Jehova gewährt einen „vollkommenen Lohn“
„Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova dem Gott Israels, zuteil werden, unter dessen Flügeln Zuflucht zu suchen du gekommen bist“ (Ruth 2:12).
1—3. (a) Was können wir aus dem Gespräch zwischen Noomi und Ruth über den Gedankenaustausch in einer Familie, in der Liebe herrscht, lernen? (b) Zu welcher Überraschung führt das, was Ruth Noomi über ihr Erlebnis erzählt, das sie an diesem Tag beim Ährenlesen hatte, und wessen Führung läßt dies erkennen?
„MÖGE dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden“, sagte der bejahrte Boas zu der Moabiterin Ruth. Das wünschte er dieser rechtschaffenen jungen Frau, die unter den Flügeln des Gottes Israels Schutz gesucht hatte, von ganzem Herzen (Ruth 2:12). Erfüllte sich aber dieser Wunsch? Wenn ja, wie? Wir werden sehen.
2 In einer Familie, in der Liebe herrscht, interessieren sich die älteren Glieder für das, was die jüngeren tun. Alle freuen sich, wenn sie abends miteinander über das sprechen können, was sie tagsüber erlebt und getan haben. So war es auch in dem bescheidenen Häuschen in Bethlehem, wo sich Noomi und Ruth in den Abendstunden angeregt unterhielten. Wir hören Noomi sagen:
3 „Wo hast du heute aufgelesen, und wo hast du gearbeitet?“ Die große Menge Gerste und die Speise, die Ruth nach Hause gebracht hat, veranlassen Noomi zu dieser Frage. Offensichtlich hat jemand die Moabiterin besonders gut behandelt. „Gesegnet werde der, der dich beachtet hat“, sagt die ältere Frau. Doch beiden steht noch eine erfreuliche Überraschung bevor. „Der Name des Mannes, bei dem ich heute gearbeitet habe, ist Boas“, erwidert Ruth. Sehr gut! Das läßt zweifellos Gottes lenkende Hand erkennen. „Gesegnet sei er von Jehova, der von seiner liebenden Güte gegenüber den Lebenden und den Toten nicht abgelassen hat“, ruft Noomi aus. „Der Mann ist mit uns verwandt. Er ist einer unserer Rückkäufer“ (Ruth 2:19, 20).
4. Was war beim Volk Israel unter einem „Rückkäufer“ zu verstehen?
4 Das gibt den beiden neuen Mut. Sie wissen, daß ein Rückkäufer (hebräisch: go’él) ein Verwandter (ein Bruder oder ein anderer Blutsverwandter) ist, der das Recht hat, einen nahen Verwandten oder dessen Eigentum oder Erbe auszulösen, zu erlösen, zurückzukaufen oder loszukaufen. Er kann zum Beispiel ein Stück Land, das ein Erbbesitz ist, kaufen, bevor es öffentlich zum Verkauf angeboten wird, und kann so bewirken, daß es in der Familie bleibt. Und nun stelle man sich vor: Ruth gerät durch Zufall auf das Feld, das Boas gehört, der ein Rückkäufer ist, ein Angehöriger der Familie Elimelechs!
5. Welches Beispiel gibt Ruth im Gegensatz zu Jakobs Tochter Dina in bezug auf ihren Umgang?
5 Außerdem wünscht Boas, daß sich Ruth an seine jungen Leute hält, bis die ganze Ernte eingebracht ist. Noomi ist einverstanden. Sie sagt: „Es ist besser, meine Tochter, daß du mit seinen jungen Frauen ausziehst, damit man dir auf einem anderen Felde nicht lästig werde.“ Die Moabiterin wird also noch etwa zwei bis drei Monate auf dem Feld des Boas Ähren lesen, bis die Gerstenernte und die Weizenernte beendet sein werden. Im Gegensatz zu Jakobs Tochter Dina, die mit kanaanitischen Mädchen verkehrte und dadurch Unglück über sich brachte und ihren Angehörigen Leid und Kummer bereitete, wohnt Ruth weiterhin bei ihrer Schwiegermutter, und sie achtet auch sehr auf ihren Umgang. Ein vortreffliches Beispiel! (Ruth 2:22, 23; 1. Mose 34:1-31; 1. Kor. 15:33).
