„Kriege läßt er aufhören“
„ES WAR am 8. August 1942. Japanische Truppen waren auf einigen Inseln der Aleuten gelandet in der Absicht, von da aus die Westküste der Vereinigten Staaten anzugreifen. Ich gehörte zu einer US-Fliegerstaffel der Marine, die dort zum Einsatz kam, um die japanischen Schiffe mit Torpedos anzugreifen.
Bei dem Angriff wurden wir unter Beschuß genommen, und unsere Radaranlage fiel aus. So mußten wir uns ohne die für uns wichtigste Navigationshilfe auf den Rückweg zu unserem Stützpunkt machen — durch dichten Nebel entlang an der schier endlosen Kette der Aleuten. Wir verloren die Orientierung. Zwar wußten wir, daß zu unserer Linken die Inseln mit ihren Bergen lagen, doch wie weit waren sie entfernt? Die Sicht war gleich Null. Plötzlich schrie der Kommandant: ‚Wir stürzen ab!‘
Von da an nahm ich nichts mehr wahr, bis ich die Besinnung wiedererlangte. Unsere Maschine war an einem Berg zerschellt, und ich war irgendwie von dem Wrack weggeschleudert worden. Ich konnte sehen, daß die Maschine brannte. Das Heck war abgebrochen. Wenn irgend jemand von der Besatzung noch am Leben war, dann nur darin.“
Dieser Bericht stammt von Harley Miller, der den Absturz überlebte. Ein Foto von den Überresten des Flugzeugs erscheint auf Seite 13. Was war mit den anderen acht Mann der Besatzung geschehen? Harley berichtet darüber im folgenden Artikel. Wir ermuntern dich, seine Schilderung nicht als eine Kriegsgeschichte zu lesen, sondern als die Geschichte eines Mannes, der schließlich den Frieden fand.
Harley sah, während er bei der Marine war, viele Männer sterben. Es war zwar nur ein Bruchteil all der Toten, die der Zweite Weltkrieg forderte, aber genug, um Harley die völlige Sinnlosigkeit des Krieges erkennen zu lassen, so daß er sich die Frage nach dem Warum stellte.
Ist der Mensch heute vernünftiger?
Im Zweiten Weltkrieg hielt der Tod unter dem Militär und der Zivilbevölkerung eine schreckliche Ernte in Höhe von 55 Millionen Menschenleben. Wieviel Leid und Elend wurde doch dadurch in der ganzen Welt verursacht! Millionen Witwen und Waisen mußten sich allein durchs Leben schlagen. Die Frage, die sich einem im Jahre 1945 bei Kriegsende aufdrängte, war somit: Wird es einmal keine Kriege mehr geben?
Die traurige Antwort lautet, daß der Mensch seit 1945 nicht vernünftiger geworden ist. Die Nationen setzen ihre Kriegsvorbereitungen fort und beteiligen sich an kriegerischen Auseinandersetzungen. Auf einer Konferenz über das Schicksal der Erde sagte kürzlich Admiral a. D. Gene La Rocque, daß gemäß dem Pentagon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 270 Kriege geführt worden sind. Der Admiral erklärte, allein die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion würden über 20 000 Atomwaffen verfügen, und sagte warnend: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es einen Atomkrieg geben.“
Ja, wie wilde Tiere tragen Regierungen immer noch ihre Streitigkeiten dadurch aus, daß sie Blut vergießen, gewöhnlich aber nicht das der politischen Herrscher. Und wenn tatsächlich einmal kein Krieg geführt wird, erhalten die Nationen einen dürftigen Frieden aufrecht, der auf gegenseitiger Abschreckung beruht — auf der Theorie über die „gesicherte gegenseitige Zerstörung“. Aber warum? Warum scheint der Krieg in der Menschheitsgeschichte etwas Unvermeidliches zu sein? Gibt es eine Lösung?
Warum kommt es zu Kriegen?
Psychologen und Anthropologen haben als Erklärung dieses Phänomens viele verschiedene Theorien aufgestellt. Natürlich wurzeln ihre Vorstellungen in der Evolutionstheorie und in der Auffassung, der Mensch sei lediglich ein höherentwickeltes Tier. Daher sagen einige: „Aggressionen sind für das Überleben der Menschheit unerläßlich.“ Bei der Rechtfertigung des Krieges handelt es sich somit um ein Nebenprodukt der Evolutionstheorie.
