Fragen von Lesern
● Was ist mit dem in 1. Korinther 15:26 erwähnten „letzten Feind“, der zunichte gemacht wird, gemeint, der Tod oder Satan, der nach der Tausendjahrherrschaft Christi in den „Feuersee“ geworfen wird? — G. S.
Nach 1. Korinther 15:25, 26 schrieb der Apostel Paulus: „Er [Christus] muß als König herrschen, bis Gott alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod zunichte gemacht.“ Von welchem Tod spricht der Apostel hier aber?
Vor allem gilt es zu beachten, daß mit diesem Feind nicht der „zweite Tod“ gemeint sein kann, der in der Offenbarung wiederholt erwähnt wird. (2:11; 20:6, 14; 21:8) Warum nicht? Weil wir nirgends etwas davon lesen, daß er zunichte gemacht wird. Da er ewige Vernichtung oder ewige Strafe bedeutet, kann er nicht zunichte gemacht werden. Es wird ihn aus zwei Gründen immer geben. Zum einen wird er nie zunichte gemacht werden, weil er die Toten, die in ihm sind, nie herausgeben wird, und zum anderen wird es ihn in alle Ewigkeit geben, weil, sollte sich irgendwann wieder einmal jemand gegen Jehova auflehnen (was jedoch kaum anzunehmen ist), ein solches Geschöpf in den „Feuersee“, den „zweiten Tod“, geworfen wird. Der „zweite Tod“ wird demnach in alle Ewigkeit niemanden, der in ihm ist, freigeben noch denen gegenüber, die es verdienen, ihm übergeben zu werden, machtlos werden.
Übrigens kann vom „zweiten Tod“ auch nicht gesagt werden, er sei ein Feind der ganzen Menschheit. Er wird vielmehr der Freund der Menschheit werden, weil er dafür sorgen wird, daß alle, die es nicht verdienen zu leben und die andere unglücklich machen, von der Erde verschwinden. Da er Gottes Mittel zur Beseitigung der Bösen ist, sind in ihm keine Unschuldigen, sondern nur jene, die die Vernichtung verdient haben.
Der auf die Sünde Adams zurückgehende Tod ist jedoch ein Feind des ganzen Menschengeschlechts. (Röm. 5:12) Die Knaben im Alter von zwei Jahren und darunter, die in Bethlehem und dessen ganzem Gebiet damals von den Soldaten des Herodes umgebracht wurden, kamen daher an den Ort, den Jehova als das „Land des Feindes“ bezeichnete, in das „Land“ des adamischen Todes. (Jer. 31:15-17; Matth. 2:16-18) Ja, der Tod, der auf Adam zurückzuführen ist, war und ist heute noch der größte Feind der Menschheit. Er fordert von den Menschen, selbst von den gerechten oder edlen, heute noch seinen Tribut und hat der Menschheit unsäglich viel Leid und Kummer bereitet. Welche Freude zu wissen, daß er zunichte gemacht sein wird, wenn sich die Worte erfüllt haben werden: „Tod und Hades wurden in den Feuersee geschleudert. Dies bedeutet den zweiten Tod: der Feuersee“! — Offb. 20:14.
Das Zunichtemachen des adamischen Todes geht allmählich, man könnte sagen schrittweise, vor sich. In der nach Harmagedon herrschenden neuen Ordnung werden die Menschen nicht mehr wegen der Sünde Adams sterben. Alle, die dann noch sterben, sind unverbesserliche Sünder. Verglichen mit dem ewigen Leben, das ihnen zuteil würde, wenn sie treu blieben, sterben sie als Jünglinge, obwohl sie vielleicht hundert Jahre alt sind. (Jes. 65:20) Auch wird, wenn die Auferstehung im Gange ist, mit der Zeit niemand mehr wegen der adamischen Sünde und dem adamischen Tod im Scheol oder Hades sein. Der auf Adam zurückgehende Tod wird jedoch erst dann völlig zunichte gemacht sein, wenn die Menschen von jedem Überbleibsel der adamischen Sünde frei und vollkommen sein werden. Wie aus 1. Korinther 15:24-26 hervorgeht, wird das der Fall sein, nachdem Christus alle feindlichen „Regierungen ... und alle Gewalt und Macht zunichte gemacht hat“ (siehe auch Bruns), aber noch vor dem Ende seiner Tausendjahrherrschaft, noch bevor „er seinem Gott und Vater das Königreich übergibt“.
