Mache Jehovas Vorhaben zu deinem Lebensinhalt
1. (a) Wie denken und empfinden heute viele Menschen? (b) Worin bestand die Herausforderung, der sich Ruth und Noomi gegenübersahen und die sie zu einer Handlungsweise veranlaßte, die uns zu Eifer und selbstloser Liebe anspornt?
„DER Glaube ist nicht ein Besitz aller Menschen“, sagte der Apostel Paulus. (2. Thess. 3:2) Eine der vielen Ursachen hierfür ist besonders der Geist der Selbstbestimmung, der im zwanzigsten Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten ist. Der Wunsch, das eigene Ich zu befriedigen, ist eine Religion geworden, bei der der Schöpfer in eine Ecke gedrängt wird und Herz und Sinn gegenüber seinem Vorhaben gleichgültig werden. Wie herzerquickend muß es daher für Jehova sein, Menschen zu beobachten, die die Herausforderung, ihm zu dienen, selbstlos angenommen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, und welch ein Beispiel für uns! Ein besonders leuchtendes Beispiel aus der alten Zeit ist Ruth, die ihr Volk und ihre Heimat in Moab verließ und mit ihrer verwitweten Schwiegermutter Noomi nach Bethlehem zurückkehrte. Selbst Witwe, hätte Ruth ebensogut den Wunsch haben können, in Moab einen Mann zu finden und sich in einer ihr vertrauten Umgebung niederzulassen, um eine Familie zu gründen. Ihre Liebe zu Noomi und zur Anbetung Jehovas veranlaßte sie aber, alles zu verlassen und Noomi bei ihrer Rückkehr nach Israel zu begleiten. In dieser ihr fremden Umgebung wurde die Selbstlosigkeit ihrer Liebe bis zum Äußersten geprüft, doch ihr aufrichtiger Wunsch, Jehovas Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, bewog sie, diese Herausforderung anzunehmen, ohne einen Augenblick zu zögern. Der Ausgang, den die Sache für Ruth und Noomi nahm, und die Ereignisse, die dazu führten, spornen uns zu Eifer und selbstloser Liebe an.
2, 3. Was entspricht in unserer Zeit Noomis Rückkehr in ihre Heimat zusammen mit Ruth?
2 Es ist die Zeit der Gerstenernte, was bedeutet, daß das Passahfest vorbei ist. Es ist Frühling, die winterlichen Regengüsse sind vorüber, und nun hofft man in Bethlehem-Juda, etwas zu ernten. Bethlehem ist nach zehn langen Jahren der Hungersnot wieder das „Haus des Brotes“. Diese Jahre hat Noomi in Moab zugebracht, und da hat sie ihren Mann Elimelech und ihre beiden Söhne verloren, von denen der eine Machlon, Ruths Mann, war. Nun ist sie wieder in ihrer Heimat, wo sie Gottes Gunst genießt, und Ruth ist bei ihr. Die beiden sind zu Noomis Erbbesitz heimgekehrt oder gleichsam dort versammelt worden. (Ruth 1:22) Was entspricht diesem allem heute? Das Gegenbild in unserer Zeit erinnert an die Worte Jesu über das Wiederversammeln der Auserwählten, des Überrestes der gesalbten Jünger Jesu, durch die Engel. Wann? Nachdem Babylon die Große (das Weltreich der falschen Religion) von dem gegenbildlichen Kores dem Großen zu Fall gebracht wurde. Damals war die Zeit für die Erfüllung der Prophezeiung Jesu über das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge gekommen. — Matth. 24:29-31.
3 In Jesaja 12:1, 2 ist von der Freude die Rede, die herrschen sollte, wenn der Überrest aus Babylon der Großen gesammelt würde. „Und an jenem Tage wirst du sicherlich sprechen: ,Ich werde dir danken, o Jehova, denn obwohl du über mich in Zorn gerietest, hat sich dein Zorn allmählich abgewandt, und du gingst daran, mich zu trösten. Siehe! Gott ist meine Rettung. Ich werde Vertrauen haben und nicht erschrecken; denn Jah, Jehova, ist meine Stärke und meine Macht, und er wurde mir zur Rettung.‘“ Diese Worte wiederholt die Noomi-Klasse, der Überrest, seit dem Jahre 1919 — dem Jahr, in dem sie wieder in Gottes Gunst gelangte und von ihm erneut in den für sie bestimmten Dienst aufgenommen wurde — immer wieder.
