Eine Sprache für alle Völker
„Denn dann werde ich die Sprache der Völker in eine reine Sprache umwandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen, um ihm Schulter an Schulter zu dienen.“ — Zeph. 3:9.
1. Welche Fragen erheben sich in Verbindung mit der Sprache?
IST die Sprache tatsächlich in ferner Vergangenheit entstanden, als die Menschen begannen, sich zu verständigen, indem sie die Alarm-, Droh- und Angstrufe der Tiere nachahmten? Wenn die Ursprache wirklich so primitiv war, wieso hatten dann die ältesten bekannten Sprachen eine komplizierte Grammatik? Woher stammen die vielen Sprachen überhaupt? Wie kommt es, daß heute mindestens 2 796 Sprachen gesprochen werden und daß selbst der primitivste Volksstamm im Dschungel eine Sprache spricht? Ist es möglich, daß die Menschheit je durch eine gemeinsame Sprache, durch eine einzige Sprache für alle Völker, vereint wird und daß die Sprachen keine trennenden Schranken mehr bilden?
2. Wie entstand die Sprache, und ist ihr Gebrauch nur auf die Erde beschränkt?
2 Die Heilige Schrift — deren ältester Teil in seiner heute bekannten Form im Jahre 1513 v. u. Z. geschrieben wurde — wirft viel Licht auf die Entwicklung und die Ausbreitung der Sprachen. Sie zeigt, daß Gott der Urheber der Sprache ist. Schon vor der Erschaffung des Menschen wurde gesprochen. Gemäß dem Schöpfungsbericht sprach Jehova Gott mit seinem erstgeborenen Sohn im Himmel; er sagte zu ihm: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis.“ Passenderweise wurde dieser Sohn Gottes das „Wort“ genannt, und er diente seinem Vater sowohl im Verkehr mit anderen himmlischen Geistgeschöpfen als auch im Verkehr mit den Menschen als Wortführer. — 1. Mose 1:26; Joh. 1:1-3.
3. Bei welchen Gelegenheiten sprachen Engel mit Menschen?
3 Der Apostel Paulus, der Jahrhunderte später lebte, wußte, daß Geistgeschöpfe sprechen können, denn er erwähnte „Sprachen der Menschen und Engel“. (1. Kor. 13:1, Albrecht; vergleiche Hiob 1:7-12; 2:2-6.) Der Bibelbericht bestätigt, daß Engel verschiedentlich mit Menschen sprachen. Ein Engel übermittelte Abraham den Segen Jehovas und die Verheißung, daß durch seinen Samen alle Familien der Erde gesegnet würden, und der Engel Jehovas verkündete den Hirten in der Nähe von Bethlehem die gute Botschaft von der Geburt Jesu. — 1. Mose 22:15-18; Luk. 2:8-11.
4. Welche Fähigkeit wurde Adam verliehen, und wieso wissen wir es?
4 Jehova verlieh die Gabe der Sprache aber nicht nur seinen Geistsöhnen; er bedachte auch seinen menschlichen Sohn Adam damit. Er verlieh Adam nicht nur die Fähigkeit, zu sprechen und Gesprochenes zu verstehen, sondern er befähigte ihn auch, neue Wörter zu bilden und so den Wortschatz zu erweitern, was zum Beispiel der Fall war, als er den Tieren Namen gab. (1. Mose 2:19) Jehova wies Adam an, die Erde zu füllen, sie zu bebauen und über die Tiere zu herrschen, und warnte ihn auch davor, seinem Gesetz nicht zu gehorchen. Das läßt erkennen, daß Gott Adam mit dem nötigen Wortschatz und einer entsprechenden Kenntnis der Sprache ausgestattet hatte, was es ihm ermöglichte, diese Anweisungen zu verstehen.
