Kapitel 3
Was sagt der Schöpfungsbericht?
1. (a) Welchem Zweck dient unsere Erörterung des Schöpfungsberichts, und was sollte berücksichtigt werden? (b) Wie werden die Ereignisse im ersten Kapitel des ersten Buches Mose behandelt?
DAS erste Kapitel der Bibel verdient zumindest eine faire Untersuchung, so wie es auch sonst üblich ist, wenn es zu Falschdarstellungen oder Mißverständnissen gekommen ist. Es geht nicht darum, seinen Inhalt irgendeinem System von Theorien anzupassen, sondern darum, zu untersuchen und zu entscheiden, ob er mit den bekannten Tatsachen übereinstimmt. Ferner sollte berücksichtigt werden, daß der Schöpfungsbericht nicht aufgezeichnet wurde, um das „Wie“ der Schöpfung zu erklären. Vielmehr werden die Hauptereignisse fortschreitend behandelt, indem beschrieben wird, was erschaffen wurde, in welcher Reihenfolge es erschaffen wurde und innerhalb welchen Zeitabschnitts oder an welchem „Tag“ es jeweils zum erstenmal erschien.
2. (a) Aus wessen Sicht werden die im ersten Buch Mose erwähnten Ereignisse beschrieben? (b) Wie wird das durch die Beschreibung der Himmelskörper deutlich?
2 Bei der Untersuchung des Schöpfungsberichts ist es hilfreich, im Sinn zu behalten, daß über die Geschehnisse aus der Sicht eines irdischen Beobachters berichtet wird. Die Ereignisse werden so beschrieben, wie menschliche Beobachter sie gesehen hätten, wenn sie dabeigewesen wären. Das wird bei der Wiedergabe der Geschehnisse des vierten Schöpfungs„tages“ deutlich. Sonne und Mond werden hier, verglichen mit den Sternen, als große Himmelskörper beschrieben, und das, obwohl viele Sterne weit größer als unsere Sonne sind und der Mond im Vergleich zu ihnen unbedeutend ist. Aber nicht für den irdischen Beobachter! Von der Erde aus gesehen, erscheint die Sonne als ein ‘größeres Licht zur Beherrschung des Tages’ und der Mond als ein ‘geringeres Licht zur Beherrschung der Nacht’ (1. Mose 1:14-18).
3. Wie wird der Zustand beschrieben, in dem sich die Erde vor dem ersten „Tag“ befand?
3 Der Schöpfungsbericht deutet darauf hin, daß die Erde Milliarden von Jahren vor dem ersten Schöpfungs„tag“ bestanden haben kann, wenn er auch nicht sagt, wie lange. Indes wird beschrieben, in welchem Zustand sich die Erde unmittelbar vor Beginn des ersten „Tages“ befand: „Die Erde nun erwies sich als formlos und wüst, und da war Finsternis auf der Oberfläche der Wassertiefe; und Gottes wirksame Kraft bewegte sich hin und her über der Oberfläche der Wasser“ (1. Mose 1:2).
Wie lang ist ein Schöpfungs„tag“?
4. Welcher Hinweis im Schöpfungsbericht selbst zeigt, daß mit dem Wort „Tag“ nicht lediglich eine 24-Stunden-Periode gemeint ist?
4 Viele verstehen unter dem Wort „Tag“, das im ersten Buch Mose, Kapitel 1 gebraucht wird, einen Zeitraum von 24 Stunden. In 1. Mose 1:5 wird jedoch von Gott selbst gesagt, daß er den Tag in einen kürzeren Zeitabschnitt aufteilte, indem er nur die Zeit des Tageslichts „Tag“ nannte. In 1. Mose 2:4 werden alle Schöpfungsperioden e i n „Tag“ genannt: „Dies ist die Geschichte der Himmel und der Erde zu der Zeit, da sie erschaffen wurden, an dem Tag [alle sechs Schöpfungsperioden], an dem Jehova Gott Erde und Himmel machte.“
5. Was ist eine Bedeutung des hebräischen Wortes für „Tag“, die anzeigt, daß darunter längere Zeitabschnitte verstanden werden können?
