Organisiert, um Gott zu preisen
„Ich will dich lobpreisen, o Jehova, mit meinem ganzen Herzen; ich will verkünden all deine wunderbaren Werke. Ich will mich freuen und in dir frohlocken. Ich will deinem Namen Melodien spielen, o Höchster.“ — Ps. 91:1, 2.
1, 2. (a) Was bedeutet es, organisiert zu sein, wie das zum Beispiel bei Tempelmusikern der alten Zeit der Fall war? (b) Warum ist eine ordnungsgemäß und harmonisch wirkende Organisation für Jehova passend?
SCHÖNE Musik oder schöner Gesang begeistert, und das vor allem, wenn dadurch Jehova Gott gepriesen wird. Die alten Israeliten hörten bei ihren Festen in Jehovas Heiligtum Sänger und Musiker des Stammes Levi. (1. Chron. 6:16, 31, 32) Der Text vieler Lieder, die diese sangen, ist in dem Bibelbuch der Psalmen bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Wie erhebend doch diese Lieder zum Preise Jehovas waren!
2 Jene Musiker und Sänger waren gut organisiert. (1. Chron., Kap. 25) Jedem von ihnen waren bestimmte Aufgaben übertragen worden, damit durch die Anstrengungen der einzelnen eine harmonische Zusammenarbeit entstand. Eine Organisation ist eine Gruppe von Personen, die sich zu einem bestimmten Zweck zusammengeschlossen haben. Für Jehova ist eine ordnungsgemäß und harmonisch wirkende Organisation, wie es die Organisation der Leviten war, passend, denn „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“. (1. Kor. 14:33) Die Israeliten hörten den Leviten, die Jehova lobpriesen, dankbar zu, denn sie hörten Melodien, die dem erhabensten Zweck dienten.
3. Welchem Zweck dient die Organisation der heiligen Engel?
3 Wie jene Leviten organisiert worden waren, um Gott zu preisen, so sind auch andere Geschöpfe zu diesem Zweck organisiert worden. Wenn wir in das geistige Reich hineinschauen könnten, würden wir eine wunderbare Organisation sehen: Millionen von heiligen Engeln. (Dan. 7:9, 10; Offb. 5:11, 12) Welchem Zweck dienen sie? David rief unter göttlicher Inspiration aus: „Segnet Jehova, o ihr, seine Engel, mächtig an Kraft, die ihr sein Wort ausführt, indem ihr auf die Stimme seines Wortes hört. Segnet Jehova, all ihr seine Heerscharen, ihr, seine Diener, die ihr seinen Willen tut.“ (Ps. 103:20, 21) Damit die heiligen Engel Jehovas Wort ausführen und seinen Willen tun können, müssen sie bestimmt gut organisiert sein. — Jes. 6:1-6; vergleiche Hebräer 12:22.
‘AUS DER FINSTERNIS ZU GOTTES WUNDERBAREM LICHT’
4. Wieso wissen wir, daß es trotz des Abfalls während der in geistiger Hinsicht finsteren Jahrhunderte Menschen gegeben hat, die Gottes Gunst genossen?
4 Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurden aufrichtiggesinnte Menschen von Gott „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht“ berufen. Sie wurden Glieder der Christenversammlung, die ebenfalls organisiert worden war, um Gott zu preisen und ‘seine Vorzüglichkeiten weit und breit zu verkünden’. (1. Petr. 2:9) Nach einiger Zeit trat jedoch ein Abfall ein, und danach herrschte geistige Finsternis unter den Menschen. (Apg. 20:29, 30; 1. Tim. 4:1, 2) Einem Gleichnis Jesu Christi entsprechend gab es während dieser in geistiger Hinsicht finsteren Jahrhunderte aber doch einige Personen, die von Gott Licht empfingen und seine Gunst genossen. (Ps. 43:3) Einige wahre Christen, von Jesus mit „Weizen“ verglichen, wuchsen mitten unter dem „Unkraut“ oder den Scheinchristen. Als die „Ernte“ oder der „Abschluß eines Systems der Dinge“ nahte, unternahm Jehova etwas, um erkennen zu lassen, wer die mit dem Weizen Verglichenen waren. (Matth. 13:24-30, 36-43) Wie die Christen des ersten Jahrhunderts, so bewiesen auch diese, daß sie „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht“ berufen worden waren. Diese neuzeitlichen Christen sind leicht zu erkennen, weil sie eifrig die ‘Vorzüglichkeiten Jehovas weit und breit verkünden’ und Jehova ‘mit ganzem Herzen lobpreisen und seinem Namen Melodien spielen’. (Ps. 9:1, 2) Ein kurzer Überblick über ihre Geschichte zeigt, daß auch sie organisiert worden sind, um Gott zu preisen.
