Vernünftige Ansicht über das Leben der Tiere
„AUTOFAHRER wollte Hund retten, kam aber selbst dabei ums Leben“. Diese Meldung konnte man im vergangenen Sommer in der Presse lesen. Ein Autofahrer hatte angehalten und war ausgestiegen, um einem auf der Straße liegenden Hund, der angefahren worden war, zu helfen. Dabei wurde er selbst von einem Auto erfaßt und tödlich verletzt. Der Hund, der in ein Tierheim gebracht wurde, blieb am Leben, während der Mann, der ihm helfen wollte, starb.
Die Handlungsweise dieses Mannes verriet große Tierliebe, eine Tierliebe, wie sie viele Menschen besitzen — vielleicht auch du. Er brachte aber wegen seiner Achtung vor dem Leben eines Tieres sein eigenes Leben in Gefahr. Handelte er richtig?
„Nein“, wird der eine oder andere entschieden antworten. Diese Auffassung vertrat auch ein Mitglied des Rates für Unfallverhütung in England anläßlich einer Konferenz. Dieser Mann wies darauf hin, daß es für Autofahrer sehr gefährlich ist, einem Hund auszuweichen Er sagte:
„Viele Unfälle mit Personenschaden könnten vermieden werden, wenn es gelänge, die Autofahrer dazu zu bringen, notfalls einen Hund zu überfahren. ... Wir haben eine solch übertriebene Tierliebe entwickelt, daß wir, wenn wir am Steuer sitzen, einem Tier instinktiv ausweichen — dabei aber vielleicht vergessen, daß auf dem Bürgersteig eine ganze Menge Leute an der Bushaltestelle Schlange stehen. ... In unserem Bezirk gab es in einem Monat 42 Unfälle, und bei fünf davon war ein Hund die Ursache. Das brachte mein Blut in Wallung.“
Aber nicht nur sein Blut geriet in Wallung. Viele seiner Zuhörer waren aufgebracht wegen seiner Meinung über das Leben der Tiere. Dieses Thema vermag des öfteren die Gemüter zu erregen. Wie steht es zum Beispiel mit dem Jagen? Es gibt Personen, die das Jagen heftig kritisieren und als brutal, gefühllos und grausam ablehnen. Andere dagegen sind der Meinung, es sei richtig, Tiere um ihres Fleisches oder ihres Pelzes willen zu töten. Welche Auffassung ist richtig und vernünftig?
Natürlich ist jede Situation anders, so daß man keine generelle Antwort geben kann. Aber es gibt etwas, was einem hilft, eine vernünftige Ansicht über das Leben der Tiere zu entwickeln. Was ist das?
Der Schöpfer der Tiere
Wegweisend für eine vernünftige Ansicht über das Leben der Tiere ist weder die Ansicht noch das Gefühl eines unvollkommenen Menschen — er mag noch so aufrichtig sein —, sondern die Ansicht (und die Grundsätze) des Schöpfers der Tiere. Seine Ansicht ist vollkommen (5. Mose 32:4).
Als Gott das Land, das Meer und die Atmosphäre geschaffen und mit Tieren bevölkert hatte, sah er „alles, was er gemacht hatte, und siehe! es war sehr gut“ (1. Mose 1:20-25, 31). Die Tiere sind somit gut. Sie spielen eine wichtige Rolle bei den Kreisläufen der Erde und legen Zeugnis für die Weisheit Gottes ab (Ps. 148:7, 10; Hiob 12:7-9). Aber was gebietet Gott über die Behandlung der Tiere?
Aus dem Gesetz, das die Israeliten von Gott erhielten, können wir einiges lernen. Er verlangte, daß sie mitfühlend mit den Tieren waren und sie gut behandelten. Folgendes sind nur einige wenige Beispiele. Es war ihnen z. B. verboten, mit einem Stier und einem Esel zusammen zu pflügen, denn dann hätte das kleinere Tier leiden müssen (5. Mose 22:10). Die Sabbatruhe galt auch für die Tiere (2. Mose 23:12). Dem Stier, der Getreide drosch, durfte das Maul nicht verbunden werden. Es wäre grausam gewesen, ihn diese Arbeit tun zu lassen, ohne es ihm zu ermöglichen, etwas von dem Getreide zu fressen (5. Mose 25:4). Ferner sagte Gott: „Ein guter Mensch sorgt für seine Tiere, aber die Bösen gehen grausam mit ihnen um“ (Spr. 12:10, Today’s English Version). Das zeigt deutlich, daß die Tiere Gott nicht gleichgültig sind.