DER EIFER IM ERNTEWERK LOHNT SICH
4. Welche Vorkehrung in Israel machte sich Ruth zunutze, um zu Noomis Unterstützung beizutragen, und wie wurde ihre liebevolle Arbeit belohnt?
4 In dem dramatischen Vorbild war die Gerstenernte im Gange. Ruth lebte bei ihrer Schwiegermutter, aber sie wollte ihr nicht zur Last fallen. Sie wollte etwas zu Noomis Unterhalt beitragen. So machte sie sich mit Noomis Einverständnis Israels Gesetz über die Ernte zunutze (3. Mose 19:9, 10) und „begann auf dem Felde hinter den Schnittern her aufzulesen So geriet sie durch Zufall auf das Feldstück, das Boas gehörte, der von der Familie Elimelechs war.“ (Ruth 2:1-3) Boas war ein wahrer Anbeter Jehovas und respektierte Jehovas Gesetz. (Ruth 2:4-7) Als er erfuhr, wer Ruth war, ordnete er an, daß sie weiter auf seinen Feldern arbeiten solle, auch während der Weizenernte, die der Gerstenernte folgte und die bis zum Pfingstfest im Monat Mai dauerte. Er sagte zu Ruth: „Es ist mir ein eingehender Bericht erstattet worden über alles, was du an deiner Schwiegermutter nach dem Tode deines Mannes getan hast, und wie du darangingst, deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Verwandten zu verlassen und zu einem Volke zu gehen, das du früher nicht gekannt hattest. Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden, unter dessen Flügeln Zuflucht zu suchen du gekommen bist.“ (Ruth 2:8-13) Durch diese Gunsterweisung gegenüber Ruth beabsichtigte Boas, auch Ruths Schwiegermutter, der betagten Noomi, zu helfen.
5, 6. Was wird dadurch dargestellt, daß sich Ruth Noomi anschloß und bei der Ernte mithalf?
5 Die dramatischen Ereignisse in unserer Zeit, durch die dies alles erfüllt wurde, stimmen mit den Worten Jesu überein: „Das Feld ist die Welt ... Die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge, und die Schnitter sind Engel.“ (Matth. 13:38, 39) Im Jahre 1919 war die Zahl der Glieder der Braut Christi noch nicht vollständig. Es mußten noch weitere eingesammelt werden, und wie Ruth sich Noomi anschloß und mit ihr eifrig bei der Ernte mithalf, bereit, ihr bis in den Tod treu zu bleiben, so schlossen sich nach dem Jahre 1919 auch der Überrestklasse weitere Personen an. Diese Neuhinzugekommenen wurden durch Ruth dargestellt.
6 Am Samstag nachmittag, dem 6. September 1919, wurde während der Hauptversammlung in Cedar Point (Ohio) im Eriesee eine Massentaufe durchgeführt, und über 200 Personen wurden getauft. Sie wurden dem ursprünglichen Überrest der Braut Christi, der Noomi-Klasse, hinzugefügt. Unter den Zuschauern befanden sich die Beamten der Gesellschaft, die am Dienstag, dem 25. März jenes Jahres, aus der Bundesstrafanstalt Atlanta entlassen worden waren. Sie genossen erneut die Freiheit und förderten nach wie vor die Königreichsinteressen der theokratischen Regierung Jehovas. Drei Jahre später, im Jahre 1922, wurde in Cedar Point (Ohio) eine weitere Hauptversammlung abgehalten. Am Samstag, dem 9. September 1922, wurden 361 Personen getauft. Im Laufe der Zeit wurden der Ruth-Klasse noch mehr Glieder hinzugefügt. Wie Ruth, die Moabiterin, so war auch die neuzeitliche Ruth-Klasse entschlossen, eifrig mit der Noomi-Klasse zusammenzuarbeiten bis zum Ende der Ernte Gottes auf der Erde — sowohl der Gersten- als auch der Weizenernte, wie in dem prophetischen Drama dargestellt. Und wie mit Ruth, die von Boas eine tüchtige Frau genannt wurde, so verhielt es sich auch mit dieser neuen Klasse, die dem Überrest hinzugefügt worden war: Sie war als Ruths Gegenbild eine „tüchtige Frau“, die Jehova Gott ausschließlich ergeben war.