5. Wer war Charles Taze Russell, und was erlebte er auf religiösem Gebiet in jungen Jahren?
5 In diesem Zusammenhang fordern gewisse Ereignisse des neunzehnten Jahrhunderts unsere Aufmerksamkeit. Es gab damals einige religiöse Gruppen, die glaubten, die leibliche Wiederkunft Jesu Christi stehe unmittelbar bevor. Unser Interesse richtet sich aber auf Allegheny (Pennsylvanien). Dort wurde im Jahre 1852 Charles Taze Russell, der Sohn Joseph L. und Eliza Birney Russells, geboren. Schon als Kind dachte er viel über Gott nach. Er wurde als Presbyterianer erzogen, wurde später aber Kongregationalist. Vor allem die Lehre von der Vorherbestimmung und die von der ewigen Qual beschäftigten den jungen Russell. Mit siebzehn Jahren war er ein Zweifler. Dann geschah etwas ganz Besonderes. Russell schrieb darüber später:
Anscheinend durch einen Zufall geriet ich eines Abends in ein staubiges, schwärzliches Versammlungslokal in Allegheny, Pa., wo, wie ich gehört hatte, religiöse Zusammenkünfte abgehalten wurden, um zu sehen, ob die paar Leute, die sich dort versammelten, etwas Vernünftigeres zu bieten hätten als die Glaubensbekenntnisse der großen Kirchengemeinschaften. Dort hörte ich erstmals etwas über die Ansichten der Adventisten, und zwar von Jonas Wendell ...
Obgleich seine Auslegungen der Schrift nicht ganz klar waren ..., so genügten sie doch, unter Gottes Führung meinen erschütterten Glauben an die göttliche Eingebung der Bibel wieder zu befestigen und mir zu erkennen zu geben, daß die Aussagen der Apostel und der Propheten unzertrennlich miteinander verbunden sind.
6. Empfingen Russell und seine Freunde, die mit ihm zusammenkamen, um die Bibel zu studieren, von Gott geistiges Licht?
6 Kurz danach begannen Russell und einige seiner Freunde, jede Woche zusammenzukommen, um die Bibel unter Gebet systematisch zu studieren. Das geistige Licht, das sie von Gott empfingen, wurde immer stärker, denn „der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist“. (Spr. 4:18) Sie erkannten zum Beispiel, daß Jesus als ein Geist wiederkommen und deshalb unsichtbar gegenwärtig sein würde. — 1. Petr. 3:18.
7. (a) Welches Verhältnis bestand zwischen C. T. Russell und N. H. Barbour, und was geschah schließlich? (b) Wann erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm in Englisch, und wie steht diese Zeitschrift zur Lehre vom Lösegeld?
7 Im Januar 1876 erhielt C. T. Russell zum erstenmal ein Exemplar der Zeitschrift The Herald of the Morning (Der Herold des Morgens), die von N. H. Barbour, Rochester (New York), herausgegeben wurde. Darin wurde der Glaube an eine unsichtbare Gegenwart Jesu Christi verfochten. Schließlich schloß sich Russells Bibelstudiengruppe von Pittsburgh mit Barbours Gruppe zusammen, und Russell wurde Mitredakteur der Zeitschrift Herald, deren Veröffentlichung er auch finanziell unterstützte. Im Jahre 1878 schrieb Barbour, wie Russell berichtet, einen Artikel für den Herald, in dem er „leugnete, daß der Tod Christi der Loskaufspreis für Adam und sein Geschlecht sei“. Darauf schrieb Russell einen Artikel, in dem er die biblische Lehre vom Lösegeld verteidigte. (1. Tim. 2:5, 6) Seine Bemühungen waren jedoch umsonst, und so trennte er sich von Barbour. Im Juli 1879 veröffentlichte C. T. Russell dann die erste englische Ausgabe der Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi, jetzt Der Wachtturm genannt. Diese Zeitschrift hat die biblische Wahrheit über das Lösegeld stets unmißverständlich dargelegt.
8. Was beweist, daß Der Wachtturm von Gott unterstützt wird?
8 Das war ein „Tag kleiner Dinge“, der aber nicht verachtet werden sollte. (Sach. 4:10) Die Auflage der ersten Ausgabe der Zeitschrift Zions Wacht-Turm betrug nur etwa 6 000 Exemplare. Doch die Bibelforscher, die sie veröffentlichten, wünschten dadurch Gott zu preisen, und sie waren überzeugt, daß diese Zeitschrift von Jehova unterstützt würde. Heute erscheint sie in über 70 Sprachen und hat eine Auflage von über 7 800 000 Exemplaren. Dieser Erfolg trotz internationaler Gegnerschaft ist ein Beweis für die göttliche Unterstützung. — Joh. 17:14-17; Ps. 127:1.
