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Wahre Christen ehren ÄltereDer Wachtturm 1987 | 1. Juni
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Wahre Christen ehren Ältere
„DIE Betagten“, sagt die Wissenschaftlerin Suzanne Steinmetz, „stehen am Ende ihres wirtschaftlich produktiven Lebens, das in unserem Kulturkreis als Grundlage dafür gilt, den einzelnen zu bewerten und ihm Status, Respekt und Entlohnung zuzumessen.“ In der modernen Gesellschaft sind die Aussichten für Betagte daher ausgesprochen schlecht. Kein Wunder, daß man des öfteren von Vernachlässigung und Mißhandlung älterer Menschen lesen muß.
Welchen Standpunkt nimmt eigentlich die Bibel in bezug auf Ältere ein? In Gottes Wort wird ganz realistisch eingeräumt, daß das Altwerden Probleme mit sich bringt. Der Psalmist betete: „Wirf mich nicht weg in der Zeit des Alters; gerade wenn meine Kraft versagt, verlaß mich nicht“ (Psalm 71:9). Er spürte, daß er im Alter mehr denn je die Unterstützung Jehovas benötigte. Und die Bibel zeigt deutlich, daß wir die Bedürfnisse der Betagten berücksichtigen sollen.
Es stimmt, Salomo nannte das Alter „die unglücklichen Tage“, an denen man „kein Gefallen“ habe (Prediger 12:1-3). In der Bibel werden jedoch zu den Segnungen Gottes auch „Länge der Tage und Jahre des Lebens“ gezählt (Sprüche 3:1, 2). So verhieß Jehova Abraham beispielsweise: „Du wirst in gutem Alter begraben werden“ (1. Mose 15:15). Ganz bestimmt verdammte Gott den treuen Abraham nicht dazu, trostlose, ‘unglückliche Tage’ zu erleben, an denen er „kein Gefallen“ gehabt hätte. Abraham fand in seinen späteren Jahren Frieden und Ruhe und konnte befriedigt auf ein Leben im Dienst für Jehova zurückblicken. Er konnte auch einer „Stadt, die wahre Grundlagen hat“ — Gottes Königreich —, entgegenblicken (Hebräer 11:10). Als er starb, war er daher „alt und mit Tagen gesättigt“ (1. Mose 25:8).
Doch warum nannte Salomo das Alter „die unglücklichen Tage“? Er bezog sich damit auf die unerbittliche Verschlechterung des Gesundheitszustands, die das Alter mit sich bringt. Für einen Menschen, der versäumt hat, ‘seines großen Schöpfers in den Tagen seines Jünglingsalters zu gedenken’, ist das vorgerückte Alter eine besonders unglückliche Zeit (Prediger 12:1). Ein betagter Mensch, der sein Leben vergeudet hat, findet „kein Gefallen“ an seinem Lebensabend. Seine ausschweifende Lebensführung mag sogar gesundheitliche Probleme verursacht haben, die die Unannehmlichkeiten des Alters noch verschlimmern. (Vergleiche Sprüche 5:3-11.) Blickt er nach vorn, so steht ihm nur noch das Grab in Aussicht. Für denjenigen, der sein Leben dazu verwandt hat, Gott zu dienen, gibt es zwar auch ‘unglückliche Tage’, da sein Körper immer schwächer wird, aber wie Abraham kann er die Freude und die Befriedigung empfinden, ein gutes Leben gelebt zu haben und die ihm verbliebenen Kräfte im Dienst für Gott einsetzen zu können. „Eine Krone der Schönheit ist graues Haar, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit gefunden wird“, heißt es in der Bibel (Sprüche 16:31).
Das Alter bringt tatsächlich auch gewisse Vorteile mit sich. „Jugend und die Blüte des Lebens sind Nichtigkeit“, sagte Salomo. Junge Menschen mögen sich zwar einer blühenden Gesundheit erfreuen, aber ihnen fehlt es oft an Erfahrung und an Urteilsvermögen. Im Alter kann man dagegen auf die Erfahrungen der gesamten Lebenszeit zurückgreifen. Der Betagte ‘hält sich Unglück fern’, in das der impulsive Jugendliche oft direkt hineinläuft (Prediger 11:10; 2. Timotheus 2:22). Daher konnte Salomo sagen: „Die Pracht der Alten ist ihr graues Haupt“ (Sprüche 20:29).
In der Bibel wird den Älteren somit Ehre zuerkannt. Welchen Einfluß hat das darauf, wie sich Christen ihnen gegenüber verhalten?
Vor Betagten „aufstehen“
Gott erlegte der Nation Israel die Verpflichtung auf, den Betagten Respekt zu erweisen. Im mosaischen Gesetz heißt es: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes“ (3. Mose 19:32). In späteren Jahren nahmen die Juden dieses Gesetz offenbar buchstäblich, denn Dr. Samuel Burder sagt in seinem Buch Oriental Customs (Sitten im Orient): „Die jüdischen Schreiber berichten, daß es üblich war, vor ihnen aufzustehen, wenn sie etwa vier Ellen entfernt waren; sobald sie vorbeigegangen waren, setzte man sich wieder, wodurch deutlich wurde, daß man sich aus purem Respekt vor ihnen erhob.“ Der Respekt war nicht auf einen prominenten Mann beschränkt. „Respektiere auch den alten Mann, der seine Gelehrtheit verloren hat“, heißt es im Talmud. Ein Rabbiner vertrat die Meinung, daß dieser Respekt auch ungebildete und ungelehrte alte Männer einschließen sollte. „Allein schon die Tatsache, daß er alt geworden ist“, schlußfolgerte er, „verdient gewissen Respekt“ (The Jewish Encyclopedia).
Christen stehen bekanntlich nicht mehr unter den Forderungen des mosaischen Gesetzes (Römer 7:6). Doch das bedeutet nicht, daß sie den Betagten keine besondere Achtung entgegenbringen müßten. Das geht aus den Anweisungen, die der Apostel Paulus dem christlichen Aufseher Timotheus gab, deutlich hervor: „An einem älteren Mann übe nicht strenge Kritik. Im Gegenteil, rede ihm bittend zu wie einem Vater, ... älteren Frauen wie Müttern“ (1. Timotheus 5:1, 2). Paulus räumte dem jungen Timotheus durchaus die Autorität ‘zu gebieten’ ein (1. Timotheus 1:3). Wenn aber jemand, der älter war als er — besonders jemand, der als Aufseher diente —, in seinem Urteil fehlging oder eine unrichtige Erklärung abgab, sollte Timotheus an ihm „nicht strenge Kritik“ üben, als stünde der Betreffende unter ihm. Vielmehr sollte er ihm ‘bittend zureden wie einem Vater’. Timotheus wurde auch geboten, gegenüber älteren Frauen in der Versammlung ähnlichen Respekt zu bekunden. Ja, auch er sollte sozusagen ‘vor grauem Haar aufstehen’.
Das Christentum ist somit eine Religion, in der den Betagten Respekt erwiesen wird. Seltsamerweise werden dennoch besonders in Nationen, die christlich zu sein behaupten, Betagte oft schlecht behandelt. Es gibt jedoch immer noch Christen, die sich an die biblischen Maßstäbe halten. Jehovas Zeugen freuen sich zum Beispiel über die große Schar der Betagten in ihrer Mitte; sie betrachten sie nicht als Bürde oder als Belastung. Eine angegriffene Gesundheit mag diese Älteren zwar davon abhalten, so aktiv zu sein wie früher, aber viele von ihnen können auf lange Jahre treuen christlichen Dienstes zurückblicken, und daher werden jüngere Zeugen ermuntert, ‘ihren Glauben nachzuahmen’. (Vergleiche Hebräer 13:7.)
