Fragen von Lesern
● Sollte der Ausdruck „aus diesem Grunde“ oder „deswegen“ (Elb), der in Johannes 7:22 zu Anfang steht, am Ende von Johannes 7:21 stehen? So wie er in der Neuen-Welt-Übersetzung steht, scheint er nicht viel Sinn zu haben. Was ist der „Grund“, auf den Bezug genommen wird? — A. A., Arkansas.
Nein, der Ausdruck sollte nicht am Ende von Vers 21 stehen. Die Neue-Welt-Übersetzung hat ihn richtig zu Anfang von Vers 22 gesetzt und dies in Übereinstimmung mit dem griechischen Text von Westcott und Hort. Die meisten Bibelübersetzungen setzen ihn zu Anfang von Vers 22. Einige lassen ihn ganz aus. Einige indes setzen ihn an das Ende von Vers 21, doch ohne guten Grund. (AS, Diaglott) Um zu erfassen, was er da, wo er steht, bedeutet, müssen wir den Begleittext betrachten. Zur Zeit eines jüdischen Festes, an einem Sabbattage, hatte Jesus einen Menschen geheilt. (Joh. 5:1-16) Dies erzürnte die religiösen Juden, die den Sabbat selbst über das hinaus, was von Gott gefordert war, streng beachteten, und sie stritten mit Jesus noch später während des Festes über dieses Wunder. Sie sagten, Jesus habe einen Dämon oder sei dämonisiert. Dann heißt es in Johannes 7:21: „Als Antwort sagte Jesus zu ihnen: ‚E i n e Tat habe ich gewirkt, und ihr verwundert euch alle.‘“ (NW) Jesus fuhr weiter: „Aus diesem Grunde hat Mose euch die Beschneidung gegeben — nicht daß sie von Mose sei, sondern von den Vätern — und ihr beschneidet einen Menschen an einem Sabbat. Wenn ein Mensch die Beschneidung an einem Sabbat empfängt, damit das Gesetz Moses nicht gebrochen werde, zürnet ihr da sehr, weil ich einen Menschen an einem Sabbat vollständig gesund machte? Richtet nicht mehr nach dem äußeren Schein, sondern richtet mit gerechtem Gericht.“ — Joh. 7:22-24, NW.
Aus welchem Grunde wirkte Jesus Heilungen am Sabbat, wenn doch eine solche Tätigkeit am Sabbat den vom Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Ruhetag zu verletzen schien? In Verbindung mit eben dieser Heilung antwortete Jesus auf diese Frage wie folgt: „Mein Vater hat bisher fortwährend gewirkt, und ich wirke fortwährend.“ (Joh. 5:17, NW) Jesus tat keine weltliche Arbeit am Sabbat. Er tat das Werk Gottes. Die jüdischen Priester taten Tempeldienst am Sabbat, ohne ihn zu verletzen. (Matth. 12:5) So konnte Jesus seinen Gottesdienst wirken und die Prophezeiungen über den Messias erfüllen. Das Werk des Heilens und Predigens war eine ihm von Jehova zugeteilte Aufgabe, und Jesus mußte sie erfüllen, während es Tag war, da schon bald die Nacht des Todes über ihn kommen sollte. (Joh. 9:4) Der Grund also, weshalb Jesus bei diesem Werke blieb, selbst am Sabbat, bestand darin, daß Jehova ihm dieses zu tun geboten hatte.
Aus demselben Grunde beschnitten die Juden männliche Kindlein am Sabbat. Jehova gebot es ihnen, und es zu tun war keine Verletzung des Sabbats, obwohl einige, die des Verständnisses ermangelten, dies hätten folgern können. Gemäß dem Mosaischen Gesetz mußten männliche Kindlein am achten Tage beschnitten werden, auch wenn der achte Tag ihres Daseins auf einen Sabbat fiel. Wer dies zu tun verfehlte, auch wenn es an einem Sabbat geschehen sollte, hätte dadurch das Gesetz Moses übertreten. Wenn Jehova ausdrücklich ein Werk zu tun gebot, so mußte es geschehen, ob es nun auf einen Sabbattag oder nicht auf einen solchen Tag fiel. Aus demselben Grunde also, aus dem Jesus am Sabbat Heilungen wirkte, beschnitten die Juden Kindlein am Sabbat, weil davon abzustehen in jedem Falle eine Verletzung der Befehle Jehovas gewesen wäre. Jesus heilte alle Leibesglieder eines Menschen am Sabbat, um ihn vollständig gesund zu machen, während die Juden nur e i n Leibesglied eines Kindleins „heilten“ oder vor Gott recht machten, indem sie es am Sabbat beschnitten. Aus demselben Grunde geschah es, daß diese zwei verschiedenen Werke zu Recht am Sabbat getan werden konnten, nämlich aus Gehorsam gegen Jehovas Willen.
