Respekt vor der Heiligkeit des Blutes
„Fleisch mit seiner Seele — seinem Blute — sollt ihr nicht essen.“ — 1. Mose 9:4, NW.
1. Welcher Einstellung der Welt zufolge ist es erforderlich, daß Christen ihren Glauben an Gott und sein Gesetz bekunden? (b) Was hat die Welt bezüglich des Blutes getan?
DA CHRISTEN in einer Welt leben, die dem Worte Gottes gegenüber taube Ohren hat, sehen sie sich täglich vor Situationen gestellt, durch die ihr Glaube an Gott und an die Richtigkeit seines Gesetzes geprüft wird. Gott verlangt Respekt vor der Heiligkeit des Blutes. Die Welt ist aber so weit von seinen Wegen abgeirrt, daß viele Menschen sich dessen nicht bewußt sind, daß Gott ein Gesetz über den Gebrauch des Blutes erlassen hat, und selbst jene, die das Gesetz kennen, verletzen es oft, ohne sich dessen bewußt zu sein, dadurch Unrecht getan zu haben. Mit dem Segen der Religionsgeistlichkeit haben sie das Blut zahlloser Menschen auf dem Schlachtfelde verschüttet und dabei zu Gott gebetet, mit ihnen zu sein. Wenn sie hören, daß in vielen Gegenden der Welt das Blut von Tieren regelmäßig als Nahrung genossen wird, oder wenn sie sehen, daß man in ihren Einkaufsläden Blutprodukte verkauft, erblicken sie darin nichts Unrechtes. Und wenn sie Berichte von der gewaltigen Zunahme der Zahl der Bluttransfusionen hören — es sind nun jährlich weit über fünf Millionen —, betrachten sie das als ein Zeichen medizinischer Fortschritte.
2. (a) Was haben die Presse und die Geistlichkeit von denen gesagt, die vor der Heiligkeit des Blutes Respekt bekunden? (b) Welche Einstellung zum Gesetz Gottes hat sich durch diese Falschdarstellung bei Ununterrichteten ergeben, doch wie sollten wir die Sache ansehen?
2 In scharfem Gegensatz zu der Gleichgültigkeit der Welt steht der Bericht von nahezu einer Million Menschen, die überall in der Welt leben und dem Gesetz Gottes bezüglich der Heiligkeit des Blutes gehorchen. Sie haben ihre Glaubensprobe bestanden und ihren festen Stand bewahrt. Die Presse hat jedoch aus der Unwissenheit der Menschen Nutzen gezogen und jene Christen als religiöse Fanatiker hingestellt, besonders weil sie die Bluttransfusion ablehnen. Die Geistlichkeit der Christenheit und die des Judentums haben ihre Stimmen zu der Erklärung vereint, das Gesetz Gottes gelte nicht in Fällen, in denen das Leben eines Menschen auf dem Spiel stehe. Daher haben sich viele Ununterrichtete gegen Gott und sein Wort gewandt und behauptet, dies sei unvernünftig und lieblos. Könnte aber der Quell aller Weisheit selbst unvernünftig sein? Wie kann Gott, der Liebe ist und den Menschen mit der Fähigkeit zu lieben ausgestattet hat, selbst lieblos sein? Das kann er nicht und ist es nicht. Er zeigt den rechten Weg, und eine sorgfältige Betrachtung seines Wortes hilft uns, die Sache im rechten Lichte zu sehen. Als Lebengeber sagt er uns, was wir tun müssen, um am Leben bleiben zu können. Durch seine Gesetze schützt er uns liebreich davor, in Unwissenheit Dinge zu tun, die zu unserem Schaden, ja selbst zum Verlust des Lebens ausschlagen könnten. Die Tatsachen zeigen, daß dies auch für sein Gesetz hinsichtlich des Blutes zutrifft. — Spr. 2:6; 1. Joh. 4:16; Ps. 25:4.
