Geduld üben
„Übt daher Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn. Siehe, der Landwirt wartet unablässig auf die köstliche Frucht der Erde und übt Geduld ihretwegen, bis er den Früh- und Spätregen erhält.“ — Jak. 5:7, NW.
1. Wer ist der Gott der Geduld, und wie bekundet er sie?
JEHOVA ist der große Gott der Geduld. Diese Geduld entsprießt seiner großen Liebe und Barmherzigkeit. Er hat den Menschen bei vielen Gelegenheiten unverdiente Güte und Nachsicht erwiesen. Diese bekundete er schon dadurch, daß er zur Zeit Noahs die Menschen, die die Erde mit Gewalttat erfüllten, warnen ließ, ferner, indem er Pharao durch Mose warnte und eine Reihe von Plagen über das Land kommen ließ, ehe er den Erstgeborenen Ägyptens tötete. Auch sandte er der Bevölkerung Sodoms und Gomorras Engel-Boten, dem Volke Israel Propheten, und schließlich sandte er seinen eigenen Sohn. Die Geduld Jehovas hat sich in der kurzen Geschichte des Menschen oftmals kundgetan. Immer wieder sind die Menschen von den Pfaden der Gerechtigkeit abgewichen, aber Jehova hat sie mit Geduld zurechtgewiesen und gewarnt und so die Jahrhunderte hindurch den Menschen unverdiente Güte, Liebe und Barmherzigkeit erwiesen. — 1. Pet. 3:20.
2. Wie veranschaulichte Jesus Jehovas Geduld?
2 Jesus hat dies in seinen folgenden Darlegungen treffend veranschaulicht: „Es war ein Hausherr, der einen Weinberg pflanzte und einen Zaun um denselben setzte und eine Kelter in ihm grub und einen Turm baute; und er verdingte ihn an Weingärtner und reiste außer Landes. Als aber die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Sklaven zu den Weingärtnern, um seine Früchte zu empfangen. Und die Weingärtner nahmen seine Sklaven, einen schlugen sie, einen anderen töteten sie, einen anderen steinigten sie. Wiederum sandte er andere Sklaven, mehr als die ersten; und sie taten ihnen ebenso. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sagte: Sie werden sich vor meinem Sohne scheuen! Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Dieser ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen! Und sie nahmen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.“ — Matth. 21:33-39, Fußnote.
3. Was schrieb Jeremia über die Geduld Gottes gegenüber dem Volke Israel?
3 In gleicher Weise hat Jehova als der Eigentümer des Weinberges bei vielen Gelegenheiten Geduld geübt, aber, wie Jeremia vom Volke Israel sagte, „sie haben nicht gehört und ihr Ohr nicht geneigt, sondern haben gewandelt in den Ratschlägen, in dem Starrsinn ihres bösen Herzens; und sie haben mir den Rücken zugekehrt und nicht das Angesicht“. „Von dem Tage an, da eure Väter aus dem Lande Ägypten auszogen, bis auf diesen Tag habe ich alle meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt, täglich früh mich aufmachend und sendend.“ Jehova fuhr fort, sie zu warnen, indem er sprach: „Und wenn du alle diese Worte zu ihnen redest, so werden sie nicht auf dich hören, und rufst du ihnen zu, so werden sie dir nicht antworten. So sprich denn zu ihnen: Dies ist das Volk, welches auf die Stimme Jehovas, seines Gottes, nicht hört und keine Zucht annimmt.“ Sogar dann noch bekundete Jehova Geduld mit ihnen, indem er seinen Sohn sandte, der getötet wurde, wie es im Gleichnis vorausgesagt worden war. — Jer. 7:24-28.
