2. Kapitel
Warum ihre höchsten Hoffnungen enttäuscht wurden
1. Wovon leben wir alle, doch welche enttäuschende Sachlage könnte diesbezüglich entstehen?
WIR alle leben vom Ertrag des Landes. Wir sind alle von dem abhängig, was dem Erdboden entsprießt. Angenommen, wir wären alle Gärtner oder Landwirte. Was nun, wenn du eine Menge Samen säen und davon viel zurückerwarten, aber nur sehr wenig ernten würdest? Du hast deine Weinstöcke beschnitten und sie gepflegt, sammelst aber wenig Früchte ein. Du hast deinen Flachs gepflanzt und ihn gut gepflegt, bringst aber nur wenig ein, woraus du Leinen zur Bekleidung machen könntest. Deinen Olivenbäumen hast du die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, aber es gibt nur wenig Oliven für die Presse, aus denen du Öl machen kannst. Du bist zu deinem Vorratshaus gekommen und hast zwanzig Maß Getreide holen wollen, doch siehe, es finden sich tatsächlich nur zehn Maß vor! Du kommst zu deiner Kelterkufe, nachdem du alle vorhandenen Trauben ausgepreßt hast — zum Unterhalt oder zum Verkauf brauchtest du fünfzig Maß —, und siehe da, alles, was du wegholen kannst, sind zwanzig Maß! Angenommen, dies wäre Jahr um Jahr so gewesen, was würdest du dann denken?
2. Was für andere schlechte landwirtschaftliche Verhältnisse und was für soziale Zustände könnten sich ergeben, und wo sollten wir die Schuld suchen?
2 Oh, vielleicht gäbest du den fortwährend trockenen Jahreszeiten die Schuld — der Dürre. In der regenlosen Zeit fiel nicht einmal so viel Tau, daß alles befeuchtet und so das gerettet wurde, was aus dem Boden wuchs. Die Erde wurde versengt. Außerdem wurde das Getreide durch Mehltau verbrannt. Nicht nur das, es gab Hagel, der die Früchte von den Bäumen schlug und die Vegetation zur Erde schmetterte. Und dann, wenn du versuchtest, eine Arbeit in Verbindung mit der Landwirtschaft zu erhalten und etwas Extrageld zu verdienen, um dein Auskommen zu finden, gab es keine Arbeitsplätze, und das, was für Dienstleistungen bezahlt wurde, war sehr gering. Überdies waren die sozialen Verhältnisse sehr gestört, und es gab keinen Frieden für den, der auszog, und den, der hereinkam. Ja, es schien vernünftig zu sein, die Dinge von einem natürlichen, materialistischen Standpunkt aus zu betrachten und die Schuld dem Wetter und dem Mangel an Sicherheit zuzuschreiben. Dem Wetter, jawohl! Doch was steckt hinter dem Wetter? Wer ist für das Wetter verantwortlich? Könnte der eigentliche Grund der Fehlernten hier liegen? Wenn ja, weshalb?
3. Besteht der soeben dargelegte Fall bloß in der Einbildung, und wieso können wir heute aus der fernen Vergangenheit eine Lehre ziehen?
3 Anscheinend stellen wir uns hier nur einen unglücklichen Fall für eine ländliche Gemeinde vor. In Wirklichkeit aber haben wir die Einzelheiten eines tatsächlichen historischen Falles dargelegt. Er wurde im heiligen Geschichtsbericht ausdrücklich aufgezeichnet, damit er als nützliche, praktische Lehre diene für uns heute, die wir in einen weit schlimmeren Zustand der Dinge hineingeraten sind, als es in der Veranschaulichung der Fall war. (Haggai 1:6, 9-11; 2:15-17; Sacharja 8:9, 10, 13) Was wir, die wir in diesen „vorgeschrittenen Zeiten“ leben, daraus lernen können, ist nicht veraltet, nur weil sich der historische Fall vor etwa zweitausendfünfhundert Jahren zutrug. Grundsätze, das heißt Regeln des Verfahrens, mit Bezug auf die Angelegenheiten der Nationen und hinsichtlich Ursache und Wirkung verändern sich nicht.
4. Wer bleibt am Dasein, obwohl die Menschen von damals längst dahingeschieden sind, und was also zu lernen und anzuwenden, sollten wir uns bemühen?
4 Mehr als das, obwohl sich die Menschen von damals schon lange nicht mehr auf der Weltbühne befinden, ist doch der unsterbliche Theokrat, der Schöpfer, der hinter dem Wetter steht, immer noch da, und es muß mit ihm als dem Wiederhersteller des Paradieses für die Menschheit gerechnet werden. Er verändert sich nicht in der Art und Weise, wie er mit seinen Menschengeschöpfen verfährt. Wir können es uns nicht leisten, ihn außer acht zu lassen, ohne daß wir selbst mit unangenehmen Folgen zu rechnen haben. Laßt uns daher weise sein und in einer belehrbaren Geistesverfassung diesen geschichtlichen Fall, der sich tatsächlich zugetragen hat, untersuchen und selbst eine segensreiche Lehre daraus ziehen.