GOTTES GESETZ BEZÜGLICH DES BLUTES
3. Wann wurde Gottes Gesetz bezüglich des Blutes zum erstenmal dargelegt, und was verlangt es von den Menschen?
3 Die Streitfrage ist nicht neu. Sie ist nicht etwas, was nur diesem zwanzigsten Jahrhundert mit all seinen wissenschaftlichen Forschungen bezüglich des medizinischen Gebrauchs des Blutes eigen wäre. Schon vor mehr als 4300 Jahren, als Noah und seine Hausgenossen, die einzigen Menschen, die die weltweite Flut überlebten, aus der Arche heraustraten, legte Gott sein Gesetz hinsichtlich des Blutes dar. Vorher hatte der Mensch nur seelenlose Pflanzen und Früchte genossen, doch jetzt erlaubte Gott dem Menschen zum erstenmal, seiner Kost auch Fleisch beizufügen, indem er sprach: „Jedes sich regende Tier, das lebendig ist, mag euch als Speise dienen. Wie die grünen Pflanzen gebe ich es euch alles. Nur Fleisch mit seiner Seele — seinem Blute — sollt ihr nicht essen.“ (1. Mose 9:3, 4, NW) Das Gesetz ist klar gehalten. Fleisch darf gegessen werden, doch nicht mit seinem Blute, weil das Blut die Seele oder das Leben des Geschöpfes darstellt. Der Mensch muß vor der Heiligkeit des Blutes und dadurch vor dem Lebengeber, Jehova Gott selbst, Respekt bekunden.
4. Wie wurde die Verordnung, das Blut betreffend, vor den Israeliten hervorgehoben, und welcher Grund für das Verbot wurde ihnen angegeben?
4 Etwa acht Jahrhunderte später, als die Israeliten, die von der Vernichtung in Ägypten errettet worden waren, sich am Fuße des Berges Sinai versammelten, hob Jehova von neuem die einschränkende Verordnung bezüglich des Blutes hervor: „Das ist eine ewiggültige Satzung für eure Geschlechter, wo ihr auch wohnen mögt: keinerlei Fett und keinerlei Blut dürft ihr genießen!“ (3. Mose 3:17 Me) Es wurde dabei kein Unterschied gemacht, ob das Blut von dieser oder jener Quelle stamme, ob es von tierischer oder menschlicher Herkunft sei, es sollte einfach nicht als Nahrung in den Körper aufgenommen werden. Auch sollte es nicht aufbewahrt werden, wie das aus folgenden Worten Gottes hervorgeht: „Und jedermann von den Kindern Israel und von den Fremdlingen, die in eurer Mitte weilen, der ein Wildbret oder einen Vogel erjagt, die gegessen werden [dürfen], soll ihr Blut ausfließen lassen und es mit Erde bedecken. Denn die Seele alles Fleisches: sein Blut, das ist seine Seele.“ (3. Mose 17:13, 14) Der Grund wurde deutlich angegeben. Die Seele oder das Leben des Fleisches liegt im Blute, und der Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes hinsichtlich des Blutes würde anzeigen, daß man die Heiligkeit des Lebens und den Quell des Lebens gebührend respektiert.
5. Rechtfertigt es ein Notfall, in dem ein Menschenleben auf dem Spiel steht, daß Gottes Gesetz hinsichtlich der Verwendung von Blut beiseite gesetzt wird, und weshalb?
5 Selbst in Notfällen wurde anerkannt, daß man Gottes Gesetz bezüglich der Heiligkeit des Blutes nicht beiseite setzen dürfe. Das geht aus einem Vorkommnis hervor, das eintrat, als das Heer Israels unter König Saul gegen die Philister kämpfte. Der Kampf war schwer gewesen, und die Truppen waren erschöpft. Und die Leute „fielen … über die Beute her, nahmen Kleinvieh, Rinder und Kälber und schlachteten sie zur Erde hin und die Leute aßen das Fleisch samt dem Blut“. Das war keine geringfügige Sache, die man wegen des körperlichen Zustandes der Männer einfach übersehen durfte. Es wurde Saul berichtet: „Siehe, die Leute versündigen sich gegen Jehova, indem sie das Fleisch samt dem Blut essen.“ (1. Sam. 14:32, 33, NW) Man betrachtete die Sache nicht so wie gewisse Rabbis von heute, die die Theorie verfechten, irgendwelche Anforderungen des „Gesetzes“ dürften beiseite gesetzt werden, wenn es um die Rettung des Lebens einer Person gehe. Was die Männer begingen, war eine Sünde gegen Gott, und sogleich wurden Schritte unternommen, um diesem Zustand ein Ende zu machen.