DIE GEDULD MIT BÖSEN HAT IHRE GRENZEN
4. Nimmt Gottes Geduld kein Ende? Wieso wissen wir das?
4 Jehovas Geduld dauert aber nicht ewig. Das zeigte Jesus in Verbindung mit dem Bild, das er gebrauchte. Er stellte die Frage: „Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Weingärtnern tun?“ Die Juden antworteten ihm: „Er wird jene Übeltäter übel umbringen, und den Weinberg wird er an andere Weingärtner verdingen, die ihm die Früchte abgeben werden zu ihrer Zeit.“ (Matth. 21:40, 41) Obwohl Jehova mit der gegenwärtigen bösen Welt in gleicher Weise Nachsicht geübt hat, zeigt sein Wort doch, daß er binnen kurzem gerechte Vergeltung über sie bringen wird, weil sie ihn verlassen hat. Gott hielt sich bei einem früheren Anlaß nicht davon zurück, selbst die Engel zu strafen, die in den Tagen vor der Sintflut gesündigt hatten, und behielt sie für das Gericht und die Vernichtung auf. Er stand nicht davon ab, die ganze böse Welt der Tage Noahs durch eine weltweite Flut zu strafen. Er säuberte auch die gesetzlosen Städte Sodom und Gomorra durch ein verzehrendes Feuer. Er führte die Nation Israel in die Gefangenschaft nach Babylon und ließ später zu, daß Jerusalem durch römische Soldaten niedergerissen wurde, weil seine Geduld die Grenzen der von ihm bestimmten Zeit erreicht hatte.
5. Verdient das gegenwärtige System die Geduld Jehovas?
5 Es besteht guter Grund zu der Annahme, daß die Geduld Jehovas mit der gegenwärtigen Welt ihrem Ende entgegengeht, denn die Menschen sind — wie Paulus unter Inspiration voraussagte — „selbstliebend … geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ohne liebende Güte, ohne natürliche Zuneigung, unverträglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, eigensinnig, aufgeblasen durch Einbildung, das Vergnügen mehr liebend als Gott, eine Form der Gottergebenheit habend, doch hinsichtlich deren Kraft sich als falsch erweisend“. (2. Tim. 3:2-5, NW) Bestimmt hat Jehova allen Grund, mit Menschen wie diesen die Geduld zu verlieren und Schritte zu unternehmen gegen das System der gegenwärtigen Welt mit ihren sich zankenden Nationen und den entzweiten internationalen Mächteblöcken und den rassischen und religiösen Feindseligkeiten.
6. Aus welchen Gründen hat Jehova die Bosheit so lange geduldet?
6 Weil Jehova so Geduld an den Tag gelegt hat, glauben viele Menschen nicht mehr an sein Dasein. Doch hat Jehova einen Grund für seine Geduld, und er gab diesen durch seinen Vertreter Mose dem Pharao bekannt: damit alle seine höchste Macht erkennen und damit man seinen „Namen verkündige auf der ganzen Erde“. Er räumt nun Zeit ein, damit eine Warnung vor dem Ende des gegenwärtigen Systems erlassen werde und sein Name, Jehova, bekanntgemacht werden könne und damit man gläubige Menschen aus der Welt heraussammle und die gute Botschaft von seinem Königreich predige. — 2. Mose 9:16.
7. Welches Werk wird Gott den Spöttern zum Trotz durchführen?
7 Schon jetzt ist Jehova dabei, die Menschen voneinander zu scheiden, nämlich die mit Spreu verglichenen auszusieben, da sie nur zur Vernichtung taugen, jene aber, die Gerechtigkeit und Wahrheit lieben und sich an göttliche Grundsätze halten, zur Bewahrung zuzubereiten. (Matth. 3:12) Zu den Menschen, denen die Vernichtung bevorsteht, gehören jene, die fortwährend das Dasein Gottes überhaupt in Frage ziehen. Diese fragen, warum Gott angesichts der heutigen Zustände auf der Erde denn nicht einschreite, wenn es wirklich einen Gott gebe. Sie gleichen den Spöttern, von denen Petrus voraussagte, daß sie mit Spott kommen und sagen würden: „Wo ist diese seine verheißene Gegenwart? Ja, von dem Tage an, da unsere Vorfahren in den Todesschlaf gefallen sind, bestehen alle Dinge genau wie von Anfang der Schöpfung an.“ Das Ende dieses Systems wird indes für solche Spötter nur zu bald kommen. Gott hielt 120 Jahre lang seinen Zorn über die Bosheit in den Tagen vor der Flut zurück und ließ dann die Sintflut über jenes gottlose System hereinbrechen. Seine Geduld mit jener bösen Welt war zu Ende. In gleicher Weise — so sagt es Petrus — seien „die jetzigen Himmel und die Erde aufbewahrt“ für ein feuriges Ende, da sie „für den Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen“ aufbehalten seien. — 2. Pet. 3:3-7, NW.
