Hochmut kommt vor dem Fall
„HOFFART geht dem Sturze, und Hochmut dem Falle voraus“, sagte der weiseste König der alten Zeit. Dieser Weise erkannte, daß dieser Grundsatz auch auf ihn als König zutraf. — Noch mehr, dieser Grundsatz trifft jederzeit in vollem Umfang auch auf ein Volk zu. — Spr. 16:18.
In früheren Ausgaben dieser Zeitschrift haben wir besprochen, wie das Zehnstämmereich oder das nördliche Königreich Israel mit seiner Hauptstadt Samaria von dem Herrscherhaus abfiel, das bis auf David zurückreichte, den König, der in Jerusalem auf dem „Thron Jehovas“ gesessen hatte. Die Untertanen dieses Reiches wiesen damit auch die Anbetung und das Wort Jehovas zurück und wurden mit Hochmut gegenüber Jehova erfüllt. Unvermeidbar brach damit für dieses Volk eine Zeit der Verderbtheit und des Niedergangs an. Es begann zu fallen, denn Gott ließ zu, daß die umliegenden Nationen in das Land eindrangen und dort Streifzüge unternahmen. Dieses Königreich kam, nachdem es 257 Jahre lang bestanden hatte, vollständig zu Fall. Es wurde von den Assyrern besetzt; seine Untertanen wurden weggeführt und in fremde Länder zerstreut.
Samarias Schwesterkönigreich Juda lernte nichts aus dem Fall Samarias, sondern verhielt sich ähnlich hochmütig gegenüber Jehova. So kam es, daß Gott noch seinen Propheten Jeremia sandte, um dem Volk die bis dahin ernsteste Warnung ausrichten zu lassen. In der Prophezeiung Jeremias wird Gottes Grimm gegenüber Juda mit „Wein“ verglichen, und dieser sollte als Urteilsvollstreckung Gottes „ausgeschenkt“ werden. Der Becher veranschaulichte das Werkzeug, das er bei der Vollstreckung seines Urteils gebrauchen würde. Nebukadnezar sollte „der Becher“ sein, den Jehova gebrauchen würde, um an Juda und Jerusalem und vielen weiteren Nationen seinen Grimm zum Ausdruck zu bringen. Später aber sollte Babylon, das sich gegenüber Jehova und seinem Volk so boshaft und hochmütig verhalten hatte, selbst von seinem Grimm „trinken“, und zwar aus einem anderen „Becher“ oder Werkzeug, einem anderen König. Welche Auswirkungen dieses „Trinken“ aus diesem „Becher“ haben würde, geht aus den Worten hervor, die Gott an Jeremia richtete:
DER PROPHETISCHE BECHER DES GRIMMES WIRD DEM KÖNIGREICH JUDA GEREICHT
„Und sprich zu ihnen: So spricht Jehova der Heerscharen, der Gott Israels: Trinket, und werdet berauscht und speiet, und fallet und stehet nicht wieder auf wegen des Schwertes, das ich unter euch sende. Und es soll geschehen, wenn sie sich weigern, den Becher aus deiner Hand zu nehmen, um zu trinken, so sollst du zu ihnen sagen: Also spricht Jehova der Heerscharen: Ihr s o l l t trinken. Denn siehe, bei der Stadt, welche nach meinem Namen genannt ist, beginne ich, Übles zu tun, und i h r [Nationen] solltet etwa ungestraft bleiben? Ihr werdet nicht ungestraft bleiben; denn ich rufe das Schwert über alle Bewohner der Erde, spricht Jehova der Heerscharen.“ — Jer. 25:27-29.