EINE HANDLUNGSWEISE, DIE DEMUT VERRÄT
6. Wie beweist Noomi, daß sie in uneigennütziger Weise auf Ruths Wohl bedacht ist?
6 Die Wochen vergehen, und die Ernte ist bald eingebracht. Noomi fragt Ruth: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheort suchen, damit es dir gut ergehe?“ (Ruth 3:1). Die bejahrte Witwe ist nicht selbstsüchtig darauf bedacht, die junge Moabiterin bei sich zu behalten, sondern möchte, daß Ruth die Ruhe, den Trost, den Herzensfrieden und die Geborgenheit findet, die ihr im Heim eines guten, liebevollen Ehemannes zuteil würden. Noomi ist aber auch daran interessiert, daß der Name ihres Mannes Elimelech in Israel erhalten bleibt (5. Mose 25:7). Sie hat sich deshalb einen besonderen Plan ausgedacht, und ihre demütige Schwiegertochter freut sich, ihren Teil zu dessen Verwirklichung beizutragen. Sie badet sich, reibt sich mit Öl ein, legt ihren Mantel oder ihr äußeres Kleid um und macht sich auf den Weg, um ihre edle Mission zu erfüllen.
7. Was tut Boas, nachdem er Gerste geworfelt hat?
7 Mittlerweile hat Boas — ein wohlhabender Mann, der aber auch hart arbeitet — die Kühle des Abends ausgenutzt, um auf der Dreschtenne Gerste zu worfeln. Durch das Dreschen sind die Getreidekörner von den Ähren entfernt und die Halme zerkleinert worden. Beim Worfeln wird nun alles mit einer großen Gabel oder Worfschaufel in die Luft geworfen, und zwar gegen den Wind. Der Wind bläst die Spreu weg und weht das Stroh zur Seite, während die Körner auf den Boden der Dreschtenne fallen. Das ist stets ein fröhlicher Anlaß, und nach getaner Arbeit gibt es etwas Gutes zu essen. Boas ißt und trinkt, und sein Herz ist „guter Dinge“, aber nichts deutet darauf hin, daß er unmäßig gewesen wäre (Ps. 104:15). Dann legt er sich „am äußersten Ende des Getreidehaufens“ nieder und schläft unter dem mit Sternen übersäten Himmel bald ein (Ruth 3:1-7).
8. Was tut Ruth bei Boas auf der Dreschtenne, und ist sie in unmoralischer Absicht gekommen?
8 Die Stille wird von keinem Laut unterbrochen. Doch dann nähert sich mit leisen, vorsichtigen Schritten heimlich eine schattenhafte Gestalt. Es ist eine Frau. Sie deckt dem schlafenden Boas die Füße auf und legt sich dort in den Kleidern nieder. Um Mitternacht beginnt Boas zu zittern, beugt sich vor und sieht zu seinem Erstaunen eine Frau (wahrscheinlich quer) zu seinen Füßen liegen. Da er sie in der Dunkelheit nicht erkennt, fragt er: „Wer bist du?“ und hört, wie sie sagt: „Ich bin Ruth, deine Sklavin.“ Schnell fügt sie aber noch die Worte hinzu: „Und du sollst deinen Rocksaum über deine Sklavin ausbreiten, denn du bist ein Rückkäufer“ (3. Mose 25:25). Boas ist zwar überrascht, aber weder peinlich berührt noch ungehalten. Die Moabiterin ist auch nicht in unmoralischer Absicht gekommen. Durch diese symbolische Handlung und durch ihre Worte ist sie lediglich demütig den Anweisungen Noomis nachgekommen. Sie hat den bejahrten Judäer auf seine Verpflichtung aufmerksam gemacht, die er als Rückkäufer und Verwandter Machlons, ihres verstorbenen Mannes, und Elimelechs, dessen Vaters, hat. Noomi war überzeugt, daß dieses Unternehmen erfolgreich ausgehen würde, und Ruth hatte offensichtlich das Vertrauen, daß er sie anständig behandeln würde (Ruth 3:4, 7-9). Doch wie wird er nun reagieren?