GEDULD NOTWENDIG
8. (a) Weshalb kann nicht gesagt werden, daß Jehova langsam sei? (b) Welche Haltung nahm Noah ein?
8 Die Menschen, die nur eine so kurze Zeit, ungefähr siebzig Jahre, leben, werden bisweilen ungeduldig, weil Jehova sein Vorhaben nicht schneller durchführt. Sie möchten sogleich Taten sehen. Doch angesichts des zeitlosen Standpunktes Gottes, des Allmächtigen, ist seit der Erschaffung des Menschen nur eine kurze Zeitspanne von sechs Tausendjahrtagen, also weniger als eine Woche, verstrichen. Petrus erklärt es wie folgt: „Möge jedoch diese eine Tatsache eurer Kenntnis nicht entgehen, Geliebte, daß bei Jehova e i n Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre sind wie e i n Tag. Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam, wie es einige für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht wünscht, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern wünscht, daß alle zur Reue gelangen.“ (2. Pet. 3:8, 9, NW) Noah verstand dies auch in den Tagen vor der Flut, als Gesetzlosigkeit auf Erden herrschte. Er mußte von den Spöttern seiner Tage, als er daranging, die Arche zu bauen, Widerstand von aller Art erdulden, doch vertraute er auf Jehova. Er sagte nicht: „Nun, Herr, wieder ist ein Jahr verflossen, und nichts ist geschehen; wenn [anno mundi] 1641 von dir das Ende der Welt nicht herbeigeführt worden ist, gebe ich es auf.“ Nein, er setzte seinen Lauf geduldig und im Glauben fort, bis mehr als zehn Jahre später die Sintflut hereinbrach.
9, 10. Welchem weisen Wege sollten wir heute folgen?
9 Der biblische Bericht zeigt, daß wir heute in der Zeit des Endes dieses Systems der Dinge leben, in der Jehovas wunderbares Vorhaben durch sein Königreich schließlich verwirklicht wird und paradiesische Zustände auf Erden für alle wiederhergestellt werden, die Glauben haben. So schrieb es der Psalmist David unter göttlicher Inspiration: „Entrüste dich nicht über die Übeltäter. Beneide nicht die, welche ungerecht handeln! Denn wie Gras werden sie schnell verwelken, und wie grüner, neuer Rasen werden sie dahinschwinden. Vertraue auf Jehova und tue Gutes; wohne auf der Erde und handle in Treue. Habe an Jehova deine höchste Wonne, und er wird dir die Bitten deines Herzens gewähren.“ — Ps. 37:1-4, NW.
10 Wie sollten die Menschen angesichts dieser Worte handeln, um der Gunst und des Schutzes Jehovas würdig zu sein, die er seinerzeit Noah, Lot und den Überlebenden Jerusalems gewährte? (2. Pet. 2:5-9) Der Weise wird Jehova dadurch nachahmen, daß auch er Geduld übt, indem er besonders Zeit und Mühe darauf verwendet, in den Reichtum des Wortes Gottes einzudringen, denn das wird für ihn Leben bedeuten. Wenn du also von der Art bist, die leicht die Geduld und Fassung verliert, so halte inne und betrachte das wunderbare Beispiel der Geduld, das Gott, der Allmächtige, uns gegeben hat! Bist du geneigt, übereilig etwas zu sagen und zu tun, dann strebe danach, die Eigenschaft der Geduld zu pflegen. Sie ist eine Tugend, das heißt eine gottgefällige Eigenschaft, die ein Christ haben muß, besonders in dieser Zeit des Endes. Geradeso, wie Jehova gegen uns Geduld geübt hat, können wir sie im Alltagsleben zu Hause und gegenüber Freunden, bei der Arbeit und unter Fremden an den Tag legen. — Matth. 18:23-35.
11. Warum ist Geduld ein Zeichen von Weisheit?
11 Geduld wird von vielen als ein Zeichen von Schwäche angesehen. In dieser Zeit, in der es alle eilig haben, verlieren die Menschen leicht die Geduld mit anderen. Aber Gottes Wort rät uns: „Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht vorschnell verärgert (in deinem Geiste), denn Ärger ruht im Busen der Narren.“ Ein Weiser wird schnell bereit sein, etwas von Jehova und über sein Vorhaben zu lernen und sich selbst und die Seinen auf den Weg zu weisen, der zu Gottes Gunst und Schutz führt, und nicht vorschnell verärgert sein. — Pred. 7:8, 9, NW.