Von den Älteren wird allerdings nicht erwartet, nur eine passive Rolle in der Versammlung zu spielen. Sie werden aufgefordert, ein vortreffliches Beispiel zu geben, indem sie „mäßig ... in den Gewohnheiten [sind], ernsthaft, gesunden Sinnes, gesund im Glauben, ... von ehrerbietigem Benehmen“. Auch sollten sie andere bereitwillig an ihrer Weisheit und Erfahrung teilhaben lassen (Titus 2:2, 3). Joel sagte voraus, daß unter denen, die sich an der Verkündigung der biblischen Botschaft beteiligen würden, auch ‘alte Männer’ seien (Joel 2:28). Zweifellos hast du selbst schon festgestellt, daß viele ältere Zeugen Jehovas immer noch Freude daran haben, sich aktiv an der Predigttätigkeit von Haus zu Haus zu beteiligen.
Ihnen „in noch vollerem Maße“ Ehre erweisen
Jehovas Zeugen sind bemüht, Älteren in vielerlei Hinsicht besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Auf den alljährlichen religiösen Kongressen reservieren sie zum Beispiel oft Sitzplätze für ältere Personen. Betagten wird aber auch ganz individuell Hilfe geleistet. In Japan verzichtet beispielsweise ein Zeuge auf seinen Platz im Auto der Familie, damit eine 87jährige Frau zu den Versammlungszusammenkünften mitfahren kann. Er selbst fährt mit dem Fahrrad. Ein Vollzeitprediger in Brasilien ist bereits 92 Jahre alt. Beobachter berichten, daß die Zeugen am Ort ihn „mit Respekt behandeln und sich mit ihm unterhalten ... Er ist ein nützliches Glied der Versammlung.“
Das bedeutet nicht, daß wir uns nicht noch verbessern könnten, wenn es darum geht, Älteren Ehre zu erweisen. Paulus schrieb an die Christen in Thessalonich: „Was jedoch die brüderliche Liebe betrifft, ... ihr tut es gegenüber allen Brüdern in ganz Mazedonien. Wir ermahnen euch aber, Brüder, es weiterhin in noch vollerem Maße zu tun“ (1. Thessalonicher 4:9, 10). Ein solcher Rat ist auch heute in Verbindung damit, wie wir Ältere behandeln, manchmal durchaus angebracht. Ein 85jähriger Christ war zum Beispiel sehr entmutigt, weil für ihn kein Exemplar einer neuen biblischen Veröffentlichung vorhanden war. Worin bestand das Problem? Da er fast taub ist, war ihm eine Bekanntmachung entgangen, durch die alle daran erinnert wurden, das Buch zu bestellen; auch hatte niemand in der Versammlung dabei an ihn gedacht. Das Problem konnte jedoch schnell gelöst werden. Die Begebenheit zeigt allerdings, daß wir besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse der Älteren nehmen müssen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, wie Gottes Volk dies heute „in noch vollerem Maße“ tun kann. In den christlichen Zusammenkünften bietet sich die Gelegenheit, Ältere „zur Liebe und zu vortrefflichen Werken“ anzureizen (Hebräer 10:24, 25). Im Königreichssaal der Zeugen Jehovas verkehren zwar Jung und Alt ungezwungen miteinander, aber vielleicht könnte in dieser Hinsicht noch mehr getan werden. Einige Eltern ermuntern beispielsweise ihre Kinder, respektvoll auf die älteren Glieder der Versammlung zuzugehen und sich mit ihnen zu unterhalten.
Wir können den Älteren auch auf ganz zwanglose Weise Ehre erweisen. In Übereinstimmung mit dem Grundsatz, den Jesus gemäß Lukas 14:12-14 aufstellte, könnten wir uns vermehrt bemühen, Betagte einzuladen, mit uns gesellig beisammen zu sein. Selbst wenn sie nicht kommen können, werden sie es bestimmt schätzen, daß wir an sie gedacht haben. Christen werden ferner ermahnt, „dem Weg der Gastfreundschaft“ zu folgen (Römer 12:13). Dafür bedarf es weder eines besonderen Anlasses, noch ist großer Aufwand erforderlich. Ein Zeuge aus Deutschland empfiehlt: „Lade die Älteren auf eine Tasse Tee zu dir ein, und laß sie aus ihrem Leben erzählen.“
Der Apostel Paulus sagte: „In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor“ (Römer 12:10). Unter Jehovas Zeugen übernehmen in erster Linie die ernannten Versammlungsältesten die Führung darin, älteren Christen Ehre zu erweisen. Oft können sie den Älteren passende Aufgaben übertragen, zum Beispiel neue Verkündiger zu schulen oder bei der Instandhaltung der christlichen Zusammenkunftsstätte mitzuhelfen. Jüngere Männer, die als Versammlungsälteste dienen, können älteren Aufsehern Ehre erweisen, indem sie diese demütig um Rat fragen und mit Unterscheidungsvermögen ihren reifen Standpunkt in Erfahrung bringen (Sprüche 20:5). Bei Zusammenkünften der Ältesten folgen sie dem biblischen Beispiel des jungen Elihu und geben den älteren, erfahreneren Männern den Vortritt, indem sie ihnen ausreichend Gelegenheit einräumen, sich zuerst zu äußern (Hiob 32:4).
Zugegeben, es ist nicht immer leicht, mit Älteren die nötige Geduld zu haben, wenn sie zum Beispiel nicht mehr so beweglich sind oder einen Gedanken nicht so schnell erfassen wie Jüngere. Dr. Robert N. Butler beschreibt einige der Probleme, die das Alter mit sich bringen kann: „Man verliert die körperliche Vitalität und die Fähigkeit, auf dem laufenden zu bleiben, was einen schon in Schrecken versetzen kann. Auch wichtige Sinne wie das Hören oder Sehen werden möglicherweise schwächer.“ Sollten Jüngere, die sich dessen bewußt sind, nicht echtes Mitgefühl bekunden? (1. Petrus 3:8).
Ja, Christen sind verpflichtet, gegenüber den Älteren in ihrer Mitte Liebe, Rücksichtnahme und Achtung zu bekunden. Jehovas Zeugen sind darin beispielhaft. Wie verhält es sich jedoch, wenn ältere Christen — oder die Eltern von Christen — krank werden oder in Not geraten? Wer hat die Verantwortung, für sie zu sorgen? In den folgenden Artikeln wird untersucht, wie die Bibel diese Fragen beantwortet.
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Die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’Der Wachtturm 1987 | 1. Juni
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Die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’
„... indem ihr nicht nur die eigenen Dinge in eurem Interesse im Auge behaltet, sondern auch persönlich Interesse zeigt für die der anderen“ (PHILIPPER 2:4).
1, 2. (a) Wodurch bewies die leitende Körperschaft im ersten Jahrhundert Interesse an den Bedürfnissen der Älteren? (b) Was beweist, daß das Predigtwerk nicht vernachlässigt wurde?