NOOMIS HOFFNUNG STELLT RUTHS LIEBE AUF DIE PROBE
7. (a) Wie nur kann Noomi ihren Erbbesitz im Namen Elimelechs behalten und auch etwas zur Weiterführung der königlichen Linie beitragen, die zum verheißenen Schilo führt? (b) Wieso ist das für Ruth eine Herausforderung?
7 Dank Ruths Fleiß und Boas’ Großzügigkeit haben Noomi und Ruth zu essen. Noomi ist indes eine betagte Witwe, die keine Kinder mehr haben kann. Sie hat aber den Erbbesitz, der ihrem Mann Elimelech gehört hat. Wenn Ruth nun nicht bereit ist, für sie zu vermitteln oder sie zu vertreten, so ist ihre Lage aussichtslos. Doch Noomi sieht einen Ausweg. Sie beschließt, diesen Besitz zu verkaufen, und dabei denkt sie besonders an Ruths Vorteil, auf deren Unterstützung sie bei diesem Unternehmen angewiesen ist. Übrigens könnten Noomi und ihre Schwiegertochter Ruth als Witwen auch nichts zur Weiterführung der königlichen Linie des Stammes Juda, die zu dem verheißenen Schilo führen soll, beitragen. Noomi muß ein Kind haben, ein Adoptivkind, ein Kind von Ruth aus dem Stamme Juda, denn dieser Erbbesitz darf nicht an jemand außerhalb des Stammes Juda übergehen. Ruth muß also einen Mann aus dem Stamme Juda heiraten, damit das Grundstück diesem Stamm verbleibt. Zunächst muß sie aber bereit sein, diesen Weg zu gehen und auf einen Mann, den sie vielleicht liebt und der vielleicht jünger ist als Boas, zu verzichten. Wie wird sie auf diesen Vorschlag reagieren?
8. Welchen Vorschlag macht Noomi Ruth, um ihr gemeinsames Problem zu lösen, und wie reagiert Ruth?
8 Noomi spricht ganz offen mit Ruth. Sie sagt zu ihr: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheort suchen, damit es dir gut ergehe? Und nun, ist nicht Boas, mit dessen jungen Frauen du stets gewesen bist, unser Verwandter? Siehe! Er worfelt heute nacht Gerste auf der Dreschtenne. Und du sollst dich waschen und dich mit Öl einreiben und deine Überwürfe anlegen und zur Dreschtenne hinabgehen. Gib dich dem Manne nicht zu erkennen, bis er mit Essen und Trinken zu Ende ist. Und es geschehe, wenn er sich niederlegt, daß du dir dann den Ort merkst, wo er sich niederlegt; und du sollst kommen und ihn zu seinen Füßen aufdecken und dich niederlegen; und er seinerseits wird dir mitteilen, was du zu tun hast.“ Wie reagierte Ruth? „Darauf sprach sie zu ihr: ,Alles, was du zu mir sagst, werde ich tun.‘ Und dann ging sie zur Dreschtenne hinab und tat gemäß allem, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.“ — Ruth 3:1-6.
9. Inwiefern handelt Noomi dadurch wie später Paulus?
9 Noomi handelt so wie später der Apostel Paulus. Er sagt über sein Verhältnis zur Kirche oder Versammlung: „Ich persönlich habe euch e i n e m Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“ (2. Kor. 11:2) Desgleichen sorgt Noomi dafür, daß Ruth den richtigen Mann heiratet. So geht Ruth aufs Feld und legt sich zu Boas’ Füßen nieder. Als er um Mitternacht aufwacht, legt sie ihm nahe, sie zur Frau zu nehmen, um dem verstorbenen Elimelech einen Nachkommen zu erwecken. — Ruth 3:7-9.
EIN ANDERER „GO’EL“ TRITT DAZWISCHEN
10. Warum machten sich Noomi und Ruth dadurch keiner unsittlichen Handlung schuldig, und wie betrachtete Boas Ruths Vorschlag, mit ihr die Leviratsehe einzugehen?