GEDULD IM DIENSTE
12. (a) Welches große Werk muß getan werden? (b) Welche Vorbereitung ist notwendig?
12 Jehovas Geduld darf nicht mit Langsamkeit verwechselt werden. Genauso, wie er in den Tagen Noahs Maßnahmen ergriff, um die Erde zu säubern, ist es heute sein Vorhaben, die zu verderben, welche die Erde verderben. Ehe aber das Ende dieses Systems der Dinge da ist, muß ein großes Werk durchgeführt werden. Gleichwie Noah in den Tagen vor der Flut als ein Prediger der Gerechtigkeit diente, so sollten Gottes Diener — wie Jesus es voraussagte — den Menschen die gute Botschaft vom aufgerichteten Königreich Jehovas auf der ganzen bewohnten Erde vor dem Ende dieses Systems zur Warnung predigen. Durch die emsige vereinte Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas wird diese gute Botschaft nun den Menschen aller Nationen zur Kenntnis gebracht. Ihr Predigtdienst kann in einigen Beziehungen mit der Arbeit eines Landmanns verglichen werden, und dieses Bild hilft uns, die große Geduld hervorzuheben, die im Predigtdienste nötig ist, den zu tun Gott heute wahren Christen aufgetragen hat. Wer niemals Landwirtschaft betrieben hat, würde nicht im Traum daran denken, hinzugehen und Land zu kaufen und eine Farm zu betreiben, ohne sich vorher einige Kenntnisse über die Landwirtschaftsmethoden angeeignet und Unterricht darüber entgegengenommen zu haben. Gleicherweise muß eine Zeit des Studiums, der Unterweisung in der Versammlung und der Schulung vorausgehen, ehe eine Person den Predigtdienst aufnehmen kann. Jesus anerkannte die Notwendigkeit der Schulung und sandte seine Jünger zu zweit aus, damit sie aus der Verbindung miteinander und aus den hilfreichen Anregungen, die sie austauschen würden, Nutzen ziehen könnten.
13, 14. Wieso kann der Predigtdienst mit der Arbeit eines Landmanns verglichen werden, und warum ist Geduld erforderlich?
13 Ein Landmann geht nicht heute hin und sät Samen aus, um schon die nächste Woche zurückzukehren und ernten zu wollen. Statt dessen muß er den Boden bebauen, ihn durch Düngen fruchtbar machen, ihn pflügen und eggen, dann den Samen säen, diesen pflegen und den Boden von Unkraut säubern und die Vögel fernhalten. Dann hat er vielleicht noch Arbeit zufolge einer Insektenplage und muß ein Insektenpulver streuen. Außerdem hat er noch mit Dürre zu rechnen, ja die Ernte mag vernichtet werden. Wird der Landmann seine Arbeit aufgeben und in die Stadt gehen, um dort eine Stelle anzutreten oder eine andere Beschäftigung zu suchen? Nein, das tut er nicht, wenn er ein rechter Landwirt ist. Statt dessen wird er im folgenden Jahr nochmals das gleiche tun. Er wird vielleicht einen Windschutz anlegen, um den Staub fernzuhalten. Vielleicht gräbt er einen tiefen Brunnen, um das Land bewässern zu können, aber niemals gibt er die Arbeit auf, denn er hat Geduld und arbeitet weiter, bis er schließlich — dank dem Segen Jehovas — ernten kann.
