Jerusalem wieder aufgebaut in Erwartung des Messias
NACHDEM die Stadt Jerusalem von den Heeren ihrer jahrhundertealten Rivalin, Babylons, vollständig verwüstet worden war und ihre Könige aus dem Geschlecht Davids, die sich Gottes Mißfallen zugezogen hatten, gestürzt worden waren, schien es, als ob Jerusalem für immer vernichtet worden wäre. Babylon nahm jedenfalls an, es sei so, und glaubte, die Juden würden für immer seine Gefangenen bleiben. Als dann Jerusalem jahrelang verwüstet dalag, verlassen von Mensch und Vieh, wie eine verwunschene Stätte, glaubten die umliegenden Völker erst recht Grund zu dieser Annahme zu haben. Satan, der Teufel, der Gott Babylons, dachte, er habe einen überwältigenden Sieg errungen. Jerusalem konnte aber unmöglich für immer verödet bleiben. Es mußte unweigerlich wieder aufgebaut werden. Auch der Tempel Jehovas sollte eines Tages innerhalb der Mauern dieser Stadt wieder erstehen. Warum war dies so gewiß? Weil damit etwas verbunden war, was in Jehovas Augen von größter Wichtigkeit war: das heilige Geheimnis des Samens, die Verheißung, die Jehova ganz im Anfang im Garten Eden gegeben hatte. Es war mit dem Kommen des Messias verbunden.
WARUM JERUSALEM WIEDER AUFGEBAUT WERDEN MUSSTE
Für die Juden, die das Kommen des Samens erwarteten und die an das Wort Gottes, Jehovas, glaubten, stand es fest, daß Jerusalem nicht für immer verödet bleiben, sondern wieder aufgebaut und eine blühende Stadt werden würde. Aufgrund der Prophezeiung Jeremias wußten sie, daß die Verödung Jerusalems nur siebzig Jahre dauern sollte. (Jer. 25:11, 12) Sie wußten, daß Jesaja die Wiederherstellung und die kommende Herrlichkeit Jerusalems vorausgesagt hatte. (Jesaja, Kapitel 52) Sie wußten ferner, daß es, wenn der Messias käme, wieder ein Jerusalem auf dem Berg Zion geben würde, in dem sich auch Jehovas Tempel der wahren Anbetung befände. Die Aussichten waren damals jedoch noch schlecht, denn auch von der königlichen Familie waren nur noch sehr wenige Glieder übriggeblieben. Alle Söhne Zedekias, des letzten Königs von Juda, waren umgebracht worden. Nur ein Angehöriger des Herrscherhauses, Jojakin oder Jekonja, Zedekias Neffe, war noch am Leben. Ähnlich war es mit dem Geschlecht des Hohenpriesters. Nebukadnezar hatte Seraja getötet, dessen Sohn Jozadak dagegen verschont, und dieser war wie Jekonja als Gefangener nach Babylon gekommen. Gerade die Verschonung dieser beiden Männer und der Umstand, daß sich während der ganzen Zeit der Verödung des Landes Juda dort niemand ansiedeln durfte, dienten in dieser finsteren Epoche den Treuen unter den jüdischen Gefangenen als untrügliche Zeichen und stärkten ihre Hoffnung. Sie konnten sehen, daß Gott durch seine Macht die Geschlechtslinie der Könige und der Priester aufrechterhalten hatte und durch seine Macht auch das Land für sein Volk freihielt bis zu der Zeit, da er es zurücksenden würde, um Jerusalem wieder aufzubauen. Daß der Messias nicht in ein verödetes, sondern in ein wiederaufgebautes Jerusalem kommen würde, geht auch aus folgender, in Daniel 9:25 (He) aufgezeichneten bemerkenswerten Prophezeiung hervor: „Wisse also und verstehe: Von der Zeit, da das Wort ergeht, Jerusalem wieder aufzubauen, bis der Gesalbte [Messias, Elberfelder Bibel], der Fürst, ersteht, vergehen sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen, und es wird mit Plätzen und Gräben wieder aufgebaut in bedrängter Zeit.“
DER TEMPELBAU VOLLENDET
