Verheißungsvolle Schattenbilder von Familieneinheit
„Bestimmt werde ich inne, daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm annehmbar ist.“ — Apg. 10:34, 35, NW.
1, 2. (a) Welcher Zustand in der Christenheit hat bewirkt, daß ihre Gottesanbetung leer und eitel ist? (b) Welche ähnlichen Zustände bestehen im Heidentum, doch welches Vorhaben Gottes ist der Verwirklichung gewiß?
JEMAND, der treulich den gerechten Anforderungen Jehovas nachkommt, braucht inmitten des Volkes Gottes niemals das Empfinden zu haben, er sei minderwertig oder nicht am rechten Ort. Die Grundsätze der Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, die in der Christenversammlung herrschen, wurden von Christus Jesus schon eingeführt, bevor die erste Gruppe der Zeugen Jehovas zu wirken begann, was gleich nach der Ausgießung der wirksamen Kraft Gottes auf die hundertundzwanzig versammelten Jünger zu Pfingsten des Jahres 33 in Jerusalem geschah. Die Völker der Christenheit haben in dieser Hinsicht gleichwie in vielen anderen Beziehungen die Gottesanbetung zu etwas Leerem, Eitlem gemacht, indem sie eine besondere Klasse gelehrter Geistlicher schufen, die einen Vorzugsplatz in der Organisation beanspruchen und durch das Beispiel, das sie geben, gewisse andere Personen, die einflußreich sein mögen, erhöhen und die Mehrheit so erniedrigen, daß viele Aufrichtige sich als unwillkommen und unerwünscht vorkommen.
2 Dieser Zustand ist nicht auf die Christenheit beschränkt. Überall in der Welt sind trennende Schranken aufgerichtet worden, welche einigen so erscheinen mögen, als ob sie die Menschheit für immer entzweiten. Eine Familie wird über eine andere Familie gesetzt, eine Sippe über eine andere; Klassen werden in Unterklassen aufgeteilt, und innerhalb der Grenzen gewisser Nationen werden Kasten gebildet, die fatalistisch die Verbindungen eines Menschen bestimmen und den Lauf seines ganzen Lebens von der Geburt an regeln. Doch was kann dieserhalb getan werden? wird man fragen. Gewiß besteht keine Hoffnung auf Besserung innerhalb unserer Generation! „Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt seiner nicht spotten.“ (Gal. 6:7, NW) Jehovas Vorhaben, erdenweit Einheit und Einigkeit in den Familienbeziehungen zu schaffen, wird bestimmt durchgeführt werden, und jene, die sich auf die Verwirklichung seines Vorhabens verlassen, dringen ernstlich darauf, daß Unparteilichkeit im gegenseitigen Anerkennen und Gleichheit in den Gelegenheiten, wie sie innerhalb seiner heutigen wahren Versammlung bereits bestehen, eifrig so gewahrt werden wie in den frühen Tagen seines Volkes.
DIE FRÜHE VORKEHRUNG LÄSST GOTTES VORHABEN ERKENNEN
3. Welches weitreichende Vorhaben Gottes wurde in der Fortpflanzungsfähigkeit Adams offenbar?
3 Adam und Eva hatten in Eden die Aussicht, eine Familie zu haben, die eines Tages die ganze Erde füllen sollte. Die ihnen von Jehova, ihrem eigenen großen Vater, verliehene Fortpflanzungsfähigkeit war in der Tat ein Zeichen von der Einheit, die unter allen Gliedern dieser großen menschlichen Familie herrschen sollte. Denn konnte nicht dieser erste Mensch in Wahrheit sagen, daß alles Fleisch auf Erden, das im Bild und Gleichnis seines großen Gottes und Vaters gestaltet wäre, aus seinem eigenen Leibe hervorgehen werde? War nicht sein Weib und Partner in diesem weitreichenden Fortpflanzungsplan selbst aus seiner eigenen Rippe gebildet worden, so daß sie ‚Gebein von seinen Gebeinen und Fleisch von seinem Fleische‘ war? Und jetzt sollten aus dieser Vereinigung, zu der Jehova Gott sie und ihre Nachkommen ermächtigt hatte, von diesen ersten Eltern Hunderte, Tausende, ja Millionen ihrer eigenen Art hervorgehen, die einander alle verwandt wären, da sie alle Kinder Adams und Söhne Gottes waren. — 1. Mose 1:28.