ZURÜCK ZUM JAHRE 520/519 VOR UNSERER ZEITRECHNUNG
5. Wann und von wem war das alte Babylon gestürzt worden, und wie kam es, daß Jerusalem wieder bewohnt wurde?
5 Die Zeit unseres historischen Rahmens ist das sechste Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Mehr als achtzig Jahre liegt die Zerstörung der international bekannten Stadt Jerusalem durch die mächtigen Heere Babylons in der Vergangenheit. Als wohlverdiente Vergeltung wurde Babylon selbst gedemütigt, indem es sich vor einem Eroberer, vor Cyrus, beugen mußte und aufhörte, die dritte Weltmacht der biblischen Geschichte zu sein. Das war in dem welterschütternden Jahr 539 v. u. Z. Das Perserreich ist nun die dominierende Weltmacht, die vierte in der Reihenfolge gemäß der biblischen Geschichte. Indes beginnt Griechenland, sich stark zu behaupten, und droht zur fälligen Zeit in die Vormachtstellung der Welt aufzurücken. Jahre zuvor war sogar vorausgesagt worden, daß es die nächstfolgende Weltmacht werde. (Daniel, 7., 8., 11. Kapitel; Sacharja 9:13) Die Stadt Jerusalem wurde niemals eine Weltmacht, doch erwies sie sich als die Stadt, in der die wichtigsten Ereignisse der ganzen Menschheitsgeschichte eintraten. Sie begann wieder aufgebaut und von den Verbannten, die der persische Eroberer, Cyrus der Große, im Jahre 537 v. u. Z. aus der Babylonischen Gefangenschaft freigelassen hatte, wieder bewohnt zu werden. — Esra 1:1 bis 3:2.
6. Wieso wurden die aus Babylon zurückgekehrten Verbannten in ihren höchsten Hoffnungen enttäuscht, und wann wurde entschieden, daß davon nun genug sei, und von wem?
6 So wurde denn die heilige Stadt Jerusalem wiederhergestellt, und die Provinz Juda wurde zu einem der vielen Gerichtsbezirke des sich ausdehnenden Perserreiches gemacht. Ein Vorfahr Jesu Christi, nämlich Serubbabel, der Sohn Schealtiels, war der Statthalter der Provinz, und Josua, der Sohn Jehozadaks, der Sohn des Seraja, war der Hohepriester der nationalen Religion. Kurz nachdem sich die zurückgekehrten Verbannten im Lande niedergelassen und versucht hatten, den eigentlichen Zweck ihrer Rückkehr zu erfüllen, gerieten sie mit ihren heidnischen Nachbarn an ihren Grenzen in Schwierigkeiten. Ihr Hauptprojekt kam zum Stillstand und wurde schließlich von der zentralen persischen Regierung verboten. Die Wohlfahrt der Provinz Juda nahm ein Ende. Die Bewohner Judas und Jerusalems wurden in ihren höchsten Hoffnungen, mit denen sie Babylon verlassen hatten, enttäuscht. So vergingen etwa siebzehn Jahre. Dann beschloß der Hauptbeteiligte an dieser Sachlage, auf der ein Fluch zu lasten schien, daß davon genug sei. Dieser Eine war der große Theokrat, der unsichtbare Gottherrscher der Bewohner Judas und Jerusalems.
7, 8. In welchem Jahr erfolgte dieser theokratische Eingriff, und durch die Erweckung welches Wortführers Jehovas war er gekennzeichnet?
7 Das Jahr des theokratischen Eingriffs in die Angelegenheiten Judas und Jerusalems wird genau angegeben. Es ist das Jahr, in dem der große Theokrat seinen sichtbaren, menschlichen Wortführer, den Propheten namens Haggai, erweckte. Er war einer der Verbannten, die aus Babylon zurückgekehrt waren, wenn nicht schon im Jahre 537 v. u. Z., so dann in einem späteren Jahr. Sein Name bedeutet „festlich“ oder „Fest...“, oder wenn das Schluß-i seines Namens eine Abkürzung für „Jah“ ist, so bedeutet sein Name „Fest [Chag] Jahs“, wobei dieses „Jah“ die Abkürzung für Jehova ist. Gemäß der Tradition wird angenommen, daß er um diese Zeit ein alter Mann war. Zum Zwecke historischer Genauigkeit datiert er seine Prophezeiungen. Sein Buch der Prophezeiungen trägt seinen Namen, Haggai, und ist das drittletzte Buch der zwölf Kleinen Propheten oder das drittletzte Buch der inspirierten Hebräischen Schriften gemäß der Reihenfolge, wie sie in allen gutbekannten deutschen Bibeln aufgeführt werden. Im Anfangsvers seines datierten Buches schreibt er:
8 „Im zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats, erging das Wort Jehovas durch Haggai, den Propheten, an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an Josua, den Sohn Jehozadaks, den Hohenpriester, und besagte ...“ — Haggai 1:1.