5. Warum ist die Kenntnis einer Sprache für uns so wichtig?
5 Die Tiere haben die Gabe der Sprache jedoch nicht. Sie können zwar Gefühle wie Furcht, Zorn, sexuelles Verlangen und Befriedigung durch Laute ausdrücken, aber wie der Lexikograph Köhler schreibt, fehlen ihrer Ausdrucksweise „Begriffe und Gedanken — die wesentliche Domäne der menschlichen Sprache“. Die gesprochene Sprache ist somit eine Gabe, die nur die Menschen und die Engel besitzen, die niedrigeren Formen der Schöpfung dagegen nicht. Die Sprache ist wahrhaftig ein Schlüssel zum Erwerben von Kenntnissen und zur menschlichen Zusammenarbeit; sie bildet die Grundlage für fast jede Art der Verständigung. In einem Wörterbuch heißt es: „Gedanken und Worte gehen Hand in Hand.“ Ohne Worte wäre eine Verständigung oder ein Gedankenaustausch mit anderen sehr schwierig; das stellen Touristen in einem fremden Land immer wieder fest. Ohne Worte wäre selbst unsere Denkfähigkeit sehr begrenzt.
6. Wie und warum entstanden die vielen Sprachen?
6 Nach der Erschaffung Adams sprach die ganze Menschheit über achtzehn Jahrhunderte die Sprache, die Gott dem ersten Menschen ursprünglich gegeben hatte. (1. Mose 11:1) Heute werden in der ganzen Welt fast 3 000 Sprachen und darüber hinaus noch unzählige örtliche Dialekte gesprochen. Wie läßt sich das erklären? Die Bibel berichtet, daß sich die Menschen nach der Flut einen Namen machen wollten, indem sie in der Ebene Schinear eine Stadt mit einem Turm bauten, dessen Spitze bis zum Himmel reichen sollte. Wahrscheinlich hätte sie ein Zentrum der falschen Anbetung werden sollen, denn dieses Unternehmen stand im Widerspruch zu dem Auftrag, den Jehova Noah und seinen drei verheirateten Söhnen gegeben hatte und der darin bestand, sich zu mehren und die Erde zu füllen. Jehova sagte deshalb: „‚Siehe! Sie sind e i n Volk, und sie haben alle e i n e Sprache, und dies fangen sie an zu tun. ... Laßt uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit sie nicht einer auf des anderen Sprache hören mögen.‘ Deshalb gab man ihr [der Stadt] den Namen Babel, weil dort Jehova die Sprache der ganzen Erde verwirrt hatte, und Jehova hatte sie von dort über die ganze Erdoberfläche zerstreut.“ — 1. Mose 11:6, 7, 9.
7. (a) Was ist mit dem Ausdruck „Sprachfamilien“ gemeint? (b) Wie viele nationale Gruppen und wie viele Sprachgruppen breiteten sich von Babel aus?
7 Wie bewirkte Gott, daß die Menschen die hebräische Sprache, die sie ursprünglich gesprochen hatten, nicht mehr verstanden, was zur Folge hatte, daß sie sich in verschiedene Sprachgruppen aufteilten? Wahrscheinlich geschah es dadurch, daß ihre frühere Sprache aus ihrem Gedächtnis ausgelöscht und durch einen neuen Wortschatz und eine neue Grammatik ersetzt wurde. Sprachforscher geben zu, daß es verschiedene Sprachfamilien gibt. Es sind keine Beweise dafür vorhanden, daß sie alle auf Adams ursprüngliche Sprache zurückgehen oder daß es sich dabei um hebräische Dialekte handelt; sie stammen vielmehr von den verschiedenen Sprachen, die damals in Babel entstanden. Jede hat ihren eigenen Wortschatz und ihre besondere Art, Gedanken zu formulieren. Die Menschen denken also nach unterschiedlichen Sprachmustern, die zum Beispiel von der Grammatik und den Wortendungen abhängen. Deshalb wird in 1. Mose, Kapitel 10 von den siebzig nationalen Gruppen, die von Noah abstammten, und von den Sprachen, die Gott ihnen in Babel gegeben hatte, gesagt: „Von diesen wurde die Bevölkerung der Inseln der Nationen in ihren Ländern ausgebreitet, jede gemäß ihrer Zunge [Sprache, Menge], gemäß ihren Familien, nach ihren Nationen.“ — 1. Mose 10:5, 20, 31.