DES CHRISTEN PFLICHTEN
6. Warum gilt das Gesetz über das Blut auch Christen, die nicht unter dem Gesetzesbunde stehen?
6 Die Christen stehen natürlich nicht unter dem Gesetzesbund, der mit dessen Mittler, Mose, geschlossen wurde. Dieser Bund nahm ein Ende, nachdem sein Zweck erfüllt worden war, nämlich als der neue Bund über dem Blut Jesu Christi geschlossen wurde. Bedeutet das, daß die Einschränkungsverordnungen hinsichtlich der Verwendung des Blutes ebenfalls wegfielen? Ganz und gar nicht! Denn durch das, was der Gesetzesbund über die Enthaltung von Blut sagte, wurde lediglich die Vorschrift hervorgehoben, die in dem Gesetz dargelegt worden war, das Gott schon dem Noah gegeben hatte, und dieses Gesetz ist für die ganze Menschheit bindend. Um diese Sache im Sinn aller Christen, jener aus dem Heidentum und jener aus dem Judentum, von denen niemand mehr unter dem „Gesetz“ stand, richtigzustellen, lenkte die leitende Körperschaft der Christen in Jerusalem deren Aufmerksamkeit auf die Pflichten, die sie in Verbindung mit dieser Sache hatten, durch die Worte: „Denn es hat dem Heiligen Geist und uns gut geschienen, keine größere Last auf euch zu legen, als diese notwendigen Stücke: euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Hurerei. Wenn ihr euch davor bewahret, so wird es euch wohlgehen.“ — Apg. 15:28, 29, Fußnote.
7, 8. Welche Argumente werden von Theologen vorgebracht, in dem Bemühen, die Wirkung der apostolischen Verordnung bezüglich des Blutes einzuschränken, und was zeigt, daß diese Argumente nicht stichhaltig sind?
7 Verschiedene Theologen sagen jedoch über diesen Text, er gehe uns nichts an. „Dieses Verbot war nur eine Zeitlang gültig“, sagen sie, „es sollte verhüten, daß Bekehrte aus den Juden Anstoß nahmen. Und da die Notwendigkeit für ein solches Verbot weggefallen ist, versteht sich der Widerruf von selbst, auch wenn er nicht geäußert wird.“ Wir fragen aber: Welche Notwendigkeit ist denn weggefallen? Immer noch gibt es Juden nach dem Fleische, die mit der Christenversammlung verbunden sind, und so kann nicht gesagt werden, daß die Notwendigkeit wegfalle, weil es keine solchen mehr gebe. Die Schrift zeigt klar, daß sich der Mensch des Blutes enthalten soll, weil das Leben im Blute liegt. Ist es vielleicht heute nicht ebenso wahr wie damals, daß das Leben im Blute liegt? Und wenn argumentiert wird, daß der Respekt vor der Verwendung des Blutes als Opfer nicht mehr geboten sei, weil Christen ja nicht aufgefordert würden, Tieropfer darzubringen, dann beachte man, daß die Nachfolger Christi schon sechzehn Jahre vor der apostolischen Verordnung damit aufhörten, Tieropfer darzubringen. Ferner beachte man, daß jene, die behaupten, durch die Worte Jesu: „Nicht was in den Mund eingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde ausgeht“, sei das Verbot, Blut zu sich zu nehmen, hinfällig geworden, im Grunde behaupten, daß man dieses Verbot, das unter der Leitung des heiligen Geistes Gottes für Christen erlassen worden sei, widerrufen habe, noch ehe es erlassen worden sei; denn Jesus hatte die hier angeführten Worte siebzehn Jahre vor dem Entscheid über das Blut gesagt, der vom Konzil in Jerusalem ausgesandt wurde. — Matth. 15:11.
