Eine Bibel in jeder katholischen Familie
FALLS du katholisch bist, hast du dann eine Bibel zu Hause? Nicht nur ein Meßbuch oder einen Psalter, sondern die vollständige Bibel, vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung? Aber vielleicht fragst du dich: „Gestattet mir meine Kirche überhaupt, eine Bibel zu haben?“ Jawohl.
Papst Pius XII. brachte in seiner Enzyklika „Divino Afflante Spiritu“ („Unter der Inspiration des Heiligen Geistes“, 1943) den Wunsch zum Ausdruck, daß alle „zur Kenntnis und Betrachtung der Heiligen Schrift ... angeeifert werden. Denn, wie der hl. Hieronymus sagt: ,Die Heilige Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.‘“
Eines der Dokumente, die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962—1965) hervorgingen, trägt den Titel „Göttliche Offenbarung“ (Dei Verbum, in lateinisch). In Absatz 22 heißt es: „Der Zugang zur Heiligen Schrift muß für die Christgläubigen weit offenstehen. ... das Wort Gottes [muß] zu allen Zeiten gegenwärtig sein.“
Noch bedeutsamer als diese Stimmen von Menschen ist jedoch die in der Bibel enthaltene Ermunterung, Gottes Wort zu lesen. Schlage einmal deine Bibel auf und lies die Verse 16 und 17 im dritten Kapitel des zweiten Briefes, den der Apostel Paulus an Timotheus schrieb. Gemäß der römisch-katholischen Jerusalemer Bibel lauten diese Verse: „Jede Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mann Gottes vollkommen sei, ausgestattet zu jedem guten Werk.“
MANGELNDES INTERESSE AM BIBELLESEN BEKLAGT
Viele Katholiken haben diese Ermunterung befolgt und damit begonnen, Gottes Wort zu lesen. Aber andere hatten es nicht so eilig damit. Der römisch-katholische Bibelübersetzer Monsignore Ronald A. Knox stellte mit Bedauern fest: „Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Laien der Bibel gegenüber gleichgültig eingestellt sind, der eine oder andere in seiner Verwirrung sogar feindselig.“ Wie konnte es so weit kommen?
Weil die katholische Geistlichkeit wenig Interesse am Bibellesen zeigt. Monsignore Knox sagt weiter: „Wenn ich früher, als ich noch viel herumkam und predigte, den GP [Gemeindepriester] um eine Bibel bat, damit ich meine Worte beweisen konnte, trat gewöhnlich eine verhängnisvolle Pause von ungefähr zwanzig Minuten ein, bis er zurückkam und die Seiten des heiligen Buches laut zusammenschlug und man deutlich sah, daß er darauf pustete. Man hatte das Gefühl, daß der neue Wein des Evangeliums in seltsamen mit Spinngeweben behangenen Flaschen lagerte.“ Wenn die katholische Geistlichkeit sowenig Interesse an der Bibel bekundet, werden natürlich die meisten Laien ihrem Beispiel folgen.
Es stimmt, daß katholischen Priestern und Erziehern die Empfehlung gegeben wurde, die Bibel häufiger zu gebrauchen, doch nur sehr wenige sind dieser Empfehlung nachgekommen. Wie oft hast du gehört, daß dein Priester zum Bibellesen ermuntert hat?
Aber Gott hat sein inspiriertes Wort gegeben, damit man darin lesen kann und auf diese Weise „vollkommen sei, ausgestattet zu jedem guten Werk“. (2. Tim. 3:17, Jerusalemer Bibel) Wie gut wäre es doch für jeden Katholiken, von diesem von Gott stammenden Geschenk vollen Gebrauch zu machen!
Katholiken mögen eine Bibelübersetzung, die von Gelehrten ihrer Kirche herausgegeben wurde, bevorzugen. Man hat die Auswahl unter einer ganzen Reihe moderner katholischer Übersetzungen. Zu den deutschsprachigen gehören unter anderem die Jerusalemer Bibel, die Übersetzung von Hamp, Stenzel, Kürzinger und die Herder-Bibel. Diese Übersetzungen gewähren ein besseres Verständnis, weil sie in moderner Sprache abgefaßt sind und auf viele altertümliche Ausdrücke verzichten, die für die meisten der heutigen Leser unverständlich wären.