Doch einige Psychologen gehen nicht damit einig, daß Krieg einfach die Folge instinktiver Aggression sei. Ihrer Auffassung nach ist die Kriegslust eine erworbene Eigenschaft, die Folge von Frustrationen in der Kindheit. Deshalb treten sie für mehr Freizügigkeit in der Kindheit und für eine freizügigere Gesellschaft ein. Ist aber, da es in der westlichen Welt heute eine freizügige Gesellschaft gibt, die Kriegsgefahr verringert worden?
Robert Leckie schlußfolgert in seinem Buch Warfare (Krieg): „Krieg ... läßt sich nicht mit biologischen Begriffen erklären. Es scheint vielmehr ein soziales, politisches und rechtliches Problem zu sein. ... Die Gesellschaft selbst scheint die Grundursache des Krieges zu sein, und solange große Gesellschaften — souveräne nationale Staaten — weiterhin über große und unkontrollierte Macht verfügen, wird der Krieg unvermeidbar bleiben“ (Kursivschrift von uns).
Vor nahezu 2 000 Jahren warf Jakobus, ein Halbbruder Jesu, in Verbindung mit der frühchristlichen Versammlung die Frage auf: „Woher kommen denn die Kriege, woher die Kämpfe unter euch: nicht aus dem Widerstreit eurer Wünsche in euren Gliedern? Ihr wollt haben, was ihr nicht besitzt, so werdet ihr neidisch und ereifert euch, könnt es aber nicht erlangen“ (Jakobus 4:1, 2, Wilckens).
Diese Worte lassen die wesentlichen Ursachen für Krieg erkennen: Neid, Ehrgeiz und Habsucht. Seit etwa 6 000 Jahren besteht nun schon diese Situation (1. Mose 4:2-10). Wie oft sind bereits Kriege um bestimmte Gebiete, um Besitztümer und Bodenschätze geführt worden! Stolz, Nationalismus, ein gewisses Loyalitätsempfinden und Fremdenfeindlichkeit, d. h. eine Furcht vor Fremden und Ausländern, werden entsprechend manipuliert, um Kräfte für den Krieg zu mobilisieren. Außer diesen eher vordergründigen Ursachen gibt es noch eine tiefer liegende Ursache.
Eine tiefer liegende Ursache wird ignoriert
Natürlich gibt es e i n e n Faktor, den nahezu alle Experten bei ihren Spekulationen geflissentlich außer acht lassen: die unsichtbare Macht, der es lieber ist, wenn die Menschen untereinander entzweit und in Kriege verstrickt sind. Diese Macht verwirrt die Menschheit vorsätzlich durch zahllose Dinge — sei es durch die Religion, die Politik oder durch die Vergnügungssucht. Sie wird in der Bibel deutlich identifiziert. Zum Beispiel wird gesagt: „Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19). Wer ist der, „der böse ist“? Jesus zeigte, um wen es sich handelt, als er gegenüber den Pharisäern, die ihn zu ermorden suchten, erklärte: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. Jener war ein Totschläger, als er begann, und er stand in der Wahrheit nicht fest, weil die Wahrheit nicht in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er gemäß seiner eigenen Neigung, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Johannes 8:44).
Ja, der Einfluß, auf dem die von Menschen geführten Kriege beruhen, geht von dem bösen geistigen Herrscher, Satan, dem Teufel, aus. Er und seine Anhänger, die Dämonen, sorgen mit ihrem Hang zum Sadismus dafür, daß die Menschheit mit Kriegen und Kriegsvorbereitungen vollauf beschäftigt ist. Es stimmt zwar, daß sich Millionen im Protest gegen die Atomwaffen erheben und fordern, sie einzufrieren, doch lassen sie nicht erkennen, daß sie die einzig wahre Lösung unterstützen — die Herrschaft des messianischen Königreiches Gottes. So gelingt es Satan, ‘die ganze bewohnte Erde irrezuführen’ (Offenbarung 12:9). Er verleitet die Menschen zu vergeblichen Friedensbestrebungen, indem er dafür sorgt, daß sie gerade an den Dingen festhalten, die zum Krieg führen — engstirnige nationalistische Interessen.
Wie wird Frieden zustande kommen?