Bedeutet das, daß der Mensch keine Tiere töten sollte, daß er sie nicht jagen darf, weder um ihres Fleisches noch um ihres Pelzes willen? Was ist eigentlich die vernünftige Ansicht über den Tod eines Tieres?
Leben und Tod der Tiere
Der Schöpfer brachte Mensch und Tier ins Dasein. Aber für wie lange sollten sie leben?
Wissenschaftler berichten, daß der Mensch eigentlich die Voraussetzungen für ewiges Leben besitzt. Deshalb finden sie es schwierig zu erklären, warum der Mensch stirbt. Die Bibel gibt den Grund dafür an. Sie sagt, daß der Schöpfer den ersten Menschen die Gelegenheit gab, ewig zu leben. Sterben mußten sie nur, weil sie sich gegen den Schöpfer empörten (1. Mose 2:17; 3:17-19; Röm. 5:12). Doch wie steht es mit den Tieren? Bei ihnen ist eine Empörung gegen Gott ausgeschlossen. Dennoch leben sie nur eine begrenzte Zeit und sterben dann. Das läßt deutlich erkennen, daß der Schöpfer nie vorhatte, das einzelne Tier ewig leben zu lassen. Für die Tiere ist der Tod etwas Natürliches (2. Petr. 2:12).
Deshalb sollte man um ein Tier nicht so trauern wie um einen Menschen, auch wenn man es liebgewonnen hat. Es gibt jedoch Leute, die das tuna.
Heute bestehen eine ganze Anzahl Tierfriedhöfe. In einer Zeitung, die in Toronto herausgegeben wird, konnte man lesen, daß einem solchen Tierfriedhof ein Bestattungsinstitut für Tiere angeschlossen ist. Es bietet Begräbnisse in mit Seide ausgelegten Särgen. Kostenpunkt? Ab hundert Dollar — für einen Vogel — bis 800 Dollar — für ein Pferd. Die New York Post berichtete, daß ein ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten der Leitung eines Tierfriedhofs für die Pflege des Grabes seines Hundes jährlich 20 Dollar schickt.
Aber was meinst du, welche Ansicht vom Standpunkt des Wortes Gottes aus richtig und vernünftig ist? Welche Bedeutung sollte man dem Tod eines Tieres beimessen, und wieviel sollte man für sein Begräbnis ausgeben, wenn doch der Schöpfer nie beabsichtigt hat, daß die Tiere ewig leben sollten? Bei den Israeliten gab es keine Tierfriedhöfe, was nicht verwundert, wenn man an die vernünftige Ansicht über die Tiere denkt, die in der Bibel zum Ausdruck kommt.
Vernünftige Ansicht über das Jagen
Bei einem Gespräch über Tiere ist gewöhnlich das Thema „Jagd“ am umstrittensten. Viele sind gegen das Jagen, weil es so übertrieben wird. Vor einigen Jahren haben zum Beispiel zehn Jäger in der Tschechoslowakei im Laufe von sechs Tagen 9 359 Hasen, 7 245 Rebhühner und 5 089 Fasane, also insgesamt 21 693 Tiere erlegt. Diese Beute mag die Jäger begeistert haben, aber eine solche Schlächterei ruft bei vielen Menschen eine Abneigung gegen das Jagen hervor.