Gemäß Offenbarung 20:7-10 wird Satan, der Teufel, jedoch nach der Tausendjahrherrschaft Christi aus dem Abgrund losgelassen und wird die Menschen auf der Erde, die dann alle vollkommen sein werden, irrezuführen suchen. Dann werden alle, die dem Einfluß Satans nachgeben, vernichtet, indem sie mit ihm in den Feuersee oder den „zweiten Tod“ geschleudert werden. Diese Darstellung der Geschehnisse scheint den Worten des Apostels Paulus zu widersprechen. War er im Irrtum? Ist nun der Tod oder ist der Satan der letzte Feind, der zunichte gemacht wird?
Der inspirierte Apostel Paulus irrte sich nicht. Er wies nach 1. Korinther 15:24-26 darauf hin, daß der adamische Tod zunichte gemacht werde, nachdem alle feindlichen Regierungen und alle Gewalt und Macht zunichte gemacht worden seien. Das stimmt. Wenn der Tod zunichte gemacht sein wird, werden alle feindlichen Regierungen, Gewalten oder Mächte verschwunden sein. Er wird der letzte dieser Feinde sein. Der Apostel besprach an dieser Stelle jedoch nicht, was nach der Tausendjahrherrschaft Christi geschehen wird. Er erwähnte nicht, daß Satan dann aus seinem Gefängnis losgelassen wird. Er betrachtete die Dinge so, wie sie sein werden, wenn der Tod zunichte gemacht sein wird. Er besprach die Ereignisse, die sich innerhalb der Tausendjahrherrschaft abspielen werden, nicht die, die eintreten werden, wenn Christus am Ende dieser Zeit das Königreich seinem Vater übergibt. (Offb. 20:5, 7) Vom richtigen Gesichtspunkt aus betrachtet, widersprechen also die Worte des Apostels Paulus den Worten des Apostels Johannes in der Offenbarung nicht.
● Was bedeuten die Worte in Prediger 10:11? Dieser Text lautet: „Wenn die Schlange beißt, ehe die Beschwörung da ist, so hat der Beschwörer [der Meister der Zunge, Buber] keinen Nutzen.“
Wenn die Schlange den Schlangenbeschwörer beißt, bevor er sie beschwören kann, nützt es ihm nichts, ein Schlangenbeschwörer zu sein. Weiß er, wie man eine Schlange beschwört, und tut es nicht, wird er bestimmt gebissen, und dann nützt es ihm nichts, ein Meister der Zunge zum Beschwören von Schlangen zu sein. So ist es auch mit uns: Wenn wir uns durch den rechten Gebrauch der Zunge schützen könnten, die Zunge aber nicht zu diesem Zweck gebrauchen und dann gebissen oder geschädigt werden, ist es für uns kein Nutzen oder Gewinn, die Fähigkeit zu haben, die Zunge zum eigenen Schutz gebrauchen zu können. Besitzen wir Kenntnisse und eine bestimmte Fähigkeit, schützen uns diese nur vor Schaden oder Verlust, wenn wir sie ohne Zögern anwenden. Es ist zu spät, sie anzuwenden, wenn der Schaden bereits angerichtet ist. Vergleiche Prediger 10:8.
● Nachdem Jehova die Erstgeburt Ägyptens geschlagen hatte, erlaubte Pharao den Israeliten endlich, aus Ägypten wegzuziehen, indem er sagte: „Gehet hin und segnet mich auch!“ (2. Mose 12:32) Was meinte Pharao mit diesen Worten?