8. Was haben Forscher in bezug auf die Sprachen festgestellt?
8 Verschiedene Faktoren, wie geographische Schranken, große Entfernungen, der Kontakt mit Angehörigen anderer Völker und Eroberungen, trugen im Laufe der Zeit dazu bei, daß sich Dialekte und sogar neue Sprachen entwickelten, die mit den ursprünglichen Sprachen verwandt waren. Doch abgesehen von der hebräischen Sprache, lassen sich alle diese Sprachgruppen oder Sprachfamilien bis zur Wiege der neuen Sprachen, der Ebene von Schinear, zurückverfolgen. Der Sprachforscher Sir Henry Rawlinson schreibt: „Wenn wir uns nur von den Abzweigungen der Sprachlinien leiten ließen und vom biblischen Bericht gar keine Notiz nähmen, kämen wir dennoch zu dem Schluß, daß der Mittelpunkt, von dem sich die verschiedenen Linien strahlenförmig ausbreiteten, in der Ebene von Schinear war.“ Interessant ist auch, daß diese von Gott stammenden Sprachen nicht unkompliziert und primitiv waren, sondern wie die Zeitschrift Science News Letter berichtet, waren sie zum Teil weit komplizierter als die heutigen europäischen Sprachen. Wäre dies möglich, wenn sich die Sprachen von den Grunz- und Knurrlauten der Tiere entwickelt hätten?
9. Welche Fähigkeit in Verbindung mit der Sprache hat der Mensch, wie das aus der Bibel hervorgeht?
9 Die Dialekte oder Mundarten, die es heute innerhalb der Sprachfamilien gibt, sind auf die Fähigkeit zurückzuführen, die Jehova dem Menschen in Verbindung mit der Sprache verliehen hat. Wie Adam die Fähigkeit hatte, seinem Wortschatz weitere Wörter hinzuzufügen, so konnten auch seine Nachkommen ihren Wortschatz erweitern und sogar neue Sprachen lernen. Abraham hatte zum Beispiel offenbar keine Schwierigkeiten, mit der hamitischen Bevölkerung Kanaans zu verkehren, denn es wird nichts davon erwähnt, daß er Dolmetscher gebraucht hätte. (1. Mose 23:7-15) Wahrscheinlich sprach er Akkadisch, die Sprache, die in dem Gebiet, in das er gezogen war, hauptsächlich gesprochen wurde. Dem Bibelbericht ist auch zu entnehmen, daß später Joseph in Ägypten — wahrscheinlich, als er als Sklave im Hause Potiphars war — Ägyptisch lernte, so daß er sich mit Pharao zwanglos unterhalten konnte. Um aber zu verhindern, daß er von seinen hebräischen Brüdern zu früh erkannt wurde, sprach er durch einen Dolmetscher mit ihnen. — 1. Mose 42:23.
10. Wie und warum bewies Jehova zu Pfingsten des Jahres 33, was er in Verbindung mit der Sprache tun kann?
10 Zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. bewies Jehova erneut auf ehrfurchtgebietende Weise, was er in Verbindung mit der Sprache tun kann, indem er durch den heiligen Geist bewirkte, daß die ersten Christen in Jerusalem plötzlich in Sprachen sprechen konnten, die sie früher nicht gekannt hatten. Doch statt bei diesen Jüngern Jesu die Muttersprache aus dem Gedächtnis auszulöschen, wie er es bei den Bewohnern von Babel getan hatte, erweiterte er ihre Sprachkenntnisse. Auch diente in diesem Falle die Gabe, eine weitere Sprache zu sprechen, nicht dem Zweck, Menschen von einem falschen Vorhaben abzubringen, sondern sie sollte dazu beitragen, daß die wahre Anbetung und die Erkenntnis des Schöpfers unter Menschen ausgebreitet wurden, die die verschiedensten Sprachen redeten. (Apg. 2:1-11) Obgleich diejenigen, die zu Pfingsten die reine Anbetung aufgenommen hatten, nicht alle die gleiche Sprache redeten, waren sie doch durch das vereinigende Band der Erkenntnis des Vorhabens Gottes miteinander verbunden.