Manchmal kommt das Jagen einer Schlächterei gleich, weil sich so viele Personen daran beteiligen. So wurde im Juni 1975 aus Rom berichtet:
„Jäger, ausgerüstet mit allen möglichen Waffen, von Gewehren bis zu Netzen und Fallen, töten in einem Jahr über 200 Millionen Vögel ... Das rücksichtslose Abschlachten von Vögeln hat ein solches Ausmaß erreicht, daß es zu großen Umweltveränderungen gekommen ist. Da in Italien Millionen von Vögeln getötet werden und weitere Millionen nicht mehr über Italien fliegen, können sich in diesem Land die Insekten ungehindert vermehren. Das bedeutet, daß die Bauern große Mengen Insektenvertilgungsmittel versprühen müssen, um ihre Felder zu schützen, doch dadurch stören sie das Gleichgewicht der Natur. ... Schätzungsweise werden in Italien jedes Jahr 7 000 Personen bei Jagdunfällen getötet oder verletzt — weil die Jäger anstatt der Beute einen Jäger treffen.“
Es gibt aber auch Personen, die Tiere nur jagen, um ihr Heim mit Trophäen zu schmücken und sich mit ihren Jagdleistungen zu brüsten. Sie jagen lediglich, um angeben zu können. Andere finden es erregend, ein Tier zu töten. Ist das richtig? Gottes Einstellung gegenüber den Tieren, die aus seinem Gesetz ersichtlich ist, läßt deutlich erkennen, daß man kein Tier um einer Trophäe willen oder aus Jagdlust töten sollte. Wie die Bibel berichtet, lebte ziemlich am Anfang der Menschheitsgeschichte ein Mann namens Nimrod, der sich gegen Gott empörte. Er frönte offensichtlich der Jagdleidenschaft und tötete wahrscheinlich Tiere und Menschen. Wir lesen in der Bibel: „Er erwies sich als ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova“ (1. Mose 10:9).
Liest man die Bibel unvoreingenommen, so erkennt man, daß der Schöpfer das Töten von Tieren um ihres Fleisches willen nicht verurteilt. Nach der Sintflut sagte Jehova Gott zu Noah, von dem die ganze Menschheitsfamilie abstammt: „Jedes sich regende Tier, das am Leben ist, möge euch zur Speise dienen. ... Nur Fleisch mit seiner Seele — seinem Blut — sollt ihr nicht essen“ (1. Mose 9:3, 4). Machte Gott damit in bezug auf seine Einstellung gegenüber den Tieren eine Kehrtwendung? Nein, denn wie bereits erwähnt, hat er nie die Absicht gehabt, die Tiere ewig leben zu lassen.
Deshalb verbot Jehova Gott den Israeliten das Fischen und Jagen nicht. Er forderte nur, daß der Jäger das erlegte Wild ausbluten ließ (1. Kö. 4:22, 23; 3. Mose 17:13, 14). Das würde ihm helfen, Ehrfurcht vor dem Leben zu haben und nicht zu vergessen, daß auch das Leben (Blut) der Tiere von Gott stammt. Die Ehrfurcht vor dem Leben der Tiere wurde außerdem durch das göttliche Verbot gefördert, eine Vogelmutter samt den Eiern oder den Jungen zu nehmen. Die Vogelmutter, die man leicht fangen kann, wenn sie auf den Eiern oder den Jungen sitzt, sollte man fliegen lassen. So hätte sie dann die Möglichkeit, weitere Junge aufzuziehen. Außerdem wurde dadurch der Gefahr, daß diese oder jene Tierart ausstirbt, entgegengewirkt (5. Mose 22:6, 7).
In der Bibel gibt es mehrere Texte, die davon sprechen, daß Fische mit Netzen gefangen werden (Spr. 1:17; Hos. 7:11, 12; Hab. 1:15). Sogar Jesus Christus, der einige Fischer zu seinen Aposteln erwählte, beteiligte sich gelegentlich am Fischfang (Matth. 17:27; Joh. 21:5-13).
Vielleicht ist es dir bekannt, daß manch einer glaubt, das Jagen von Tieren sei nur gerechtfertigt, wenn keine andere Nahrung vorhanden sei. Verrät jemand, der jagt, obschon er ohne weiteres Nahrungsmittel kaufen könnte, daß er keine Ehrfurcht vor dem Leben der Tiere hat?