9. (a) Wie unterscheiden wir diesen Darius, den König von Persien, und ‘Darius, den Meder’, voneinander? (b) Wann also begann Haggai zu prophezeien?
9 Dieser König Darius ist ein anderer als „Darius ..., der Meder“, der mit König Cyrus, dem Perser, beim Umsturz Babylons im Jahre 539 v. u. Z. verbunden war und damals zweiundsechzig Jahre zählte. (Daniel 5:30, 31; 6:1-28) Nach Darius, dem Meder, wurde der Thron des gestürzten Babylon von König Cyrus, dem Perser, allein eingenommen. Ihm folgte sein Sohn Kambyses, und nach ihm nahm ein berühmter Usurpator, der Magier Gaumata, den Thron des Perserreiches ein. Er wurde von Darius, dem Perser, gestürzt, der somit der persische Darius I. wurde. Es wird ihm allgemein der Zuname Hystaspes gegeben. Da das Regierungsjahr der Perserkönige im Frühjahr begann, würde das zweite Jahr dieses Perserkönigs Darius bis ins folgende Frühjahr hinein dauern und würde somit dem Jahre 520/519 v. u. Z. entsprechen, gemäß der Art und Weise unserer Datierung. Der sechste Monat jenes Jahres würde vom Frühling 520 v. u. Z. an gerechnet werden und wäre der von Haggai erwähnte Mondmonat, der als Elul bekannt war. (Nehemia 6:15) Dieser Mondmonat entspräche unserem August/September. Da der Tag, an dem das Wort Jehovas an den Propheten Haggai erging, der erste Tag jenes Mondmonats war, war es der Tag des Neumondes.
10. Warum konnte Haggai an jenem Tag des 1. Elul 520 v. u. Z. mit seiner Botschaft eine größere Menge Juden erreichen als sonst?
10 Nach dem theokratischen Gesetz, wie es durch den Propheten Moses gegeben worden war, war jener Tag des Neumondes ein Tag, an dem man die heiligen Trompeten über Schlachtopfern blies, die Jehova Gott an jenem Tag dargebracht wurden. (4. Mose 10:10) Ferner wurden Jehova besondere Feueropfer dargebracht. (4. Mose 28:11-15) Auch entstand der Brauch, an jenem Tag an dem Ort, wo Jehovas Altar stand, religiöse Besuche zu machen. (2. Könige 4:23) Dadurch mögen viele gottergebene Personen veranlaßt worden sein, nach Jerusalem zu gehen. Folglich hätte der Prophet Haggai an jenem Tag des 1. Elul 520 v. u. Z. das „Wort Jehovas“ an eine größere Volksmenge als gewöhnlich gerichtet. Haggai war zweifellos an jenem Tag in Jerusalem, denn sein prophetisches Wort erging an den Statthalter Serubbabel und den Hohenpriester Josua, die in Jerusalem amteten. Haggais Botschaft betraf die ganze Nation und verdiente es, gehört zu werden.
DAS NATIONALE HAUS DER ANBETUNG EINBEZOGEN
11. Wodurch wurde das durch Haggai gesprochene Wort Jehovas eingeleitet?
11 Was besagte nun das Wort, das durch den Propheten Haggai erging? In Haggai 1:2 wird es uns gesagt: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ,Was dieses Volk betrifft, sie haben gesagt: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit des Hauses Jehovas, daß es gebaut werde.“ ‘ “ Das Volk, zu dem Haggai sprach, mußte diese Tatsache zugeben.
12. Mit welcher Bezeichnung nahm Gott auf sich selbst Bezug, und welchen Wert hätte dies für jene Juden haben sollen?
12 Wer aber unterrichtete „Jehova der Heerscharen“ über das, was „dieses Volk“ gesagt hätte? Nun, Jehova der Heerscharen selbst hatte es durch sein wunderbares Hörvermögen im Himmel gehört. Es war auffallend, wie er auf sich selbst Bezug nahm, nämlich durch die Bezeichnung „Jehova der Heerscharen“ (in Hebräisch: Jeho·wah Zeba·oth). In den inspirierten Hebräischen Schriften, von 1. Mose bis Maleachi, kommt diese Bezeichnung „Jehova der Heerscharen“ 281mal vor, und der Prophet Samuel benutzte sie schriftlich als erster. (1. Samuel 1:3) Selbst die inspirierten christlichen Schreiber Paulus und Jakobus gebrauchten diesen Ausdruck. (Römer 9:29; Jakobus 5:4) War diese Erinnerung an Jehova als Oberbefehlshaber der himmlischen Heere für die damaligen Bewohner Jerusalems und der Provinz Juda ein Trost?
13. Warum hätte dies den Juden unter den zu jener Zeit herrschenden Umständen eine Ermunterung sein sollen?
13 Dies hätte es sein sollen. Um jene Zeit besaßen sie kein stehendes Heer, wie es die stark bewaffneten Nationen der Welt heute haben. Als sie das babylonische Land des Exils verließen, um in ihre Heimat zurückzukehren, hatten sie kein Heer, das sie zu ihrem Schutz gegen Wegelagerer begleitet hätte. Auch im Jahre 468 v. u. Z. lehnte es Esra, der Schriftgelehrte und Priester, ab, beim Perserkönig Artaxerxes um eine Streitmacht und Berittene zu bitten, die ihn nach Jerusalem begleiten sollten. — Esra 8:22, 23.