9. Wann und zu welchem Zweck wurde die Watch Tower Society gegründet?
9 Das Jahr 1881 war durch die Gründung der „Watch Tower Tract Society“ gekennzeichnet, die im Jahre 1884 nach dem Gesetz von Pennsylvanien als „Zion’s Watch Tower Tract Society“ (jetzt „Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania“ genannt) eingetragen wurde. Es wurden damit keine eigennützigen, geschäftlichen Interessen verfolgt. In ihrer Satzung heißt es unter anderem:
Der Zweck der Bildung der Korporation ist folgender: Die Verbreitung biblischer Wahrheiten in verschiedenen Sprachen mittels Herausgabe von Traktaten, Flugschriften, Zeitungen und anderer religiöser Literatur, ferner durch jedes andere gesetzliche Mittel, das der rechtmäßig ernannte Verwaltungsrat zur Erfüllung des erwähnten Zweckes als dienlich erachtet.
Diese und andere zu einem ähnlichen Zweck gegründete Körperschaften sind lediglich Rechtsinstrumente, die von Jehovas Dienern benutzt werden, während sie ihren Gott preisen und ihm dienen.
10. (a) Wie ehrten die Bibelforscher ‘Jehova mit ihren wertvollen Dingen’? (b) Was war das „Bibelhaus“?
10 Die Bibelforscher trugen durch freiwillige Geldspenden zur Förderung des Werkes bei. Sie ‘ehrten Jehova mit ihren wertvollen Dingen’, und sie wurden von ihm reich gesegnet. (Spr. 3:9, 10; 2. Kor. 9:7, 11) Gott sorgte dafür, daß die nötigen Gebäude und Einrichtungen vorhanden waren, um den wachsenden Bedarf an biblischen Schriften zu decken. Im Jahre 1889 zogen sie in ein neues, vierstöckiges Backsteingebäude ein, das in Allegheny für 34 000 Dollar errichtet worden war und „Bibelhaus“ genannt wurde. Einige Jahre später, als das Eigentumsrecht durch Schenkung der Gesellschaft übertragen wurde, schätzte ihr Vorstand den Wert des Gebäudes samt der Einrichtung auf 164 033.65 Dollar.
11—13. (a) Wie wurde für geistige Speise gesorgt? (b) Wie reagierten einige auf die geistige Speise in der Zeitschrift Zions Wacht-Turm und in ähnlichen Schriften?
11 Unter der Leitung des heiligen Geistes oder der wirksamen Kraft Jehovas und dank dem von ihm ausgehenden Licht wurde durch eine als „treuer Verwalter“ bezeichnete Klasse und durch ihre leitende Körperschaft eine Fülle von geistiger Speise beschafft. (Luk. 12:42-44; vergleiche Apostelgeschichte 15:4-29.) Durch die Zeitschrift Zions Wacht-Turm und ähnliche Schriften wurden wahrheitssuchende Menschen mit vorzüglicher geistiger Speise versorgt. C. T. Russell schrieb in den Jahren 1886 bis 1904 die sechs Bücher Millennium-Tagesanbruch, die später als „Schriftstudien“ bezeichnet wurden. In der Zwischenzeit verbreiteten „Kolporteure“ (jetzt „Pioniere“ genannt) Gottes Wahrheit von Haus zu Haus. — Apg. 5:42; 20:20.
12 Doch wie reagierten die Menschen auf diese geistige Speise? Ohne Zweifel lenkte der Geist Jehovas die Dinge. Im Jahre 1882 ging zum Beispiel aus London folgende Anfrage ein: „Sagen Sie mir bitte, wie und was ich predigen soll, um das heilige Werk durchzuführen, das Gott getan haben möchte.“ In einem Brief, der im Jahre 1887 aus Nebraska einging, hieß es: „Ich betrachte es nicht nur als eine Pflicht, sondern als ein heiliges Vorrecht, die Verkündigung dieses Evangeliums mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen.“
13 Jehovas Geist wirkte auch in entfernteren Ländern. Um das Jahr 1887/88 drang die Wahrheit nach China vor. Aus Mazedonien (europäische Türkei) kam im Jahre 1888 folgender Bericht: „Türken, Juden, Bulgaren und Mazedonier zeigen großes Interesse an der Wahrheit.“ Kurz danach wurde berichtet, daß entlang der Küste Afrikas die Wahrheit trotz Verfolgung „an Boden gewinnt“. Im Jahre 1890 kam ein Brief aus dem Dekhan (Indien), in dem ein Missionar der Christenheit, der „dreißig Meilen [über 45 Kilometer] tief im Dschungel“ tätig war, schrieb, er habe die Zeitschrift Zions Wacht-Turm und die Bibelforscher-Traktate „mit großem Interesse“ gelesen. Er abonnierte den Wacht-Turm für zwei Jahre und bestellte weitere Schriften.