5 Das hebräische Wort jōm, das mit „Tag“ übersetzt wird, kann verschieden lange Zeitabschnitte bedeuten. Zu den möglichen Bedeutungen gehören gemäß William Wilsons Old Testament Word Studies die folgenden: „Ein Tag; häufig hat das Wort die Bedeutung von Zeit im allgemeinen oder einer langen Zeit; einer ganzen Zeitperiode, die zur Betrachtung steht ... Tag wird auch für eine besondere Jahreszeit oder eine Zeit gebraucht, in der etwas Außergewöhnliches geschieht.“1 Der letzte Satz scheint auf die Schöpfungs„tage“ zuzutreffen, denn bei diesen Tagen handelte es sich sicher um Zeitperioden, in denen außergewöhnliche Ereignisse stattfanden. Zudem läßt die letztere Definition längere Zeiträume zu als 24 Stunden.
6. Warum wird durch die Verwendung der Ausdrücke „Abend“ und „Morgen“ ein „Tag“ nicht notwendigerweise auf 24 Stunden begrenzt?
6 In 1. Mose, Kapitel 1 werden in bezug auf die Schöpfungsperioden die Ausdrücke „Abend“ und „Morgen“ gebraucht. Deutet das nicht auf eine Dauer von 24 Stunden hin? Nicht unbedingt. Im deutschen Sprachgebrauch bezieht sich zum Beispiel das Wort „Lebtag“ auf die gesamte Lebenszeit eines Menschen; auch mit dem Ausdruck „Lebensabend“ ist ein größerer Zeitabschnitt gemeint. Daher wird durch die Verwendung der Ausdrücke „Abend“ und „Morgen“ ein „Tag“ nicht auf 24 Stunden begrenzt.
7. Welcher weitere Gebrauch des Wortes „Tag“ zeigt, daß ein „Tag“ länger als 24 Stunden dauern kann?
7 Das Wort „Tag“, wie es in der Bibel gebraucht wird, kann den Ablauf der Jahreszeiten wie Sommer und Winter einschließen (Sacharja 14:8). Der „Erntetag“ umfaßt viele Tage. (Vergleiche Sprüche 25:13 und 1. Mose 30:14.) Tausend Jahre werden mit einem Tag verglichen (Psalm 90:4; 2. Petrus 3:8, 10). Der „Gerichtstag“ erstreckt sich über viele Jahre (Matthäus 10:15; 11:22-24). Die Schlußfolgerung scheint vernünftig zu sein, daß die Schöpfungs„tage“ ebenfalls lange Zeitabschnitte umfaßten — Millennien. Was ereignete sich während jener Schöpfungsperioden? Ist der Bibelbericht darüber wissenschaftlich zu begründen? Nachstehend wird ein Überblick über die „Tage“ gegeben, von denen im ersten Buch Mose die Rede ist.
Erster „Tag“
8, 9. Was „wurde“ am ersten „Tag“, und wird im Schöpfungsbericht gesagt, daß Sonne und Mond zu dieser Zeit erschaffen wurden?
8 „ ‚Es werde Licht.‘ Da wurde es Licht. Und Gott begann das Licht Tag zu nennen, die Finsternis aber nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen, ein erster Tag“ (1. Mose 1:3, 5).
9 Sonne und Mond existierten im Weltraum natürlich schon lange vor jenem ersten „Tag“, aber ihr Licht drang nicht bis zur Erdoberfläche durch, so daß es für einen irdischen Beobachter unsichtbar geblieben wäre. Jetzt, an diesem ersten „Tag“, wurde das Licht offensichtlich auf der Erde sichtbar; und auf dem sich drehenden Erdball gab es von nun an abwechselnd Tag und Nacht.
10. Auf welche Weise kann das Licht „ins Dasein“ gekommen sein, und welche Art von Licht wird angedeutet?
10 Anscheinend war das Hellerwerden ein allmählicher Vorgang, der sich über eine lange Zeitperiode erstreckte, also kein Augenblicksereignis wie das Einschalten einer elektrischen Glühlampe. In der Übersetzung des ersten Buches Mose von J. W. Watts kommt das in den Worten zum Ausdruck: „Und allmählich kam das Licht ins Dasein“ (A Distinctive Translation of Genesis). Das Licht stammte von der Sonne, aber sie selbst konnte wegen der Wolkendecke nicht gesehen werden. Das Licht, das die Erde erreichte, war somit „diffuses Licht“, wie dies in einem Kommentar zu Vers 3 in der Emphasised Bible von Rotherham angezeigt wird. (Siehe die Fußnote b zu Vers 14.)
