Freude finden an der Kindererziehung
1, 2. (a) Welche Erfahrung machte König Salomo mit zwei Müttern, die er richten sollte, und was half ihm, ein gerechtes Urteil zu fällen? (b) Wie beeinflußt die Blutsverwandtschaft die Handlungsweise eines Menschen?
DER weise König Salomo wurde eines Tages gebeten, zwischen zwei Frauen zu richten, die im gleichen Haus wohnten und beide einen Sohn geboren hatten. In der Nacht starb das eine Kind. Da tauschte seine Mutter es heimlich gegen das lebende Kind aus. Als am Morgen die richtige Mutter feststellte, daß das tote Kind nicht ihr Kind war, klagte sie die unehrliche Mutter des Diebstahls an, und der Fall kam vor Salomo. Da er die Wahrheit nicht herausfinden konnte, befahl er, das lebende Kind entzweizuschneiden und jeder der beiden Klägerinnen eine Hälfte zu geben. Der Bericht lautet: „Sogleich sprach die Frau, deren Sohn der lebende war, zum König (denn ihre inneren Empfindungen ihrem Sohn gegenüber wurden erregt, so daß sie sprach): ,Entschuldige mich, mein Herr! Ihr Männer, gebt ihr das lebende Kind. Bringt ihn auf keinen Fall zu Tode.‘ ... Darauf antwortete der König und sprach: ,Ihr Männer, gebt ihr das lebende Kind, und ihr sollt ihn keinesfalls zu Tode bringen. Sie ist seine Mutter‘“ (1. Kö. 3:26, 27). Salomo wußte, wie sehr Eltern ihre Kinder lieben. Er wußte es nicht nur aus eigener Erfahrung — denn er war selbst Vater —, sondern auch aus den heiligen Schriften, aus denen deutlich hervorgeht, wie Gott über die Familieneinrichtung denkt.
2 Ein vertrautes Verhältnis in der Familie ist ein Segen. Wem teilte Andreas aus Bethsaida die gute Nachricht, daß er den Messias kennengelernt hatte, zuerst mit? „Dieser fand zuerst seinen eigenen Bruder, Simon, und sagte zu ihm: ,Wir haben den Messias gefunden‘ (was übersetzt Christus bedeutet)“ (Joh. 1:41). Zwischen Blutsverwandten besteht eine Verbindung, die nicht verleugnet werden kann. Andreas reagierte ganz natürlich.
3. Wieso besteht zwischen christlichen Brüdern eine noch engere Verbindung?
3 Eine noch engere Verbindung besteht zwischen christlichen Brüdern. In Römer 12:10 heißt es: „Habt in brüderlicher Liebe innige Zuneigung zueinander. In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor.“ In 1. Petrus 5:9 ist die Rede von der „ganzen Bruderschaft in der Welt“. In Markus 10:29, 30 lesen wir, wie Jesus das Verhältnis, das zwischen Blutsverwandten besteht, mit dem Verhältnis vergleicht, das durch die Wahrheit entsteht. Er sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Niemand hat Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Felder um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verlassen, der nicht jetzt, in dieser Zeitperiode, hundertfach empfängt: Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Felder, unter Verfolgungen, und in dem kommenden System der Dinge ewiges Leben.“ Ja, Christen wissen aus Erfahrung, daß Glaubensbrüder etwas haben, was selbst leibliche Brüder oder Blutsverwandte nicht haben (Joh. 13:34, 35).
4. Warum darf erwartet werden, daß in einer christlichen Familie eine Harmonie herrscht, die in anderen Familien nicht herrschen kann?
4 Wer aber einer Familie angehört, die nicht nur durch die verwandtschaftlichen Bande, sondern auch durch den Glauben zusammengehalten wird, ist besonders glücklich zu schätzen. Eltern, die getaufte Diener Gottes sind, haben die natürliche Liebe zu ihren Kindern, die Gott den Menschen eingepflanzt hat, zudem können sie das Familienleben so beeinflussen, daß eine Harmonie, ein Glück und eine Zufriedenheit entstehen, die durch nichts anderes bewirkt werden können. Sie können ihren Kindern helfen, treue Diener Gottes zu werden. Dadurch entsteht nicht nur ein vertrauteres Verhältnis in der Familie, sondern sie geben ihren Kindern auch das beste Erbe mit auf den Weg. Heute ist das jedoch nicht so einfach, wie es sich anhören mag.