8 Die leitende Körperschaft, die den Entscheid hinsichtlich des Blutes aussandte, beabsichtigte nicht, daß dieser nur der damaligen Sachlage dienen solle, so daß man ihn später aufheben könne. Wenn dieses Verbot nur eine Zeitlang Geltung haben sollte, dann mußten auch die übrigen Punkte des Entscheides in dieselbe Kategorie fallen, und das würde bedeuten, daß man auch nur eine gewisse Zeit lang von Götzendienst und Hurerei abstehen müßte, um die Gefühle von Neubekehrten nicht zu verletzen. Ist aber die Notwendigkeit für diese Verbote weggefallen, so daß Hurerei und Götzendienst heute Christen erlaubt wären? Bestimmt nicht! Nach der Art, wie die Verordnung abgefaßt ist, ist sie zeitlich nicht begrenzt; die Einschränkungsvorschriften drehen sich um die „notwendigen Stücke“, und dies heute genauso wie damals. In Clarke’s Commentary wird darüber bei der Betrachtung von 1. Mose 9:4 treffend gesagt: „Daß das Verbot unter der christlichen Verwaltung erneuert worden ist, kann ohne großen Zweifel jedermann zugeben, der leidenschaftslos den Text in Apostelgeschichte XV, 20, 29 und XXI, 25 liest, wo sogar die Bekehrten aus den Heiden aufgefordert werden, davon [von Blut] abzustehen, und dies nicht nur wegen der Autorität der Apostel, sondern auch wegen des Heiligen Geistes … nicht aus Furcht, daß die bekehrten Juden Anstoß nehmen könnten, wie Glossen der Theologen dies darstellen, sondern weil es einer … jener notwendigen Punkte der Gebote … des Gehorsams war, von denen sie nicht entbunden werden konnten.“
9, 10. (a) Welche geschichtlichen Tatsachen zeigen, daß die ersten Christen das Sichenthalten des Blutes als eine ernste Sache ansahen? (b) Was sagten christliche Schriftsteller im dritten Jahrhundert darüber? (c) Welche Haltung nahm die Kirche des Ostens noch im Jahre 692 in der Blutfrage ein?
9 Die geschichtlichen Tatsachen bestätigen dieses Verständnis der Sache. Die ersten Christen sahen das Verbot, Blut zu sich zu nehmen, nicht nur deshalb als wichtig an, weil dadurch vermieden wurde, daß Bekehrte aus den Juden Anstoß nahmen. Sie dachten nicht, man könne es beiseite setzen, wenn man durch das Beharren auf diesem Gebot in Todesgefahr käme. Es war gut bekannt, selbst unter den Verfolgern der Christen, daß diese kein Blut aßen, und man prüfte jemanden, ob er ein wahrer Christ sei, dadurch, daß man ihn nicht nur drängte, den heidnischen Göttern Roms Weihrauch zu opfern, sondern auch, bei Gelegenheit Blutwurst zu essen. So kritisch war die Sache, daß schon der Genuß von Blut als eine Ableugnung des christlichen Glaubens betrachtet wurde. Tertullian, der zu Anfang des dritten Jahrhunderts lebte, bezog sich auf dies, als er seine Schrift an die römische Welt richtete. Er sagte: „Eure Verirrung möge schamrot werden vor uns Christen, die wir nicht einmal Tierblut unter unseren Speisegerichten haben und uns deshalb von Ersticktem und Krepiertem enthalten, damit wir auf keine Weise mit Blut befleckt werden, auch nicht einmal mit dem im Leibe verborgenen. Zur Quälerei (in tormenta) der Christen bringt ihr ja auch noch Blutwürste herbei, sicherlich doch in der festen Überzeugung, daß gerade das bei ihnen verboten sei, wodurch ihr sie vom rechten Wege abbringen wollt.“a Auch Origenes, ein weiterer christlicher Schreiber, erklärte in seiner Verteidigung der christlichen Lehre: „Was erdrosselte Dinge betrifft, so ist es uns in der Schrift verboten, davon zu genießen, weil das Blut noch in ihnen ist.“b
10 Selbst noch im Jahre 692 erklärte ein religiöses Konzil in Konstantinopel, das sogenannte Trullanische, in seinem 67. Kanon: „Wir rügen passenderweise jene, die auf irgendeine Weise ein Mahl unter Verwendung des Blutes irgendeines Tieres zubereiten und es dann essen, um den gefräßigen Bauch zu befriedigen. Wenn daher von nun an irgend jemand das Blut irgendeines Tieres irgendwie zu essen sucht, so wird ihm, wenn er Priester ist, der Rock ausgezogen, und wenn er Laie ist, wird er exkommuniziert.“c Der Glaube an die Wichtigkeit der apostolischen Verordnung hinsichtlich des Blutes besteht in der orthodoxen Kirche des Ostens immer noch.