KURZ nach Pfingsten 33 u. Z. entstand in der Christenversammlung „ein Murren der griechisch sprechenden Juden gegen die hebräisch sprechenden Juden, weil ihre Witwen bei der täglichen Austeilung [von Lebensmitteln an die Bedürftigen] übersehen wurden“. Zweifellos waren etliche dieser Witwen schon im vorgerückten Alter und konnten sich daher nicht mehr selbst versorgen. Jedenfalls schritten die Apostel persönlich ein, indem sie sagten: „Sucht euch aus eurer Mitte sieben Männer aus, die ein gutes Zeugnis haben und mit Geist und Weisheit erfüllt sind, damit wir sie über dieses notwendige Geschäft setzen können“ (Apostelgeschichte 6:1-3).
2 Die ersten Christen betrachteten also die Sorge für die Bedürftigen als ein „notwendiges Geschäft“. Jahre später schrieb der Jünger Jakobus: „Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen“ (Jakobus 1:27). Bedeutet das denn, daß das alles überragende Predigtwerk vernachlässigt wurde? Nein, denn nachdem das Hilfswerk für die Witwen richtig organisiert worden war, „wuchs“, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „das Wort Gottes weiterhin, und die Zahl der Jünger mehrte sich in Jerusalem fortgesetzt sehr“ (Apostelgeschichte 6:7).
3. Welche Ermunterung finden wir in Philipper 2:4, und warum ist sie besonders heute angebracht?
3 Wir leben heute in ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’ (2. Timotheus 3:1). Die Anforderungen des Familienlebens und einer weltlichen Arbeit lassen uns vielleicht nur noch wenig Energie oder Ansporn, uns um die Bedürfnisse der Älteren zu kümmern. Daher werden wir durch Philipper 2:4 passenderweise dazu ermahnt, ‘nicht nur die eigenen Dinge in unserem Interesse im Auge zu behalten, sondern auch persönlich Interesse für die der anderen zu zeigen’. Wie können wir das auf ausgeglichene, praktische Weise tun?
Witwen Ehre erweisen
4. (a) Warum und wie „ehrte“ die Versammlung im ersten Jahrhundert die Witwen? (b) Waren solche Vorkehrungen in jedem Fall notwendig?
4 In 1. Timotheus, Kapitel 5 lesen wir, wie sich die ersten Christen um ältere Witwen in der Versammlung kümmerten. Paulus ermahnte Timotheus: „Ehre Witwen, die wirklich Witwen sind“ (Vers 3). Hervorgehoben wurden ältere Witwen, da sie ganz besonders der Ehre in Form einer regelmäßigen finanziellen Unterstützung würdig waren. Sie waren offensichtlich von allen Einkommensmöglichkeiten abgeschnitten und konnten daher nur noch ‘ihre Hoffnung auf Gott setzen und Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten verharren’ (Vers 5). Wie wurden ihre Gebete um Unterstützung erhört? Durch die Versammlung! Würdigen Witwen wurde auf organisierte Weise ein bescheidener Lebensunterhalt ermöglicht. Wenn natürlich eine Witwe finanzielle Mittel hatte oder Verwandte, die sie unterstützen konnten, waren solche Vorkehrungen unnötig (Vers 4, 16).
5. (a) Wie mögen einige Witwen an „sinnlicher Befriedigung Gefallen“ gefunden haben? (b) War die Versammlung verpflichtet, solche Witwen zu unterstützen?
5 „Diejenige [Witwe] aber, die an sinnlicher Befriedigung Gefallen findet“, warnte Paulus, „ist [in geistiger Hinsicht] tot, obwohl sie lebt“ (Vers 6). Paulus erklärte nicht, in welcher Hinsicht sich einige, wie es in der Kingdom Interlinear Translation wörtlich wiedergegeben wird, „wollüstig verhielten“. Manche hatten vielleicht mit ihren „sexuellen Regungen“ zu kämpfen (Vers 11). Doch gemäß Liddell & Scott’s Greek-English Lexicon kann sich der Ausdruck ‘wollüstig verhalten’ auch auf eine verweichlichte Lebensweise, auf übermäßigen Komfort oder auf Überfluß beziehen. Vielleicht wollten einige, daß die Versammlung sie bereicherte, ihnen ein extravagantes Leben der Unmäßigkeit finanzierte. Was auch immer der Fall war, Paulus ließ erkennen, daß solche Personen keine Unterstützung von seiten der Versammlung verdienten.
6, 7 (und Fußnote). (a) Was war die „Liste“? (b) Warum war für diejenigen, die noch nicht 60 Jahre alt waren, keine Unterstützung vorgesehen? (c) Wie trug Paulus dazu bei, daß über junge Witwen kein ungünstiges „Gericht“ kam?
6 Als nächstes sagte Paulus: „Eine Witwe trage man in die Liste [der Unterstützungsbedürftigen] ein, wenn sie nicht weniger als sechzig Jahre alt ist.“ Offensichtlich war man in den Tagen des Paulus der Auffassung, daß eine Frau über 60 sich nicht mehr selbst versorgen konnte und daß sie wahrscheinlich nicht mehr heiraten würde.a „Jüngere Witwen dagegen weise ab [trage nicht ein]“, sagte Paulus, „denn wenn sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus drängen, wollen sie heiraten und haben ein Gericht auf sich, weil sie ihre erste Äußerung des Glaubens mißachtet haben“ (Vers 9, 11, 12).
7 Wäre die „Liste“ auch für jüngere Witwen offen gewesen, hätten sie vielleicht übereilt erklärt, sie wollten ledig bleiben. Nach einiger Zeit wäre es einigen von ihnen aber womöglich schwergefallen, ihre „sexuellen Regungen“ unter Kontrolle zu halten, und sie hätten wieder heiraten wollen, wodurch ein „Gericht“ über sie gekommen wäre, weil sie „ihre erste Äußerung des Glaubens“, nämlich ledig zu bleiben, „mißachtet“ hätten. (Vergleiche Prediger 5:2-6.) Paulus beugte solchen Problemen vor, indem er erklärte: „Daher möchte ich, daß die jüngeren Witwen heiraten, Kinder gebären“ (Vers 14).
8. (a) Wie wurde die Versammlung durch die Richtlinien des Paulus geschützt? (b) Wurde auch für bedürftige jüngere Witwen oder ältere Männer gesorgt?
8 Außerdem beschränkte der Apostel die Eintragung auf diejenigen, die schon über längere Zeit vortreffliche christliche Werke verrichtet hatten (Vers 10). Die Versammlung war also kein Wohlfahrtsverein für Faule oder Habgierige (2. Thessalonicher 3:10, 11). Wie verhielt es sich jedoch mit älteren Männern oder jüngeren Witwen? Wenn sie in Not gerieten, sorgte die Versammlung zweifellos auf individuelle Weise für sie. (Vergleiche 1. Johannes 3:17, 18.)
9. (a) Warum sind die Vorkehrungen für Ältere heute anders als die im ersten Jahrhundert? (b) Was können wir heute aufgrund der Ausführungen des Paulus über Witwen gemäß 1. Timotheus, Kapitel 5 erkennen?
9 Solche Einrichtungen entsprachen durchaus den Bedürfnissen der Versammlungen im ersten Jahrhundert. Doch im Expositor’s Bible Commentary wird bemerkt: „Heute ist aufgrund des Versicherungswesens, der sozialen Sicherheit und der Arbeitsmöglichkeiten die Situation ganz anders.“ Wegen der veränderten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ist es in den Versammlungen heutzutage selten nötig, Listen für ältere Hilfsbedürftige zu führen. (Man berücksichtige auch die gesetzlichen Bestimmungen des Landes.) Nichtsdestoweniger helfen uns die Worte des Paulus an Timotheus, folgendes zu erkennen: 1. Die Probleme der Älteren gehen die gesamte Versammlung an — besonders die Ältesten. 2. Die Fürsorge für die Älteren sollte richtig organisiert werden. 3. Eine solche Fürsorge ist auf die wirklich Bedürftigen beschränkt.