4. Was war die Folge, daß Adam Gottes Vorhaben mißachtete und wie erschwerte Kain die Sachlage?
4 Welche Tragödie, daß Adam, noch bevor das erste schöne Kindlein zur Ehre des Schöpfers hervorgebracht werden konnte, willentlich sein gesetzliches Recht auf das Erbe des ewigen Lebens, das von Gott kommt, wegwarf und buchstäblich aus Gottes großer Familienorganisation hinausgestoßen wurde! Und welche Verspottung des von Jehova dargelegten Vorhabens, als Adams erster Sohn, den er in seiner Bitterkeit gezeugt hatte, von seiner hoffnungsvollen Mutter ehrgeizig Kain genannt wurde, denn, wie sie sagte: „Ich habe einen Mann erworben mit Jehova [mit der Hilfe Jehovas, AS].“ (1. Mose 4:1) Indes erwies er sich wahrhaft als ein Sohn seines fleischlichen Vaters, als er sich nach einem Akt mangelhafter Anbetung erhob und gewaltsam das zerriß, was von Adams Familieneinheit übriggeblieben war, indem er schmählich seinen eigenen Bruder ermordete. „Und weswegen mordete er ihn hin? Weil seine eigenen Werke böse waren, die seines Bruders aber waren gerecht.“ — 1. Joh. 3:12, NW.
5. Wie wurde Gottes Vorhaben des Bevölkerns der Erde durch Familien damals kundgetan?
5 Daß aber Gottes Vorhaben, die Erde zu bevölkern, weiterhin durch die Familieneinrichtung durchgeführt wurde, ließ er fünfzehnhundertundsechsundzwanzig Jahre später, in den Tagen Noahs, deutlich kundwerden. Die göttliche Aufzeichnung lautet: „Und dies sind die Geschlechter der Söhne Noahs, Sem, Ham und Japhet: es wurden ihnen Söhne geboren nach der Flut. Von diesen aus verteilten sich die Bewohner der Inseln der Nationen in ihren Ländern, eine jede nach ihrer Sprache, nach ihren Familien, in ihren Nationen.“ (1. Mose 10:1, 5) Der Fortpflanzungsauftrag, der in bildlichem Sinne von neuem an Noah erging, fand eine bildhafte Erfüllung in den siebzig Familien, die in diesem 10. Kapitel von 1. Mose erwähnt werden und als eine patriarchalische Gesellschaft organisiert wurden. Noch weitere achthundertundsiebenundfünfzig Jahre vergingen, und dieser Gedanke wurde erneut hervorgehoben, als Jehova die Nachkommen des Familienhauptes Abraham zu einer Nation organisierte, sie in Stämme einteilte, und als sie sich „in die Geburtsverzeichnisse nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien“ eintragen ließen. (4. Mose 1:18, Me) Jawohl, das Familienverhältnis ist ohne Frage von Gott geschaffen worden, und er hat seinen reichen Segen auf jene ausgegossen, die seine Vorkehrung für dieses starke Band der Einheit erkennen und richtig einschätzen. So erklärte es der Psalmist: „Und er hebt den Armen empor aus dem Elend und macht Herden gleich seine Geschlechter [Familien, AS].“ — Ps. 107:41.
