Ein ausschlaggebendes Datum in der Geschichte
JEHOVA GOTT hält seine Zeit genau ein. Er legt die Zeit für gewisse Ereignisse, durch die sein Vorhaben erfüllt werden soll, fest und sorgt dafür, daß diese Ereignisse dann genau zu dieser Zeit eintreten. Er hat über sein Vorhaben mit der Menschheit genaue Zeitangaben aufzeichnen lassen. Diese Aufzeichnungen helfen uns nicht nur, geschichtliche Daten, sondern auch die Zeit der Erfüllung gewisser göttlicher Prophezeiungen zu ermitteln. Sie helfen uns ferner, gewisse Prophezeiungen richtig zu verstehen, weil sie das Zeugnis, das wir aufgrund der Tatsachen, das heißt der sich vor unseren Augen abspielenden Ereignisse, haben, durch die Chronologie bestätigen.
Die Bibel enthält Zeitangaben über alle wichtigen Ereignisse, über die sie berichtet. Möchten wir wissen, wann sich diese Ereignisse gemäß unserer Zeitrechnung zutrugen, so müssen wir ein zuverlässiges, unfehlbares geschichtliches Datum finden, das wir mit einem biblischen Ereignis in Verbindung bringen können. Mit anderen Worten, wir müssen ein biblisches Ereignis herausfinden, das sich anhand unseres Kalenders nachweisen läßt. Haben wir diesen Zeitpunkt ermittelt, so können wir, davon ausgehend, anhand der biblischen Chronologie vorwärts oder rückwärts rechnen und auch die vielen anderen Daten ermitteln, auf die die Bibel hinweist.
Bei einer Betrachtung der in den Hebräischen Schriften aufgezeichneten Ereignisse stoßen wir auf ein Datum, das die Voraussetzungen für solch ein ausschlaggebendes Datum restlos erfüllt. Daten, die sich auf andere geschichtliche Ereignisse jener Zeit beziehen, sind sehr umstritten. Dieses Datum kann jedoch aufgrund zuverlässiger geschichtlicher Aufzeichnungen nachgewiesen werden. Es liefert uns einen Ausgangspunkt, von dem aus wir die in den Hebräischen Schriften erwähnten Ereignisse nach unserem Kalender zeitlich einordnen können. Mit diesem Zeitpunkt fällt auch die Erfüllung einiger Prophezeiungen zusammen. Es handelt sich dabei um das Jahr 537 v. u. Z., das Jahr, in dem Kores, der Perser, einen Erlaß herausgab, der den Juden gestattete, in ihre Heimat zurückzukehren. Der Bericht über dieses Ereignis ist in Esra 1:1-4 zu finden und lautet:
„Und im ersten Jahre Kores’, des Königs von Persien — damit das Wort Jehovas aus dem Munde Jeremias erfüllt würde — erweckte Jehova den Geist Kores’, des Königs von Persien; und er ließ einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich, und zwar auch schriftlich, indem er sprach: So spricht Kores, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat Jehova, der Gott des Himmels, mir gegeben; und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch aus seinem Volke ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus Jehovas, des Gottes Israels, (er ist Gott) in Jerusalem. Und jeder, der übrigbleibt an irgend einem Orte, wo er sich aufhält, den sollen die Leute seines Ortes unterstützen mit Silber und mit Gold und mit Habe und mit Vieh, nebst den freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem.“
DER BEGINN DER HERRSCHAFT DES KÖNIGS KORES
Die Bibel berichtet, daß 42 360 Juden zusammen mit 7337 Knechten und Mägden und 200 Sängern und Sängerinnen aus Babylon auszogen. (Esra 2:1-67) Kores konnte diesen Erlaß, der Jerusalem betraf, herausgeben, weil ihm, als er im Jahre 539 v. u. Z. Babylon eroberte, nicht nur die Landschaft Babylonien, sondern auch alle ausländischen Besitzungen Babylons in die Hände fielen, zu denen auch Syrien, Palästina und der Teil Assyriens gehörte, den er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingenommen hatte. Er betraf jedoch nicht die Juden, die nach Ägypten geflohen waren, denn Ägypten wurde dem Persischen Reich erst nach Kores’ Tod, in den Tagen seines Sohnes und Nachfolgers Kambyses, einverleibt. Weltliche Geschichtsschreiber geben das Jahr 539 v. u. Z. als das Jahr an, in dem die Meder und Perser Babylon, die