PROBLEME VORAUSSEHEN
5, 6. (a) Was hilft den Eltern, Probleme, die der Beachtung bedürfen, vorauszusehen? (b) Wie können die Eltern den Kontakt mit ihren Kindern aufrechterhalten?
5 Die Kindererziehung bringt Probleme mit sich. Es wäre nicht gut, die Augen vor dieser Tatsache zu verschließen, denn es ist eine Tatsache. Eltern, haltet deshalb Augen und Ohren offen, um irgendwelche Anzeichen für Probleme festzustellen. Wenn euer Kind mit einem kleinen Problem zu euch kommt, solltet ihr es nicht mit ein paar Worten abfertigen. Zeigt vielmehr, daß ihr an dem, was es beschäftigt, interessiert seid, und veranlaßt es durch Fragen, sich zu äußern. Viele Eltern sagen, sie hätten Mühe, ihre Kinder zu veranlassen, sich auszusprechen. Haben diese Eltern die Kinder früher vielleicht nicht zu Wort kommen lassen, wenn sie etwas sagen wollten und wenn sie Hilfe benötigt hätten? Wie töricht, ein Kind nicht anzuhören, nur weil man im Moment keine Lust dazu hat!
6 Ein Vater, der an einer Unterhaltung mit seinen Kindern interessiert ist und der bereit ist, mit ihnen sozusagen über jedes Thema zu sprechen, wird es nie erleben, daß der Kontakt zwischen ihm und seinen Kindern unterbrochen wird; er erfährt jederzeit alles von ihnen, was er wissen muß, und das trägt zu einer herzlichen Atmosphäre und einem guten Einvernehmen in der Familie bei. Wenn ein Vater bereit ist zuzuhören, sind die Kinder gewöhnlich auch bereit zu reden. Wird aber ein Kind mit großen Problemen zu den Eltern kommen, wenn sie nicht bereit sind, sich seine kleinen Probleme anzuhören und ihm verständnisvoll und mit Liebe zu helfen, sie zu lösen? Wer ist nicht dankbar für einen Freund auf den er sich verlassen und dem er völlig vertrauen kann, an den er sich, wenn er ein ernstes Problem hat, wenden kann, der sich die Zeit nimmt, ihn anzuhören, und der nicht auf ihn herabblickt, weil er ein solches Problem hat? Dieses Gefühl sollten Kinder gegenüber ihren Eltern haben können. Haben eure Kinder dieses Gefühl euch gegenüber? In Sprüche 17:17 heißt es: „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist.“ Es ist traurig, wenn ein Kind außerhalb des Elternhauses jemand suchen muß, zu dem es ein solches Verhältnis haben kann.
7. Was bedeutet es unter anderem, einem Haushalt in vortrefflicher Weise vorzustehen?
7 Nach den Worten des Apostels Paulus sollte ein Aufseher „ein Mann [sein], der seinem eigenen Haushalt in vortrefflicher Weise vorsteht, der die Kinder mit allem Ernst in Unterwürfigkeit hält (in der Tat, wenn jemand seinem eigenen Haushalt nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Versammlung Gottes Sorge tragen?)“ (1. Tim. 3:4, 5). Damit soll nicht gesagt werden, daß ein Vater anderen Interessen beliebig viel Zeit widmen könnte, solange er eingreift, wenn seine Kinder in Schwierigkeiten geraten. Nein, er sollte seiner Familie auf vortreffliche Weise vorstehen; er sollte alles sorgfältig überwachen und Probleme, die bei seinen Kindern entstehen könnten, voraussehen. Ein vorbeugender Rat ist weit besser als eine Zurechtweisung. Ein Vater, der sich darauf spezialisiert, Probleme zu verhindern, ist vernünftiger als einer, der sich damit begnügt, sie zu lösen, wenn sie aufkommen. Rechtsanwälte machen sich zwar durch ihre Rechtsstreite einen Namen. Christliche Väter dagegen erwerben sich einen guten Ruf, wenn sie ihrer Familie so vorstehen, daß keine Probleme aufkommen.