11. Welche Ereignisse offenbarten eine wachsende Mißachtung der Einschränkungsvorschriften bezüglich des Blutes in der römischen Kirche?
11 Im Westen jedoch nahm die Mißachtung des göttlichen Gesetzes bezüglich des Blutes vom vierten Jahrhundert an auffallend zu. Augustin, der ebenfalls Platos Lehre von einer dem Menschen angeborenen Unsterblichkeit der Seele popularisierte, argumentierte, daß die Verordnung ihre Bedeutung verloren habe, weil ihr Zweck erfüllt worden sei.d Schließlich war im fünfzehnten Jahrhundert die Kirche von Rom so weit von dem Standpunkt der ersten Christen abgekommen, daß Blut, nicht von Tieren, sondern von drei Knaben, dazu verwendet wurde — allerdings erfolglos —, den leidenden Papst Innozenz VIII. am Leben zu erhalten, und das auf Kosten des Lebens aller drei Blutspender. Somit zeigt sich klar, daß die Gleichgültigkeit der heutigen Christenheit gegenüber der Heiligkeit des Blutes nicht den wahren christlichen Glauben widerspiegelt, sondern die Folge des Abfalls vom Glauben ist. — 1. Tim. 4:1.
MISSBRAUCH DES BLUTES ZU ERNÄHRUNGSZWECKEN
12. Führe einige der heutigen Bräuche an, durch die die Heiligkeit des Lebens verletzt wird und die Christen meiden sollten?
12 Dadurch ist es für wahre Christen in dieser Zeit des Endes höchst wichtig geworden, auf der Hut zu sein, um vor der Heiligkeit des Blutes den rechten Respekt zu bekunden. Sie müssen es vermeiden, das Blut so zu mißbrauchen, wie die Welt es tut. Zum Beispiel gibt es in Afrika Völker der Eingeborenen, die ihre Kost dadurch ergänzen, daß sie Blut aus den Drosseladern ihres Viehs trinken. An vielen Orten steht man vor Schlachthäusern Schlange, um das Blut frischgeschlachteten Viehs zu trinken, in dem Glauben, es sei ein Heilmittel für gewisse Leiden. Im Fernen Osten wird das Blut in vielen Ländern als Grundbestandteil gewisser Suppen und Soßen verwendet. In Südamerika genießt man überall ein Gericht, bestehend aus Schweineblut, das man mit Zutaten unter Reis oder Kartoffeln mischt. Und Blut wird sogar als Naschwerk verkauft und genossen. Blutwurst ist unter verschiedenen Bezeichnungen fast überall erhältlich. Alle diese Bräuche offenbaren die äußerste Mißachtung der Heiligkeit des Lebens, weil sie das Gesetz des Lebengebers bezüglich des Blutes verletzen.
13. Warum muß Sorgfalt angewandt werden, Tiere richtig zu töten, damit ihr Fleisch als Nahrungsmittel gebraucht werden kann, und was müßte demzufolge ein Christ vielleicht tun?