14 Ein wahrer Christ, der in Jesu Fußstapfen wandeln möchte, teilt die gelernten Wahrheiten auch anderen mit. Er findet, daß er in erster Linie den Boden kultivieren muß. Das kann er dadurch tun, daß er als Christ seinen Nachbarn ein gutes Beispiel gibt. Die Leute beachten, wie sich jemand benimmt und wie er spricht, und wenn seine Worte mit den biblischen Grundsätzen übereinstimmen, werden sie demzufolge eher bereit sein, auf die Botschaft, die er ihnen bringt, zu hören. Trotzdem mag nach vielen Besuchen und Gesprächen über die Heilige Schrift, die er mit ihnen geführt hat, keine große Reaktion festzustellen sein. Doch verliere er die Geduld nicht. Er denke daran, daß die Mauern Jerichos auch nicht gleich einstürzten, nachdem die Israeliten die Stadt einmal umzogen hatten. Sie mußten die Stadt sechs Tage lang umziehen, ja am siebenten Tage zogen sie siebenmal darum herum, und schließlich stürzte die Mauer ein. Wir dürfen nicht wähnen, die Schranken religiöser Lehren und Traditionen der Glaubensbekenntnisse, die im Laufe der Jahrhunderte gleich Mauern aufgebaut worden sind, würden schon das erste Mal einstürzen, wenn wir die Botschaft der Wahrheit laut verkündigen. Die Wichtigkeit der Botschaft, die wir den Menschen überbringen, erkennend, müssen wir aber höflich und geduldig und mit Liebe vorgehen. Bei uns geht es nicht — wie bei einem Landwirt — um Ernte-Erträgnisse, sondern um Menschenleben. Darum ist eine noch größere Geduld erforderlich.
15, 16. (a) Weshalb sollte sich ein Christ in seinem Dienste nicht leicht entmutigen lassen? (b) Welchen guten Rat gab Jakobus?
15 Nachdem ein Verkündiger Menschen guten Willens besucht, hier und dort den Samen der Wahrheit gepflanzt und ihn dann und wann durch gelegentliches Zeugnisgeben oder durch Nachbesuche bewässert hat, sucht er, wenn er schließlich ein wenig Interesse bemerkt (das sich so zeigt, wie wenn ein Pflänzchen sein Köpfchen aus dem Erdreich zu strecken beginnt), diesem Pflänzchen zum Wachstum zu verhelfen, damit es geistig stark werde, indem er das erwachende Interesse durch ein Bibelstudium stärkt. Wird er aber, wenn die Pflanze schwächer werden und das Interesse absterben sollte, sagen: „So, jetzt genügt es mir, ich bin einfach kein Lehrer“? Nein, das wird er nicht tun, wenn er sich Jehova Gott wirklich hingegeben hat und ihm mit seinem ganzen Herzen und Sinn mit ganzer Seele und Kraft dienen will. Die Welt ist das Ackerfeld, und die Ernte ist groß; somit gibt es eine Menge Gelegenheiten, es immer wieder zu versuchen und dabei Geduld zu üben.
16 Jakobus hob diesen Punkt hervor, wenn er folgendes sagte: „Übt daher Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn. Siehe, der Landmann wartet unablässig auf die köstliche Frucht der Erde und übt Geduld ihretwegen, bis er den Früh- und Spätregen erhält. Übt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Gegenwart des Herrn hat sich genaht.“ (Jak. 5:7, 8, NW) Jakobus erkannte an, daß nach dem Säen der Frühregen notwendig ist, damit der Same zum Keimen kommt, und später der Spätregen, um die Pflanze zur Reife zu bringen. Ebenso verhält es sich im Predigtdienst. Die Wasser der Wahrheit tragen dazu bei, daß im Herzen und Sinn einer Person die Wertschätzung für Gottes Wort zu keimen beginnt und lebendig wird, doch nur fortgesetzte Bewässerung und Pflege werden dem Betreffenden helfen, einer Pflanze der Gerechtigkeit gleich zu werden, die bereit ist, zum Preise und zum Ruhme des Schöpfers Frucht zu tragen.
17. Was ist an der Zeit, in der wir leben, so hervorragend?
17 Jakobus hieß die ersten Christen Geduld üben bis zur Gegenwart des Herrn. Gemäß Matthäus 24:3 (NW) fragten die Jünger Jesus nach dem Zeichen seiner Gegenwart oder der parousía, und er führte ihnen ein kollektives Zeichen, bestehend aus mindestens neununddreißig verschiedenen Besonderheiten, an. (Siehe „Vergewissert euch über alle Dinge“, S. 415) Ein Teil dieses Zeichens, das seit 1914 in der Erfüllung begriffen ist, besteht darin, daß die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, gepredigt wird. Das hat sich in unseren Tagen buchstäblich dadurch erfüllt, daß Jehovas Zeugen, jung und alt, Männer und Frauen, emsig an dem Werk des Predigens und Lehrens teilgenommen haben, das in 179 Ländern und auf Inseln des Meeres in der ganzen Welt durchgeführt worden ist. Der Beweis dafür, daß sich Jehovas Vorhaben verwirklicht, ist aus der unablässigen Ausdehnung und aus dem Wachstum der Neuen-Welt-Gesellschaft zu ersehen. Im Jahre 1914, als die zweite Gegenwart Christi unsichtbar ihren Anfang nahm, gab es nur einige wenige tausend Verkündiger, die sich aktiv am Predigtdienste beteiligten. Im Jahre 1938 gab es schon 59 000, und heute gibt es über 916 000. Jehovas Segen hat auf dem Werk des Pflanzens und Bewässerns geruht, und er hat die Mehrung gegeben.