Der bereits zitierte Robert Leckie erklärt: „Wissenschaftler der sozialen Disziplinen sagen, daß der Krieg eine veralterte Funktion erfüllt ... und daß sich die instinktive Streitsucht, durch die ihm Vorschub geleistet wird, mit Hilfe von Erziehung, Gesetz und Ethik kontrollieren läßt“ (Kursivschrift von uns). Diese wissenschaftliche Ansicht deckt sich unabsichtlich mit der Lösung, die die Bibel für das Problem Krieg angibt — eine Lösung, die auf „Erziehung, Gesetz und Ethik“ beruht. Der Prophet Jesaja wies vor etwa 2 700 Jahren auf diesen Weg zum Frieden hin, als er sagte: „Und viele Völker werden gewißlich hingehen und sagen: ‚Kommt, und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘ Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem. Und er wird gewißlich Recht sprechen unter den Nationen und die Dinge richtigstellen hinsichtlich vieler Völker. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nation wird nicht gegen Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen“ (Jesaja 2:3, 4).
Was läßt diese Prophezeiung erkennen? Daß Menschen aus vielen Nationen das Gesetz, die Herrschaft und die Souveränität Jehovas anerkennen werden müssen. Sie werden eine neue Erziehung zum Frieden akzeptieren müssen. Demütig werden sie sagen müssen: „Er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.“ Ja, sie werden die Wege oder die „Ethik“ des wahren christlichen Friedens kennenlernen und auf den Pfaden Jehovas wandeln, die durch das vollkommene Beispiel seines Sohnes, Christus Jesus, aufgezeigt worden sind. Tatsache ist, daß Jehovas Zeugen als eine weltweite Bewegung diese Prophezeiung bereits seit Jahrzehnten erfüllen — in zwei Weltkriegen und allen anderen Konflikten, in die die Menschheit seither verstrickt gewesen ist.
Wir müssen jedoch der Tatsache ins Auge sehen, daß dauerhafter Friede für die ganze Menschheit nicht allein durch menschliche Bemühungen zustande kommen wird. Es bedarf einer viel größeren Macht, nicht nur einer internationalen Regierung, wie sie von vielen befürwortet wird, sondern einer supranationalen Regierung, die über kleinliche Politik und Nationalismus erhaben ist. Genau das trifft auf die unter Christus stehende himmlische Regierung Gottes zu. Nur durch sie kann wirklich Frieden herbeigeführt werden (Matthäus 6:9, 10).
Wie wird der Frieden zustande kommen? Da die Nationen ihre nationale Souveränität nicht freiwillig aufgeben, werden sie in Kürze dazu gezwungen werden. Der Prophet Daniel sagte voraus: „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Daniel 2:44). Ferner wird der oberste Kriegstreiber, Satan, der Teufel, wie aus Offenbarung 20:1-3 hervorgeht, „für tausend Jahre“ in den „Abgrund“ der Untätigkeit geworfen werden, „damit er die Nationen nicht mehr irreführe“.
Das Ende der selbstsüchtigen politischen Königreiche oder Regierungen der Menschen wird den Weg für die vollständige Erfüllung der Hoffnung erweckenden Worte aus Psalm 46:8-10 bereiten, wo es heißt: „Kommt, seht die Taten Jehovas, wie er erstaunliche Ereignisse auf der Erde hat einsetzen lassen. Kriege läßt er aufhören bis an das äußerste Ende der Erde. Den Bogen zerbricht er, und den Speer zersplittert er; die Wagen verbrennt er im Feuer. ‚Laßt ab und erkennt, daß ich Gott bin. Ich werde gewißlich erhaben sein unter den Nationen, ich werde gewißlich erhaben sein auf der Erde.‘“ Ja, die Souveränität Jehovas wird auf der ganzen Erde erhöht werden. Dieser Tag ist nahe (Matthäus 24; Markus 13; Lukas 21).
Möchtest du das Ende aller Kriege miterleben? Sei überzeugt, daß wir an der Schwelle der herrlichen Zeit leben, von der David in Psalm 37:10, 11 sprach, als er sagte: „Nur noch eine kleine Weile, und der Böse wird nicht mehr sein ... Aber die Sanftmütigen selbst werden die Erde besitzen, und sie werden in der Tat ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens.“