13 Das Gesetz hinsichtlich des Blutes schaltet auch den Genuß von irgend etwas aus, was durch Erdrosseln verendet ist, weil das Fleisch dann nicht ausgeblutet ist. Ein Tier, das in einer Falle erstickt, also tot vorgefunden wird, und Tiere, die durch einen Schuß erlegt worden und nicht sogleich ausgeblutet sind, sind für Ernährungszwecke nicht geeignet. In vielen Ländern besteht der Brauch Hühner durch Erdrosseln zu töten, indem man ihnen den Hals bricht statt ihn durchzuschneiden. Solche Tiere sind für Christen zur Konsumierung ebenfalls ungeeignet. Es gibt Metzger, die in dieser Sache keine Rücksicht auf Gottes Gesetz nehmen und die Tiere, die sie zu Ernährungszwecken zubereiten, nicht richtig ausbluten lassen. Ja es mag vorkommen, daß sie das Ausbluten willentlich beeinträchtigen, damit das Fleisch mehr Gewicht habe. Wenn ein Christ erfährt, daß sein Metzger dem Ausbluten keine Aufmerksamkeit schenkt, wird er sich bei seinen Einkäufen nach einem anderen Metzger umsehen oder wird gar davon abstehen, Fleisch zu genießen, wenn kein anderes erhältlich ist. Auch wird eine gewissenhafte Person kein Fleisch in einem Restaurant essen, von dem ihr bekannt ist, daß man dort der rechten Ausblutung nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Unter solchen Umständen mag es nötig werden, daß ein Christ, der Fleisch essen will, ein lebendes Tier oder Geflügel kaufen und es selbst schlachten muß.
14. Wie wird das Blut sonst noch in Nahrungsmitteln mißbraucht, und was sollten daher Christen sorgfältig beachten?
14 Die Mißachtung des göttlichen Gesetzes ist in der Welt derart vorherrschend geworden, daß Vollblut, Blutplasma und Blutbestandteile in zahllosen Produkten, die als Nahrungsmittel verkauft werden, reichlich Verwendung finden. Zum Beispiel wird berichtet, daß gewisse Firmen, die Fleischkonserven verkaufen, ihren Wiener Würstchen oder sonstigen Wurstwaren und ihrem Aufschnitt als Teil ihres gewohnten Rezepts Blut beifügen. Man mag dies nicht immer Blut nennen; aber ungeachtet dessen, wie man es nennt — wenn es sich um Blut oder Blutteile handelt, ist die Sache verkehrt. Selbstverständlich tun dies bei weitem nicht alle Firmen, die Fleischkonserven herstellen, aber einige tun es. An gewissen Orten ist auch bekannt, daß die sogenannten „Hamburger“ (Gehacktes), wie man sie in Amerika nennt, großenteils aus Fett bestehen, dem Blut beigefügt ist. In Rußland wurden schon vor Jahren Blutbäckereien in Betrieb gesetzt, in denen man sieben Teile Roggenmehl mit drei Teilen defibrinierten Ochsenblutes mischte und zu Brot verarbeitete. In anderen Ländern benutzen gewisse Bäcker zur Zubereitung von Backwerk als Ersatz für das Eiweiß Trockenplasma. Und bei verschiedenen Stärkungsmitteln und Tabletten, die in Drogerien und Apotheken verkauft werden, ersieht man aus deren Etiketten, daß sie Blutfraktionen, wie zum Beispiel Hämoglobin, enthalten. Somit ist es notwendig, auf der Hut zu sein und sich mit den Bräuchen, die am Orte herrschen, vertraut zu machen und sich auch an Orten, wo man Fleisch einkauft, auf vernünftige Weise zu erkundigen und auch Etiketten, die man auf Konserven findet, mit Verständnis zu lesen. Da die alte Welt in ihrer Einstellung zum Gesetz Gottes bezüglich des Blutes immer nachlässiger wird, ist es für Christen wichtig, vermehrte Sorgfalt anzuwenden, um sich „von der Welt unbefleckt“ zu erhalten. — Jak. 1:27.