Wie Aufseher die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’
10. Wie können Aufseher heute führend darin vorangehen, an Älteren Interesse zu bekunden?
10 Wie gehen Aufseher heute führend darin voran, an Älteren Interesse zu bekunden? Sie können von Zeit zu Zeit die Bedürfnisse der Älteren bei ihren Ältestenbesprechungen erörtern. Wenn dann besondere Hilfe nötig ist, können sie dafür sorgen, daß diese den Betreffenden zuteil wird. Sie mögen nicht in der Lage sein, persönlich Hilfe zu leisten, aber es gibt oft viele Bereitwillige — Jugendliche eingeschlossen — in der Versammlung, die mithelfen können. Die Aufseher können auf jeden Fall diese Fürsorge überwachen, indem sie vielleicht einen Bruder beauftragen, die Hilfeleistung für den einzelnen zu koordinieren.
11. Wie können Aufseher sich über die Bedürfnisse der Älteren informieren?
11 Salomo riet: „Du solltest unbedingt das Aussehen deines Kleinviehs kennen“ (Sprüche 27:23). Aufseher können also die Älteren persönlich besuchen, um festzustellen, wie sie ihnen auf bestmögliche Weise „gemäß ihren Bedürfnissen“ helfen können (Römer 12:13). Ein reisender Aufseher erklärte es wie folgt: „Manche alte Menschen sind sehr selbständig, und es nützt nichts, sie lediglich zu fragen, was getan werden muß. Am besten, man findet heraus, was nötig ist, und macht sich dann an die Arbeit.“ Einige Aufseher in Japan stellten fest, daß eine 80jährige Schwester viel Aufmerksamkeit brauchte. Sie berichteten: „Jetzt achten wir darauf, daß zweimal am Tag — morgens und abends — Verbindung mit ihr aufgenommen wird, sei es durch Besuch oder durch Anruf.“ (Vergleiche Matthäus 25:36.)
12. (a) Wie können Aufseher darauf achten, daß die Älteren etwas von den Versammlungszusammenkünften haben? (b) Wie kann man die von der Gesellschaft hergestellten Kassetten verwenden?
12 Aufseher sollten darauf achten, daß die Älteren auch etwas von den Versammlungszusammenkünften haben (Hebräer 10:24, 25). Müssen einige von ihnen abgeholt werden? Oder sind andere einfach nicht imstande, ‘zuzuhören und den Sinn zu erfassen’, weil sie Hörprobleme haben? (Matthäus 15:10). Vielleicht wäre es praktisch, für sie Kopfhörer anzuschließen. Einige Versammlungen haben es so geregelt, daß die Zusammenkünfte durch Telefon übertragen werden, damit diejenigen, die ans Haus gebunden sind, zuhören können. Andere nehmen die Zusammenkünfte für die Kranken auf Kassette auf — in manchen Fällen haben sie ihnen auch noch den Kassettenrecorder gekauft. Ein Ältester in Deutschland machte die Beobachtung: „Ich habe mehrere Ältere besucht, die einfach vor dem Fernseher saßen und sich Sendungen anschauten, die man kaum als geistige Erbauung bezeichnen könnte.“ Kann man sie nicht dazu ermuntern, sich statt dessen die von der Gesellschaft hergestellten Kassetten mit Königreichsmelodien und Bibellesungen anzuhören?
13. Wie kann man Älteren helfen, als Königreichsverkündiger aktiv zu bleiben?
13 Manche ältere Glieder der Versammlung sind in der Verkündigung unregelmäßig oder untätig geworden. Das Alter hindert einen jedoch nicht unbedingt daran, die „gute Botschaft vom Königreich“ zu verkündigen (Matthäus 24:14). Einige sind vielleicht bereit, mit dir in den Dienst zu gehen, wenn du sie einfach dazu einlädst. Du könntest ihre Liebe zum Predigen neu entfachen, indem du ihnen Predigtdiensterfahrungen erzählst. Wenn das Treppensteigen ein Problem ist, dann sorge doch dafür, daß du mit ihnen in Häusern arbeiten kannst, die einen Aufzug haben, oder in Wohngebieten ohne Treppen. Manche Verkündiger können einen Älteren auch einladen, sie zu Bibelstudien zu begleiten — oder sie können das Bibelstudium in seiner Wohnung durchführen.
14 (und Kasten). (a) Was können die Ältesten tun, wenn ein älterer Bruder oder eine ältere Schwester in finanzielle Not gerät? (b) Wie kommen manche Versammlungen den Bedürfnissen älterer Verkündiger nach?
14 ‘Geld dient zum Schutz’ (Prediger 7:12). Doch manche ältere Brüder oder Schwestern sind in finanzieller Bedrängnis und haben keine Verwandten, die willens sind, ihnen zu helfen. Aber in der Versammlung sind gewöhnlich einige bereit, Beistand zu leisten, wenn sie auf die Notlage aufmerksam gemacht werden (Jakobus 2:15-17). Die Ältesten können auch erkunden, welche Sozialleistungen, Versicherungen, Renten und dergleichen zur Verfügung stehen. In manchen Ländern sind solche Leistungen jedoch kaum verfügbar, und es mag keine andere Möglichkeit geben, als dem in 1. Timotheus, Kapitel 5 gegebenen Muster zu folgen und für die Versammlung als Ganzes ein Hilfsprogramm auszuarbeiten. (Siehe Organisiert, unseren Dienst durchzuführen, S. 122, 123.)
Verkündiger in Nigeria unterstützten regelmäßig einen 82jährigen allgemeinen Pionier und seine Frau mit materiellen Gaben. Nachdem die Behörden das Gebäude, in dem sie wohnten, zum Abbruch bestimmt hatten, lud die Versammlung sie ein, in einen Anbau am Königreichssaal zu ziehen, bis eine andere Unterkunft gefunden werden konnte.
Eine Versammlung in Brasilien bestellte für ein älteres Ehepaar eine Pflegerin. Gleichzeitig wurde eine Schwester beauftragt, das Haus sauberzuhalten, das Essen zuzubereiten und für andere körperliche Bedürfnisse zu sorgen. Die Versammlung legt jeden Monat dafür Geld beiseite.
15. (a) Unterliegt die Hilfe, die die Versammlung leisten kann, Beschränkungen? (b) Wie könnte der Rat aus Lukas 11:34 passenderweise auf solche angewandt werden, die zu fordernd werden?
15 Solche Hilfsmittel sind wie im ersten Jahrhundert für die Bedürftigen gedacht, die sie wirklich brauchen und verdienen. Aufseher sind nicht verpflichtet, extravaganten Forderungen oder einem unvernünftigen Verlangen nach Aufmerksamkeit nachzukommen. Auch Ältere müssen sich ein ‘lauteres Auge’ bewahren (Lukas 11:34).
Wie einzelne die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’
16, 17. (a) Warum ist es wichtig, daß außer den Ältesten noch andere an den Betagten Interesse bekunden? (b) Wie können vielbeschäftigte Verkündiger Zeit für die Älteren ‘auskaufen’?