Pharao meinte genau das, was die Worte sagen — er wollte gesegnet werden. Er wollte nicht, daß die Israeliten und ihr Anführer Moses, nachdem er ihnen erlaubt hatte, mit ihrem Kleinvieh und ihren Rindern aus Ägypten wegzuziehen, ihn bei ihrem Weggang verfluchten und ihm Böses wünschten. Er hatte genug mitgemacht. Endlich hatte er die Forderung des Gottes der Israeliten erfüllt. Da die Israeliten ihr Kleinvieh und ihre Rinder mitnehmen wollten, um Gott zu opfern, wünschte Pharao, als er diese Tiere freigab, daß die Israeliten, wenn sie Jehova, ihrem Gott, opferten, diesen bitten sollten, Pharao und sein Volk von allen Folgen der furchtbaren Plagen, die er ihnen gesandt hatte, zu heilen.
Ob Moses und Aaron und die Israeliten diese Bitte erfüllten und für ihn zu Jehova beteten, ist eine andere Frage. Die Äußerung dieser Bitte durch Pharao bedeutet noch lange nicht, daß sie ihm gewährt wurde. Er erwies sich tatsächlich als unwürdig, von Moses und den Israeliten gesegnet zu werden, denn er wandelte sein Herz gegen sie. Das geht daraus hervor, daß er, als ihm berichtet wurde, die Israeliten seien offenbar am Roten Meer wie in einer Falle gefangen, seine ganze Armee aufbot und ihnen nachjagte, um sie zu vernichten oder wieder in die Sklaverei zurückzuführen. Pharao verdiente keinen Segen. — 2. Mose 14:5-9.
● Wurde durch die Anfertigung der zwölf kupfernen Stiere, die das kupferne Meer im Vorhof des Tempels zu Jerusalem trugen, wie 2. Chronika 4:4 berichtet, nicht das zweite Gebot verletzt, das die Anfertigung von Bildnissen verbot?
Viele Personen verstehen offenbar das zweite Gebot falsch, denn es verbot nicht die Anfertigung jeglicher Bildnisse oder Nachbildungen, sondern nur die Anfertigung von Bildnissen als Gegenstände der Anbetung, wie der ganze Wortlaut dieses Gebotes zeigt: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel, und was unten auf der Erde, und was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott [ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert, NW].“ Zu denen, die dieses Gebot mißverstehen, gehören auch die Moslems, die aus Furcht, dieses Gebot zu verletzen, in ihrer Kunst nur geometrische Ornamente verwenden. — 2. Mose 20:4, 5.
Daß Jehova den Israeliten nicht die Anfertigung jeglicher Statuen oder Bildnisse verbot, zeigen Gebote, die er ihnen später gab. So gebot er Moses, für die Bundeslade zwei Cherubim anzufertigen und in die Teppiche für die Stiftshütte Cherubbilder hineinzuweben. Später gebot er Moses, eine kupferne Schlange zu machen, die alle Israeliten, die von Schlangen gebissen worden waren, anschauen mußten, wollten sie geheilt werden. In Verbindung mit dem Tempel gebot Jehova, außer den bereits erwähnten großen Stieren, auch zwei große Cherubim für das Allerheiligste zu machen. Diese Dinge durften jedoch nicht angebetet werden; und als die kupferne Schlange ein Gegenstand der Anbetung wurde, ließ sie der treue König Hiskia zertrümmern. — 2. Mose 25:18-22; 26:1; 4. Mose 21:8, 9; 2. Kö. 18:4.