9. (a) Inwiefern hat Ruth, wie Boas sagt, „im ersten Fall“ und „im letzten Fall“ liebende Güte zum Ausdruck gebracht? (b) Was ist der Grund, weshalb Ruth als „eine tüchtige Frau“ bezeichnet wird — Reichtum, Haartracht oder kostspielige Kleider?
9 Boas segnet und lobt die demütige und loyalgesinnte Moabiterin mit den Worten: „Gesegnet seist du von Jehova, meine Tochter: Du hast deine liebende Güte im letzten Fall noch besser zum Ausdruck gebracht als im ersten Fall, indem du nicht den jungen Männern, ob niedrig oder reich, nachgegangen bist.“ Im ersten Fall hat Ruth ihre loyale Liebe zu Noomi bewiesen, und statt jetzt die Freundschaft heiratsfähiger junger Männer zu suchen, ist sie bereit, einen viel älteren Mann zu heiraten, um den Namen Machlons, ihres verstorbenen Mannes, und den ihrer Schwiegermutter, Elimelechs betagter Witwe, zu erhalten. Doch wie denkt Boas darüber? Beruhigend sagt er: „Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, werde ich für dich tun, denn jeder im Tore meines Volkes weiß, daß du eine tüchtige Frau bist.“ Ruth hat von ihren Tugenden kein Aufheben gemacht, und bestimmt sind nicht Reichtum, Haartracht und kostspielige Kleider der Grund, weshalb sie bewundert wird, sondern ihre Gottesfurcht, ihre guten Werke, ihr stiller und milder Geist, ihre loyale Liebe und ihr Fleiß sowie andere gute Eigenschaften haben die Leute veranlaßt, in ihr „eine tüchtige Frau“ zu sehen. Welche gottesfürchtige Frau würde sich nicht wünschen, in einem solch guten Ruf zu stehen? (Ruth 3:10, 11; vergleiche Sprüche 31:28-31; 1. Timotheus 2:9, 10; 1. Petrus 3:3, 4).
10. Warum wird Ruth nicht sogleich die Frau des Boas?
10 Wird Boas Ruth sofort zur Frau nehmen? Nein, denn es gibt noch einen näheren Verwandten Elimelechs und Machlons. „Aber wenn er kein Gefallen daran findet, dich zurückzukaufen, dann will ich dich zurückkaufen“, sagt Boas und fügt noch den Schwur hinzu: „So wahr Jehova lebt.“ Er will sich der Sache am Morgen annehmen (Ruth 3:13).
11. Was veranlaßt Boas, Ruth sechs Maß Gerste zu geben?
11 Da es schon spät ist, fordert Boas Ruth auf, bis zum frühen Morgen zu bleiben. Es geschieht aber nichts Unschickliches. Sie stehen auf, während es noch dunkel ist, um zu vermeiden, daß unangenehme und unbegründete Gerüchte aufkommen. Bevor die Moabiterin weggeht, füllt Boas ihr den Mantel noch mit sechs Maß Gerste, möglicherweise um zu versinnbildlichen, daß, so wie nach sechs Arbeitstagen ein Ruhetag folgt, für sie nun der Ruhetag bevorsteht, weil er dafür sorgen will, daß sie einen „Ruheort“ findet, ein Heim und einen Ehemann (Ruth 1:9; 3:1). Der großzügige Boas will nicht, daß Ruth mit leeren Händen zu ihrer Schwiegermutter zurückkehrt.
12. Warum fragt Noomi: „Wer bist du, meine Tochter?“?
12 Schließlich kommt die Moabiterin nach Hause, und Noomi ruft: „Wer bist du, meine Tochter?“ Vielleicht erkennt sie wegen der Dunkelheit nicht, wer Einlaß begehrt. Nachdem Noomi erfahren hat, was in der vergangenen Nacht geschah, ist sie davon überzeugt, daß Boas sein Wort halten und schnell handeln wird. „Bleib sitzen, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausgeht“, sagt sie zu Ruth, und als kluge Frau, die Verständnis für die menschliche Natur hat, fügt sie noch hinzu: „Denn der Mann wird keine Ruhe haben, bis er die Sache heute zu Ende gebracht hat“ (Ruth 3:12-18).