Zweiter „Tag“
11, 12. (a) Wie wird der zweite „Tag“ geschildert? (b) Inwiefern ist das hebräische Wort für Ausdehnung manchmal falsch übersetzt worden, und was bedeutet es wirklich?
11 „ ‚Es entstehe eine Ausdehnung zwischen den Wassern, und es trete eine Scheidung ein zwischen den Wassern und den Wassern.‘ Dann ging Gott daran, die Ausdehnung zu machen und eine Scheidung herbeizuführen zwischen den Wassern, die unterhalb der Ausdehnung sein sollten, und den Wassern, die oberhalb der Ausdehnung sein sollten. Und so wurde es. Und Gott begann die Ausdehnung Himmel zu nennen“ (1. Mose 1:6-8).
12 Anstelle von „Ausdehnung“ verwenden einige Übersetzungen das Wort „Firmament“. Das hat zu der Schlußfolgerung geführt, der Schöpfungsbericht sei Schöpfungsmythen entlehnt worden, in denen das „Firmament“ als eine metallene Kuppel dargestellt wird. Aber selbst in der King James Version, die „Firmament“ gebraucht, wird in der Randbemerkung „Expansion“ (Ausdehnung) angegeben, und zwar deshalb, weil das hebräische Wort raqía‛, das mit „Ausdehnung“ übersetzt wird, die Bedeutung von ausstrecken, ausbreiten oder ausdehnen hat.
13. Was war allem Anschein nach mit den Wassern geschehen?
13 Der Schöpfungsbericht besagt zwar, daß Gott die Ausdehnung ‘machte’, nennt aber keine Einzelheiten seines Vorgehens. Ganz gleich, wie sich die Trennung im einzelnen vollzogen haben mag, hat es den Anschein, als seien ‘die Wasser oberhalb der Ausdehnung’ von der Erde aus nach oben weggedrängt worden. Und später wird davon gesprochen, daß Vögel in „der Ausdehnung der Himmel“ fliegen sollten, wie aus 1. Mose 1:20 hervorgeht.
Dritter „Tag“
14. Wie wird der dritte „Tag“ beschrieben?
14 „ ‚Die Wasser unter den Himmeln sollen sich an e i n e n Ort sammeln, und das trockene Land erscheine.‘ Und so wurde es. Und Gott begann das trockene Land Erde zu nennen, die Sammlung der Wasser aber nannte er Meere“ (1. Mose 1:9, 10). Auch hier wird in dem Bericht nicht beschrieben, wie dies bewirkt wurde. Zweifellos gingen mit der Bildung von Landflächen gewaltige Erdbewegungen einher. Geologen würden solche bedeutenden Umwälzungen mit einer Katastrophentheorie in Verbindung bringen. Der Schöpfungsbericht läßt jedoch eine Steuerung und Überwachung durch einen Schöpfer erkennen.
15, 16. (a) Auf welche Einzelheiten, die Erde betreffend, wurde Hiob angesprochen? (b) Wie tief reichen die Wurzeln der Kontinente und Gebirge, und was entspricht dem „Eckstein“ der Erde?
15 In dem biblischen Bericht, der davon handelt, daß Gott Hiob über seine Kenntnisse hinsichtlich der Erde befragt, werden verschiedene Angaben zur Erdgeschichte gemacht: die Maße der Erde, die Entstehung der Wolkenmassen, die Begrenzung der Meere durch trockenes Land — viel Allgemeines über die Schöpfung, das sich über lange Zeitperioden erstreckte. Unter anderem fragte Gott Hiob: „Worin sind ihre Einstecksockel eingesenkt worden, oder wer hat ihren Eckstein gelegt?“ (Hiob 38:6).
