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Fragen von LesernDer Wachtturm 1957 | 15. Februar
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Fragen von Lesern
● Ist der Bericht, wonach die Kleider der Israeliten während der vierzig Jahre in der Wüste nicht abgenutzt wurden, buchstäblich zu verstehen, oder soll damit nur gesagt sein, daß sich der Vorrat an Kleidern nicht erschöpfte? — R. H., Vereinigte Staaten.
In 5. Mose 8:3, 4 (NW) wird gezeigt, daß Jehova „dich fortgesetzt mit dem Manna speiste, das weder du noch deine Väter gekannt hatten, um dich zu der Erkenntnis zu führen, daß der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern daß der Mensch von jeder Äußerung aus dem Munde Jehovas lebt. Deine Kleider nutzten sich nicht ab, und auch die Füße sind dir diese vierzig Jahre nicht geschwollen.“ Die Vorkehrung des Mannas war ein beständiges Wunder, ebenso die Vorkehrung der Kleider, die sich nicht abnutzten. Hier trat ein Wunder ein. Wären die Vorräte bloß erneuert worden, könnte darin kein Wunder erblickt werden. Der Bericht über die Kleider, die sich nicht abnutzten, ist buchstäblich aufzufassen, gleichwie der Bericht über die Füße, die während der vierzigjährigen Wanderung in der Wüste nicht anschwollen, buchstäblich zu verstehen ist. Eine praktische Schwierigkeit kann nicht darin erblickt werden, daß die gleichen Kleider vierzig Jahre lang benutzt wurden, denn während die jüngeren Israeliten aus ihren Kleidern herauswuchsen, standen ihnen wieder größere zur Verfügung, und ihre eigenen Kleider konnten an jüngere Kinder abgetreten werden. Erwachsene starben und ließen ihre Kleidungsstücke zurück. Man beachte, daß die Zahl der Israeliten am Ende der Wüstenreise ungefähr dieselbe war wie zu Beginn. So war also der ursprüngliche Vorrat an Kleidern während der ganzen vierzigjährigen Reise etwa die richtige Menge.
● War Judas anwesend, als Christus die Gedächtnismahlfeier einsetzte, oder war er nicht dabei? — W. E., Vereinigte Staaten.
Wenn wir Matthäus 26:20-25 mit Johannes 13:21-30 vergleichen, so erfahren wir, daß Judas nicht anwesend war, als Christus das Abendmahl des Herrn einsetzte. In einem Evangeliumsbericht werden gewisse Einzelheiten erwähnt, die in einem anderen nicht berichtet werden. Wenn wir aber die zwei miteinander in Übereinstimmung bringen, so erhalten wir ein vollständiges Bild. Matthäus schildert uns, wie eine Frage darüber entstand, wer Jesus verraten würde. Johannes berichtet, daß, bevor der Gegenstand fallengelassen wurde, der Verräter dadurch identifiziert worden sei, daß ihm der Bissen gereicht wurde, den Jesus eingetaucht hatte, und daß Judas sogleich in die Nacht hinausgegangen sei. Matthäus beschreibt dann weiter, wie Jesus darauf die zurückbleibenden elf Apostel mit den Symbolen des Gedächtnismahles bediente, während Johannes, der seinen Bericht schrieb, nachdem Matthäus den seinigen geschrieben hatte, nicht über den Verlauf des Abendmahles berichtet, sondern einige der weiteren Worte wiedergibt, die Jesus bei jenem Anlaß sprach, wie wir es in Kapitel 13 lesen. Jesu Ansprache und sein Gebet mit seinen Jüngern, wie es in Johannes, Kapitel 14 bis 17, aufgezeichnet ist, waren aber kein Teil des Abendmahles des Herrn, sondern folgten danach.
Somit sind die zwei Apostel und Augenzeugen der beschriebenen Ereignisse in bezug auf die Zeit miteinander im Einklang, denn der Bericht des Johannes widerspricht in keiner Weise dem des Matthäus, was die Zeit des Wegganges Judas’ betrifft. Der Bericht in Lukas (22:14-23) kann nicht so aufgefaßt werden, als widerspreche er dieser zeitlichen Reihenfolge. Lukas war kein Augenzeuge der Ereignisse. Er erwähnt dieselben Ereignisse, doch tut er es nicht notwendigerweise in der genauen, chronologischen Reihenfolge, wie es die beiden tun, die tatsächlich Zeugen des Anlasses gewesen sind. Überdies könnte im Text von Lukas 22:28-30 Judas nicht eingeschlossen sein. So muß Judas denn schon früher weggegangen sein, bevor er erwähnt wird. Siehe den Wachtturm vom 1. März 1951, Seite 69 und 80.
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Warum die Christenheit geistig hungertDer Wachtturm 1957 | 15. Februar
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Warum die Christenheit geistig hungert
● In Christianity and Crisis (herausgegeben von dem bekanntesten Theologen des Protestantismus der Vereinigten Staaten, Reinhold Niebuhr) verteidigt der kongregationale Geistliche Clarence Kilde drei Pfarrer von Wisconsin, denen man den Prozeß machte, weil sie ein gewisses lutherisches Dogma angezweifelt hatten. Prediger Kilde sagt, daß die drei vielleicht keine Schwierigkeiten gehabt hätten, wenn sie mehr darauf bedacht gewesen wären, den finanziellen Stand zu heben und die Zahl der Mitglieder zu mehren. Eine Schwestersynode des mittleren Westens, die evangelisch-lutherische Kirche, habe sogar gemeldet, daß alle 18 Tage eine neue Kirchengemeinde gegründet werde … „Vorwärts also; sprich das apostolische Glaubensbekenntnis nach, aber achte nicht darauf, wenn die Leute über den Sinn des Glaubensbekenntnisses beunruhigt sind, auch wenn sie dies nicht direkt sagen. Für die Zentralstellen der Konfessionen sind Statistiken wichtig und nicht die geistige Aufrichtigkeit oder theologische Integrität.“ — Time, 2. Januar 1956.
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