13. Wieso mag es für uns gut sein, über Noomis und Ruths Glauben nachzudenken?
13 Während diese beiden armen Witwen in ihrem bescheidenen Heim den rechten Augenblick abwarten, wäre es vielleicht gut, etwas über ihren Glauben nachzudenken. Haben wir persönlich wie Noomi Vertrauen zu unseren treuen Glaubensbrüdern? Sind wir wie Ruth bereit, uns in kritischen Zeiten auf Jehova zu verlassen, in der Gewißheit, daß seine Anordnungen und seine Vorkehrungen die besten sind? (Ps. 37:3-5; 138:8). Denken wir an Ruth! Sie weiß noch nicht einmal, wer der Verwandte ist, dem in dieser Sache als erstem das Recht zusteht; sie kennt sein Temperament nicht, und dennoch ist sie bereit, Jehovas Gesetz über die Schwagerehe zu erfüllen. Sie muß davon überzeugt sein, daß Gott alles zum Guten lenken wird. Haben wir persönlich ebenso das Vertrauen, daß Jehova „alle seine Werke zum Guten derer mitwirken läßt, die Gott lieben“? (Röm. 8:28; 1. Petr. 5:6, 7).
BOAS HANDELT ENTSCHIEDEN
14, 15. (a) Wer ist der Rückkäufer, der mit Elimelech näher verwandt ist als Boas? (b) Was muß Noomi wahrscheinlich wegen ihrer Armut tun, und wozu ist daher der nähere Verwandte oder Boas verpflichtet?
14 Das Licht eines neuen Tages dämmert über Bethlehem. Die Straßen beleben sich immer mehr; Händler legen ihre Ware aus; auf dem freien Platz vor dem Stadttor unterhalten sich die Leute in kleinen Gruppen, und Bauern begeben sich zur Arbeit auf die umliegenden Felder. Am Eingang des Tores sitzt Boas. Mit prüfendem Blick betrachtet er die Vorübergehenden. Plötzlich ruft er aus: „Biege doch ab, setze dich doch hier, Soundso“ (Ruth 4:1). Dieser nicht namentlich erwähnte Mann ist kein anderer als der Rückkäufer, der mit Elimelech näher verwandt ist als Boas. Er könnte ein leiblicher Bruder des verstorbenen Elimelech sein.
15 Am Stadttor werden üblicherweise Geschäfte abgeschlossen, und die Ältesten halten Gericht. Da Boas im Begriff ist, die beiden Frauen, Noomi und Ruth, in bezug auf den Rückkauf und die Schwagerehe zu vertreten, läßt er zehn von den Ältesten Bethlehems zum Tor kommen (5. Mose 16:18; 22:15; 25:7, 8). Dann sagt Boas zu dem näher verwandten Rückkäufer: „Das Feldstück, das unserem Bruder [oder Verwandten] Elimelech gehört hat, muß Noomi ... verkaufen“ — wahrscheinlich weil sie so arm geworden ist (Ruth 4:3). Wenn ein verarmter Israelit das Land seiner Familie verkaufen muß, hat der Rückkäufer das Recht, es loszukaufen, indem er einen Preis bezahlt, der sich nach der Zahl der bis zum Jubeljahr noch verbleibenden Jahre richtet, denn im Jubeljahr wird ein solcher Erbbesitz an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben (3. Mose 25:23-28). Statt zu versuchen, den näheren Verwandten zu übergehen und das Land heimlich zu kaufen, legt der rechtschaffene Boas die Tatsachen in aller Ehrlichkeit öffentlich dar. Wenn der nähere Verwandte das Land kaufen will, gut; andernfalls kauft es Boas.
16, 17. Was muß der ungenannte Verwandte noch tun, wenn er das Feld von Noomi kaufen möchte? Wie reagiert er darauf?
16 „Ich werde es zurückkaufen“, sagt der nähere Verwandte. Anscheinend freut er sich, das Land zu bekommen und so seinen Grundbesitz zu vergrößern. Es steht ihm jedoch noch eine Überraschung bevor, denn Boas fährt fort mit den Worten: „An dem Tage, wo du das Feld aus Noomis Hand kaufst, sollst du es auch von Ruth, der Moabiterin, der Frau des Verstorbenen [Elimelechs Sohn Machlon], kaufen, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbe erstehen zu lassen“ (Ruth 4:4, 5). Wenn dieser Verwandte das Feld haben möchte, muß er auch Ruth heiraten und für seinen Verwandten einen Nachkommen hervorbringen, einen Sohn, der dieses Landstück erben wird.