16 Vor einiger Zeit wurde eine ältere Schwester in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose lautete auf Fehlernährung. „Wenn in der Versammlung mehr Verkündiger persönliches Interesse an ihr bekundet hätten“, schrieb ein Ältester, „wäre das vielleicht nicht passiert.“ Ja, die Ältesten sind nicht die einzigen, die an den Betagten Interesse bekunden müssen. Paulus sagte: „Wir sind Glieder, die zueinander gehören“ (Epheser 4:25).
17 Zweifellos sind einige bereits mit persönlichen Verpflichtungen belastet. Aber ‘behalte nicht nur die eigenen Dinge in deinem Interesse im Auge’ (Philipper 2:4). Bei einer guten persönlichen Einteilung kannst du oft ‘Zeit auskaufen’ (Epheser 5:16). Könntest du beispielsweise nach dem Predigtdienst einen Älteren besuchen? Vor allem an Wochentagen fühlen sich einige von ihnen einsam. Auch Teenager können sich daran beteiligen, Ältere zu besuchen und Erledigungen für sie zu machen. Eine Schwester, der von einem Jugendlichen geholfen wurde, sagte im Gebet: „Jehova, ich danke dir für den jungen Bruder Johannes. Was für ein guter Mensch er doch ist!“
18. (a) Warum mag es zeitweise schwierig sein, sich mit einem Älteren zu unterhalten? (b) Was kann man tun, damit ein Besuch bei einer älteren Person oder eine Unterhaltung mit ihr zur gegenseitigen Erbauung dient?
18 Begrüßt du in den Zusammenkünften Ältere nur flüchtig? Zugegeben, es mag nicht leicht sein, sich mit jemandem zu unterhalten, der schwerhörig ist oder Schwierigkeiten hat, sich auszudrücken. Auch sind nicht alle Betagten von heiterer Gemütsart, denn die nachlassende Gesundheit fordert ihren Tribut. Nichtsdestoweniger: „Besser ist einer, der geduldig ist“ (Prediger 7:8). Mit etwas Anstrengung kann ein echter „Austausch von Ermunterung“ stattfinden (Römer 1:12). Versuche doch einmal, eine Erfahrung aus dem Predigtdienst zu erzählen. Oder teile etwas mit, was du im Wachtturm oder in Erwachet! gelesen hast. Noch besser ist aber zuhören. (Vergleiche Hiob 32:7.) Ältere haben viel zu erzählen, wenn du sie erzählen läßt. Ein Aufseher gestand: „Der Besuch bei diesem älteren Bruder hat mir sehr gut getan.“
19. (a) Wer ist in unserer Anteilnahme an den Älteren eingeschlossen? (b) Welche Möglichkeiten gibt es, Familien zu helfen, die sich um betagte Eltern kümmern?
19 Sollte deine Anteilnahme an den Älteren nicht auch die Familien, die sich um sie kümmern, einschließen? Ein Ehepaar, das sich um betagte Eltern kümmert, berichtete: „Statt uns zu ermuntern, sind einige in der Versammlung sehr kritisch geworden. Eine Schwester sagte: ‚Wenn ihr noch mehr Zusammenkünfte versäumt, werdet ihr geistig krank!‘ Aber sie war nicht bereit, irgend etwas zu tun, um uns zu helfen, mehr Zusammenkünfte zu besuchen.“ Ebenso entmutigend sind vage Versprechungen wie: „Wenn du Hilfe brauchst, laß es mich wissen.“ Oft besagen sie kaum mehr als: „Haltet euch warm und wohlgenährt“ (Jakobus 2:16). Wieviel besser ist es doch, deine Anteilnahme in die Tat umzusetzen! Ein Ehepaar berichtete: „Die Brüder sind wunderbar und so hilfsbereit. Manche kümmern sich ein paar Tage hintereinander um Mutter, so daß wir gelegentlich eine Pause haben. Andere nehmen sie mit zu Bibelstudien. Es ist wirklich für uns eine Ermunterung, wenn andere sich nach ihrem Wohlergehen erkundigen.“
20, 21. Was können Ältere tun, um es ihren Helfern leichtzumachen?
20 Im großen und ganzen wird für unsere Älteren gut gesorgt. Was kann aber ein älterer Zeuge selbst tun, damit diese Arbeit mit Freude und nicht mit Seufzen getan wird? (Vergleiche Hebräer 13:17.) Arbeite in Einklang mit den Vorkehrungen, die die Ältesten für dich treffen. Bringe deinen Dank und deine Wertschätzung für jegliche Hilfe zum Ausdruck, und vermeide es, zu fordernd oder kritisch zu sein. Obwohl sich die Altersbeschwerden nicht leugnen lassen, solltest du versuchen, eine heitere, positive Einstellung zu bekunden (Sprüche 15:13).
21 „Die Brüder sind wunderbar. Ich weiß nicht, was ich ohne sie tun würde“, haben schon viele Ältere gesagt. Doch die Hauptverantwortung, für Ältere zu sorgen, ruht auf ihren Kindern. Was schließt das ein, und wie kann man dieser Herausforderung am besten begegnen?
[Fußnote]
a In 3. Mose 27:1-7 wird auf den Loskauf von Personen Bezug genommen, die (durch ein Gelübde) im Tempel als Arbeiter ‘dargeboten’ worden waren. Der Loskaufspreis richtete sich nach dem Alter. Mit dem Alter von 60 Jahren fiel dieser Preis beträchtlich, offensichtlich deshalb, weil man annahm, daß jemand in diesem Alter nicht mehr in der Lage war, so schwer zu arbeiten wie ein jüngerer Mensch. In der Encyclopædia Judaica heißt es dazu: „Gemäß dem Talmud beginnt der Lebensabend ... mit 60.“
Erinnerst du dich?
◻ Welche Vorkehrungen wurden im ersten Jahrhundert für ältere Witwen getroffen?
◻ Wie können Aufseher die Fürsorge für die Älteren in der Versammlung organisieren?
◻ Wie können einzelne in der Versammlung Interesse an älteren Brüdern und Schwestern zum Ausdruck bringen?
◻ Was können Ältere tun, um es ihren Helfern leichtzumachen?
[Kasten auf Seite 11]
Den Älteren helfen — Wie einige vorgehen
Eine Versammlung in Brasilien fand eine günstige Möglichkeit, für die Bedürfnisse eines Bruders zu sorgen, der in der Nähe des Königreichssaales wohnt: Die Buchstudiengruppe, die zur Saalreinigung eingeteilt ist, macht auch seine Wohnung sauber.
Eine andere Versammlung in jenem Land fand eine einfache Methode, einem kranken Bruder weiterhin die Beteiligung an der Theokratischen Predigtdienstschule zu ermöglichen. Jedesmal, wenn er mit einer Ansprache an der Reihe ist, wird ein Bruder beauftragt, ihn zusammen mit zwei oder drei anderen Verkündigern zu besuchen. Sie beginnen dann eine kurze Zusammenkunft mit Gebet, und der Bruder hält seine Ansprache. Danach wird der notwendige Rat erteilt. Welch eine Ermunterung dieser Besuch doch für ihn ist!