6. Wie kann gezeigt werden, daß Gott kein Familien-Kastenwesen gründete?
6 Aber sicherlich, wird jemand einwenden, beweist dies in Wirklichkeit nicht die Gültigkeit einer Kasten-Gesellschaft, d. h. daß Gott das Familien-Kastenwesen nicht nur autorisiert, sondern es in diesen Fällen praktisch genommen eingeführt habe? Würde diese Einteilung nicht Uneinigkeit hervorrufen und schließlich Klassenunterschiede schaffen, die zur Folge hätten, daß eine Familie durch eine anerkannte oder erzwungene Überlegenheit über eine andere erhoben würde? Paulus, der in der Geschichte des Handelns Gottes mit seinem Volke völlig bewandert war, folgerte: Nein. Als er bei den Athenern im Areopag stand, die vielen ausländischen Besucher vor sich, machte er taktvoll aber kräftig folgende Bemerkung, die die verschiedenen Klassen auf ein und dieselbe Stufe stellte: „Und [Gott] machte aus einem Menschen jede Nation der Menschen, damit sie auf der gesamten Erdoberfläche wohnen, und er verordnete die bestimmten Zeitabschnitte und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl ertasten und wirklich finden möchten.“ (Apg. 17:26, 27, NW) Auch stellte Paulus keinen neuen Grundsatz in dieser Hinsicht auf, denn etwa vierzehn Jahre zuvor hatte Petrus, als er den ersten unbeschnittenen Christen aus den Heiden als von Gott angenommen anerkannte, gesagt: „Bestimmt werde ich inne, daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm annehmbar ist.“ (Apg. 10:34, 35, NW) Hier wiederholte Petrus, der von Natur Jude war, unter der Inspiration durch die wirksame Kraft Gottes von neuem das, woran Mose selbst, als Gottes Mittler für die jüdische Nation, die Juden zu Beginn ihrer Geschichte erinnert hatte: „Denn Jehova, euer Gott, er ist der Gott der Götter … der keine Person ansieht und kein Geschenk annimmt.“ (5. Mose 10:17) Vom treuen König Josaphat wird ferner gesagt, daß er zu den Richtern über die Nation, als er sie zu ihrem Amte einsetzte, mahnend sagte: „Sehet zu, was ihr tut; denn nicht für die Menschen richtet ihr, sondern für Jehova, und er ist mit euch im Rechtsspruch … habet acht, wie ihr handelt! denn bei Jehova, unserem Gott, ist kein Unrecht, noch Ansehen der Person oder Annehmen von Geschenk [Bestechungen, AS].“ (2. Chron. 19:6, 7) Ungeachtet der Art und Weise, in der Jehova sein Vorhaben durchführen will, ist also deutlich zu sehen, daß seine Grundsätze der Gerechtigkeit und Gleichheit, die er von Anfang seines Handelns mit der Menschheit an festgelegt hatte und die als Bestandteil seiner eigenen heiligen Aussprüche unauslöschlich aufgezeichnet worden sind, ihm nicht gestatten, Einzelpersonen zufolge von Familienbeziehungen zu begünstigen, noch ihm erlauben, einer gewissen Elite von Familiengruppen den Vorzug zu geben. Die Uneinigkeit und die Klassenunterschiede, worunter die Welt heute leidet, sind nicht das Ergebnis der Vorkehrung Jehovas für die Menschheit, sondern vielmehr die Folge eines organisierten Bemühens in direktem Widerstand gegen Gottes Willen und Vorhaben.
7. Was hätte die vielen Familieneinheiten, die durch Noah gegründet wurden, instand gesetzt, gemeinsam die Einheit zu bewahren, und was hätte sie bestimmt auseinander gerissen?
7 Wie wahr diese Folgerung ist, geht aus der Aufzeichnung im Bericht über den Widerstand gegen Gottes Vorkehrung der patriarchalischen Gesellschaft nach der Sintflut hervor. Wie wir schon bemerkt haben, traf Gott durch Noah Vorkehrung, die Erde in bildlichem Sinne durch die siebzig Familienhäupter, die Nachkommen Noahs, zu bevölkern. Noah, als scharfsinniger Organisator, der die Fallgruben kannte, in die der unvollkommene Mensch in seinem ehrgeizigen Streben fallen konnte, weigerte sich, eine Familie über eine andere zu stellen oder zuzulassen, daß irgend jemand, er selbst eingeschlossen, König werde und dadurch über seine Brüder herrsche. Er wußte: der Mensch brauchte keine andere vereinigende Macht denn die Anerkennung Jehovas als des höchsten Souveräns und die Annahme seines Gesetzes als des Menschen richtige Handlungsregel. Weislich zeigte er durch seinen eigenen Lauf, daß ein Festhalten an diesen Grundsätzen all die vielen Familien und Völker, die sich ganz natürlich aus diesem Anfang entwickeln sollten, instand setzen würde, in Friede und Einheit ‚auf der ganzen Fläche des Erdbodens zu wohnen‘. Aus demselben Bilde ersehen wir, daß irgendeine parteiische Klassenerhöhung diese harmonische Gesellschaft auseinander bringt. Welches waren die nachfolgenden Ereignisse, die die Wahrheit des Gesagten beweisen sollten? Noah erlebte noch einen Versuch in gerade dieser Richtung.