dritte Weltmacht, stürzten, wodurch das Persische Reich zur vierten Weltmacht wurde. Aus Daniel 5:30, 31 geht hervor, daß Darius, der Meder, nach dem Sturz Babylons zuerst in Babylon regierte. Daniel, der sich in Babylon befand, spricht vom „ersten Jahre Darius’, des Sohnes Ahasveros’, aus dem Samen der Meder, welcher über das Reich der Chaldäer König geworden war“. (Dan. 9:1; 11:1; 6:1, 6, 9, 25, 28) Der Befreiungserlaß wurde nicht in diesem Jahr herausgegeben, denn damals las Daniel erst, daß die Befreiung am Ende der siebzig Jahre kommen sollte. (Dan. 9:1-18) Wir müssen somit Darius, dem Meder, mindestens ein Jahr, möglicherweise sogar noch einen Teil eines zweiten Jahres einräumen. Folglich kann das erste Jahr des Königs Kores, des Persers, erst im Jahre 538 v. u. Z. begonnen und muß bis in das Jahr 537 v. u. Z. hineingedauert haben.a
Die Juden verließen nach dem Erlaß des Kores Babylon so schnell wie möglich, denn sie hatten sich aufgrund ihrer Kenntnisse der Prophezeiungen Jehovas, die Jeremia und Jesaja niedergeschrieben hatten, schon darauf vorbereitet. Dennoch erforderte es einige Zeit, bis die 49 897 Personen für die gut vier Monate dauernde Reise in das Land Juda zurück bereit waren. Sie trafen dort kurz vor Beginn des siebten Monats, des Monats Tischri, ein. (Esra 2:70; 3:1) Demnach muß der Erlaß des Kores gegen Ende des Winters oder zu Beginn des Frühjahrs 537 v. u. Z. verkündet worden sein.b Dieses Datum ist für Erforscher der Bibel sehr wichtig, denn es hilft ihnen, den Beginn der Verödung des Landes Juda und den Beginn der „Zeiten der Heiden“ oder der „bestimmten Zeiten der Nationen“ zu ermitteln. — Luk. 21:24, Me; NW.c
Daß mit dem Erlaß des Kores die siebzig Jahre der Verödung enden sollten, geht aus 2. Chronika 36:20-23 deutlich hervor. Es heißt dort:
„Und die vom Schwerte Übriggebliebenen führte er [Nebukadnezar] nach Babel hinweg; ... damit erfüllt würde das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbathe genossen hätte. Alle die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebenzig Jahre voll waren. Und im ersten Jahre Kores’, des Königs von Persien — damit das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias erfüllt würde — erweckte Jehova den Geist Kores’, des Königs von Persien; und er ließ einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich, und zwar auch schriftlich ...“
Der schriftliche Erlaß des Kores wurde bei den persischen Amtsurkunden aufbewahrt. In Esra 6:1-5 wird berichtet, daß man unter dem Perser Darius I., der Kambyses, dem Sohn des Kores, auf den Thron gefolgt war, in Achmetha (Ekbatana, Fußnote), der ehemaligen Hauptstadt Mediens und der nordöstlich von Babylon gelegenen Sommerresidenz des Königs Kores, unter den Urkunden nachsuchte und die Rolle fand, in der der Erlaß niedergeschrieben war.
WANN DIE SIEBZIGJÄHRIGE VERÖDUNG ENDETE
Endete die siebzigjährige Verödung Jerusalems und des Landes Juda mit dem Erlaß des Kores? Nein. Warum nicht? Die gefangenen Juden mußten aufgrund des Erlasses erst aus Babylon ausziehen, in ihre Heimat zurückkehren und sich dort wieder niederlassen. Erst dadurch endete die Verödung. Aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel wegen hohen Alters, konnten manche Juden nicht zurückkehren. Viele waren jedoch in dem überaus materialistischen Babylon heimisch geworden und zogen das bequeme Leben dort den Strapazen einer beschwerlichen Reise durch ein gefährliches Gebiet in ein völlig verödetes Land vor. Ein Überrest treuer Juden brannte jedoch darauf, dem Befehl Jehovas nachzukommen. Diese Juden sehnten sich danach, Jehova an dem Ort anzubeten, auf den er seinen Namen gelegt hatte. Sie wollten aus dem unreinen Babylon hinausgehen und in reinem Zustand die heiligen Gefäße, die in Verbindung mit der Anbetung gebraucht wurden, an den Ort zurückbringen, an dem Jehovas heiliger Tempel gestanden hatte. — Jes. 52:11; Jer. 50:8; 51:6.