16 Interessanterweise ist die Erdkruste, ‘Einstecksockeln’ gleich, unter den Kontinenten wesentlich dicker als unter den Ozeanen, besonders unter Gebirgsketten, die tief in den darunterliegenden Erdmantel hineinragen — wie die Wurzeln von Bäumen in den Boden. In Putnam’s Geology wird gesagt: „Der Gedanke, daß Gebirge und Kontinente Wurzeln hätten, ist immer wieder überprüft und als zutreffend bezeichnet worden.“2 Die Erdkruste unter den Ozeanen ist nur ungefähr 8 km dick, aber die Sockel der Kontinente reichen etwa 30 km tief, und die Gebirgswurzeln dringen annähernd zweimal so weit ein. Und sämtliche Erdschichten üben von allen Seiten Druck auf das Erdinnere aus, das dadurch zu einem großen, tragenden „Eckstein“ wird.
17. Was ist in Zusammenhang mit dem Erscheinen von trockenem Land von Bedeutung?
17 Wie auch immer bewirkt wurde, daß trockenes Land erschien, der Kern der Sache ist: Sowohl die Bibel als auch die Wissenschaft geben das Erscheinen trockenen Landes als eine der Entstehungsstufen der Erde an.
Landpflanzen am dritten „Tag“
18, 19. (a) Was erschien am dritten „Tag“ außer trockenem Land noch? (b) Was wird im Schöpfungsbericht nicht erwähnt?
18 Im Bibelbericht heißt es weiter: „ ‚Die Erde lasse Gras hervorsprossen, samentragende Pflanzen, Fruchtbäume, die nach ihren Arten Frucht tragen, deren Samen in ihr ist, auf der Erde.‘ Und so wurde es“ (1. Mose 1:11).
19 Somit waren bis zum Ende der dritten Schöpfungsperiode drei große Klassen von Landpflanzen erschaffen worden. Inzwischen war das diffuse Licht so stark geworden, daß die für die Pflanzen lebenswichtige Photosynthese stattfinden konnte. Übrigens erwähnt der Bericht hier nicht jede neu aufgetretene „Art“ der Pflanzen. Mikroorganismen, Wasserpflanzen und andere werden nicht besonders aufgeführt, wurden aber wahrscheinlich an diesem „Tag“ erschaffen.
Vierter „Tag“
20. Welche Zeiteinteilung wurde möglich, als die Himmelskörper in der Ausdehnung erschienen?
20 „ ‚Es sollen Lichter in der Ausdehnung der Himmel werden, um eine Scheidung zwischen dem Tag und der Nacht herbeizuführen; und sie sollen als Zeichen und zur Bestimmung von Zeitabschnitten und Tagen und Jahren dienen. Und sie sollen als Lichter in der Ausdehnung der Himmel dienen, um auf die Erde zu leuchten.‘ Und so wurde es. Und Gott ging daran, die beiden großen Lichter zu machen, das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das geringere Licht zur Beherrschung der Nacht, und auch die Sterne“ (1. Mose 1:14-16; Psalm 136:7-9).
21. Worin unterschied sich das Licht des vierten „Tages“ von dem des ersten?
21 Vorher, im Bericht über den ersten „Tag“, wurde der Ausdruck „Es werde Licht“ verwandt. Das hebräische Wort, das dort für „Licht“ gebraucht wird, ist ’ōr und bedeutet Licht im allgemeinen Sinn. Im Bericht über den vierten „Tag“ wird das hebräische Wort ma’ōʹr verwandt, das die Quelle des Lichts bezeichnet. Rotherham sagt in der Fußnote seiner Emphasised Bible über „Lichter“: „In Vers 3 ’ōr, diffuses Licht.“ Er erklärt weiter, daß das hebräische Wort ma’ōʹr in Vers 14 „Lichtspender“ bedeutet. Zwar wurde am ersten „Tag“ die Lufthülle offensichtlich von diffusem Licht durchdrungen, aber die Lichtquellen hätten wegen der Wolkenschichten, die die Erde umgaben, von dort aus noch nicht gesehen werden können. Jetzt, am vierten „Tag“, trat offensichtlich ein Wechsel ein.
22. Durch welche Entwicklung, die am vierten „Tag“ stattfand, mag eine Voraussetzung für tierisches Leben geschaffen worden sein?