Der Bibelbericht über Isaak und seine Söhne hilft uns, diese Frage zu entscheiden. Esau, einer der beiden Söhne Isaaks, war es gewohnt, Tiere um ihres Fleisches willen zu jagen (1. Mose 25:28). Eines Tages sagte Isaak zu ihm: „Geh hinaus aufs Feld und erjage mir ein Stück Wild. ... bereite mir ein schmackhaftes Gericht, so, wie ich es gern habe.“ Gab es damals kein anderes Fleisch, sondern nur Wild? Nein, denn Jakob bereitete seinem Vater Isaak bei dieser Gelegenheit aus zwei Ziegenböckchen ein schmackhaftes Gericht (1. Mose 27:1-10). Ähnlich ist es heute. Jemand mag Wildbret anderem Fleisch, das er im Laden kaufen könnte, vorziehen. Vielleicht sagt er sich: „Was macht es denn schon aus, ob ich Wild esse, das ein Jäger erlegt hat, oder Fleisch von einem Rind, das ein Metzger geschlachtet hat?“ Es kann aber auch sein, daß jemand, der selbst jagt oder fischt, auf dem Standpunkt steht, er könne sich, während er durch den Wald streife oder sich an einem Bach ausruhe, gleichzeitig etwas Nahrung beschaffen.
Wer auf die Jagd geht, sollte sich jedoch über die damit verbundenen Gefahren im klaren sein. Eine Gefahr besteht zum Beispiel darin, im Laufe der Zeit eine gewisse Freude am Töten zu entwickeln. Bei vielen Jägern, die anfänglich zu Nahrungszwecken jagten, löste das Töten eines Tieres schließlich Lustgefühle aus, und sie begannen, das Leben der Tiere geringzuachten. Oberst Charles Askins, der Großwildjäger war, erklärte: „Die Jagd ist ein herrliches Laster, das ebenso berauschend wirkt wie der allgegenwärtige [Opium liefernde] Mohn.“ Könnte sich die Jagd auch bei dir so auswirken?
Leder und Pelze
Tiere werden aber auch ihrer Haut oder ihres Pelzes halber gejagt. Solche Jäger sind nicht auf Trophäen aus, um damit zu prahlen, sondern sie töten Tiere zur wirtschaftlichen Verwertung. Verachtet eine Person, die aus solchen Gründen jagt, das Leben der Tiere? Handelt sie nicht richtig?
Wenn man Wildtiere ihres Pelzes wegen in großen Mengen tötet, kommen sie in die Gefahr, ausgerottet zu werden. Als die europäischen Siedler nach Nordamerika kamen, gab es dort noch 60 bis 100 Millionen Biber. Um die Jahrhundertwende waren die Biber dort beinahe ausgerottet. Damals war es Mode, Biberhüte und Biberpelze zu tragen, und um die Wünsche der Bekleidungsindustrie zu erfüllen, mußten unzählige Biber ihr Leben lassen. Auch der Leopard, der Gepard und der Tiger sind in der Gefahr, ausgerottet zu werden, weil Mäntel aus ihrem Fell „Mode“ sind.
Es ist bestimmt nicht richtig, um ausgefallener Launen oder um der Mode willen gewisse Tierarten zu vernichten. Wohl gebot der Schöpfer dem Menschen, über die Tiere zu herrschen, aber das berechtigt ihn nicht, Tiere, Gottes Schöpfung, aus reiner Gewinnsucht auszurotten (1. Mose 1:26). Darf jemand, der Ehrfurcht vor dem Leben der Tiere bekunden möchte, Tiere ihres Pelzes halber töten?
Auch in bezug auf diese Frage verhilft uns die Bibel zu einer vernünftigen Ansicht. Sie zeigt, daß die Tiere dem Menschen von Nutzen sein sollten. Am Anfang der Menschheitsgeschichte bekleidete der Schöpfer das erste Menschenpaar selbst mit Tierfellen (1. Mose 3:21). War das verkehrt? Bestimmt wäre es unvernünftig, Gott deshalb zu kritisieren. Viele Jahre danach befahl der Schöpfer, folgende Gegenstände für sein Heiligtum anzufertigen: „Du sollst eine Decke für das Zelt aus rotgefärbten Widderfellen machen und oben darüber eine Decke aus Seehundsfellen“ (2. Mose 26:14; 39:34, 43). Und Personen, die den wahren Gott anbeteten, stellten aus Tierfellen Kleidung und andere Sachen her (3. Mose 13:48; Matth. 3:4; Hebr. 11:37).