In dem Artikel, der in der letzten Wachtturm-Ausgabe erschien, behandelten wir die Rückkehr der Juden unter der Leitung Serubbabels, eines Abkömmlings des Königsgeschlechts, und Jeschuas, des Hohenpriesters, des Sohnes Jozadaks. Die Rückkehr erfolgte aufgrund eines Erlasses, den Kores, der Perser, der von Jehova vorhergesagte Eroberer Babylons, herausgegeben hatte. Im Jahre 536 v. u. Z. hatten diese zurückgekehrten Juden den Grund zum Tempel Jehovas gelegt. Kurz danach legte ihnen der Teufel jedoch ein Hindernis in den Weg, indem er ihre samaritanischen Feinde veranlaßte, ihre Tätigkeit zu stören. Schließlich gelang es den Feinden, die persische Regierung zu veranlassen, die Bauarbeiten zu verbieten. Das entmutigte die Juden so sehr, daß sie dieses höchst wichtige Werk aufgaben; sie stellten die Arbeiten am Tempel ein und bauten sich statt dessen Häuser. Doch selbst dieser Widerstand und das durch Furcht verursachte klägliche Versagen des jüdischen Überrests konnte Jehova nicht daran hindern, sein Vorhaben durchzuführen. Er erweckte die Propheten Haggai und Sacharja, die die Juden mit großem Eifer und einer kraftvollen Botschaft anspornten, die Arbeit am Tempel wiederaufzunehmen. (Hagg. 1:1-3, 9; Sach. 1:1-3, 16; Esra 4:24 bis 5:2) Diese beiden Propheten begannen ihr Werk im zweiten Jahr der Herrschaft des Perserkönigs Darius I., fünfzehn Jahre nach der Grundlegung des Tempels. Natürlich bemerkten die Feinde die Wiederaufnahme der Bauarbeiten sehr bald. Sie traten deshalb an die von Persien ernannten Beamten, die über die zwischen dem Euphrat und dem Mittelmeer gelegenen Provinzen eingesetzt waren, heran und zogen die Rechtmäßigkeit dieser Tätigkeit in Frage. Die Juden, die durch Haggais und Sacharjas Ansporn nun furchtlos geworden waren, setzten ihr Werk jedoch fort. Sie beriefen sich darauf, daß Kores den Wiederaufbau des Tempels durch einen Erlaß angeordnet habe. Darauf schrieben Tatnai, der Statthalter, dem Serubbabel unterstellt war, und andere Beamte an den König von Persien und baten ihn um einen Entscheid. Der Schriftgelehrte Esra berichtet über die Ergebnisse folgendes:
„Da gab der König Darius Befehl, und man suchte nach in dem Urkundenhause, worin man die Schätze niederlegte zu Babel. Und es wurde zu Achmetha [Ekbatana, Fußnote], in der Burg, die in der Landschaft Medien liegt, eine Rolle [keine Keilschrifttafel] gefunden; und darin war eine Denkschrift also geschrieben: Im ersten Jahre des Königs Kores gab der König Kores Befehl: Das Haus Gottes in Jerusalem anlangend: Dieses Haus soll wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer opfert. Und seine Grundlagen sollen aufgerichtet werden: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechzig Ellen; drei Lagen von Quadersteinen und eine Lage von neuen Balken. Und die Kosten sollen aus dem Hause des Königs bestritten werden. Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, welche Nebukadnezar aus dem Tempel, der zu Jerusalem war, herausgenommen und nach Babel gebracht hat, soll man zurückgeben, daß ein jedes wieder in den Tempel zu Jerusalem komme, an seinen Ort; und du sollst sie in dem Hause Gottes niederlegen.“ — Esra 6:1-5.
Darius erkannte die Rechtmäßigkeit der Bauarbeiten an und gebot den Beamten: „Entfernet euch von dannen! Laßt die Arbeit geschehen an diesem Hause Gottes.“ Darüber hinaus sagte er warnend: „Welcher Mensch diesen Erlaß abändern wird, von dessen Hause soll ein Balken ausgerissen und er, aufgehängt, daran geschlagen werden; und sein Haus soll dieserhalb zu einer Kotstätte gemacht werden.“ — Esra 6:6-12.