BLUTTRANSFUSION
15. Welche Entwicklung ist bei der Verwendung des Blutes zu medizinischen Zwecken zu beobachten gewesen?
15 Im Laufe der Jahrhunderte hat der Mißbrauch des Blutes viele Formen angenommen. Bei den alten Ägyptern pflegten Fürsten Menschenblut zu ihrer Verjüngung zu verwenden. Andere tranken das Blut ihrer Feinde. Doch erst nach den von William Harvey im siebzehnten Jahrhundert angestellten Untersuchungen über den Blutkreislauf wurden vermehrte Anstrengungen gemacht, das Blut eines Geschöpfes in das Kreislaufsystem eines anderen Geschöpfes einzuführen. Nachdem man schwere Rückschläge zufolge von Todesfällen erlitten hatte, wurde die Bluttransfusion erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wieder in günstigerem Lichte betrachtet, nachdem es durch Forschungsarbeiten möglich geworden war, gewisse Blutgruppen festzustellen. Die beiden Weltkriege und der Koreanische Krieg boten den Ärzten reichlich Gelegenheiten, Versuche mit Blut zu Heilzwecken anzustellen, und nun ist diese Behandlungsart bis zu dem Punkte entwickelt worden, daß die Ärzte nicht nur Vollblut und Blutplasma verwenden, das eine fast farblose Flüssigkeit und Trägerin von Blutkörperchen ist, sondern außer dem Plasma auch rote Blutkörperchen und die verschiedenen Plasmaeiweiße, wie man es für notwendig erachtet.
16. Stellt die Verwendung von Blut zur Erhaltung des Lebens in der medizinischen Behandlung eine Verletzung des Gesetzes Gottes dar?
16 Wird durch diesen medizinischen Gebrauch des Blutes das Gesetz Gottes verletzt? Ist es verkehrt, jemanden durch Übertragungen von Blut oder Plasma oder von roten Blutkörperchen oder von verschiedenen Blutfraktionen am Leben zu erhalten? Jawohl. Das Gesetz, das Gott dem Noah gab und das allen seinen Nachkommen gilt, zeigt, daß es für jedermann verkehrt ist, Blut zu sich zu nehmen, das heißt das Blut eines anderen Geschöpfes zur Ernährung oder Erhaltung seines Lebens zu verwenden. Tertullian zeigte in seinem Apologetikum, wie die ersten Christen in dieser Sache argumentierten. Ebenso wird heute anerkannt, daß, wenn sich dieses Verbot auf Tierblut bezieht, es sich noch viel mehr auf Menschenblut bezieht, denn es lautet: „Keinerlei Blut dürft ihr genießen!“ — 3. Mose 3:17, Me.
17. Wie beweisen die geschichtlichen Tatsachen, daß in alter Zeit tatsächlich Menschenblut mißbraucht wurde, und was wurde in das Verbot, das die leitende Körperschaft der ersten Christen herausgab, eingeschlossen?
17 Argumente, die besagen, daß das Verbot der Verwendung von Blut, das die leitende Körperschaft der Christen der Frühzeit ausgab, sich nicht auf Menschenblut, sondern nur auf Tierblut bezöge, zeigen Unwissenheit über geschichtliche Tatsachen an. Im alten Rom, das im ersten Jahrhundert die Welt um das Mittelmeer beherrschte, liefen Zuschauer bei Gladiatorenwettkämpfen nach dem Kampf in die Arena, um Blut, das besiegten Gladiatoren aus dem Halse rann, aufzusaugen. Nach Berichten sollen einige unter den Skythen verstorbene Verwandte verzehrt haben. Beim Abschluß von Verträgen tranken die Angehörigen gewisser Völker einer vom anderen Blut, und Menschenblut, das man in der Hand auffing und zu sich nahm, wurde zur Besiegelung der Einweihung beim Kult mit der heidnischen Göttin Bellona gebraucht. Als somit die Apostel unter der Leitung des heiligen Geistes sagten, Christen müßten sich vom Blute rein erhalten, dachten sie auch an Menschenblut.