DEN „UNERFAHRENEN“ LENKEN
8. Wie können Eltern ihren Kindern helfen, den Wert der Erfahrung zu erkennen?
8 Kinder haben noch wenig Lebenserfahrung, aber es hat nicht viel Zweck, sie immer wieder daran zu erinnern. Wenn die Eltern dem Kind jedoch verstehen helfen, daß die Bibel großen Wert auf Erfahrung legt und daß es persönlich aus jeder Erfahrung lernen sollte, dann wird es zur elterlichen Hilfe wahrscheinlich richtig eingestellt sein und wird aus den verschiedenen Erlebnissen, die es im Laufe der Jahre hat, wirklich Nutzen ziehen. Wir sollten eigentlich alle aus jeder Erfahrung, die wir machen, lernen. Und wenn das Kind beobachtet, daß die Eltern kein Hehl daraus machen, daß sie selbst aus verschiedenen Situationen noch lernen können, wird es ihm leichter fallen, seine Unerfahrenheit anzuerkennen, und es wird eher bereit sein zu lernen.
9. Was sagt die Bibel über Personen, die nicht bereit sind, aus Erfahrung zu lernen?
9 Was sagt die Bibel über Erfahrung? Sie tadelt Personen, die sich hartnäckig weigern, zu hören und aus Erfahrung zu lernen, mit den Worten: „Wie lange, ihr Unerfahrenen, werdet ihr weiterhin Unerfahrenheit lieben, und wie lange wollt ihr Spötter offenen Spott für euch begehren, und wie lange werdet ihr Unvernünftigen weiterhin Erkenntnis hassen? Kehrt um bei meiner Zurechtweisung“ (Spr. 1:22, 23). „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und darangeht, sich zu verbergen, die Unerfahrenen aber sind weitergegangen und müssen die Strafe erleiden“ (Spr. 22:3).
10. Welche Möglichkeiten bestehen, der jugendlichen Unerfahrenheit entgegenzuwirken?
10 Eltern haben Möglichkeiten, der jugendlichen Unerfahrenheit entgegenzuwirken. Sie können den Kindern liebevoll über gewisse Klippen hinweghelfen, ohne daß sie sie vor anderen in Verlegenheit bringen. Und dadurch, daß sie sie in der Bibel unterweisen, vermitteln sie ihnen Kenntnisse, die einen Menschen weiser machen können als die Erfahrung eines ganzen Lebens. In Psalm 19:7 heißt es: „Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise.“ Und in Psalm 119:130 lesen wir: „Die Enthüllung deiner Worte gibt Licht, läßt die Unerfahrenen Verständnis haben.“
11. Ist jung und unerfahren zu sein ein Grund, sich zu schämen?
11 Jung und unerfahren zu sein ist an sich kein Grund, sich zu schämen. Es ist einfach ein Merkmal eines heranwachsenden Menschen, und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als Geduld zu haben. Wenn aber ein junger Mensch nicht einsieht, daß er unerfahren ist, und deswegen unvernünftig oder gesetzwidrig handelt und dadurch Schmach auf seine Angehörigen und auf die Christenversammlung bringt, hat er allen Grund, sich zu schämen. Eltern, die diese Tatsache erkannt haben und die ihren Kindern geschickt helfen, sie ebenfalls zu erkennen, werden reich belohnt durch den Fortschritt, den die Kinder auf dem Weg zur Reife machen.