Durch den offenkundigen Segen Gottes ermutigt, machten sich die Juden eilends ans Werk, und in weniger als viereinhalb Jahren war der Tempel vollendet. Esra 6:15 gibt das Datum der Fertigstellung mit folgenden Worten an: „Und dieses Haus wurde beendet bis zum dritten Tage des Monats Adar, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs Darius.“ Rechnet man das erste Jahr der Regierung des Königs Darius I. vom Jahre 522 v. u. Z. (in dem sein Vorgänger Kambyses starb) an, dann war der Wiederaufbau des Tempels im März 516 v. u. Z. beendet.a
Dem Monat Adar folgte der Nisan. Da die Juden den Tempel am 3. Adar vollendet hatten, konnten sie ihn noch rechtzeitig einweihen, um im Monat Nisan (zu Beginn des siebten Jahres der Regierung des Königs Darius I.) das Passah zu feiern. „Und die Kinder Israel, die Priester und die Leviten und die übrigen Kinder der Wegführung, feierten die Einweihung dieses Hauses Gottes mit Freuden.“ (Esra 6:16) Nun war die Anbetung Jehovas in Jerusalem vollends wiederhergestellt. Die Freude der Bauleute muß groß gewesen sein, als sie das vollendete Tempelgebäude vor sich sahen.
DER AUFBAU DER STADT IN SICHT
Was sollte jedoch mit der Stadt selbst geschehen? Wie sollten sich Jesajas Prophezeiung, daß Jerusalem wieder eine blühende Stadt werden sollte, und Daniels Prophezeiung über den Wiederaufbau der Plätze und Gräben erfüllen? Es dauerte zwar noch einige Zeit, bis das geschah, aber es sollte trotzdem etwas getan werden, um dem kommenden Messias, dem Fürsten, den Weg zu bereiten. Erst während der Regierung des Perserkönigs Artaxerxes erweckte Jehova den Geist eines weiteren treuen Dieners, um dafür zu sorgen, daß dies geschah. Dieser Diener war Nehemia, der damals die verantwortungsvolle Stellung eines Mundschenken des Königs Artaxerxes von Persien innehatte. Obwohl Nehemia selbst nicht in Jerusalem sein konnte, war doch sein Herz dort, denn er wußte, daß es der Mittelpunkt der wahren Anbetung Jehovas war. Jerusalem war der Ort, auf dem der Name Jehovas ruhte und an dem nun der Tempel Jehovas wieder aufgebaut worden war. Etwa sechzig Jahre nach dem Wiederaufbau des Tempels erhielt er einen Bericht über die dortige Lage, aus dem hervorging, daß der Wiederaufbau der Stadt indes verzögert wurde. Er schildert seine Sorge um die Stadt in folgenden Worten: „Und es geschah im Monat Kislew des zwanzigsten Jahres, als ich in der Burg Susan war, da kam Hanani, einer von meinen Brüdern, er und einige Männer aus Juda. Und ich fragte sie nach den Juden, den Entronnenen, die von der Gefangenschaft übriggeblieben waren, und nach Jerusalem. Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die von der Gefangenschaft dort in der Landschaft übriggeblieben sind, sind in großem Unglück und in Schmach; und die Mauer von Jerusalem ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt ... Ich war nämlich Mundschenk des Königs.“ — Neh. 1:1-3, 11.
Nehemia war über diese Nachricht sehr betrübt. Er wandte sich deshalb unverzüglich im Gebet an Jehova. Die Erhörung seines Gebets ließ nicht lange auf sich warten. Er berichtet: „Und es geschah im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahre des Königs Artasasta [Artaxerxes, He], als Wein vor ihm war, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König; ich war aber nie traurig vor ihm gewesen. Und der König sprach zu mir: Warum ist dein Angesicht traurig? und doch bist du nicht krank; es ist nichts anderes als Traurigkeit des Herzens. Da fürchtete ich mich gar sehr.“ — Neh. 2:1, 2.
Nehemia erklärte dem König den Grund seiner Traurigkeit. Als Artaxerxes ihn fragte: „Um was bittest du denn?“ richtete Nehemia ein stilles Gebet an Jehova, faßte Mut und bat den König, ihn nach Jerusalem zu senden, damit er die Stadt wieder aufbaue. Sein Gebet wurde erhört; König Artaxerxes stimmte zu. Nehemia berichtet: „Und es gefiel dem König, mich zu senden; und ich bestimmte ihm eine Zeit. Und ich sprach zu dem König: Wenn es den König gut dünkt, so gebe man mir Briefe an die Landpfleger jenseit des Stromes [Euphrat], daß sie mich durchziehen lassen, bis ich nach Juda komme; und einen Brief an Asaph, den Hüter des königlichen Forstes, daß er mir Holz gebe, um die Tore der Burg zu bälken, welche zum Hause gehört, und für die Mauer der Stadt, und für das Haus, in welches ich ziehen werde. Und der König gab es mir, weil die gute Hand meines Gottes über mir war.“ — Neh. 2:3-8.