14. (a) Wie brachte J. F. Rutherford seine Wertschätzung für die Bücher Millennium-Tagesanbruch zum Ausdruck? (b) Führe einige Einzelheiten über Bruder Rutherfords spätere Tätigkeit an.
14 Im Jahre 1894 erhielt die Gesellschaft einen Brief von einem Mann, der einige Bände der Buchserie Millennium-Tagesanbruch gekauft hatte. Er schrieb unter anderem:
Ich nahm die Bücher heim und dachte kaum mehr daran, bis ich vor einigen Wochen, als ich etwas Muße hatte, den ersten Band zu lesen begann, und er interessierte mich derart, daß ich mit Lesen nicht mehr aufhören konnte. Das Ergebnis ist, daß meine liebe Frau und ich selbst diese Bücher mit dem lebhaftesten Interesse gelesen haben, und wir betrachten es als einen großen, von Gott erhaltenen Segen, daß wir die Gelegenheit empfingen, damit in Berührung zu kommen. Sie sind in der Tat eine „Handreichung“ zum Bibelstudium. Die großen Wahrheiten, wie sie in den Studien dieser Bände geoffenbart werden, haben unsere irdischen Bestrebungen ganz über den Haufen geworfen, und da wir die große Gelegenheit, etwas für Christus zu tun, wenigstens einigermaßen erkennen, beabsichtigen wir, Nutzen aus dieser Gelegenheit zu ziehen, indem wir diese Bücher vorerst unter unseren nächsten Verwandten und Freunden und dann auch unter den Armen, die sie lesen möchten und nicht kaufen können, verbreiten wollen.
Dieser Brief war unterschrieben von J. F. Rutherford, der sich im Jahre 1906 taufen ließ, um seine Hingabe an Gott zu symbolisieren, und der schließlich C. T. Russell als Präsident der Wachtturm-Gesellschaft folgte.
DER SEGEN JEHOVAS MACHT REICH
15. Wer waren die Pilgerbrüder, die mit der Gesellschaft zusammenarbeiteten, und wie unterstützten sie ihre Glaubensbrüder?
15 „Der Segen Jehovas — der macht reich, und keinen Schmerz fügt er ihm hinzu.“ (Spr. 10:22) Das bewahrheitete sich tatsächlich. Mit Gottes Segen entstanden immer mehr Versammlungen der Bibelforscher. Nach einiger Zeit wurden sie regelmäßig von „Pilgerbrüdern“ (reisenden Vertretern der Wachtturm-Gesellschaft) besucht. Die Pilgerbrüder erlebten in ihrem Dienst viel Freude, und sie ‘sehnten sich danach, ihre Glaubensbrüder zu sehen’ und ihnen durch Vorträge und anderswie ‘irgendeine geistige Gabe mitzuteilen’. (Röm. 1:11, 12) „Ihre Besuche machten unsere Freude noch überströmender und stärkten unseren Glauben“, schreibt Hazelle M. Krull begeistert über diese Pilgerbrüder. „Auch lernten wir dadurch die Organisation Jehovas mehr schätzen.“
16. (a) Wozu bieten die Zusammenkünfte der christlichen Zeugen Jehovas Gelegenheit? (b) Werden bei diesen Zusammenkünften Kollekten durchgeführt?
16 Bei den Zusammenkünften der Bibelforscher wurden vortreffliche biblische Belehrungen erteilt. Sie boten auch Gelegenheit, sich gegenseitig ‘zur Liebe und zu vortrefflichen Werken anzureizen’. (Hebr. 10:24, 25) Bis zum heutigen Tag werden die Zusammenkünfte der christlichen Zeugen Jehovas unter dem Motto „Eintritt frei“ und „Keine Kollekte“ angekündigt. „Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt“, sagte Jesus Christus. — Matth. 10:8.
17. Wann und wo wurde außerhalb der Vereinigten Staaten das erste Zweigbüro der Gesellschaft errichtet, und wie viele Zweigbüros gab es im Jahre 1972?