GEDULD, VERBUNDEN MIT TÄTIGKEIT
18. Wie können Christen heute Geduld üben?
18 Obwohl wir seit dem Jahre 1914, in dem sich das Zeichen zu erfüllen begann, nicht mehr nach der Gegenwart des Herrn ausblicken, müssen wir doch immer noch Geduld üben, bis das Predigtwerk vollends durchgeführt worden ist und Jehova in Harmagedon sagt: „Es ist genug.“ Als Jakobus uns Geduld üben hieß, meinte er damit nicht, daß dies in einer Zeit der Untätigkeit und des Wartens zu geschehen habe, sondern, daß wir Glauben und Hoffnung üben sollten, indem wir die Wahrheiten, die wir kennengelernt hätten, anderen mitteilen und zugleich auf Jehovas Wort vertrauen sollten und auch darauf, daß er sein Vorhaben bald durchführen werde. Wie es der Psalmist voraussagte, ist Jehovas Volk am Tage seiner Macht voller Willigkeit. (Ps. 110:3) Es freut sich, an seinem Dienste teilhaben zu dürfen, und viele Familien haben selbst ihr Haus verkauft und ihre weltliche Arbeit aufgegeben und sind in neue Gebiete gezogen, was die Menschen guten Willens, denen sie jetzt dienen, sehr zu schätzen wissen.
19. Welchem guten biblischen Rat sollten wir folgen, und warum?
19 Diese aufrichtigen Christen erkennen die Weisheit des von Jesus gegebenen Rates: „Niemand, der seine Hand an einen Pflug gelegt hat und nach den Dingen blickt, die hinter ihm liegen, ist für das Königreich Gottes tauglich.“ (Luk. 9:62, NW) Statt also auf das System der alten Welt und die vorübergehenden Vorteile oder Beförderungen, die es bietet, zurückzublicken, schauen sie den Segnungen der neuen Welt entgegen, halten ihr Auge auf das Königreich gerichtet und machen alle Anstrengungen, die Königreichsinteressen durch ihre Predigttätigkeit zu fördern. Sie folgen dem Rate: „Durch euer Ausharren werdet ihr eure Seelen [oder: euer künftiges Leben, Fußnote] gewinnen.“ (Luk. 21:19, NW) Sie erkennen, daß die wunderbare Gabe des Lebens in der neuen Welt es wert ist, daß man geduldig dafür arbeitet, und daher lassen sie sich nicht entmutigen. Sie verstehen, daß, wenn auch viele Bibelstudien durchgeführt werden müssen, ehe jemand zur Erkenntnis der Wahrheit kommt, dies alles doch ein Teil des Werkes ist, durch das die Schafe von den Böcken geschieden werden, wie Jesus es voraussagte, und sie sind glücklich, einen Anteil daran haben zu dürfen. Sie blicken der Zeit entgegen, da dieses Werk getan sein wird und da alle Lebenden Jehova erkennen werden. — Jer. 31:34.