10 Noomi und Ruth machten sich dadurch keiner unsittlichen Handlung schuldig. Sie bewiesen dadurch lediglich, daß sie von der Ehrbarkeit des Mannes, der als Rückkäufer oder go’el in Frage kam, fest überzeugt waren. Daß Boas Ruths Beweggrund nicht falsch verstand oder ihren Vorschlag, mit ihr die Leviratsehe einzugehen, nicht als einen unzüchtigen Annäherungsversuch mißdeutete, geht aus seiner Antwort hervor. „Darauf sprach er [Boas]: ,Gesegnet seist du von Jehova, meine Tochter. Du hast deine liebende Güte im letzten Fall noch besser zum Ausdruck gebracht als im ersten Fall, indem du nicht den jungen Männern, ob niedrig oder reich, nachgegangen bist. Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, werde ich für dich tun, denn jeder im Tore meines Volkes weiß, daß du eine tüchtige Frau bist. Und nun, wiewohl ich in der Tat ein Rückkäufer bin, gibt es noch einen Rückkäufer, der näher verwandt ist als ich. Verbringe diese Nacht hier, und es soll am Morgen geschehen daß, wenn er dich zurückkaufen wird — vortrefflich! Laß ihn den Rückkauf vornehmen. Aber wenn er kein Gefallen daran findet, dich zurückzukaufen, dann will ich dich zurückkaufen, ich selbst, so wahr Jehova lebt.‘“ — Ruth 3:10-13.
11. (a) Warum ging Boas nicht sofort auf Ruths Vorschlag ein wodurch er ihr Rückkäufer geworden wäre? (b) Wie erfüllt sich das im Gegenbild?
11 Boas ist ein ehrbarer Mann, ein Mann, der sich zu beherrschen weiß. Er erinnert Ruth daran, daß es einen Mann gibt, der mit Noomi noch näher verwandt ist als er. Er selbst ist Noomis Neffe, während dieser nähere Verwandte ein Schwager von ihr ist. Er soll als erster die Gelegenheit erhalten, als Rückkäufer oder go’el zu handeln und den Erbbesitz von Noomi zu kaufen. Das bedeutet nicht, daß Boas, der nun so lange Junggeselle gewesen ist und keine Familienpflichten gehabt hat, nicht bereit ist, seiner Verpflichtung nachzukommen, obwohl es bedeutet, Familienvater zu werden. Er ist bereit, sein Teil zur Weiterführung der königlichen Linie beizutragen, die zu dem verheißenen Schilo führt, der aus dem Stamme Juda kommt, zu dem er, Boas, gehört. So handelt im Gegenbild auch der Herr Jesus Christus, der himmlische go’el, Rückkäufer oder Erlöser. Doch zunächst überläßt er die Noomi- und die Ruth-Klasse dem der durch „Soundso“, Noomis Schwager, dargestellt wurde. Das führt zu einer Prüfung dieser beiden Gruppen des heutigen Überrestes. Wer gewinnt? Wer versagt? Der Bericht sagt es uns.
12. Wie reagieren Ruth und Noomi auf das Verhalten des Boas?
12 Bevor die ersten Strahlen der Morgensonne auf die Stadt fallen, kehrt Ruth zu ihrer Schwiegermutter zurück. Sie ist voller Freude, denn sie hat sechs Maß Gerste, in ihren Mantel eingeschlagen, bei sich, die ihr Boas als Zeichen seines Versprechens mitgegeben hat. Sie wird von der betagten Noomi mit den Worten empfangen: „Wer bist du, meine Tochter?“ Sie versteht die Bedeutung der Äußerung Noomis und erklärt ihr, daß sie noch nicht Boas’ Frau sei, erzählt ihr aber dann alles, was geschehen ist und was Boas zu ihr gesagt hat. Noomi sagt darauf: „Bleib sitzen, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausgeht, denn der Mann wird keine Ruhe haben, bis er die Sache heute zu Ende gebracht hat.“ Ruth wartet nun gespannt und hoffnungsvoll auf die Zukunft; Noomi wartet in der Hoffnung, den Wunsch ihres Lebens in Erfüllung gehen zu sehen. — Ruth 3:14-18.