22 Zufolge der anfangs stark kohlendioxydhaltigen Atmosphäre mag auf der ganzen Erde ein heißes Klima geherrscht haben. Aber durch das üppige Wachstum der Vegetation während der dritten und der vierten Schöpfungsperiode wurde ein großer Teil der wärmestauenden Kohlendioxydhülle aufgezehrt. Die Vegetation ihrerseits gab Sauerstoff ab — eine Voraussetzung für tierisches Leben.
23. Welche zu jener Zeit eingetretenen Veränderungen werden beschrieben?
23 Jetzt wäre ein irdischer Beobachter in der Lage gewesen, Sonne, Mond und Sterne zu erkennen, die als „Zeichen und zur Bestimmung von Zeitabschnitten und Tagen und Jahren“ dienen sollten (1. Mose 1:14). Der Mond zeigte den Ablauf von Mondmonaten und die Sonne den Ablauf von Sonnenjahren an. Die Jahreszeiten, die jetzt, am vierten „Tag“, ‘so wurden’, waren ohne Zweifel viel gemäßigter als heute (1. Mose 1:15; 8:20-22).
Fünfter „Tag“
24. Welche Arten von Geschöpfen sollten am fünften „Tag“ erscheinen, und innerhalb welcher Grenzen sollten sie sich fortpflanzen?
24 „ ‚Die Wasser sollen ein Gewimmel lebender Seelen hervorwimmeln, und fliegende Geschöpfe mögen an der Vorderseite der Ausdehnung der Himmel über der Erde fliegen.‘ Und Gott ging daran, die großen Seeungetüme zu erschaffen und jede lebende Seele, die sich regt, die die Wasser hervorwimmelten, nach ihren Arten und jedes geflügelte fliegende Geschöpf nach seiner Art“ (1. Mose 1:20, 21).
25. Wie wurden die Geschöpfe genannt, die am fünften „Tag“ erschienen?
25 Es ist interessant, festzustellen, daß die nichtmenschlichen Geschöpfe, die die Wasser „hervorwimmeln“ sollten, „lebende Seelen“ genannt werden. Dieser Ausdruck ließe sich auch auf die ‘fliegenden Geschöpfe, die an der Vorderseite der Ausdehnung der Himmel über der Erde fliegen’, anwenden. Eingeschlossen wären ebenfalls diejenigen Lebensformen im Wasser und in der Luft — wie zum Beispiel die Seeungetüme —, deren fossile Überreste in den letzten Jahren gefunden worden sind.
Sechster „Tag“
26—28. Was ereignete sich am sechsten „Tag“, und wodurch zeichnete sich der letzte Schöpfungsakt aus?
26 „ ‚Die Erde bringe lebende Seelen nach ihren Arten hervor, Haustiere und sich regende Tiere und wildlebende Tiere der Erde nach ihrer Art.‘ Und so wurde es“ (1. Mose 1:24).
27 Am sechsten „Tag“ erschienen also die als Haustiere und wildlebende Tiere bezeichneten Landtiere. Dieser letzte „Tag“ war aber noch nicht vorüber. Eine letzte, bemerkenswerte „Art“ sollte noch kommen:
28 „Und Gott sprach weiter: ‚Laßt uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis; und sie sollen sich untertan halten die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel und die Haustiere und die ganze Erde und jedes sich regende Tier, das sich auf der Erde regt.‘ Und Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn; männlich und weiblich erschuf er sie“ (1. Mose 1:26, 27).
29, 30. Wie können die Abweichungen zwischen 1. Mose, Kapitel 2 und Kapitel 1 verstanden werden?
29 In Kapitel 2 des ersten Buches Mose werden offenbar einige ergänzende Einzelheiten erwähnt. Es handelt sich hier jedoch nicht, wie manche geschlußfolgert haben, um einen anderen Schöpfungsbericht, der im Widerspruch zu dem in Kapitel 1 steht. Der Bericht wird lediglich zu einem Zeitpunkt am dritten „Tag“ wiederaufgenommen, nachdem das trockene Land erschienen war, aber bevor Landpflanzen erschaffen wurden, und er enthält zusätzliche Einzelheiten über das Erscheinen der Menschen — Adam, die lebende Seele, seine Wohnstätte, der Garten Eden, und Eva, seine Frau (1. Mose 2:5-9, 15-18, 21, 22).