DIE VEREINIGENDE KRAFT DER WAHRHEIT
11. Welche doppelte Wirkung hatte der Geist Gottes auf die Jünger zu Pfingsten?
11 Jesus hatte zu den Aposteln im voraus gesagt: „Der Helfer ..., der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, dieser wird euch alle Dinge lehren und euch an alle Dinge erinnern, die ich euch gesagt habe.“ (Joh. 14:26) Unter der Leitung dieses Geistes gab Petrus zu Pfingsten ein eindrucksvolles Zeugnis über das Vorhaben Jehovas, worauf sich ungefähr dreitausend neue Anhänger des christlichen Glaubens taufen ließen. Gottesfürchtige Juden, die aus mindestens fünfzehn verschiedenen Ländern nach Jerusalem gekommen waren, wunderten sich, als sie die einhundertzwanzig Jünger in ihrer Landessprache sprechen hörten. Sie sagten: „Seht, sind nicht alle diese, die reden, Galiläer? Und doch, wie kommt es, daß jeder von uns seine eigene Sprache hört, in der wir geboren wurden? ... wir hören sie in unseren Zungen über die großen Dinge Gottes reden.“ — Apg. 2:7, 8, 11, 41.
12. Wovon legte Petrus Zeugnis ab, und mit welchem Ergebnis?
12 Auf hebräisch erklärte dann Petrus dieses erstaunliche Ereignis, indem er Joels Prophezeiung über die Ausgießung des Geistes Gottes anführte. Er wies nachdrücklich auf Jehovas Weg der Rettung hin, indem er sich auf die Worte des Propheten bezog, nach denen in den „letzten Tagen“ jeder, ‘der den Namen Jehovas anruft, gerettet wird’. Er lenkte die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf Jesu Machttaten, seinen Tod und seine wunderbare Auferstehung und wies dann auf die erhabene Stellung Jehovas, des höchsten Souveräns, hin. Er wandte die Worte Davids auf Jesus an: „Ich hatte Jehova beständig vor meinen Augen; denn er steht zu meiner Rechten, damit ich niemals erschüttert werde.“ Diese eindrucksvolle Botschaft veranlaßte Tausende, die biblische Hoffnung, die ihnen und ihren Kindern dargelegt worden war, zu ihrer Hoffnung zu machen, obwohl sie später deswegen Widerstand und Verfolgung erdulden mußten. — Apg. 2:17, 21, 25; Joel 2:32.
13. Inwiefern erwies sich das Christentum als eine vereinigende Kraft?
13 Die vereinigende Wirkung der Botschaft, die damals verkündigt wurde, war erstaunlich. Angehörige der verschiedensten Nationen wurden durch den Glauben zu einer Einheit verbunden. Paulus schrieb später: „Ihr alle seid tatsächlich Söhne Gottes durch euren Glauben an Christus Jesus. Da ist weder Jude noch Grieche ...; denn ihr alle seid e i n e r in Gemeinschaft mit Christus Jesus.“ (Gal. 3:26, 28) Sie redeten zwar die verschiedensten Sprachen, aber ihre Botschaft war dieselbe. Paulus ermahnte die griechischen Brüder in Korinth, ‘übereinstimmend zu reden’ und ‘in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint zu sein’. — 1. Kor. 1:10.
14. Wie sollten wir gemäß den Worten Davids und des Apostels Paulus die Gabe der Sprache gebrauchen?
14 Jesus und seine ersten Jünger waren vor allem darauf bedacht, ihre Zunge zur Lobpreisung ihres Schöpfers zu gebrauchen. Sie waren so eingestellt wie David, der betete: „O Jehova, mögest du diese meine Lippen öffnen, daß mein eigener Mund deinen Lobpreis kundtun möge.“ (Ps. 51:15) Als die Vorsteher des Volkes den Jüngern geboten, nicht mehr zu predigen, sagten diese: „Wir können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die wir gesehen und gehört haben.“ (Apg. 4:20) Sie bewiesen aber nicht nur, wenn sie über Gottes Vorhaben redeten, daß sie von der Sprache richtigen Gebrauch machen wollten, sondern auch in ihren übrigen Gesprächen. Paulus gab der Versammlung in Ephesus den ernsten Rat: „Kein faules Wort gehe aus eurem Munde hervor, sondern was immer zur Auferbauung gut ist, wie es nötig sein mag, damit es den Hörern förderlich sei.“ — Eph. 4:29.