17 Das ist natürlich etwas ganz anderes. „Ich vermag es nicht für mich zurückzukaufen“, sagt der ungenannte Verwandte, „damit ich nicht mein eigenes Erbe verderbe. Kaufe du es mit meinem Rückkaufsrecht für dich zurück, denn ich vermag es nicht zurückzukaufen“ (Ruth 4:6). Wie er dadurch ‘sein eigenes Erbe verderben würde’, sagt er nicht. Er würde aber für das Land Geld bezahlen müssen, und dadurch würde sich sein Vermögen entsprechend verringern. Auch würde dann Ruths Sohn, keiner seiner Söhne, das Feld bekommen. Das ist für den selbstsüchtigen Soundso nichts! „Kaufe es für dich“, sagt er daher zu Boas.
18, 19. Durch welche Handlung verzichtet dieser nähere Verwandte in diesem Fall auf sein Rückkaufsrecht, und was tut Boas daher?
18 Daraufhin handelt der ungenannte Verwandte gemäß dem Brauch, der „hinsichtlich des Rückkaufsrechts und hinsichtlich des Tausches“ in Israel besteht. Er zieht eine seiner Sandalen aus und gibt sie Boas. Dadurch verzichtet er vor Zeugen auf sein Rückkaufsrecht in dieser Sache. Ohne Zweifel ist seine selbstsüchtige Handlungsweise der Grund, warum er nicht mit Namen genannt wird. Jetzt ist Boas der rechtmäßige Rückkäufer (Ruth 4:7, 8; 5. Mose 25:7-10).
19 Ohne Zögern kauft Boas von Noomi alles, was Elimelech und seinen Söhnen Kiljon und Machlon gehörte. Auch Ruth erkauft er sich „zur Frau, um den Namen des Verstorbenen [Machlon] auf seinem Erbe erstehen zu lassen“, so daß „der Name des Verstorbenen von den Reihen seiner Brüder und vom Tore seines Ortes nicht abgeschnitten werde“. Ja, das Volk und die Ältesten, die sich künftig am Tore Bethlehems versammeln werden, werden sich an Machlons Namen und daher auch an den Namen seines Vaters Elimelech erinnern. „Ihr seid heute Zeugen“, sagt Boas. Zur Bestätigung rufen das ganze Volk und die Ältesten: „Zeugen!“ (Ruth 4:9-11).
JEHOVA GEWÄHRT RUTH EINEN „VOLLKOMMENEN LOHN“
20. Was soll Jehova gemäß dem Wunsch der Zeugen der Frau, die in das Haus des Boas kommt, gewähren, und wem schreiben sie die Ehre für den voraussichtlichen Sohn Ruths zu?
20 Es ist ergreifend, diese Zeugen auch noch die Worte sagen zu hören: „Möge Jehova der Frau, die in dein Haus kommt, gewähren, wie Rahel und wie Lea zu sein, die beide das Haus Israel erbaut haben [denn sie hatten viele Nachkommen]; und du, beweise deine Würdigkeit in Ephratha, und mache dir einen beachtenswerten Namen in Bethlehem. Und möge dein Haus wie das [sehr zahlreiche] Haus des Perez werden, den Tamar dem Juda gebar, von der Nachkommenschaft, die Jehova dir von dieser jungen Frau geben wird“ (Ruth 4:11, 12). Ja, diese Zeugen geben schon jetzt Jehova die Ehre für den voraussichtlichen Sohn Ruths, der loyalgesinnten Moabiterin.
21, 22. Warum sagen die Nachbarinnen: „Ein Sohn ist der Noomi geboren worden.“?
21 So nimmt Boas Ruth zur Frau und hat Beziehungen mit ihr. Jehova läßt sie schwanger werden, und sie gebiert einen Sohn. Welche Freude! Die Frauen von Bethlehem sagen zu Noomi, der glücklichen Großmutter: „Gesegnet sei Jehova, der es dir heute nicht an einem Rückkäufer hat fehlen lassen, daß sein Name ausgerufen werde in Israel. Und er ist ein Wiederhersteller deiner Seele und ein Ernährer deines Alters geworden, denn deine Schwiegertochter, die dich wirklich liebt, die für dich besser ist als sieben [eigene] Söhne, hat ihn geboren.“ Beglückt legt Noomi das Kind an ihren Busen und wird seine Wärterin oder Betreuerin (Ruth 4:13-16).