Aus der Bibel geht somit hervor, daß es erlaubt ist, Kleidung und andere nützliche Dinge aus Leder oder Pelz zu verfertigen. Natürlich ist es die persönliche Sache jedes einzelnen, ob er ganz auf Pelzbekleidungsstücke verzichten will oder nicht. Doch die Vernunft sowie die Achtung vor dem Leben der Tiere erfordern es, daß man sich ernsthaft Gedanken macht, wenn es darum geht, sich ein Kleidungsstück oder sonst etwas zu kaufen, was aus dem Fell (oder aus einem anderen Teil des Körpers) eines vom Untergang bedrohten Tieres verfertigt ist.
Schutz des Lebens und des Eigentums?
Manchmal muß jemand entscheiden, ob er ein Tier töten darf, das räuberisch lebt oder schädlich ist. Was ist in dieser Hinsicht der vernünftige Standpunkt?
Man muß jeden Fall für sich, gemäß seinen Gegebenheiten, beurteilen. Würdest du zum Beispiel keine Achtung vor dem Leben der Tiere bekunden, wenn du eine Schabe oder eine Ratte töten würdest, die in deine Küche eingedrungen ist? Die meisten Leute würden einem solchen Tier ohne weiteres den Garaus machen, weil die Gefahr besteht, daß es Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, frißt oder verunreinigt oder daß es eine Krankheit überträgt. Doch wie steht es mit einem Fuchs, der gelegentlich ein Huhn stibitzt, oder mit einem Wolf, der ab und zu ein Schaf reißt?
Auch in bezug auf diese Frage läßt uns der Schöpfer nicht im ungewissen. Wohl fordert die Bibel Ehrfurcht vor dem Leben, doch aus ihrem Bericht über David geht auch hervor, daß dieser einmal einen Löwen und ein andermal einen Bären tötete, als sie seine Herde bedrohten, ohne jedoch den Gedanken zu hegen, deshalb keine Achtung vor dem Leben der Tiere gezeigt zu haben (1. Sam. 17:34-36). Ferner läßt die Bibel erkennen, daß ein Tier, das räuberisch lebt, nicht nur dann getötet werden darf, wenn die Gefahr besteht, daß es ein Haustier reißt. Im Hohenlied 2:15 wird gefordert, daß gegen die Füchse vorgegangen werde, die eine Gefahr für den Weinberg waren. Somit ist es erlaubt, ein Tier zu töten, um Nahrungsmittel oder Eigentum vor Schaden zu bewahren. Gewiß überrascht es auch nicht, in der Bibel Beispiele zu finden, die zeigen, daß man ein Tier töten darf, um nicht von ihm getötet zu werden. So lesen wir, daß Simson einen Löwen „entzweiriß“, der ihn bedrohte, und daß Paulus eine Giftschlange, eine Otter, ins Feuer abschüttelte (Ri. 14:5, 6; Apg. 28:3-6). Das zeigt deutlich, daß der Mensch berechtigt ist, ein Tier zu töten, das sein Leben gefährdet (2. Mose 21:28, 29).