„HERRENRASSE“-PLÄNE BRINGEN RUIN
8. Welches war die erste organisierte Anstrengung, ein Kastensystem zu errichten, und wozu führte es?
8 Der Linie seines jüngsten Sohnes Ham entsproß ein weiterer Emporkömmling, der wie Kain ehrgeizig bestrebt war, eine hervorragende Stellung zu bekleiden. Der berüchtigte Nimrod, dessen Name stets mit dem mutwilligen Töten von Tieren verknüpft ist, machte sich im Trotz gegen Jehova an ein „Ein-Mann-Weltbauprogramm“ heran. Statt sich an den damals gut eingeführten und anerkannten Grundsatz der Familieneinheit und an Noahs von Gott gebotenes Programm der Auswanderung der Familie bis an die Enden der Erde zu halten, begann er in entgegengesetzter Richtung zu arbeiten und auf das Erreichen verschiedener Ziele hinzuwirken. Offenbar erlangte sein Programm der Erhöhung einer zentralisierten menschlichen Herrschaft und der gewaltsamen Unterwerfung des Volkes mehr und mehr Gewicht, denn es steht von seinen Anhängern geschrieben: „Und sie sprachen: Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, daß wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde!“ Um zu zeigen, daß er nicht zu diesem Zwecke die Menschen in Familien aufteilen ließ und um seine Mißbilligung einer solchen Haltung in bezug auf „Klassenüberlegenheit“ zu zeigen, setzte Jehova die Verwirklichung seines eigenen Vorhabens durch das einfache Mittel der Verwirrung ihrer Sprache durch. „Und Jehova zerstreute sie von dannen über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen.“ (1. Mose 11:4, 8) So endeten die ersten organisierten Bemühungen des Menschen, ein übergeordnetes „Kasten“-System im Trotz gegen Jehova einzuführen, mit einer schimpflichen Niederlage.
9. Welche ähnlichen Bemühungen machte die erste Weltmacht, mit welchem Ausgang?
9 Dies sollte keineswegs des Menschen letzter Versuch sein. Auch wurde durch diese bittere Lektion nicht soviel gelernt, daß sich eine andere Nation von weiteren, noch gewalttätigeren Bemühungen ferngehalten hätte, die „Herrenrasse“ zu werden. Angetrieben durch die von Adam her ererbte Eigenwilligkeit und den unersättlichen Wunsch, die Brüder zu beherrschen, kam diesmal Ägypten, die erste Weltmacht, als Verfechterin der „Rassenüberlegenheit“ auf. Aus Furcht, daß sich die Israeliten, die sie im Lande zu Sklaven gemacht hatten, mehren und sich in einer Zeit des Krieges gegen sie wenden könnten, faßten sie einen Plan und setzten ihn in die Tat um, wodurch die Israeliten als Nation ausgerottet werden sollten. „Da gebot der Pharao all seinem Volke und sprach: Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen, jede Tochter aber sollt ihr leben lassen.“ (2. Mose 1:22) Durch die Ausrottung der männlichen Nachkommen, so folgerten sie, wären die Töchter der Israeliten schließlich gezwungen, die ägyptischen Männer zu heiraten, und die Rasse würde allmählich absorbiert; und inzwischen wäre die Gefahr, daß die Ägypter gestürzt werden könnten, vorüber. Sie rechneten jedoch nicht mit der Macht und dem Vorhaben Jehovas oder dem unerschütterlichen Glauben der Israeliten selbst. Jehova hörte den Schrei seines Volkes, erweckte ihm einen Befreier und führte es durch die Kraft Seines Armes aus der Sichtweite von ganz Ägypten hinaus und zerbrach die Macht jenes ersten Weltreiches. So führte das „Herrenrasse“-Programm Ägypten zu seinem Ruin, da es von Gott in einer neuen unmißverständlichen Kundgebung seiner Stellung in dieser Sache der Klassen- oder Rassenüberlegenheit verurteilt wurde.