14. Welche zum Ausdruck gebrachte persönliche Ansicht jener unbewaffneten Juden erregte Jehova so sehr, und was war anstößig daran?
14 Was war es denn, was die Glieder dieses unbewaffneten ‘Volkes’, die Bewohner von Jerusalem und von Juda, gesagt hatten, was Jehova der Heerscharen so sehr erregte? Es war ihre persönliche Ansicht: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit des Hauses Jehovas, daß es gebaut werde.“ Ein solches „Haus“ wäre ein Bau für die Anbetung Jehovas der Heerscharen in Jerusalem, wo der Hohepriester Josua, der Sohn Jehozadaks, zusammen mit all den anderen Priestern der ehemaligen Familie Aarons amten konnte. Es wäre ein Tempel. Ein solches Haus der Anbetung oder ein Tempel würde Jehova der Heerscharen richtigerweise interessieren. „Dieses Volk“ von Jerusalem und Juda bestand aus Anbetern Jehovas. Warum sagten sie denn: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit des Hauses Jehovas, daß es gebaut werde.“? Was war anstößig daran? Zumindest zeigte es einen Mangel an Interesse an der Anbetung ihres Gottes in vollstem Sinne. Auch verriet es Mangel an Glauben an den unbesiegbaren „Jehova der Heerscharen“. Demzufolge verfehlte „dieses Volk“ den Hauptzweck, zu dem es wieder in Jerusalem und Juda war. Was war dieser Zweck?
PFLICHTVERGESSENHEIT GEGENÜBER DEM HAUS DER GÖTTLICHEN ANBETUNG
15. (a) Wann wurden die jüdischen Weggeführten aus Babylon freigelassen, und wie? (b) Was war der eigentliche Zweck der Entlassung in ihre Heimat?
15 Siebzehn Jahre zuvor, im Frühjahr 537 v. u. Z., waren die nunmehrigen Bewohner Jerusalems und Judas aus dem Exil in Babylon freigelassen worden. Es war in Wirklichkeit Jehova der Heerscharen, der sie zurückgekauft und erlöst hatte, damit sie über den ,Weg der Heiligkeit‘ kämen und nach Zion zurückkehrten, wie Jerusalem auch genannt wurde. (Jesaja 35:8-10) Geschah der Rückkauf ‘dieses Volkes’ nur, um diesen Verbannten einen Ort zu geben, wo sie fern vom götzendienerischen Babylon, vorzugsweise im geliebten Land ihrer Vorväter, leben könnten? Oder was war wirklich der Hauptzweck der Rückkehr in dieses Land, das ohne Mensch oder Haustier von der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. an siebzig Jahre öde gelegen hatte? (2. Chronika 36:17-21) Dies wird in dem Erlaß des Reichsherrschers deutlich gesagt, der im Jahre 537 v. u. Z. von Cyrus dem Großen, dem persischen Eroberer des am Euphrat gelegenen Babylon, ausgegeben worden war. (2. Chronika 36:22, 23) Dieser Erlaß wurde von dem Schriftgelehrten und Priester Esra in folgenden Worten eingehend dargelegt:
„Und im ersten Jahr des Cyrus, des Königs von Persien, erweckte Jehova den Geist des Cyrus, des Königs von Persien, damit sich das aus dem Munde Jeremias ergangene Wort Jehovas erfülle, so daß er einen Ruf durch sein ganzes Reich ergehen ließ und auch schriftlich, der besagte: ,Dies ist, was Cyrus, der König von Persien, gesagt hat: „Alle Königreiche der Erde hat Jehova, der Gott der Himmel, mir gegeben, und er selbst hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch von seinem ganzen Volke ist: sein Gott möge sich als mit ihm seiend erweisen. So ziehe er hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus Jehovas, des Gottes Israels — er ist der wahre Gott —, das in Jerusalem war, wieder auf. Was irgendeinen betrifft, der übriggeblieben ist von allen Orten, wo er als Fremdling weilt, so mögen die Männer seines Ortes ihm mit Silber und mit Gold und mit Habe und mit Haustieren sowie mit der freiwilligen Gabe für das Haus des wahren Gottes, das in Jerusalem war, beistehen.“ ‘ ...
Auch brachte König Cyrus selbst die Geräte des Hauses Jehovas heraus, die Nebukadnezar aus Jerusalem gebracht und dann in das Haus seines Gottes getan hatte. Und Cyrus, der König von Persien, ging daran, sie unter der Leitung Mithredaths, des Schatzmeisters, herauszubringen und sie Scheschbazzar, dem Vorsteher Judas, darzuzählen. ... Alle Geräte aus Gold und aus Silber waren an Zahl fünftausendvierhundert. Alles brachte Scheschbazzar herauf, als die ins Exil Weggeführten aus Babylon nach Jerusalem hinaufgeführt wurden.“ — Esra 1:1-11.