Kores ernannte Sesbazar zum Statthalter über die zurückkehrenden Juden und betraute ihn mit der Überführung der heiligen Geräte. In Esra 3:2, 8 wird Sesbazar Serubbabel genannt, der Sohn Schealtiels, eines Nachkommen des Königs David. (Matth. 1:6-13) Der jüdische Hohepriester Jeschua (oder Josua), der Sohn Jozadaks, zog mit dem Statthalter Serubbabel an den Ort zurück, an dem Jerusalem gestanden hatte.
Als die Juden wieder nach Juda kamen, war niemand im Land, der sie daran gehindert hätte, sich dort niederzulassen, denn Gott hatte durch seine Macht das Land in unbewohntem Zustand bewahrt, damit es die Sabbatjahre vollständiger Ruhe genieße, die es verdient hatte. Niemand war da, der es bebaut hätte. Jedes Jahr, da es verödet dalag, entsprach einem Sabbatjahr gemäß dem durch Moses übermittelten Gesetz Jehovas. (3. Mose 25:1-12) Wieso war das eine genaue Erfüllung der Prophezeiung über die siebzig Jahre? Weil das Land Juda ebenfalls im siebten Monat des Jahres der Zerstörung Jerusalems vollständig verödet wurde, nämlich als die armen Juden, die Nebukadnezar nicht weggeführt hatte, nach Ägypten hinab flohen. Sie flohen im siebten Monat und nahmen auch den Propheten Jeremia mit. (2. Kö. 25:22-26; Jer. 41:1 bis 43:8) In jenem Monat begannen übrigens die Sabbat- und Jubeljahre, „im siebenten Monat, am Zehnten des Monats, ... an dem Versöhnungstage“. (3. Mose 25:9, 10) Die Worte nach Esra 3:1: „Als der siebente Monat [Tischri] herankam, und die Kinder Israel in den Städten waren“, bestätigen offiziell die genaue Erfüllung dieser Prophezeiung.
WANN DIE SIEBZIGJÄHRIGE VERÖDUNG JERUSALEMS BEGANN
Erforscher der Bibel sind an der Zeit der Verödung Judas und Jerusalems interessiert. Nachdem wir dieses ausschlaggebende Datum ermittelt haben, ist es leicht, vom siebten Monat des Jahres 537 siebzig Jahre, das heißt die Zeit, in der Jerusalem und Juda verödet waren, zurückzugehen. Wir kommen dann auf den siebten Monat des Jahres 607 v. u. Z. In diesem Jahr begann der Monat Tischri am 22./23. September, an dem Tag, da das Neumondfest gefeiert wurde. In jenem Monat des Jahres 607 v. u. Z. begannen die „sieben Zeiten“, die „Zeiten der Nationen“ oder die „bestimmten Zeiten der Nationen“. (Dan. 4:16, 23, 25, 32; Luk. 21:24, Me; NW) Das war zwei Monate nachdem Jerusalem zerstört und sein Tempel geplündert, niedergerissen und verbrannt worden war und die beiden höchsten Priester getötet worden waren. — 2. Kö. 25:5-21.
Wenn wir uns an die genauen Zeitangaben halten, die Jehova Gott in seinem Wort aufzeichnen ließ, stellen wir fest, daß die Verödung Judas 607 v. u. Z. begann und 537 v. u. Z. endete. Wir begehen dann nicht den gleichen Fehler wie die Zeitforscher der Christenheit, die die Prophezeiungen über die siebzigjährige Verödung außer acht lassen und 587 v. u. Z. als das Jahr der Zerstörung Jerusalems angeben. Dadurch beschränken sie die Verödung Jerusalems und des Landes Juda auf nur fünfzig Jahre. Statt sich auf das unfehlbare Wort Gottes zu verlassen, stützen sie sich auf die unzuverlässigen Berechnungen heidnischer Geschichtsschreiber. — 2. Chron. 36:19-23.