22 „Ein Sohn ist der Noomi geboren worden“, sagen die Nachbarinnen. Sie betrachten das Kind als den Sohn Elimelechs und seiner Witwe. Und warum auch nicht? Ruth ist im Interesse der betagten Noomi die Frau des Boas geworden und hat so dem Gesetz über die Schwagerehe entsprochen. Boas und Ruth haben Jehova einen Dienst geleistet, und es ist bemerkenswert, daß die Nachbarinnen das Kind Obed nennen, was „Diener“ oder „Dienender“ bedeutet. Der Kleine ist der rechtmäßige Erbe des judäischen Hauses Elimelechs (Ruth 4:17).
23. Auf welche Weise ist Ruth durch Boas der Segen zuteil geworden, den er ihr gewünscht hatte?
23 Einige Monate sind vergangen, seitdem Boas zu Ruth sagte: „Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden“ (Ruth 2:12). Dadurch, daß Boas nun der Vater Obeds geworden ist, hat die junge Moabiterin den Segen empfangen, den er ihr gewünscht hatte. Eines Tages wird Obed — ein Nachkomme Judas durch Perez, Chezron, Ram, Amminadab, Nachschon, Salmon und Boas — einen Sohn namens Isai haben, der der Vater Davids, des zweiten Königs Israels, werden wird (Ruth 4:18-22).
24. (a) In welcher Hinsicht läßt dieser dramatische Bericht Gottes lenkende Hand erkennen? (b) Worin bestand also der „vollkommene Lohn“, den Jehova Ruth gewährte?
24 Dieser dramatische Bericht zeigt, daß Gott bestimmte Personen auswählte, um die wichtigste menschliche Abstammungslinie, die Linie, die zu Jesus Christus, dem Messias, führte, aufrechtzuerhalten. Israelitinnen, die mit Männern aus dem Stamm Juda verheiratet waren, hatten die Aussicht, einen Beitrag zur Weiterführung der irdischen Abstammungslinie des Messias zu leisten (1. Mose 49:10). Daß aber eine Moabiterin dieses Vorrecht erhielt, entspricht dem Grundsatz, daß ‘es nicht von dem abhängt, der wünscht, noch von dem, der läuft, sondern von Gott, der barmherzig ist’ (Röm. 9:16). Ruth hatte Jehova als ihren Gott erwählt, und in seiner großen Barmherzigkeit gewährte er dieser demütigen Frau einen „vollkommenen Lohn“, indem er sie ein Glied in der Abstammungslinie des Messias werden ließ (Matth. 1:3-6, 16; Luk. 3:23, 31-33).
25. Was sollte eine Betrachtung des „vollkommenen Lohns“ den Gott Ruth gewährte, bei uns bewirken?
25 Der „vollkommene Lohn“, den Jehova der loyalgesinnten Ruth gewährte, sollte denkende Menschen veranlassen, sich Gott in dem unerschütterlichen Glauben und in dem Vertrauen zu nahen, daß er existiert und daß er „denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebr. 11:6). Ja, das Buch Ruth stellt Jehova als einen Gott der Liebe dar, als einen Gott, der sich um die ihm Ergebenen kümmert. Es beweist ferner, daß Gottes Vorsätze nicht vereitelt werden können. Deshalb sollten wir genauso eingestellt sein wie David, der sagte: „Wir wollen jubeln wegen deiner Rettung, und im Namen unseres Gottes werden wir unsere Banner erheben. Jehova erfülle alle deine Bitten. Jetzt weiß ich, daß Jehova seinen Gesalbten bestimmt rettet. Er antwortet ihm aus seinen heiligen Himmeln mit den rettenden Machttaten seiner Rechten“ (Ps. 20:5, 6).
[Bild auf Seite 23]
„Wer bist du?“ fragt Boas. „Ich bin Ruth, deine Sklavin.“