12. Wie können Eltern ihren Kindern erkennen helfen, daß man andere respektieren muß?
12 Je besser jemand im Gesetz Jehovas bewandert ist, desto besser erkennt er auch die Notwendigkeit, andere zu respektieren. Eltern sollten ihren Kindern in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel geben. Der Vater sollte die Mutter respektieren; er sollte anerkennen, daß sie zusammen mit ihm ein Erbe der „unverdienten Gunst des Lebens“ ist (1. Petr. 3:7). Die Mutter sollte „tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (Eph. 5:33). Beide sollten die Ältesten in der Versammlung respektieren und den biblischen Rat befolgen: „Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen, und seid unterwürfig, denn sie wachen beständig über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen werden“ (Hebr. 13:17). Wenn sie sich auf diese Weise an Jehovas Gesetze halten, beweisen sie, daß sie Jehova und seine theokratische Ordnung respektieren (1. Kor. 11:3).
13. (a) Wie sollte das Kameradschaftsgefühl das Verhältnis zwischen Eltern und Kind beeinflussen? (b) Inwiefern wird dieses Verhältnis im Werbefernsehen oft falsch dargestellt?
13 Kindern, die sich in dieser Beziehung an ihren Eltern ein Beispiel nehmen können, fällt es nicht schwer, den Grundsatz, daß man andere respektieren sollte, zu verstehen. Sie werden ihre Eltern wahrscheinlich sehr schätzen und ihnen auf verschiedene Weise Achtung erweisen. Man sagt zwar, Eltern und Kinder sollten Kameraden sein. Das stimmt. Doch damit ist lediglich gemeint, daß zwischen Eltern und Kindern ein herzliches, freundschaftliches Verhältnis bestehen sollte, und nicht, daß alle Familienglieder gleichberechtigt wären. Die Anwendung biblischer Grundsätze setzt voraus, daß man sich darüber im klaren ist, wer der Vater ist und wer das Kind. Im Werbefernsehen wird dagegen oft gezeigt, wie Kinder die Eltern belehren, sie als altmodisch oder rückständig hinstellen und ihnen zeigen, daß sie ihre Ansichten ändern sollten. Solche Werbesendungen mögen einen Sohn veranlassen, seinen Vater zu drängen, den Wagen zu kaufen, den er haben möchte, oder sie mögen die Tochter veranlassen, die Mutter zu drängen, ihr zu gestatten, „neue“ und „andere“ Kleider, Parfüme, Deodorante oder Haarwaschmittel zu kaufen, die in Wirklichkeit gar nicht neu sind. Es ist lediglich ein Trick der Geschäftswelt, aus dem man Kapital schlägt, ohne die schlechten Auswirkungen auf die Familie zu berücksichtigen. Die Bibel zeigt indes deutlich, daß die Kinder weniger Erfahrung haben als die Eltern. Sie sollten deshalb dazu angehalten werden, Personen, die älter sind als sie und die vom Leben mehr gesehen haben, zu respektieren.
14, 15. (a) Warum sollten die Kinder zum selbständigem Denken erzogen werden? (b) Was können die Eltern tun, um ihren Kindern zu helfen, Denkvermögen zu entwickeln?
14 Natürlich müssen die Kinder zu selbständigem Denken erzogen werden, denn eines Tages müssen sie selbständig entscheiden können. Eine entsprechende Erziehung in frühester Jugend kann ihnen dabei helfen. Die Bibel legt großen Wert auf die Entwicklung des Denkvermögens, und den Kindern hierin beizustehen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Eltern. Die Kinder entwickeln ein bestimmtes Denkmuster. Warum also nicht dafür sorgen, daß sie lernen, bei ihren Folgerungen von dem auszugehen, was die Bibel über Jehova und seine Wege sagt? In Sprüche 5:1, 2 lesen wir: „Mein Sohn, o merke doch auf meine Weisheit. Meinem Unterscheidungsvermögen neige dein Ohr, um das Denkvermögen zu behüten, und mögen deine eigenen Lippen Erkenntnis selbst bewahren.“ Wenn man jemandem helfen möchte, Denkvermögen zu entwickeln, darf man das, was der Lernende tun kann, nicht selbst tun. Christen, die anderen die Wahrheit darlegen, haben gelernt, daß es wichtig ist, den Zuhörer ins Gespräch zu ziehen, ihn zu veranlassen, sich zu äußern, um zu erfahren, wie er denkt, und ihn dann überlegen und zu richtigen Schlußfolgerungen kommen zu lassen. Daran sollten Eltern denken, wenn sie ihren Kindern helfen möchten, Denkvermögen zu entwickeln.