16. (a) Wer war ‘Scheschbazzar, der Vorsteher Judas’? (b) Durch welche historische Tatsache wird gezeigt, daß die zurückgeführten Verbannten erkannten, welches die eigentliche Mission der Rückkehr in ihr Heimatland war?
16 Dieser ‘Scheschbazzar, der Vorsteher Judas’, ist offenbar derselbe wie Serubbabel, der Sohn Schealtiels, der Statthalter von Juda. (Esra 2:1, 2; 5:1, 2, 14-16; Haggai 1:1, 14; 2:2, 21) Serubbabel, der Statthalter von Juda, und die übrigen Zurückgekehrten von den ins Exil Weggeführten erkannten, daß die Hauptmission der Rückkehr in ihr Heimatland der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem zu Jehovas Anbetung war. Dies geht aus einer historischen Tatsache hervor: Am Ende der siebzigjährigen Verödung Jerusalems und Judas bauten diese zurückgekauften Verbannten Jehova einen Altar an der Stelle des früheren Tempelaltars und legten später die Grundlage zum Bau eines neuen Tempels. Wir lesen darüber:
„Als der siebente Monat [Tischri] herankam, waren die Söhne Israels in ihren Städten. Und das Volk begann sich wie e i n Mann nach Jerusalem zu versammeln. Und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich dann auf und bauten den Altar des Gottes Israels, um Brandschlachtopfer darauf zu opfern gemäß dem, was in dem Gesetz Mose, des Mannes des wahren Gottes, geschrieben ist. So richteten sie den Altar fest auf seinem eigenen Platz auf, denn Schrecken kam über sie wegen der Völker des Landes [der Länder, EB], und sie begannen, Jehova darauf Brandschlachtopfer zu opfern, die Brandschlachtopfer des Morgens und des Abends. Dann hielten sie das Laubhüttenfest [15. bis 22. Tischri] gemäß dem, was geschrieben steht, in Verbindung mit den Brandschlachtopfern Tag für Tag nach der Zahl gemäß der Vorschrift dessen, was sich für jeden Tag gebührte. ... Vom ersten Tag des siebenten Monats [Tischri] an begannen sie, Jehova Brandschlachtopfer zu opfern, als die Grundlage des Tempels Jehovas selbst noch nicht gelegt worden war. ...
Und im zweiten Jahr [536 v. u. Z.] nach ihrem Kommen zum Hause des wahren Gottes nach Jerusalem, im zweiten Monat [Ziw oder Ijjar; April/Mai], fingen Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und die übrigen ihrer Brüder, die Priester und die Leviten, und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren, an; und sie setzten jetzt die Leviten in ihre Stellungen ein, vom Zwanzigjährigen aufwärts, damit sie die Aufsicht führten über das Werk des Hauses Jehovas. ... Als die Bauleute die Grundlage des Tempels Jehovas legten, da standen die Priester im Amtsgewand auf mit den Trompeten und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit den Zimbeln, um Jehova nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel, zu preisen. Und im Wechselgesang begannen sie Jehova zu preisen und ihm Dank zu sagen, ,denn er ist gut, denn seine liebende Güte gegenüber Israel währt auf unabsehbare Zeit‘. Was alles Volk betrifft, so jauchzten sie laut auf, indem sie Jehova wegen der Grundlegung des Hauses Jehovas priesen.
Und viele von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Vaterhäuser, die alten Männer, die das frühere Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als die Grundlage dieses Hauses vor ihren Augen gelegt wurde, während viele andere die Stimme erhoben, indem sie vor Freude jauchzten. Deswegen unterschied das Volk nicht den Schall des frohen Jauchzens von dem Schall des Weinens des Volkes, denn das Volk jauchzte laut auf, und der Schall selbst wurde sogar bis in weite Ferne gehört.“ — Esra 3:1-13.
17, 18. Wann und warum hörte die Bautätigkeit am Tempel auf?
17 Zu jener Zeit sagten die in die Heimat zurückgebrachten Israeliten nicht: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit des Hauses Jehovas, daß es gebaut werde.“ (Haggai 1:2) Bald aber stießen diese „Söhne des Exils“ auf Widerstand von außerhalb. Dies geschah, weil die religiös gereinigten Israeliten nicht zuließen, daß diejenigen, die sich nach außen hin als Anbeter Jehovas ausgaben, beim Bau des Tempels für den Gott Israels mitmachten. So wurden diese abgewiesenen, grollenden Nachbarn zu Widersachern und griffen während der ganzen übrigen Zeit der Regierung des Königs Cyrus beständig störend in die Tempelbautätigkeit ein, ja auch während der Regierungszeit der nachfolgenden Könige des Perserreiches bis hinab in die Regierungszeit des Perserkönigs Darius Hystaspes. Vor der Regierungszeit dieses Persers, Darius I., gelang es jenen palästinischen Widersachern, den Reichsherrscher zu veranlassen, die Bautätigkeit am Tempel Jehovas durch die Anklage zu verbieten, die in die Heimat zurückgebrachten „Söhne des Exils“ seien Aufrührer. — Esra 4:1-22.