Reisende Aufseher gehen mit gutem Beispiel voran. Ein älterer Bruder in einer Versammlung, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, war sehr gereizt und erhielt demzufolge nur selten Besuch. Ein reisender Aufseher richtete es jedoch ein, daß er dem Bruder seinen Diavortrag privat vorführen konnte. Der ältere Bruder war aufgrund dessen, was er sah, zu Tränen gerührt. Der Aufseher sagte: „Es war für mich sehr befriedigend, daß eine kleine Aufmerksamkeit und etwas Liebe ein solches Ergebnis bewirkten.“
Einige Älteste in Nigeria machten einen Hirtenbesuch bei einem betagten Bruder und sahen, daß er schwer krank war. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Es stellte sich heraus, daß der Bruder eine umfangreiche medizinische Behandlung brauchte, die er aber nicht bezahlen konnte. Als die Versammlung von der Notlage unterrichtet wurde, brachten die Verkündiger genügend Geld auf, um die Kosten zu decken. Zwei Älteste wechselten sich ab, ihn zum Krankenhaus und zurück zu fahren, obwohl sie sich deswegen von ihrer Arbeit frei nehmen mußten. Dafür war ihnen die Freude vergönnt, zu erleben, daß der Bruder sich von seiner Krankheit erholte und danach im Hilfspionierdienst stand, bis er etwa vier Jahre später starb.
Eine ältere Schwester auf den Philippinen hatte keine Angehörigen. Die Versammlung traf Vorkehrungen, daß sie während der drei Jahre ihrer Krankheit gepflegt werden konnte. Man besorgte ihr eine kleine Unterkunft, brachte ihr jeden Tag Mahlzeiten und hielt alles sauber.
[Bild auf Seite 10]
Alle können einen Anteil daran haben, die Älteren in der Versammlung zu ehren
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Gottergebenheit im Umgang mit betagten ElternDer Wachtturm 1987 | 1. Juni
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Gottergebenheit im Umgang mit betagten Eltern
„Laß diese [Kinder und Enkel] zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. TIMOTHEUS 5:4).
1, 2. (a) Wer ist gemäß der Bibel für die Betreuung betagter Eltern verantwortlich? (b) Warum wäre es eine schlimme Sache, wenn ein Christ diese Pflicht vernachlässigen würde?
ALS Kind wurdest du von ihnen ernährt und beschützt. Als Erwachsener hast du ihren Rat und ihre Unterstützung gesucht. Doch jetzt sind sie alt geworden und brauchen selbst jemand, der sie unterstützt. Der Apostel Paulus sagt dazu: „Wenn aber irgendeine Witwe Kinder oder Enkel hat, so laß diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern ständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar. Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:4, 8).
2 Heute sorgen Tausende von Zeugen Jehovas für ihre an Jahren vorgerückten Eltern. Sie tun das nicht nur, weil das zu ihren „Pflichten“ (Die Bibel in heutigem Deutsch) oder zu ihrer „Aufgabe“ (Zink) gehört, sondern sie tun es aus „Gottergebenheit“, das heißt aus Ehrfurcht vor Gott. Sie erkennen, daß sie, wenn sie ihre Eltern in einer Zeit der Not im Stich ließen, den christlichen „Glauben verleugnen“ würden. (Vergleiche Titus 1:16.)
‘Trage deine Last’ der Betreuung
3. Warum kann die Betreuung der Eltern eine echte Herausforderung sein?
3 Sich um betagte Eltern zu kümmern ist eine echte Herausforderung geworden, besonders in westlichen Ländern. Häufig sind die Familien zerstreut. Die Lebenshaltungskosten sind außer Kontrolle geraten. Viele Hausfrauen sind erwerbstätig. Die Betreuung betagter Eltern kann daher ein großes Unterfangen sein, vor allem wenn der Betreuer selbst nicht mehr jung ist. „Wir sind jetzt in den Fünfzigern und haben erwachsene Kinder und Enkel, die ebenfalls Hilfe brauchen“, sagte eine Schwester, die sich bemüht, ihre Mutter zu betreuen.
4, 5. (a) Mit wem kann häufig die Verantwortung für die Betreuung geteilt werden, wie dies die Bibel andeutet? (b) Wie entzogen sich in den Tagen Jesu einige ihrer Verantwortung gegenüber den Eltern?
4 Paulus deutete an, daß „Kinder oder Enkel“ die Verantwortung gemeinsam tragen könnten (1. Timotheus 5:4). Manchmal sind jedoch Geschwister nicht willens, ‘ihre Last’ der Betreuung zu tragen. (Vergleiche Galater 6:5.) „Meine ältere Schwester hat sich einfach aus der Affäre gezogen“, klagte ein Ältester. Kann aber ein solches Verhalten Jehova gefallen? Bedenke, was Jesus einst zu den Pharisäern sagte: „Moses hat zum Beispiel gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ ... Ihr aber sagt: ‚Wenn ein Mensch zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: „Was immer ich habe, wodurch ich dir nützen könnte, ist Korban (das heißt eine Gott gewidmete Gabe)“‘ — so laßt ihr ihn für seinen Vater oder seine Mutter gar nichts mehr tun, und so macht ihr das Wort Gottes durch eure Überlieferung ungültig“ (Markus 7:10-13).
5 Wenn ein Jude seine mittellosen Eltern nicht unterstützen wollte, brauchte er lediglich seinen Besitz zum „Korban“ — eine für den Gebrauch im Tempel bereitgestellte Gabe — zu erklären. (Vergleiche 3. Mose 27:1-24.) Offensichtlich war er jedoch nicht verpflichtet, diese Scheingabe sofort zu übergeben. Daher konnte er seinen Besitz für unbegrenzte Zeit behalten (und zweifellos auch benutzen). Wenn seine Eltern aber finanzielle Hilfe benötigten, konnte er sich seiner Pflicht entziehen, indem er scheinheilig erklärte, sein ganzer Besitz sei „Korban“. Jesus verurteilte diesen Betrug.
6. Was könnte heute bei einigen der Beweggrund sein, sich ihren Verpflichtungen gegenüber den Eltern zu entziehen, und gefällt das Gott?
6 Ein Christ, der leere Ausreden vorbringt, um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen, kann Gott nicht täuschen (Jeremia 17:9, 10). Zugegeben, finanzielle Probleme, nachlassende Gesundheit oder ähnliche Umstände mögen die Hilfe, die man den Eltern bieten kann, stark einschränken. Bei manchen kann es jedoch sein, daß sie ihre Mittel, ihre Zeit und ihre Privatsphäre höher einschätzen als das Wohlergehen ihrer Eltern. Wie heuchlerisch es doch wäre, das Wort Gottes zu predigen, es aber durch fehlende Bemühungen um die Eltern „ungültig“ zu machen!
Familiäre Zusammenarbeit
7. Wie können Angehörige in der Betreuung betagter Eltern zusammenarbeiten?
7 Einige Experten empfehlen, eine Familienkonferenz abzuhalten, wenn in Verbindung mit betagten Eltern eine Krise entsteht. Möglicherweise muß ein Angehöriger die Hauptlast der Verantwortung übernehmen. Doch durch „vertrauliches Gespräch“ in einem ruhigen und sachlichen Ton können Familien oft eine Aufgabenteilung ausarbeiten (Sprüche 15:22). Einige, die weit weg wohnen, können vielleicht finanzielle Beiträge leisten und von Zeit zu Zeit zu Besuch kommen. Andere mögen in der Lage sein, Erledigungen zu machen oder für Fahrgelegenheiten zu sorgen. Schon die Vereinbarung, die Eltern regelmäßig zu besuchen, kann ein wertvoller Beitrag sein. Eine Schwester über 80 sagte bezüglich der Besuche ihrer Kinder: „Das gibt mir jedesmal wieder Auftrieb.“
8. (a) Ist jemand, der im Vollzeitdienst steht, davon befreit, sich an der Betreuung der Eltern zu beteiligen? (b) Welche Anstrengungen haben einige Vollzeitdiener unternommen, um Verpflichtungen gegenüber den Eltern nachzukommen?
