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Hüte dich vor lieblosen GedankenDer Wachtturm 1973 | 1. November
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daß man zu Recht mißtrauisch ist, und dadurch macht man sich zum Feind anderer. — Offb. 12:10.
Lieblose Gedanken entstehen auch, wenn man zu kritisch ist, das heißt, wenn man von anderen zuviel erwartet. Es ist gut, daran zu denken, daß etwas, was uns unbedeutend und nichtssagend erscheinen mag, in den Augen eines anderen vielleicht ein großer Sieg oder eine erstaunliche Leistung ist. Ist die „Generationenkluft“, die in manchen Familien besteht, nicht weitgehend darauf zurückzuführen, daß die Eltern den Kindern und die Kinder den Eltern gegenüber zu kritisch sind? Solche Familien täten gut, sich das türkische Sprichwort zu merken: „Wer Freunde ohne Fehler sucht, bleibt ohne Freund.“
Besonders Touristen, die ein fremdes Land besuchen, sollten sich vor lieblosen, allzu kritischen Gedanken hüten. Man mag eigentümliche Dinge und Bräuche beobachten, die, wenn man sie mit den Verhältnissen im eigenen Land vergleicht, einen ungünstigen Eindruck erwecken mögen. Wäre es aber nicht besser, man würde versuchen, sich in die Lage der Bewohner dieses Landes zu versetzen? Dann würde man erkennen, daß sie die Opfer gewisser Umstände sind, und man könnte sie besser verstehen. Vom richtigen Standpunkt aus betrachtet, müßte man über das, was sie unter den bestehenden Verhältnissen leisten, eher staunen.
Lerne, dich über das, was andere tun, zu freuen, indem du statt ihre Fehler ihre guten Seiten beachtest. Sei nicht so töricht wie jener Vortragszuhörer, der, nachdem er festgestellt hatte, daß der Redner immer wieder denselben Ausdruck gebrauchte, zählte, wie oft er diesen Ausdruck verwendete. Wieviel mehr hätte er aus dem Vortrag gelernt, wenn er sich auf die Beweisführung des Redners konzentriert und dessen Aufrichtigkeit geschätzt hätte!
Hüte dich deshalb in deinem eigenen Interesse und im Interesse eines guten Verhältnisses zu anderen vor lieblosen Gedanken. Beachte den inspirierten Rat: „Schließlich, Brüder, was irgend ... liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin.“ — Phil. 4:8.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1973 | 1. November
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Fragen von Lesern
● In 2. Samuel 11:4, 5 heißt es: „David [sandte] Boten, um sie [Bathseba] sich zu nehmen. Da kam sie zu ihm herein, und er lag bei ihr, als sie daran war, sich von ihrer Unreinheit zu heiligen. ... Und die Frau wurde schwanger.“ Bezieht sich diese „Unreinheit“ auf die Menstruation, und wenn ja, wieso konnte Bathseba zu dieser Zeit schwanger werden? — USA.
Die Bibel sagt nicht, von was für einer Unreinheit sich Bathseba heiligte. Es hätte sich dabei um ihre Monatsregel oder einen Ausfluß oder irgend etwas anderes handeln können, das sie nach dem Gesetz unrein gemacht hatte. Einige Übersetzer geben diesen Text sogar so wieder, daß man annehmen könnte, sie habe sich von der durch den Verkehr mit David entstandenen Unreinheit geheiligt. So lautet er zum Beispiel nach der Herder-Bibel: „Sie kam zu ihm, und er wohnte ihr bei. Nachdem sie sich von ihrer Unreinheit gereinigt, kehrte sie in ihr Haus zurück.“ Nach dieser Übersetzung befolgte Bathseba das Gesetz aus 3. Mose 15:18: „Was eine Frau betrifft, bei der ein Mann mit einem Samenerguß liegen mag, sie sollen im Wasser baden und unrein sein bis zum Abend.“
Bathseba hätte aber, selbst wenn die Unreinheit, von der sie sich heiligte, mit ihrem Menstruationszyklus in Verbindung gestanden hätte, schwanger werden können. Nach 3. Mose 15:19, 29 war eine menstruierende Frau sieben Tage unrein (vom Beginn der Menstruation an gerechnet) und mußte sich am achten Tag heiligen. Ob eine Frau am achten Tag schwanger werden kann, hängt vom Menstruationszyklus ab, der nicht bei allen Frauen gleich lang ist. Wenn er bei Bathseba einundzwanzig bis sechsundzwanzig Tage dauerte, so hätte sie am achten Tag ihres Zyklus schwanger werden können. Bei einer Zykluslänge von einundzwanzig Tagen kann es zum Beispiel zu einer Schwangerschaft kommen, wenn der Verkehr im Zeitraum vom dritten Tag (vom Beginn der Menstruation an gerechnet) bis zum zehnten Tag stattfindet.
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