18 Die Bibel nennt den persischen Herrscher, der das Verbot erließ, Artaxerxes und sagt: „Nachdem nun die Abschrift des offiziellen Schriftstücks von Artaxerxes, dem König, vor Rechum und Schimschai, dem Schreiber, und ihren Amtsgenossen gelesen worden war, gingen sie eilends nach Jerusalem zu den Juden und geboten ihnen mit Waffengewalt Einhalt. Damals war es, daß die Arbeit am Hause Gottes, das in Jerusalem war, eingestellt wurde; und sie blieb eingestellt bis zum zweiten Jahr der Regierung des Darius, des Königs von Persien.“ — Esra 4:23, 24.
19. (a) Ungefähr wie viele Jahre blieb die Arbeit am Tempel eingestellt? (b) Warum brachte das Verbot die Tempelbauleute in große Verlegenheit, doch wer drang schließlich darauf, daß der Rechtsfall in der rechten Richtung vorangetrieben wurde?
19 Das zweite Jahr der Regierung des Königs Darius I. war das Jahr 520/519 v. u. Z., und dies bedeutete, daß die Bauarbeit am neuen Tempel Jehovas in Jerusalem etwa sechzehn Jahre eingestellt blieb, nämlich von der Zeit an, da die Grundlage dieses Tempels von dem Statthalter Serubbabel und dem Hohenpriester Josua (oder Jeschua; in der griechischen Septuaginta: Jesus) gelegt worden war. Dieses den Juden in Jerusalem und Juda vom persischen Reichsherrscher Artaxerxes auferlegte Verbot muß sie ganz verwirrt und in große Verlegenheit gebracht haben. Sie mögen sich gefragt haben, wieso das Verbot dieses späteren Herrschers den Erlaß des Königs Cyrus des Großen aus dem Jahre 537 v. u. Z., der als ein Teil des ‘Gesetzes der Meder und der Perser nicht aufgehoben’ würde, widerrufen konnte. (Daniel 6:8, 12) Sie dachten nicht daran, den Fall durch die rechtmäßigen Gerichte des Perserreiches überprüfen zu lassen. Sie hätten ihn sogar vor den Obersten Gerichtshof, das Gericht letzter Instanz, nämlich vor den Reichsherrscher selbst, bringen können. Dadurch, daß ein neuer Herrscher auf den Plan trat, ein Nachfolger des Artaxerxes, wäre das möglich gewesen. Doch wer trieb den Fall nun weiter voran? Niemand anders als „Jehova der Heerscharen“ selbst.
20. Zufolge welcher früheren, von Jesaja ausgesprochenen Prophezeiung war Jehova nicht gewillt, den Erlaß des Königs Cyrus, den Tempel zu bauen, aufheben zu lassen?
20 Zweihundert Jahre zuvor hatte Jehova, der große Theokrat, durch seinen Propheten Jesaja von sich als dem Einen gesprochen, „der von Cyrus spricht: ,Er ist mein Hirt, und alles, woran ich Gefallen habe, wird er vollführen‘; auch indem ich von Jerusalem spreche: ,Es wird wieder erbaut werden‘ und vom Tempel: ,Deine Grundlage wird dir gelegt werden.‘ Dies ist, was Jehova zu seinem Gesalbten gesprochen hat, zu Cyrus, dessen Rechte ich ergriffen habe, um vor ihm Nationen zu unterwerfen.“ (Jesaja 44:28 bis 45:1) Somit war es nicht der Wille Jehovas der Heerscharen, daß der Erlaß des Cyrus, das Haus Jehovas in Jerusalem betreffend, aufgehoben werden sollte. Jehova ist nicht ein Gott, der die Grundlage eines Gebäudes legen läßt, um dann festzustellen, daß er unfähig ist, den Bau zu vollenden, so daß alle Zuschauenden anfangen würden, „ihn zu verspotten und zu sagen: ,Dieser [Gott] ... fing an zu bauen, vermochte es aber nicht zu Ende zu bringen.‘ “ (Lukas 14:29, 30) Nein, Jehova vollendet, was er beginnt; sein Wort kehrt nie unerfüllt, „ergebnislos“, zu ihm zurück. — Jesaja 55:11.
DIE VOLKSTÜMLICHE MEINUNG UND DAS VERBOT DES REICHSHERRSCHERS HERAUSGEFORDERT
21. Wie und in welchem Jahr begann Jehova die lange geäußerte falsche Auffassung der Juden über den Tempelbau zu berichtigen?