8 Ein heikles Problem mag sich für eine Familie ergeben, wenn ein Angehöriger im Vollzeitdienst steht. Vollzeitdiener weichen solchen Verpflichtungen nicht aus, und viele unternehmen enorme Anstrengungen, um für ihre Eltern zu sorgen. Ein Kreisaufseher sagte: „Wir hätten uns nie vorgestellt, welche körperliche und emotionale Herausforderung die Betreuung unserer Eltern sein könnte, vor allem wenn man gleichzeitig die Anforderungen des Vollzeitdienstes zu erfüllen sucht. Wir sind wirklich bis an die Grenzen unserer Ausdauer erprobt worden und verspüren, daß wir die Kraft brauchen, ‚die über das Normale hinausgeht‘“ (2. Korinther 4:7). Möge Jehova solche Brüder weiterhin stützen.
9. Wie können diejenigen ermuntert werden, die keine andere Wahl hatten, als aus dem Vollzeitdienst auszuscheiden, um Eltern zu betreuen?
9 Manchmal bleibt jemandem nach allen sorgfältigen Erwägungen nur die Möglichkeit, aus dem Vollzeitdienst auszuscheiden. Verständlicherweise hat er gemischte Gefühle, wenn es darum geht, seine Dienstvorrechte aufzugeben. „Wir wissen, daß es unsere christliche Verantwortung ist, für meine betagte und kranke Mutter zu sorgen“, sagte eine ehemalige Missionarin. „Aber manchmal kommt man sich eigenartig vor.“ Vergiß jedoch nicht, daß es ‘in Gottes Augen annehmbar ist, im eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen’ (1. Timotheus 5:4). Vergiß auch folgendes nicht: „Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde, die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient“ (Hebräer 6:10). Ein Ehepaar, das viele Jahre im Vollzeitdienst war, sagte: „Wir sehen die Sache so: Uns um unsere Angehörigen zu kümmern ist genauso wichtig, wie es vorher der Vollzeitdienst war.“
10. (a) Warum haben einige den Vollzeitdienst möglicherweise übereilt aufgegeben? (b) Wie sollten Angehörige von Vollzeitdienern den Vollzeitdienst betrachten?
10 Vielleicht haben aber einige den Vollzeitdienst übereilt aufgegeben, weil ihre Verwandten folgende Überlegung anstellten: „Du bist nicht durch Arbeit und Familie belastet. Warum kannst nicht du für Vater und Mutter sorgen?“ Ist jedoch nicht das Predigtwerk die dringendste Arbeit, die heute getan werden muß? (Matthäus 24:14; 28:19, 20). Vollzeitdiener verrichten also eine lebenswichtige Arbeit (1. Timotheus 4:16). Auch Jesus deutete an, daß der Dienst für Gott unter gewissen Umständen Vorrang vor familiären Angelegenheiten hat.
11, 12. (a) Warum riet Jesus einem Mann, ‘die Toten ihre Toten begraben zu lassen’? (b) Welche Vorkehrungen haben einige Familien getroffen, wenn ein Angehöriger im Vollzeitdienst steht?
11 Als zum Beispiel ein Mann die Einladung ausschlug, Jesu Nachfolger zu werden, indem er sagte: „Erlaube mir, zuerst hinzugehen und meinen Vater zu begraben“, erwiderte Jesus: „Laß die [geistig] Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin, und verkündige das Königreich Gottes weit und breit“ (Lukas 9:59, 60). Die Juden beerdigten ihre Toten gewöhnlich noch an dem Tag, an dem sie starben; deshalb ist es unwahrscheinlich, daß der Vater des Mannes schon tot war. Wahrscheinlich wollte der Mann lediglich bei seinem betagten Vater bis zu dessen Tod bleiben. Da offensichtlich jedoch andere Verwandte da waren, die sich um den Vater kümmern konnten, ermunterte Jesus den Mann, ‘das Königreich Gottes weit und breit zu verkündigen’.
12 Manche Familien haben festgestellt, daß es bei guter Zusammenarbeit aller Angehörigen häufig eingerichtet werden kann, daß sich der Vollzeitdiener an der Betreuung der Eltern beteiligt, ohne den Vollzeitdienst aufgeben zu müssen. Zum Beispiel stehen einige Vollzeitdiener ihren Eltern an Wochenenden oder während des Urlaubs bei. Interessanterweise bestehen etliche betagte Eltern darauf, daß ihre Kinder im Vollzeitdienst bleiben, selbst wenn es ein beträchtliches Opfer von seiten der Eltern erfordert. Jehova segnet diejenigen reichlich, die die Königreichsinteressen an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:33).
„Weisheit“ und „Unterscheidungsvermögen“, wenn man die Eltern aufnimmt
13. Welche Probleme können entstehen, wenn Eltern eingeladen werden, zu den Kindern zu ziehen?
13 Jesus sorgte dafür, daß seine verwitwete Mutter bei ihren gläubigen Verwandten leben konnte (Johannes 19:25-27). Auch heute haben viele Zeugen ihre Eltern eingeladen, zu ihnen zu ziehen — und das Ergebnis sind Zeiten der Segnungen und der Freude. Allerdings kann der Einzug der Eltern in die eigene Wohnung aufgrund gegensätzlicher Lebensstile, der begrenzten Privatsphäre und der Belastung durch die tägliche Betreuung für alle Beteiligten Frustrationen mit sich bringen. „Die Pflege unserer Mutter strengt mich sehr an“, sagte Ann, deren Schwiegermutter an der Alzheimer-Krankheit leidet. „Manchmal verliere ich sogar die Geduld und werde unfreundlich zu ihr — und danach habe ich Schuldgefühle.“
14, 15. Wie können „Weisheit“ und „Unterscheidungsvermögen“ unter diesen Umständen helfen, eine Familie ‘aufzubauen’?
14 Salomo sagte: „Durch Weisheit wird eine Hausgemeinschaft aufgebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird sie sich als fest gegründet erweisen“ (Sprüche 24:3). Ann zum Beispiel bemüht sich, mehr Verständnis für das Problem ihrer Schwiegermutter aufzubringen. „Ich halte mir vor Augen, daß sie eine Krankheit hat und sich nicht absichtlich aufspielt.“ Aber „wir alle straucheln oft. Wer nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann“ (Jakobus 3:2). Doch wenn Konflikte auftreten, solltest du Weisheit bekunden, indem du nicht Groll anstauen läßt oder in Wut gerätst (Epheser 4:31, 32). Besprecht die Angelegenheit als Familie, und sucht Wege, Kompromisse auszuhandeln oder Änderungen vorzunehmen.