Jeremia mußte Jerusalem und das Land Juda samt seinen Fürsten auf symbolische Weise zuerst aus diesem Becher trinken lassen. Er mußte diese prophetische Botschaft des Grimmes Gottes ausrichten. Die Nationen waren angewidert von diesen Worten. Sie waren für sie gleich einem Vorgeschmack für den symbolischen Becher voll Weines. Das alles spielte sich insbesondere in den Tagen der Herrschaft Jojakims ab, des drittletzten Königs auf dem Throne Judas. Jehova sagte zu Jeremia: „Nimm dir eine Buchrolle und schreibe darauf alle die Worte, welche ich zu dir geredet habe über Israel und über Juda und über alle Nationen, von dem Tage an [von 647 v. Chr. an], da ich zu dir geredet habe, von den Tagen Josias an bis auf diesen Tag. Vielleicht wird das Haus Juda auf all das Böse hören, welches ich ihnen zu tun gedenke, damit sie umkehren, ein jeder von seinem bösen Wege, und ich ihre Missetat und ihre Sünde vergebe.“ — Jer. 36:1-3.
Jeremia diktierte die Botschaft Jehovas seinem Schreiber Baruk. Weil Jeremia im Augenblick nicht selbst dazu in der Lage war, wies er Baruk an, mit dieser schriftlich niedergelegten Botschaft in den Tempel Jerusalems zu gehen und sie dort allen am Fasttag Anwesenden laut vorzulesen. Dieser Fasttag wurde neun oder mehr Monate, nachdem Jeremia den Text der Schriftrolle zu diktieren begonnen hatte, ausgerufen. Als Baruk im oberen Tempelvorhof, am Eingang zum neuen Tor des Tempels, mutig die Prophezeiung vorlas, war unter den Zuhörern auch Mikaja, der Sohn des Fürsten Gemarja.
BUCHVERBRENNUNG
Mikaja erstattete Bericht, und Baruk wurde vor die Fürsten gerufen, damit er ihnen die Prophezeiung vorlese. Daraufhin nahmen sie die Schriftrolle an sich und wiesen Baruk und seinen Herrn, Jeremia, an, sich zu verstecken. Als König Jojakim von der prophetischen Schriftrolle hörte, ließ er sie herbeischaffen. Die Frage war nun: Würde der König aufmerken und die Prophezeiung ehren, oder würde er hochmütig dem jetzt nicht mehr nur gesprochenen, sondern schriftlich niedergelegten Wort Gottes zuwiderhandeln?
Alle Fürsten standen dabei, als Jehudi aus der Rolle vorlas. „Der König aber saß im Winterhause, im neunten Monat [November-Dezember], und der Kohlentopf war vor ihm angezündet. Und es geschah, so oft Jehudi drei oder vier Spalten vorgelesen hatte, zerschnitt sie der König mit dem Schreibermesser und warf sie in das Feuer, das im Kohlentopf war.“ Unter den Fürsten waren drei, die sich vor dem König dringend dafür einsetzten, die Rolle Jeremias nicht zu verbrennen. Aber er schenkte ihnen kein Gehör. Die ganze Rolle wurde verbrannt. Daß Jojakim tatsächlich so weit ging, daß er das geschriebene Wort Gottes verbrannte, war wirklich ein Gipfel seines Hochmuts gegenüber Jehova. Jojakim versuchte sogar, Jeremia und Baruk einzusperren; aber vergebens, denn „Jehova hatte sie verborgen“. — Jer. 36:4-26.
Hier wurde eine Lektion erteilt: Völker, die versuchen, Gottes Wort zu vernichten, indem sie Bibeln verbrennen, einstampfen lassen oder sie in ihren Herrschaftsgebieten zu einem verbotenen Buch stempeln, sollten erkennen, daß ihre Anstrengungen umsonst und vollkommen nutzlos sind und daß Jehovas Wort für immer bestehen bleibt und von boshaften Menschen nicht vernichtet werden kann. Jehova sagte zu Jeremia: „Nimm dir wieder eine andere Rolle und schreibe darauf alle die vorigen Worte, die auf der vorigen Rolle waren, welche Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat. Und über Jojakim, den König von Juda, sollst du sprechen: So spricht Jehova: Du hast diese Rolle verbrannt, indem du sprachst: ‚Warum hast du darauf geschrieben: Der König von Babel wird gewißlich kommen und dieses Land verderben und Menschen und Vieh daraus vertilgen?‘ Darum spricht Jehova also über Jojakim, den König von Juda: Er wird niemand haben, der auf dem Throne Davids sitze; und sein Leichnam wird hingeworfen sein der Hitze bei Tage und der Kälte bei Nacht. Und ich will an ihm und an seinem Samen und an seinen Knechten ihre Missetat heimsuchen, und will über sie und über die Bewohner von Jerusalem und über die Männer von Juda all das Unglück bringen, welches ich über sie geredet habe; aber sie haben nicht gehört.“
Jeremia gehorchte. Seinem Schreiber diktierte er „alle Worte des Buches, welches Jojakim, der König von Juda im Feuer verbrannt hatte“. „Und es wurden noch viele Worte gleichen Inhalts hinzugefügt.“ — Jer. 36:27-32; 45:1-5.