21 Nun war also für Jehova der Heerscharen die Zeit gekommen, die lange geäußerte falsche Auffassung der Juden in Jerusalem und Juda, wonach die Zeit für den Wiederaufbau des Hauses Jehovas noch nicht gekommen sei, zu berichtigen. Was tat er nun? Er erweckte Propheten, die sich nicht davor fürchteten, etwas zu äußern, was im Gegensatz zur volkstümlichen Meinung stand. In Esra 5:1 wird uns gesagt, wer diese Propheten waren: „Und Haggai, der Prophet, und Sacharja, der Enkel Iddos, der Prophet, prophezeiten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels, der über ihnen war.“ Die einleitenden Verse der aufgezeichneten Prophezeiungen Haggais und Sacharjas geben uns das Jahr an, in dem sie zu prophezeien anfingen, nämlich „im zweiten Jahr des Königs Darius“ von Persien. Haggai aber fing vor Sacharja zu prophezeien an, denn das Wort Jehovas erging durch ihn am ersten Tag des Mondmonats Elul, dem Tag des Neumondes, zu der Zeit also, da viele Pilger von außerhalb, aus den Städten Judas, in Jerusalem anwesend sein mochten.
22. Wovon mußte Haggai anfänglich das Volk in Kenntnis setzen, und was mußte diesem als eine Herausforderung der allgemeinen Ansicht gezeigt werden?
22 Vor allem unterrichtete der Prophet Haggai das Volk dort in Jerusalem davon, daß Jehova der Heerscharen wisse, was sie über die Zeit des Bauens seines Hauses der Anbetung sagten, zu dessen Bau sie der persische Reichsherrscher, Cyrus der Große, ermächtigt hatte. Gott hatte nun mit den Juden, die in dieser Geistesverfassung waren, lange genug Geduld gehabt. Jetzt, da die Situation am schlimmsten zu sein schien, da der andauernde Widerstand seitens heidnischer religiöser Widersacher durch ein Verbot des Reichsherrschers verstärkt worden war, ja jetzt war es an der Zeit, die volkstümliche Meinung dieses zurückgekauften Volkes in Frage zu stellen. Es mußte den Gliedern dieses Volkes gezeigt werden, wessen sie schuldig waren und warum es ihnen so schlecht erging.
23. Wie zeigte die vorgebrachte Herausforderung einen Zusammenhang zwischen dem damaligen Zustand des Hauses Jehovas und den wirtschaftlichen Verhältnissen des Volkes?
23 Nun kommt die Herausforderung! „Und das Wort Jehovas erging weiterhin durch Haggai, den Propheten, und besagte: ,Ist es für euch selbst die Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt? Und dies nun hat Jehova der Heerscharen gesprochen: „Richtet euer Herz auf eure Wege. Ihr habt viel Samen gesät, aber wenig wird eingebracht. Es wird gegessen, aber es ist nicht zum Sattwerden. Es wird getrunken, aber nicht bis zu dem Punkt, berauscht zu werden. Es werden Kleider angezogen, aber keinem wird es warm, und wer sich verdingt, verdingt sich für einen Beutel, der Löcher hat [und der sich was verdient — verdient für einen gelöcherten Beutel, Zunz].“ ‘ “ — Haggai 1:3-6.
24. Welcher unausgeglichene Zustand der Dinge bestand zwischen ihren Privathäusern und dem Hause Jehovas, und welche Fragen ergaben sich daraus?
24 Es gab einen höchst wichtigen Grund, weshalb es ihnen materiell so schlecht erging. Die in die Heimat zurückgebrachten Juden sagten, es sei für sie nicht die Zeit, den Tempel Jehovas zu bauen, und so lag „dieses Haus“ der göttlichen Anbetung „wüst“, weil im Jahre 536 v. u. Z. nur eine Grundlage gelegt worden war, ohne daß ein Aufbau darauf erfolgte. Gleichzeitig lebten sie selbst in ihren gutgedeckten Häusern, deren Wände mit vorzüglichen Holzarten schön getäfelt waren. Was für ein deutlicher Gegensatz bestand doch zwischen ihren Privathäusern mit deren Bequemlichkeiten für das Fleisch und dem heiligen Hause Jehovas, das den geistigen Interessen der ganzen Nation dienen sollte! War dies nicht ein unausgeglichener Zustand der Dinge? Verriet es nicht, daß sie mehr Wert auf materielle Dinge, auf die Bequemlichkeiten für ihr eigenes Fleisch, legten als auf ihre geistigen Bedürfnisse und ihre Verpflichtungen dem großen Theokraten, Jehova, gegenüber? Blieb dies für sie ohne Folgen, nicht nur in geistiger, sondern auch in materieller Hinsicht? Schadeten sie sich dadurch nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich? Jawohl!
25. Was war der so wichtige Grund dafür, daß sie sich selbst schadeten, nicht nur in religiöser, sondern auch in wirtschaftlicher, in materieller Hinsicht?