20. Was ist erforderlich, um Jehovas Segen zu unserem Predigtwerk zu erhalten?
20 Solange jemand das Werk des Predigens und Lehrens unablässig so tut, wie Jehova es durch seine Organisation anweist, werden seine Bemühungen mit Jehovas Segen gekrönt werden. Erwarte die Führung stets von ihm und erbitte im Gebet Beistand von ihm durch seinen Geist. Paulus erklärte das Verhältnis des Verkündigers zu Gott wie folgt: „Was ist denn Apollos? Ja, was ist Paulus? Diener, durch die ihr zum Glauben gekommen seid, so wie der Herr es einem jeden gewährt hat. Ich pflanzte, Apollos bewässerte, Gott aber fuhr fort, das Wachstum zu geben, so daß weder der etwas ist, der pflanzt, noch der, welcher bewässert, sondern Gott, der es wachsen läßt.“ In dem Schrifttext wird weiter erklärt, daß jeder, der im Dienste ernten möchte, nur das ernten kann, was er in den Dienst hineingelegt hat, wenn es heißt: „Aber jeder wird den ihm gehörenden Lohn empfangen gemäß seiner eigenen Mühe.“ Schätzt du das Vorrecht, das du hast, ein Mitarbeiter Gottes zu sein? Wenn ja, dann bemühe dich eifrig, deinen Dienst so zu verrichten, daß er in Gottes Augen gut ist. „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Feld zur Bebauung, Gottes Bau.“ (1. Kor. 3:5-9, NW) Wächst du als ein Teil des Ackerfeldes Gottes, das bebaut wird, zur geistigen Reife heran? Sei nicht wie ein Schmarotzer an einem Weinstock, der immer nur Nahrung in sich aufnimmt, aber nie Früchte zeitigt, sondern studiere, besuche die Zusammenkünfte der Versammlung, bemühe dich ernstlich, ein guter Lehrer zu sein, und werde stark in der Wahrheit, sei bereit, als Mitarbeiter Gottes Frucht hervorzubringen. Dann werden dir die Worte des Paulus gelten: „Demzufolge, meine geliebten Brüder, werdet standhaft, unbeweglich, indem ihr allezeit im Werke des Herrn viel zu tun habt, wissend, daß eure Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist.“ — 1. Kor. 15:58, NW.
21. Weshalb sollten wir nicht mehr der Führung der alten Welt folgen?
21 Wir haben heute allen Grund, in unserem Predigtdienst geduldig und standhaft zu sein, da die Zeiten der Heiden vorüber sind und wir in der Zeit der zweiten Gegenwart Christi leben. Statt sich der Ausschweifung und einem losen Wandel hinzugeben und der Führung der Nationen des Systems der alten Welt zu folgen, hat ein Christ etwas Besseres, wofür er lebt. (1. Pet. 4:3) Er will für die Förderung der Königreichsinteressen wirken. Er hat die wunderbare Königreichshoffnung und erfreut sich all der Segnungen, die Jehova verheißen hat, und weiß, daß Gottes Wort nie leer zu ihm zurückkehrt. (Jes. 55:11) Möge jeder einzelne mit der Neuen-Welt-Gesellschaft, die eine gewaltige Zunahme erfährt, voranschreiten, indem er an geistiger Reife, an der Reife des Verständnisses des göttlichen Wortes, zunehme und sich am Dienste Gottes rückhaltlos beteilige.
22. Welchen Rat gab Paulus den Kolossern?
22 Jene aber, die sagen: „Warten wir mal ab!“, offenbaren einen Mangel an Glauben. Sie gehören zu der gleichen Klasse wie jene, die in den Tagen Noahs außerhalb der Arche warteten und sehen wollten, was nun geschehe. Sie vertrauten weder auf Gottes Wort, noch glaubten sie an Gottes Vorhaben und kamen deshalb in den Fluten um. Der wahre Glaube eines Christen verknüpft Erkenntnis mit Hoffnung. Er verlangt Geduld und Ausharren. An die Kolosser schreibend, hob der Apostel die Notwendigkeit der Geduld im Alltagsleben hervor. Er erwähnte, daß er nicht aufhöre zu beten. Er wünschte, daß die Kolosser mit genauer Erkenntnis erfüllt seien, und er wußte, daß dies Zeit und Mühe erfordern würde. Er ermunterte sie, weiterhin Frucht zu tragen, an genauer Erkenntnis zuzunehmen und geistig stark und kräftig zu werden, indem sie allen Widerstand ertragen und sich als langmütig erweisen sollten. Er sagte, daß sie, wenn sie diese Dinge täten, Jehovas würdig wandeln würden, indem sie ihm dadurch völlig gefallen würden, daß sie Frucht trügen in jedem guten Werk; und das ist bestimmt das Ziel aller wahren Christen. (Kol. 1:9-11) Wir haben allen Grund, dankbar dafür zu sein, daß Jehova in der Verwirklichung seines Vorhabens Geduld übt, denn es bedeutet eine Gelegenheit zum Dienst für uns heute und künftiges Leben in einer neuen Welt der Gerechtigkeit. — 2. Pet. 3:15.