JUDA WIRD BABYLON TRIBUTPFLICHTIG
Das geschah gegen Ende des fünften Jahres der Herrschaft König Jojakims oder im Jahre 624 v. Chr., im zweiten Jahr Nebukadnezars. König Nebukadnezar von Babylon war damals noch nicht gegen Jerusalem heraufgezogen, was daraus hervorgeht, daß Jojakim die Prophezeiung Jeremias zurückwies, die einen Angriff Nebukadnezars ankündigte. (Jer. 36:9, 29) Das ist uns eine Hilfe, um zu erkennen, wann sich die Ereignisse abspielten, von denen in 2. Könige 24:1-6 die Rede ist: „In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel, herauf; und Jojakim wurde sein Knecht drei Jahre; dann wandte er sich und empörte sich gegen ihn. Und Jehova sandte wider ihn Scharen der Chaldäer und Scharen der Syrer und Scharen der Moabiter und Scharen der Kinder Ammon; er sandte sie wider Juda, um es zu vernichten, nach dem Worte Jehovas, das er durch seine Knechte, die Propheten, geredet hatte. Fürwahr, nach dem Befehle Jehovas geschah dieses wider Juda ... Und Jojakim legte sich zu seinen Vätern. Und Jojakin, sein Sohn, ward König an seiner Statt.“
Nicht im Jahre 628 v. Chr., dem ersten Regierungsjahr Jojakims, sondern im Jahre 620 v. Chr. geschah es, daß König Nebukadnezar Jojakim dienst- oder tributpflichtig machte. Im dritten Jahr dieses Vasallenstandes (im elften Jahr seiner Herrschaft, nicht im dritten) rebellierte Jojakim und hörte auf, an Babylon Tribut zu entrichten. Daraufhin zog Nebukadnezar ein zweites Mal herauf, um Jojakim zu bestrafen. Das geschah im Jahre 618 v. Chr. — Siehe Harper’s Bible Dictionary von M. S. und J. L. Miller, Seite 306, Ausgabe 1952 unter dem Stichwort „Jehojakim“.
Die Prophezeiung Gottes über Jojakim lautete: „Mit dem Begräbnis eines Esels wird er begraben werden; man wird ihn fortschleifen und ihn wegwerfen weit hinweg von den Toren Jerusalems.“ (Jer. 22:18, 19; 36:30) Nebukadnezar hatte die Absicht, Jojakim lebend als Gefangenen in Fesseln nach Babylon zu führen. Darüber lesen wir in 2. Chronika 36:6: „Wider ihn zog Nebukadnezar, der König von Babel, herauf; und er band ihn mit ehernen Fesseln, um ihn nach Babel zu führen [damit er ihn ... binde und ihn nach Babylon wegführe, NW].“ Jojakim aber wurde von Nebukadnezar nie gefangengenommen. Auch schloß er keinen Frieden mit ihm. Er starb innerhalb der Mauern Jerusalems — wie, geht aus der Bibel nicht hervor. Wegen der abscheulichen Taten, die Jojakim vollbracht hatte, wurde sein Leichnam vor die Mauern Jerusalems geworfen. — 2. Chron. 36:8.