IST DIE BIBEL ZU SCHWER ZU VERSTEHEN?
Aber selbst mit neuzeitlichen Übersetzungen haben einige ihre Probleme. Der katholische Schriftsteller Dom Celestin Charlier weist darauf hin und sagt: „Zu viele Leute lassen sich durch die erste Schwierigkeit, mit der sie in Berührung kommen, abstoßen. Sie jammern, daß sie nichts verstehen, und geben auf, bevor sie eigentlich richtig angefangen haben.“
Ist die Bibel aber wirklich zu schwer zu verstehen? Muß man besonders gebildet sein, um die in Gottes Wort enthaltenen Wahrheiten zu verstehen? Keineswegs.
Über Petrus und Johannes, zwei der zwölf Apostel Jesu, lesen wir: „Als sie [die Vorsteher, Ältesten und Schriftgelehrten der Juden] den Freimut des Petrus und Johannes wahrnahmen und merkten, daß es ungelehrte und ungebildete Männer waren, wunderten sie sich.“ — Apg. 4:13, Jerusalemer Bibel.
„Ungelehrte und ungebildete Männer“ — das waren die Männer, mit denen Jesus zusammen war und die er schulte und aussandte, andere zu belehren. Sie verstanden Gottes Wort richtig. Auch du bist dazu in der Lage, wenn du nicht aufgibst.
WIE STEHT ES MIT DER AUSLEGUNG?
Aber einige fragen: „Läßt die Bibel nicht viele verschiedene Auslegungen zu? Laufe ich nicht Gefahr, möglicherweise einem Irrtum zu erliegen, wenn ich die Bibel für mich allein lese?“ Die Bibel selbst zeigt, wie man diese Gefahr vermeiden kann. In 1. Mose 40:8 lesen wir: „Ist nicht das Deuten ... Gottes Sache?“ (Hamp, Stenzel, Kürzinger). Wie könnte man heute diesen Grundsatz anwenden?
Natürlich bedeutet das nicht, daß Gott vom Himmel herabkommt und hörbar zu demjenigen spricht, der in der Bibel liest. Aber man erhält ‘Gottes Deutung’ dadurch, daß man einen Teil durch einen anderen Teil des inspirierten Wortes Gottes erklären läßt. Die Bibel legt sich weitgehend selbst aus.
Das hebt die Wichtigkeit regelmäßigen Bibellesens noch hervor. Der Leser wird dadurch in die Lage versetzt, die erforderlichen Versvergleiche anzustellen, um den Sinn schwieriger Texte zu klären. Die Frage der Auslegung sollte somit jemand eher zum Bibellesen anregen als ihn davon abhalten.
Wurdest du als Katholik von deinem Priester dazu ermuntert, in der Bibel zu lesen und das Gelesene mit den Lehren der katholischen Kirche zu vergleichen? Meistens ermuntern Priester nicht dazu. Weshalb nicht? Ermittle in der folgenden Aufstellung selbst die Tatsachen, die dabei eine Rolle spielen, und ziehe deine Schlüsse daraus.
[Übersicht]
EIN VERGLEICH ZWISCHEN
DER KATHOLISCHEN LEHRE UND DER KATHOLISCHEN BIBEL
Dürfen Priester heiraten?
„Die Kleriker . . , dürfen nicht „Der Bischof ... muß nur
heiraten und sind in dem einmal verheiratet [sein].“ —
Maße zur Keuschheit ver- 1. Timotheus 3:2, „Rösch“, 1931.
pflichtet, daß jede Sünde
der Lust ihrerseits nicht nur „Hätten wir kein Recht, eine
eine Verletzung der Tugend Schwester als Frau mitzuführen
der Keuschheit, sondern auch wie die anderen Apostel und
ein Sakrileg ist, verbunden die Brüder des Herrn und Kephas
mit einer Verletzung der Würde [Petrus]?“ — 1. Korinther 9:5,
der Religion“ („New Catholic „Karrer“.