17 Im Jahre 1891 unternahm C. T. Russell eine Reise ins Ausland. Danach wurden Schriften der Wachtturm-Gesellschaft in Deutsch, Französisch, Schwedisch, Dänisch-Norwegisch, Polnisch, Griechisch und später auch in Italienisch veröffentlicht. Das erste Zweigbüro der Gesellschaft außerhalb der Vereinigten Staaten wurde im Jahre 1900 in London gegründet. Seither ist eine Entwicklung zu beobachten, die von Wachstum und von Gottes Segen zeugt. Im Jahre 1972 belief sich die Zahl der Zweigbüros der Gesellschaft auf 95.
18. Was geschah mit der Zentrale der Gesellschaft im Jahre 1909?
18 In den Jahren 1908 und 1909 wurden weitere Schritte zur Ausdehnung unternommen. Vertreter der Gesellschaft kauften das alte „Plymouth Bethel“, ein Missionsgebäude (Hicks Street 13—17), und das Henry-Ward-Beecher-Haus (Columbia Heights 124) in Brooklyn (New York). Der Name „Plymouth Bethel“ wurde auf „Brooklyn Tabernacle“ abgeändert, und das alte Beecher-Haus, in dem die Mitarbeiter der Zentrale der Gesellschaft wohnten, nannte man „Bethel“. So wurde im Jahre 1909 Brooklyn der Sitz der Weltzentrale der Gesellschaft (der Watchtower Bible and Tract Society of New York, Incorporated), die heute einen riesigen Komplex von Wohn-, Büro- und Fabrikgebäuden in Brooklyn besitzt. Alle diese Gebäude werden von Jehovas Zeugen, die Gott preisen und die gute Botschaft vom Königreich verkündigen, benutzt. — Mark. 13:10.
19, 20. (a) Wie lenkten die Bibelforscher durch einen Zeitungsartikeldienst die Aufmerksamkeit auf die biblischen Wahrheiten? (b) Beschreibe das „Photo-Drama der Schöpfung“.
19 Die Bibelforscher lenkten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auch durch einen internationalen Zeitungsartikeldienst, den sie organisierten, auf die biblischen Wahrheiten. Eine Zeitlang veröffentlichten etwa 3 000 Zeitungen in den Vereinigten Staaten, in Kanada und Europa Predigten von C. T. Russell. Jahrelang hatten die Bibelforscher verkündigt, daß die 2 520 Jahre dauernden „bestimmten Zeiten der Nationen“ im Jahre 1914 enden würden. (Luk. 21:24) Als jenes Jahr herannahte, kam Russell auf den kühnen Gedanken, die gute Botschaft noch auf eine andere Weise zu verkündigen.
20 Der Film steckte damals noch in den Kinderschuhen. Die Synchronisierung von Bild und Ton war noch nicht so weit entwickelt, daß sie sich finanziell gelohnt hätte. Auch die Entwicklung des Farbfilms war noch nicht so weit, daß er allgemein hätte benutzt werden können. Doch im Jahre 1912 beschloß Russell, durch dieses Mittel ein großes Zeugnis zu geben. Er schuf das „Photo-Drama der Schöpfung“, das eine Kombination von Filmen, Lichtbildern und Schallplatten war und Gottes Vorhaben mit der Erde und der Menschheit schilderte, angefangen von der Schöpfung bis zum Ende der Tausendjahrherrschaft Jesu Christi. (Offb. 20:6) Es wurde in vier Teilen vorgeführt und dauerte acht Stunden. Millionen Menschen haben es gesehen, und es war ein wunderbares Zeugnis, durch das Jehovas Vorhaben bekanntgemacht wurde.
21. War das Werk der Bibelforscher von einem Menschen abhängig?
21 Am 31. Oktober 1916 starb der bereits leidende Charles Taze Russell auf einer Vortragsreise in einem Zug in der Nähe von Pampa (Texas). Trotz der Trauer über seinen Tod waren sich die meisten Bibelforscher darüber klar, daß ihr Werk nicht von einem Menschen abhängig war. Es war Jehovas Werk, das durch seinen heiligen Geist geleitet wurde. Gott würde deshalb dafür sorgen, daß es mit Erfolg fortgesetzt würde. — Apg. 5:38, 39.
DEN KÖNIG UND DAS KÖNIGREICH VERKÜNDEN
22. Welchen Schwierigkeiten standen Jehovas christliche Zeugen gegenüber, kurz nachdem J. F. Rutherford Präsident der Wachtturm-Gesellschaft geworden war? Doch wie ging die Sache aus?