GEFANGENSCHAFT BEDEUTENDER PERSÖNLICHKEITEN AUS JUDA
Sein Sohn Jojakin regierte nur drei Monate ,und zehn Tage, so kurz, daß diese Zeit im Worte Jehovas (Jer. 36:30) kaum ins Gewicht fällt. (2. Chron. 36:9, 10) „Und Nebukadnezar, der König von Babel, kam zu der Stadt, während seine Knechte sie belagerten. Und Jojakin, der König von Juda, ging zu dem König von Babel hinaus ... und der König von Babel nahm ihn gefangen im achten Jahre seiner Regierung.“ Das achte Jahr der Herrschaft Nebukadnezars lief — nach dem jüdischen Kalender — vom ersten Tag des Monats Nisan bis zum 29. Tag des zwölften Monats (Adar). Dieser letzte Tag entspricht dem 19. März 617 v. Chr. nach dem Gregorianischen Kalender.
Bei dieser Gefangennahme „blieb [nichts] übrig als nur das geringe Volk des Landes“. „Und er führte Jojakin hinweg nach Babel; und die Mutter des Königs und die Weiber des Königs und seine Kämmerer und die Mächtigen des Landes führte er als Gefangene von Jerusalem hinweg nach Babel ... Und der König von Babel machte Mattanja, Jojakins Oheim [Onkel], zum König an seiner Statt und verwandelte seinen Namen in Zedekia.“ — 2. Kö. 24:8-17.
Über diesen Vorgang schreibt der Prophet Daniel folgendes: „Im dritten Jahre der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es.“ (Dan. 1:1) Dieses „dritte Jahr“ seiner Regierung als Babylons Vasall wäre das elfte Jahr seiner Gesamtherrschaft gewesen, und es wäre am 29. Adar oder am 19. März 617 v. Chr. zu Ende gewesen. Sein Tod ließ ihn das Ende dieses elften Jahres nicht mehr erleben.a
Demnach begann die Gefangenschaft der Juden — wenigstens eines Teils von ihnen — oder ihr Exil in Babylon nicht im Jahre 625 v. Chr., dem Ende des dritten unabhängigen Regierungsjahres König Jojakims von Jerusalem. Ebenso begann die von Jeremia vorausgesagte 70-Jahr-Periode nicht in jenem Jahre 625 v. Chr. Gewiß war damals das Land Juda nicht wie ein Gefäß auf die Oberseite gekehrt und von allen seinen Einwohnern entleert worden, wie es in der Prophezeiung hieß. Selbst als acht Jahre später, im Jahre 617 v. Chr., der junge König Jojakin mit den führenden Männern Jerusalems in das Exil nach Babylon gebracht wurde, wurde nur ein kleiner Prozentsatz des Volkes mit ihm zusammen weggeführt. Die große Masse des Volkes blieb zurück. Jerusalem und die anderen Städte Judas blieben bevölkert, und das Land blieb keineswegs als unbewohnte Einöde zurück.b
Weil die Chronologen der Christenheit fälschlicherweise den Beginn der siebzigjährigen Verödung Jerusalems und des Landes Juda auf das eigentlich erst dritte Jahr des von Jerusalem aus regierenden Königs Jojakim festsetzten, bringen sie in ihre Zeittafeln eine Unstimmigkeit von mindestens neunzehn Jahren, wobei sie den Strom der Zeit gerade um diese Zahl von Jahren abkürzen. Sie versuchen damit, die biblischen Aufzeichnungen mit dem astronomischen Kanon von Claudius Ptolemäus, einem alexandrinischen oder ägyptischen Astronomen des zweiten Jahrhunderts n. Chr., dessen astronomisches System längst veraltet ist, in Einklang zu bringen. In diesem Punkt gehen wir mit solchen Chronologen nicht einig.
So ließ der Beginn der Verödung Jerusalems, von dieser Gefangennahme im Jahre 617 v. Chr. an gerechnet, noch bis zum elften Jahr Zedekias, des letzten Königs von Juda, der vor Nebukadnezar einen Unterwerfungseid schwören mußte, auf sich warten. — 2. Chron. 36:13; Hes. 17:12-14.