Wie wunderbar bewies Jehova doch, daß seine Hand nicht zu kurz ist! Wie er gemäß Daniel 9:25 vorhergesagt hatte, gingen die Wiederaufbauarbeiten in schweren, drangsalsreichen Zeiten vor sich. Auch nach dem Erlaß des Königs bedrohte die nichtjüdische Bevölkerung ringsum Nehemia und seine Mitarbeiter immer wieder und leistete ihrem Werk großen Widerstand. Man versuchte sie mit allen Mitteln von der Arbeit abzuhalten und trachtete Nehemia sogar nach dem Leben. Doch durch ihren Glauben und ihr Vertrauen zu Gott, dem Allmächtigen, und dadurch, daß sie sich für die Verteidigung bewaffneten und das Werk, das ihnen Gott aufgetragen hatte, fortsetzten, gelang es ihnen, die Verteidigungsmauern rund um Zion oder Jerusalem in zwei Monaten aufzubauen. „Und die Mauer wurde vollendet am Fünfundzwanzigsten des Elul, in zweiundfünfzig Tagen.“ (Für Nehemia begann das Jahr mit dem Monat Tischri und endete mit dem Monat Elul, dem zwölften Monat.) — Neh. 6:15.
DIE ERFÜLLUNG DES VORHABENS JEHOVAS BRINGT FREUDE
Nichts konnte die Erfüllung des Vorhabens Jehovas aufhalten. Es war für Gott eine Kleinigkeit, die boshaften Feinde, die Satan, der Teufel, erweckt hatte, unschädlich zu machen. Sie waren für das herrliche Vorhaben, das sie bekämpften, vollständig blind und erkannten nicht, wie wichtig dieses Wiederaufbauwerk in Verbindung mit dem Kommen des verheißenen Samens war, durch den alle Familien der Erde gesegnet werden sollten. Sie kämpften unwissentlich gegen die Vorkehrung, die sich schließlich zum Segen für viele von ihnen auswirken wird.
Jehova hatte jedoch Menschen auf der Erde, die ihn und seine Anbetung liebten und das Kommen des Messias erwarteten. Er konnte sie mit Eifer und Kraft erfüllen, damit sie dieses wichtige Wiederaufbauwerk selbst in bedrängter Zeit durchführen konnten. Nehemia berichtet: „Und es geschah, als die Mauer gebaut war, da setzte ich die Türflügel ein; und die Torhüter und die Sänger und die Leviten wurden bestellt. Und ich beorderte über Jerusalem meinen Bruder Hanani und Hananja, den Obersten der Burg; denn er war ein sehr treuer Mann und gottesfürchtig vor vielen.“ — Neh. 7:1, 2.
Das war bestimmt eine Zeit größter Freude. Im darauffolgenden Monat, dem Monat Tischri (im einundzwanzigsten Jahr des Artaxerxes), beging man die in diesem Monat üblichen religiösen Feste: das Fest des Neumondes am ersten Tag, an dem in die Trompete gestoßen wurde, dann am zehnten Tag das Versöhnungsfest und beginnend mit dem fünfzehnten Tag das Laubhüttenfest. Esra, der bekannte Abschreiber des Gesetzes Gottes, war anwesend und las den Festteilnehmern öffentlich das geschriebene Wort Gottes vor. Nach der Vorlesung stärkte der Statthalter Nehemia sie mit den Worten: „Betrübet euch nicht, denn die Freude an Jehova ist eure Stärke.“ Jehova wünschte, daß sein treues Volk glücklich sei, und das war es auch, denn wir lesen: „Die Kinder Israel hatten nicht also getan seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude. Und man las in dem Buche des Gesetzes Gottes Tag für Tag, vom ersten Tage bis zum letzten Tage. Und sie feierten das Fest sieben Tage lang, und am achten Tage war eine Fest-Versammlung nach der Vorschrift.“ — Neh. 8:1-18.