22 Nach dem Tod C. T. Russells wurde J. F. Rutherford zum Präsidenten der Wachtturm-Gesellschaft gewählt. Er stieß aber bei einigen ehrgeizigen Männern innerhalb der Organisation, die versuchten, ihren Einfluß geltend zu machen, bald auf Widerstand, und es dauerte einige Zeit, bis ihre Bemühungen völlig unterbunden werden konnten. Gleichzeitig wurden die christlichen Zeugen Jehovas auf Veranlassung der Geistlichkeit heftig verfolgt. (Matth. 24:9) Darüber hinaus wurde ihr Werk ernstlich gefährdet, als am 7. Mai 1918 J. F. Rutherford und sieben andere führende Mitglieder der Gesellschaft verhaftet, später vor Gericht gestellt und aufgrund falscher Anschuldigungen verurteilt wurden. Sie wurden angeklagt,
sich auf ungesetzliche, böswillige Weise verschworen, zusammengetan und verbündet zu haben, um sich miteinander sowie mit verschiedenen anderen Personen, die den Gliedern der besagten Anklagejury nicht bekannt sind, an einem gewissen Vergehen gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu beteiligen, nämlich an dem Vergehen der ungesetzlichen, böswilligen und willentlichen Anstiftung zu Insubordination, Untreue und Verweigerung der Dienstpflicht in den Militär- und Flottenstreitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika, und dies zu einer Zeit, da sich diese im Kriegszustand befanden ..., [und zwar] durch persönliche Aufforderungen, Briefe, öffentliche Reden und indem sie überall in den Vereinigten Staaten von Amerika öffentlich ein gewisses Buch, betitelt „Volume VII. Bible Studies. The Finished Mystery“ [7. Band Schriftstudien. Das vollendete Geheimnis], und gewisse Artikel, die in Druckschriften, betitelt „Bible Student’s Monthly“ [Schriftforscher, Monatsheft], „Watch Tower“ [Wacht-Turm], „Kingdom News“ [Königreichs-Nachrichten], und in anderen, nicht genannten Flugschriften erschienen sind, verbreitet und überall in den Vereinigten Staaten öffentlich in Umlauf gesetzt haben.
Nachdem sie mehrere Monate in der Bundesstrafanstalt von Atlanta (Georgia) zugebracht hatten, wurden sie gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Am 14. Mai 1919 wurden die Fehlurteile umgestoßen, und am 5. Mai 1920 wurden sie vollständig rehabilitiert. Bildlich gesprochen, waren Gottes „zwei Zeugen“, die gesalbten Nachfolger Christi, tot gewesen. Nach der Entlassung der Vertreter der Gesellschaft aus dem Gefängnis kam „von Gott her Geist des Lebens“ in sie, der sie belebte, und so machten sie sich wieder ans Werk — organisiert, um Gott zu preisen. — Offb. 11:3-12.
23, 24. (a) Wie wurde das Werk der Bibelforscher durch den Kongreß beeinflußt, den sie im Jahre 1919 in Cedar Point (Ohio) durchführten? (b) Von welcher Bedeutung war der Kongreß des Jahres 1922 für die Verkündigung des Königreiches?
23 Im Jahre 1919 wurde in Cedar Point (Ohio) ein begeisternder Kongreß durchgeführt, der dem Werk der Bibelforscher neuen Auftrieb gab. Unter anderem erhielten sie auf diesem Kongreß ein neues Hilfsmittel für ihre Predigttätigkeit: Das Goldene Zeitalter, eine Zeitschrift, die die religiösen Irrlehren bloßstellte und auf die Hoffnung und den Trost hinwies, die in der Bibel zu finden sind. Heute, über ein halbes Jahrhundert später, dient diese Zeitschrift unter ihrem neuen Namen, Erwachet!, immer noch demselben Zweck.
24 Im Jahre 1922 versammelten sich die Bibelforscher erneut in Cedar Point. Auf diesem Kongreß war der Vortrag, den J. F. Rutherford am Freitag, dem 8. September, über das Thema „Das Königreich“ hielt, von besonderer Bedeutung. Er schloß mit den eindringlichen Worten: „Siehe, der König regiert! Ihr seid seine öffentlichen Verkündiger. Deshalb verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich!“ In diesem Augenblick wurde über der Rednertribüne ein zehn Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Verkündet den König und das Königreich!“ entrollt. Seither haben Gottes Diener das Königreich unablässig verkündet.
25. Bei welcher Gelegenheit nahmen die Bibelforscher den Namen „Jehovas Zeugen“ an? Ist dieser Name biblisch?
25 Dann kam das Jahr 1931. In diesem Jahr hielten die Bibelforscher einen Kongreß in Columbus (Ohio) ab. Dort nahmen sie durch eine Resolution einmütig den biblischen Namen „Jehovas Zeugen“ an. (Jes. 43:10-12) Sie tragen den Namen Jehovas freudig und treten so auf der ganzen Erde als Zeugen für Gott und sein Vorhaben auf.