DER PROPHETISCHE BECHER DES GRIMMES WIRD BABYLON GEREICHT
Der hochmütige König Jojakim war eines schändlichen Todes gestorben. Der gehorsame Priester Jeremia aber blieb am Leben, um für Jehova zu prophezeien. Im vierten Jahre Zedekias oder im Jahre 614 v. Chr. schrieb Jeremia eine Prophezeiung, die bis in die Einzelheiten genau den bevorstehenden Sturz Babylons offenbarte. Das war im Widerspruch zu dem, was der falsche Prophet Hananja prophezeite, um den Eindruck, den die gegen Jerusalem gerichtete Prophezeiung Jeremias machte, zu verwischen. (Jer. 28:1-4) Im selben Jahr stattete König Zedekia zusammen mit seinem Quartiermeister Seraja aufgrund politischer Erwägungen Babylon einen Besuch ab. Persönlich überbrachte er Nebukadnezar den Tribut, den er ihm schuldete, was er ohne Zweifel tat, um sich das Vertrauen des Königs erneut zu sichern. Es scheint, daß damals ein gewisser Nabonid als Statthalter in Babylon eingesetzt war, mit dem König Nebukadnezar seine Lieblingstochter Nitokris zu verheiraten gedachte.c Jeremia nützte die Gelegenheit und übergab jenem Seraja die Schriftrolle mit der Prophezeiung über den Sturz Babylons, damit er sie in Babylon laut vorlese. Er berichtet uns:
„Und Jeremia schrieb in ein Buch all das Unglück, welches über Babel kommen sollte ... Und Jeremia sprach zu Seraja: Wenn du nach Babel kommst, so sieh zu und lies alle diese Worte und sprich: Jehova, d u hast gegen diesen Ort geredet, daß du ihn ausrotten werdest, so daß kein Bewohner mehr darin sei, weder Mensch noch Vieh, sondern daß er zu ewigen Wüsteneien werden solle. Und es soll geschehen, wenn du dieses Buch zu Ende gelesen hast, so binde einen Stein daran und wirf es mitten in den Euphrat und sprich: Also wird Babel versinken und nicht wieder emporkommen wegen des Unglücks, welches ich über dasselbe bringe; und sie werden erliegen.“ — Jer. 51:59-64.
Aus diesen Begebenheiten, die sich in alter Zeit zutrugen, als in dem Königreich Juda Könige aus der Linie Davids auf dem Thron Jehovas in Jerusalem saßen, lernen wir die Lektion: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:12) Jerusalem, die Stadt des großen Königs, die von Jehova Gott so reich gesegnet worden war, die sich seines Schutzes erfreute, und das viele Jahre über den Sturz ihres Schwesterkönigreiches Samaria hinaus, hatte den Gipfel an Hochmut und Stolz erreicht und hatte es sogar so weit kommen lassen, daß das geschriebene Wort Jehovas verbrannt wurde. Im Anschluß daran erlebte das ganze Volk einen so raschen Niedergang und kam so ernsthaft zu Fall, daß es sogar die Freiheit verlor und einem heidnischen König dienstbar wurde — den Sturz und die vollständige Verödung vor Augen. Wie sich das im einzelnen abspielte, werden wir in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift besprechen.
Regierungen, die die Bibel verbrennen lassen und Gottes Wort zu vernichten suchen oder versuchen, es durch Verbote von den Menschen fernzuhalten, und die solche, die eine Bibel besitzen, einsperren und solche, die an ihre Botschaft glauben und sie verkündigen, verfolgen, werden ernstlich zu Fall kommen und wegen ihres Stolzes und ihres Hochmuts gegenüber Jehova bald in die Vernichtung gestürzt werden, aus der sich zu erheben, ihnen nie gelingen wird.
[Fußnoten]
a In Übereinstimmung damit sagt Josephus in seinem Buch Jüdische Altertümer, Zehntes Buch, 6. Kapitel, auszugsweise: „Im vierten Jahre der Regierung Joakims [Jojakims] trat die Herrschaft über die Babylonier ein gewisser Nabuchodonosor [Nebukadnezar] an, der alsbald mit Heeresmacht gegen die Stadt Charchamesa [Karchemis] am Euphrat aufbrach in der Absicht, den Aegyptierkönig Nechao [Neko] zu bekriegen, der damals ganz Syrien in seiner Gewalt hatte ... Im vierten Jahre seiner Herrschaft aber, welches das achte von Joakims Regierungsjahren war, überzog Nabuchodonosor, der ein großes Heer hatte, auch die Juden mit Krieg und forderte von Joakim die Zahlung eines Tributs, widrigenfalls er die Feindseligkeiten beginnen würde. Durch diese Drohung geängstigt, erkaufte sich Joakim den Frieden mit Geld und zahlte den ihm auferlegten Tribut drei Jahre lang.