Doch man kann auch darin extrem werden. Die Bibel empfiehlt nicht, alle Füchse oder alle Bären auszurotten, nur weil einige dieser Tiere den Menschen gelegentlich Schwierigkeiten bereiten. Der tasmanische Beutelwolf wurde, weil er Schafe reißt, so unerbittlich gejagt, daß er jetzt nahezu ausgerottet ist. In den Vereinigten Staaten besteht ein Streit wegen einer ähnlichen Sache. Viele Viehzüchter vertreten den Standpunkt, man könne Kojoten (Präriewölfe) und andere Wölfe ohne weiteres in Massen schießen, weil sie Haustiere reißen. Tierschützer und Ökologen dagegen sind anderer Meinung. Sie sagen, daß diese Tiere eine wichtige Rolle für das „Gleichgewicht der Natur“ spielen und daß der Schaden, den sie an den Viehherden anrichten, so minimal ist, daß er ihre Ausrottung nicht rechtfertigt. Was sich in gewissen Gegenden Brasiliens und Argentiniens abgespielt hat, zeigt, wie es sich auswirken kann, wenn man bedenkenlos Tiere, die als Räuber gelten, tötet. Dort rotteten nämlich die Bewohner gewisser Dörfer die Wildkatzen und die Eulen aus. Und die Folgen? Danach wimmelte es in ihren Häusern von Ratten; und diese Tiere sind bekanntlich Krankheitsüberträger.
Ja, das Problem ist kompliziert. Es gibt einfach keine generelle Lösung, die man in allen Fällen anwenden könnte. Aber die vernünftigen Richtlinien des Wortes Gottes sind eine große Hilfe. Sie lassen erkennen, daß der Mensch Tiere töten darf, um sein Leben und sein Eigentum zu schützen. Doch dabei muß er die Achtung vor dem Leben der Tiere, die uns die Bibel lehrt, berücksichtigen. Wie er dann handelt, ist seine persönliche Entscheidung. Andere, ähnliche Fragen müssen ebenfalls so gelöst werden.
Ein Kind mag seine Eltern fragen, wie es sich verhalten soll, wenn es im Biologieunterricht ein Tier sezieren muß, einen Frosch, eine Heuschrecke, einen Wurm oder einen Schweinefetus. Viele Schulen halten das Sezieren solcher Tiere für pädagogisch wertvoll. Ein Laborassistent sagte: „Man kann dabei beobachten, wie [bei einem Schweinefetus] die Blutgefäße mit dem Herzen verbunden sind. Anhand eines Lehrbuches begreift man das nicht.“ Ein Schüler betonte, daß er viel vom Sezieren des Herzens eines Schweinefetusses gelernt habe, doch über ein anderes Experiment sagte er: „Nach meinen Begriffen war es eigentlich unnötig, den Frosch zu töten. Doch unter anderem habe ich dabei gelernt, daß das Leben äußerst kompliziert ist — man sollte kein Tier wegen eines sinnlosen Experimentes töten.“ In einer anderen Schule erklärte eine Siebzehnjährige: „Der Lehrer sagte, solche Experimente würden uns Ehrfurcht vor dem Leben lehren, doch das ist die größte Ironie. Wie kann ich Ehrfurcht vor dem Leben bekunden, indem ich töte?“ Was würdest du in einer solchen Lage tun?
Wenn ein Kind mit einem derartigen Problem zu den Eltern kommt, können sie die Gelegenheit ergreifen und mit ihm über die vernünftige Ansicht, die in der Bibel gegenüber dem Leben der Tiere zum Ausdruck kommt, sprechen. Außerdem können sie in Betracht ziehen, ob die Experimente für alle Schüler Pflicht sind und welchen erzieherischen Wert sie haben. Dann können sie entscheiden, was zu tun ist, wobei sie das Gewissen ihres Kindes berücksichtigen sollten.
Zweifellos entstehen viele Fragen darüber, welches das richtige Verhältnis gegenüber den Tieren ist und wie man die Tiere behandeln sollte, Fragen, die jeder Erwachsene für sich persönlich beantworten muß. Doch können wir dankbar sein, daß wir vernünftige Richtlinien von dem Schöpfer der Tiere erhalten haben.
[Fußnote]
a Man beachte den Artikel „Was ist richtig verstandene Tierliebe?“, veröffentlicht in Erwachet! vom 8. Mai 1976.
[Bild auf Seite 18]
Der Schöpfer hat nie beabsichtigt, die Tiere ewig leben zu lassen. Welche Bedeutung sollte man deshalb dem Tod eines Tieres beimessen? Und sind aufwendige Bestattungen angebracht?