Elf Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und vor der Verödung des Landes Juda sah Jeremia in einer Vision den zurückkehrenden Überrest als einen Korb „guter Feigen“. Die begeisterten Heimkehrer glichen diesen Feigen, weil sie zurückkehrten, um die reine Anbetung Jehovas an dem Ort wiederherzustellen, auf den Jehova seinen Namen gelegt hatte. In Jeremia 24:1-7 heißt es: „Ich werde ... sie in dieses Land zurückbringen; und ich werde sie bauen und nicht abbrechen, und sie pflanzen und nicht ausreißen. Und ich will ihnen ein Herz geben, mich zu erkennen, daß ich Jehova bin; und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein; denn sie werden mit ihrem ganzen Herzen zu mir umkehren.“
DIE WAHRE ANBETUNG WIEDER EINGEFÜHRT
Wie gemäß Jesaja 44:28 zweihundert Jahre früher vorhergesagt wurde, führte Kores die Schafe Jehovas in ihre Hürde, in das Land Juda, zurück. Jehova hatte in Verbindung damit auch die Grundlegung des Tempels vorhergesagt. Im siebten Monat, unmittelbar nach ihrer Ankunft, war es noch zu früh für die Gründung des Tempels, doch mit der Wiederaufnahme der Anbetung Jehovas brauchten sie nicht zu warten. Sie waren von erbitterten feindlichen Nationen umgeben. Deshalb machten sie sich zuerst daran, einen annehmbaren Altar zu bauen. Wir lesen:
„Und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes Israels, um Brandopfer darauf zu opfern, wie geschrieben steht in dem Gesetz Moses, des Mannes Gottes. Und sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn ein Schrecken war auf ihnen vor den Völkern der Länder; und sie opferten auf ihm Brandopfer dem Jehova, die Morgen- und Abend-Brandopfer. Und sie feierten das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben ist; und sie opferten Brandopfer Tag für Tag, nach der Zahl, nach der Vorschrift, das Tägliche an seinem Tage; und danach das beständige Brandopfer und diejenigen der Neumonde und aller geheiligten Feste Jehovas, und die Brandopfer eines jeden, der Jehova eine freiwillige Gabe brachte.“ — Esra 3:2-5.
In Esra 3:6 wird gesagt: „Am ersten Tage des siebenten Monats fingen sie an, Jehova Brandopfer zu opfern; aber der Grund des Tempels Jehovas war noch nicht gelegt.“ Das war gemäß dem Gregorianischen Kalender am 28./29. September 537 v. u. Z.d Am ersten Tag jenes Monats feierten sie somit den Neumond des siebten Monats jenes Jahres. (4. Mose 10:10; 28:11; 1. Sam. 20:5, 18, 24) Am fünfzehnten Tag jenes Monats begannen sie in Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes das siebentägige Laubhüttenfest oder das Fest der Einsammlung zu feiern. (3. Mose 23:33-43; 2. Mose 23:16; 34:22) Diese „heiligen Versammlungen“ waren für den treuen Überrest der Juden und für ihre Gefährten, die Nethinim, die mit ihnen zurückgekehrt waren und die in Verbindung mit dem Altar dienten, indem sie für Holz und Wasser sorgten, sehr freudige Anlässe. — Esra 2:70.
DIE GRUNDLEGUNG DES TEMPELS
Nun mußten sich Jehovas prophetische Worte über den Tempel: „Er werde gegründet!“, erfüllen, und sie erfüllten sich auch, denn wir lesen:
„Und im zweiten Jahre [536 v. u. Z.] ihres Kommens zum Hause Gottes in Jerusalem, im zweiten Monat [Siwan oder Ijar, dem Monat, in dem König Salomo mit dem Bau des ersten Tempels begonnen hatte], begannen Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und ihre übrigen Brüder, die Priester und die Leviten, und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren, und sie bestellten die Leviten von zwanzig Jahren an und darüber, um Aufsicht zu führen über das Werk des Hauses Jehovas ... Und als die Bauleute den Grund zum Tempel Jehovas legten, ließ man die Priester in ihrer Kleidung hintreten, mit Trompeten, und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit Zimbeln, um Jehova zu loben nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel ... Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, welche das erste [von Salomo erbaute] Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Hause gelegt wurde; viele aber erhoben ihre Stimme mit freudigem Jauchzen ... und der Schall wurde gehört bis in die Ferne.“ — Esra 3:8-13.
Dieses Werk konnte jedoch nicht ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden. Nur reine, Gott hingegebene Hände durften am Wiederaufbau des Hauses Jehovas mitwirken. Die Bewohner der umliegenden Länder durften sich nicht daran beteiligen. Sie begannen daher die Bauarbeiten zu stören. Sie setzten alles daran, den „Plan [der Juden] zu vereiteln, alle die Tage Kores’, des Königs von Persien“. (Esra 4:1-5) Schließlich erwirkten sie eine Verordnung des Königs von Persien, die von den Juden verlangte, daß sie die Bauarbeiten einstellten. „Damals hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf, und sie unterblieb bis zum zweiten Jahre der Regierung des Königs Darius von Persien.“ (Esra 4:6-24) Bei diesem Darius handelt es sich natürlich nicht um Darius, den Meder, sondern um den Perserkönig Darius I., der seine Herrschaft im Jahre 522 v. u. Z. antrat.