30 Das Vorerwähnte soll zu einem Verständnis des Schöpfungsberichts beitragen. Aus diesem wirklich realistischen Bericht geht hervor, daß sich der Schöpfungsprozeß nicht nur über eine Zeitspanne von 144 Stunden (6 × 24), sondern über viele Jahrtausende erstreckte.
Woher stammt der Schöpfungsbericht?
31. (a) Was behaupten einige fälschlicherweise über den Schöpfungsbericht? (b) Inwiefern erweisen sich ihre Behauptungen als unzutreffend?
31 Vielen fällt es schwer, den Schöpfungsbericht anzuerkennen. Sie behaupten, er entstamme den Schöpfungsmythen der Völker des Altertums, insbesondere denen des alten Babylon. In einem neueren biblischen Wörterbuch wird jedoch erklärt: „Bisher ist kein Mythos gefunden worden, der sich ausdrücklich auf die Erschaffung des Universums bezieht.“ Außerdem sind die Mythen „vom Polytheismus und von den Kämpfen der Gottheiten um Oberherrschaft gekennzeichnet, was in auffälligem Gegensatz zum hebräischen Monotheismus in [1. Mose] 1 und 2 steht“.3 Über die babylonischen Schöpfungslegenden sagten die Kuratoren des Britischen Museums: „Die Grundkonzepte der babylonischen und der hebräischen Berichte unterscheiden sich wesentlich.“4
32. Inwiefern hat sich der Schöpfungsbericht im ersten Buch Mose als wissenschaftlich begründet erwiesen?
32 Unsere Betrachtung hat ergeben, daß der Schöpfungsbericht wissenschaftlich gut begründet ist. Er nennt die größeren Klassen von Pflanzen und Tieren, die sich in ihrer großen Vielfalt nur „nach ihren Arten“ vermehren. Im Fossilbericht wird dies bestätigt. Ja, er läßt erkennen, daß jede „Art“ plötzlich auftrat, ohne echte Übergangsformen zu haben, die sie mit irgendeiner früheren „Art“ verbinden, wie es nach der Evolutionstheorie erforderlich ist.
33. Woher können die im Schöpfungsbericht gemachten Aussagen nur stammen?
33 Die Weisen Ägyptens hätten in all ihrer Weisheit Moses, dem Schreiber der Genesis, nicht einen einzigen Anhaltspunkt für den Schöpfungsprozeß geben können. Die legendären Schöpfungsgeschichten der Völker des Altertums haben keine Ähnlichkeit mit dem, was Moses in seinem ersten Buch schrieb. Woher bezog Moses sein Wissen? Offensichtlich von jemandem, der dabei war.
34. Durch welche weitere Beweisführung wird unterstrichen, daß der Schöpfungsbericht aus sachkundiger Quelle stammen muß?
34 Die Wahrscheinlichkeitsrechnung liefert einen schlagenden Beweis dafür, daß der Schöpfungsbericht aus sachkundiger Quelle stammen muß. In dem Bericht werden zehn hauptsächliche Stufen in folgender Reihenfolge aufgezählt: 1. Anfang; 2. eine urzeitliche Erde, dunkel und in schwere Gase und Wasser gehüllt; 3. Licht; 4. eine Ausdehnung oder Atmosphäre; 5. große Flächen trockenes Land; 6. Landpflanzen; 7. Sonne, Mond und Sterne in der Ausdehnung sichtbar, Jahreszeiten setzen ein; 8. Seeungetüme und fliegende Geschöpfe; 9. Säugetiere (wildlebende Tiere und Haustiere); 10. der Mensch. Wissenschaftler stimmen der Reihenfolge dieser Stufen zu. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Schreiber des Schöpfungsberichts die Reihenfolge einfach erraten hat? Sie ist genauso groß wie die, aus einer Schachtel nacheinander die Ziffern 1 bis 10 in fortlaufender Reihenfolge zu ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß es beim ersten Versuch gelingt, ist 1 zu 3 628 800! Somit wäre es nicht realistisch, zu sagen, der Schreiber habe die zuvor angeführten Ereignisse einfach durch Zufall in der richtigen Reihenfolge aufgeführt, ohne über den Sachverhalt unterrichtet gewesen zu sein.