18. Was zeigt, daß die Bluttransfusion einer „Ernährung“ mit Blut gleichkommt?
18 Es ist nicht von Bedeutung, ob das Blut in den Körper durch die Venen statt durch den Mund aufgenommen wird. Auch ist die Behauptung, die einige erheben, daß dies nicht dasselbe sei wie intravenöse Ernährung nicht von Belang. Tatsache ist, daß es nährt oder den Körper am Leben erhält. In Übereinstimmung damit ist eine Erklärung von Dr. med. George W. Crile, A. M., der in seinem Buch Hemorrhage and Transfusion (Blutungen und Transfusion) einen Brief von Denis, dem französischen Arzt und Pionier auf dem Gebiet der Bluttransfusion, anführt und sagt: „Wenn eine Transfusion gemacht wird, ist das nichts anderes, als wenn man sich auf einem kürzeren Weg als gewöhnlich Nahrung zuführt, das heißt, man läßt den Venen schon fertiges Blut zukommen, statt Nahrung aufzunehmen, aus der erst nach mehreren Umwandlungen Blut entsteht.“
19, 20. (a) Wie kann jemand angesichts der ständigen Entwicklung der medizinischen Therapie feststellen, ob eine Behandlung, bei der Blut benutzt wird, angenommen oder zurückgewiesen werden sollte? (b) Welches schöne Beispiel gab uns David diesbezüglich, was seinen Respekt vor der Heiligkeit des Blutes offenbarte?
19 Angesichts des Nachdrucks, der auf die Verwendung von Blut in der Medizin gelegt wird, werden beständig neue Behandlungsarten empfohlen, in denen es Verwendung findet. Doch ungeachtet dessen, ob es Vollblut oder Blutfraktionen seien, ob Blut dem eigenen Körper oder dem Körper eines anderen entnommen werde, ob es durch Transfusion oder als Injektion eingeführt werde, gilt doch Gottes Gesetz. Gott hat den Menschen das Blut nicht dazu gegeben, daß sie es so wie andere Stoffe verwenden könnten. Er fordert Respekt vor der Heiligkeit des Blutes.
20 Welch schönes Beispiel des Respektes vor diesem Gesetz gab doch einst der gottesfürchtige König David! Bevor die Feinde des Volkes Gottes aus dem Lande vertrieben wurden, hatten die Philister eine Besatzung in Bethlehem bei Jerusalem, und bei einer Gelegenheit hatte David ein Gelüste und sagte: „Wer wird mich mit Wasser tränken aus der Zisterne zu Bethlehem, die am Tore ist?“ Ja, er wünschte, daß die Philister weg wären, damit er selbst ungehindert zu dieser Zisterne hingehen und sich durch deren Wasser erfrischen könnte. Als drei tapfere Männer seine Worte hörten, brachen sie „durch das Lager der Philister und schöpften Wasser aus der Zisterne von Bethlehem, die am Tore ist, … und brachten es zu David“. Was sie brachten, war nichts anderes als Wasser, doch hatten sie es unter Einsatz ihres Lebens geholt, und David wußte das. „Aber David wollte es nicht trinken und goß es aus als Trankopfer dem Jehova; und er sprach: Das lasse mein Gott fern von mir sein, daß ich solches tue! Sollte ich das Blut dieser Männer trinken, die mit Gefahr ihres Lebens [ihrer Seele] hingegangen sind? Denn mit Gefahr ihres Lebens haben sie es gebracht. Und er wollte es nicht trinken.“ (1. Chron. 11:16-19; 2. Sam. 23:15-17) David respektierte Gottes Gesetz. Nicht nur enthielt er sich des Tierblutes, sondern er vermied auch das noch krassere Unrecht, Menschenblut zu sich zu nehmen. Ja er vermied alles, was einer Übertretung dieses Gesetzes auch nur ähnelte. Er war ein Mann nach Gottes Herzen. Ein gleicher, von Herzen kommender Gehorsam veranlaßt heute reife Christen, von irgendeinem Brauche gänzlich abzustehen, der einen Mißbrauch des Blutes zur Folge hätte. Aus Liebe zu Gott bekunden sie Respekt vor der Heiligkeit des Blutes.
[Fußnoten]
a Apologetikum aus Bibliothek der Kirchenväter, übersetzt von Dr. K. A. Heinrich Keller, 1915, S. 67.
b Origen—Contra Celsum, Anti-Nicene Christian Library, Bd. 23 (1872).
c Große Griechische Enzyklopädie von Paul Drandakis, S. 708, 709.
d A History of the Councils of the Church, From the Original Documents (1896) (Eine Geschichte der Kirchenkonzilien, aus den Originaldokumenten).