DER RÜCKKÄUFER SIEHT SICH DER HERAUSFORDERUNG GEGENÜBER
13. Wie ging Boas vor, um die Sache zum Abschluß zu bringen?
13 Nun kommen die Ereignisse an diesem bedeutungsvollen Tag schnell zu ihrem Höhepunkt. „Was Boas betrifft, er ging zum Tor hinauf und setzte sich dort hin. Und siehe! der Rückkäufer kam vorüber, den Boas erwähnt hatte. Da sprach er: ,Biege doch ab, setze dich doch hier, Soundso.‘ Daher bog er ab und setzte sich. ... Er sprach nun zum Rückkäufer: ,Das Feldstück, das unserem Bruder Elimelech gehört hat, muß Noomi, die aus dem Felde Moabs zurückgekehrt ist, verkaufen. Was mich betrifft, so dachte ich, ich sollte es dir enthüllen, indem ich spreche: „Kaufe es vor den Bewohnern und den älteren Männern meines Volkes. Wenn du es zurückkaufen wirst, so kaufe es zurück; doch wenn du es nicht zurückkaufen wirst, teile es mir doch mit damit ich es wisse, denn da ist zum Rückkauf sonst niemand als du, und ich bin dir am nächsten.“‘ Darauf sprach er: ,Ich werde es zurückkaufen.‘“ — Ruth 4:1-4.
14. Wie reagierte „Soundso“ auf die Herausforderung, der Rückkäufer zu werden?
14 O ja, „Soundso“ ist bereit, das Grundstück zu kaufen; dadurch würde sich sein Grundbesitz in Bethlehem vergrößern. Was Noomi betrifft, so ist sie schon alt und kann keine Kinder mehr haben; er braucht also nicht zu befürchten, daß er von ihr noch einen Nachkommen haben könnte, an den das Grundstück übergehen würde; er würde dann also Noomis ganzes Grundstück noch zu seinem hinzubekommen. „Da sprach Boas: ,An dem Tage, wo du das Feld aus Noomis Hand kaufst, sollst du es auch von Ruth, der Moabiterin, der Frau des Verstorbenen, kaufen, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe erstehen zu lassen.‘“ Oh, das ist etwas anderes. Das bringt eine zu große Verantwortung mit sich; das mag die ganze Sache schwieriger machen. Angesichts dieser unerwarteten Herausforderung sagte der Rückkäufer zu Boas: „Ich vermag es nicht für mich zurückzukaufen, damit ich nicht mein eigenes Erbe verderbe. Kaufe du es mit meinem Rückkaufsrecht für dich zurück, denn ich vermag es nicht zurückzukaufen.“ Er zieht seine Sandale aus und gibt sie Boas zum Zeichen seiner Zustimmung. — Ruth 4:5-8.
15. Wie ging Boas vor, um die Sache zu Ende zu bringen?
15 „Soundso“ lehnt die Herausforderung ab, Boas dagegen nicht. Er geht darauf ein, und er tut es gern. Er sagt zu dem näheren Verwandten Noomis und zum ganzen Volk: „Ihr seid heute Zeugen, daß ich aus der Hand Noomis in der Tat alles kaufe, was Elimelech gehörte, und alles, was Kiljon und Machlon gehörte. Und auch Ruth, die Moabiterin, die Frau Machlons, erkaufe ich mir in der Tat zur Frau, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe erstehen zu lassen und damit der Name des Verstorbenen von den Reihen seiner Brüder und vom Tore seines Ortes nicht abgeschnitten werde. Ihr seid heute Zeugen.“ Auf diese Weise erfüllt Boas seine Pflicht einem Bruder gegenüber und damit das Vorhaben Jehovas, während „Soundso“ vor den Augen des ganzen Volkes im Tore gedemütigt wird. — Ruth 4:9-12.