VON DEM GOTT, DEN SIE PREISEN, UNTERSTÜTZT
26, 27. Führe ein Beispiel an, das zeigt, daß Jehova für diejenigen, die organisiert sind, um ihn zu preisen, eine sichere Höhe in Zeiten der Bedrängnis ist.
26 In den darauffolgenden Jahren wurden sie reich gesegnet, aber auch heftig verfolgt. Zum Beispiel machten während des Zweiten Weltkrieges viele Diener Jehovas schwere Prüfungen durch. Ein Bruder, der in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager war, berichtete:
Da wir soviel Essensentzug hatten und täglich schwere Arbeit leisten mußten, wichen die Körperkräfte zusehends, so daß ich mein Knochengerüst kaum noch fortbewegen konnte, worauf mir zwei Brüder unter die Arme griffen und mich beim Einmarsch ins Lager stützten. Ich muß bekennen, daß ich öfters eine Handvoll Sand in den Mund steckte, damit mein Magen etwas zu tun hatte, was auch andere Brüder taten. So wurden alle Kräfte angewandt, um am Leben zu bleiben und Satan und seine SS-Männer zu Lügnern zu stempeln, denn sie sagten des öfteren: „Wo ist denn euer Jehova? Er soll euch beistehen.“ Ich muß sagen, er hat uns wunderbar erhalten.
27 Jehova steht seinen Dienern wirklich bei. Sein Geist ruht sowohl auf seinem Volk als ganze Organisation als auch auf den einzelnen. Jehova Gott hat sich für die, die organisiert sind, um ihn zu preisen, immer wieder als „eine sichere Höhe in Zeiten der Bedrängnis“ erwiesen. — Ps. 9:9.
GESCHULT UND GESTÄRKT, UM GOTT ZU PREISEN
28. Wann wurde die Wachtturm-Bibelschule Gilead eröffnet, und was ist dadurch erreicht worden?
28 J. F. Rutherford starb am 8. Januar 1942. Fünf Tage später wurde N. H. Knorr einstimmig zum Präsidenten der Wachtturm-Gesellschaft gewählt. Er und seine Mitarbeiter setzten unverzüglich ein ausgedehntes Schulungswerk in Gang. Am 1. Februar 1943 wurde die Wachtturm-Bibelschule Gilead eröffnet. Im Laufe der Jahre sind in dieser Schule Tausende von Predigern auf den Missionardienst und auf andere wichtige Dienstaufgaben in der sich ausdehnenden Organisation der Diener Jehovas vorbereitet worden.
29. Inwiefern können alle, die die Theokratische Predigtdienstschule besuchen, daraus Nutzen ziehen?
29 Im Jahre 1943 wurde auch in den Versammlungen der Zeugen Jehovas eine neue Schule eingeführt: die Theokratische Predigtdienstschule, in die sich ursprünglich nur Männer eintragen lassen konnten. Heute hilft sie Männern, Frauen und Kindern, die eingetragen sind. Aber auch alle anderen, die diese Schule jede Woche besuchen, ziehen daraus großen Nutzen. Die Teilnehmer lernen, biblischen Stoff zu sammeln, ihn zusammenzustellen und darzulegen. Durch die Schulung, die Jehovas Zeugen in dieser und in ihren anderen Zusammenkünften zuteil wird, erlangen sie eine gründliche Bibelkenntnis, ihre Wertschätzung für die Bibel vertieft sich, und sie werden tüchtigere Prediger.
30. Wann wurde die Königreichsdienstschule eingeführt, und welchem Zweck dient sie?
30 Im Jahre 1959 wurde eine weitere organisatorische Einrichtung geschaffen: die Königreichsdienstschule, ein Kurs, der in verschiedenen Ländern an günstig gelegenen Orten unter der Leitung der Wachtturm-Gesellschaft durchgeführt wird und in dem vom heiligen Geist ernannte Aufseher lernen, wie sie ihren Verpflichtungen innerhalb der Christenversammlung richtig nachkommen können. — Apg. 20:28; 1. Tim. 3:1-10, 12, 13; 1. Petr. 5:1-4.
31. Welcher bedeutsame Kongreß der Zeugen Jehovas fand im Jahre 1958 statt?
31 Jehovas irdische Organisation hat sich ausgedehnt, da er dem Werk seiner ergebenen Anbeter Gelingen schenkte. Von nicht geringer Bedeutung waren ihre großen Kongresse. Ein Beispiel hierfür war der internationale Kongreß „Göttlicher Wille“, den Jehovas Zeugen vom 27. Juli bis 3. August 1958 in New York durchführten und bei dem 253 922 Personen in dem überfüllten Yankee-Stadion und in den Polo Grounds den öffentlichen Vortrag hörten, den N. H. Knorr über das Thema „Gottes Königreich herrscht — ist das Ende der Welt nahe?“ hielt.