15 Die Entwicklung dieser Fähigkeit kann beim heranwachsenden Kind gefördert werden. Es gibt viele Entscheidungen, die ihm überlassen werden können, weil sie von untergeordneter Bedeutung sind. Stellt ihm zum Beispiel die Frage: „Was meinst du, was wäre in diesem Fall das beste?“ Vielleicht läßt seine Antwort erkennen, daß es etwas mehr Hilfe benötigt. Redet mit ihm, und lenkt seine Gedanken in die richtigen Bahnen. Werdet nicht ärgerlich oder ungeduldig. Der Apostel Paulus führte seine eigene Kindheit als Beispiel an, indem er sagte: „Als ich ein Unmündiger war, pflegte ich wie ein Unmündiger zu reden, wie ein Unmündiger zu denken, wie ein Unmündiger zu überlegen; nun aber, da ich ein Mann geworden bin, habe ich die Merkmale eines Unmündigen abgelegt“ (1. Kor. 13:11). Während er heranwuchs, nahm sein Denkvermögen zu.
16. Wie bereiten selbst Weltmenschen ihre Kinder auf die Zukunft vor?
16 Selbst manche Eltern, die nicht zur Christenversammlung gehören, wissen, wie wichtig es ist, das Kind auf die Zukunft vorzubereiten. Sie überlassen die Zukunft ihres Kindes nicht dem Zufall, noch lassen sie es selbst entscheiden, was es tun will, sofern es überhaupt etwas tun will, wenn es alt genug ist. Sie mögen zum Beispiel schon früh damit beginnen, es darauf vorzubereiten, eines Tages das Geschäft des Vaters oder den elterlichen Hof zu übernehmen oder eine andere Laufbahn einzuschlagen. Nicht wenn es um die finanzielle Zukunft des Kindes geht, sondern nur in bezug auf die Religion, die in ihren Augen nicht so wichtig ist oder überhaupt keine Rolle spielt, sagen sie oft, das Kind könne später selbst entscheiden, was es tun wolle. Es ist also nicht so, daß die Welt den Grundsatz, daß ein Kind auf die Zukunft vorbereitet und entsprechend erzogen werden sollte, nicht beachtet. Sie beachtet ihn wohl, aber nicht in religiöser Hinsicht, sondern nur auf materiellem Gebiet.
RAT SO ERTEILEN, DASS ER GERN ANGENOMMEN WIRD
17. Genügt es, lediglich einen angebrachten Rat zu erteilen, oder ist manchmal auch mehr nötig?
17 Manchmal hört man, daß jemand, dem ein Rat gegeben wurde, sagt: „Ich habe ja nichts gegen das, was er gesagt hat — denn er hatte im Grunde genommen recht —, aber die Art, wie er es gesagt hat, hat mir nicht gefallen.“ In einer christlichen Familie sollte ein Rat natürlich auch dann angenommen werden, wenn er nicht gerade auf die netteste Art gegeben wird. Gibt es aber Dinge, die Eltern berücksichtigen könnten, um es dem Kind zu erleichtern, ihren Rat oder Tadel anzunehmen? Ganz gewiß. Es genügt nicht, nur zu wissen, was falsch ist und was verbessert werden sollte, sondern wichtig ist, auch zu wissen, wie man vorgehen und wie man es sagen sollte.
18, 19. (a) Welche Rolle spielen Zeit und Ort beim Raterteilen oder Tadeln? (b) Was erleichtert es dem Kind, einen Rat oder Tadel anzunehmen?