16. Wer entspricht in der heutigen Zeit dem erwähnten „Soundso“?
16 Doch wer entspricht in der heutigen Zeit dem erwähnten „Soundso“, und wie berührt diese Herausforderung uns heute, ungefähr dreitausend Jahre später? Da „Soundso“ Boas eine kurze Zeit im Wege stand, stellt er eine auf der Erde lebende Klasse dar, die Jesus Christus — dem Bräutigam, mit dem sowohl die Glieder der Noomi-Klasse als auch die Glieder der Ruth-Klasse in geistigem Sinne verlobt sind — im Wege steht. Dieser „Soundso“, der Elimelechs Schwager war und dessen Stelle hätte einnehmen und diesem einen Nachkommen hätte erwecken können, stellt jemand dar, der seine Pflicht versäumt, jemand, der nur ein angeblicher Christus ist, ein falscher Prophet, einer, der zu denen gehört, vor denen der Herr Jesus Christus warnte, als er zu seinen Nachfolgern sagte: „Denn es werden [in der Zeit des Endes] falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, selbst die Auserwählten irrezuführen“, das heißt die Noomi- und die Ruth-Klasse. (Matth. 24:24) Ebenso verhält es sich mit dieser neuzeitlichen Klasse falscher Christusse. Sie möchte die Versammlung, den Überrest, der mit dem Herrn Jesus Christus verlobt ist, für sich gewinnen; sie möchte von ihr begünstigt und unterstützt werden, wünscht aber nicht, die Verantwortung zu übernehmen, dafür zu sorgen, daß die Noomi-Klasse und die Ruth-Klasse hinsichtlich der Königreichsinteressen fruchtbar werden; das wäre zuviel Arbeit. Es würde sie zu sehr von ihren eigenen selbstischen Interessen ablenken. Sie ist an Gottes Königreich nicht interessiert. Sie zieht es vor, Organisationen wie den Völkerbund oder jetzt die Vereinten Nationen zu unterstützen. Sie will sich nicht mit der königlichen Linie Schilos, des Königs Jesus Christus, verbinden. Diese Denk- und Handlungsweise kann nur auf die Geistlichkeit der Christenheit passen. Sie hat es versäumt, die Herausforderung, Jehova zu dienen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, anzunehmen. Jesus fordert uns auf, uns von ihr abzuwenden! — 2. Tim. 3:5; Offb. 18:4.
SICH NACH JEHOVA RICHTEN BRINGT SEGEN
17. Was zeigt, daß es sich für Ruth und Boas zum Segen auswirkte, daß sie die an sie gerichtete Herausforderung annahmen, und inwiefern sind Noomis Interessen damit verknüpft?
17 Boas dagegen, seinem Versprechen getreu, ging mit Ruth die Leviratsehe ein. (Ruth 4:13-15) Aus ihrer Ehe ging kein König hervor, auch Schilo nicht; die Zeit für ein israelitisches Königreich war damals noch nicht gekommen. Sie brachten aber einen Sohn hervor, der der Großvater des Königs David wurde — des elften in der Linie von Juda her —, mit dem Jehova einen Bund für ein ewiges Königtum schloß (Matth. 1:3-6; 2. Sam. 7:12, 13) und aus dessen Linie schließlich der Herr Jesus Christus, der bleibende Erbe des Königs David, hervorging. (Luk. 3:23-31; 20:41-44) Ruths Interessen sind mit Noomis Interessen verknüpft. Ruth ist zwar die Mutter des Kindes, aber Noomi nimmt es an Kindes Statt an und betreut und pflegt es, wie wenn es der Sohn Elimelechs, ihres verstorbenen Mannes, wäre, der den Erbbesitz Elimelechs übernehmen soll. Deshalb sagen die Nachbarinnen: „‚Ein Sohn ist der Noomi geboren worden.‘ Und sie gaben ihm nun den Namen Obed [was „Diener“ oder „Dienender“ bedeutet].“ (Ruth 4:16, 17) Nachdem Boas und Ruth, denen Jehovas Vorhaben am Herzen liegt, die an sie gerichtete Herausforderung angenommen haben, widmen sie ihr Leben der Erfüllung dieses Vorhabens, und Jehova segnet sie, indem er ihnen das Vorrecht gewährt, einen Sohn hervorzubringen, aus dessen Linie Könige hervorgehen sollen, ja sogar der verheißene Schilo, dessen ‘Zepter nicht von Juda weichen wird noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg und dem der Gehorsam der Völker gehören wird’. — 1. Mose 49:10.
18. Welches Verhältnis besteht heute zwischen der Noomi- und der Ruth-Gruppe des Überrestes, und was wird durch sie hervorgebracht?
18 Heute haben die Noomi- und die Ruth-Klasse des geistigen Überrestes die Aussicht, die Braut Christi, des in Jakobs Prophezeiung erwähnten Schilo, zu werden. Aber auch sie bringen — wie damals Boas und Ruth — nicht den gesalbten König des messianischen Königreiches Gottes hervor. Sie bringen indes eine Klasse hervor, die Gott dient. Wie der Name des Knaben, der von Ruth in Bethlehem geboren wurde, Obed war, was „Dienender“ oder „Diener“ bedeutet, so bringen auch die Ruth- und die Noomi-Klasse heute eine Klasse hervor oder bilden eine Klasse, die in der in Matthäus, Kapitel 24 aufgezeichneten Prophezeiung Jesu als die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ bezeichnet wird. Auch lieben sich diese beiden Gruppen des geistigen Überrestes gegenseitig ebenso innig, wie Ruth die ältere Witwe Noomi liebte, für die sie ‘besser war als sieben Söhne’. Nichts außer dem Tod kann eine Trennung zwischen den beiden herbeiführen.