10. Welches neuzeitliche „Herrenrasse“-Programm folgte demselben Muster?
10 Gleicherweise hat Jehova Gott in der Neuzeit die Macht seiner Hand wider jene kundgetan, die sich als „Herrenrasse“ aufschwingen wollten. Aus den Blättern der neuzeitlichen Geschichte strömt uns derselbe Geist der Ichsucht und Unduldsamkeit in der Gestalt eines Hitler und aus seinen Bemühungen zu einer Rassenausrottung in neuer Zeit entgegen. Die Tatsachen stehen unbestreitbar fest, daß er das von Gott in diesen Zeiten erwählte Volk, Jehovas Zeugen, haßte. Und weil die Juden nach dem Fleische selbst einst Gottes auserwähltes Volk waren, sind sie stets die Zielscheibe der Angriffe Satans und seiner blinden Anhänger gewesen. Kein Wunder also, daß auch sie die eiserne Hand der Bedrückung verspürten und in den von den Nazi beherrschten Ländern an den Rand der Ausrottung gebracht wurden. Nachdem aber dieser Wahnsinnige Jehovas treue Zeugen mißhandelt und die Königreichsbotschaft heftig bekämpft hatte, wurde auch er erniedrigt und seine „Herrenrasse“ mit ihm. Möchten sich alle solche „führenden Geister“ dadurch gebührend warnen lassen!
11. Aus welchen Gründen kann nicht gesagt werden, Jehova habe die Rassenüberlegenheit begünstigt, indem er Israel erhöhte?
11 An diesem Punkte könnte jemand erneut einen Einwand erheben. Hat Jehova nicht selbst dargetan, daß er nicht gegen diesen Grundsatz war, als er die Israeliten als sein Volk erwählte und sie über alle anderen Völker erhöhte? Könnte nicht gesagt werden, Jehova habe die Rassenüberlegenheit in Verbindung mit der jüdischen Nation begünstigt? Doch wiederum wenden wir uns den göttlichen Aussprüchen zu und finden ein bestimmtes Nein! Jehova führte die Israeliten in bezug auf seinen Grund zu ihrer Erwählung nicht irre: „Dich hat Jehova, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolke zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil euer mehr wären als alle Völker, hat Jehova sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen Jehovas Liebe zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat Jehova euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Hause der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.“ (5. Mose 7:6-8) Ohne Frage hing die Überlegenheit dieser Nation davon ab, daß sie ein Volk waren und ein Volk blieben, um den Namen Jehovas zu erhöhen, denn der Psalmist sang: „Er rettete sie um seines Namens willen, um kundzutun seine Macht.“ — Ps. 106:8.