18 Ein Faktor, den man berücksichtigen sollte, ist die Zeit. Mitunter mag ein Rat oder Tadel unmittelbar nach einem Mißgeschick oder einer verkehrten Handlung angebracht sein, doch nicht immer. Manchmal mag es besser sein zu warten, bis Eltern und Kind sich etwas beruhigt haben. Auch der Ort sollte berücksichtigt werden. Wenn das Kind an der Versammlungsstätte der Christenversammlung, in einer fremden Wohnung oder beim Einkaufen etwas tut, was sich nicht gehört, ist es am besten, man wartet mit dem Tadel — jedenfalls mit einem strengen Tadel —, bis man zu Hause ist.
19 Des weiteren kommt es auch darauf an, wie man es sagt. Freundlichkeit, Takt, Ruhe und eine vernünftige Einstellung sind wichtig. Man kann dem Kind Gelegenheit geben, sich über einige Punkte zu äußern, da man selbst vielleicht kein vollständiges Bild von der Sache hat. Man kann ihm auch einige Fragen stellen, um zu erfahren, ob es weiß, worum es geht. Ein Lächeln mag angebracht sein, wenn es sich um etwas Geringfügiges handelt und wenn der Tadel bereitwillig angenommen wird. Handelt es sich aber um eine schwerwiegendere Sache, die einen strengen Tadel verdient, mag ein Lächeln falsch aufgefaßt werden. Auf alle Fälle sollte man sich vergewissern, ob der Rat oder Tadel richtig verstanden worden ist.
20, 21. (a) Warum erzielt man mit Drohungen bei der Kindererziehung gewöhnlich nicht die besten Ergebnisse? (b) Welche Methode ist besser?
20 Mit Drohungen und Warnungen erzielt man gewöhnlich nicht die besten Ergebnisse. Warum nicht? Weil sie keinen Haß gegen das Böse, sondern lediglich Angst vor der angedrohten Strafe erwecken (Ps. 97:10). In Epheser 6:9 lesen wir: „Ihr Herren, ... laßt das Drohen, denn ihr wißt, daß sowohl ihr als auch euer Herr in den Himmeln ist, und bei ihm gibt es keine Parteilichkeit.“
21 Die bessere Methode besteht darin, dem Kind zu zeigen, welchen Vorteil es hat, nach dem Willen Jehovas zu handeln, und ihm wenn möglich vor Augen zu führen, warum gewisse Dinge böse sind. Man sollte es nicht nur anspornen, richtig zu handeln, sondern ihm auch auf liebevolle Weise klarmachen, welche Folgen der Ungehorsam hat. Es ist nicht dasselbe, ob man einem Kind droht oder ob man ihm sagt, wie sich eine bestimmte Handlungsweise unweigerlich auswirken wird. Man beachte, mit welch einladenden Worten Jehova zur richtigen Handlungsweise anspornt: „Mein Sohn, wenn du meine Reden annehmen und meine eigenen Gebote bei dir verwahren wirst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, so daß du dein Herz dem Unterscheidungsvermögen zuneigst, ... dann wirst du die Furcht Jehovas verstehen, und du wirst die wahre Erkenntnis Gottes finden“ (Spr. 2:1-5). Doch später wird im selben Kapitel auf eine entschiedene, wenn auch freundliche Art auf die Auswirkungen hingewiesen: „Der Zweck ist, daß du auf dem Wege der Guten wandeln und daß du die Pfade der Gerechten einhalten mögest. Denn die Rechtschaffenen sind es, die auf der Erde weilen werden, und die Untadeligen sind es, die darauf übrigbleiben werden. Was die Bösen betrifft, sie werden selbst von der Erde weggetilgt werden; und was die Treulosen betrifft, sie werden davon weggerissen werden“ (Spr. 2:20-22).
UMGANG
22, 23. Wie beeinflußt der Umgang ein Kind, und wie sollten deshalb die Eltern in dieser Hinsicht eingestellt sein?