Encyclopedia“, Bd. 3, S. 367).
„Der Geist sagt ausdrücklich,
„Das gegenwärtige Zölibats- daß in den letzten Zeiten
gesetz sollte heute fest mit manche vom Glauben abfallen
dem kirchlichen Dienst ver- werden, da sie irreführenden
bunden bleiben“ Geistern und Dämonenlehren
(Papst Paul VI., „Newsweek“, Gehör geben, ... sie ver-
3. Juli 1967, S. 72). bieten zu heiraten.“ —
„Jerusalemer Bibel“.
Die Einstellung zum Krieg
„Wir können ... die „Jesus aber sprach zu ihm:
geschichtliche Tatsache ,... alle, die zum Schwerte
nicht außer acht lassen, greifen, werden durch das
daß Bischöfe alle Kriege, Schwert umkommen.‘“ —
die von den Regierungen Matthäus 26:52, „Karrer“.
ihrer Länder geführt wurden,
unterstützten. Ich kenne „Jesus ... tat seinen
keinen einzigen Fall, in Mund auf und lehrte sie:
dem die Hierarchie eines ,... Liebet eure Feinde
Landes einen Krieg als un- und betet für eure Verfolger,
gerecht verurteilt hätte ... damit ihr Kinder eures Vaters
Was auch immer die offizielle im Himmel werdet.‘“
Theorie war, in der Praxis — Matthäus 5:1, 2, 44,
lautete die Maxime, der die „Karrer“.
katholischen Bischöfe in
Kriegszeiten folgten: ,Mein „Wohl wandeln wir noch im
Land ist stets im Recht‘“ Fleische, doch kämpfen wir
(E. I. Watkin, katholischer nicht fleischlich.“ —
Historiker). 2. Korinther 10:3 „Rösch“,
1931.
„Die christlichen Kirchen sind „Die Waffen, die wir in
offenbar bereit, jeden Krieg unserem Kampfe führen, sind
oder jedes Abenteuer, auf das nicht natürlich-menschlicher
sich die Staatsführer einlassen, Art.“ — 2. Korinther 10:4
zu segnen“ (W. J. Whalen, „Karrer“.
katholischer Schriftsteller,
„St. Anthony Messenger“,
Mai 1973, S. 21).
Einmischung in die Politik
„Die Christen sollen in der „Sie sind nicht von der Welt,
politischen Gemeinschaft jene so wie ich [Jesus] nicht
Berufung beachten, die ihnen von der Welt bin.“ —
ganz besonders eigen ist“ Johannes 17:16,
(„Konzilsdekrete 4“, S. 96). „Jerusalemer Bibel“.
„Die ganz Welt aber ist
„Wer dazu geeignet ist oder in des Bösen (Gewalt).“
sich dazu ausbilden kann, — 1. Johannes 5:19,
den schweren, aber zugleich „Schäfer“.
ehrenvollen Beruf des Politikers
auszuüben, soll sich darauf „Ihr Ehebrecher, wißt ihr
vorbereiten“ (ebenda, S. 96). nicht, daß die Freundschaft
mit der Welt Feindschaft
mit Gott ist?“ — Jakobus 4:4,
„Jerusalemer Bibel“.
Wer ist Gott, und wer ist Christus?
„Es gibt nur einen Gott, „Höre, Israel der Herr
in Gott aber sind drei Personen“ [Jahwe, „Jerusalemer Bibel“],
(„Katholischer Katechismus“, unser Gott, ist ein einiger
S. 78). Herr [Jahwe, „Jerusalemer
Bibel“].“ — 5. Mose 6:4,
„Jede der drei Personen besitzt „Allioli“.