12. Warum behielt Gott die Nation Israel nicht unabänderlich als Volk wegen seiner Freundschaft mit Abraham?
12 Allerdings hatte Gott selbst gesagt, daß es wegen des Eides war, den er ihren Vätern geschworen hatte. Daß er sich dadurch aber nicht unabänderlich verpflichtete, die ganze Nation als sein eigen zu behalten, geht klar aus dem hervor, was in der Wüste im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten geschah. Nachdem zehn von den zwölf Kundschaftern, die zum Auskundschaften des Landes nach Kanaan gesandt worden waren, mit einem auf Furcht begründeten ungünstigen Bericht zurückkehrten, wurde Jehova wegen dieses offenkundigen Mangels an Glauben zornig über die Nation. „Und Jehova sprach zu Mose: Wie lange will mich dieses Volk verachten, und wie lange wollen sie mir nicht glauben bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe? Ich will es mit der Pest schlagen und es vertilgen [es enterben, AS]; und ich will dich zu einer Nation machen, größer und stärker als sie.“ (4. Mose 14:11, 12) Jahrhunderte später gab auch Johannes der Täufer diesbezüglich Zeugnis, als er gewisse Personen der natürlichen Nachkommen Abrahams verurteilte: „Ihr Otternbrut, wer hat euch gezeigt, wie dem kommenden Zorn zu entfliehen ist? So bringet denn der Reue gemäße Frucht. Und beginnt nicht bei euch selber zu sagen: ‚Als Vater haben wir Abraham.‘ Denn ich sage euch, daß Gott die Macht hat, dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken.“ (Luk. 3:7, 8, NW) Offensichtlich war Jehova nicht an einem Volke interessiert nur der Glieder dieses Volkes wegen oder wegen einer angeblichen „Überlegenheit“, die ihnen ihre Stellung bei ihm verleihen mochte. Auch gründete er hier nicht eine „Herrenrasse“, die wegen der Freundschaft Gottes mit Abraham, ihrem Vorfahren, für immer Anspruch auf eine Stellung der Gunst erheben konnte. Jehova Gott verändert seine gerechten Grundsätze nie und hat sich konsequent an das gehalten, was er in Eden festsetzte.
DAS VORBILD-ISRAEL — EINE GEEINTE FAMILIE
13. Wie hob Jehova hervor, daß die Priesterschaft keine besondere Kaste war?
13 Es ist also nicht befremdend, daß in der Organisation Israels unter dem Gesetz kein Raum gelassen war für Klassenunterschiede; und Jehova gründete auch kein Kastensystem, als er das Priestertum als amtierende Körperschaft und als Mittel des Zugangs der Israeliten zu Gott einführte. Da Jehova den sündenbeladenen Zustand der Juden hervorhob, wurde es nötig, eine Vorkehrung zu treffen, wodurch sie in der Anbetung Zugang zu Jehova haben konnten. Die Priester, die für diesen Dienst geweiht und geheiligt waren, konnten dieses Mittel des Zugangs zu Gott beschaffen durch die verschiedenen Schlacht- und Speisopfer, die unter den Bedingungen des Gesetzesbundes vorgesehen waren. Wenn aber auch die Priester dieses besondere Vorrecht erhielten, hob Jehova doch weiterhin die Tatsache hervor, daß er der Gott von ganz Israel war. „In jener Zeit, spricht Jehova, werde ich der Gott aller Geschlechter [Familien, AS] Israels sein, und sie werden mein Volk sein.“ — Jer. 31:1.
14. Wie gelangte der Stamm Levi in seine begünstigte Stellung?
14 Übrigens waren es ursprünglich nicht die Leviten gewesen, die als Gottes Auserwählte abgesondert worden waren. Als in Ägypten der Engel Jehovas durchs Land ging und alle Erstgeborenen der Ägypter schlug, wurden alle Erstgeborenen sämtlicher Familien Israels von Jehova geheiligt und wurden sein Eigentum, und dies indem sie am Leben gelassen wurden. So waren alle Familien gleichmäßig in seinem Eigentum vertreten. Nun hätten gemäß dem Brauch in alten Zeiten die ältesten Söhne im Laufe der Zeit normalerweise sowieso als Priester gedient. Als aber Jehova kraft eigenen Rechts zu unabhängigem Handeln seine nationale Priesterschaft einsetzte, wählte er die Leviten an ihrer Stelle. „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Und ich, siehe, ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel genommen, anstatt aller Erstgeburt, welche die Mutter bricht unter den Kindern Israel; und die Leviten sollen mir gehören. Denn mein ist alle Erstgeburt: an dem Tage, da ich alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlug, habe ich mir alle Erstgeburt in Israel geheiligt vom Menschen bis zum Vieh; mir sollen sie gehören, mir, Jehova.“ (4. Mose 3:11-13; siehe auch die Verse 44-51) So kam es, daß Jehova bei der Einführung des Gesetzesbundes zu allen Familien Israels sagte: „Wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“ (2. Mose 19:5, 6) Bestimmt setzte Jehova damals mit den Leviten nicht eine erhöhte Priesterschaft ein, noch schuf er dadurch einen Klassenunterschied.
