Fragen von Lesern
● War es nicht ein Kompromiß, wenn der Apostel Paulus vor dem Sanhedrin sagte: „Ich bin ein Pharisäer“? — G. B., Äthiopien.
Die Worte des Paulus müssen in ihrem Zusammenhang betrachtet werden, der wie folgt lautet: „Da nun Paulus beachtete, daß der eine Teil von den Sadduzäern, der andere aber von den Pharisäern war, rief er im Sanhedrin: ‚Brüder, ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern; wegen der Hoffnung der Auferstehung der Toten werde ich gerichtet.‘ Weil er aber dies gesagt hatte, entstand ein Zwiespalt zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern, und die Menge spaltete sich. Denn die Sadduzäer sagen, es gebe weder Auferstehung noch Engel noch Geist; die Pharisäer aber bekennen sich zu all diesem. So brach ein lautes Geschrei aus, und einige der Schriftgelehrten von der Partei der Pharisäer standen auf und begannen heftig zu streiten und sagten: ‚Wir finden an diesem Menschen nichts Unrechtes; wenn aber ein Geist oder ein Engel zu ihm geredet hat —?‘ Als nun der Zwiespalt groß wurde, fürchtete der Militärbefehlshaber, Paulus könnte von ihnen in Stücke gerissen werden, und befahl, daß ein Soldatentrupp hinabgehe und ihn aus ihrer Mitte wegreiße und ins Quartier der Soldaten führe.“ — Apg. 23:6-10, NW.
Der Sanhedrin wußte, daß Paulus kein Mitglied der Pharisäer war. Er war als Christ sehr eifrig gewesen und hätte den Sanhedrin nie glauben machen können, er sei ein ausübender Pharisäer. Es wäre unnütz gewesen, dies zu versuchen, auch wenn er hätte einen Kompromiß machen und sich auf diese Weise falsch darstellen wollen. Somit muß diese Sache in Verbindung mit dem Begleittext seiner Worte betrachtet werden. Seine Behauptung, Pharisäer zu sein, muß irgendwie bedingt gewesen sein, und wenn wir den Zusammenhang prüfen, können wir feststellen, welchen begrenzten Sinn seine Bemerkung hatte. Als er sagte, er sei ein Pharisäer, verknüpfte er damit die Erklärung, er werde wegen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten gerichtet. Die Sadduzäer glaubten nicht an eine Auferstehung, aber die Pharisäer glaubten daran, und so auch Paulus. In dieser Hinsicht stimmte Paulus mit den Pharisäern überein. Er war ein Pharisäer, was den Gesichtspunkt des Gegenstandes betrifft, auf den er zu sprechen kam, nämlich der Auferstehung, und davon sprechend, zeigte er, daß seine Ansicht mit der Überzeugung der Pharisäer übereinstimmte. In irgendeinem Streit über dieses Thema ging Paulus eher mit den Pharisäern einig als mit den Sadduzäern. Ehe Paulus Christ geworden war, war er ein Pharisäer gewesen, und nachdem er ein Christ geworden war, stimmte er in gewissen Punkten, wie der Auferstehung, der Engel und in Punkten des Gesetzes, noch mit ihnen überein. (Apg. 26:5; Phil. 3:5) Somit konnte er in diesen Beziehungen, innerhalb dieser engen Grenzen, mit den Pharisäern zusammengehen, und im Rahmen dieses begrenzten Sinnes nahmen seine Hörer seine Behauptung an, denn sie wußten sicherlich, daß er nicht in dem Sinne ein Pharisäer war, daß er zu dieser Sekte gehörte, und es wäre nutzlos gewesen, wenn er sie hätte veranlassen wollen, anders zu denken.
Jehova anerkannte das hier von Paulus gegebene Zeugnis und sagte, daß Paulus auch in Rom Zeugnis geben solle. Kurz nachdem Paulus vor dem Sanhedrin erschienen war, bezeugte ihm Jehova seine göttliche Anerkennung: „In der folgenden Nacht aber stand der Herr über ihm und sprach: ‚Sei gutes Mutes! Denn so wie du über die Dinge mich betreffend in Jerusalem ein gründliches Zeugnis gegeben hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis geben.‘“ Somit kann angesichts dieser anerkennenden Worte niemand Paulus zu Recht eines Kompromisses bezichtigen. — Apg. 23:11; Röm. 14:4, NW.
● In 1. Mose 3:16 sagte Jehova dem Weibe, er werde ihre Schmerzen beim Kindergebären mehren oder vervielfältigen (Al). Bedeutet dies nicht, daß gewisse Schmerzen mit dem Kindergebären verbunden gewesen wären, auch wenn das Weib nicht gesündigt hätte? — G. V., Belgien.
In 1. Mose 3:16 (NW) heißt es: „Zu dem Weibe sprach er: ‚Ich werde sehr mehren die Schmerzen deiner Schwangerschaft; in Geburtswehen wirst du Kinder hervorbringen, und dein Verlangen wird nach deinem Manne sein, und er wird über dich herrschen.‘“ Nachdem sie gesündigt hatte, sagte Jehova dem Weibe, sie werde Kinder in Geburtswehen hervorbringen. Dies bedeutete Schmerzen für die Sünderin-Mutter. Somit würde die angesagte Mehrung der Schmerzen anzeigen, daß die gefallene Frauenschaft mit den vergehenden Jahrhunderten immer mehr Schmerzen habe, und dies zufolge der sich mehrenden Entartung und der Schwächen, welche zunehmende Schmerzen und Beschwerden mit sich brächten. Wenn dies der Fall ist, würde die Mehrung der Schmerzen mit der Sünde zusammenhängen, die an erster Stelle und als natürliche Folge Entartung herbeiführte. Je näher Frauen der Vollkommenheit wären, um so weniger Schwierigkeiten brächte das Kindergebären mit sich.