In den beiden nächsten Wachtturm-Ausgaben wird gezeigt werden, daß die Feinde Gottes den Wiederaufbau des Tempels und der Stadt Jerusalem, für den Jehova die Zeit ebenfalls genau festgelegt hatte, nicht vereiteln konnten. Die vorangegangenen Ausführungen beweisen jedoch zur Genüge, daß das Jahr 537 v. u. Z. ein sehr wichtiges Jahr war. Es war für Jehova und für den treuen Überrest der Juden, die aus Babylon zurückkehrten, damals wichtig. Es ist für Erforscher der Bibel auch heute wichtig, denn aufgrund dieses Jahres können sie ermitteln, wie lange der Mensch schon auf der Erde ist, wann die Flut der Tage Noahs war, wann der abrahamische Bund geschlossen wurde, wann der Auszug aus Ägypten war, wann die Israeliten vierzig Jahre in der Wüste umherwanderten und wann sich noch verschiedene andere wichtige biblische Ereignisse zutrugen. Es ist für einen jeden von uns wichtig, denn es bestätigt das Zeugnis, das uns die heutigen sichtbaren Ereignisse liefern, die zeigen, daß die „sieben Zeiten“ oder die „bestimmten Zeiten der Nationen“ im Jahre 1914 endeten und damals das Königreich Gottes unter Christus im Himmel aufgerichtet wurde.
[Fußnoten]
a In der Jewish Encyclopedia (Band 4, Seite 404) heißt es: „Kores paßte sich stets den Traditionen der Herrscher an, die er stürzte, und zusammen mit seinem Sohn Kambyses huldigte er den einheimischen Gottheiten. Am ersten Tag des Jahres 538, dem 1. Nisan (20. März), ergriff er nach babylonischem Brauch die Hände der goldenen Bel-Marduk-Statue und wurde damit zum Monarchen geweiht. Mit dieser Zeremonie beginnt das erste Jahr seiner Herrschaft als ‚König von Babylon, König aller Länder‘.“ Kores ließ sich als König von Babylon und rechtmäßiger Nachfolger des abgesetzten Königs Nabonid ausrufen. Als er das tat, mußte er das Babylonische Reich nicht erneut erobern. Die ausländischen Besitzungen Babylons — Syrien, Phönizien, Palästina und die Wüstengrenzländer — wurden allesamt Kores tributpflichtig. — Siehe The Westminster Historical Atlas to the Bible (1956), Seite 75, Absatz 3.
b Wenn wir uns eher an Keilschriftdokumente als an die Bibel halten, müssen wir den Standpunkt vertreten, daß Darius, der Meder, und Kores, der Perser, eine Zeitlang gemeinschaftlich regierten. Damit übereinstimmend beginnt das Jahr der Thronbesteigung (ein unvollständiges Mondjahr) des Kores als König von Babylon am 23. Oktober 539 v. u. Z., an dem Tag, da er (bei Tag) die Stadt betrat, nachdem sie von seinen Truppen eingenommen worden war. Demnach begann sein erstes Regierungsjahr (ein vollständiges Mondjahr) am 1. Nisan 538 v. u. Z. oder — nach dem Gregorianischen Kalender — am 17./18. März 538 v. u. Z.
Das Keilschriftdokument „Strassmaier Cyrus [Kores] Nr. 11“ erwähnt das erste Regierungsjahr des Kores. Aus diesem Keilschrifttäfelchen ist errechnet worden, daß dieses Jahr am 17./18. März 538 v. u. Z. begann und — nach dem Gregorianischen Kalender — am 4./5. März 537 v. u. Z. endete. Das zweite Regierungsjahr des Kores begann demnach am darauffolgenden Tag, dem 5./6. März 537 v. u. Z. In diesem Fall muß der Erlaß des Kores vor dem letztgenannten Datum herausgegeben worden sein, das heißt gegen Ende des Jahres 538 oder früh im Jahre 537 v. u. Z. Siehe Seiten 14 und 29 des Werkes Babylonian Chronology 626 B.C. — A.D. 75, Ausgabe 1956, von Parker und Dubberstein.
c Weitere Einzelheiten über die Richtigkeit der Angabe des Jahres 537 v. u. Z. und über die Verödung des Landes Juda und die „Zeiten der Heiden“ findet der Leser in den Büchern „Babylon die Große ist gefallen!“ Gottes Königreich herrscht! und „Dein Wille geschehe auf Erden“, herausgegeben von der Watch Tower Bible & Tract Society of Pennsylvania.
d Nach dem Julianischen Kalender am 4./5. Oktober 537 v. u. Z. Siehe Babylonian Chronology 626 B.C. — A.D. 75 (Ausgabe 1956, Seite 29) von Parker und Dubberstein.