22 Für viele christliche Eltern entstehen Probleme, wenn die Kinder beginnen, mit Nachbarskindern oder Schulkameraden Umgang zu haben. Einen gewissen Umgang mit Außenstehenden müssen sie natürlich haben. Eine vollständige Absonderung ist heute kaum möglich und wäre auch nicht ratsam. Der unchristliche Einfluß weltlicher Kameraden ist allerdings verschieden. Darum sollten die Eltern wissen, mit wem ihre Kinder sich unterhalten und spielen. Obwohl manche Weltmenschen gewisse bewundernswerte Eigenschaften haben, darf man nicht vergessen, daß jemand, der kein Anbeter Jehovas ist, nicht als guter Umgang bezeichnet werden kann (1. Kor. 15:33).
23 Allgemein kann gesagt werden, daß es in Wirklichkeit nur zwei Arten von Umgang gibt. In Sprüche 13:20 heißt es: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einläßt, dem wird es schlecht ergehen.“ Wer die Weisen sind, wird hier allerdings nicht gesagt. Doch an anderer Stelle zeigt die Bibel deutlich, welche Art von Weisheit gemeint ist. In Psalm 111:10 heißt es: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang.“ Demnach wären die Weisen, mit denen die Kinder christlicher Eltern Umgang haben sollten, Anbeter Jehovas. Dieser Umgang wird ihnen helfen, weise zu werden. Das beste ist, wenn die Eltern für ihre Kinder ein solch gutes Programm festlegen, daß nur wenig oder gar keine Zeit für den Umgang mit Außenstehenden übrigbleibt. Dann ist das Zusammensein mit der Familie oder mit anderen Christen für die Kinder so interessant und abwechslungsreich, daß sie gar nicht in die Versuchung kommen, anderen Umgang zu suchen. Tun sie es aber doch, dann sollten die Eltern sich die Zeit nehmen, ihnen zu erklären, was die Bibel darüber sagt, und sollten sie auch entsprechend überwachen.
24. Warum müssen sich auch die Kinder darüber im klaren sein, was die Bibel über schlechten Umgang sagt?
24 Sollten christliche Eltern tatsächlich so offen mit ihren Kindern über weltlichen Umgang sprechen? Warum nicht? Kinder lieben es im allgemeinen, wenn man ihnen unverblümt die Wahrheit sagt. Es gibt heute sogar einige Jugendliche, die sagen, sie wollten, daß man ihnen alles „so erzählt, wie es ist“. Natürlich sollte man die Kinder auch lehren, freundlich und taktvoll zu sein, damit sie mit anderen entsprechend umgehen können. Es genügt indes nicht, daß nur die Eltern die Gefahren eines schlechten Umgangs kennen. Die Kinder müssen sie ebenfalls kennen, wenn sie vor den Folgen eines schlechten Umgangs bewahrt werden sollen, und die Eltern sind verpflichtet, ihnen die Sache klarzumachen.
25. Wen müssen Eltern bei der Kindererziehung um Führung und Leitung bitten, und warum?
25 Eltern, die bestrebt sind, in ihren Kindern die beständigen Eigenschaften heranzubilden, die diese benötigen, um die Prüfungen zu überdauern, die allen wahren Christen noch bevorstehen, sollten Jehova um Kraft sowie um Führung und Leitung bitten (1. Kor. 3:10-15). Kinder so zu erziehen, daß sie den Eltern Freude bereiten und daß Gott durch sie verherrlicht wird, ist nicht leicht. Es erfordert ständige Wachsamkeit. Es ist eine Aufgabe, die manchmal zwar Kummer bereiten mag, aber es ist auch ein Vorrecht, das uns Gott in seiner Liebe eingeräumt hat und das Freude bereitet. Ja die Kindererziehung kann tatsächlich Befriedigung und Freude mit sich bringen.
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Um den Kontakt zu den Kindern aufrechtzuerhalten, müssen Eltern bereit sein, sich auch die kleinen Probleme ihrer Kinder anzuhören.