15. Welche Verheißung ist in Zephanja 3:9 zu finden, und warum ist sie für uns wichtig?
15 Können wir die uns von Jehova verliehene Gabe der Sprache heute auf ähnliche Weise gebrauchen? Jawohl, und in der Prophezeiung Zephanjas wird vorhergesagt, daß dies geschehen würde. Aus dem Kontext geht hervor, daß Jehova gemäß seiner richterlichen Entscheidung die Nationen versammeln wird, um über sie die Glut seines Zornes auszugießen. Wird jemand dieser richterlichen Entscheidung und dem Zorn Jehovas entgehen? Daß wir seine Gunst genießen können, ist aus seiner prophetischen Zusicherung ersichtlich: „Denn dann [während der „letzten Tage“] werde ich [Jehova] die Sprache der Völker in eine reine Sprache umwandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen, um ihm Schulter an Schulter zu dienen.“ Ja wenn nicht die Möglichkeit bestünde, die reine Sprache zu sprechen und den Namen Jehovas anzurufen, wie Petrus es erklärte, so wäre es nicht möglich, der Strafe zu entrinnen, die Jehova den Nationen angekündigt hat. Doch Joel gibt uns die Zusicherung, daß „Entronnene“ dasein werden, „so, wie Jehova gesprochen hat, und unter den Überlebenden, die Jehova beruft“. — Zeph. 3:8, 9; Joel 2:32.
16. (a) Wie können wir die „reine Sprache“ lernen? (b) Was zeigt, daß die Christenheit sie nicht beherrscht?
16 Hast du die zum Überleben notwendige „reine Sprache“ gelernt? Wie jede Sprache ein bestimmtes Wortmuster und eine eigene Grammatik hat, so hat auch die Wahrheit, die in Gottes Wort, der Bibel, enthalten ist und die Gott uns heute, in den „letzten Tagen“, verständlich gemacht hat, ein Muster (eine innere Harmonie), das wir kennenlernen können. Diesem Muster liegt das Thema des gerechten Königreiches Gottes zugrunde. Hat man dieses „Muster gesunder Worte“, wie Paulus es bezeichnet, einmal kennengelernt, indem man zu einer genauen Erkenntnis der Bibel gelangt ist, dann kann man die „reine Sprache“ ohne weiteres „akzentfrei“ oder ohne daß sie durch „ungesunde“ Lehren oder Irrlehren gefärbt ist, sprechen. (2. Tim. 1:13; 2. Petr. 3:16) Daß die Christenheit diese „reine Sprache“ nicht gelernt hat, ist an dem wirren Gemisch von biblischen und philosophischen „Dialekten“ zu erkennen, die sie spricht. Auch rufen die Anhänger der anerkannten Kirchen der Christenheit „den Namen Jehovas“ nicht an, sondern ziehen die undeutliche Bezeichnung „Herr“ vor. — 2. Petr. 2:1; Matth. 7:15-23.
17. In welchem Sinne ist diese Sprache „rein“, und von wie vielen wird sie gesprochen?
17 Wie glücklich können wir doch sein, daß Jehova heute auf der ganzen Erde treue Zeugen hat (über 1 600 000 in mehr als zweihundert Ländern), die freudig bereit sind, seinen Namen anzurufen und ihm „Schulter an Schulter“ zu dienen, obwohl sie den verschiedensten Nationen und Rassen angehören und die verschiedensten Sprachen sprechen! Sie sind wie die ersten Christen durch die reine Anbetung zum Ruhm Jehovas vereint. Ganz gleich, welche Übersetzung der Bibel (die heute ganz oder mindestens teilweise in 1 500 Sprachen übersetzt ist) sie verwenden, reden sie dennoch übereinstimmend über deren Grundlehren. Ihre Sprache ist demnach nicht nur insofern „rein“, als sie für gottesfürchtige Menschen annehmbar ist, sondern auch insofern, als sie eine unverfälschte Darlegung des Vorhabens Jehovas ermöglicht. — Joh. 8:42-47; Jak. 3:10, 11.
18. Was soll gemäß der Prophezeiung Sacharjas außer dem Werk, auf das in Apostelgeschichte 15:14 Bezug genommen wird, in unseren Tagen noch vor sich gehen?
18 Zu welchem Ergebnis das freimütige Reden der Wahrheit führen würde, sagte Sacharja mit den Worten voraus: „Es wird in jenen Tagen sein, daß zehn Männer aus allen Sprachen der Nationen ergreifen, ja sie werden tatsächlich den Rocksaum eines Mannes ergreifen, der ein Jude ist, indem sie sprechen: ,Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist.‘“ (Sach. 8:23) Hast auch du dich denen angeschlossen, die Jehova als sein Namensvolk aus allen Nationen herausgenommen hat? Es ist dringend notwendig, dies jetzt zu tun. — Apg. 15:14.