15. (a) Was zeigt an, daß einzelne Familien in Israel nicht ungebührend ausgezeichnet wurden? (b) Wie wurde eine unterschiedliche Behandlung verhütet?
15 Ein weiterer Beweis, daß die einzelnen Familien in Israel nicht besonders ausgezeichnet wurden, liegt in der Tatsache, daß die Ehe zwischen den Gliedern verschiedener Stämme erlaubt war, wiewohl in den Fällen nicht gestattet, wo das Erbe des Landes dadurch einem Stamme entgangen wäre. (4. Mose 27:5-11; 36:1-12) Obwohl die Ehe mit Ausländern verboten war, durfte doch unter gewissen Umständen selbst eine im Kriege gefangengenommene Frau geheiratet werden. (5. Mose 21:10-13) Man wird sich erinnern, daß Rahab, ein Vorfahr von Christus Jesus, durch Salmon, der sie heiratete, in den Stamm Juda willkommen geheißen wurde, und ebenso verhielt es sich mit Ruth, die das Weib des Boas wurde. (Matth. 1:2-5; Jos. 6:23, 25; Ruth 4:10, 13) In bezug auf eine Ehe ist ferner bemerkenswert, daß ein Mann, auch wenn er ein Knecht war, die Tochter seines Meisters heiraten konnte. (1. Chron. 2:34, 35) Daraus geht hervor, daß Knechte eine sehr begünstigte Stellung in Israel bekleideten. Wohl stimmt es, daß die Sklaverei erlaubt war. Wurde aber nicht betont, daß die ganze Nation Israel Jehovas Sklave sei? (3. Mose 25:55, AÜ) Doch wurde nicht erlaubt, daß ein natürlicher Sohn Abrahams für immer in unfreiwillige Sklaverei gegenüber seinen Brüdern verkauft wurde. (2. Mose 21:2-8; 3. Mose 25:39-55; 5. Mose 15:12-18) Außerdem durften Knechte auf keine Weise bedrückt, sondern mußten rücksichtsvoll behandelt werden. Beleidigungen von seiten ihrer Herren mußten als solche anerkannt und bestraft werden, oder man mußte die richtige Abhilfe schaffen, selbst bis zu dem Maße, den Diener wegen des Verlustes eines Auges oder eines Zahnes freizulassen. (2. Mose 21:20, 21, 26, 27, 32) Ferner durften Löhne nicht zurückbehalten werden; prompte Zahlung wurde zu allen Zeiten verlangt. (3. Mose 19:13; 5. Mose 24:14, 15) Es zeigt sich also, daß, obwohl gewisse Klassen in Israel in Erscheinung traten, das Gesetz keine unterschiedliche Behandlung irgendwelcher Art gegenüber irgendeiner Gruppe oder einzelner wegen ihrer Stellung im Leben gestattete. Nur Feinde der Nation wurden geächtet oder als Ausgestoßene betrachtet. — 5. Mose 7:1-3.
16. Was wird durch den Umstand veranschaulicht, daß für den Einheimischen wie für den Fremden ein und dasselbe Gesetz gegeben wurde?
16 Hier sehen wir indes von neuem die Barmherzigkeit Gottes offenbar werden. Selbst wenn ein bestimmtes Gebot erlassen war, alle ungesetzlich Handelnden im Lande, das den Israeliten als Erbe gegeben war, vollständig zu vernichten, traf Jehova doch Vorkehrung für jene Fremdlinge, die den Juden gewogen waren. Wenn sie bereit waren, sich der Beschneidung zu unterziehen, und wenn sie alle Gesetze Israels halten wollten, durften sie als Glieder der Nation angenommen werden und viele Segnungen empfangen gleichwie die einheimischen Juden. (4. Mose 15:14-16) In jeder Hinsicht finden wir also in der Nation Israel ein schönes Bild der Einheit, die in den Versammlungen des Volkes Jehovas heute besteht; wir finden ein und dasselbe Gesetz für den Einheimischen und den Fremden, das gut ein und denselben Satz theokratischer Ratschläge für die „kleine Herde“ der Gesalbten und für die „anderen Schafe“ darstellt, die als „e i n e Herde“, als eine ungeteilte Familie beisammen wohnen.