35. Welche Fragen werden aufgeworfen, und wo werden sie behandelt?
35 Die Evolutionstheorie schließt die Existenz eines Schöpfers aus, der die wirklichen Umstände kannte und sie den Menschen offenbaren konnte. Gemäß dieser Theorie erschien hingegen das Leben auf der Erde durch Urzeugung lebender Organismen aus unbelebter Materie. Konnte aber durch unkontrollierte chemische Reaktionen, die auf bloßem Zufall beruhen, Leben entstehen? Sind die Wissenschaftler selbst davon überzeugt, daß das geschehen konnte? Im nächsten Kapitel werden diese Fragen behandelt.
[Herausgestellter Text auf Seite 25]
Der Schöpfungsbericht ist aus der Sicht eines irdischen Beobachters geschrieben worden
[Herausgestellter Text auf Seite 36]
Der Fossilbericht bestätigt nur eine Fortpflanzung „nach ihren Arten“
[Kasten auf Seite 35]
Der babylonische Schöpfungsmythos, von dem einige behaupten, er sei die Grundlage des Schöpfungsberichts im ersten Buch Mose:
Der Gott Apsu und die Göttin Tiamat erschufen andere Götter.
Später wurde Apsu von diesen Göttern bedrückt, und er versuchte sie zu töten, doch statt dessen wurde er von dem Gott Ea getötet.
Tiamat trachtete nach Rache und versuchte, Ea zu töten, aber statt dessen wurde sie von Eas Sohn Marduk getötet.
Marduk halbierte ihren Körper, und aus einer Hälfte schuf er den Himmel, aus der anderen die Erde.
Dann erschuf Marduk mit der Hilfe Eas aus dem Blut eines anderen Gottes, Kingu, die Menschheit.a
Hat diese märchenhafte Erzählung irgendeine Ähnlichkeit mit der Schilderung des Schöpfungsberichts?
[Kasten auf Seite 36]
Ein bekannter Geologe sagte über den biblischen Schöpfungsbericht:
„Würde ich als Geologe aufgefordert, unsere neuzeitlichen Vorstellungen über die Entstehung der Erde und die Entwicklung des Lebens darauf einem einfachen Hirtenvolk, wie es die Stämme waren, an die sich das Buch Genesis richtet, kurz zu erklären, könnte ich es kaum besser tun, als mich zu einem großen Teil eng an den Wortlaut des ersten Kapitels der Genesis zu halten.“b Dieser Geologe, Wallace Pratt, erwähnte ferner, daß die Reihenfolge der Ereignisse — ausgehend von der Entstehung der Ozeane über das Hervortreten von Land bis hin zum Erscheinen von Meerestieren, Vögeln und Säugetieren — im wesentlichen der Reihenfolge der grundlegenden Unterteilungen geologischer Zeiträume entspricht.
[Bild auf Seite 27]
1. Tag: „Es werde Licht“
[Bild auf Seite 28]
2. Tag: „Es entstehe eine Ausdehnung“
[Bild auf Seite 29]
3. Tag: „Das trockene Land erscheine“
[Bild auf Seite 30]
3. Tag: „Die Erde lasse Gras hervorsprossen“
[Bilder auf Seite 31]
4. Tag: ‘Es sollen Lichter in der Ausdehnung der Himmel werden, das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das geringere Licht zur Beherrschung der Nacht’
[Bild auf Seite 32]
5. Tag: ‘Die Wasser sollen lebende Seelen hervorwimmeln, und fliegende Geschöpfe mögen über der Erde fliegen’
[Bild auf Seite 33]
6. Tag: ‘Haustiere und wildlebende Tiere nach ihrer Art’
[Bild auf Seite 34]
6. Tag: „Männlich und weiblich erschuf er sie“
[Bild auf Seite 37]
Die Wahrscheinlichkeit, daß dies beim ersten Versuch gelingt, ist 1 zu 3 628 800