● In 5. Mose 10:1-4 wird gezeigt, daß die zweite Niederschrift der Zehn Gebote auf Steintafeln von Jehova gemacht wurde, aber in 2. Mose 34:27, 28 wird gesagt, Mose habe diese zweite Niederschrift gemacht. Gibt es eine Erklärung dieses anscheinenden Widerspruchs? — I. Z., Michigan.
Vertreten durch einen Engel machte Jehova auf dem Berge Sinai die erste Niederschrift auf Steintafeln für Mose. Mose aber zerbrach sie im Zorn, als er vom Berge hinabstieg und die Israeliten beim Anbeten des goldenen Kalbes vorfand. (2. Mose 32:15, 16, 19) Jehova machte dann eine zweite Niederschrift auf neue Steintafeln, wie dies klar gezeigt wird in 5. Mose 10:1-4. Eine sorgfältige Betrachtung von 2. Mose 34:1-28 zeigt, daß die Stellen miteinander in Einklang und nicht im Widerspruch sind. In 2. Mose 34:1 wird deutlich erklärt, Jehova werde auf die zweiten Tafeln dieselben Zehn Gebote schreiben, die er durch seinen Vertreter auf die ersten Tafeln geschrieben hatte. Dann, in den Versen 10 bis 26, lesen wir vom Schließen des Bundes zwischen Jehova und der Nation Israel, und Vers 27 zeigt darauf, wie Jehova Mose gebot: „Schreibe dir diese Worte auf; denn nach dem Inhalt dieser Worte habe ich mit dir und mit Israel einen Bund gemacht.“ Die Worte dieses Bundes, die in den Versen 10 bis 26 stehen, beziehen sich nicht auf die Zehn Gebote. Danach heißt es in Vers 28: „Und er war daselbst bei Jehova vierzig Tage und vierzig Nächte; er aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er [Jehova, Elb, Fußn.] schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die zehn Worte [Gebote, AS].“
Angesichts der Tatsache, daß in Vers 1 gesagt wird, Jehova werde die Zehn Gebote schreiben, und daß in Vers 27 nur angegeben wird, daß Mose befohlen wurde, die Worte des Bundes, die in den Versen 10-26 enthalten sind, aufzuschreiben, muß geschlossen werden, daß das Fürwort „er“ im Schlußsatz von Vers 28 auf Jehova Bezug nimmt und nicht auf Mose. Bibelkommentatoren im allgemeinen stimmen in diesem Punkte überein, und in Rotherhams Übersetzung wird das letzte „Er“ in Vers 28 groß geschrieben, um zu zeigen, daß es sich auf Jehova Gott und nicht auf Mose bezieht. Somit besteht kein Widerspruch zwischen 2. Mose 34:27, 28 und 5. Mose 10:1-4.
● Warum wurde Aaron nicht bestraft, weil er für die Israeliten ein goldenes Kalb zur Anbetung gemacht hatte? — A. F., Kalifornien.
In 2. Mose 32:1-6 wird gezeigt, daß Aaron dies auf das Verlangen des Volkes tat, und die Teilnahme an dem Unrecht schien ziemlich allgemein zu sein, denn sie bewirkte, daß Jehova zu Mose sagte: „Nun laß mich, daß mein Zorn wider sie entbrenne und ich sie vernichte.“ (Vers 10) Während es stimmt, daß Aaron in diesem Götzendienst mit den Rebellen zusammen wirkte, deutet Vers 25 doch die Möglichkeit an, daß die Befleckung für einen Zweck erlaubt worden sein mochte. „Und Mose sah das Volk, daß es zügellos war; denn Aaron hatte es zügellos gemacht [werden lassen, AÜ], zum Gespött unter ihren Widersachern. Und Mose stellte sich auf im Tore des Lagers und sprach: Her zu mir, wer für Jehova ist! Und es versammelten sich zu ihm alle Söhne Levis.“ (Vers 25-27) Aaron war ein Levit, und wir dürfen annehmen, daß er bei diesem Anlaß mit ihnen Stellung für Jehova und wider jene bezog, die Mose bei dieser Gelegenheit widerstanden. Etwa dreitausend Personen wurden wegen dieses Götzendienstes getötet. Weitere waren in der Sache schuldig, denn nachdem die dreitausend tot waren, erinnerte Mose das Volk, daß es sehr gesündigt hatte. So wurden denn in dieser Sache noch mehr Personen als nur Aaron der Barmherzigkeit Jehovas teilhaftig. Offenbar waren die nahezu dreitausend, die umkamen, ihre Rädelsführer, die das götzendienerische Wagnis inszenierten, und der Zurechtweisung widerstanden, indem sie nicht demütig bereuten oder das Unrecht zugaben und sich auf die Seite Jehovas stellten. Sie verdienten kein Erbarmen. Doch Aaron benahm sich anders, er zeigte, daß er im Herzen dem Götzenkult nicht gewogen war, und daß er nur auf das Verlangen des Pöbels gehandelt hatte und für Jehova Stellung nahm, sobald Mose die Sache zur Entscheidung brachte. — Verse 28-35.