Als er aber im dritten Jahre hörte, die Aegyptier bereiteten den Krieg gegen den Babylonier vor, leistete er den Tribut nicht mehr. Doch hatte er sich in seiner Hoffnung getäuscht, denn die Aegyptier wagten es nicht, den Kriegszug zu unternehmen ...
Kurze Zeit darauf [rückte] der König der Babylonier [gegen Jojakim heran] ... Zum Könige der Stadt des Landes aber ernannte er dessen Sohn Joachim [Jojakin]. Alsdann führte er die Vornehmsten des Volkes, gegen dreitausend an der Zahl, mit sich in die Gefangenschaft nach Babylon. Unter diesen befand sich auch der Seher Jezekiel [Hesekiel], der damals noch ein Knabe war. So endete der König Joakim, nachdem er sechsunddreißig Jahre gelebt und elf Jahre regiert hatte. Sein Nachfolger Joachim ... regierte drei Monate und zehn Tage.“ — Übersetzt von Dr. Heinrich Clementz, 1899. Siehe auch Hesekiel 1:1-3.
b In Jeremia 52:28 lesen wir: „Dies ist das Volk, welches Nebukadrezar weggeführt hat: Im siebenten Jahre dreitausend dreiundzwanzig Juden.“ Dieses „siebente Jahr“ mag sich auf das siebente Jahr nach seinem Sieg über Pharao Neko bei Karchemis (625 v. Chr.) beziehen, denn nach diesem Sieg hatte Nebukadnezar ganz Palästina in seiner Gewalt. Über die nachfolgende Entwicklung berichtet 2. Könige 24:7: „Aber der König von Ägypten zog fortan nicht mehr aus seinem Lande; denn der König von Babel hatte von dem Flusse Ägyptens an bis zum Strome Phrat [Euphrat] alles genommen, was dem König von Ägypten gehört hatte.“
Demnach könnte die Herrschaft Nebukadnezars als König von Babylon von da an gerechnet werden, da er für Jerusalem und Juda eine besondere Bedrohung bedeutete, nämlich vom Jahre 624 v. Chr. an, dem Jahr nach seinem Sieg über Pharao Neko bei Karchemis. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet würde das in Jeremia 52:28 erwähnte „siebente Jahr“ die Zeit von 618 bis 617 v. Chr. umfassen. Dieses Jahr fiele auch in das elfte Jahr des Königs Jojakim von Jerusalem. Von dem Zeitpunkt an gerechnet, da Nebukadnezar tatsächlich seine Herrschaft in Babylon antrat, wäre das Jahr 618 bis 617 v. Chr. das „achte Jahr“ seiner Herrschaft. (2. Kö. 24:12) So geschah es tatsächlich im achten Jahre seiner Regierung in Babylon, daß er die obenerwähnten 3023 Juden — diese Zahl schließt offensichtlich die Frauen und Familien, die in die Tausende zählten, nicht ein — in das Exil führte. — 2. Kö. 24:14-16.
Parallel zu dem oben Gesagten wäre das „achtzehnte Jahr“ Nebukadnezars, das in Jeremia 52:29 erwähnt wird, das „achtzehnte Jahr“ seiner Herrschaft über Palästina, jedoch gemäß 2. Könige 25:8 das „neunzehnte Jahr“ seiner Gesamtherrschaft in Babylon.
c Siehe Nebuchadnezzar, ein Buch von G. R. Tabouis, besonders die Seiten 96 bis 99 des vierten Kapitels, betitelt „The Embassy of Zedekiah“.
[Bild auf Seite 760]
Jojakim verbrennt das geschriebene Wort Gottes