EINE ZEIT, IN DER ES GILT, EIFER UND SELBSTLOSE LIEBE ZU BEKUNDEN
19. Inwiefern können wir, die wir am Ende dieses Systems der Dinge leben, uns an Noomis und Ruths selbstloser Liebe ein Beispiel nehmen?
19 Welche Lektion in Eifer und selbstloser Liebe das spannende und doch ergreifende Bibelbuch Ruth gibt! Und welch ein Vorbild die Noomi- und die Ruth-Klasse heute für uns sind, die wir in der Zeit des Endes des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge leben! Es ist jetzt nicht an der Zeit, nach eigenem Gutdünken zu handeln und einen Weg einzuschlagen, den man zugunsten eigennütziger Interessen oder Ziele gewählt hat. Es ist jetzt auch nicht an der Zeit, gegenüber Gottes Vorhaben, das — was das gegenwärtige System der Dinge betrifft — nun bald einen Höhepunkt erreicht, gleichgültig zu sein. Noomi war sich bestimmt klar darüber, daß es nicht feststand, ob sie in Verbindung mit der Linie, aus der Schilo hervorgehen sollte, gebraucht würde; dennoch war sie bereit, ihr ganzes Leben so zu gestalten, daß es hätte möglich sein können. Ruth hätte als junge Frau irgendeinen jungen Mann — einen reichen, wenn sie gewollt hätte, oder einen armen, wenn sie ihn geliebt hätte — heiraten können, aber sie war bereit, einen alten Mann zu heiraten, nur damit ihr Sohn Noomis Sohn werden könnte. Beide handelten aber so, weil sie Jehova liebten und an der Erfüllung seines Vorhabens einen Anteil haben wollten. Welch ein Beispiel selbstloser Liebe! Noomi und Ruth mögen zu ihrer Zeit und unter ihren Nachbarinnen als „gewöhnliche“ Leute gegolten haben.
20. Mit welchen Worten warnt uns Paulus und was müssen wir heute tun, um mit Jehovas Segen belohnt zu werden?
20 Wir leben heute in der „Zeit des Endes“, in der Zeit, in der sich diese Prophezeiungen auf erstaunliche Weise erfüllen. Paulus warnte uns mit den Worten: „Übrigens sage ich dies, Brüder: Die verbleibende Zeit ist verkürzt. Fortan seien die, ... die von der Welt Gebrauch machen, wie solche, die nicht vollen Gebrauch von ihr machen: denn die Szene dieser Welt wechselt.“ (1. Kor. 7:29-31) Wenn wir denken, wir könnten so leben, wie die Menschen leben, die zu diesem System der Dinge gehören, mit anderen Worten, wir könnten unsere ganze Zeit darauf verwenden, das Leben zu genießen, dann steht uns ein grausames Erwachen bevor, denn, wie Paulus folgert, vergeht diese Welt nun binnen kurzem und wird bald keine Lebensmöglichkeit mehr bieten. Wenn wir an die unzähligen Segnungen denken, die das messianische Königreich der ganzen Erde nun bald bringen wird, dann gibt es so viel, wofür es sich zu leben lohnt, während für das Leben im gegenwärtigen bösen System der Dinge nur noch wenig Zeit verbleibt. Selbst wenn wir alles, was uns dieses System zu bieten hat, aufgeben müßten, indem wir, wie Paulus sagt, „von der Welt Gebrauch machen“ wie solche, die „nicht vollen Gebrauch von ihr machen“, was wäre das im Vergleich zu dem, was Ruth getan hat, und im Vergleich zu dem, was die Ruth-Klasse getan hat, die schon jahrelang das Vorhaben Jehovas erfüllt? Doch so, wie Jehova die Noomi- und die Ruth-Klasse des gesalbten Überrestes mit Königreichsfrüchten gesegnet hat, wird er alle segnen, die jetzt die Herausforderung, ihm zu dienen und sein Vorhaben zu ihrem Lebensinhalt zu machen, vorbehaltlos annehmen. Könnte man einen besseren Lohn empfangen?
[Bild auf Seite 280]
Selbstlos übergab Ruth ihr Kind Noomi, die es an Sohnes Statt annahm; das Kind wurde ein Vorfahr des Messias.