Der Bericht über die Einweihung der Mauer erscheint im Buch Nehemia zwar erst später, fand aber wahrscheinlich im Anschluß an die erwähnten religiösen Feierlichkeiten statt. Das gab den Israeliten Gelegenheit, ihre überschäumende Freude auch noch nach den Festlichkeiten zum Ausdruck zu bringen. Wir lesen: „Bei der Einweihung der Mauer von Jerusalem suchte man die Leviten aus allen ihren Orten, daß man sie nach Jerusalem brächte, um die Einweihung zu feiern mit Freuden, und mit Lobliedern und mit Gesang mit Zimbeln, Harfen und Lauten.“ Es war eine vielgestaltige Einweihungsfeier. Zwei Züge wurden gebildet, die sich auf der neuerbauten Mauer in entgegengesetzter Richtung bewegten. Die Mauer hatte keine einzige Bruchstelle. „Und beide Dankchöre stellten sich am Hause Gottes auf; und ich und die Hälfte der Vorsteher mit mir“, berichtet Nehemia. „Und die Sänger ließen ihre Stimme erschallen, und Jisrachja war ihr Vorsteher.“ Darauf begaben sich die Festteilnehmer zum Tempel auf dem Berg Morija und brachten auf dem Altar Jehovas mit Freude ein großes Opfer dar. „Gott hatte ihnen große Freude gegeben; und auch die Weiber und die Kinder freuten sich. Und die Freude Jerusalems wurde bis in die Ferne hin gehört.“ — Neh. 12:27-43.
Wie wunderbar bewies Jehova Gott doch, daß er die Macht hat, sein Vorhaben durchzuführen! Welch ein Sieg über Satan, den Teufel, und welch eine Demütigung der Feinde der wahren Anbetung Jehovas! Wie sehr die treuen Juden in Jerusalem dadurch doch geistig gestärkt wurden! Sie hatten erneut einen Beweis für Jehovas liebende Güte und eine Bestätigung dafür erhalten, daß sich sein Vorhaben stets erfüllt. Mit welchem Vertrauen und mit welchem Eifer sie darum Gott lobsingen und ihren Kindern und anderen von seinen Wundertaten erzählen konnten! Sie konnten die wunderbare Rolle, die sie in Verbindung mit Gottes Vorhaben damals spielten, nicht völlig erkennen. Wie sehr sie sich daher freuen werden, wenn sie nach ihrer Auferweckung durch den Messias, den sie einst erwartet hatten, feststellen, welche Rolle sie Jehova bei der Durchführung seines Vorhabens, den großen Messias betreffend, spielen ließ!
Gott brachte sein Volk nach Jerusalem zurück und bewahrte es dadurch als die Nation, zu der der Messias kam. Der Messias predigte häufig im Tempelbezirk, wo ihn viele hören konnten, die dorthin kamen, um Jehova anzubeten; und viele seiner ersten Nachfolger gehörten zu diesen Menschen. Außerhalb der Tore des Tempels opferte er sein Leben für die Menschheit. Die Wiederherstellung Jerusalems nach seiner Zerstörung durch Babylon bildete tatsächlich einen wichtigen Teil des Vorhabens Gottes. Wir müssen aber im Zusammenhang mit diesen Ereignissen und der Prophezeiung Daniels hierüber noch einen weiteren wichtigen Faktor berücksichtigen: die Zeit, zu der sich diese Ereignisse abspielten. Sie ist eines der wichtigsten Merkmale, an denen der Messias zu erkennen war, und hilft allen, die an die Hebräischen Schriften glauben, Juden und Nichtjuden, gewisse Aufgaben, die der von Gott verheißene Messias während seiner Dienstzeit erfüllte, kennenzulernen, was zu ihrer Rettung führen kann. Dieses wichtige Thema wird in der nächsten Wachtturm-Ausgabe behandelt.
„Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet; und der Engel des Bundes, den ihr begehret: siehe, er kommt, spricht Jehova der Heerscharen. Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare.“ — Mal. 3:1; 4:5.
[Fußnote]
a Da sich Darius I. erst in Babylon niederließ, nachdem er den Rebellen Nebukadnezar III. im Dezember 522 v. u. Z. geschlagen und ihn kurz darauf gefangengenommen und in Babylon getötet hatte, mag man das Jahr 522 v. u. Z. als das Thronbesteigungsjahr des Königs Darius I. betrachten. Das Regierungsjahr eines persischen Königs begann mit dem Frühlingsmonat Nisan; demnach begänne das erste Regierungsjahr des Königs Darius I. im Frühjahr 521 v. u. Z., wie das in dem Buch Babylonian Chronology 626 B.C. — A.D. 75 (Seite 28) von Parker und Dubberstein festgestellt wird. In diesem Fall begann das sechste Regierungsjahr des Königs Darius I. am 11./12. April 516 v. u. Z. und dauerte bis Ende des zwölften Mondmonats (Adar) seines sechsten Jahres oder bis Ende März 515 v. u. Z. Von dieser Grundlage ausgehend, wäre Serubbabels Wiederaufbau des Tempels am 5./6. März 515 v. u. Z. beendet gewesen.