32. Worauf ist die geistige Stärke und die Ausdehnung der irdischen Organisation Jehovas zurückzuführen?
32 Jehova hat seine irdische Organisation gesegnet und sie auf diese Weise geistig gestärkt, und das hat dazu geführt, daß in der Verkündigung des Königreiches gute Ergebnisse erzielt worden sind. Heute wird dieses Werk unter der Leitung von 95 Zweigbüros der Wachtturm-Gesellschaft in 208 Ländern durchgeführt. Diese Ausdehnung ist nur Jehova Gott zuzuschreiben. Er hat seine treuen Diener gesegnet, und sein heiliger Geist hat sie in ihrem Werk, das darin besteht, sein Vorhaben zu verkünden und Jünger zu machen, unterstützt. — Matth. 28:19, 20.
33. Welche Fragen sollten sich diejenigen stellen, die die Wahrheit erst in den letzten Jahren kennengelernt haben?
33 Ständig schließen sich weitere Tausende der Organisation Jehovas an, und es ist wunderbar, sie kommen zu sehen. Doch was werden sie mit der guten Botschaft, die sie auf diese Weise kennenlernen, tun? Werden sie den Eifer bekunden, den eifrige Diener Gottes in den vergangenen Jahren bekundeten? Werden sie ebenso standhaft sein? Vergessen wir nicht, daß es heute in Jehovas Organisation Personen gibt, die sich schon über fünfzig Jahre am Predigtdienst beteiligen und die es trotz schlechten Wetters, trotz schlechter Gesundheit oder trotz Verfolgung immer noch tun. Echte Liebe zu Jehova treibt sie an.
34. (a) Wie sollten wir als Glieder der Organisation Jehovas uns gegenseitig betrachten, um seinem Vorbild zu entsprechen? (b) In welchem dringenden Werk gibt es für uns alle genug zu tun?
34 Vielleicht bist du erst in den letzten Jahren mit Jehovas Organisation in Berührung gekommen. Du magst diese Älteren noch nicht sehr lange kennen; du hast sie erst in ihren vorgerückten Jahren kennengelernt. Wie betrachtest du sie? Die Wachtturm-Gesellschaft erhielt unlängst einen Brief, in dem folgendes stand: „Ich möchte mich für das Jahrbuch 1973 bedanken. ... Der Absatz, der mich wahrscheinlich am meisten beeindruckt hat, ist der erste Absatz auf Seite 33 unter der Überschrift ,Tätigkeit der Zeugen Jehovas in der Neuzeit‘. Dieser Absatz macht auf etwas aufmerksam, was tatsächlich so ist. ,Manchmal denkt die heutige Generation nur an das, was sie geleistet hat. Doch die heutige Generation der Zeugen Jehovas baut eigentlich auf dem auf, was treue Evangeliumsverkündiger vor Jahren getan haben.‘ Das ist wirklich wahr! So, wie das Jahrbuch 1973 zusammengestellt ist, wird es uns ,Jüngeren in der Wahrheit‘ helfen, die ,älteren Brüder in der Wahrheit‘ mit anderen Augen zu sehen, sie nämlich nicht nur als ,alte Freunde‘ oder ,alte Brüder und Schwestern‘ zu betrachten.“ Jeder Diener Jehovas hat in Gottes Organisation einen Platz, und jeder ist kostbar in den Augen Jehovas. Es gibt Arbeit für alle, und die Bibel spornt uns dazu an, ‘reichlich beschäftigt zu sein im Werke des Herrn’, da wir wissen, daß wir nichts Lohnenderes tun könnten. (Sach. 2:8; Hagg. 2:7; 1. Kor. 15:58) Jehovas Zeugen werden auf der ganzen Erde vereint fortfahren, ihren himmlischen Vater zu erheben, denn sie sind dankbar dafür, daß sie zu dem Zweck organisiert worden sind, ihn zu preisen.
[Bild auf Seite 586]
C. T. RUSSELL
[Bild auf Seite 591]
Auf dem Kongreß in Cedar Point (1922) legte der Präsident der Gesellschaft, J. F. Rutherford, großen Nachdruck auf die Verkündigung des Königreiches Gottes durch die eindringliche Aufforderung: „Verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich!“
[Bild auf Seite 592]
Nachdem N. H. Knorr Präsident der Watch Tower Society geworden war, wurde großer Nachdruck auf die Schulung gelegt. Die Wachtturm-Bibelschule Gilead ist eine der Schulen, die gegründet wurden.