19. Wie wird uns die „reine Sprache“ verständlich gemacht?
19 Eine Sprache, auch die „reine Sprache“, zu erlernen, setzt Anstrengungen voraus. Bevor wir die Sprache sprechen können, die unserem Schöpfer gefällt, müssen wir uns damit vertraut machen. Wie beim Erlernen einer neuen Sprache, so werden uns auch beim Erlernen der „reinen Sprache“ allmählich viele Ausdrücke geläufig, die uns früher fremd waren. Wir erfahren, was das Königreich Gottes in Wirklichkeit ist; wir hören von der „großen Volksmenge“, die Jehova in den „letzten Tagen“ dient, und wir werden von der bevorstehenden Vernichtung „Groß-Babylons“ unterrichtet, die dem Untergang des übrigen Teils des gegenwärtigen weltlichen „Systems der Dinge“ in „Harmagedon“ unmittelbar vorausgeht. Wir werden auch warnend auf den bevorstehenden Angriff „Gogs von Magog“ hingewiesen. Wir brauchen uns nicht entmutigen zu lassen, wenn es uns anfänglich schwerfällt, einige der tiefen geistigen Wahrheiten zu verstehen. Die ersten Nachfolger Jesu erhielten erst zufolge der Ausgießung des Geistes Jehovas zu Pfingsten ein klares Verständnis seines Vorhabens; heute erlangen wir zufolge des Geistes Jehovas, der auf der Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ ruht, ein Verständnis des Vorhabens Jehovas, über das wir mit anderen sprechen können. — Matth. 24:45-47.
20. Was schließt das Sprechen der „reinen Sprache“ alles ein?
20 Dieses bessere Verständnis des Wortes Jehovas und unseres Verhältnisses zu ihm veranlaßt uns, „Zuflucht [zu] nehmen zum Namen Jehovas“. Es bewirkt, daß wir von der Zukunft etwas anderes erwarten als bisher, das heißt, wir setzen unser Vertrauen nun nicht mehr auf die Dinge dieser Welt, sondern auf Jehovas Königreich. Dieses Verständnis veranlaßt uns auch, mit anderen über diese wunderbare Aussicht zu sprechen. Es hilft uns erkennen, daß diejenigen, die die „reine Sprache“ sprechen, auch entsprechend leben müssen. „Sie werden keine Ungerechtigkeiten tun noch Lügen reden, noch wird in ihrem Mund eine trügerische Zunge gefunden werden.“ (Zeph. 3:12, 13) Welche Freude ist es, sich mit den über 1 600 000 Christen, die diese „reine Sprache“ bereits gelernt haben, daran zu beteiligen, sie anderen beizubringen! Nur diese genaue Erkenntnis der Wahrheit, die Jehova heute durch seine Organisation offenbart, kann Menschen, die den verschiedensten Nationen angehören und die die verschiedensten Sprachen sprechen, vereinen, so daß sie Schulter an Schulter „für den Glauben der guten Botschaft“ wirken. — Phil. 1:27, 28.
WIDERSTAND GEGENÜBER DER „REINEN SPRACHE“
21. Wie reagierten die Jünger Jesu auf das Bemühen, ihre Predigttätigkeit zu unterbinden?
21 Da Jesus bei den Gegnern der Wahrheit auf Widerstand stieß, müssen seine Nachfolger heute damit rechnen, daß es ihnen ähnlich ergeht. (Joh. 15:20) Wie werden wir reagieren? Vergessen wir nicht, daß sich Petrus und Johannes nicht einschüchtern ließen, als man sie ins Gefängnis einlieferte, weil sie die gute Botschaft von den von Jehova kommenden „Zeiten der Erquickung“ verkündet hatten, sondern daß sie am nächsten Tag vor den religiösen Führern des Volkes erneut furchtlos Zeugnis ablegten. Selbst nachdem man ihnen streng geboten hatte, nichts mehr zu sagen, erklärten sie: „Wir können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die wir gesehen und gehört haben.“ Ja sie beteten, Jehova möge ihnen die Kraft geben, sein „Wort fortgesetzt mit allem Freimut zu reden“. — Apg. 3:11, 19; 4:20, 29.
