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Nierenoperation ohne BluttransfusionDer Wachtturm 1964 | 15. März
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Nierenoperation ohne Bluttransfusion
◆ Bei einem 26jährigen Zeugen Jehovas aus Australien ergab eine ärztliche Untersuchung, daß seine linke Niere tuberkulös war. Heilmittel blieben erfolglos. Da beschlossen die Ärzte, die kranke Niere zu entfernen. Als der Zeuge dem Arzt mitteilte, warum er Blutübertragungen ablehne, erklärte sich der Arzt trotzdem bereit, die Operation vorzunehmen. Doch dann besuchte er den Zeugen fast täglich und suchte ihn umzustimmen und ihn dazu zu bewegen, in eine Blutübertragung einzuwilligen. Der Zeuge blieb aber standhaft und wies immer wieder auf das Gesetz Gottes, zum Beispiel auf Apostelgeschichte 15:29, hin, das Christen gebietet, sich des Blutes zu enthalten.
Bei seinen täglichen Besuchen bombardierte der Arzt den Zeugen mit Fragen, wie: „Sie werden mit 99 Prozent Sicherheit kein Blut benötigen, es könnte aber von diesem einen Prozent abhängen. Würden Sie dann immer noch nein sagen?“ oder: „Haben Sie Ihre Meinung noch nicht geändert?“ Schließlich sagte er eines Tages: „Sie erlegen mir eine große Verantwortung auf. Ich kann mich weigern, Sie zu operieren.“ Als der Zeuge zu ihm sagte, er sei bereit, eine Erklärung zu unterschreiben, die ihn jeder Verantwortung enthebe, verließ er wütend das Krankenzimmer. Am Tag vor der geplanten Operation weigerte er sich, die Operation vorzunehmen, sofern der Patient nicht die Zustimmung zu einer Bluttransfusion gebe.
Nun wurde die Sache kritisch. Sollte der Patient nicht mindestens innerhalb eines Monats operiert werden, so würde die kranke Niere wahrscheinlich den ganzen Organismus vergiften, und das würde tödliche Folgen haben. Was nun? Würde der Zeuge das Gesetz Jehovas weiterhin allem voranstellen? Würde sich ein Arzt finden, der bereit wäre, die Operation ohne Blutübertragung vorzunehmen? Viele Zeugen in Sidney und Umgebung halfen per Telephon mit, einen solchen Arzt zu finden. Der Aufseher der Versammlung des Patienten ließ sich vom Verband der Urologen von Sidney und Umgebung eine Liste geben, mußte aber einen Namen nach dem anderen streichen. Die Tage vergingen, und man hatte immer noch keinen Arzt gefunden. Dann, als es schon bald hoffnungslos erschien, erinnerte sich ein Zeuge an einen Spezialisten, der vor etwa einem Jahr bei einem Zeugen eine kranke Niere entfernt hatte. Man setzte sich unverzüglich mit ihm in Verbindung und unterbreitete ihm den Fall. Er war daran interessiert und fragte: „Sind Sie selbst ganz sicher, daß Sie keine Bluttransfusion wünschen?“ „Ja“, antwortete der Zeuge. „Gut“, sagte der Arzt, „in diesem Fall bin ich überzeugt, daß es ohne Blut geht.“
Während der Operation wurde der Blutkreislauf durch einen Kühlapparat auf ein Minimum beschränkt, und alles verlief planmäßig. Nach zwei Stunden war der Patient wieder in seinem Zimmer und hatte sich bereits soweit erholt, daß er mit seiner Frau sprechen konnte. Er hatte bei der Operation höchstens eine halbe Tasse Blut verloren.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1964 | 15. März
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Fragen von Lesern
● Nach 5. Mose 22:23-27 war eine verlobte Israelitin, die in Gefahr stand, vergewaltigt zu werden, verpflichtet zu schreien. Wie sollte sich eine Christin heute verhalten, wenn sie in eine ähnliche Lage kommt? Sollte sie auch dann schreien, wenn sie der Angreifer mit einer Waffe bedroht? — M. U., Vereinigte Staaten.
Nach dem Gesetz Gottes war ein israelitisches Mädchen in einem solchen Fall verpflichtet zu schreien: „Wenn ein Mädchen, eine Jungfrau, einem Manne verlobt ist, und es findet sie ein Mann in der Stadt und liegt bei ihr, so sollt ihr sie beide zum Tore selbiger Stadt hinausführen und sie steinigen, daß sie sterben: das Mädchen deshalb, weil sie nicht in der Stadt geschrieen hat, und den Mann deshalb, weil er das Weib seines Nächsten geschwächt hat.“ Sofern sie aber auf dem Feld angegriffen worden war und geschrien und versucht hatte, den Angreifer loszuwerden, wurde sie nicht gesteinigt, da sie überwältigt worden war und sie niemand gerettet hatte. — 5. Mose 22:23-27.
Was aber, wenn der Mann bewaffnet war und das Mädchen zu töten drohte, falls sie sich ihm nicht hingeben würde? Dieser Bibeltext erwähnt keine Ausnahmen, die die Sachlage geändert und sie berechtigt hätten, nicht zu schreien. Es wird deutlich gesagt, sie sollte schreien, das heißt sich unter allen Umständen zur Wehr setzen. Wurde sie überwältigt, ja vielleicht sogar bewußtlos geschlagen und dann vergewaltigt, bevor jemand ihr Schreien hörte und ihr zu Hilfe kam, konnte sie nicht verantwortlich gemacht werden. Dem erwähnten Text liegt wohl
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