Die Stiere, die das gegossene Meer trugen, dienten einem praktischen Zweck und waren im Hinblick auf die gewaltige Größe des „Meeres“ sehr passend gewählt.a Oben betrug der Durchmesser des Meeres über neun Meter, und in halber Höhe mußte es ziemlich stark ausgebuchtet gewesen sein, denn es soll ein Fassungsvermögen von rund 1100 Hektoliter Wasser gehabt haben. In der Bibel wird der Stier als Sinnbild der Kraft gebraucht, denn wir lesen die Worte „durch des Stieres Kraft“, und er war von allen Haustieren der Israeliten bestimmt am stärksten. In ihren Visionen über Jehovas Thron und dessen Umgebung sahen Hesekiel und Johannes daher passenderweise lebendige Geschöpfe, die Stieren glichen. (Hes. 1:6, 7, 10; Offb. 4:7) Der Stier wird als Sinnbild der Kraft Jehovas betrachtet. Da in der Bibel Wasser gewöhnlich ein Sinnbild des Wortes der Wahrheit ist (Eph. 5:26), dürfen wir dieses große „gegossene Meer“ aus Kupfer und die kupfernen Stierbilder, auf denen es ruhte, als Symbol der unbegrenzten Macht betrachten, die Jehova besitzt, um sein gutes Wort auszuführen. Darüber besteht kein Zweifel: „Also wird mein Wort sein, das aus meinem Munde hervorgeht; es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe.“ — Jes. 55:11.
Daß in Verbindung mit dem gegossenen Meer des salomonischen Tempels Stierbilder gebraucht wurden, betrachten wir somit nicht als eine Verletzung des Gesetzes Jehovas, das die Anfertigung von Bildnissen zur Anbetung verbot, sondern eher als eine äußerst passende und praktische architektonische Lösung.
● Wie sollte man sich Jehova vorstellen oder woran sollte man denken, wenn man zu Jehova betet?
Die Visionen, die Daniel, Hesekiel und der Apostel Johannes erhielten, vermitteln uns durch Sinnbilder einen Begriff von der erhabenen Pracht Jehovas. (Dan. 7:9, 10; Hes. 1:26-28; Offb. 4:1-3) Doch dürfen wir nicht vergessen, daß die Israeliten an dem Tag, an dem Jehova am Berg Horeb mit ihnen redete, keinerlei Gestalt sahen. Das hatte seinen Grund darin, daß es Jehova nicht gefiel, ihnen zu gestatten, irgendein Bild von ihm zu machen, „ein geschnitztes Bild ..., das Gleichnis irgend eines Bildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild irgend eines Tieres, das auf Erden ist“. — 5. Mose 4:15-19.
Für uns Christen gibt es in bezug auf die Gestalt Jehovas nichts, was wir uns vorstellen könnten, doch mögen wir beim Beten an die in der Bibel enthaltenen Visionen denken. Wir dürfen nicht vergessen, daß es in der Schrift heißt: „Gott ist ein GEIST.“ (Joh. 4:24) Wenn wir beten, sollten wir nicht versuchen, uns Jehovas Gestalt vorzustellen, sondern wir sollten an Jehovas Herrlichkeit und an seine großartigen Eigenschaften denken. Ein Studium der Bibel hat uns gezeigt, daß Jehova in alter Zeit große Machttaten in Verbindung mit seinem Volk vollbracht hat und daß er gerechte und liebevolle Vorkehrungen für die Zukunft getroffen hat. Wenn wir als gläubige Menschen zu Jehova beten, bedürfen wir daher keiner Bilder oder Abbilder. „Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen.“ (2. Kor. 5:7) Wir sollten, wenn wir an Jehova denken, in ihm unseren himmlischen Vater sehen, der liebevoll und gnädig ist, der Verständnis für unsere Unzulänglichkeiten hat und der uns hört, wenn wir in Übereinstimmung mit seinem Willen, in der rechten Weise und für die rechten Dinge im Namen Jesu Christi zu ihm beten. — Joh. 14:6, 14; 1. Joh. 5:15.
[Fußnote]
a Im herodianischen Tempel ruhte das Meer auf den Gestalten von zwölf Löwen, was die Bibel jedoch nicht rechtfertigte.