15 Unterscheidungsvermögen hilft einem auch, eine fruchtbare Kommunikation zu pflegen (Sprüche 20:5). Vielleicht haben die Eltern Schwierigkeiten, sich dem Tagesablauf anzupassen. Oder sie sind wegen begrenzten Urteilsvermögens kaum zur Zusammenarbeit geneigt. Unter manchen Umständen bleibt womöglich keine andere Wahl, als sich sehr entschieden auszudrücken. (Vergleiche 1. Mose 43:6-11.) „Wenn ich zu meiner Mutter nicht nein sagen würde“, erzählte eine Schwester, „würde sie ihr ganzes Geld ausgeben.“ Ein Ältester dagegen empfindet es als günstig, zuweilen an die Zuneigung seiner Mutter zu appellieren. „Wenn Vernunfterwägungen nichts helfen, sage ich einfach: ‚Mutter, tust du das bitte mir zuliebe?‘ Und dann hört sie auf mich.“
16. Warum muß ein liebevoller Mann gegenüber seiner Frau „Unterscheidungsvermögen“ bekunden? Wie kann er das tun?
16 Da die Frau oft die Hauptlast der Pflege trägt, achtet ein Mann mit Unterscheidungsvermögen darauf, daß sie nicht ermattet — in emotionaler, körperlicher oder geistiger Hinsicht. In Sprüche 24:10 heißt es: „Hast du dich entmutigt gezeigt am Tag der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein.“ Was kann ein Mann tun, um die Frau in ihrer Tatkraft zu stärken? „Immer wenn mein Mann nach Hause kam“, sagte eine Schwester, „nahm er mich in die Arme und sagte mir, wie sehr er mich schätzt. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft“ (Epheser 5:25, 28, 29). Der Mann kann auch mit seiner Frau die Bibel studieren und regelmäßig mit ihr beten. Ja, selbst unter solch schwierigen Umständen kann eine Familie „aufgebaut“ werden.
Unterbringung in einem Pflegeheim
17, 18. (a) Zu welchem Schritt sahen sich einige Familien gezwungen? (b) Wie können erwachsene Kinder in solchen Fällen ihren Eltern helfen, sich umzustellen?
17 Ein Gerontologea sagte: „Es kann der Punkt kommen, wo die Familie weder die Sachkenntnis noch das Geld hat, die Eltern zu Hause zu behalten.“ Ein Ehemann drückte es wie folgt aus: „Es kam so weit, daß meine Frau gesundheitlich völlig am Boden war, weil sie versuchte, Mutter 24 Stunden am Tag zu pflegen. Uns blieb keine andere Wahl, als Mutter in ein Pflegeheim zu bringen. Aber uns blutete das Herz, das tun zu müssen.“
18 Die Unterbringung in einem Pflegeheim mag unter gewissen Umständen das Beste sein, was man ermöglichen kann. Doch ältere Menschen, die in solche Einrichtungen kommen, sind oft bestürzt und außer Fassung, da sie denken, man habe sie abgeschoben. „Wir haben Mutter vorsichtig erklärt, warum wir das tun mußten“, sagte eine Schwester, die wir hier Greta nennen. „Sie hat gelernt, sich dort umzustellen, und jetzt betrachtet sie das Heim als ihr Zuhause.“ Regelmäßige Besuche erleichtern den Eltern diese Umstellung und sind ein Zeichen der Echtheit deiner Liebe. (Vergleiche 2. Korinther 8:8.) Wo die Entfernung sich als Hindernis erweist, kannst du durch Anrufe, Briefe und regelmäßige Besuche in Verbindung bleiben. (Vergleiche 2. Johannes 12.) Unter Weltmenschen zu leben hat natürlich seine Schattenseiten. Sei dir der ‘geistigen Bedürfnisse bewußt’ (Matthäus 5:3). „Wir versorgen Mutter mit Lesematerial und versuchen, soviel wie möglich geistige Dinge zu besprechen“, sagte Greta.
19. (a) Was kann man tun, um das richtige Pflegeheim auszuwählen und die dortige Pflege zu überwachen? (b) Welchen Nutzen bringt es einem Christen, wenn er sein Äußerstes tut, um Eltern zu betreuen?
19 Im Wall Street Journal wurde von einer Studie über 406 amerikanische Pflegeheime berichtet, von denen „etwa ein Fünftel als möglicherweise gefährlich für die Bewohner eingestuft wurde und fast die Hälfte nur den geringsten Anforderungen genügte“. Traurigerweise sind solche Berichte in manchen Ländern keine Seltenheit. Wenn also die Unterbringung in einem Pflegeheim nötig ist, solltest du eine sorgfältige Auswahl treffen. Nimm eine persönliche Besichtigung vor, um festzustellen, ob es sauber ist, gut instand gehalten wird und mit befähigtem Personal besetzt ist und ob eine häusliche Atmosphäre darin herrscht und angemessene Mahlzeiten angeboten werden. Überwache die Pflege deiner Eltern so gut wie möglich. Sei ihr Anwalt, hilf ihnen, unangenehme Situationen zu vermeiden, die entstehen können, sei es in Verbindung mit weltlichen Feiertagen oder mit Entspannung. Indem du dein Äußerstes tust, deinen Eltern, den Umständen entsprechend, die bestmögliche Pflege angedeihen zu lassen, kannst du dich vor Schuldgefühlen bewahren, die dich sonst plagen würden. (Vergleiche 2. Korinther 1:12.)
Fröhliche Geber, fröhliche Empfänger
20. Warum ist es wichtig, daß Kinder fröhliche Geber sind?
20 „Es war schwierig“, sagte eine Christin im Hinblick auf die Pflege ihrer Eltern. „Ich mußte für sie kochen und waschen, mit ihren Weinkrämpfen fertig werden und die Bettlaken wechseln, wenn sie das Wasser nicht halten konnten.“ „Aber alles, was wir für sie getan haben“, sagte ihr Mann, „haben wir freudig und gern getan. Wir haben uns sehr bemüht, unseren Eltern nicht das Gefühl zu vermitteln, wir würden ungern für sie sorgen“ (2. Korinther 9:7). Ältere Menschen zögern oft, Hilfe anzunehmen, und möchten anderen keine Bürde sein. Daher kommt es darauf an, welche Einstellung du zum Ausdruck bringst.
21. (a) Wie können Eltern fröhliche Empfänger sein? (b) Warum ist es weise, daß Eltern ihre Altersversorgung vorausplanen?
21 Gleichzeitig ist es wichtig, welche Einstellung die Eltern zum Ausdruck bringen. Eine Schwester erinnert sich: „Ganz gleich, was ich für Mutter tat, es war nie genug.“ Eltern sollten es also vermeiden, unvernünftig zu sein oder zu hohe Anforderungen zu stellen. Schließlich sagt die Bibel: „Nicht die Kinder sollten für ihre Eltern etwas zurücklegen, sondern die Eltern für ihre Kinder“ (2. Korinther 12:14). Manche Eltern verschwenden ihre Mittel und fallen dann ihren Kindern unnötigerweise zur Last. In Sprüche 13:22 heißt es jedoch: „Ein Guter wird Söhnen von Söhnen ein Erbe hinterlassen.“ Deshalb sollten Eltern in dem Maße, wie es ihnen möglich ist, ihre Altersversorgung vorausplanen, indem sie Geld beiseite legen und einige Vorkehrungen für ihre eigene Pflege treffen (Sprüche 21:5).
22. Wie sollte jemand seine Bemühungen um die Betreuung seiner betagten Eltern einstufen?
22 Paulus nannte die Sache beim Namen, als er sagte, daß die Sorge für die Eltern einer „gebührenden Vergütung“ gleichkommt (1. Timotheus 5:4). Ein Bruder sagte: „Mutter hat sich zwanzig Jahre um mich gekümmert. Was habe ich im Vergleich dazu denn getan?“ Mögen alle Christen mit betagten Eltern sich ebenso bewogen fühlen, „in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen“ in dem Bewußtsein, daß sie reich belohnt werden von dem Gott, der denen, die ihre Eltern ehren, verheißt, daß sie ‘lange Zeit auf der Erde bleiben’ (Epheser 6:3).
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