25 Warum auch in wirtschaftlicher, in materieller Hinsicht? Weil sie ein ihnen von Gott gegebenes Land besaßen. Jehova hatte sie auch aus Babylon zurückgekauft und sie als sein erlöstes Volk in ihr Land zurückgeführt. Vor langem hatte er ihren Vorvätern gesagt: „Das Land sollte also nicht für immer verkauft werden, denn das Land ist mein. Denn ansässige Fremdlinge und Ansiedler seid ihr von meinem Standpunkt aus.“ (3. Mose 25:23) Da das Land sein war, konnte er ihm Gedeihen schenken, und er konnte ihm seinen Segen vorenthalten. Somit wurde er für dessen Ertragfähigkeit verantwortlich. Würde er seinem erlösten Volke, wenn er mit ihm nicht zufrieden war, konsequenterweise nicht seinen Segen vorenthalten? Und gab er nicht durch seinen Propheten Haggai sein göttliches Mißfallen kund, weil sein Haus, das wichtigste Haus im ganzen Lande Juda, wüst dalag, und dies seit so vielen Jahren?
26. Welchen Dingen war es zuzuschreiben, daß ein Zusammenhang bestand zwischen dem wüsten Zustand des Hauses Jehovas und den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen des Volkes?
26 Unter diesen Umständen mußte ein Zusammenhang bestehen zwischen dem ‘wüsten’ Zustand des Hauses der Anbetung Jehovas und der Tatsache, daß die erlösten Juden viel Samen auf dem ihnen von Gott gegebenen Lande säten und doch nur wenig ernten konnten. Sie ernteten zwar etwas zum Essen, doch war es nicht genug, ihre Wünsche oder Bedürfnisse zu befriedigen. Sie tranken Wein, der aus dem Saft ihrer Reben gemacht wurde, aber die Weinlese reichte nicht aus, um genügend Wein herzustellen, daß sie sich damit sogar hätten berauschen können. Sie konnten Sachen herstellen, um sie sich über den Leib zu ziehen, aber nicht genug oder nicht von einer Qualität, um sich bei kaltem Wetter warm zu halten. Und wenn Bedürftige sich verdingten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder um ihr Auskommen zu finden, schien es, als ob das Geld, das sie verdienten, in einen durchlöcherten Geldsack gelangte, so daß die Münzen herausfielen und verlorengingen, ohne daß die Lohnempfänger davon Nutzen hatten. In Anbetracht des Verhältnisses dieser Landbewohner gegenüber dem himmlischen Landeigentümer und ihrer religiösen Verpflichtungen ihm gegenüber muß es einen höchst wichtigen Zusammenhang zwischen seinem „wüst“ daliegenden Hause und ihrem wirtschaftlichen Tiefstand gegeben haben.
27. Wie zeigte Jehovas früher geäußerte Prophezeiung von Hesekiel 36:33-36, daß ein solcher Zusammenhang bestand?
27 Dieser Zusammenhang muß wirklich bestanden haben in Anbetracht dessen, was Jehova, ihr Gott, durch seinen Propheten Hesekiel kurz nach der Zerstörung Jerusalems und der Verödung des Landes Juda vor mehr als siebzig Jahren verheißen hatte: „Dies ist, was der [Souveräne] Herr Jehova gesprochen hat: ,An dem Tage, da ich euch von allen euren Vergehungen reinige, will ich auch die Städte bewohnt werden lassen, und die verwüsteten Stätten sollen wieder gebaut werden. Und das verödete Land selbst wird bebaut werden, da es doch zu einer wüsten Einöde geworden war vor den Augen jedes Vorüberziehenden. Und man wird gewißlich sprechen: „Dieses Land da, das verödet war, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die wüst waren und die verödet und die niedergerissen waren, sind befestigt; sie sind wieder bewohnt.“ Und die Nationen, die rings um euch übriggeblieben sind, werden erkennen müssen, daß ich selbst, Jehova, die niedergerissenen Dinge gebaut habe, ich habe gepflanzt, was verödet gewesen ist. Ich selbst, Jehova, habe geredet, und ich habe es getan.‘ “ — Hesekiel 36:33-36.
28. Wie kam es, daß sich um das Jahr 520 v. u. Z. jene von Hesekiel geäußerte Prophezeiung an den Juden nicht erfüllt hatte, und warum sollten wir heute diesen Gedanken auf uns selbst anwenden?
28 Als die erlösten Glieder des Überrestes gottesfürchtiger Juden im Jahre 537 v. u. Z. in das verödete Land zurückkehrten, hatten sie die höchsten Hoffnungen, daß sich eine so begeisternde Prophezeiung erfülle. Jetzt aber, um das Jahr 520 v. u. Z., waren sie in ihren höchsten Hoffnungen enttäuscht. Warum? Ja warum sagten die ringsum wohnenden heidnischen Völker nicht: „Dieses Land da, das verödet war, ist wie der Garten Eden geworden.“? Der Grund ist offensichtlich folgender: Der losgekaufte Überrest der Juden vernachlässigte die Anbetung des Einen, der durch den Propheten Hesekiel eine so großartige Verheißung gegeben hatte. Liegt darin nicht ein Gedanke, den wir uns heute, die wir darauf hoffen, daß die ganze Erde in ein Paradies umgewandelt werde, zu Herzen nehmen sollten? Jawohl. Was war denn das Heilmittel, das damals angewandt werden mußte? Es sollte für uns jetzt ein belehrendes Beispiel sein.