22, 23. Wie sind die Bemühungen, das Predigen der guten Botschaft in Gabun und Kamerun zu unterbinden, vereitelt worden?
22 In der heutigen Zeit hat man sich ebenfalls bemüht, das Predigen der guten Botschaft zu unterbinden. In einem Bericht aus Gabun (Westafrika) heißt es: „Obwohl die Verhältnisse immer noch sehr kritisch sind lassen sich die Brüder nicht entmutigen. Sie lernen einfach, unter den neuen Verhältnissen zu leben. Ein Aufseher erklärte: ,Jehova beweist seine Macht, und er stärkt uns in der Verfolgung. Die Furcht, die wir anfänglich hatten, verwandelte sich in Mut und die Unbesonnenheit in Klugheit. Aus dem Zustand der Schwäche sind wir stark hervorgegangen, und der Zustand der Unproduktivität ist der Fruchtbarkeit gewichen. Innerhalb von sechs Monaten sind in unserer Versammlung bereits zehn neue Verkündiger hinzugekommen, und in nicht ganz einem Jahr haben sich vierzehn Personen taufen lassen. Unser Gehorsam gegenüber Jehova ist von ihm gesegnet worden.‘“
23 In dem angrenzenden Kamerun wurden elf Brüder in ihrer Wohnung verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Sie hatten zur Zeit ihrer Verhaftung weder eine Zusammenkunft, noch hatten sie anderen gepredigt. Man hielt sie drei Wochen in einer kleinen Zelle gefangen, in der die Hitze fast unerträglich war. Sie sahen darin jedoch ein noch unberührtes Gebiet zum Predigen, und so legten sie den ganzen Tag Zeugnis ab. Da ständig neue Gefangene kamen und andere wieder gingen, konnten sie immer wieder mit anderen Menschen sprechen, fast wie wenn sie frei wären und von Haus zu Haus gehen könnten. Als der letzte Bericht einging, war ein Bruder immer noch im Gefängnis, und zwar lediglich, weil in seiner Wohnung biblische Schriften gefunden worden waren. Doch die zehn, die entlassen worden waren, freuten sich darüber, daß sie mit der guten Botschaft von Gottes Königreich betraut worden waren und daß sie mit anderen darüber sprechen konnten. — 1. Thess. 2:1-4.
24. Wie hat sich die „reine Sprache“ auf die Diener Jehovas ausgewirkt, und welche Hoffnung haben sie?
24 Ob verfolgt oder nicht, das wichtigste ist, daß wir unsere Gabe der Sprache so gebrauchen, daß wir unserem Schöpfer gefallen. Da wir Jehovas wunderbares Vorhaben kennen, haben wir das Vorrecht, diese Botschaft der Hoffnung und des Lebens anderen zu überbringen. Ob wir nun gut geschult sind oder nicht, Jehova kann uns beistehen, so daß wir mit gerechtigkeitsliebenden Menschen über sein Vorhaben sprechen können. Obwohl Jehovas Diener in der ganzen Welt die verschiedensten Sprachen sprechen, sind sie alle durch die „reine Sprache“ der biblischen Wahrheit vereint. Wenn wir für die Gabe der Sprache wirklich dankbar sind, dann ist es unser Wunsch, sie zu gebrauchen, um Jehova zu lobpreisen. Wenn wir dies jetzt tun, können wir hoffen, einst unter der Königreichsherrschaft Christi zu leben, unter der ‘jede Zunge offen anerkennen wird, daß Jesus Christus Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters’. (Phil. 2:11) Es scheint vernünftig, anzunehmen, daß dann alle gläubigen Menschen nicht nur durch das Band der reinen Anbetung, sondern auch durch den Segen einer gemeinsamen Sprache vereint sein werden, einer Sprache, die alle verstehen werden, was durch die himmlische Königreichsregierung Jehovas, des großen Schöpfers der Sprache, ermöglicht wird.
[Karte auf Seite 717]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
(Vansee)
Garten Eden — DIE ERSTE SPRACHE WAR HEBRÄISCH.
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(Persischer Golf)