben in den Tagen von Moses allgemein üblich war. Adam muss die Fähigkeit gehabt haben, eine Schrift zu erfinden, da Gott ihm als vollkommenem Menschen eine Sprache verliehen hatte sowie die Fähigkeit, sie vollkommen zu gebrauchen. Die Bibel gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass er es gemacht hat (1Mo 2:19, 23).
Woher hatte Moses den Stoff für die Genesis?
Die in der Genesis beschriebenen Ereignisse spielten sich alle vor der Geburt von Moses ab. Möglicherweise hat er die betreffenden Informationen direkt durch göttliche Offenbarung erhalten. Es liegt auf der Hand, dass jemand (entweder er selbst oder jemand vor ihm) über die Ereignisse vor der Erschaffung des Menschen auf diese Weise Aufschluss erhalten haben muss (1Mo 1:1-27; 2:7, 8). Moses könnte aber diesen und die übrigen Informationen auch durch mündliche Überlieferung erhalten haben. Da die Menschen damals sehr lange lebten, hätte die Weitergabe der Informationen von Adam bis Moses nur fünf Menschen als Bindeglieder erfordert: Methusalah, Sem, Isaak, Levi und Amram. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Moses den in der Genesis enthaltenen Aufschluss großenteils durch bereits vorhandene Aufzeichnungen oder Schriftstücke erhielt. Diese Ansicht vertrat der niederländische Gelehrte Campegius Vitringa schon im 18. Jahrhundert, wobei er davon ausging, dass in der Genesis (nach der King James Version) zehnmal die Äußerung „dies sind die Geschlechter“ und einmal „das ist das Buch der Geschlechter“ vorkommt (1Mo 2:4; 5:1; 6:9; 10:1; 11:10, 27; 25:12, 19; 36:1, 9; 37:2). Das Wort „Geschlechter“ in dieser Äußerung entspricht dem hebräischen Wort tōle·dhṓth, das besser mit „Geschichte“ oder „Ursprung“ übersetzt wird. Zum Beispiel kann die Wendung „die Geschlechter des Himmels und der Erde“ kaum passend sein, wogegen man sich unter den Worten „die Geschichte des Himmels und der Erde“ eher etwas vorstellen kann (1Mo 2:4). Damit in Übereinstimmung steht in der Elberfelder Bibel, der französischen Übersetzung von Crampon und in der spanischen von Bover-Cantera der Ausdruck „Geschichte“ wie in der Neuen-Welt-Übersetzung. So, wie die Menschen heute an einer genauen Geschichtsschreibung interessiert sind, waren sie es bestimmt schon von Anfang an.
Vitringa und andere haben unter dem Begriff tōle·dhṓth in der Genesis ein bereits vorhandenes historisches Dokument verstanden, über das Moses verfügte und auf das er sich bei einem Großteil seiner Aufzeichnungen der Genesis stützte, wofür es allerdings keinen biblischen Beweis gibt. Sie nehmen an, dass die unmittelbar in Verbindung mit diesen „Geschichten“ namentlich erwähnten Personen (Adam, Noah, Noahs Söhne, Sem, Terach, Ismael, Isaak, Esau und Jakob) entweder die Schreiber oder die ursprünglichen Besitzer jener schriftlichen Aufzeichnungen waren. Das lässt natürlich immer noch die Frage offen, wie Moses in den Besitz dieser Aufzeichnungen kam. Auch bleibt die Frage ungeklärt, wieso Schriftstücke von Männern, die keine treuen Anbeter Jehovas waren (wie Ismael und Esau), als wichtige Quellen der verwendeten Informationen hätten dienen sollen. Es ist durchaus möglich, dass der Ausdruck „dies ist die Geschichte“ lediglich eine Einleitung ist, durch die die verschiedenen Teile des langen, umfassenden Geschichtsberichts passenderweise voneinander abgegrenzt wurden. Matthäus gebrauchte in der Einleitung seines Evangeliums einen ähnlichen Ausdruck (Mat 1:1; siehe SCHREIBEN).
Man kann also zu keiner endgültigen Schlussfolgerung gelangen, was die unmittelbare Quelle betrifft, durch die Moses den von ihm aufgezeichneten Aufschluss empfing. Vielleicht erhielt er ihn nicht nur auf die e i n e der erwähnten Arten, sondern auf alle drei – zum Teil durch direkte Offenbarung, teilweise durch mündliche Überlieferung und zum Teil durch schriftliche Dokumente. Wichtig ist dabei, dass Jehova Gott den Propheten Moses leitete und dieser somit unter göttlicher Inspiration schrieb (2Pe 1:21).
Der Inhalt sollte künftigen Generationen als göttliche Richtschnur dienen. Er sollte der Nation Israel immer wieder vorgelesen werden (5Mo 31:10-12; 2Kö 23:2, 3; Ne 8:2, 3, 18), und ihre Könige sollten sich davon leiten lassen (5Mo 17:18, 19).
Die „Quellentheorie“ der Kritiker. Nach der Theorie einiger Bibelkritiker soll die Genesis nicht das Werk eines einzigen Schreibers oder Zusammenträgers sein, sondern soll von mehreren Schreibern verfasst worden sein, von denen einige
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