... dieselbe göttliche Wesen-
heit“ („Grundriß der Dogmatik“, Jesus sagte: „Der Vater
Ludwig Ott, S. 64). ist größer [„Knox“: hat
größere Macht] als ich.“
Christus und sein Vater „besitzen — Johannes 14:28, „Karrer“.
ganz die gleiche Erkenntnis,
der eine über den anderen“ „Jenen Tag aber und jene
(„The Catholic Encyclopedia Stunde kennt niemand, auch
for School and Home“, nicht die Engel des Himmels,
Bd. 5, S. 673, 674). auch nicht der Sohn,
sondern nur der Vater.“
„Jerusalemer Bibel“.
Was geschieht mit der Seele beim Tod?
„Die Seele ... ist ein „Welche Seele sündigt, die-
Geist, der Verständnis und selbe soll sterben.“ —
einen freien Willen hat und Hesekiel 18:4, „Allioli“.
dazu bestimmt ist, ewig zu
leben“ („A Catechism of „Jede Seele, die diesen Pro-
Christian Doctrine“, S. 39). pheten nicht hört, wird
ausgerottet werden aus
dem Volke.“ —
„Die Lehre, daß die Menschenseele Apostelgeschichte 3:23,
unsterblich ist und nach dem „Allioli“.
Tod des Menschen weiterexistiert
..., ist einer der Ecksteine „Es gibt kein Tun und
der christlichen Philosophie Planen, nicht Wissen und
und Theologie“ („New Catholic Weisheit in der Scheol
Encyclopedia“, Bd. 13, S. 464). dahin du gehst.“ —
[„Douay“: in der Hölle]
Prediger 9:10, „Jerusalemer
„Diejenigen ..., die in Bibel“.
der Hölle gestraft werden
..., erleiden in alle Ewigkeit
schreckliche Qualen, besonders „Verlaßt euch nicht ...
die des Feuers“ („A Catechism auf einen Menschen, ...
of Christian Doctrine“, S. 144). er [kehrt] wiederum zur
Erde. Aus ist’s an jenem Tag
mit seinen Plänen.“ —
Psalm 146:3, 4, „Rießler,
Storr“.
„Die Toten wissen gar
nichts.“ — Prediger 9: 5,
„Jerusalemer Bibel“.
Die Grundlage für Lehren
„Darum kann auch die Kirche „Die ganze Heilige Schrift
ihre Gewißheit über alle entstammt Gottes Geist und
Offenbarungsgehalte nicht aus hilft uns ..., denn
der Heiligen Schrift allein ein Mensch, der Gott an-
schöpfen“ („Konzilsdekrete gehört, soll allen Anforde-
1“, S. 15). rungen gewachsen und zu jedem
guten Dienst geeignet sein.“
„Beide, Schrift und Über- — 2. Timotheus 3:16, 17,
lieferung, sind also mit gleicher „Zink“.
Kindesgesinnung und Achtung
anzunehmen und zu verehren“ „Seht zu, daß euch niemand
(ebenda, S. 15). umgarne mit Weltweisheit
und leerem Trug nach Art
menschlicher Überlieferung.“
— Kolosser 2:8, „Kürzinger“.
Liebst du die Wahrheit, und schätzt du sie? Wenn ja, dann wirst du gegen die in diesem Artikel angeführten Tatsachen nichts einzuwenden haben.
Nachdem du jedoch nun selbst erkannt hast, daß die Lehren der katholischen Kirche mit der Bibel nicht übereinstimmen, solltest du dich entscheiden. Ist es wirklich dein Wunsch, Gott auf eine ihm wohlgefällige Weise anzubeten? Kannst du es dadurch, daß du dich in der Anbetung Personen anschließt, die die menschliche Tradition Gottes Wort der Wahrheit vorziehen? Behalte Jesu Worte im Sinn: „Die wahren Anbeter [werden] den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten ... Denn der Vater sucht solche Anbeter.“ — Joh. 4:23, Jerusalemer Bibel.